Damals

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Corinne Lehfeldt

Damals

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Damals

Impressum neobooks

Damals

Claire hielt das Auto an. Als sie einen Blick über die Schulter warf, sah sie den grünen Mini und wusste, dass Liz schon da war. Sicher waren alle schon da. Claire kam zu spät zur Theaterprobe – mal wieder. Sie knallte die Tür ihres Geländewagens zu, den sie sich erst kürzlich für den weiten Heimweg von der Stadt bis raus aufs Land zugelegt hatte. Sie ärgerte sich über sich selbst und über die Tatsache, dass der Teil ihres Lebens, der ihr am liebsten war, einfach immer zu kurz kam.

Es war inzwischen dunkel. Eine Reihe hoher, erleuchteter Fenster im obersten Stockwerk eines ansonsten finsteren, kolossartig aufragenden Gebäudes wies ihr den Weg. Drinnen traf Claire auf eine Runde von Leuten, die allen Widrigkeiten zum Trotz ihren Weg ins Theater gefunden hatten. Da war Liz, die der Familientradition folgend Jura studierte, eigentlich keine Zeit fürs Theaterspielen hatte und grundsätzlich alles dafür tat, um ausgefallene Rollen zu ergattern. Da war Nick, der seit einem Unfall seine linke Hand nur eingeschränkt bewegen konnte, aber dennoch passabler Klavier spielte als die meisten. Und da war George, der dem Programmheft zufolge Regie führte, aber darüber hinaus alles organisierte, was eine Theatergruppe brauchte, die aus Leuten bestand, die mit ihrer Zeit besseres hätten anfangen sollen. Der Probenraum war nur verfügbar gewesen, weil ihn um diese Zeit niemand brauchte. Auch bei der Premiere würde niemand anwesend sein, dessen Meinung Gewicht hatte. Sei’s drum! Es gab dort ein Klavier. Es gab eine perfekt passende viktorianische Kulisse, die natürlich für eine völlig andere Inszenierung gefertigt worden war. Es gab Platz und es gab Zeit.

Claire warf dem geduldig wartenden und Tee schlürfenden Team einen entschuldigenden Blick zu und schlüpfte in ihr Kostüm wie in eine zweite Haut.

Später, auf dem Weg nach Hause machte sich der Geländewagen bezahlt. Jedes Mal, wenn die Stadt hinter ihr in der Nacht verschwand, fragte sie sich, wie ihr Leben eine solche Wendung hatte nehmen können. Noch vor ein paar Wochen hatte sie nach der Theaterprobe zu Fuß eine Abkürzung durch eine hellerleuchtete Allee genommen. Keine zehn Minuten später hatte sie ihre Wohnungstür aufgeschlossen. Jetzt bog sie von der dunklen Straße in einen noch dunkleren Feldweg ein. Das Haus lag weit draußen auf dem Land.

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