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Dorfbrunnen vor „Alt-Perersch-Haus“, ein Ort der Historie

„Nicht nur das Wasser, auch die Zeit fließt“

Der Hoofer Dorfbrunnen im Bereich der Kirche vor „Alt-Perersch-Haus“, heute das protestantische Gemeindehaus, wurde erstmals 1951 erwähnt. Bildhauermeister Gerd Kraushaar gestaltete diesen symbolträchtigen Brunnen, eine Art Ortsbestimmung des Dorfes in seiner Geschichte. Der Dorfbrunnen wurde im Juli 1997 eingeweiht, als der Schöpfer des Brunnens 40 Jahre alt war.

Der Brunnen hat eine historische Stätte, fließt er doch vor „Alt-Pererschs-Bauernhaus“, dem wohl ältesten Haus in Hoof, was alte Urkunden beweisen.

Bei der Einweihung des „Brunnens der Historie“ im Juli 1997 sprach der damalige Ortsvorsteher Rudi Gerhart „von einer einzigartigen Bereicherung des Ortskerns“, als der Bildhauer erstmals das Wasser in Gang setzte. Der Schatten der Sonnenuhr auf dem Brunnen zeigte genau die zwölfte Stunde an. „Die Sonnenuhr verdeutlicht den Unterschied zwischen der wahren Ortszeit und der mitteleuropäischen Sommerzeit, der auf unserem Längengrad (sieben Grad und 14 Minuten Ost) eine Stunde und 32 Minuten beträgt“, erklärte Gerd Kraushaar bei der Einweihung des Brunnens.

Anhand von Karten und seiner genauen Kenntnis von Topographie, Geschichte und Landschaft, hat der Bildhauer zwei Hauptachsen für den Brunnen festgelegt.

Die Ost-West-Achse wird gebildet von Kusel und St. Wendel, beziehungsweise vom Potzberg und dem Schaumberg. Zwischen diesen beiden Städten liegt Hoof nicht nur geographisch, sondern auch geschichtlich und politisch: Bis 1948 gehörte Hoof zum pfälzischen Kreis Kusel, danach zum Kreis St. Wendel. Seit der Gebietsreform 1974 ist Hoof ein Stadtteil von St. Wendel. Auch verlief zwischen Hoof und dem westlich angrenzenden „Zwillingsdorf“ Leitersweiler früher die Grenze zwischen Bayern und Preußen. Das Grenzgebiet zwischen dem St. Wendeler Land (Kur-Trier) und dem Pfälzer Westrich (Herzogtum Pfalz-Zweibrücken) war auch eine Konfessionsgrenze. An die bayerische Vergangenheit erinnern auf dem Brunnen Rautenmuster, vier französische Lilien an das Wappen der Stadt St. Wendel. Das Hoofer Wappen – Ersterwähnung von Hoof 1344 – ziert die Nordseite des Brunnens. Eine rotierende Erdkugel versinnbildlicht ebenfalls die Zeit.

Die zweite Achse verläuft vom Weiselberg über die geschichtsträchtige „Schermeshöhe“ zur Dorfmitte und zur Fröhn in genau nord-südlicher Richtung. Auf der Schermeshöh stand der Überlieferung nach der Hof, der dem Dorf seinen Namen gab. Von dort lief einst das Wasser über die Bruchwiese zum ersten Brunnen, der vor der evangelischen Kirche stand. Heute dagegen fließt das Wasser aus südlicher Richtung vom Wasserbehälter auf der fröhn in den Ort hinein.

Die drei Becken ermöglichen ein Umfließen des Brunnenstockes von Nord nach Süd, das heißt von der Kirche in Richtung Betzelbachtal. Das soll daran erinnern, woher das Hoofer Wasser ehemals kam. Die genaue Orientierung an den Himmelsrichtungen macht den Brunnen zudem zu einer Sonnenuhr. Der Drehbewegung der Erde steht der Wasserkreislauf von Verdunstung und Regen entgegen. Die Zeit als Dimension ist mit einbezogen.

Der Brunnen wurde aus Jura-Travertin-Kalkstein aus Sohnhofen gefertigt, der besonders wetterbeständig ist. Ökonomisch war einst unser Dorf von Landwirtschaft und Bergbau geprägt. Deshalb hat Kraushaar folgende Inschrift auf dem Brunnenstock gewählt: „Zwischen Kusel und St. Wendel, zwischen Schermeshöh und Fröhn, zwischen Schollen und Stollen.“

Auf dem Brunnenhof vor dem heutigen Gemeindehaus veranstaltet seit einigen Jahren die Protestantische Kirchengemeinde Hoof alljährlich im Sommer ihr Brunnenfest.

Der Vater von Gerd Kraushaar, der Bildhauermeister Herbert Kraushaar, errichtete 1980 in der oberen Bruchwiese einen behauenen Sandstein mit der Inschrift: „Der Tod ist groß. Wir sind die Seinen, wenn wir uns mitten im Leben meinen, müssen wir weinen.“

Gernot Spengler ließ „Schreinerschjobs“ altes Bauernhaus restaurieren

Bei der Restaurierung des Bauernhauses kam sogar ein Geheimgang ans Tageslicht

In die Schlagzeilen geriet „Schreinerschjobs altes Bauernhaus“ in der Leitersweiler Straße 3 im September 1975, als die Polizei aufgrund eines Vorführungsbefehles in das halb verfallene Bauernhaus eindrang, um die in erbärmlichen Verhältnissen lebenden drei Insassen ins Krankenhaus und ins Altersheim zu bringen. Hinter den Mauern des einst stattlichen Bauernhauses spielte sich über 20 Jahre lang eine menschliche Tragödie ab.

Die Gemeinde Hoof, in den 1970er Jahren im Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ mit Medaillen gesegnet, schämte sich des Hauses und ließ an der schmalen Zufahrt eine Eternitblende anbringen, um der Besichtigungskommission den Blick auf den Urwald von Brennnesseln und das zerfallene Dach zu verwehren. Zur Überraschung aller aber fand sich plötzlich ein Interessent, der das Gebäude kaufen und wieder bewohnbar machen wollte: Der aus Saal stammende Dr. Gernot Spengler hatte die Einmaligkeit der Lage mitten im Ort in der Nähe der Kirche erkannt. „Auf Kopfschütteln und Unverständnis stieß ich bei der Hoofer Bevölkerung“, sagte Gernot Spengler. „Da hat doch ein Verrückter das zerfallene Bauernhaus gekauft!“ hieß es im Ort.

Gernot Spengler wagte trotzdem den Schritt, das Bauernhaus stilvoll zu restaurieren. Er beschreibt das ehemalige Hauptgebäude als „Südwestdeutsches Einhaus“ mit Pferdestall, Schweinestall, einem Innenhof, einer Scheune, Schuppen und Dreschplatz. Unter dem Gebäude befand sich ein gewölbter Keller. Bei der Restaurierung entdeckte man in der ehemaligen Küche einen zwölf Meter tiefen Brunnen und einen Geheimkeller, der nur durch eine winzige Öffnung zugänglich war. „Das gänzliche Fehlen von Kellergauben ließ darauf schließen“, so Spengler, „dass der Keller als Geheimkeller in Kriegs- und Krisenzeiten gedacht war“. Den erhofften Schatz konnte der Besitzer leider nicht finden, aber immerhin einen preußischen Dritteltaler von 1768.

Spengler hat das über 250 Jahre alte Bauernhaus vor dem Abriss bewahrt, sollte es doch einem Straßenprojekt zum Opfer fallen. In Zusammenarbeit mit dem Landeskonservatoramt baute Spengler „Stück für Stück“ wieder auf. Die Fassade des Hauses als ein Beispiel des „Südwestdeutschen Einhauses“ wurde erhalten. Ergänzungen wurden stilgerecht vorgenommen und mit Materialien aus verschiedenen Abbruchhäusern aus der näheren und weiteren Umgebung nachgebaut. Die Eternitblende am Hofeingang wurde durch ein schmiedeeisernes Tor von einem Antiquitätenhändler ersetzt, die Haustür stammt vom Sperrmüll. Spenglers Eigenleistungen – auch mit Freunden und Bekannten des Hoofer Männergesangvereins – erstreckten sich auf alle anfallenden Arbeiten.

Am Rosenmontag 1986 zogen dann die „Spenglerschs“ ein. Aus dem ehemaligen Schandfleck war ein Schmuckstück geworden – innen und außen stilvoll restauriert. Das Haus erfuhr in den Jahren 1984 bis 1986 beim Landeswettbewerb „Saarländische Bauernhäuser“ bereits höchste Anerkennung.

Von der Bullenzucht früher in Hoof

Als es im Dorf noch einen „Stierstall“ gab

Noch heute erinnern sich die ältesten Hoofer Bürger an die Zeit zurück, als der Landwirt Reinhard Koch, der Vater von Kurt Koch, als Bullenzüchter weithin bekannt war. Der „Stierstall“, im Dorfmund auch „Bockstall“ genannt, befand sich an seinem Bauernhaus auf dem „Nebenhügel“, wo Reinhard Koch bis Ende der 40er Jahre des vorigen Jahrhunderts die Bullenzucht betrieb. Und sein Sohn Kurt, 2017 77 Jahre alt, muss heute noch schmunzeln, wenn er an diese Zeit zurückdenkt: „Natürlich waren wir kleine Jungen auch neugierig, was sich dort im Stierstall abspielte. Wir haben immer wieder „gespitzt“, doch verjagte man uns. Und bestialisch hat es dort gestunken.“

Am 2. April 1935 schloss das Bürgermeisteramt Niederkirchen mit dem Landwirt Reinhard Koch einen „Zuchtstierhaltungsvertrag“ (Faselhaltungsvertrag; Fasel = junger Zuchtstier) ab. Unterschrieben wurde der Vertrag von dem legendären Bürgermeister König in Niederkirchen, dem Tierhalter Reinhard Koch und den Mitgliedern des Gemeinderates Hoof: Adjunkt Ludwig Koch I. (Großvater von Kurt Koch), Adjunkt Geis, Herrmann Schneider, Adjunkt Hinkelmann, August Müller II., R. Gerhart, Albin Seyler und Jakob Müller I. Der Vertrag wurde vom Bezirksamt Kusel staatsaufsichtlich genehmigt: „Der Landwirt Reinhard Koch in Hoof beschafft und hält auf eigene Kosten zwei Zuchtbullen für die Gemeinde Hoof.“

So wurde unter anderem genau vorgeschrieben: „Der Bulle muss in einem hellen, gut gelüfteten, geräumigen, reinlichen Stall aufgestellt, sauber gehalten und seiner Zweckbestimmung als Zuchttier entsprechend in der Hauptsache mit gutem Heu und Hafer unter Beigabe von Salz (ein Esslöffel voll auf drei Mahlzeiten) kräftig gefüttert werden. Mastige, aufschwemmende und sonst ungeeignete Futtermittel (Schlempe, Treber, Kartoffeln u. dgl.) dürfen dem Bullen nicht verabreicht werden; ausschließliche Grünfütterung ist unstatthaft.“ In Paragraph 3 des Vertrages heißt es: „Der Tierhalter hat die Einrichtungen zu treffen, die für die Vornahme des Deckgeschäftes notwendig sind. Insbesondere ist ein geeigneter Sprungplatz (mit Sprungstand) bereitzustellen. Auch ist Sorge zu tragen, dass bei dem Sprunggeschäft eine Gefährdung des Wärters und der Zuchttiere sowie eine Verletzung der Sittlichkeit vermieden wird.“ Eine übermäßige Verwendung des Zuchttieres zum Deckgeschäft war verboten. In der Regel sollte es an einem Tage nicht öfter als zweimal zum Sprung zugelassen werden. Bei jeder Bedeckung durfte nur ein Sprung stattfinden; die sofortige Wiederholung des Sprunges, der so genannte Nachsprung, wurde nicht zugelassen. Oder es heißt weiter: „Bei mehrmaliger Benutzung des Zuchttieres an einem Tage ist nach jedem Sprung eine mindestens zweistündige Pause einzuschalten. Zum Belegen sichtbar kranker, auffällig hustender oder mit Scheidenausfluss behafteter Tiere darf das Zuchttier nicht verwendet werden, ebenso zum Belegen von Tieren, die nicht 15 Monate alt sind. Der Tierhalter braucht das Zuchttier in der Zeit vom 1. Oktober bis 31. März nur früh von 7 ½ Uhr bis 9 Uhr, mittags von 12 bis 1 Uhr und abends von 4 bis 6 Uhr; in der Zeit vom 1. April bis 30. September nur früh von 5 bis 7 Uhr, mittags von 12 bis 1 Uhr und abends von 7 bis 9 Uhr zum Sprung vorzuführen und darf außerhalb dieser Stunden das Belegen versagen. An Sonn- und Feiertagen kann er die Vorführung des Zuchttieres zum Sprung außer in den erwähnten Morgen- und Abendstunden ablehnen.“

„Durch Weidegang, mäßige Verwendung im Zuge bei Bullen, Aufenthalt in einem Tummelplatz oder durch Führen soll das Zuchttier womöglich täglich Gelegenheit erhalten, sich mindestens eine Stunde im Freien zu bewegen. Dagegen darf das Zuchttier ohne ausdrückliche Genehmigung des Gemeinderates mit weiblichen Tieren nicht gemeinsam geweidet oder auf Tummelplätze gebracht werden. Der Bullenhalter ist verpflichtet, jede Kuh vor dem Deckakte auf das Vorhandensein von ansteckendem Scheidenkatarrh zu untersuchen und jede kranke oder krankheitsverdächtige Kuh bis zu ihrer Heilung vom Deckakte auszuschließen.“

Der Tierhalter wurde aber auch verpflichtet, das Zuchttier an den Körort zu bringen und es auf Verlangen des Gemeinderates bei Tierschauen oder ähnlichen Veranstaltungen auszustellen. (Kören = küren; männliche Haustiere zur Zucht auswählen).

Ferner war der Tierhalter verpflichtet, den Mitgliedern des Gemeinderates und des Körausschusses jederzeit die Prüfung der Haltung und der Verwendung des Zuchttieres zu gestatten, das Deckverzeichnis vorzulegen und alle erforderlichen Aufschlüsse zu geben.

Die Gemeinde Hoof gewährte dem Zuchttierhalter Reinhard Koch für die Erfüllung seiner Verpflichtungen folgende Vergütungen: 1.) Eine jährliche Barentschädigung von 800 Reichsmark; 2.) Den Nutzgenuss folgender Grundstücke auf der Gemarkung Hoof: Wiese in der Hirtenwiese, Wiese und Acker zwischen den Gärten und 3.) Endlich 30 Zentner Hafer pro Jahr. Vorstehende Naturalleistungen entsprechen einem normalen jährlichen Anschlagwerte von 700 Reichsmark.“

In dem Vertrag wurde ausdrücklich betont, dass der Zuchttierhalter keine Sprunggelder erheben durfte. Die Zuchtstiere wurden auf Gemeindekosten bei der Versicherungskammer, Abteilung Tierversicherung, in München versichert.

Erinnerungen an Eugen Cloß

Als der „Schitz“ in Hoof noch mit der Schelle unterwegs war

Bis Mitte der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts war der Gemeindediener Eugen Cloß auch noch als „Dorfschitz“ mit der Schelle im Dorf unterwegs, um die Bekanntmachungen auszurufen: „Es wird bekannt gemacht, dass morgen der Weg durch die Vorstadt gesperrt werden muss, da dringende Reparaturarbeiten durchgeführt werden.“ In der Regel war die Ansage immer am frühen Morgen. Da wir in der Schule immer die Fenster offen hatten, hörten wir immer den Schellenklang und die Bekanntmachung.

Eugen Cloß war ein sehr beliebter Mensch im Dorf. Leider ist er recht früh verstorben.

Lesen wir heute die Verordnungen aus den Ortspolizeibeschlüssen aus dem Jahre 1906, so werden die Älteren unter uns auch noch an die Zeit des „Feldschitzen“ erinnert.

„Es wird bekannt gemacht, dass Hausschlachtungen nur dann vorgenommen werden dürfen, wenn der Besitzer das Tier mindestens drei Monate im eigenen Stall gehalten und gefüttert hat.“ So wanderte der Dorfschitz mit der Schelle von Straße zu Straße im Dorf und rief seine Bekanntmachungen an die Bevölkerung aus. Die öffneten die Fenster und Türen, um jedes Wort richtig zu verstehen.

Oder der „Schitz“ rief aus: „Das Trinkwasser ist ab heute wieder hygienisch einwandfrei. Die bisherige Anordnung, das Wasser vor dem Genuss abzukochen, ist damit hinfällig.“ Der Dorfschitz von Hoof machte im Herbst 1906 noch den Tag der Obstversteigerung bekannt, der immer ein besonderes Ereignis war. Man traf sich in der Regel am Eltzenbergerweg in der Nähe des alten Grubenstollens, wo dann Baum für Baum an den Meistbietenden versteigert wurde. Natürlich war der Feldschitz dabei, der über den sachgemäßen Ablauf der Versteigerung achten musste. Am Abend wurde dann Einkehr in der Wirtschaft gehalten.

Vor dem „Schitz“ hatten die Dorfbuben auch Angst und einen Heidenrespekt. Mit dem „Schitzestecke“ (Stock) in der Hand, die Schirmmütze auf dem Kopf und dem Hund hinterdrein durchwanderte er Tag für Tag die Fluren und achtete peinlich genau auf das, was sich auf Feldern, Wiesen und Äckern abspielte. „Pass off, de Schitz kommt mit dem Stecke“, wurden die Jungen früher von ihren Eltern bedroht, wenn sie was angestellt hatten. „Schitz“ kommt von „schützen“. Er war damals als Ortspolizeidiener auch zuständig für den Schutz der Felder, Wälder, Bachauen und Obstpflanzungen, eben der Gemeindefeldhüter. Feldfrevel wurde von ihm streng geahndet.

Immer waren die Buben Ende Mai am „Stranzen“, wenn die Maikirschen als erste Kirschen reif waren. Es wird in der Hoofer Schulchronik berichtet, dass sich ein Junge, der gerade auf einem Kirschbaum war, beim Wegrennen im Stacheldrahtzaun verfing und eine stark blutende Wunde erhielt.

Der Dorfschitz machte vor dem 1. April immer bekannt, dass die „Wiesen ab 1. April zu waren“. Dann durften die Jungen auf der Wiese mit dem Stoffball („der Quetsch“) keinen Fußball mehr spielen.

Ich fand auch noch uralte Aufzeichnungen über einen Hoofer Schitz namens Jakob Cullmann, der bei der jährlichen Bachschau am Grügelbach als Feldhüter anwesend war. Jeder Anlieger musste nach der Heuernte den Bach von Gestrüpp frei machen. Der Schitz kannte die Parzellen genau. Wehe, wenn der Bachsaum nicht in Ordnung war! Der wurde gemaßregelt und musste binnen weniger Tage für eine Nachbesserung sorgen.

Damals hatte der Feldhüter auch noch eine weitere Aufgabe: Tag für Tag kloppte er die Kartoffeläcker ab und passte auf, dass keine „Grombiere“ geklaut wurden. Im ersten und zweiten Weltkrieg musste der Schitz auch das Getreide nach dem Dreschen abwiegen, weil ein bestimmter Prozentsatz abgeliefert werden musste. Bei den Hausschlachtungen wog er das Fleisch. Pro Person war e in bestimmtes Kontingent für den eigenen Hausgebrauch erlaubt. Was darüber ging, musste abgeliefert werden. Und am frühen Morgen ging der Schitz durch das Dorf und schellte lauthals: „Heute Mittag gibt es in der Wirtschaft die Lebensmittel- und Kleiderkarten.“ Immer gab es für ihn einen Trunk Wein dazu, wenn er im Dorf ausschellte, zum Beispiel sein Getreide gegen Hagel versichern zu lassen. Am Dorfende stand er dann oft auf wackeligen Füßen.

Anfang des 20. Jahrhunderts heiratete Ludwig Cloß aus Marth, der von Beruf Bergmann war, die Hooferin Elisabeth Wagner in der „Aacht“. Ludwig Cloß war dann später der Feldschitz in Hoof, der Vorgänger von Eugen Cloß, der ab 1944 das Amt des Gemeinde-Feldhüters ausübte.

Auch bei der Aufteilung der „Rothecke“ war früher der Schitz der wichtigste Mann im Dorf. Er teilte sie in Schneisen auf, die er mit Stangen abmaß und kennzeichnete die Schneisen mit Nummern. Der Schitz achtete darauf, dass bis zum Johannistag (24. Juni) die eingeteilten Parzellen in der „Rotheck“ als Stangenholz und „Fäche“ (Reisigbündel) abgefahren wurde. Dann ging der Förster mit dem Feldhüter durch die „Rotheck“, ob auch die Wurzelstöcke ordnungsgemäß herausgeschlagen waren.

Ganz früher hatte der Dorfschütz auch die Aufgabe, darauf zu achten, dass bei der Bekanntmachung im Dorf die Fuhrwerke mindestens 60 Meter vor ihm anhalten, damit der Lärm nicht störte.

Anmerkung: Auch Josef Kratz, der aus Elmstein kam und in Hoof einheiratete, war eine Zeitlang in den 40er Jahren Dorfschitz in Hoof, der mit der „Klingel“ im Dorf unterwegs war. Und so wurde er im Volksmund „de Klingelsepp“ genannt.

Drei Brandgräber 1975 „Im Quetterling“ entdeckt

Am 17. Juli 1975 schrieb auf Anfrage das Staatliche Konservatoramt in Saarbrücken, Abteilung Denkmalpflege, an Schuldirektor Dieter Kremp einen Brief: „Sehr geehrter Herr Kremp, ich darf Ihren Brief vom 14. Mai 1975 an Dr. Kolling erwidern. Die Verspätung wollen Sie bitte entschuldigen, da die Hoofer Grabunterlagen noch beim damaligen Ausgräber lagen, der nur selten hier im Hause ist. In Beantwortung Ihrer Anfrage verweise ich auf die kurze Mitteilung in unserer Fundchronik 1975. Die Konservierung ist inzwischen abgeschlossen.

Es wurden also im Mai 1975 in der Flur „Im Quetterling“ in der Ausschachtung zum Bau von Wohnhäusern drei Gräber angeschnitten. Davon blieb eins intakt, eines wurde teilweise zerstört, eines zum größten Teil zerstört. Die Reste sind nach Meldung von Bildhauermeister Herbert Kraushaar durch das Konservatoramt geborgen worden.

Es handelt sich um Brandgräber mit Beigaben von jeweils mehreren Tongefäßen, dazu Eisenreste und eine Bronze-Fibel. Die Bestattungen fanden statt, in der frühen römischen Kaiserzeit, das heißt im 1. Jahrhundert nach Christus. Das bedeutet, dass diese Örtlichkeit von Kelten besiedelt war.“

Mit freundlichen Grüßen: Dr. Schähle.

Anmerkung: Im gleichen Jahr 1975 wurde beim Ausbau des Feldweges links zum Klingelwald hinein dort ebenfalls ein keltisches Brandgrab ausgeschachtet, mit Beigaben von Tongefäßen, Eisenresten und einer Bronze-Fibel. Diese Bestattung fand ebenfalls statt, in der frühen römischen Kaiserzeit, das heißt im 1. Jahrhundert nach Christus. Das bedeutet, dass auch diese Örtlichkeit von Kelten besiedelt war.

Dazu kommen noch die Ausgrabungen auf der „Schermeshöhe“, die ebenfalls auf eine keltische Siedlung hinweisen. Hoof war also ringsum von Kelten besiedelt.

Elisabeth Cloß aus Hoof wurde 100 Jahre alt

Zum ersten Mal in der Geschichte des Ortes Hoof feierte eine „Heemerin“ am 11. Juni 1982 ihren 100. Geburtstag. Die damals älteste Bürgerin in Stadt und Kreis St. Wendel, Elisabeth Cloß geborene Wagner, in der „Hoofer Aacht“, Leitersweilerstraße 19, feierte in körperlicher und geistiger Frische ihren 100. Geburtstag. Die hochbetagte Jubilarin, im Volksmund „Schreinersch Lies“ genannt, wurde am 11. Juni 1882 in Hoof als Älteste von drei Geschwistern geboren, in demselben „Aachter“ Haus, in dem sie auch heute noch bei ihrem Enkel Ortwin wohnte.

Als die Jubilarin geboren wurde zählte Hoof 439 Einwohner. Als „Urheemerin“ wuchs „Cloße Modder“ in der Schreinerei ihres Vaters Daniel Wagner auf und erinnerte sich an die wunderschönen Schränke aus Kirschbaumholz, die ihr Vater anfertigte. Am 20. Februar 1903 heiratete Elisabeth den Bergmann Ludwig Cloß aus Marth, der später „Feldschitz“ der Gemeinde Hoof war. Ihr Ehemann verstarb im August 1952, wenige Monate vor der goldenen Hochzeit. Die Jubilarin hatte sieben Kinder zur Welt gebracht, vier Töchter und drei Söhne. Vier ihrer Kinder lebten noch, drei Töchter in Hoof und ein Sohn, der in Freiburg in Sachsen in der DDR wohnte. Zum 100. Geburtstag seiner Mutter kam ihr Sohn zur Gratulation aus der DDR nach Hoof.

In ihrer Kindheit, so wusste die Jubilarin zu berichten, standen in der „Aacht“ noch mehrere Häuser, deren tiefgehende Dächer bis zur Erde reichten und noch mit Strob gedeckt waren. Sie erinnert sich auch daran, dass in ihrer frühen Kindheit in der Nachbarschaft in der „Aacht“ eine alte Frau wohnte, die an kranken Kindern noch das „Brauchen“ pflegte. Auch an ihren Lehrer Peter Böll erinnert sie sich, der in der Hoofer Vorstadt die einstige Lindenallee pflanzte, die leider Mitte der 50er Jahre dem Straßenbau zum Opfer fiel. Sie erinnerte sich auch an ihren Konfirmationspfarrer Schmitt und daran, dass sie mit siebzehn Jahren erstmals anlässlich der Hoofer Kirmes 1899 zum Tanzen gehen durfte. Sie dachte zurück an Feste und Tanzveranstaltungen, an den in Hoof einst so beliebten „Jokkobsball“, den „Neujahrsball“ und an den „Mörderball“ 1903. Wie früher auf dem Land üblich, führte sie mit ihrem Mann zusammen eine Landwirtschaft, da sie ja sieben Kinder zu ernähren hatte. Während ihr Mann in der Grube arbeitete, führt Elisabeth Cloß auf dem Felde den Pflug. Doch „die ganze Lebensart in der guten alten Zeit war gesünder als heute“, bemerkte die 100Jährige. Sie wartete um sieben Uhr morgens ungeduldig auf ihre Zeitung: der Lokalteil wurde immer noch (mit einer Leselupe) gelesen. Täglich trank die „Cloße Modder“ – und das seit Kriegsende – ihren Rotwein mit Ei und Traubenzucker.

Zu ihrem 100. Geburtstag gratulierten herzlich drei Töchter, ein Sohn, drei Schwiegertöchter, ein Schwiegersohn, 16 Enkel, 36 Urenkel und sieben Ururenkel. Die Landesregierung, Stadtbürgermeister Jakob Feller, Landrat Dr. Marner, Ortsvorsteher Walter Cullmann, Stadt- und Ortsrat, die Hoofer Vereine und die ganze Dorfbevölkerung entboten ihre Glückwünsche. MGV „Eintracht“ und „Sängervereinigung“ Hoof brachten der Jubilarin ein Ständchen. Der Obst- und Gartenbauverein Hoof pflanzte der Jubilarin zu Ehren auf dem Kirmesplatz die „Elisabethlinde“. Bei der Pflanzung war auch ein französisches Lehrerehepaar aus der St. Wendeler Partnerschaftsstadt Rezé les Nantes anwesend, die bei Lehrer Dieter Kremp einige Tage zu Gast waren.

Elisabeth Cloß starb wenige Wochen nach ihrem 100. Geburtstag. Eine zweite Hooferin wurde am 30. Juni 2006 100 Jahre alt. Es war Gertrud Ecker., im Volksmund „ess Treidche“ genannt. Auch ihr zu Ehren wurde am Hang des Kirmesplatzes auf der Flur „An der Augusteiche“ eine Jubiläumslinde gepflanzt. Gertrud Ecker, geborene Gerhart, wurde 1906 in „Schmitze – Haus“ in der Hoofer Vorstadt als Tochter des Ehepaares Jakob und Elisabeth Gerhart geboren. Dort, wo sie geboren wurde, war früher die alte Dorfschmiede.