Das Einzelzahnimplantat

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Das Einzelzahnimplantat
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Das Einzelzahnimplantat

Minimalinvasives Management von Extraktionsalveolen im Front- und Seitenzahnbereich

Das

Einzelzahnimplantat

Minimalinvasives Management

von Extraktionsalveolen

im Front- und Seitenzahnbereich

Dennis P. Tarnow, DDS

Clinical Professor and Director of Implant Education

Department of Periodontology

Columbia University College of Dental Medicine

Private Practice

New York, New York

Stephen J. Chu, DMD, MSD, CDT

Adjunct Clinical Professor

Ashman Department of Periodontology & Implant Dentistry

Department of Prosthodontics

New York University College of Dentistry

Private Practice

New York, New York


Titel der Originalausgabe:

Tarnow/Chu

The Single-Tooth Implant

A Minimally Invasive Approach for Anterior and Posterior Extraction Sockets

© 2020 Quintessence Publishing Co, Inc

Library of Congress Control Number: 2019943782

Bibliografische Informationen der Deutschen

Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese

Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

<http://dnb.ddb.de> abrufbar.


Postfach 42 04 52; D–12064 Berlin

Ifenpfad 2–4, D–12107 Berlin

© 2021 Quintessenz Verlags-GmbH, Berlin

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Lektorat, Herstellung und Reproduktionen:

Quintessenz Verlags-GmbH, Berlin

Übersetzung: Dr. Sibylle Tönjes, Kiel

ISBN (epub): 978-3-86867-534-4

ISBN (print): 978-3-86867-540-5

Inhalt

Geleitwort

Vorwort

KAPITEL 1 Geschichte und Grundlagen von Einzelzahnimplantaten im Front- und Seitenzahnbereich

Sofortimplantation versus verzögerte Implantation

Fallbeispiel

Probleme bei der Sofortimplantation

Klassifikation von Extraktionsalveolen

Diagnosehilfen für das Alveolenmanagement: Röntgenaufnahmen und klinische Untersuchung

Digitale Volumentomografie

Sonden

KAPITEL 2 Management von Typ-1-Extraktionsalveolen

Zahnextraktion mit und ohne Lappenbildung: evidenzbasierte Begründung

Blutversorgung der bukkalen Knochenlamelle

Labiale Kontur und Dimensionsveränderung des Alveolarkamms

Techniken der Zahnextraktion mit speziellen Instrumenten

Frontzähne mit einer Wurzel

Seitenzähne mit mehreren Wurzeln

Dreidimensionale Implantation in Extraktionsalveolen im Frontzahnbereich

Einfluss der Implantatposition auf das Emergenzprofil der Restauration

Implantation

Implantatausrichtung

Insertionstiefe

Horizontale Weichgewebedicke

Bindegewebstransplantate an Implantaten und unbezahnten Alveolarkämmen

Parodontaler Phänotyp

Spaltbreite und Wundheilung

Primärer Lappenschluss versus sekundäre Wundheilung

Fallbeispiel und histologischer Beweis

Hartgewebeaugmentation im Spalt der Extraktionsalveole

Knochendicke und Dimensionsverlust des Alveolarkamms

Periimplantäre Weichgewebedicke

Periimplantäre Gewebeverfärbung

Wahrnehmungsschwelle des faziopalatinalen Alveolarkammkollapses bei Laien

Alveolenmanagement nach dem Zweizonen-Prinzip

Knochenersatzmaterialien

Knochenersatzmaterial bei der Zweizonen-Transplantation

Prothetische Abdeckung der Alveole

iShell-Technik

Sulkusblutung bei der ersten Abnahme der Einheilkappe vom Implantat

Vergleich von zementierten und verschraubten provisorischen und definitiven Restaurationen

Wahl des Abutments: Berücksichtigung von Material und Farbe

Management von Zähnen mit periapikalen Läsionen, Fisteln und Ankylose

Periapikale Läsionen und Fisteln

Ankylosierte Zähne

Implantatdesign bei der Sofortimplantation

Konische oder zylindrische Implantate, Gewindedesign und Gewindesteigung

Platform-Switching

One abutment, one time

Co-Axis-Implantat versus gerades Implantat

Inverta-Implantat mit Body-shift

Implantate mit normaler oder größerer Breite

KAPITEL 3 Management von Typ-2-Extraktionsalveolen

Sofortimplantation in Typ-2-Extraktionsalveolen

Fallbeispiel

Verzögerte Implantation

Membranen zum Alveolenerhalt

Ice-cream-cone-Technik

Verzögerte Implantation mit sofortiger provisorischer Restauration

Lappendesign bei verzögerter Implantation nach Alveolarkammheilung

 

Stanztechnik

Lappentechnik

Weichgewebekonditionierung mit der provisorischen Restauration

KAPITEL 4 Management von Typ-3-Extraktionsalveolen

Behandlung einer fazialen Rezession von 3 mm

Behandlung einer fazialen Rezession von 1 mm bei fehlender labialer Knochenlamelle

KAPITEL 5 Klinisches Management der Seitenzähne

Extraktion von Zähnen mit mehreren Wurzeln

Implantation in die Extraktionsalveolen der Molaren

Typ A

Typ B

Typ C

Alternative Strategien zum Sofortersatz der Molaren durch Implantate

Fallbeispiel

Verzögerter Ersatz der Molaren

KAPITEL 6 Wichtige Aspekte der dentalen Implantologie

Zementierungsverfahren

Abformtechniken

Komplikationen

Okklusale Überlastung

Bruch oder Delamination der provisorischen Restauration vom temporären Zylinder

KAPITEL 7 Fallbeispiele

Typ 1

Fallbeispiel 1 Horizontale Fraktur eines oberen zentralen Schneidezahns

Fallbeispiel 2 Große interne Resorptionsläsion

Fallbeispiel 3 Interne Resorptionsläsion an einem oberen zentralen Schneidezahn

Fallbeispiel 4 Vertikale Kronenfraktur eines oberen zentralen Schneidezahns

Fallbeispiel 5 Hohe Lachlinie

Fallbeispiel 6 Hohe Lachlinie und chronische Fistel

Typ 2

Fallbeispiel 7 Verlust der labialen Knochenlamelle

Fallbeispiel 8 Periapikale Läsion und Zahnfraktur mit Nekrose

Typ 3

Fallbeispiel 9 Verlust der labialen Knochenlamelle an einem oberen zentralen Schneidezahn

Molaren

Fallbeispiel 10 Externe Resorptionsläsion eines oberen ersten Molars

Fallbeispiel 11 Vertikale Wurzelfraktur eines unteren ersten Molars

Index

Geleitwort

Die Ausbildung ist der Schlüssel dazu, das Leben zu verändern. Sie ist entscheidend dafür, wie Ärzte mit dem Verständnis biologischer Vorgänge Behandlungen planen und schlussendlich die Behandlungsergebnisse verbessern. In den letzten 30 Jahren hatte ich die Gelegenheit und das Vergnügen, auf nationalen und internationalen zahnärztlichen Fortbildungen eng mit Dr. Dennis P. Tarnow und Dr. Stephen J. Chu zusammenzuarbeiten, zwei herausragenden akademischen Pädagogen, produktiven Forschern und engagierten Ärzten in eigener Praxis. Beide inspirieren ihre Zuhörerschaft und lernen selbst ein Leben lang, indem sie ständig die Grenzen der zahnmedizinischen Wissenschaft infrage stellen und neue Sichtweisen und innovative Ansätze für den zahnmedizinischen Alltag entwickeln. Herausragende Lehrkräfte sind nur schwer zu finden, aber diese beiden stellen sich immer wieder der Herausforderung, Licht in die Dunkelheit zu bringen. Beide sind sich sehr wohl bewusst, dass die Behandlungsergebnisse letztendlich von biologischen Grundlagen abhängen. Durch ihr Fachwissen und ihre Expertise leiten sie uns alle auf der Suche nach den Wahrheiten der dentalen Implantologie.

Dieses Lehrbuch, das auf ihren klinischen Erfahrungen und Forschungsergebnissen beruht, ist umfassend und fesselnd. Es wurde in einer klaren und präzisen Sprache von Ärzten für Ärzte geschrieben. Die Kapitel befassen sich mit der Diagnostik und den einfachen bis komplexeren Situationen, in denen Einzelzahnimplantate gesetzt werden. Das Buch beginnt mit einer Besprechung der Geschichte und der Grundlagen von Einzelzahnimplantaten im Front- und Seitenzahnbereich. Anschließend führt es den Leser durch drei Arten von Extraktionsalveolen – die Typen 1, 2 und 3 – und ihre unterschiedlichen Indikationen und Einschränkungen. Ein eigenes Kapitel widmet sich dem klinischen Management der Seitenzähne, gefolgt von einem Kapitel über Zementierung, Abformung und möglichen Komplikationen. Das letzte Kapitel zeigt elf klinische Fälle mit Einzelzahnimplantaten in allen zuvor beschriebenen Extraktionsalveolen. Was für eine Fundgrube!

Diese frische und aufschlussreiche Veröffentlichung von zwei Meistern der klinischen Zahnheilkunde wird den Leser dazu motivieren, in der sich immer weiter entwickelnden Welt des zahnärztlichen Wissens niemals mit dem Lernen aufzuhören und weiter an den Veränderungen zu wachsen. Lernen Sie von den Besten. Erhöhen Sie die klinische Vorhersagbarkeit, verbessern Sie Ihre Fähigkeiten zur Problemlösung und erleben Sie, wie Ihre Praxis durch neues Wissen und Selbstvertrauen wachsen wird! Hören Sie nie auf zu lernen.

H. Kendall Beacham, MBA

Assistant Dean, Linhart ContinuingEducation ProgramNew York University College of Dentistry

Vorwort

Wir haben dieses moderne Lehrbuch über Einzelzahnimplantate aus Hingabe und Leidenschaft für die Zahnheilkunde sowie aus dem Wunsch heraus verfasst, das weiterzugeben, was wir im Laufe der Jahre als Kliniker, Lehrer und Wissenschaftler gelernt haben. Der Ersatz eines Zahns durch ein dentales Implantat ist eine der häufigsten klinischen Situationen, mit denen sich Zahnärzte im Alltag konfrontiert sehen.

Im Laufe unserer beider Karrieren und unserer engen Zusammenarbeit in den letzten 15 Jahren haben wir unser Vorgehen beim Management nicht erhaltungswürdiger Zähne, insbesondere im ästhetischen Bereich, komplett modifiziert. Früher ließ man die Extraktionsalveolen monatelang ungestört abheilen, bevor man sich um den verbliebenen Alveolarkamm kümmerte. Heute führen wir nach Möglichkeit – und somit recht oft – einzeitige Eingriffe durch, was für Arzt und Patient erheblich von Vorteil ist. Wir haben mit großem Erfolg die parodontalen und restaurativen Wechselbeziehungen bei der Behandlung sowie neue und innovative Techniken dokumentiert, die bei kürzerer Behandlungsdauer das ästhetische Ergebnis verbessern.

Bei der Zusammenstellung dieses Buches haben wir immer vor allem an den Leser gedacht, dem wir nicht nur die Diagnostik und die Behandlung nach evidenzbasierten Konzepten näherbringen wollten, sondern auch die biologischen Grundlagen der Wundheilung, um die Behandlung letztendlich zu beschleunigen, zu erleichtern, zu vereinfachen, vorhersehbarer und in vielen Fällen auch preiswerter zu machen.

Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Betrachtung der Ergebnisse unserer Reise durch dieses schwierige Fachgebiet. Hoffentlich bereitet Ihnen die Lektüre dieses Buches genauso viel Freude wie uns das Verfassen. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Behandlung Ihrer Patienten!

Mit Beiträgen von

Guido O. Sarnachiaro, DDS

Clinical Assistant ProfessorDepartment of ProsthodonticsNew York University College of Dentistry

Private PracticeNew York, New York

Richard B. Smith, DDS

Private PracticeNew York, New York

Danksagung

Unser besonderer Dank gilt Adam J. Mieleszko, CDT, für die in diesem Buch abgebildeten Laborarbeiten.


Kapitel 1
Geschichte und Grundlagen von Einzelzahnimplantaten im Front- und Seitenzahnbereich

IN DIESEM KAPITEL:

  Sofortimplantation versus verzögerte Implantation

  Fallbeispiel

  Probleme bei der Sofortimplantation

  Klassifikation von Extraktionsalveolen

  Diagnosehilfen für das Alveolenmanagement: Röntgenaufnahmen und klinische Untersuchung

Etwa die Hälfte aller Implantationen, die nach der Erfahrung der Autoren im klinischen Alltag vorkommen, betreffen implantatgelagerte Einzelzahnrestaurationen, viele davon im ästhetischen Bereich. Dieser Abschnitt befasst sich mit einigen der aktuellen Konzepte, dem wissenschaftlichen Hintergrund und dem Wissen über die Sofortimplantation und sofortige provisorische Versorgung von Extraktionsalveolen im Frontzahnbereich, also der sofortige und gleichzeitige Ersatz von Wurzel und Krone eines Zahns.

Die Extraktion eines Zahns und das Setzen eines Implantats in die frische Extraktionsalveole werfen oft Fragen auf:

 Was passiert, wenn ein Zahn extrahiert wurde?

 Welche Dimensionsveränderungen der Hart- und Weichgewebe treten in der Folge auf?

 Unterscheidet sich die Wundheilung bei Extraktionsalveolen im Front- und Seitenzahnbereich?

 Sollten Wurzelreste mit Lappenbildung entfernt werden?

 Sollte ein primärer Lappenschluss erfolgen oder sollte die Alveole sekundär heilen?

 Was für ein Knochenersatzmaterial könnte verwendet werden?

 Sollte gemeinsam mit dem Implantat ein Weichgewebetransplantat eingesetzt werden?

 Wie muss ein Implantat dreidimensional korrekt in der Extraktionsalveole ausgerichtet sein?

 

 Beeinflusst das Implantat die Wundheilung der Extraktionsalveole?

 Spielt es eine Rolle, ob nach der Implantation ein Spalt verbleibt?

 Sollte gemeinsam mit dem Implantat eine provisorische Restauration oder individuelle Einheilkappe eingesetzt werden oder besser eine vorgefertigte Einheilkappe? Welche Lösung ist bezogen auf Implantatüberleben, Osseointegration und ästhetischen Erfolg am besten?

Dies sind nur einige der Fragen, die bei der Sofortimplantation in Extraktionsalveolen besprochen werden müssen. Jeder dieser Punkte wird auch weiterhin kontrovers diskutiert und jeder Behandler hat seine eigene Lösung – aber wie zuverlässig sind die Ergebnisse? In diesem Buch soll versucht werden, diese Fragen zu beantworten und objektive, konkrete Informationen bereitzustellen, die sowohl den Spezialisten als auch den Allgemeinzahnarzt beim Setzen von Einzelzahnimplantaten und deren Versorgung unterstützen, sodass sie in den unterschiedlichsten klinischen Situationen konsistente parodontale, restaurative und ästhetische Ergebnisse erzielen.

Sofortimplantation versus verzögerte Implantation

Die Überlebensraten von sofort gesetzten Implantaten sind mindestens genauso gut, wenn nicht sogar besser, als diejenigen von verzögert gesetzten Implantaten.1 Die Literatur scheint dies zu bestätigen.2–9 Während die verzögerte Implantation Überlebensraten von über 90 % erreicht, weist das Sofortprotokoll eine Überlebensrate von 95 % auf,5 die nur bezogen auf den Frontzahnbereich sogar noch auf 97 % steigt.4,5 Daraus folgt: Warum sollte man ein Implantat nicht direkt in eine Extraktionsalveole setzen – schließlich wirkt es sich gar nicht auf deren Heilung aus? Die Alveole ist genetisch so ausgestattet, dass sie ausheilt – unabhängig davon, ob sich in ihr eine sterile, biologisch akzeptable und kompatible Titanschraube befindet oder nicht.

Der wichtigste Vorteil der Sofortimplantation und Versorgung ist, dass durch die Verdichtung der Behandlungsschritte weniger Termine erforderlich sind, wodurch die Gesamtbehandlungsdauer verkürzt wird und die Therapie für den Patienten komfortabler ist. Die meisten Schritte, die Zahnextraktion, die Implantation, die Alveolenauffüllung und das Einsetzen der provisorischen Restauration, erfolgen beim ersten Termin, sodass aber mehr Zeit als sonst eingeplant werden sollte. Außerdem bleibt die natürliche Form der umgebenden Hart- und Weichgewebe erhalten (Tab. 1). Durch dieses Vorgehen kann der Arzt bei Einzelzahnimplantaten sowie vermutlich auch bei mehreren benachbarten Implantaten die Hart- und Weichgewebe bereits zum Zeitpunkt der Zahnextraktion erhalten. Dieses Erhaltungskonzept ist entscheidend für die Ästhetik und heute, angesichts anspruchsvoller und sachkundiger Patienten, ein wichtiger Vorteil.10

Umgekehrt eröffnet eine verzögerte Implantation dem Arzt die Möglichkeit, das Implantatbett auf die Implantation vorzubereiten, sofern die klinische Situation eine Augmentation und Korrektur benötigt und erlaubt.11–13 Bei diesem Protokoll dauert die Behandlung länger: Zunächst wird der Zahn extrahiert. Dann muss die Alveole mehrere Monate abheilen, bevor ein- oder zweizeitig eine Implantation mit Kammaugmentation durchgeführt wird. Sobald das Implantat integriert ist, wird es operativ freigelegt (zweizeitiger Eingriff) und es kann eine Einheilkappe mit flachem Profil gesetzt werden. Nach Abschluss der Weichgewebeheilung an der Einheilkappe muss der Patient erneut zur nichtchirurgischen Weichgewebeformung vorstellig werden. Die endgültige Abformung und die Fertigung der definitiven Restauration erfolgen bei einem weiteren Termin14 (Tab. 2). Diese langwierige Behandlung ist für Arzt und Patient nicht ideal, vor allem wenn bereits vor der Zahnextraktion günstige anatomische Gegebenheiten bestehen.15 Außerdem schrumpfen die beiden Papillen, sobald die Kontakte durch die Zahnextraktion entfernt wurden, und sind vor allem bei einem dünnen, girlandenförmigen Phänotyp nicht immer einfach wieder aufzubauen. Jemt zeigte im Jahr 1997, dass die mesiale Papille den Interdentalraum 1,5 Jahre nach der Implantation nur bei 68 % von 25 Einzelzahnimplantaten (davon 21 im Frontzahnbereich) wieder vollständig ausfüllte und die distale Papille bei weniger als der Hälfte der Implantate (48 %).16 Außerdem erreichen die Papillen oft nicht wieder die Höhe von vor der Behandlung, die ausgehend vom höchsten Punkt der Gingiva etwa 40 % der Zahnlänge entspricht. Bei einer Sofortimplantation bilden sich die beiden Papillen oft besser wieder neu.17,18

Während der verzögerte Ansatz die Reifung des Weichgewebes und die Vorbereitung des Implantatbetts erlaubt, hat die Sofortimplantation den deutlichen Vorteil, dass die vorhandene Extraktionsalveole zum Implantatbett wird und sich die Implantation an der Alveole orientiert. In einer frischen Extraktionsalveole ist das mukosale Gewebe durch das Trauma exponiert, sodass die provisorische Restauration oder individuelle Einheilkappe gut an die Wandkonturen der Extraktionsalveole angepasst werden müssen. Sie erhalten das periimplantäre Gewebe auf dem Niveau von vor der Extraktion und müssen unabhängig vom Material vor dem Einsetzen gereinigt oder desinfiziert werden. Das Schöne an der sofortigen provisorischen Versorgung ist, dass die Weichgewebearchitektur zum Zeitpunkt der Zahnextraktion erfasst und erhalten werden kann. Die Therapie soll das vorhandene Weichgewebe bewahren, aufrechterhalten und schützen und nicht etwas, was verloren gegangen ist, wieder aufbauen. Durch eine in allen drei Dimensionen korrekte Implantation, Platform-Switching und die korrekte Unterstützung der Weichgewebe mit einer provisorischen Restauration sind vorhersagbare restaurative und ästhetische Ergebnisse möglich.

Tab. 1 Protokoll zur Sofortimplantation.


Termin Nr.Chirurgische InterventionHeilungszeit (Wochen)
1Zahnextraktion, Implantation, Alveolen-auffüllung, provisorische Restauration oder individuelle Einheilkappe12–24
2AbformungNicht erforderlich
3Einsetzen der definitiven RestaurationNicht erforderlich

Tab. 2 Protokoll zur verzögerten Implantation.


Termin Nr.Chirurgische InterventionHeilungszeit (Wochen)
1Zahnextraktion6–12
212–24
3Frühe Implantation*12–24
4Zweizeitige Freilegung2–4
5Nichtchirurgische Weichgewebeformung2–4
6AbformungNicht erforderlich
7Einsetzen der definitiven RestaurationNicht erforderlich

*Die Eingriffe des 2. und 3. Termins können gelegentlich kombiniert werden.