Read the book: «Marie - Folge 2»

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MARIE

Folge 2

Berührt

Fatih O.

Artcover: Giada Armani

Copyright: BERLINABLE UG

Berlinable lädt dich ein, alle deine Ängste hinter dir zu lassen und in eine Welt einzutauchen, in der Sex der Schlüssel zur Selbstbestimmung ist.

Unsere Mission: Die Welt verändern - Seele für Seele.

Akzeptieren Menschen ihre eigene Sexualität, formen sie eine tolerantere Gesellschaft.

Worte der Inspiration, des Mutes, der Veränderung.

Öffne deinen Geist und befreie deine tiefsten Begierden.

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Berührt

Das Gebäude in einer etwas abgelegenen Sackgasse unweit der von Touristen stark frequentierten Hackeschen Höfe machte einen ebenso wenig einladenden Eindruck wie das kleine, kaum wahrnehmbare Klingelschild an dem ehemaligen Boteneingang des vernachlässigten Gründerzeitbaus.

„Erleben – Erfahren – Erkennen“ stand auf dem Klingeltableau und ließ somit offen, was genau sich hinter dieser unscheinbaren Tür verbergen sollte.

„Was erwartet mich hier überhaupt?“, dachte sich Marie und verfluchte ihre beste Freundin Zoe, die ihr zum Geburtstag einen Gutschein in die Hand gedrückt und mit einem Funkeln in den Augen ein einmaliges Erlebnis versprochen hatte, was einen Moment lang durchscheinen ließ , dass Zoe selbst besagtes Erlebnis bereits hinter sich haben musste.

Marie war 24 Jahre alt, studierte und arbeitete nebenbei als persönliche Assistentin eines renommierten Berliner Auktionators. Hier fungierte sie als Mädchen für alles, da ihre frische, unkomplizierte Art insbesondere auch bei seinen Kindern gut ankam und sie darüber hinaus – trotz ihrer Attraktivität – absolutes Vertrauen seiner Frau genoss. Der Grund hierfür lag in der engen Beziehung des Auktionators zu Maries Vater, der früh verstorben war. Seit Maries neuntem Lebensjahr erfüllte er eine Vaterrolle in ihrem Leben und stand ihr sehr nahe.

Entgegen seinen Warnungen hatte sie, von Liebe geblendet, in den letzten drei Jahren ihr eigenes Leben und all ihre Ziele vernachlässigt. Mit 21 hatte sie diesen elf Jahre älteren Traummann kennengelernt und ihn seither hörig bei der Gestaltung seiner Karriere unterstützt, allein in der Hoffnung, sich mit ihm eine gemeinsame Zukunft aufzubauen.

Das Ende der Beziehung war so überraschend wie auch schmerzhaft gewesen.

Zwei Tage vor seiner Abreise hatte er ihr mitgeteilt, dass er eine einmalige Stelle in Südamerika antreten würde – und sie sich ohnehin auseinandergelebt hätten. Das Schmerzhafte hierbei war, dass Marie nicht nur ihren vermeintlichen Traummann verlor, sondern zeitgleich auch eine ihrer engsten Freundinnen. Diese hatte in den letzten Monaten immer wieder spontan Maries Rolle eingenommen, deren Freund bekocht und abgelenkt, da der Auktionator in einem zeitraubenden Marathon eine sehr umfangreiche Kunstsammlung an den Markt bringen musste und Marie sich abends – oftmals mehrere Tage hintereinander – um die vier Kinder und den Haushalt zu kümmern hatte. Marie war ihrer Freundin hierfür unendlich dankbar gewesen, da er ihr immer wieder seine Erwartungen an eine ihn umwerbende, häusliche Frau vorgehalten hatte. So war ihr schlechtes Gewissen ihm gegenüber zumindest etwas beruhigt gewesen. Erst nach seiner Abreise hatte sie dann zusätzlich noch die Nachricht ihrer Freundin mit den knappen Worten „Es tut mir leid, Marie, aber ich habe mich unsterblich in ihn verliebt! Verzeih mir bitte!“ erreicht.

Das war inzwischen vier Monate her und Marie hatte sich seither fast vollständig von der Außenwelt abgenabelt. Mit viel Mühe hatte Zoe erst kürzlich eine Überraschungsfeier zu ihrem Geburtstag organisiert und sie quasi dazu genötigt, dieses Geschenk anzunehmen.

Die Aufregung in Zoes Augen, in die Marie geschaut hatte, hatte sie neugierig gemacht. Sehr neugierig. Verdammt neugierig, denn aus ihr war kein einziges Wort rauszubekommen, was Marie erwarten würde – und das, obwohl sie bei der rauschenden Geburtstagsparty bereits einige Drinks intus gehabt hatten..

„Nach diesem Erlebnis wirst du alles bisher Gewesene in Frage stellen und aus einem neuen Blickwinkel betrachten“, hatte Zoe gesagt und ergänzt: „Wenn du zu feige bist, wirst du das vermutlich schönste Geschenk deines Lebens verpassen!“

„Diese blöde Zicke, ich könnte sie erwürgen“, dachte sich Marie, während sie mit zittrigem Finger direkt vor dem Klingelknopf stand und sich fragte, was sie hier überhaupt machte.

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