Heidelbeere

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Dr. med. Hanspeter Hemgesberg


Natürlich gesund mit der …

Heidelbeere

Ein in jeder Hinsicht überaus kostbares Geschenk von ‚Mutter Natur‘


Dieses Buch „Natürlich gesund mit der … Heidelbeere“ richtet sich an Alle, die an der Erhaltung der jeweils bestmöglichen Gesundheit Interessierten und außerdem an alle Therapeuten – Ärzte wie Heilpraktiker –, die für biologisch-naturheilkundliche ‚Optionen‘ aufgeschlossen sind.

Alle Angaben sind nach bestem Wissen zusammengestellt. Jedoch kann eine Verbindlichkeit aus ihnen nicht hergeleitet werden.

Natürlich gesund mit der … Heidelbeere

Verfasser:

Dr. med. Hanspeter Hemgesberg

Wissenschaftliche Recherche

Rosemarie Hemgesberg

Sonstige Recherche

Claudia Hemgesberg

Sandra Hemgesberg

Redaktionelle Mitarbeit und Lektorat

Andrea Hemgesberg

© Copyright 2021

für das Buch Natürlich gesund mit der … Heidelbeere liegt ausschließlich bei Dr. med. Hanspeter Hemgesberg.

Nutzung - auch auszugs- und teilweise - in Wort, Schrift und allen elektronischen (und auch den zukünftigen) elektronischen Kommunikationssystemen und in irgend-einer sonstigen Form (Fotokopie, Mikrofilm und andere Dokumentations- und Archivierungsverfahren) sowie die Weitergabe an Dritte und/oder die Vervielfältigung und sonstige Verbreitung ist verboten und strafbewehrt!

Gerichtsstand: jeweiliger Wohnort Dr. med. Hanspeter Hemgesberg

© Copyright 2021

Die Gestaltung des Covers liegt in Händen von Andrea Hemgesberg, Miesbach.

Die missbräuchliche Verwendung ist strafbewehrt!

Gerichtsstand: jeweiliger Wohnort von Andrea Hemgesberg.

Hinweis:

Bei der farblichen Gestaltung des Covers und der Übernahme des Äskulap-Stabes sowie weiterer Bilder bzw. Fotografien im Buchtext handelt es sich um „Lizenz-freie“ Bilder.

ISBN

Natürlich gesund mit …

Heißt in keinem Falle, dass die „Natur“ der bessere Arzt ist!

[so „Scheuklappen-Sicht-beengt“ darf selbst der konservativste ‚Natur-Therapeut nicht sein!]

Heißt aber in jedem Falle, dass wir mit den uns von „Mutter Natur“ zur Verfügung gestellten Heilpflanzen und Heilkräutern aber auch mit Mineralien und nicht zuletzt mit Wirkstoffen von Tieren gegen vielerlei Beschwerden und Befindlichkeitsstörungen – vielmals als alleinige Behandlungsmaßnahme – und bei manifesten Krankheiten – oftmals mithelfend – im Sinne einer ‚sanften Medizin‘ wirkungsvoll eine gesundheitliche Stabilisierung und Verbesserung erreichen können.

Leider – auch bei der stetig steigenden ‚Nachfrage‘ nach einer naturheilkundlich-biologischen Behandlung – besteht hinsichtlich des Wissens um die Einsatzmöglichkeiten und die Inhaltsstoffe z.B. von Heilpflanzen noch immer eine ‚Kenntnislücke – bei den Laien wie insbesondere auch bei vielen Ärzten, zumal reinen ‚Schulmedizinern‘.

Nicht anders ist es um die Heidelbeere/Blaubeere bestellt.

Gerade Heidelbeeren enthalten ein großes ‚Wirkstoff-Sortiment‘ – am bekanntesten sind die enthaltenen Sekundären Pflanzenstoffe –.

Aufgrund dieser zahlreichen Inhaltsstoffe stellen die Blau- oder Heidelbeeren eine „sanfte wie wirkungsvolle Hilfe‘ dar bei und gegen vielerlei Befindlichkeitsstörungen und Beschwerden einerseits und andererseits ein bewährtes Additiv bei manifesten Erkrankungen.

In diesem Sinne:

„Medicus curat – natura sanat!“

[Hippokrates von Kos]

Der berühmte Pfarrer Sebastian Anton Kneipp (1821-1897 / kathol. Geistlicher / Hydrotherapeut und Naturheilkundler / Begründer der ‚Kneipp-Therapie‘) hatte eine Frage gestellt und sich sogleich die Antwort darauf gegeben:

„Alles, was wir brauchen, hat uns die Natur reichlich geschenkt.

Warum vergessen wir das so oft?“

Vorwort zur aktualisierten Auflage

Es muss so um die Jahre 1994-96 gewesen sein, als ich zum ersten Male gebeten worden war, populär-medizinische Skripten – von Büchern war seinerzeits nicht die Rede – zu und über Heilpflanzen zu Papier zu bringen – nicht nur aus heilkundlicher Sicht – , da habe ich nicht im Entferntesten daran gedacht bzw. zu denken gewagt, dass aus dem ersten Skript „Natürlich gesund mit … Minze“ sich so etwas wie eine ganze Reihe entwickeln würde.

Im Jahre 198 habe ich dann das 2. Buch veröffentlicht – wie die zwei weiteren im Midena-Verlag – „Natürlich gesund mit … Holunder“.

Im Jahre 1999 folgte als 3. Buch

„Natürlich gesund mit der … Heidelbeere“.

Inzwischen sind nahezu 22 Jahre vergangen.

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Kenntnisse sind, was die Heidelbeere anbelangt, hinzugekommen, auch bin ich – hierbei waren Käufer des ersten Heidelbeer-Buches wie Ärzte-Kollegen und Heilpraktiker durch entsprechende Fragen an mich nicht so ganz unbeteiligt – der felsenfesten Ansicht, dass in der Erstausgabe zumindest einige ‚Lücken‘ bestehen, die mit dieser aktualisierten Auflage geschlossen werden müssen/sollten.

Sehr geehrte Leserin, sehr geschätzter Leser

– Laie wie Fachmann/-frau –

Neben einer ‚vergnüglichen Lektüre – so mein Wunsch – möchte ich Ihnen ‚natürliche‘ Heiloptionen nahebringen und hierbei insbesondere die vielfältigen Wirkungen der Heidelbeere.

Nicht zu übersehen: die unserer Gesundheit zuträglichen Rezepte mit Heidelbeeren.

Miesbach, zum Jahresbeginn 2021

Dr. med. Hanspeter Hemgesberg

Zum ‚Einstieg‘ zwei Gedichte

Die Heidelbeere

Verlockend hängt im Morgentau die Heidelbeere elfenblau nach Beerensitte, altem Brauch verweilt geduldig sie am Strauch.

Für Tier und Mensch hat sie geblüht

erst weiß, dann rosa sich bemüht,

zu werden eine grüne Beere

nahm zu so nach und nach an Schwere.

Der Nebelschleier hellstes Grau

vermischte sich mit Himmels Blau

nun so zu leuchten wie die Nacht

zu schmecken gleich der Himmelsmacht.

[Quelle: Margit Farwig© - www.enzkloesterle.de]

Heidelbeeren

Frau Sonne hat es brav gemacht,

Sie hat die Beeren zur Reife gebracht,

Die Heidelbeeren.

Wir wollen uns bücken

Und fleißig pflücken

Die Heidelbeeren.

Wir wollen verzehren,

Frau Sonne zu Ehren,

Die Heidelbeeren,

Die lieben, blauen Heidelbeeren.

(© August Heinrich Hoffman von Fallersleben – 1798-1874 – deutscher Hochschullehrer für Germanistik, Dichter sowie Sammler alter Schriften)

Erklärungen und Erläuterungen

Etliche Erklärungen zu Fachbegriffen finden Sie unmittelbar im Text. Die restlichen Begriffe sind gekennzeichnet mit einem (); sie werden im Glossar unter

„Erklärungen und Erläuterungen“

in alphabetischer Reihenfolge beschrieben.

Ihr

Dr. med. Hanspeter Hemgesberg

Einführende „Übersicht“

Um es gleich zu Beginn festzuschreiben:

Die Heidel- bzw. Blaubeeren sind eine ‚uralte‘ Pflanze, die bereits in der Antike zu heilkundlichen Zwecken angewendet worden war; die aber zudem zur Ernährung einen festen Platz innegehabt hatte.


Diese einführende ‚Übersicht‘ soll der verehrten Leserschaft einen ersten Eindruck vermitteln, dass es sich bei Heidel-/Blaubeeren – als wilde Waldpflanze und als Heidelbeer-Kulturen – um mehr handelt, als ein wohlschmeckendes und bekömmliches ‚Obst‘.

Es stimmt schon: „Heidelbeere – die ‚Superfood‘!“

Daneben und dazu darf aber keineswegs ‚übersehen, übergangen und außen vor gelassen‘ sein und werden, dass es sich bei dieser Pflanze um eine wertvolle wie hilfreiche für und bei Alltagsbeschwerden und auch bei verschiedenen Krankheiten handelt.

In der knappen Information heißt das:

„Natürlich helfen und heilen und stärken mit der Heidelbeere!“

Heidelbeeren helfen bei Verdauungsstörungen, Entzündungen, Infektionen, Diabetes mellitus und u.a. … Immunsystem.

Der Heidelbeer-Stammbaum

Ganz oben in der ‚Krone‘ des Stammbaums steht die Heidelbeere oder Blaubeere. (Vaccinium myrtillus).

Gehen wir der Reihe nach vor, also von den Familien-Wurzeln aufwärts; das nennt man in der Botanik (Pflanzenkunde) „Systematik“ und Taxonomie“ (Taxonomie = Zweig der Systematik, der sich mit der Einordnung der Lebewesen und Pflanzen in systematische Kategorien befasst)

 

Zuerst (die Wurzeln) bestehen als ‚Ausgangspunkt‘ die sogen. Eukaryoten (d.s. Organismen mit einem echten Zellkern) – die Domäne der Eukaryoten ist in Regna (Reiche) unterteilt, ein Erbe der klassischen Unterteilung der Lebewesen in das Reich der Tiere und das der Pflanzen (von denen später das der Pilze abgetrennt wurde).

Die Domänen der Bakterien und Archaeen sind dagegen traditionell direkt in Phyla (Stämme) unterteilt –; in der Domäne folgen die Diaphoretika (d.s. Eukaryoten mit Chloroplasten (Chloroplasten sind in der Pflanzenzelle für die Photosynthese zuständig. In ihnen befindet sich das Chlorophyll, an dem die Reaktionen der Photosysteme I und II ablaufen. Chloroplasten sind von einer Doppelmembran umgeben, ihr Inneres ist gefüllt mit dem sogen. Stroma, der Grundsubstanz).

Darauf (im Stamm nach oben) folgen die Archaeoplastida (d.s. Eukaryoten mit primär erworbenen Plastiden – Die Archaeplastida besitzen photosynthetisch aktive Plastiden mit Chlorophyll a als Hauptfarbstoff).

Die nächste Astgabelung nehmen ein Chloroplastida (d.s. Eukaryoten mit Chloroplasten A und B; sie sind photosynthetisch sehr aktiv).

Sie werden – quasi in der nächsten Generation – gefolgt von den Charophyten und die Streptophyta (d.s. photosynthetisch aktive Eukaryoten; zu ihnen gehören die Armleuchter- und die Schmuckalgen und Pflanzen).

Jetzt machen wir einen Sprung ins Reich der Embryophyten oder Landpflanzen (d.s. Pflanzen, deren Fortpflanzung in einem heterophasischen und heteromorphen Generationswechsel zwischen Gametophyt und Sporophyt verläuft und bei denen sich nach der Befruchtung die Zygote zu einem vielzelligen Embryo entwickelt, der von der Mutterpflanze ernährt wird.

Womit wir dann in die Abteilung der Tracheophyten oder Gefäß-Pflanzen (d.s. Pflanzen, die spezialisierte Leitbündel besitzen, in denen sie im Pflanzeninneren Wasser und Nährstoffe transportieren. Zu ihnen gehören die , die Bärlapp-Pflanzen, Samenpflanzen und die Farne. Zwar besitzen auch manche

Moose Leitbündel, die funktionelle und strukturelle Übereinstimmungen mit den Leitbündeln der Gefäßpflanzen zeigen, jedoch sind die Leitbündel der Moose viel einfacher gebaut).

In diese Abteilung – auf der nächsten Entwicklungsstufe – gehören auch die Euphyllophyta (d.s. Pflanzen mit ‚echten‘ Blättern).

Auf der nächst-höheren Stammbaumstufe stehen in der Unterabteilung die Spermatophytina oder Samenpflanzen (d.s. Pflanzen, die Samen aus Ausbreitungsorgane bilden).

Sie werden – weiter spezialisierend – gefolgt von der Klasse der Magnoliopsida (d.s. Bedecktsamige Pflanzen – manchmal auch Blütenpflanzen genannt – sie bilden die größte Klasse der Samenpflanzen).

Es folgt die Unterklasse der Eudicotyledonidae (d.s.Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige).

Es folgen die Superasteriden (d.i. eine Gruppe von Bedecktsamigen Pflanzen; dazu gehören die Berberidopsidales, die Sandelholzartigen, die Nelkenartigen und die Asteriden) und dann die Asteriden.

Jetzt geht es im Stammbaum der Heidelbeeren weiter hinauf zur Ordnung der Ericales (d.s. die Heidekraut-Artigen; sie gehören zu den Bedecktsamigen Pflanzen – dazu zählen so verschiedene Pflanzen wie u.a. Strahlengriffelgewächse, Ebenholzgewächse, Heidekrautgewächse, Topffruchtbaumgewächse, Primelgewächse, Wanzenpflanzengewächse, Teestrauchgewächse).

Eine ‚tolle‘ Verwandtschaft ist das!

Nunmehr kommen wir so langsam in die obersten Baum-Etagen:

Beginnen wir mit der Familie der Ericaceae (d.s. Heidekrautgewächse; sie bilden eine Familie in der Ordnung der Heidekrautartigen (Ericales) innerhalb der Bedecktsamigen Pflanzen (Magnoliopsida). Mit etwa 126 Gattungen und etwa 4000 Arten besitzen sie eine weltweite Verbreitung).

Darauf folgt deren Unterfamilie, die Vaccinoideae (d.s. die „Heidelbeer-Ähnlichen Pflanzen).

Fast sind wir in der Baumkrone angelangt. Unter der Unterfamilie findet sich der Tribus (d.s. eine zwischen Gattung und Familie stehende Kategorie) der Vaccinieae (d.i. ein Stamm von mehr als 1000 Arten; der Stamm besteht aus vielfältigen Holzpflanzen).

Jetzt sind wir in der (Stamm-)Baumspitze angelangt und zwar bei der Gattung Vaccinium, also bei den Heidelbeeren.

In Kurzform:

Die Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) ist eine Art aus der Gattung der Heidelbeeren (Vaccinium) in der Familie der Heidekraut-Gewächse (Ericaceae).

Nebenbei:

Ihre Verwendung als Beerenobst bzw. Waldfrucht färbt aufgrund des dunklen Fruchtfleisches Zähne und Zunge blau.

Genannt werden sollen nun ‚heimische Pflanzen bzw. sogar Heilpflanzen‘ aus der Familie „Ericaceae“ – Heidekrautgewächse –:

1. Preiselbeere/Kronsbeere (Vaccinium vitis idea)

2. Rauschbeere/Moorbeere (Vaccinium uliginosum)

3. Moosbeere (Vaccinium oxycoccus)

4. Wilder Rosmarin/Sumpfporst (Ledum palustre)

5. Rosmarinheide/Polei-Geranke (Andromedia polifolia)

6. Rauhblättriger Alm(en)rausch/Behaarte Alpenrose (Rhododendron hirsutum)

7. Gemeines Heidekraut/Besenheide (Calluna vulgaris).

Bevor wir uns mit der Heidelbeere eingehend befassen wollen und werden, soll aber zuerst in kurzer Form zu einigen Vertretern der „Heidekrautgewächse“ das Wichtigste zu Papier gebracht werden – aber noch davor soll und muss die „Geschichte“ der Heidelbeere und danach die Anwendung von Heidelbeeren zu heilkundlichen Zwecken von der Antike bis nahezu in unsere Gegenwart hinein besprochen sein und werden.

Heidelbeere: Die „Geschichte“

Wer glaubt, dass die Anwendung von Heidelbeeren in der biologisch-naturheilkundlichen Medizin eine ‚Errungenschaft‘ unserer Tage sei/ist, der irrt hier sehr.

Doch, gehen wir ‚chronologisch‘ vor.

Seit der Antike gelten die Beeren als nahrhaftes Lebensmittel, das außerdem die allgemeine Gesundheit fördern kann.

Der Saft der Beeren war bereits in der Antike bekannt als Mittel zur Behandlung von Infektionen der Harnwege, bei Nieren- und Leber-Erkrankungen, gegen Pankreatitis, gegen Magen-Darm-Probleme, Arthrose und chronische Müdigkeit.

Ein Mythos, ein Volksglaube:

Der Hl. Jacobus der Ältere (5 v.Chr.-44 n.Chr. – er zählt zu den 12 Aposteln Jesu Christi und er ist auch heute noch einer der bekanntesten heiligen weltweit) sei der Schirmherr der Heidelbeeren gewesen und sei seinen an seinem Namenstag, dem 25. Juli, besonders wohlschmeckend und heilsam.

Nach einer ‚anderen Version‘ soll man die Beeren nur während des „Frauendreißiger“ – das ist die Zeit zwischen den Kirchenfesten Mariä Himmelfahrt am 15. August und Mariä Namen am 12. September – ernten.

Im „Weihbuschen“ – das sind Kräuterbuschen oder Kräuterboschen (so heißen sie im Allgäu, wo der Brauch auch heute noch gepflegt wird, die an Mariä Himmelfahrt gebunden werden; in diese Buschen gehören zwischen sieben bis neunundneunzig Kräuter, die dann geweiht werden und dann an einen besonderen Platz im Haus – z.B. der ‚Herrgotts-Winkel‘ – gestellt werden und Haus und darin lebende Menschen vor ‚jeglicher Unbill‘ schützen sollen) ernten. In diesen Buschen soll/darf keinesfalls ein Sträußlein Heidelbeeren fehlen.

Die wohl frühesten Aufzeichnungen über die Heidelbeere sind zu finden in Schriften Plinius der Ältere (24-79 n. Chr. – Gaius Plinius Secundus Maior – römischer Gelehrter, Offizier und Verwaltungsbeamter – er hat vor allem Bedeutung erlang durch seine Enzyklopädie „Naturalis historia“ – er starb während des Vesuv-Ausbruchs) einerseits heilkundliche aber auch hat er explizit die „Purpur-Färberei“ mittels Heidelbeeren beschrieben. Außerdem hat er ein ‚Rezept‘ hinterlassen und zwar Heidelbeeren verfeinert mit Sahne.

Zudem berichtete er, dass die Gallier (Gallier war eine römische Bezeichnung für die keltischen Stämme auf dem Territorium Galliens [entspricht in etwa dem heutigen Frankreich, Belgien, Luxemburg, der Westschweiz und Nord-Italien. Nach dem Gallischen Krieg durch Julius Caesar (58–51 v.Chr.) wurde unterschieden zwischen: 1.) den eigentlichen Galliern oder Kelten, zwischen Garonne und Seine-Marne, 2.) den belgischen Galliern oder Belgern, von der Seine und Marne bis zum Rhein, stark mit Germanen durchsetzt und 3.) den aquitanischen Galliern oder Aquitaniern, etwa zwischen den Pyrenäen und der Garonne – keine Kelten, sondern Basken im weiteren Sinne –) die Gewänder der Sklaven mit Heidelbeeren färbten, um diese zu kennzeichnen, damit sie für Jedermann erkenntlich waren als Entrechtete.

Pedanios Dioskurides (aus Anazarbos bei Tarsos in der römischen Provinz Kilikien war ein griechischer Arzt – er war der 1. Militär-Arzt der Geschichte –, der im 1. Jahrhundert in der Epoche des Kaisers Nero lebte. Dioskurides ist einer der bekanntesten Ärzte der Antike und gilt mit seinem Werk ‚Über Arzneistoffe‘ [De materia medica] als Pionier der Pharmakologie) erwähnte in seinem Werk die Heidelbeeren lobend.

In der antiken „Vier-Elementen-Lehre“ (), die „Urkräfte“ – sie geht in ihren Ursprüngen zurück auf den griech. Philosophen Thales von Milet (624-546 v.Chr.), dann auf Anaximenses (585-525 v.Chr.) und Heraklit (ca. 540-475 v.Chr.); und Empedokles von Agrigent (494 v.Chr., gestorben wohl bei einem Ausbruch des Ätna – antiker griech. Philosoph, Politiker, Redner, Dichter, Naturforscher); Heraklit und Empedokles präzisierten die Lehre –. Diese Lehre gilt über viele Jahrhunderte als ‚Grundstein für die gesamte Kräuterheilkunde‘. Einer der prominentesten Anhänger dieser Lehre war der deutsche Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832). Sein Bekenntnis zur abendländischen Geistestradition findet sich in seiner Lyrik:

„Wer sie nicht kennte, die Elemente,

ihre Kraft und Eigenschaft,

wäre kein Meister über die Geister!“

Zurück zur Vier-Elementen-Lehre:

Auf dem Weg hin und bis zur Alchemie.

Von den alten Griechen und den Römern machte die Lehre ‚einen Umweg‘ über Persien, Ägypten und Arabien bis sie schlussendlich wieder im Mittelalter in Europa zurück war.

Um es kurz zu machen:

In Alexandria verband sich die griechischen Philosophie mit der ägyptischen Lehre; heißt: es ist eine ‚spirituelle Note‘ zur VEL hinzugekommen, die Beschäftigung mit dem ‚Feinstofflichen‘, welche die jetzige „Alchemie/Alchimie“ im Gegensatz zur jetzigen Chemie kennzeichnet.

Man betrachtete das Wissen über Alchemie als Geheimwissen (Esoterik) und begann, Texte über Alchemie absichtlich unverständlich zu schreiben.

Die Araber besetzten 641 Ägypten. Sie übernahmen das chemische Wissen der Ägypter und entwickelten es weiter. Das Wissensgebiet der Stoffwandlung nannten sie Al-kimiya (von griechisch Chemeia). Mit den Kontakten der Araber im Mittelmeerraum und durch die Kreuzzüge gelangte es im 12. und 13. Jahrhundert als Alchemie nach Europa.

Ab dem Mittelalter war die VEL zurück in Europa.

In der Alchemie des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit spielen die vier Elemente und die Quintessenz als fünftes Element eine wesentliche Rolle. Paracelsus (Theophrastus Bombast von Hohenheim – 1493-1541 – Schweizer Arzt, Naturphilosoph, Alchemist, Laientheologe und Sozialethiker und ist seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts einer der berühmtesten europäischen Ärzte überhaupt) entwickelte im 16. Jahrhundert eine Lehre von den Elementargeistern, die sehr einflussreich wurde.

Die Vier-Elemente-Lehre wurde von der Astrologie übernommen. Dabei wurde jedes der Tierkreiszeichen einem der vier Elemente zugeordnet.

Übrigens:

In der chinesischen Kultur gibt es ein ähnliches Modell, die „Fünf-Elemente-Lehre. Hierbei sind die fünf Grundelemente Metall, Holz, Erde, Wasser und Feuer.

Zurück zu Paracelsus:

Er empfahl die Heidelbeeren in seinen Schriften vor allem gegen ‚Darmreißen‘ (Koliken) und Durchfälle.

Auch die Hl. Hildegard von Bingen (s. später) war der VEL zugeneigt:

„Alle Elemente der Welt befinden sich auch im Menschen, und mit ihnen wirkt der Mensch. Sie tragen die Namen: Feuer, Wasser, Luft und Erde“.

 

Nach der VEL werden die Himbeeren dem Element „Luft“ – Freier Geist – zugeordnet.

So ist denn dann auch ein Heidelbeeren-Tee eine echte Wohltat für Fantasie und Optimismus.

Machen wir einen Sprung ins Mittelalter.

Viele unserer Kräuter, die wir auch heute noch gegen allerlei Beschwerden oder auch zum Würzen von Speisen verzehren, waren bereits seit der Antike bekannt. Schon zu jener Zeit haben bekannte Philosophen, Naturforscher und Ärzte zahlreiche Aufzeichnungen verfasst, die für viele Ärzte, Klostermediziner oder Biologen im Mittelalter eine Grundlage boten. Im Mittelalter wurden zahlreiche Kräuterbücher geschrieben, die im Grunde das Wissen der Antike, aber auch das aktuelle Wissen jener Zeit enthielten. Interessant ist in jenem Fall, wie fortschrittlich teilweise die Ärzte, Botaniker und Naturforscher in der Antike bzw. im frühen Mittelalter bereits waren. Eine große Errungenschaft war es daher, das unterschiedliche Wissen, was die verschiedenen Völker und Personen zu dieser Zeit hatten, zusammenzutragen.

So findet sich im Werk „Liber de cultura hortum“ (Buch über die Kulturen der Gärten) – geschrieben vom Benediktinermönch Walahfrid von der Reichenau – latinisiert ‚Walafridus Strabo‘ auch Walachfried der Schielende – verfasst um 827; er war nicht nur Mönch, sondern Dichter, Diplomat und Botaniker – er lebte von 808/809-849) auch die Heidelbeere als heilwirksame Pflanze beschrieben [später wurde das Werk 1510 unter dem Titel „Hortulus“ vom Schweizer Joachim Vadian verlegt].

Bei den Ärzten des Altertums war die Heidelbeere als Heilpflanze nicht bekannt.

Erstmalig finden wir die „Waldbeeren/Waltbeeren“ dann später beschrieben mit einer Anwendung gegen Husten und Lungenschwindsucht.

Das Kreutterbuch des Pietro Andrea Gregorio Mattioli (1501-1577 – italienischer Arzt, Leibarzt des Erzherzogs Ferdiand II. und von Kaiser Maximilian II., verstorben an Pest) – korrekter: „die“ Bücher – hält explizit die Heilwirkungen der Heidelbeere fest.

Kommen wir zu den „3 Vätern der Botanik“:

Zuerst zu nennen Otto von Brunfels (1488-1534 – oder Ortho Brunfels oder Braunfels – deutscher Theologe, Humanist, Arzt und Botaniker, Leibarzt Kaiser Ferdinands I.); er ließ in seinen Kräuterbüchern Herbarum vivae eicones (1530 und 1536, drei Teile) und Contrafayt Kräuterbuch (1532–1537, zwei Teile) die von ihm selbst gefundenen einheimischen Pflanzen in Holz schneiden und unter die Abbildungen die deutschen Namen setzen. Darunter auch die Wald-Wild-Heidelbeere, die er sehr schätzte. So empfahl er Heidelbeer-Sirup als ‚Magen-Kräftigungsmittel‘.

Auch Taberaemontanus, ein Naturheiler des frühen 16. Jahrhunderts – er war geboren in Bergzabern, daher der Name –, pries die Heidelbeere zur innerlichen Anwendung gegen „Hitze des Magens“, Erbrechen und Bauchfluss („Ruhr“); er empfahl die Beeren zudem zur Heilung bei „Geschwulsten an geheimen Orten“ und bei „faulem Wundfleisch“.

Dann Hieronymus Bock (1498-1554 – genannt „Tragus“ – deutscher lutherischer Prediger, Arzt und Botaniker). Auf ausgedehnten Reisen, die ihn von den Ardennen bis in die Schweizer Alpen führten, versuchte er sich als einer der ersten Wissenschaftler seiner Zeit an einer umfassenden Aufnahme und Beschreibung der mitteleuropäischen (Heil-)Pflanzen. Das Ergebnis dieser Studien ist sein Hauptwerk, ein

Kräuterbuch , zu dessen Veröffentlichung ihn der berühmteste Botaniker seiner Zeit, Otto Brunfels, drängte: Das Kreütter Buch von 1539. In diesem Werk befinden sich sowohl Beschreibungen als auch Abbildungen der Heidelbeeren.

Bleibt als „3. im Bunde“ Leonhard Fuchs (1501-1566 – deutscher Arzt und Botaniker). Sein „New Kreüterbuch" oder „New Kreuterbuch“ erschien in lateinischer Sprache 1542 (De historia stirpium commentarii", übersetzt „Kommentare zur Geschichte der Pflanzen"), die erste deutsche Übersetzung 1543. Dieses klassische Werk der botanischen Literatur enthielt eine systematische Darstellung von rund 400 Wildgewächsen und über 100 Nutz- und Zierpflanzen, zum ersten Mal methodisch beschrieben - mit der Berücksichtigung des Standortes, mit botanischen Beschreibungen, Blütezeiten und medizinischen Verwendungsmöglichkeiten („Krafft und Würckung").

[Nebenbei: Eine Blume wurde mit seinem Namen benannt, die „Fuchsie – mit dem einzigartigen Fuchsien- und Kräutermarkt ehrt ihn jährlich im Mai/Juni sein Geburtsort, die „Fuchsien-Stadt" Wemding. Unter dem Fenster seines Geburtshauses entsteht dabei ein großes, farbenprächtiges Blumenmeer]

In seinem Kreüterbuch ist die Heidelbeere mit Text und Bild festgehalten. Fuchs schätzte die Beeren sowohl als Speise und auch als Heilmittel.

Adam Lonitzer (1528-1586 – genannt „Lonicerus“ war ein deutscher Naturforscher, Arzt und Botaniker) pries in seinem viel beachteten „Kräuterbuch“ Heidelbeer-Aufbereitungen gegen Blasen- und Gallensteine, Blutspeien und Mundfäule (Skorbut). Beeren wie Blätter-Aufgüsse sollten bei Frauen die Periodenblutung auslösen oder verstärken. Zudem schätzte er die sonst nirgendwo erwähnte Verwendung der Heidelbeer-Wurzeln zu Heilzwecken.

Auch Andreas Osiander (1498-1552 – deutscher Theologe und Reformator und Naturheiler) riet in seiner Schrift „Volksarzneymittel“ die Durchfall, Harnstein und Haemorrhoiden-Blutungen das Kauen von getrockneten Beeren.

Nicholas Culpeper (1616-1654 – englischer Apotheker, Arzt, Astrologe) entwickelte die „Astrologische Heilkräuterkunde“. Sein zentrales Werk „The Herbal“ ist einerseits ein umfassendes Kräuterbuch und andererseits ein fundiertes astro-medizinisches Nachschlagewerk.

Er glaubte an den Einfluss der Gestirne auf den menschlichen Körper und dass die Welt aus gegensätzlichen Elementen aufgebaut sei. Krankheiten verliefen je nach dem Stand der Gestirne unterschiedlich. Um eine Krankheit zu heilen, war zuerst herauszufinden, welcher Planet die Krankheit verursachte. Dann galt es zu erwägen, welcher Teil des Körpers betroffen war und ob es sich um Fleisch, Knochen, Blut oder Eingeweide handelte, und welchem Planeten dieser Körperteil unterstand.

So konnte die Krankheit mit einer Pflanze bekämpft werden, die dem entgegengesetzten Planeten unterstand:

- Krankheiten von Sonne und Mond durch Saturn

- Krankheiten des Merkur durch Jupiter

- Krankheiten der Venus durch Mars

- Krankheiten der Mars durch Venus

- Krankheiten des Jupiter durch Merkur

- Krankheiten des Saturn durch Sonne und Mond

Außerdem konnten Krankheiten durch Sympathie geheilt werden, dabei heilte jeder Planet seine eigenen Krankheiten:

- Sonne und Mond die Augen,

- Venus die Geschlechtsorgane,

- Mars die Galle,

- Jupiter die Leber,

- Saturn die Galle.

Culpeper ordnete die Heidelbeere dem Mond zu.

Sie besitzt kräftigende, kühlende und auflösende Eigenschaften, wirkt gegen Blutungen, Ausfluss, Durchfall, ebenso gegen Schwellungen, Knochenleiden, Hauterkrankungen und besonders bei entzündlichen Erkrankungen der Schleimhäute.

Heidelbeeren, auch Blau- oder Schwarzbeeren genannt, wurden schon in mittelalterlichen Schriften als Nahrung für arme Leute und Hirten aufgeführt, um die damalige magere Kost zu ergänzen.

Über ihre Heilanwendung gibt es aber weder in der Antike noch aus der Zeit des Mittelalters eindeutige Hinweise, sondern lediglich ‚vage‘ Hinweise und Beschreibungen.

Aufgrund ihrer vielen Namen im deutschsprachigen Raum ist aber zu vermuten, dass sie schon über Jahrhunderte hinweg nicht nur als Nahrungsmittel genutzt wurde, sondern auch als Heilpflanze.

Das Interessante:

Faszinierenderweise deckt sich die Mehrzahl von Culpepers Zuordnungen zwischen Heilmittel und Indikation tatsächlich mit den heilkundlichen Erkenntnissen unserer Zeit!

Erst die Hl. Hildegard von Bingen (1098-1179 – Benediktinerin, Äbtissin, Dichterin, Komponistin, bedeutende ‚Universalgelehrte‘) scheint sich in der Zeit des Mittelalters näher mit der Heidelbeere beschäftigt zu haben, wie aus ihren Schriften hervorgeht.

Erst in den Kräuterbüchern des 16. und 17. Jahrhunderts widmet man sich dieser Pflanze näher und erwähnt sie als zusammenziehendes, kühlendes und stopfendes Mittel.

In den Mythen und Sagen Nord- und Mitteleuropas sowie im Aberglauben des Volkes spielt sie schon eher eine Rolle.

So wird sie mit der „Großen Mutter“ (Magna Mater – steht für ein mythologisches Wesen, für den Mutter-Archetyp [Archetypus in der Analytischen Psychologie] und für ‚Mutter-Göttin‘, für Erd-Göttin) in Verbindung gebracht, die nach der Christianisierung der heidnischen Völker durch Mutter Maria ersetzt wurde.

Eine Legende besagt, dass ein armes Mütterchen in einer großen Hungersnot an einem Marienbild um Hilfe betete und aus den Rosenkranzperlen dieses Bildes die Heidelbeeren entstanden.

Eine andere Legende besagt, dass Maria dem Heiligen Gangolf (burgundischer Ritter des 8. Jahrhunderts, der zur Zeit König Pippins ermordet worden war) ihren Rosenkranz in die Hände gelegt habe und dieser die Perlen ausgesät habe, aus denen dann die Heidelbeerbüsche entstanden seien.