FIDO - geboren unter der Sonne des Südens

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FIDO - geboren unter der Sonne des Südens
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Frank Siegert

FIDO - geboren unter der Sonne des Südens

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Gedicht

Vorwort

Winter auf Zypern

Ein neuer Anfang

Abschied von Zypern

Ankunft in Deutschland

Die ersten Tage im neuen Zuhause

Fido, noch kein Bürohund

Die Hundeschule

Urlaub in Rostock

Fidos erste Freunde

Der große Knall

Der erste Schnee

Agilitytraining

Tommy, Raya, Charlyn

Fido und die Tiere

Wald, Wasser, Wiese

Der Streuner aus dem Süden

Anhang

Impressum neobooks

Gedicht

Ich bin ein Streuner, den man hasst und dessen Schnauze dem nicht passt, der darin sieht, was er nicht fand. Ich häng’ am Leben nicht am Geld als ein von jedem Wind der Welt zerzauster Hund vom Zypernland.

(abgewandelt nach Georges Moustaki)

Vorwort

Inoffiziellen Schätzungen zufolge werden jährlich weltweit mehr als 10 Millionen Hunde getötet. Das geschieht nicht etwa, weil sie krank oder sehr alt und schwach sind. Nein, das geschieht einfach nur deshalb, weil diese Hunde dem Menschen zu viel sind, weil sie stören und weil sie den Kommerz, insbesondere in Urlaubsregionen oder an Orten großer Sportveranstaltungen behindern oder weil Gräuelgeschichten über die Mordlüsternheit der Straßenhunde verbreitet werden, um die massenhafte Tötung per Gesetz zu legalisieren. Getötet werden junge, wie alte, gesunde, wie kranke Hunde und das teilweise auf ganz grausame Art und Weise.

Bedenkt man, dass der Mensch selbst sich den Haushund über Jahrtausende in der Vielfalt geschaffen hat, wie wir diese heute kennen, dann kann man für das massenhafte Töten absolut kein Verständnis aufbringen. Wenn dann jemand meint, es gäbe für das Problem der riesigen Hundepopulation keine bessere Lösung, der irrt ganz gewaltig. Zunächst einmal stellt sich die Frage, ob auch weiterhin immer und immer wieder neue Hunde gezüchtet werden müssen, um einen Teil davon, wie Müll, einfach zu entsorgen oder ob es nicht ausreichen würde, die vorhandenen Hunde soweit wie möglich an die Hundeinteressenten zu vergeben.

Ein generelles Umdenken in Bezug auf den Umgang mit Haustieren bei der Bevölkerung in den Ländern, wo Streuner ein akutes Problem darstellen, wäre der erste Schritt zu einer tiergerechten Lösung. Wenn man den Hund also nicht als Sache ansehen würde, mit der man machen kann, was man gerade will, sondern als Mitgeschöpf mit eigenen Bedürfnissen anerkennen würde, dann bliebe vielleicht so manchem Hund sein furchtbares Schicksal der grundlosen Tötung oder eines qualvollen Lebens erspart. Hinzu kommen müsste eine großflächige Kastrationswelle von Streunern, damit deren Population sich nicht ungebremst immer und immer wieder vergrößern kann. Das aber braucht Geld, viel Geld. Und das wollen die politisch Verantwortlichen hierfür leider nicht ausgeben.

Natürlich besteht auch die Möglichkeit, Hunde aus dem Ausland in Länder zu vermitteln, in denen eine erheblich höhere Akzeptanz der Tiere besteht, wie z.B. nach Deutschland, nach Österreich oder in die Schweiz. Das bringt aber nicht die erhoffte, generelle Lösung des Problems mit sich, jedoch für den einzelnen, vermittelten Hund stellt das die einmalige Chance auf ein behütetes Leben mit dem Menschen dar.

Die nachfolgende Geschichte beschreibt den Werdegang unseres Hundes Fido von Streuner, also vom Straßenhund zum ganz normalen Familienhund. Fido ist nicht unser erster Hund aus dem Auslandstierschutz. Wie sich im Verlaufe des Schreibens zeigte, war eine chronologische Darstellung des Werdeganges nur schwer machbar. Die damit verbundenen Zeitsprünge, sofern sie überhaupt auffallen, ließen sich also nicht vermeiden. Ich habe auch ein paar Tipps eingefügt, wie man einen ehemaligen Straßenhund zum Familienhund formen kann. Diese Hinweise, die alles andere als vollständig sind, lassen sich sicherlich nicht alle wissenschaftlich begründen, aber im Erfolg zeigt sich die Wirkung. Bedenken Sie aber bitte auch, dass jeder ehemaliger Streuner ein Individualist ist und das, was bei einem Hund funktioniert, nicht zwangsläufig auch beim nächsten Hund funktionieren muss.

Winter auf Zypern

Zypern, aus der Fernsehwerbung als „Insel, wo die Götter Urlaub machen“, bekannt, ist ein paradiesisches Land für kulturhistorisch interessante Unternehmungen, die man in den warmen Monaten mit einem herrlichen Strandaufenthalt gut verknüpfen kann. Der Mensch kann sich auf der Insel wahrlich göttlich wohl fühlen.

Den meisten Haustieren auf Zypern jedoch geht es alles andere als göttlich.

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Es ist Anfang Januar 2009. Der Winter auf Zypern ist recht frisch, aber bei weitem nicht so kalt, wie in Deutschland, aber dafür oft recht verregnet. Auch an diesem Tag im Januar hatte es am Morgen noch geregnet und die Luft war nasskalt.

Diane, eine mittlerweile seit vielen Jahren auf Zypern lebende Engländerin, überlegt noch, ob sie bei diesem Mistwetter mit ihrer Hündin Tammy am Nachmittag hinaus in die Hügel hinter ihrer Wohnsiedlung gehen sollte. Am Mittag aber kam dann die Sonne heraus und die Wolken verzogen sich allmählich, so dass sie sich doch noch für den längeren Spaziergang entschied.

Im Hügelland angekommen begegnete sie, wie immer, den dort lebenden Ziegen. Tammy rannte ausgelassen herum und Diane warf ein paar Stücke Hundekekse, die ihre Hündin suchen sollte.


Plötzlich, und von Diane zunächst völlig unbemerkt, näherte sich von der Seite ein kleiner, junger Hund ganz vorsichtig. Er blieb in einem respektablen Abstand stehen und schaute zu, wie Tammy die geworfenen Hundekekse suchte. Er blieb lange Zeit fast regungslos dort stehen. Offenbar traute er sich nicht näher heran. Diane hatte diesen Hund noch nie zuvor an dieser Stelle gesehen. Irgendwie hatte sie aber den Eindruck, als sei dieser freundlich und daher versuchte sie, ihn mit Hundekeksen anzulocken. Da Streuner von Natur aus aber Menschen gegenüber überwiegend misstrauisch und vorsichtig sind, half es nichts, die Leckerlis nur in seine Richtung zu zeigen. Also warf sie ein paar Kekse ihm entgegen, zunächst aber zu kurz. Als sie aber dann fast vor seiner Schnauze landeten, fraß er sie ganz schnell auf. Er musste ziemlich hungrig gewesen sein. Offenbar fasste dieser kleine Hund recht schnell Vertrauen zu Diane, denn er kam langsam, ganz langsam, aber schwanzwedelnd heran. Diane sprach ihn freundlich an und versuchte so, noch mehr Vertrauen zu ihr aufzubauen.


Das ist ihr dann auch recht schnell gelungen, denn als sie mit ihrer Tammy nach Hause gehen wollte, folgte der junge Hund den beiden bis zu ihrem Zuhause, einem Haus in einer Villensiedlung am Rande des Ortsteils Peyia in der Stadt Paphos.

Als sie am Haus ankamen, ging Diane hinein, während der junge Hund draußen auf der Straße wartete. Sie kam mit einer Schüssel leckeren Hundefutters und einer Schüssel Wasser wieder heraus und stellte beides vor das Gartentor. Der junge Hund stürzte sich wie völlig ausgehungert auf das Futter und fraß es ganz schnell auf. Offenbar hatte er schon ganz lange Zeit kein richtiges Futter bekommen.

 

Nachdem der junge Hund die Mahlzeit verspeist hatte, lief er zu den Hügeln zurück. Dort hatte er, wie Diane und ihr Mann Tony später feststellen konnten, eine Höhle oder einen alten Keller gefunden, wo er ein wenig geschützt vor der Kälte und dem Regen schlafen konnte.


Am nächsten Morgen tauchte dieser junge Hund plötzlich wieder vor dem Gartentor von Dianes Grundstück auf. Er hatte sich den Weg hierher wohl sofort gemerkt. Schwanzwedelnd stand er nun da und erwartete Diane schon mit freudig blickenden Augen. Sie sagte: „Da bist Du ja wieder, kleiner Kerl. Bestimmt hast Du großen Hunger.“ Sie stellte ihm Futter und Wasser vor den Zaun und er fraß alles wieder ganz schnell auf. Danach verschwand er, wie am Vortag, wieder in Richtung der Hügel.

Dieser Ablauf wiederholte sich in den kommenden Tagen immer wieder. Es ist ja viel einfacher, sich Futter bei den Menschen abzuholen, als Mäuse, Eidechsen und andere Kleintiere zu jagen oder irgendwo im Müll der Menschen nach Fressbaren zu suchen. Und in Diane hatte er auch eine sehr tierliebe Frau gefunden, die es nicht übers Herz bringen konnte, ihn hungrig wieder weg zu schicken.


Dann, eines Tages nach dem Fressen, sagte sie zu ihm: „Eigentlich möchte ich Dir gern einen Namen geben.“ Sie überlegte eine Weile und sagte dann: „Ich werde Dich Fido nennen. Ich glaube, das heißt auf Griechisch „Vertrauter“ und Du vertraust mir ja so sehr, dass dieser Name wirklich richtig ist für Dich.“

Mittlerweile hatte sich Fido an die Familie gewöhnt und ist nicht gleich nach dem Fressen wieder zurück in Richtung seiner Höhle gegangen. Er blieb von Tag zu Tag länger bei Dianes Familie. Ihre kleine Hündin Tammy wurde zur Spielkameradin, doch sie mied ihn allmählich. Fido war größer als sie und er spielte oftmals recht grob. Das mochte sie nicht und so ging sie ihm immer öfters aus dem Weg. Die Grobheiten von Fido werden wohl daran gelegen haben, dass er vielleicht mit seinen Wurfgeschwistern nicht lange genug zusammen war und folglich nicht das richtige Maß des Einsatzes seiner Kräfte gelernt hat. Genaues weiß aber natürlich niemand.

Eines Tages hörte Diane Fido ganz aufgeregt und laut bellen, was er ansonsten nicht tat. Sie kam daraufhin sofort aus dem Haus und erblickte ihre Hündin Tammy im Swimmingpool wild paddelnd. Offenbar hatten die beiden mal wieder recht wild gespielt und Fido hat dabei Tammy in den Pool befördert, denn er zog sich mit eingezogenem Kopf und eingeklemmter Rute gleich zurück. Diane zog ihre Hündin schnell aus dem Pool wieder heraus und trocknete sie mit einem Handtuch ab. Sie war Fido aber nicht ernsthaft böse, denn immerhin hatte er das Unglück durch sein Bellen gemeldet.

Fido hat sich bei Diane und ihrer Familie recht wohl gefühlt. Er konnte kommen und gehen, wann immer er wollte. Bei einer Katze würde man sagen, es ist ein Freigänger. Obgleich er also die Freiheit sehr liebte und immer mal wieder auf die Jagd nach Eidechsen ging oder sich mit seinem Freund Benji traf, kam er täglich wieder zurück in sein neues Zuhause.

Es hat aber recht lange gedauert, bis er zum ersten Mal ins Haus von Diane hinein gehen wollte. Offenbar kannte er Häuser überhaupt nicht von innen und hat sich daher vor dem Unbekannten hinter den Türen und Fenstern geängstigt. Mit Diane hat er sehr gern gespielt, z.B. Tauziehen. Aber das ging eben nur im Garten. Ja, man kann einen richtigen Streuner nur mit unendlich viel Geduld und ganz allmählich an ein geregeltes Leben in einer Familie gewöhnen.


Nach ein paar weiteren Tagen hat Diane eine Hundetransportbox hinter das Haus gestellt und mit einer Decke ausgelegt. Jedoch waren ihre Versuche, Fido dort hinein zu locken zunächst erfolglos. Auch dieses Ding ängstigte ihn. Er kannte ja all die Dinge nicht, die Menschen für ihre Haustiere kaufen und verwenden. Tammy hingegen sprang freudig hinein und fühlte sich sichtlich wohl, dort, wo eigentlich Fido sich erholen sollte. Das ging eine ganze Weile so weiter. Doch irgendwann muss sich Fido wohl dann doch gedacht haben; ich könnte es ja auch mal ausprobieren. Er ging hinein, zunächst vorsichtig und legte sich dann hin, wie es Tammy vorgemacht hat. Nun schien er verstanden zu haben, dass die Box zum Ruhen und Schafen bestimmt war. Seit diesem Tag hat er immer öfter dort geschlafen. Anfangs zwar nur am Tage und abends ist er dann zu seiner Höhle gewandert. Später hat er sich diesen Weg gespart und ist auch über Nacht im Garten von Diane geblieben.


Er war damals noch recht jung und kleiner als heute. Heute würde er bestimmt die gesamte Transportbox einnehmen.

Das Leben bei Diane und ihrer Familie schien ihm wohl immer besser zu gefallen. Gemeinsam mit ihr oder mit Tony, ihrem Ehemann und Tammy unternahm er regelmäßige Spaziergänge in der Umgebung und in den Hügeln hinter der Siedlung.


Auch Dianes Mutter, Eleonore, war für Fido eine wichtige Bezugsperson. Sie saß zwar im Rollstuhl, aber so etwas ist ja für Hunde völlig belanglos, wenn der Mensch nur ansonsten freundlich mit dem Hund umgeht.

Mit der Zeit hatte Fido dann so viel Vertrauen gefasst, dass er auch mit ins Haus hinein kam. Dort erwartete ihn bereits ein schönes gemütliches Hundebett. Auch mit Diane spielen konnte er im Haus.

Nicht alle Menschen sind gleich tierlieb wie Diane und ihre Familie. Eines Tages kam nämlich ein Mann zu ihnen nach Hause, wahrscheinlich der Vermieter des Hauses, und meinte, dass sie nur einen Hund halten dürfe. Der zweite Hund, also Fido, werde nicht geduldet. Diane erwiderte darauf, dass Fido völlig unkompliziert sei und keine Probleme mache, doch der Mann bestand darauf, dass sie nur einen Hund halten darf und der zweite weg müsse. Diane war zunächst einmal ratlos, was sie mit Fido nun machen soll. Ihn wieder in die Hügel, also wieder zurück in die Natur zu schicken, kam nicht in Frage. Also rief sie bei Ruth Methew von PARC (Peyia Animal Rescue Club) an und schilderte ihr die Angelegenheit. Sie bat die Leute von PARC, Fido auf ihre Website zur Vermittlung aufzunehmen. Das geschah dann auch und auch die Tierschutzorganisation CYDRA (Cyprus Dogs Rehoming Association) wurde eingeschaltet. Diese Tierschützer wiederum arbeiten mit dem deutschen Verein Zypernhunde e.V. zusammen, um gerettete Hunde u.a. auch nach Deutschland zu vermitteln.

Fido hat von dem Trubel verständlicherweise nichts mitbekommen, denn Hunde interessieren sich ja nun mal nur für das, was gerade in diesem Augenblick um sie herum passiert. Also hat er es sich mit Diane, Tony und Tammy gut gehen lassen.

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