Hansjürgen Blinn (Hrsg.)
Bella Italia
Italienreisen im Gedicht
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Inhaltsverzeichnis
Titel
[Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn]
VON DEN ALPEN NACH VENEDIG
März. Brief nach Meran
Mondnacht über Meran
Malcesine
An Sirmio
Verona
Die Arena
Venedig
Venedig
Venedig
Auf dem Canal Grande
[An der Brücke stand]
San Marco
Spätherbst in Venedig
Siehst du die Stadt?
Venedig
Karneval
Venetianische Epigramme. LXXII
EMILIA ROMANA UND LIGURIEN
Abschied von Venedig
Mantua
Andreas Hofer
Brescia
Der Dom zu Mailand
Berliner in Italien
In Genua
[Porto fino, kleiner Hafen]
Weltaugenblick Portofino
Coralie
KOMM MIT MIR IN DIE TOSKANA
Reise nach Lucca
Flucht nach Toscana
Anblick von Florenz
Florenz
[Zypressen stehen da als hohe Pforte]
Florenz
San Gimignano
Siena
Michel ‒ Kunstkenner
LATIUM UND ROM
Täuschung
Campagna vor Rom
Römische Elegien I
Römische Elegien VII
Der Römische Brunnen
Römische Fontäne
Fontana Trevi
Römische Sarkophage
Michelangelo und seine Statuen
In der Sistina
Die spanische Treppe
Eine Mondnacht in Rom
Rom
Der Chinese in Rom
Gegen Rom
Der Triumphbogen
Früher Lenz in der Campagna di Roma
Ständchen in Ritornellen aus Albano
Olevano
NEAPEL UND DER SÜDEN
Andenken an Neapel
[Lieg ich in der Freundin Armen]
Vor-Ostern
Neapel
Der Vesuv im Dezember 1830
Lied vom Meer
Einladung nach Sorrent
Abschied
Lieder aus dem Meerbusen von Salerno
Pästum
Das Grab im Busento
Aus: Hymne an Sizilien
La Zisa bei Palermo
Empedokles
Abschied
Land der Sehnsucht – Land der Träume
Impressum neobooks
Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht,
Kennst du es wohl?
Dahin! Dahin
Möcht ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn.
Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach,
Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach,
Und Marmorbilder stehn und sehn mich an:
Was hat man dir, du armes Kind, getan?
Kennst du es wohl?
Dahin! Dahin
Möcht ich mit dir, o mein Beschützer, ziehn.
Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg?
Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg;
In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut;
Es stürzt der Fels und über ihn die Flut,
Kennst du ihn wohl?
Dahin! Dahin
Geht unser Weg! o Vater, lass uns ziehn!
Johann Wolfgang Goethe
Blüht nicht zu früh, ach blüht erst, wenn ich komme,
dann sprüht erst euer Meer und euren Schaum,
Mandeln, Forsythien, unzerspaltene Sonne –
dem Tal den Schimmer und dem Ich den Traum.
Ich, kaum verzweigt, im Tiefen unverbunden,
Ich, ohne Wesen, doch auch ohne Schein,
meistens im Überfall von Trauerstunden,
es hat schon seinen Namen überwunden,
nur manchmal fällt er ihm noch flüchtig ein.
So hin und her – ach blüht erst, wenn ich komme,
ich suche so und finde keinen Rat,
dass einmal noch das Reich, das Glück, das fromme,
der abgeschlossenen Erfüllung naht.
Gottfried Benn
Die Geisterstadt… Als wie ein Teppichbild,
daran ein Träumer jahrelang gewebt,
so steht sie da im Mondenduft und lebt,
ein ganz zu Traum verflüchtigt Erdgefild.
Und drüber seidet Allblau dämmermild,
von Sternen-Kinderaugen scheu durchstrebt.
Und jetzo! Mitternacht! Der Äther bebt,
als rührte Geistergruß an einen Schild.
Ein Traumbild, – leichtlich tausenden gesellt
auf einer Göttin Brünnenüberhang,
die schimmernd steht auf Speer und Schild gelehnt . . .
Und eben war’s, dass dieser zwölfmal klang:
Gott grüßt im Traume seine Göttin Welt,
die sich nach Ihm, wie er nach Ihr sich, sehnt.
Christian Morgenstern
Im nächtigen Gässchen, winklig, steil gestuft,
atmet ein Fenster rotes, warmes Licht
gleich einem offnen Mund, der uns nach Hause ruft.
Da leuchtet aus dem Finstern ein Gesicht,
da trällert eine leise vor sich hin,
wozu ihr Schritt den Text des Liedes spricht.
Uralte junge Wasserträgerin!
Zwei Kupferkessel schweben um sie her,
goldrotes Ampelpaar um eine Tänzerin.
Schlägt an die Mauer nicht das Meer?
Im schwarzen Wasser schwimmt ein wildes Rot.
Die Fischerbarken sind von Träumen schwer.
O Lockung, die aus fremden Augen droht,
o Lächeln, das die feuchten Lippen teilt,
viel wissend um die Liebe und den Tod
und dass der Tod allein von Liebe heilt.
Josef Leitgeb
(Catulls Ode)
Kaum glaub ich’s noch! Catull, du bist daheim!
Daheim auf deinem lieben Sirmio!
Oh Sirmio, Sirmio, Kronjuwel Neptuns!
In allen Meeren, Strömen, Seen sucht
Deingleichen man umsonst: Kein Vorgebirg,
kein Halbeiland, kein Eiland kommt dir gleich!
Wie gern bin ich zu dir zurück geeilt!
Wie schön, die Sorg und all den fremden Kram,
der mir nichts ist, im Rücken weit, weit, weit,
am eignen Tisch, im eignen Bett zu ruhn!
Das ist doch noch ein Lohn nach so viel Plag!
Mein Zauber-Sirmio, freust du dich denn auch?
Und du, mein See, brandest du mir Willkomm?
Ja, alles lacht und ruft: Catull ist da!
Christian Morgenstern
Und so entlässt dich, wie sie dich empfangen,
Italiens schöne Tochter an der Schwelle,
Auf dass nach ihrer Mutter Sonnenhelle
Du sehnlich immer müssest heimverlangen.
All ihre Lieblichkeit und stolzes Prangen
Grüßt dich noch einmal aus des Stromes Welle;
Was dir der Süden bot, an dieser Stelle
Ist’s wie im Auszug dir vorbeigegangen.
Amphitheater, Dom, Arkaden, Plätze
Voll Marktgewühls und ausgelassner Schreier,
Ja ein Triumphtor selbst ward nicht vergessen;
Der Mal- und Bildkunst unerschöpfte Schätze,
Glutaugen, leuchtend unter schwarzem Schleier,
Und jenes Giusti-Gartens Prachtzypressen.
Paul Heyse
Wundervolles Prachtgebäu,
Das in herrlicher Vollendung,
Edlen Ebenmaßes, leichter Schönheit
Groß und würdig den Zeitläuften trotzt.
Als wärst du ewig,
So fest, gediegen, dir selbst genug.
Wie die Harmonie des Werkes
Mich erhebt und froh befriedigt,
Muss ich still doch in Verwundrung
Jene alte Zeit bedenken,
Da es Sitte und Bedürfnis war,
Wilde Tiere, Gladiatoren,
Sich im wilden Kampf zerfleischen
Und ihr Blut vermischt zu sehn,
In so edlem Gefäße fließen.
Und wir!
Sind bei uns nicht auch die Bühnen
Schon von Fürst und Staat geschützt,
Aufgetürmt und kostbar reich?
Zwar nur Schatten dieser Pracht,
Aber wie viel Leinwand, reich bemalt,
Seidenzeug und Gold und Flitter, –
Um die Armut
Unsers Lebens
Abgespiegelt dort zu sehn.
Ist der Römer uns zu grausam,
Sind wir ihm gewiss zu kindisch,
Wenn er Blut in Freuden fließen sah,
Rinnt uns schwächlich Trän’ auf Träne,
Über wenig, über gar nichts,
Und wir nennen uns gebildet.
Ludwig Tieck