Magische Spurensuche

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Magische Spurensuche
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Calea Menow

Magische Spurensuche

Auf dem Weg zur Großen Göttin

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Hexenstudium

Hexen, Wicca oder was?

Mein spirituelles Jahr bei einer Hexe

Unheimliche Energien und Gänsehauteffekt!

Gute Hexe – böse Hexe

Magische und archetypische Bilder und Symbole

Wicca

Wer bin ich wirklich?

Zurück zu den Wurzeln

Macht oder Ohnmacht

Meine kleine Silberelfe

Magische Momente – ein Traum wird Wirklichkeit

Das Universum

Persönliche Lieblingsrezepte, Basteleien und Rituale für ein magisches (Er-)Leben

Anhang

Impressum neobooks

Hexenstudium

Schon seit meiner Kindheit hatte ich einen Bezug zu magischen Dingen, und das nicht nur, weil ich mich zu Sagen und Märchen hingezogen fühlte und Elfen und Feen liebte. Dank meines Großvaters mütterlicherseits lernte ich die Natur kennen und lieben.

Mein Opa hatte einen großen Garten gepachtet und in unmittelbarer Nähe dieses Gartens befand sich ein kleines Wäldchen, das wir oft durchstreiften. Dabei zeigte und erklärte er mir die Bäume. Wenn ich neben einem Baum stand, wusste ich, ob es eine Buche, Eiche, Linde oder Platane war. Im Herbst sammelten wir die Früchte dieser Bäume, er zeigte mir, wie lecker Bucheckern schmecken, und erinnerte sich daran, wie Menschen im Krieg einen Kaffee-Ersatz aus Eicheln gekocht hatten.

Damals habe ich das nicht als etwas Besonderes für mich wahrgenommen, es war mein Alltag. Großvater kümmerte sich um mich, denn meine Mutter hatte mich nach meiner Geburt meinen Großeltern anvertraut und ich lebte bei ihnen. Heute bin ich ihm für das Wissen, das er an mich weitergegeben hat, sehr dankbar. Dieser Bezug zu Mutter Erde und das Erleben innerhalb der Natur hat etwas ‚Magisches‘.

In einem Gespräch mit einer Kundin in meiner damaligen Floristikwerkstatt, als wir über Religionen philosophierten, fiel ihr eine Aussage ihres Vaters ein: „Wenn ich das Gras wachsen sehe und mich in der Natur umschaue, fühle und sehe ich Gott.“

Besser könnte ich es nicht ausdrücken und ich werde diesen Satz niemals vergessen.

Diese Ausführungen sind für die Leserin und den Leser sicher noch nachvollziehbar, aber was, bitte schön, haben die ‚Frauenstudien‘ mit Magie zu tun? Auf den ersten Blick könnte das ein wenig befremdlich wirken, aber manchmal begegnen uns kleine oder größere Wunder, und wie ich durch das Studium zu ‚meinem‘ Thema hingeführt wurde, erfahren Sie in diesem Kapitel.

Als mir meine Freundin Brigitte 1998 von den Frauenstudien berichtete, reagierte ich mit ungläubigem Staunen. Da gibt es ein weiterbildendes Studium an der Uni Dortmund zur Qualifizierung für die emanzipatorische Frauenarbeit? Das hörte sich interessant an, und deshalb informierte ich mich über die Studieninhalte und modalitäten. Dabei interessierten mich vor allen die psychologischen Seminare, die Pflichtstudienangebote aus den feministischen Bereichen nahm ich nicht so ernst.

Alice Schwarzer kam mir in den Sinn, die Frauenbewegung in den Siebzigern, und wie das ziemlich unbemerkt an mir vorbeigerauscht war. Frau Schwarzer möge mir verzeihen, ich nahm sie nur als aufmüpfige, eigenwillige Frau wahr, das widersprach damals meinem engen feministischen Weltbild.

Heute ist mir klar, warum das so war. Schließlich bin ich in patriarchalen Strukturen aufgewachsen, die besagten, dass ‚frau‘ sich gefälligst anzupassen habe und Widerspruch unerwünscht sei.

Die Frauenstudien haben mein Leben positiv verändert, mir einen anderen Blick auf Frauen und ihre Lebensentwürfe in unserer Gesellschaft aufgezeigt. Durch meine Recherchen und Auseinandersetzung mit feministischen Inhalten bekam ich Erkenntnisse, die mich zunächst einmal verwirrt und entwurzelt haben. Insbesondere von meinen christlichen Glaubenssätzen und Vorstellungen.

Welche Schuld haben politische Machthaber und christliche Missionare auf sich geladen, die Naturvölkern zuerst ihre Heimat geraubt, sie finanziell ausgebeutet und noch zusätzlich durch Gesetze gezwungen haben, ihre eigene Sprache und ihre ureigene Kultur zu vergessen oder zu verleugnen, um ihr Überleben zu sichern. Ich denke dabei an die Indianer Nordamerikas und an die Aborigines, deren Geschichte mich sehr berührt hat. Verantwortliche Politiker und Kirchenfürsten haben in der Vergangenheit eine Spur der Vernichtung und Verwüstung bei ganzen Völkern hinterlassen.

Diese Erkenntnisse haben mich zutiefst erschüttert, parallel dazu sehe ich Frauen, die unter dem Patriarchat unendlichen Leidensdruck erfahren haben. Sie mussten seit Tausenden von Jahren immer wieder den Beweis erbringen, dass sie vollständige Menschen sind und keine unvollkommenen, minderwertigen menschlichen Wesen. So war es für mich unvorstellbar, dass ihnen der Zugang zu Bildung verwehrt wurde und sie nicht lesen und schreiben lernen durften. Der weibliche Tätigkeitsbereich beschränkte sich auf Haus und Kinder, ob sie damit glücklich waren oder nicht. Das Patriarchat diktierte die Gesellschaftsnormen und Frauen hatten sich darin unterzuordnen.

Sicherlich gab es auch damals Ausnahmen, ich erinnere z. B. an Hildegard von Bingen, eine der bekanntesten weisen Frauen, die ihre Spiritualität hinter Klostermauern lebte. War das der Preis für gelebte Spiritualität und feministische Weiterentwicklung?

Leider gibt es in den Archiven nicht sehr viele Hinweise auf Frauen, die sich in den frühen Jahren des Patriarchats dem System widersetzt und ein selbstbestimmtes Leben geführt haben. Und doch gab es sie, die sich mutig für Frauen und ihre eigene Entwicklung eingesetzt haben, trotz aller Hindernisse. Ich denke an die Hexenverfolgung, an furchtbare Gräueltaten im Namen des Christentums, weil politische und kirchliche Oberhäupter mit aller Kraft versucht haben, ihre Macht zu erhalten. Eine dunkle Zeitepoche voller Ungerechtigkeit, Aberglauben und Leiden in der Bevölkerung, der Tötung vieler unschuldiger Menschen, Kinder, Frauen und Männer.

Zurück zu den Frauenstudien: Im Sommersemester 1999 nahm ich an dem Seminar ‚Freizeit lernen‘ teil. Inhaltlich ging es darum, was Menschen mit ihrer freien Zeit anfangen, und wie sie Zeitressourcen am besten für sich nutzen können. Ein interessantes Thema, fand ich, und deshalb nahm ich mir vor, in besagtem Seminar einen Leistungsschein zu erwerben.

Der Dozent gab den Teilnehmern/innen die Möglichkeit, eine Hausarbeit zu schreiben. Ich war begeistert. Endlich bekam ich die Chance, etwas in schriftlicher Form zu verfassen. Bisher hatte ich immer über ein Thema referiert, um einen Leistungsschein zu erhalten, wobei ich jedes Mal verhältnismäßig nervös war, denn Vorträge zu halten ist nicht unbedingt meine Stärke.

Für die besagte Hausarbeit stand ein Karteikasten mit unterschiedlichen Themen zur Auswahl. Es herrschte ein riesiger Andrang um diesen Zettelkasten herum, jeder stöberte, um ein geeignetes Thema zu finden. Ein Griff von mir, ich hatte einen Zettel erhascht. Einmal tief durchatmen, dann riskierte ich einen Blick darauf.

Es ging um die ‚neuen Hexen‘, war das wirklich ein gesellschaftliches Freizeitphänomen? Als Literatur waren die Bücher ‚Ich die Hexe‘ von Sandra und ‚Die neuen Hexen‘ von Gisela Graichen angegeben. Ich hielt meinen Zettel fest und mir war klar – das ist mein Thema. Obwohl ich das Wort ‚Hexe‘ immer noch als bedrückend empfand, durch Begriffe wie Hexenverfolgung, böse Hexe, Hänsel und Gretel. Dabei muss ich über Letzteres schmunzeln, denn diese Geschichte hat eine bestimmte Botschaft für uns wie auch alle anderen Märchen. Für mich stellte sich eher die Frage, warum das Wort ‚Hexe‘ in unserer Gesellschaft so negativ besetzt war, und ich hoffte, Antworten darauf zu bekommen.

Hochmotiviert wollte ich so schnell wie möglich mit der Hausarbeit beginnen und bestellte deshalb sofort online die beiden benötigten Bücher. Als Erstes stürzte ich mich auf Sandras Werk, las und las – bis zum Ende der 152 Seiten. Wahnsinn!

Das Thema interessierte mich so, dass ich weiter im Internet recherchierte: Wo gibt es denn weitere Hexen und wer beschäftigt sich mit diesem Wissensgebiet?

Zwischendurch las ich das Buch von Gisela Graichen, das viele sachliche und wissenschaftlich geprägte Informationen zum Thema ‚Neue Hexen‘enthält. Jedenfalls verstärkte es meine Bindung zur Naturreligion und langsam entwickelte sich eine Eigendynamik:

 

Meine Hausarbeit vergesse ich völlig, bin absolut fasziniert vom Thema und setze die Prioritäten jetzt anders. Ich will mehr über die neuen Hexen wissen, wo sind sie? Wie leben sie? Was ist geschehen?

Wurde ich etwa von Sandra durch das Lesen des Buches verhext? Nein, das ist es nicht. Ich bin auf der Suche nach meiner ureigenen Spiritualität, die Hexen haben es mir angetan. Dabei spüre ich eine geheimnisvolle Mystik, die ich liebe und die mich verzaubert, und die Suche beginnt!

Hexen, Wicca oder was?

Zu dem besagten Zeitpunkt erreichte mich die E-Mail einer Frau, die sich selbst als Hexe sah und mich fragte, ob wir uns austauschen wollen; mein Hauptgebiet waren damals die Kräuter. Ich freute mich über die Möglichkeit, einen freundschaftlichen Kontakt zu Scilla aufbauen zu können.

Wir verstanden uns gut und schickten oft E-Mails hin und her. Scilla ist der botanische Name für das Blausternchen, und ich denke mal, er passte gut zu meiner neuen E-Mail-Freundin. Wie passend, dass ich mich kurz vor dem Studium entschlossen hatte, mir einen PC zuzulegen, weil ich das Internet erkunden wollte. Scilla war bekennende Christin, fühlte sich aber trotzdem als Hexe. Schnell entwickelte sie eine eigene Homepage, ein Portal, wo sich die Besucher ausgiebig über Hexenrituale, Kräuter, Rezepte etc. informieren konnten. Ich war begeistert, mir gefielen ihre Seiten.

Meine Blausternchenhexe plante ein neues Projekt, das sie Hexennetz nannte, und fragte mich, ob ich da mitmachen wolle. Ich hatte Bedenken, dass meine Web- und PC-Kenntnisse nicht ausreichen würden, um eine Seite im HTML-Format zu erstellen. „Kein Problem”, meinte Scilla, „erstelle die Seite in einem normalen Textformat, ich wandle sie dann in HTML um und füge die Grafiken ein.“

Wow, das hatte etwas – ich als Kräuterhexe Calea in einem Hexennetz! War ich jetzt etwa eine selbst ernannte Hexe? Ich musste schon grinsen, aber das war es doch, was ich wollte. Das Projekt lief an und Scilla stellte mir eine wunderbare Seite mit meinem Vorstellungstext zur Verfügung.

Wir waren insgesamt fünf Hexen, die sich auf der Hexennetz-Homepage vorstellten. Nun wurde unsere Idee realisiert, ich wusste nur nicht, wie, denn Scilla hatte es versäumt, allen mitzuteilen, wie es formal ablaufen sollte. Innerhalb der Hexennetz-Seiten gab es ein Forum, in dem Fragen interessierter Leser beantwortet werden sollten. Ich hatte aber keine Ahnung, inwieweit ich mich dort einbringen konnte. Die technische Seite des Ganzen blieb mir auch noch ein wenig verborgen, und ich hatte Angst, etwas falsch zu machen. Den anderen ging es wohl ähnlich, und die Hexenteamarbeit endete in einem Chaos.

Blausternchen beklagte sich öffentlich im Forum, dass sie die ganze Arbeit alleine machen müsse und die anderen Hexchen Faulpelze seien. Das saß, und nach einigem Hin und Her ohne Einigung flogen die Besen. Miranda, eine andere Hexe des Netzwerkes, benutzte dann auch das Forum, um an Scilla einen Text mit Beschuldigungen zu schicken, der es in sich hatte. Sie wurde darin unter anderem auch wegen ihres christlichen Glaubens angegriffen, eine richtige Hexe sei eben Heidin.

Ich glaubte nicht, was sich da vor meinen Augen abspielte, und wollte vermitteln, machte den Vorschlag zu einem gemeinsamen Arbeitstreffen mit Klärung der Sachlage. Vergebens! Der Kampf war schon zu weit fortgeschritten, und so flogen mit mir noch zwei andere Hexen aus dem Netz. Scilla ist mit der jüngsten Hexe zusammengeblieben. Freiflug! So hatte ich mir mein ‚Hexe-Sein‘ nicht vorgestellt!

So lustig das auch klingen mag – die Wirklichkeit sah anders aus. Innerlich war ich tief betroffen, entwurzelt vom Christentum, und sah für mich keine Chance, eine neue spirituelle Heimat zu finden. Es war mir sehr klar, dass ich gleich gesinnte Menschen um mich herum brauchte, um wieder Ordnung in mein seelisches Chaos zu bekommen.

Ich recherchierte wieder mal im Internet, gab die Begriffe ‚Wicca‘ und ‚Hexen‘ in die Suchmaschine ein, und mein Googeln wurde von Erfolg gekrönt. Eine interessante Homepage, die Shania und Darius ins Netz gestellt hatten, beeindruckte mich.

Als Hohepriester/in und Anhänger/in des Gardner Wicca, stellten sie Wicca als Religion vor und informierten über einen Arbeitskreis, den beide ins Leben gerufen hatten. Von solchen Glaubensgemeinschaften wusste ich, dass sie ihre Mitglieder spirituell fördern und in ihrer Persönlichkeitsentwicklung begleiten. Und was absolut wichtig für mich war – es handelte sich nicht um eine Sekte.

Anfang der 90er wurde Wicca in den USA als eigenständige Religion anerkannt. War das eine Chance für einen Neuanfang für mich, spirituell gefördert und gut aufgehoben im Kreise Gleichgesinnter? Das war meine Vorstellung, wie ich das Heidentum (er)leben wollte: gemeinsam Jahreskreisfeste feiern, fröhlich sein und mich nicht alleine fühlen mit meiner neu entdeckten Religion. Ich hatte noch nie ein Hexenritual zelebriert und war sehr neugierig, wie das sein würde.

Alleine hätte ich mich das nicht getraut. Es gibt unendlich viele Bücher, die über Ritualpraktiken informieren, trotzdem hatte ich zu viele Fragen an die Praxis. Wie ist das mit dem Schutzkreis? Imaginär gezogen oder doch lieber real markiert? Nun, ich hoffte auf einen Neuanfang, wobei ich mehr über diese Dinge erfahren würde.

Und so schrieb ich Shania eine E-Mail und fragte sie, ob ich an ihrem Arbeitskreis teilnehmen könne. Die Antwort kam recht schnell, und es klang geheimnisvoll, was ich dort las. Sie müsse mich erst einmal besser kennenlernen, das könne anfangs durch Austausch in Form von Mailkontakt geschehen. Also schrieb ich, was das Zeug hielt. Warum diese Verzögerung? Ich wollte unbedingt mein erstes Ritual zelebrieren!

Endlich! Nach einigen Wochen wurde meine Geduld belohnt und Shania lud mich zu sich nach Hause ein. Ein erstes Treffen mit dem Arbeitskreis war angesagt, und zwar am 29. Oktober 2000. Aufgeregt machte ich mich auf den Weg zu ihnen, bewaffnet mit Block und Stift zum Schreiben und Räucherstäbchen als Geschenk für die Gastgeber.

Unterwegs kamen mir die abenteuerlichsten Gedanken: Vielleicht erlebe ich schon heute das erste Wicca-Ritual. Oder: Vielleicht ist alles nur gefaked und die Leute gibt es in Wirklichkeit gar nicht. In Zeiten des anonymen Internet ist schließlich alles möglich.

Immer noch nervös schaute ich auf die Anschrift und suchte das Haus, nachdem ich in einer ländlichen Gegend angekommen war. Es war ein ganz simples kleines Einfamilienhaus, umgeben von viel Grün und Stechapfelpflanzen im Garten, so etwas fällt einer Kräuterhexe natürlich auf. Ich nahm all meinen Mut zusammen und klingelte.

„Hallo Calea, ich bin Shania, wir freuen uns, dass du hier bist. Hattest du eine gute Fahrt?“, begrüßte mich die Gastgeberin. Ich sagte ihr nicht, wie nervös ich war. Dann zeigten sich auch die anderen Hexen aus der Arbeitsgruppe, zuerst Shanias Mann Darius, zehn bis fünfzehn Zentimeter kleiner als ich und koboldhaft wirkend, zudem war er ganz in Schwarz gekleidet.

Die Arbeitsgruppe bestand tatsächlich nur aus zwei Personen: Da war Lilith, eine junge Frau von zweiundzwanzig Jahren, und Jörg, dessen Alter ich auf Anfang dreißig schätzte. Sie waren kein Paar, aber das erfuhr ich erst später.

Ich wusste nicht, ob ich mich wohlfühlen könnte oder gleich wieder gehen sollte, befand mich in einem totalen Zwiespalt, wobei jede Intuition ausgeschaltet war.

Von ihren Outfits her waren beide Mädels auf Hexe gestylt, mit kräftiger Schminke, Shania war rothaarig und Lilith hatte tiefschwarzes Haar. Nun, ich denke, beide hatten da mit Farbe etwas nachgeholfen, damals hatte das Ganze für mich etwas einen Touch von Verkleidung. Obwohl Shanias grünes mittelalterliches Gewand mir durchaus recht gut gefiel. Lilith machte eher optisch den Eindruck, als käme sie aus der Gruftiszene. So im Rückblick war der erste Eindruck einigermaßen skurril. Jörg war der Einzige, der ‚normal‘ ausschaute.

Ich war viel zu neugierig, um gleich wieder abzuhauen und die Flucht zu ergreifen. Wahrscheinlich haben die anderen sich auch Gedanken über die Kräuterhexe Calea gemacht, die nur ein wenig geschminkt war, recht bürgerliche Kleidung trug – dazu noch schwarze –, um die überflüssigen Kilos zu kaschieren. Leider konnte ich die nicht wegzaubern und damals auch noch nicht so gut dazu stehen. Und dann noch der Altersunterschied, ich war gute zehn bis fünfzehn Jahre älter als der Durchschnitt.

Es wurde aber noch ganz nett, wir haben alle zusammen gekocht: Gemüse geschnippelt, Kartoffeln geschält und Fleisch gebraten. Keiner von uns war Vegetarier. Jedenfalls schmeckte das Essen richtig gut. Da ich mit dem Auto unterwegs war, habe ich auf den Wein verzichtet und mich mit Wasser begnügt, obwohl mir ein Schluck Rotwein zur Entspannung recht gutgetan hätte. So langsam gewöhnte ich mich an die Situation, und die anderen sich vielleicht auch ein wenig an mich, schließlich war ich eine liebe Hexe!

Nach dem Essen gingen wir in das Wohnzimmer, einen kleinen gemütlichen Raum, in dem wohl alles Mögliche verräuchert wurde. Meine Nase bemühte sich, mir mitzuteilen, um welche Substanzen es sich handelte, aber ich konnte den Duft nicht identifizieren.

Shania zündete einige Räucherstäbchen an, dann sollte die Wicca Arbeitsgruppe tagen.

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