Redewendungen: Ertrinken

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Redewendungen: Ertrinken
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Carsten Both

Redewendungen: Ertrinken

Redewendungen – Oft verwendet, Ursprung unbekannt?! – EPISODE 60

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Episode 60

Episode 61

Impressum neobooks

Episode 60

Ertrinken

Ob die realen, gegenwärtigen und zukünftigen Fluten, für die dumme Menschen verantwortlich sind, oder die mythischen, für die weise Gottheiten bürgen [vgl. Episode 59], immer handelt es sich um ein für Luft liebende Landbewohner lebensgefährliches H2O-Überangebot. Denn Wasser im Überfluss bedeutet oft zugleich Unterwasser, wobei nicht unbedingt global-gigantische Ausmaße erforderlich sind; ersaufen kann man ebenso in einem Brunnen oder sogar in einer profanen (Hotel-)Badewanne. Aber zur kühnen Selbsttötung (?) an einer schönen Örtlichkeit komme ich noch, zunächst müssen die Redewendungen behandelt werden, bei denen das Ersaufen erst droht, es noch nicht (ganz) zu spät ist.

Ist jemand in größten (finanziellen) Schwierigkeiten, befindet er sich in Bedrängnis, in einer äußerst prekären Lage, dann steht ihm das Wasser bis zum Hals oder es geht ihm bis dahin. Alternativ sind die Wasserstandspegel bis an die Kehle, bis zur Kehle und bis an den Kragen im Angebot, um die meist pekuniäre Zwangslage zu demonstrieren, die quasi als Gegensatz zum Im-Geld-Schwimmen gesehen werden kann – was aber sicherlich anschaulicher die Wendung „bis an/über den Hals in Schulden stecken“ vereitelt.

Die Bis-zum-Hals-Wendung ist die mildere Form der älteren Formulierung „das Wasser läuft einem in den Mund“ bzw., je nach Herkunft, „ins Maul“, die mit der bereits laufenden Oberkante-Unterlippe-Überspülung die Größe der Not zusätzlich verdeutlicht. Diese Redewendung ist seit dem 17. Jh. belegt; der deutsche Schriftsteller und Advokat Daniel Casper von Lohenstein (1635-1683) formulierte etwa im barock-gewaltigen Schwulst-Roman „Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann ...“ (1689/90): „Das Wasser gienge der deutschen Freyheit in mund.“ – es schien also aus Caspars, Kaspers oder Casparis Sicht nicht so gut um die deutsche „Freyheit“ zu stehen.

Gewisse Ansichten und Aussagen wirken im Nachhinein unfreiwillig prophetisch: Denn es ist wohl mittlerweile unabwendbar, dass Deutschlands Zukunft zumindest partiell auf dem (bzw. im) Wasser liegt und dass Nordsee und Co. für mehr deutsche Landfreiheit sorgen werden. Deshalb ist es auch elementar, dem Schwimmunterricht wieder mehr Raum bzw. Becken zu bieten; die landläufigen Hypothesen, dass Speckringe wie Schwimmringe wirken und das Fett ganz von alleine oben schwimmt, sind nämlich falsch! In tieferen Gewässern sind gewisse Schwimmkenntnisse unabdingbar, wobei schwimmen wie eine bleierne Ente [siehe Episode 45] wohl ausreicht, um sich, bzw. zumindest den Kopf, über Wasser halten zu können.

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