Montmorency Sauerkirsche

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Montmorency Sauerkirsche
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TOBIAS DUVEN · DR. JÜRGEN SCHWARZL

MONTMORENCY
SAUER
KIRSCHE


BESSERER SCHLAF

STÄRKERES HERZ

MEHR BEWEGLICHKEIT


Wichtige Hinweise

Die Wissenschaft ist ständig im Fluss. Die in diesem Buch vorliegenden Informationen und Methoden beruhen auf gründlicher Recherche der Autoren und wurden nach bestem Wissen und Gewissen vorgestellt. Ziel dieses Buches ist es, die Erkenntnisse der Ernährungsmedizin aufzuzeigen, wobei die Betreuung durch einen Arzt oder Therapeuten hiermit nicht ersetzt werden soll. Alle Angaben, Empfehlungen und Informationen sind ohne jegliche Verpflichtung und Garantie der Autoren und eine Haftung der Verfasser bzw. des Verlages und ihrer Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.

Für die Angaben zu den aufgeführten Produkten kann weder seitens der Autoren noch seitens des Verlages eine Gewähr übernommen werden. Der Leser sollte in jedem Fall seinen Arzt oder Therapeuten um Rat fragen, verordnete Medikamente nicht eigenmächtig absetzen und die Anwendung der hier genannten Präparate auf seinen speziellen Bedarfsfall vom betreuenden Therapeuten prüfen lassen.

Aktuelle Informationen zur Sauerkirsche finden Sie unter:

www.sauerkirsche.info www.montmorency.de

2. Auflage 2020

© 2015 Windpferd Verlagsgesellschaft mbH, Aitrang

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung:

Andrea Barth | Guter Punkt – Agentur für Gestaltung

Claudia Klasing Pandolfi | The Limedrop

Covermotive: © istock/thinkstock | shoreline

Lektorat: Lucia Rojas | www.derschönstesatz.de

Layout: Marx Grafik & ArtWork

eISBN 978-3-86410-289-9

www.windpferd.de


Inhalt

Ein Wort zuvor

Historischer Rückblick

Ursprung und Verbreitung

Traditionelle Anwendung

Die Wiederentdeckung als Heilfrucht im 20. und 21. Jahrhundert

Symbolische Bedeutung der Kirsche

Pflanze und Früchte

Botanik

Anbau und Ernte

Weiterverarbeitung

Kirschsorten

Alternative Produkte zur frischen Sauerkirsche

Sauerkirschkonzentrat

Sauerkirschkapseln und -pulver

Getrocknete Kirschen

Wirkstoffe der Montmorency-Sauerkirsche

Antioxidantien und die Entstehung von oxidativem Stress

Polyphenole

Anthozyane

Ellagsäure

Quercetin

Perillaalkohol

Melatonin

Vitamine und sonstige Inhaltsstoffe

Salizylsäure

Heilen und Vorbeugen mit Sauerkirschen von A bis Z

Allergien und Unverträglichkeiten

Arthritis

Blutbildung

Diabetes mellitus

Entgiftung

Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises

Gicht und Harnsäure

Gewichtsreduktion

Haut und Zellregeneration

Herz-Kreislauf-System

Jetlag

Konzentration und Gedächtnis

Kopfschmerzen und Migräne

Krebs

Nerven und Gehirn

Nierentätigkeit

Osteoporose

Oxidativer Stress

Regeneration im Sport

Schlaflosigkeit

Schmerzen

Unspezifische Entzündungen

Verdauung

Wellness und Achtsamkeit

Rezepte mit Sauerkirschen

Smoothies und Snacks

Für das gesunde Frühstück

Salate

Hauptspeisen

Desserts, Kekse und Co.

Schlusswort

Danksagung

Zur Person

Quellen

Fachliteratur

Studien

Register

Abbildungs- und Rezeptnachweis


Ein Wort zuvor

Schon vor rund 900 Jahren beschrieb Hildegard von Bingen die Heilkraft der Sauerkirsche. In diesem Buch greifen wir dieses alte Wissen auf und zeigen Ihnen, welches Potenzial in dieser Frucht steckt – nicht nur geschmacklich, sondern gerade hinsichtlich ihres einzigartigen Profils an Inhaltsstoffen. Erfahren Sie auf den folgenden Seiten mehr über die verschiedenen Anwendungsbereiche und den gesundheitlichen Mehrwert von Kirschen, d. h. insbesondere der Montmorency-Sauerkirsche. Durch intensive wissenschaftliche Forschung geraten seit einigen Jahren die sogenannten Superfoods, zu denen Früchte wie Heidelbeeren, Granatäpfel, Cranberries, Sauerkirschen etc. zählen, immer mehr in den Fokus unseres Speiseplans. Gerade die Sauerkirsche bietet immenses Potenzial zur Unterstützung einer gesunden Lebensweise und zur Vorbeugung von Krankheiten sowie zum Schutz vor Mehrbelastung durch Stress. Dank der Vielfalt der Inhaltsstoffe und Wirkungsweisen profitieren junge und alte Menschen genauso von dieser leckeren Frucht wie gestresste Manager, geforderte Sportler oder gesundheitsbewusst denkende Menschen. Durch die unterschiedlichen Darreichungsformen lassen sich die Kirschen wunderbar in unsere täglichen Ess- und Trinkgewohnheiten einbauen.

 

Bei unseren Recherchen haben wir viele wissenschaftliche Quellen gefunden, die die Wirkungsvielfalt der Früchte dokumentieren. Dieses Buch soll vor allem dem Anwender dienen, indem es praktische Hinweise liefert, wie die Sauerkirsche ihren Platz in seinem Alltag finden kann. Das Buch versteht sich nicht als Fachbuch und richtet sich somit an Leser, die Interesse daran haben, sich aktiv mit ihrer Gesundheit auseinanderzusetzen und zu erfahren, was sie im Alltag aus der Natur zu ihrem Vorteil nutzen können.

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Entdecken der außergewöhnlichen Eigenschaften dieser wunderbaren Frucht, welche über die Jahrzehnte schon fast in Vergessenheit geraten war.

Tobias Duven · Dr. Jürgen Schwarzl


Historischer Rückblick
Ursprung und Verbreitung

Schon in der Antike wurde die Sauerkirsche als schmackhafte und nahrhafte Obstsorte geschätzt, deren Ursprung in den kleinasiatischen Küstengebieten des Schwarzen Meeres lag. Unter Alexander dem Großen brachten Soldaten die Kirsche nach Griechenland und Italien. Von dort verbreiteten die Römer die Steinfrucht dann über die Alpen nach Mitteleuropa ins Land Germanien, u. a. an den Bodensee. Darauf deuten Kirschkerne hin, die man dort bei Ausgrabungen von Römerlagern und Pfahlbauten fand. Schließlich verdankt die Kirsche den Römern ihre Verbreitung und Kultivierung bis nach Nordeuropa. Es ist anzunehmen, dass der Kirschbaum früher hauptsächlich in den Gärten und Anlagen von Fürsten und Adligen kultiviert wurde. Erst seit Ende des 18. Jahrhunderts unterscheidet man übrigens zwischen Süß- und Sauerkirschen.

Begründer der Medizin

Eine der wohl ältesten Überlieferungen zur Anwendung der Kirsche stammt von der griechischen Insel Kos. Hier soll niemand Geringerer als Hippokrates Kirschen zur Behandlung von Epilepsie verordnet haben.

Traditionelle Anwendung

Seit Urzeiten dienen Kirschen den Menschen sowohl als Nahrungs- als auch als Heilmittel. Hildegard von Bingen (1098 – 1179) beschrieb schon vor 900 Jahren in ihren Aufzeichnungen therapeutische Ansätze zur Heilung mit Kirschen. Überliefert ist z. B. die Anwendung einer Kirschkernsalbe auf Basis von Bärenfett bei Neurodermitis, entzündlichen Geschwüren und Schuppenflechte. Gleichzeitig fanden speziell die Früchte, Stiele und Kerne der Sauerkirsche bei Haut- und Erkältungskrankheiten, Rheuma, Gicht, Blutarmut, Verstopfung, Magenschmerzen, Skrofulose und Parodontitis volksmedizinische Verwendung. Die Schößlinge der Sauerkirsche setzte man z. B. als Mixtur gegen Skrofulose in Rotwein oder Zucker an und ergänzte diesen Sud mit Walnussblättern. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts war der Einsatz der Sauerkirsche in der Heilkunde von großer Bedeutung.

Aus der Sauerkirsche hergestellter Kirschsirup diente schon in der Antike als Arzneimittelträger und zur Geschmacksverbesserung von Heilmitteln. Neben innerlicher Einnahme fand der Sirup auch äußerlich als Einreibemittel bei Gicht, Rheuma und Herzbeschwerden Anwendung. Allgemein galt früher der Syrupus Cerasum (Weichselsaft) als ein kühlendes und durststillendes Getränk bei hitzigem Fieber. Es sollte wirksam bei Durchfällen sein und ihm wurde große harntreibende Kraft zugeschrieben. Die fett-, salz- und eiweißarmen Früchte wurden speziell bei Herz- und Gefäßerkrankungen als Krankendiät verordnet. Mit den gedörrten Früchten stillte man den Durchfall und die Ruhr. Aus den zerstoßenen, dann vergorenen Früchten wurde durch Destillation das „Schwarzwälder Kirschwasser“ (ca. 48 % Ethanol) hergestellt.

Seit der Antike ist man sich der heilenden Wirkung von Kirschen bewusst.

Kirschkernkissen

In Kissen eingenäht, die man im Ofen erhitzen oder im Gefrierschrank kühlen kann, werden die Kerne zur lokalen Wärme- oder Kältetherapie genutzt. Auch zur Hand- oder Fußmassage eignen sich solche Kissen hervorragend.

In der Volksheilkunde wurden die Kirschstiele (syn. Sauerkirschstiele), Stipides Cerasorum (syn. Stipides Cerasi acidi, Pedunculi Cerasorum), als Diuretikum, Stopfungsmittel und bei Blasenentzündung sowie als Bestandteil von Entfettungstees angewendet. Sie ergaben einen guten schleimlösenden Brusttee. Die getrockneten Stiele sollten als Brusttee bei Bleichsucht getrunken werden. Die Abkochung der Stiele (Infus, wässriger Pflanzenauszug) wurde bei Bleichsucht, kindlichem Katarrh und Husten geschätzt. Ebenfalls wurde diese Aufbereitung als harntreibend und stopfend bei Durchfällen empfohlen.

Die getrockneten Sauerkirschblätter, Folia Cerasi, halfen volksmedizinisch bei Blutarmut und Bleichsucht. Ein Aufguss von Blättern und Blüten mit Honig versüßt galt als altes Volksheilmittel gegen Lungenerkrankungen. Die Blätter wurden früher übrigens auch als Tabakersatz verwendet bzw. dienten als Streckungsmittel für echten Tabak.

Der in Wein aufgelöste Kirschgummi (Harz), Gummi Cerasorum, war ein altes Mittel gegen chronischen Husten und bei Steinleiden. Das betraf auch die Aufbereitung als Abkochung. In Essig zerlassen, wurde er auf räudige Körperstellen und gegen Kopfschuppen aufgetragen.

Das fette Öl der Fruchtkerne (Kirschkernöl) fand wiederum als Speiseöl Verwendung. Aus dem Holz der Kirsche wurden früher wie heute edle Möbel hergestellt.

Die Wiederentdeckung als Heilfrucht im 20. und 21. Jahrhundert

Die Sauerkirsche erfährt derzeit in der naturheilkundlichen Anwendung ein zunehmendes Comeback. Ihre besonderen gesundheitlichen Eigenschaften waren lange in Vergessenheit geraten. Das änderte sich in den 1950er-Jahren schlagartig, als Ärzte im Plantagenstaat Michigan/USA eine verblüffende Beobachtung im saisonal bedingten Krankenstand machten. Zur Erntezeit der Montmorency-Sauerkirsche verringerten sich die Arztbesuche in jedem Jahr überproportional. Das betraf vor allem jene Patienten mit chronischen Schmerzen und Gelenksentzündungen.

Die medizinische Anwendung der Sauerkirsche feiert heutzutage ein Comeback.

Vor diesem Hintergrund erhielt die Sauerkirsche wieder wissenschaftliches Interesse. Ab den 1960er-Jahren spiegelte sich dies in der Zahl der Veröffentlichungen über das Profil ihrer Inhaltsstoffe und in Erfahrungsberichten zur gezielten gesundheitlichen Anwendung wider. Dann, ab den 1990er-Jahren, wurde über den gesundheitlichen Wert einzelner Inhaltsstoffe sowie deren Zusammenspiel und präventiven Nutzen bei typischen Krankheitsbildern unserer heutigen Zeit intensiver geforscht. Dabei standen Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und Stoffwechselstörungen im Vordergrund. Damit bekamen die überlieferten volksmedizinischen Anwendungen früherer Zeiten ihre wissenschaftliche Bestätigung und fanden schließlich schulmedizinisches Interesse. Vor allem betrifft dies die Verwendung des Fruchtsaftes, obwohl auch die anderen Pflanzenteile über relevante Wirkstoffe verfügen. Für den Saft der Sauerkirsche spricht besonders, dass er sich wirkungsverstärkend als Konzentrat aufbereiten lässt. Allerdings muss beachtet werden, dass die Inhaltsstoffe in ihrer anteiligen Menge sehr sortenabhängig sind, wie das exemplarische Beispiel der Montmorency-Sauerkirsche noch zeigen wird.

Symbolische Bedeutung der Kirsche

Die Kirsche steht im Volksmund als Symbol für Liebe und Erotik. Neben dem Apfel und der Traube ist die Kirsche das Symbol der Verlockung und der Sünde – die verbotene Frucht. Meistens stellen die Interpretationen eine Verbindung zur Weiblichkeit her, die auf die Rundungen der Kirschen Bezug nimmt. Dunkelrote Kirschen symbolisieren besonders Fruchtbarkeit, während gepflückte Kirschen als Zeichen des Verlustes der Jungfräulichkeit und der Unschuld gelten. In einigen mediterranen Ländern steht der Kirschbaum für den Baum der Erkenntnis und die Kirsche für die paradiesische Frucht.

Die Kirsche besitzt auch eine lange symbolische Geschichte.

Japanische Kirschsymbolik

In Japan ist die weltbekannte Kirschblüte eine Zeit der Schönheit und Reinheit, des Aufbruchs und der Vergänglichkeit, sie ist der Beginn des Frühlings. Diese Zeit wird traditionell als die wichtigste des Jahres angesehen. Die Japaner sagen, alte Kirschbäume blühen eindrucksvoller. Somit wird diese Zeit auch mit Weisheit und Erfahrung assoziiert. Die Frucht selbst wird mit Selbstfindung und Selbstopferung in Verbindung gebracht und häufig in Zusammenhang gestellt mit dem Leben der Samurai, die sich selbst überwinden und opfern, um zu ihrem eigentlich Kern, ihrer eigentlichen Bestimmung vordringen zu können. So wie man das Fleisch der Kirsche zerdrücken oder zerbeißen muss, um zu ihrem Kern zu kommen.

Pflanze und Früchte
Botanik

Die Sauerkirsche, Prunus cerasus L (syn. Cerasus vulgaris Mill.), auch als Weichselkirsche bekannt, wird wie alle Kirschen den Steinobstgewächsen zugeordnet. Mit den Kernobstgewächsen werden sie zu den Spiraeoideae zusammengefasst, einer Unterfamilie der Rosengewächse. Kirschen sind mit Pflaumen, Mandeln und Aprikosen verwandt.

Die lateinische Bezeichnung für den Kirschbaum, cerasus, ist eine Nachbildung des griechischen karásion, das wiederum aus einer einst in Kleinasien gesprochenen Sprache kommt. Es gibt aber auch einen Bezug zur antiken Stadt Kerasos, das heutige Giresun an der türkischen Schwarzmeerküste. Der Name Prunus ist das lateinische Wort für Pflaumenbaum (prunum).

Als Obstbaum ist die Sauerkirsche fast auf der gesamten Nordhalbkugel verbreitet. Im Norden wird sie in Finnland bis zum 63. und in Norwegen bis zum 68. Breitengrad angebaut. In den Südalpen ist sie bis in Höhenlagen von 1.600 m, in den Zentralalpen bis 1.800 m zu finden. In Europa und Nordamerika wird sie in zahlreichen Formen kultiviert. Sie gedeiht bevorzugt auf lockeren, leichten, nährstoff- und basenreichen sandigen Lehmböden.

In der Natur wachsen die Sauerkirschen lediglich als gedrungene Sträucher. In Kulturen können sie durch den richtigen Schnitt bis zu drei Meter hohe Bäume werden, die eine lockere, rundliche Krone aufweisen. Ihre Äste sind abstehend und hängen oft über.

Die Sauerkirschen blühen von April bis Mai, wobei ihre Blütezeit etwa ein bis zwei Wochen später als die der Süßkirschen anfängt. Die Blüten sind langgestielt und sitzen an Kurztrieben, die zusätzlich noch zwei bis drei Laubblätter tragen. Drei bis fünf dieser Blüten bilden zusammen jeweils eine Dolde, die sich in den Achseln schuppenförmiger Hochblätter befindet. Die Blüten sind zwittrig, d. h. es befinden sich Staubblätter und Fruchtknoten in derselben Blüte. Die vorherrschende Bestäubungsform ist die Fremdbestäubung durch Tiere (Zoophilie). Insbesondere Bienen und Hummeln werden durch die rosa-weißlichen, süß duftenden Blüten angelockt.

 

Im Juli reifen die Samen heran, aus denen je nach Sorte bis zu 2 cm große Steinfrüchte entstehen. Diese sind mehr oder weniger kugelig, geringfügig breiter als hoch, kahl und hell- bis schwarzrot gefärbt. Das Fruchtfleisch schmeckt säuerlich. Die Aromaqualität der Früchte stellt einen dynamischen Prozess dar, der wesentlich vom Reifezustand der Früchte abhängt.