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Die Gedichte von Sommer und Tod

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Die Gedichte von Sommer und Tod
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Der Tau fällt auf das Gras, wenn die Nacht am verschwiegensten ist.

Nietzsche.

I
EINGANG

 
Was dir genommen auch ward, o suche nicht über die Erde!
Nimmer findet so deine Sehnsucht das Gut.
Wehre dem Troste nicht, ihn schickt der mächtige Herrscher
Aus dem Himmel herab, beuge dich Seinem Befehl!
Aber wandte sich nicht der göttlichen Mutter Demeter
Grenzenloser Schmerz? Kam nicht die Tochter zurück?
Geht nach dunkler Gewalt des abgestorbenen Jahres
Kore nicht aufs neu jedem Tode hervor?
 
 
Fühle, die Nächte des Landes sind von Gestorbenen bewohnet,
Ob auch der menschliche Sinn sich noch ihr Dasein verbirgt,
Ob er auch Hunderte Tage gewaltsamer Wache ertrage,
Schattenhafte bevölkern ringsum die Sommernacht.
Sind die grünen Wälder von bleicherem Schein überflogen,
Ist es Schimmer des Monds, der sie wie immer besucht,
Und vom rauchenden Tod die erlösten und leisen Gestalten
Wandeln entseelt und verkannt nun in Berg und in Tal.
 
 
Vorsprünge wissen von ihnen, es weiß von ihnen der Abgrund,
Der in den Tiefen des Walds sich ihren Spielen vereint.
Hohl, ohne Blick und seltsam, so mischt sich ihr Wesen der lieben,
Ihr, der erfüllten Nacht, die sie gastlich umschließt,
Die in heiligem Rauschen verlorene Scharen vollendet
Und, die durch Tod befreit, mächtig doppelt erlöst:
Auch das Leere, das Graun im Ewigen einst zu verwandeln,
Wenn wieder himmlische Sonne brennt im starken Azur.
 
 
Todes einziges Wesen ist auf die Männer gesenket,
Die in freudigem Lauf fielen oder verstört,
Die im warmen Empor zum großen Dunkel gestürzet,
Und die, irr und gequält, Tod der Erlösende nahm.
Ach, zog er sie denn nicht in seine milderen Räume,
Wo verblendend kein Licht auf die Leidenden fällt?
Wenn verklingender Tag ein seltenes Schweigen bereitet,
Fühlt das schlagende Herz seine Beruhigung vor.
 
 
Aber in Wildnis verstrickt und von Gewalt überfallen,
Trifft der sterbliche Mensch jäh das klaffende Mal,
Da ihn das Leben verläßt, das traute, innig gesellte,
Und in neues Gefühl stürzt er blindlings hinab.
Wolken kreisten ihm noch, noch trug ihn tapferes Wissen,
Doch die endliche Kraft kam zu tödlichem Fall.
Und im lichtlosen Reich, das dauernder Nebel durchwaltet,
Ist er, schwebend und leer, eine fremde Gestalt.
 
 
Nun auf dämmriger Höh erheben leise die Klagen
Ihrer Stimme Getön, ihre zarte Gewalt,
Und umschattet von Qual, von unendlichem Weh überwältigt,
Irrt der eigene Klang ins verlassene Tal.
Schleier senkt sich herab, es währt die Nacht bis zum Morgen,
Wo das reinere Licht um Verlorenes weint,