Read the book: «Habsburger - Eine Sammlung skurriler und unterhaltsamer Fakten»

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Über das Buch:

Kaum eine andere Dynastie hat so viele skurrile Persönlichkeiten hervorgebracht wie die Habsburger. Natürlich wurde über die peinlichen Eskapaden, kuriosen Entscheidungen und extravaganten Vorlieben der betreffenden Blaublütigen nicht nur im Volk gespottet – auch bei Hof hat man über die verhaltensoriginellen Habsburger gemunkelt und getuschelt.

Auf der Suche nach den schrägsten Persönlichkeiten der Monarchie sowie den amüsantesten Anekdoten über den Habsburger-Clan ist Gabriele Hasmann einmal quer durch die Geschichte gereist und hat zahlreiche skurrile Fakten zusammengetragen. Kurz, prägnant und immer unterhaltsam.

Inhalt

Von der Burg bis zum Auto

Mord statt Almosen

Die Rotweinleiche

Ein Privilegien-Schwindel

Bizarre Sammelwut

Der Zopforden

Inkognito

Der Schatzjäger

Der royale Erbschleicher

Bildungslücken

Ein rätselhafter Code

Die Tricks des Kaisers

Der hartnäckige Verehrer

Der eitle Pfau

Der Mantel Jesu

„La loca“

Im Ledersack an Bord

Die geraubte Tochter

Der Bastard in der Satteltasche

Tödliche Blähungen

Genlotterie

Die Antenne ins Jenseits

Der rasende Don Julio

Heilendes Menschenschmalz

Schwarze Kammern

Der „Fotzenpoidl“

Die habsburgischen Mannsweiber

Der Party-Kaiser

Die Herren der Schlüssel

„El Hechizado“

Die schönen Hände

Das „Muster an Schönheit“

„Alla turca“

Tartuffeln versus Trüffeln

Zocken und kiffen

Disziplin am Kaiserhof

Der zauberhafte Pavillon

Die Schneckentreppe

Genusssüchtige Fresssäcke

Die Keuschheitskommission

Käufliche Liebe

Haustierhaltung am Wiener Hof

Vampire im Habsburgerreich

Habsburgische Pentagramme

Royale Wirtsleute

Der Kaiser und die Lesbe

„Die Schiache“

Die Superwaffe

Des Kaisers Marotten

Tollhaus-Faszination

Ein Kaiser inkognito

Camping-Launen

Der heilige Pflug

Fatale Entwicklung

Habsburgische Luxussucht

Die Halsbandaffäre

Der erste Bio-Bauer

Das Mutterkindchen

Der Blumenkaiser

Die Wilden in Wien

Kammerdiener Soliman

Gemütlichkeit ist Trumpf

Das Haus der Launen

Der König von Mallorca

Askese und Sparsamkeit

Der Diener seines Herrn

Die liebe Gewohnheit

Hofzeremonielle

Kulturbanause

Verqueres Denken

Konservierungspanne

Sisis Eitelkeiten

Diät à la Sisi

Freakshows

Wolkenkraxeleien

Verliebt in Heine

„Mein Kleiner“

Den Eselskopf im Arm

Arbeitsplatz Hofburg

Ein erotisches Geheimnis

Luziwuzi

Den Schalk im Nacken

Der schöne Otto

Trockener Humor

Romantische Ader

Der schießwütige Franz

Wer auf die Krone pfeift

Rebellin aus Liebe

Geisterjagd

Rudolfs Vögel

Mumien-Partys

Bloody Mary

Der erpresste Kaiser

Krönung mit Hindernissen

Spuk im Schloss

„Der Bestickte“

Gütinand der Fertige

Einrichtungsstil à la Habsburg

Royales Gelb

Die Gummi-Nasenprothese

Verirrte Kugeln

50 Schnupftabakdosen

Die zweite Geige

Kalkül versus Liebe

Kammerdiener im Bett

Lehre … Karriere?

Katholischer Fanatismus

Franz-Josef-Land

„Ich kenne nur Untertanen“

20 Tassen Kakao pro Tag

Quellen

Von der Burg bis zum Auto
Vom Privileg, die Nr. 1 zu sein

Der allererste Habsburger war Herzog Guntram der Reiche, wie eine lateinische Mönchschronik aus dem Jahr 1160 belegt – er gilt somit als Stammvater der Dynastie, die über 24 Generationen insgesamt fast 650 Jahre lang in Österreich regierte.

Als erster Herrschersitz des späteren riesigen Reichs gilt die Habichtsburg, die im Schweizer Kanton Aargau um 1020 von Radbot errichtet wurde.

Der Erste in der Familie, der sich „von Habsburg“ nannte und damit seine Namen adelte, war Otto II. Graf von Habsburg zu Beginn des 12. Jahrhunderts.

In Österreich tauchte der Clan erstmals Ende des 13. Jahrhunderts auf, als Rudolf I. seine beiden Söhne Albrecht I. und Rudolf II. mit dem Land belehnte, das zuvor von den Babenbergern verwaltet worden war. In dieser Zeit ließ man auch die Hofburg als erste Residenz für die Adeligen errichten.

Der erste Liebesrebell unter den Habsburgern war Erzherzog Johann, der eine nicht standesgemäße Bürgerliche ehelichte. Er hatte sich in die steirische Postmeisterstochter Anna Plochl verliebt und wurde daraufhin nach der Hochzeit von seinem Bruder Kaiser Franz II./I. von der Erbfolge ausgeschlossen.

Das erste Sparbuch auf einer Bank eröffnete Franz Joseph I. Es trug die Nummer 1. Der Regent musste, ebenso wie alle anderen Kunden des Instituts, ein Formular ausfüllen. Er trug bei der Rubrik „wohnhaft“ Schloss Schönbrunn ein und gab als Beruf „Kaiser“ an.

Er war auch der erste Monarch Österreichs, der ein Automobil nutzte. Besonders begeistert zeigte er sich nach seiner ersten Ausfahrt von dem motorisierten Vehikel allerdings nicht und merkte an: „G’stunken hat’s und g’sehn hat man nix.“

Die erste Nummerntafel mit dem Kennzeichen A1 ging allerdings an Erzherzog Eugen, einen Urenkel von Kaiser Leopold II. – Thronfolger Franz Ferdinand, ein Neffe von Kaiser Franz Joseph, bekam nur A4, worüber er sich maßlos geärgert haben soll.

Mord statt Almosen
Als dem Herzog ohne Land der Geduldsfaden riss

Herzog Albrecht I., Sohn von Rudolf I., wurde Ende des 13. Jahrhunderts deutscher König und verfolgte ab jenem Zeitpunkt eine strenge Erbpolitik. Dabei schob er einige seiner Verwandten rücksichtslos aufs Abstellgleis und bediente sich an deren Vermögen, was unter anderen auch seinen Neffen Johann von Schwaben betraf. Doch der wollte sich nicht ewig hinhalten lassen und drängte seinen Onkel mehrmals auf Herausgabe seines väterlichen Erbes. Der schlaue Albrecht jedoch vertröstete den jungen Mann immer wieder, weshalb dieser in der Bevölkerung schon als „hertzog anlant“ (Herzog ohne Land) verspottet wurde.

An einem Abend im Mai 1308 riss dem 18-Jährigen bei einem von seinem Onkel veranstalteten Gastmahl in Winterthur (Schweiz) der Geduldsfaden – beim Abschied schrie er: „Ich bin zu alt, um von dir mit Almosen abgespeist zu werden. Ich will, was mir von Rechts wegen zusteht!“ Albrecht erwiderte: „Nur über meine Leiche!“ und zog sich danach beleidigt in seine Gemächer zurück. Das kann er haben, mochte sich Johann in diesem Moment gedacht haben. Als der König am folgenden Tag nach einem Geschäftstermin auf dem Heimweg durch einen Wald ritt, lauerte ihm sein Neffe mit einigen schwäbischen Rittern auf und spaltete seinem Onkel unter lautem Gebrüll mit seinem Schwert den Schädel. Er erhielt daraufhin den Namen Parricida (lat. für „Verwandtenmörder“).

Johann verkleidete sich als Mönch und floh vor Albrechts Tochter Agnes, die ihn mit ihrem Hass und auf ihrem Pferd quer durch das ganze Land verfolgte. Der Mörder schlug sich tagelang allein ohne Nahrung durch die Wälder und verkroch sich nachts in dunklen Höhlen, bis er sich irgendwann völlig entkräftet dem deutschen König Heinrich VII. stellte. Er wurde zu einem echten Dasein als Ordensbruder verdammt und in ein Benediktinerkloster eingewiesen, wo er bis zu seinem Tod verbleiben musste.

Die Rotweinleiche
Symbole und eine skurrile Heiligenverehrung

Der österreichische Herzog Rudolf IV. ließ im 14. Jahrhundert den Grundstein zum Bau des Wiener Stephansdoms legen, in dem er nach seinem Tod auch bestattet wurde. Er soll dabei symbolisch eine silberne Maurerkelle und eine Haue verwendet haben, die in einer Inventarliste des Doms aus dem Jahr 1448 noch erwähnt sind.

Ebenfalls symbolischen Charakter hat Rudolfs Botschaft in Geheimschrift, die er am Bischofstor des Stephansdom hinterlassen hat. Sie konnte allerdings entziffert werden und verweist auf „Rudolf, von berühmter Herkunft, der Gründer“, was ihm seinen Beinamen „der Stifter“ eintrug.

Aufgrund einer beinahe an Besessenheit grenzender Heiligenverehrung hat der Habsburger seit frühester Jugend seine spätere Grabeskirche mit Reliquien überhäuft. Dazu zählen ein Stein, mit dem der heiligen Stephan (Namensgeber des Stephansdoms) gesteinigt wurde, Erde vom Jordanufer, Brot von der Speisung der Fünftausend, Weihrauch der Heiligen Drei Könige, ein Tischtuch vom Letzten Abendmahl und ein Zipfel des Grabtuchs Jesu. Einzig die „heilige Vorhaut“ Christi – dessen Beschneidung auf einem Epitaph an der südlichen Außenmauer des Doms dargestellt ist – konnte Rudolf zeit seines Lebens nicht finden. Bis heute weiß niemand so genau, wo diese aufbewahrt wird.

Nach Rudolfs Ableben 1365 wurde aufgrund der skurrilen Vorliebe des Herzogs auch seine Leiche wie ein Heiligtum behandelt. Der Herrscher starb völlig unerwartet im Alter von nur 26 Jahren infolge einer bakteriellen Infektion, während er in Mailand die Hochzeit seines Bruders Leopold vorbereiten wollte. Sein Leichnam wurde in Rotwein gekocht, das Skelett in eine schwarze Rinderhaut eingenäht und über die Alpen nach Wien transportiert. Über dem Lederbalg lag ein kostbarer Mantel aus persischem Seidenbrokat mit roten und grünen Ornamenten, zu sehen heute im Wiener Dom- und Diözesanmuseum.

Ein Privilegien-Schwindel
Die größte List des Mittelalters

Das Privileg der Macht über das Volk entstand durch die adelige Abstammung. Nicht immer verfügten die Herrscher aber ausschließlich aufgrund ihres Geburtsrechts über so viel Befehlsgewalt, wie sie gerne gehabt hätten. Man musste sich allerdings nur zu helfen wissen! Als der Böhme Karl IV. aus dem Geschlecht der Luxemburger im Jahr 1356 in seiner „Goldenen Bulle“ festlegen ließ, welche Kurfürsten den Kaiser wählen durften, „vergaß“ er dabei völlig auf die Habsburger. Das bedeutete, die österreichischen Adeligen hatten kein Mitsprache- und Stimmrecht. Karls Schwiegersohn Rudolf IV. wollte diese Benachteiligung allerdings nicht einfach so hinnehmen und ersann eine List. Er ließ kurzerhand ein Dokument fälschen, das als „Privilegium maius“ in die Geschichte einging. Dieses Schriftstück bescheinigte den Herzögen seiner Familie die Verleihung des frei erfundenen Titels „Erzherzog“, der sowohl eine Rangerhöhung als auch eine Ausstattung mit Privilegien und Zusatzrechten vorsah. Zudem waren die ranghöheren Aristokraten mit dieser Urkunde den Kurfürsten im Heiligen Römischen Reich gleichgestellt. Rudolfs Neffe Herzog Ernst „der Eiserne“ bekam sogleich den ersten Erzherzogstitel des Landes verliehen. Als man dessen Sohn Friedrich III. als ersten Habsburger zum Kaiser wählte, nutzte dieser seine Position umgehend aus und ließ das „Privilegium maius“ Mitte des 15. Jahrhunderts offiziell bestätigen, wodurch der neu geschaffene Titel auch reichsrechtlich anerkannt werden musste und Österreich zum Erzherzogtum wurde.

Rudolf IV. ist auf dem einzigen von ihm erhaltenen Porträt mit einer Erzherzogskrone dargestellt – die es damals gar nicht gab. Erst im Jahr 1616 hat Maximilian III., Erzherzog von Tirol, den „Erzherzogshut“ als gültiges Machtsymbol anfertigen lassen. Zu sehen ist dieses Sinnbild der Schläue im Stiftsmuseum Klosterneuburg in Niederösterreich.

Bizarre Sammelwut
Haarmenschen und Zwerge

Aus dem Bedürfnis heraus, besonders seltene, wertvolle, exotische und höchst eigenwillige Dinge anzuhäufen, gründete Rudolf IV. im 14. Jahrhundert den Hausschatz der Habsburger. Schon bald schwenkte der Regent von „höchst eigenwillig“ auf „bizarr“ um und konnte sich dabei auch der Faszination durch das Abnorme nicht mehr entziehen. Und so fügte er den vorhandenen Exponaten schon bald diverse Kuriositäten aus aller Herren Länder hinzu.

Ein weiterer exzessiver Sammler von Abnormitäten war Erzherzog Ferdinand II. von Tirol, der auf seinem Schloss Ambras in Innsbruck im 16. Jahrhundert vorwiegend Porträts des Haarmenschen Petrus Gonsalvus von Teneriffa (bis heute bezeichnet man die krankhafte übermäßige Behaarung als Ambras-Syndrom) sammelte. Darüber hinaus holte er sich „Zwerge“ auf sein Schloss und liebte es, sie in ihrer Rolle als „Hofnarren“ zu beobachten.

Eine Vorliebe für „kuriose Menschen“ zeigte auch Kaiser Ferdinand II. – allerdings gehörte es damals fast zum guten Ton, Winzlinge, Riesen, Missgestaltete oder „Mohren“ als Beweis für die Launen der Natur zu beschäftigen und sie bei Gesellschaften vorzuführen. Der „Besitz“ von „ungewöhnlichen Kreaturen“ stärkte den guten Ruf eines Monarchen.

Kaiser Rudolf II. beschäftigte Agenten in ganz Europa, die nach Objekten Ausschau halten und ihm alles herausragend Schöne, Wertvolle oder Seltene bringen sollten. Unter seinen wertvollsten Sammelstücken befand sich beispielsweise der Dolch, mit dem der Überlieferung nach Julius Cäsar erstochen worden war. Allerdings gab es auch jede Menge Abnormes, wie beispielsweise in Alkohol eingelegte Missgeburten, die sich der Kaiser gern abends bei Kerzenschein ansah und eingehend studierte.

Bereits ab dem frühen 17. Jahrhundert, als sich der Adel langsam nichtmehr komplett vom Volk abschottete, wurden Führungen durch die „Kunst- und Wunderkammern“ in Wien veranstaltet.

Der Zopforden
Die weibliche Seite der harten Männer

Im Mittelalter wollten es Mode und Gebräuche, dass harte Männer sich wie Mädchen ausstaffierten und benahmen.

Im 14. Jahrhundert stand beispielsweise Albrecht III., ein Bruder von Rudolf IV., total auf Zöpfe! Er wollte sich deshalb keinem der damals gängigen Ritterorden anschließen, sondern eine eigene Vereinigung gründen: den „Zopforden“oder „Orden von der Locke“, der als Vorläufer des Ordens vom Goldenen Vlies gilt. Nach Albrechts Tod löste sich dieser Männerbund jedoch auf. Das einzige noch erhaltene Ordensabzeichen ist im „Museum im Palais“ zu bewundern, das sich im „Universalmuseum Joanneum“ in Graz befindet.

Die männlichen Mitglieder des „Zopfordens“ trugen nicht nurihr langes Haar geflochten, sondern auch noch einen Halsreif aus Silber in Form eines Zopfes sowie eine kleiderähnliche Tracht mit eigens dafür entworfenem Design. Aufgrund der weiblichen Gewandung galt Albrecht III. später sogar als Transvestit – auch wenn es dieses Wort damals noch gar nicht gab.

Weit weniger kurios, als es interpretiert werden könnte, ist, dass sichdie Könige Friedrich „der Schöne“ aus dem Haus Habsburg und Ludwig IV. aus Bayern auf den Mund küssten. Stattgefunden hat die Intimität nach ihrem Waffenstillstand und bei der Versöhnung im Jahr 1325 auf Burg Trausnitz in der Oberpfalz, auf der Ludwig seinen Vetter Friedrich zuvor drei Jahre lang gefangen gehalten hatte. Das geschmuste Lippenbekenntnis stellte in jener Zeit einen Akt zur Bekräftigung des Friedens dar. Nach der anschließenden Orgie, die als Osterfeierlichkeit getarnt wurde, teilten sich die beiden Herren sogar eine Schlafstatt. Bei dem Ruhen Seite an Seite handelte es sich ebenso um einenAkt mit Symbolcharakter, der Eintracht und Vertrauen demonstrieren sollte. Eine andere Erklärung für die gemeinsame Nacht wäre, dass einer der beiden Männer weinlaunig nicht in sein eigenes Bett gefunden hat.

Inkognito
Der adelige Minnesänger mit den leeren Taschen

Friedrich IV., der zu Beginn des 15. Jahrhunderts die kurzlebige ältere Tiroler Linie der Habsburger begründete, dürfte viel Spaß am Verkleiden undam Rollenspiel gehabt haben. Dem Neffen von Albrecht III. wird beispielsweise nachgesagt, dasser sich auf einem Hof als Knecht anstellen ließ, um inkognito die Arbeit seiner Bauern zuüberprüfen. Häufig mischte er sich aber auch als armer Schlucker unters Volk, tauchte dabei vorwiegend in Gaststätten auf, um beim geselligen und weinlaunigen Beisammensein die Stimmung unter den „einfachen Leuten“ einzufangen. Darüber hinaus erschien er häufig verkleidet in Klöstern, um herauszufinden, wie die Geistlichkeit über ihn dachte – es handelte sich in beiden Fällen um eine politische Maßnahme zum Ausbau seiner Machtposition.

Im Jahr 1416 soll Friedrich IV. zudem in Gestalt eines Minnesängers ausder Gefangenschaft in Konstanz zurück nach Tirol geflüchtet sein und als Troubadour auch so manches Lied unter den Fenstern holder Damen geträllert haben.

Der Habsburger war wirtschaftlich trotz aller Maßnahmen nur wenig erfolgreich und auch seine zahlreichen politischen Niederlagen wurden stets auf seine finanzielle Misere zurückgeführt. Rasch erhielt der dauerpleite Herrscher den Spottnamen „Friedel mit der leeren Tasche“. Eine Geschichte, welcher er diese wenig schmeichelhafte Bezeichnung verdankt, lautet wie folgt: Während Friedrich im Jahr 1402 in Venedig weilte, zeigte man ihm den Kirchenschatz von St. Markus, der einen enormen Wert hatte. Der Habsburger wurde gebeten, sich ein Stück der Juwelen als Geschenk auszusuchen. Er jedoch zog einen kostbaren Diamantring vom Finger und überreichte ihn dem Dogen mit den Worten, er sei von seinen Vorfahren unterwiesen worden, Schätze nicht zu vermindern, sondern zu vermehren. Irgendetwas muss der Gute da völlig falsch verstanden haben!

Der Schatzjäger
Ein kleinkrämerischer Geizhals

Im 15. Jahrhundert herrschte über das Habsburgerreich Kaiser Friedrich III., Sohn von Herzog Ernst „dem Eisernen“, den man im Volk aufgrund seines in politischen Belangen phlegmatischen Naturells „des Reiches Erzschlafmütze“ nannte. Er interessierte sich kaum für das Weltgeschehen; so wusste er beispielsweise lange nicht, dass Kolumbus 1492 Amerika entdeckt hatte. Regelrecht leidenschaftlich wurde der Regent hingegen, wenn es um Geld, Gold und Geschmeide ging, denn er war bekannt als begeisterter Schatzjäger. Bereits als Neunjähriger kontrollierte er nach dem Tod seines alten Herrn 1424 die Inventarlisten des väterlichen Erbes und stellte dabei einige Ungereimtheiten fest. Was folgte, war ein zäher Streit mit den Geschwistern um jeden Silberlöffel.

Als er sich im Jahr 1436 im Orient aufhielt, um sich im Heiligen Land zum Ritter schlagen zu lassen, ging er auch gleich shoppen. In Ägypten trieb er sich in der Verkleidung eines Kaufmanns in den Bazaren herum, um Edelsteine zu kaufen.

Wann immer der schlitzohrige Monarch eine Vermehrung seines Reichtums witterte, griff er beherzt zu, fürchtete er hingegen, Geld ausgeben zu müssen, wurde er zum kleinkrämerischen Geizkragen. Zudem erkannte er Fälschungen, von denen es im Mittelalter viele gab, so sicher wie kein anderer.

Friedrich III. schreckte nicht einmal vor Diebstahl zurück: Übernachtete er auswärts, ließ er immer Wäsche oder Geschirr mitgehen.

Zu einer besonders peinlichen Szene kam es 1473 in Trier, wo der Regent für seinen Sohn Maximilian I. mit dem Vater der Braut die Heiratspläne aushandelte. Der Kaiser soll Karl I. von Burgund regelrecht um Gold und Silber als Mitgift für dessen Tochter angebettelt haben. Erst als dieser zustimmte, wurde der Hochzeitsdeal mit einem orgiastischen Gelage besiegelt. Maria von Burgund brachte dann auch noch die Niederlande in die Ehe ein und war dem Schwiegervater damit sehr willkommen.