September Girl

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Holger Rutkiewicz

September Girl

Impressum

September Girl

Holger Rutkiewicz

Veröffentlichung April 2018

Texte: © Copyright by Holger Rutkiewicz

Umschlag: © Copyright by Holger Rutkiewicz

Verlag: epubli

Druck: epubli - ein Service der neopubli GmbH, Berlin

Konvertierung: sabine abels | www.e-book-erstellung.de

Dieses Buch widme ich meiner lieben Frau Birgit

13.04.2018

Vorwort

Dies ist meine Erzählung,

… so ungewöhnlich einige Darstellungen und Handlungsweisen auch erscheinen mögen und so zeitlich sprunghaft diese auch für Dich sind, basiert sie doch auf tatsächlichen Begebenheiten.

Ich habe aus Respekt und Bitten einiger hier handelnden Personen nur deren Namen geändert.

Verziehen sei mir auch das einige Abläufe manchmal nicht komplett oder auch Zeitversetzt erscheinen mögen. Doch zu meiner Entschuldigung. … es ist bereits ein halbes Menschenleben her.

Und nun tauch ein, hab einfach Spaß!

Kapitel 1
September Girl

Die Haare noch klamm und der Geruch von Farbspülung umflog ihr Gesicht.

Schon wieder zu lange unter der Dusche geträumt …

Ich mag es noch halb verschlafen im Wasserfall zu stehen, die heißen Wassertropfen spüren, wenn sie den Seifenschaum von meiner Brust trommeln.

Beinahe jeden Morgen fühle ich mich unwirklich, hell wach und doch unendlich ausgelaugt. Auch das morgendliche duschen, wenn der Seifenschaum durch meine Haare dann entlang den Beinen und zwischen den auffällig rotlackierten Nägeln gespült wird, kann nichts daran ändern.

Aber genau das sind die Tage vor denen ich mich als junges Mädchen gefürchtet habe.

Nie wollte ich fühlen wie schmerzhaft akribisch die Zeit mich täglich zerreißt. Zeit, die ich nicht halten vermag. Tage welche fließen als ob Wasser durch meine Finger rinnt.

So wie jemand ein herannahendes Unwetter oder drastische Wetterkapriolen schmerzhaft wahrnehmen kann, was kaum einer versteht, verspüre ich unerklärbare Schmerzen beim Sprung jeder Stunde.

Im Handtuch gehüllt suche ich in meinem Koffer nach der letzten sauberen Wäsche, und immer die Frage, heute Rock oder Hose. Doch bei der heutigen Tour kann ich es riskieren meinen Lieblingsrock und die dazu auffällig gemusterte Strumpfhose zu tragen.

Männer mögen das, auch wenn sie's kaum zugeben würden.

Den Frühstücksraum betrete ich heute als Erste. Die Tische sind gemütlich hergerichtet und ich schlendere mit meinem Teller Rührei dem Platz am Fenster entgegen. Kaum das ich sitze steht auch schon der Kellner mit einem heißen Kännchen Kaffee neben mir.

„Darf ich Ihre Zimmernummer erfahren?“ Bittet er standartgemäß.

„Warum?“ Frage ich neckisch zurück.

„Wollen Sie mich heute Abend etwa mit einer Flasche Wein besuchen? Daraus wird leider nichts, ich reise noch heute Morgen ab.“

Sein Augenrollen sagt mir alles. Also, … da hast du deine drei Zahlen und nun her mit der Kanne Kaffee.

Wahrscheinlich geht er zum Lachen in den Keller und nimmt noch Zwei weitere mit die ihm dabei helfen.

Nach einer weiteren großen und starken Tasse dieses Muntermachers in der Hotellobby und dem musternden Blicken des Herrn vom Nachbartisch entflohen, bin ich nun endlich mit meinem Gepäck auf dem Weg zum Auto.

Alles dabei?

Meine Ohrringe, Badelatschen …?

Nicht wie in der letzten Woche als ich nur mit meinem Kulturbeutel zu Hause aus dem Auto stieg.

… Was ist das denn?!

Son Mist, total zugeparkt und dabei wollte ich gerade heute Morgen zeitig los um noch zu tanken.

Und warum auch immer läuft schon zum 20’000-mal dasselbe bescheuerte Lied zu dieser Zeit im Radio?

Wenn dieser Tag nicht gut anfängt, ja dann weis ich auch nicht.

Ririrtping, riritping … He schon so früh das Telefon?

„… Hi Isa, guten Morgen meine Süße, na aus dem Bett gefallen oder im Lotto gewonnen?“

„Hi, … morgen Püppi, weder noch, … ich will noch zum Dock, hab heute frei, wo steckst du grad …?“

Isa kenn ich schon seit ich 15 war.

Gefunden haben wir uns durch puren Zufall, als sie durch ihren Umzug neu in unsere Klasse kam.

Irgendwann, in einem Anfall von Langerweile mussten wir uns ja unbedingt zur rhythmischen-Sportgymnastik anmelden.

So nannte man das damals in der (DDR) bei uns.

Wir waren eine durchgeknallte Schar junger Gänse mit Elan und quirligen Blödsinn im Kopf. Schon nach wenigen trainings-Monaten stieg Isa dann zur „Lieblings rechten Hand“ von Bodo (Ballermann), unseren Tanzlehrer auf.

Bodo war zwar nicht wirklich sein Name, warum jedoch alle ihn so nannten erfuhr ich Monate später.

… Und es ergab dann wirklich Sinn …

Isa sollte für immer meine beste Freundin werden.

Zu Beginn aus dem Grund, weil sie so total anders war. Und, wie ich dann auch später noch erfuhr spielte sich beinahe wöchentlich etwas Ungewöhnliches in ihrem „trauten Heim“ ab.

Es stimmte mich zornig und wütend in was für ein zu Hause sie täglich nach der Schule zurückkehren musste.

Ihre Mutter, leicht gehbehindert, schneiderte die wunderschönsten Dinge, reparierte Kleidung und verlieh diesen ungeahnten Schick. Gesegnet mit so einem Talent konnte Sie sich vor Anfragen an Änderungen und neuen Anfertigungen kaum retten. Doch leider war sie gestraft mit so einem Arsch von Ehemann.

NEIN.

Teufel.

Ja Teufel trifft es.

Einer der tagsüber auf dem Bau hart schuftete und sich keiner Arbeit zu schade war. Das Gesicht gekennzeichnet von Stärke, Stress, und Müdigkeit dazu selten gut gelaunt.

Gut gelaunt, mittwochs beim Skat mit Bierchen und 42 prozentigen Brandwein (Gülden-Tor). Oder auch wenn's am Freitagabend mit den Kollegen ins Stadtrestaurant ging, anschließend die Nachtbar aufsuchend um dort fremde Haut zu begrabschen.

Ob es nun Frauen die enttäuscht von ihren Männern, … Spät-Zünder … oder dauergeile Gottesanbeterinnen waren … egal, es gab genug von jeder Fraktion.

Zu oft und mehr als genug Alkohol im Blut ging es dann allein oder mit einem anderen Idioten von Kollegen zu sich nach Hause um dort den Übermenschen raushängen zulassen.

Gegrölt, geflucht und die beiden Frauen krankhaft- schmutzig beleidigt, als ob es die Notwendigkeit bzw. Selbstverständlichkeit gebiete. Ähnlich als wäre es der morgendliche Gang zum Klo.

Immer wieder hörte sie ihre Mutter sagen, Männer sind ebenso.

Na Bravo!

Und als ob es so sein sollte.

Wieder einmal war heute Mittwoch als wir beide kichernd nach Hause schlenderten.

Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit hatten wir heute das dickste Ding aller Zeiten gebracht.

Trotz überschüssigem Adrenalin in unseren Adern, war uns doch unterschwellig mulmig.

Denn statt heute die letzte Doppelstunde mit dem neuen Lehrer H. Olbrich in Chemie zu vertun, wollten wir lieber Eis schlecken gehen.

Oder noch besser.

Den Jungs aus der höheren Klasse heimlich nach dem Sportunterricht, wenn sie über die Mädels herzogen, beim Duschen zusehen. Oder dem Lieblingsthema, den geilen Titten und den wohlgeformten Unterbau von Dörte unserer Sportlehrerin, beschäftigt waren.

Also ging es mit 20 Pfennig in der Hand übern Kaufhof zur Telefonzelle. Ein seltsam eigener Geruch von Linoleum, kalten Rauch und feuchten Staub stand dort in der Luft als wir sie betraten.

„los jetzt tu es, nee mach Du, … feige Nase.“

Isa war die Stärkere von uns doch ich das Organisationsgenie.

„Was sagen wir, … Feueralarm … äh … neh, krank oder so …? … Quatsch!“

… tut … tut … tut …

„Sekretariat Oberschule VI Frau Minz am Telefon, mit wem spreche ich?“

„Ja, …schluchz … Melanie … schluchz …Olbrich …schluchz, die Frau … schluchz Ihres neuen Kollegen Olbrich … schluchz … Olbrich.

Mein Mann ist, … schluchz … heute Morgen gestorben.“

Peng.

Isa knallte den Hörer auf die Haltegabel um diese dann im selben Augenblick sofort wieder nach oben zu reißen. Diesen Trick hatte ich vor Monaten von einen Jungen erfahren dessen Vater bei der Post arbeitete. So konnten wir immer umsonst telefonieren denn die Münze fiel dann durch die Weiche und landet im Rückgabefach.

„Was war das denn? … ist gestorben?“

Mit schallenden Gekreische und vom Lach-Flash geschüttelt stürzten wir aus der Telefonzelle.

„Mir tut schon der Bauch weh. … hör auf zu kreischen!!“

Isa hüpfte mit gekreuzten Beinen und gebogen vor Lachen am Papierkorb vorbei.

„Ist mir einfach so eingefallen.“

Nach einer Weile, zurück auf dem Schulhof angekommen standen dort am Zaun dicht aneinander gedrängt Cornelia, Petra, Monika und die anderen Luzis. Flennten wie die Wasserspender.

Unsere Jungs tuschelnd, den Kopf gesenkt, bohrten mit der Schuhspitze im Erdreich.

Anscheinend nach irgendwelchen Rohstoffen… oder so.

„Was hängt Ihr hier so blöd rum, was ist denn los?“

„… Wo wart ihr denn?“

… stotterte Petra.

„… Mensch Olbrich ist tot!!“

Ach du Scheiße.

Ganz allmählich begriffen wir nun was für eine Lawine da von uns auf Reise geschickt worden war.

Bereits nach einigen Stunden stand ein ausgesuchtes Kollegium vor Olbrichs Haustür um zu kondolieren.

Dunkel rausgeputzt, mit ernster Miene dem Anlass entsprechend, fielen wohl den Damen die Gladiolen aus der Hand als Olbrich selbst in seiner vollen Breite die Tür öffnete und die drei Gesandten mit großen Augen fragend ansah.

 

„Ähh … hm … ne‘ n Kaffee vielleicht? Sie sehen aus, als wollten sie mich zu einer Beerdigung abholen … was ist denn passiert?“

Klar, dass ganz schnell durch ein Ausschluss-Verfahren ermittelt wurde wer die Witzbolde mit dem knorken Humor waren. … Welche Klasse hatte zu diesem Zeitpunkt frei. Wer war mit wem unterwegs, usw. … so in dieser Art. Die hierfür etwas anders ausfallende Gratulation für den gelungenen Clou sollte für uns aber noch eine Weile auf sich warten lassen.

Spät zu Hause angekommen als Isa ihre Tür grade aufgeschlossen hatte, grinsten uns zwei notgeile Visagen eines bekannten Kerls und dessen Kumpel an. Es war ihr Vater nebst einem Möchtegern Hänfling.

Mit schmierigen Worten schickte er mich auf den Heimweg und zog im selben Augenblick Isa mit seiner Hand an sich vorbei in den Flur.

Ich wusste nur zu gut was gleich geschehen würde.

Isa hatte es mir mit Scham erröteten Gesicht und verkrampfter Stimme oft genug anvertraut.

Ein erwachsener Kerl, ein Vater, für uneingeweihte beinahe ein Vorzeige-Typ, aber doch mit 2 Gesichtern. Eben ein Teufel.

Bereits beim hinabsteigen der Flurtreppe vernahm ich den Lärm und Isas bittende Schreie. Zorn, kalte Wut stieg in mir auf. Es war dieser Abend an den ich mir selbst versprach, dass niemals und niemand mir dies je antuen wird.

Bitte, bitte … ich verspreche alles, nur lass es endlich aufhören, ging mir durch den Kopf.

Irgendwer oder Irgendwas musste meine flehenden Gedanken erhört haben, denn etwa einen Monat später war es dann so weit …

Am nächsten Morgen brauchten wir erst zur 2. Stunde erscheinen. Wir hatten Mathematik bei Herrn Becket der obendrein Leiter des E-Technik Clubs war, und auch die Aufsicht bei jeder Schuldisco übernahm. Becket ergriff dort gern die Gelegenheit bei den letzten Tänzen uns Mädchen grad wandelt „nahezukommen“.

Mit freundlichen Lächeln und geschmeidigen Schwung zog er uns den Rhythmus folgend zu sich heran um dann mit einem kurzen Stups seine Partnerin wieder von sich zu stoßen. Nur ging dies immer mit der vollflächigen Handberührung unserer noch zarten Brüste einher. Das war für Ihn so lange lustig bis ein aufgebrachtes Elternteil aus unserer Parallelklasse dafür Sorge trug, dass Becket (punkt, punkt, punkt) delegiert werden musste. Er wurde im Rahmen irgendeines Austausch-Projekts zum Direktor einer Hilfsschule befördert. … Ha!

Also kamen wir Mädels heute dem Lehrkörper entsprechend angepasst mit Hose und flattrigem Oberteil zur Schule.

Isa saß mit eingefrorener Miene neben mir. Abschürfungen am Ellenbogen und ein angerissener Nasenflügel, das war die Bilanz des gestrigen fange Spiels.

„Und?“ fragte ich.

„Nichts, Gott sei Dank, aber Mama …!!“

„Möchten die so nobel wirkenden Damen uns an Ihrer Diskussionsrunde vielleicht teilnehmen lassen?!!“

Warf Becket uns laut fragend und spöttisch zu.

Ich weiß nicht warum, aber ich hatte innerhalb eines Wimpernschlags die Antwort bereits ausposaunt.

„Diese Thematik ist nur eingeweihten weiblichen Intelligenzbestien zugänglich, …oder wollten Sie sich ne‘ n Rock anziehen und endlich mal EIGENE Titten wachsen lassen?!“

Es war auf Schlag still.

Becket wurde rot.

Alle anderen starrten mich an als würde die ewig ,,JA“ sagende Sekte kurz vor dem gemeinschaftlichen Suizid stehen.

Ich war es einfach leid diese immerwährende unbegründete Arroganz des Mathelehrers über mich ergehen zu lassen. Ja und das mit Isa verschaffte mir den dazu nötigen unerwarteten Schwung.

„Du verschwindest sofort aus meiner Klasse, wir sprechen uns im Sekretariat beim Direktor!“

Kam wütend röchelnd aus Beckets Klappe.

„Ich glaube nicht.“

Kam noch geschwind über meine Lippen und damit war der Schultag frühzeitig für mich zu Ende.

Es folgte die bekannte übliche Leier, … Elternbesuch, Schulapell, nachmittags in der Schule Sklavenarbeit verrichten usw.

Doch irgendwie war es diesmal anders.

Es interessierte mich nicht wirklich, alles erschien so unbedeutend. Selbst das autoritäre Geschwätz des Direk‘s … lies mich nur müde gähnen …

„Wir alle sind schwer enttäuscht von Dir meine Kleine, … möchtest du noch irgendetwas dazu sagen?“

„Nö, … oh ja, doch!“ Entgegnete ich rebellisch.

„Ich habe meine Tage.“

… Rutz viel die Kinnlade auf seine Schnürsenkel. Er teilte meinen Eltern seine übergroße Besorgnis mit. Ich hingegen empfand das man einfach mit Gradlinigkeit mehr erreichen sollte.

Wenige Wochen später, kurz vor unseren so sehr ersehnten Sommerferien holte ich Isa früh morgens wieder mal zum Unterricht ab.

Sie war wie ausgewechselt.

Die langen dunklen gewellten Haare trug sie offen, dass Nicki sehr kurz, dünn, hauteng, nichts drunter, und so etwas wie ein schmaler Schal um ihre Hüften sollte wohl den Minirock andeuten.

„Wollen wir gleich in die Nachtbar und verdienen uns was dazu oder geht‘s vorher doch noch zum Unterricht?“ Fragte ich mit großen Augen.

„Mal schauen … es ist vorbei!“

„Was meinst Du?“

… „Gestern erfüllte mir, von wem auch immer gesandt, eine Fee meinen seligsten Wunsch. Eine kleine geflügelte Freundin im auffallend sportlichen schwarz gelb getigertem Dress fand endlich den Weg zu mir. Oder besser zu meinem Erzeuger“.

Isa lächelte verschmitzt, ich verstand nur Bahnhof und guckte wie ein Auto.

„Häää, was meinst Du?“

„Als ich gestern Abend vom Sport nach Hause kam war niemand da. Dafür aber ein Zettel auf dem Küchentisch mit einer kurzen Nachricht, … sind im Klinikum.

Ich also los, weil ich gleich an Mama dachte. Habe dann auch gleich die richtige Station gefunden. Mama ging‘s zum Glück gut. Den Alten hingegen nicht so prickelnd.

Da lag er nun, halb abgedeckt das Hemd vom Schweiß durchfeuchtet.“

Ein kräftiger Kerl, einen den man besser nie blöd kommen sollte.

„Die Angst und der Schmerz waren Ihm in sein von Entzündungen aufgequollenen Gesicht geschrieben. Bündel von Schläuchen zum Blutaustausch und irgendwelche empfindlich piepsende Geräte standen um sein Bett.

Das rechte Bein hatte man etwas erhöht gelagert. Der Oberschenkel schien jeden Augenblick platzen zu müssen denn er hatte den Umfang eines Sandsacks erreicht. Schaum vom Speichel verließ seinen Mund und vergebens versuchte er zu sprechen. Starr schaute ich Ihn an während Mama in Tränen zerfloss und seine Hand hielt. Ich verstand sie nicht. Nichts, aber auch rein gar nichts konnte mich dazu rühren ihr es gleich zu tun.“

Versteinert sah ich Isa an.

„Ja und nun?“ Fragte ich erneut.

„Sie werden Ihn wohl zwei Wochen dabehalten und auf allergische Reaktionen testen. Das bedeutet, ich habe 14 Tage mal richtig lauf.“

Bereits innerhalb weniger Tage vollzog Isa einen Quantensprung. Ich habe immer öfter bemerken können das sie nach dem Training noch spät zur „Besprechung“ bei Bodo blieb. Es war ganz offensichtlich. Hier hatten sich zwei gefunden die auch eigene Trainingsmethoden kreierten. Isa verlor ihren eigenen Weg aus den Augen. Stattdessen ließ sie sich von Bodo „helfen“ ihren Körper zu entdecken.

Es war wohl auch ein wenig dem zu zuschulden, dass aus den 14 Tagen Krankenhaus-Aufenthalt ihres Vaters 4 Wochen wurden und dies mit einer anschließenden Feuerbestattung einherging.

… Auf welch merkwürdige Art sich manchmal doch Wünsche erfüllen können?

In den Ferien fuhren Isa und ich nach Ungarn, (Klassenfahrt angeblich) … campen.

Es war zu dieser Zeit brüllend heiß und doch wunderschön. Unsere Eltern waren der Ansicht das so eine Klassenfahrt ins Ausland, Isa und mir, bestimmt richtig guttäte.

Meine Mutter war von Haus aus gutgläubig, tat das was mein Vater sagte und wollte es jeden rechtmachen.

Er hingegen war Berufssoldat sein Dienstgrad Oberst. Leiter einer Militärbasis und in seinen speziellen Fach – Ballistik- ein hochdekoriertes Tier.

Die Familie schien so etwas wie ein notwendiger Zweitjob für ihn zu sein …

Was allerdings niemand ahnte, unsere Klasse bestand in diesem Fall nur aus und beiden.

Auch logisch das wir wildes trampen als viel geiler empfanden als nur schnöde mit dem Zug zufahren. Zumal wir auch dadurch das Bahn Geld für wichtigere Dinge sparen konnten.

Die ersten 100 km ging‘s mit so einen eigenartigen Typen von der Kirche durchs Land. Irgendwo bei Dresden sollte er für ein paar Monate eine Stelle zur Aushilfe übernehmen.

Die gesamte Zeit textete er uns mit seiner Weltanschauung zu, so dass es mir schon beinahe leid tat nicht mit dem Zug gefahren zu sein. Also beschloss ich den ersten Abschnitt unserer Reise mit einigen wie gewohnt unpassenden Bemerkungen aufzupeppen.

Isa wäre nicht meine Freundin, wenn sie nicht Zeitgleich denselben Gedanken gehegt hätte.

„Sagen Sie Herr Bischof, stimmt es das die Pfaffen sich im Beichtstuhl gern die sündigen Gedanken und Taten der weiblichen Gemeindemitglieder anhören damit sie nachts feuchte Träume haben?“

Ernsthaft fragend blickte Isa den Kaplan ins Gesicht, begierig dessen Reaktion nur nicht zu verpassen. Während ich gelangweilt auf meinen Strohhalm kaute fügte ich noch schnell hinzu …

„Oder stammen die Risse in ihren Händen vom Glockenläuten?“

Der Gottesfürchtige biss sich auf die Lippe und schien die Scheibenwischer auf der Frontscheibe um Rat anzuflehen. Mit seinem intelligenten Gehabe wollte er uns grad den Unterschied zwischen Pastor, Bischof, Kaplan usw. nahebringen als ich ihn mit der wichtigen Information stoppte …

„Ich habe mal gesehen wie man Pferde kastriert damit die nicht mehr können, sind aus diesem Grund auch die Pfaffen nicht verheiratet … oder so?“

Gerade jetzt wo es anfing Spaß zu machen wollte er anscheinend plötzlich nicht mehr mitspielen.

„Oh, ich muss ja noch dringend einen Kollegen aufsuchen. Tut mir leid ihr lieben, doch ich muss euch beide schon hier absetzen.“

Was für ‘n Weich-Ei …

Es dauerte nicht lange, wir hatten noch nicht mal den Daumen gehoben, hupte uns schon so ‘n 40 Tonner an welcher einige Meter vor uns zum stehen kam.

„Na Ihr beiden Knusper-Käthen, paar Meter mit den rasenden Rudi mitrollen?“

„Klar Onkel Rudi, auf laufen haben wir wirklich keinen Bock!“

Rudi war wenigstens 1,80 groß und beinahe genauso breit.

„Wo soll‘s denn hingehen ihr Hübschen?“

„In den Westen, die Sonne putzen.“

„Bisschen weit und zu viel Gepäck um in den Westen zu machen, oder?“

Grinste er.

„Ach …? Na dann erst mal nach Ungarn, Pigmente haschen und Gulasch mit Paprika futtern.“

„Wie ruft man euch Beide denn? Hätte schon gern gewusst wer hier meine Sitzbank platt drückt.“

„Na klar doch! Ich bin Brigitte Bardot und ich Claudia Cardinale.“

„Ok, na prima. Und wo genau darf ich die Superstars in Ungarn abschütten?“ Fragte Rudi.

„Ich fahre bis nach Budapest, Maschinenteile liefern.“

Man hatten wir ein Glück. Denn genau in der Stadt gab es eine Parkanlage zum Campen, ,,Camping Haller“ dort wollten wir ja hin.

Als wir dann endlich spät abends in unserem Zelt lagen waren 16 Stunden vergangen. Wir mächtig k.o. und auch vom Sekt leicht beschwipst und stolz auf uns.

In den ersten Tagen schlenderten wir durch die Straßen Budapest und hatten mächtig Spaß. Mit dem rauchen und dem Alkohol nahm man es hier nicht so eng wie bei uns zu Hause, und wie 15 sahen wir auch nicht aus.

Mich ärgerte nur zunehmend das z.B. die Kellner mehr der westlichen Spezies und deren Geld frönten, als uns zu bedienen die ja anscheinend 3. Klasse unterwegs waren. Anfang der zweiten Woche lernte ich den Herbert aus Österreich kennen. Mein Gott, was für ‘n bescheuerter Name für einen Typen mit welligem Haar der aus irgendeiner Schlucht Österreichs kam und dessen deutsch genauso bescheuert klang.

„Aba doch a leba … Ha, … wie bescheuert!“

Herbert war 21 und studierte Pharmaka … irgendwas (sagte er jedenfalls). Er war der geniale Türöffner für unsere Kaffee‘ s, denn nun flitzten die Kellner auch für uns.

Isa himmelte zur selben Zeit den Stephan aus Budapest mit ihren großen Augen an. Sie liebte es Jungs mit dunklen Haaren schöne Augen zu machen und von denen gab’s hier so viele das man dachte man sei in Peru oder so.

 

Für die letzten 4 Tage erstellte ich eine Art Stundenplan zur freizeitliche Nutzung (Benutzung) unseres kleinen Zeltes. Doch am letzten Tag wäre eine Art Schichtplan die bessere Alternative gewesen, … hihi.

Herbert wurde trotz seiner mangelhaften Deutsch-Kenntnisse für mich von Tag zu Tag interessanter. Oder besser gesagt, es war interessant wie mein Körper auf ihn reagierte.

Gänsehaut, straffe Spitzen auf den Brüsten und untenrum irgendwie kühler, wenn ich neben Ihm lief. Dazu raste mein Herz, mein Atem wurde schneller und unter meiner Haut schien grad ein Umspannwerk zu explodieren. … Wie gesagt, interessant …

Weit weg von zu Hause und gespannt auf mein ERSTES Mal, genoss ich jede Bewegung, jede Geste und jede Berührung die von Ihm ausging. Abends ermutigte mich Isa die nächsten Schritte einzuleiten und impfte mich mit Einzelheiten, was den Bildern in meinen Kopf Farbe verlieh.

„Woher weißt du so etwas?“ Fragte ich.

„Helmut.“

„… wer ist Helmut?“ …

„Na Bodo unser Tanzlehrer“ …

… „der heißt Helmut?“ …

„Ja, die sagen alle nur Bodo oder auch Ballermann, weil er so ‘n harten Stoß draufhat.“

Ich benötigte für eine zehntel Sekunde eine Auszeit und fragte dann blöd, was denn wohl bitte daran hart sein sollte?

„Mensch, … der hat solch richtig harten und langen Knüppel an sich rum zu schlenkern. Als ich das erste Mal „DEN“ aus seiner engen Jeans zog, … dachte ich, gleich guckt mich ein Straußen-Vogel an.“

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