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Marokko – 40 Highlights abseits der ausgetretenen Pfade

Astrid Därr

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

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Der Inhalt des Werkes wurde sorgfältig recherchiert, ist jedoch teilweise der Subjektivität unterworfen und bleibt ohne Gewähr für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität.

Redaktion und Lektorat: Christine Walter

Satz und Layout: Serpil Sevim-Haase

Gedruckt und gebunden:

Himmer GmbH Druckerei & Verlag | Steinerne Furt 95 | 86167 Augsburg www.himmer.de

Bildnachweis: siehe Seite 200

ISBN: 978-3-947164-80-6

Hergestellt in Deutschland

www.360grad-medien.de

Astrid Därr

MAROKKO

40 Highlights abseits der ausgetretenen Pfade


Vorwort


Berge und Meer, Wälder und Wüste, Seen und Wasserfälle – kaum ein Land Afrikas hat ein solche landschaftliche Vielfalt zu bieten wie Marokko. Innerhalb einer Tagesreise gelangt man von den Sanddünen und Palmenoasen im Süden über die (im Winter und Frühjahr) schneebedeckten Berge des Hohen Atlas nach Marrakesch und taucht dort ins orientalische Leben oder in den Hotelpool ein.

Aktiven Reisenden sind in Marokko keine Grenzen gesetzt: Skitouren und Bergsteigen auf 4000er-Gipfeln, Trekking von Dorf zu Dorf, Surfen in den Atlantikwellen, Baden an Mittelmeerstränden, Wandern in duftenden Zedernwäldern, Kameltouren in der Sandwüste, Mountainbiken auf einsamen Tracks, Sportklettern in malerischen Schluchten, Offroad-Touren auf abenteuerlichen Pisten, Golfen auf gepflegten Plätzen.

Auch die Kultur des Landes ist einzigartig und von europäischen, berberischen und arabischen Einflüssen geprägt. Stadtpaläste, Medersen (Koranschulen) und Moscheen mit Mosaiken und Stuckornamenten zeigen maurische Architektur in Vollendung, im Norden ist das Stadtbild teilweise andalusisch geprägt, südlich des Hohen Atlas überwiegt Berberarchitektur mit mächtigen Lehmburgen, im Anti-Atlas thronen Speicherburgen aus Stein auf den Hügeln. Jahrtausende alte Felsgravuren zeugen von der frühen Besiedelung des Sahara-Randgebiets.

Das Reisen im Land ist dank der gut ausgebauten Infrastruktur in den letzten 15 Jahren immer leichter geworden. Billigflieger verbinden Europa mit Marrakesch, Agadir, Tanger und Fès. Mietwagen sind günstig und alle touristischen Hauptattraktionen bequem auf Asphaltstraße erreichbar. Zahllose Reiseveranstalter bieten Rundreisen an, die meist die vier Königsstädte Fès, Meknès, Rabat und Marrakesch abklappern oder sich auf den Süden zwischen Essaouira, Marrakesch, Agadir und Ouarzazate konzentrieren. Wer auf eigene Faust reist, hat die Möglichkeit, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und das Land und seine gastfreundlichen Menschen besser kennenzulernen.

Dieses Buch liefert Ideen für neugierige Reisende, die Ziele entdecken möchten, die nicht in jedem Reiseprogramm oder Katalog stehen. Die 40 Highlights geben Anregungen, die Natur, Kultur und Kulinarik Marokkos intensiv und abseits der großen Touristenströme zu erleben.

Viel Spaß auf der Entdeckungsreise wünscht Ihnen

Astrid Därr

Inhaltsverzeichnis

Der Norden und das Rif

1.Tétouan: Spanisch-maurisches Kleinod am Rande des Rif

2.Asilah: Künstlerstadt am Atlantik

3.Talassemtane-Nationalpark: Im grünen Bergland des Rif

Die Atlantikküste

4.El Jadida: Charmante Festungsstadt

5.Oualidia: Austern und Vögel an einer azurblauen Lagune

6.Sidi Kaouki: Surfen und Relaxen

7.Von Tamraght zum Cap Tafelney: Aussichtsreiche Küstenstraße

8.Das Paradiestal: Im Hinterland von Agadir

9.Inzerki: Größtes Bienenhaus der Welt

10.Mesguina: Biosphärenreservat für Arganien

11.Souss Massa-Nationalpark: Naturparadies am Meer

12.Von Guelmim nach Tarfaya: Wilde Atlantikküste

Mittlerer Atlas

13.Moulay Idris: Heilige Stadt

14.Fès: Gourmetküche für Genießer

15.Sefrou und Bhalil: Ursprüngliches Landleben

16.Ifrane-Nationalpark: Berberaffen und Märchenwälder

17.Tazekka-Nationalpark: Wälder, Berge und Grotten

Marrakesch und Hoher Atlas

18.Le Paradis du Safran: Schweizer Safranfarm

19.Anima Garden: André Hellers Paradiesgarten

20.Kasbah Bab Ourika: Luxus und Natur im Ourika-Tal

21.Aït Bougoumez: Im glücklichen Tal

22.Zur Cathédrale des Roches: Einsame Bergstrecke im Hohen Atlas

23.Djebel Toubkal: Vom Lac d´Ifni auf den höchsten Berg Nordafrikas

24.Oukaimeden: Wandern und Wintersport

Entlang der Straße der Kasbahs

25.Telouèt: Pascha El Glaouis-Burg in den Bergen

26.Ouarzazate: Hollywood in der Wüste

27.Vallée des Roses: Im Tal der Rosen

28.Dadès-Schlucht: Wanderung abseits der Massen

29.Drei-Schluchten-Rundfahrt: Spektakuläre Bergstrecke

30.Ksar el Khorbat und Sources Lalla Mimouna: Oasenkultur bei Tinejdad

Der große Süden

31.N´kob: Kasbahs und Dattelpalmen

32.Djebel Saghro: Trekking im Wüstengebirge

33.Erg Chegaga: Kameltour zu den Sanddünen

34.Tamnougalte: Herrschaftliche Lehmburg im Drâa-Tal

35.Taroudannt: Berberstadt mit Charme

36.Tizourgane: Festungsdorf im Anti-Atlas

37.Ammelntal: Im Land der Berber und Granitberge

38.Icht: Wüstencamp Borj Biramane und Berberdorf Tadakoust

39.Von Icht nach Tata: Wüstenstrecke für Entdecker

40.Guelmim und Plage Blanche: Das Tor zur Wüste



Der Norden und das Rif


Tétouan: Die weiße Stadt im Norden vereint maurische und spanische Einflüsse.

1.Tétouan: Spanisch-maurisches Kleinod am Rande des Rif

2.Asilah: Künstlerstadt am Atlantik

3.Talassemtane-Nationalpark: Im grünen Bergland des Rif


1.Tétouan: Spanisch-maurisches Kleinod am Rande des Rif

Kaum bekannt und wenig besucht: Die Altstadt von Tétouan mit ihren verwinkelten Gassen, quirligen Souks, prächtigen Stadthäusern und der mächtigen Stadtmauer zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Andalusien liegt nahe – das macht sich in Nordmarokko nicht nur in der Architektur, sondern auch im Spracheinfluss bemerkbar. So sprechen in Tanger, Tétouan und Chefchaouen viele Menschen eher Spanisch als Französisch. Von 1912 bis zur Unabhängigkeit 1956 gehörte Tétouan wie Tanger zur spanischen Protektoratszone in Nordmarokko. Nur elf Kilometer sind es bis zur Mittelmeerküste und den Badestränden zwischen Martil und Ceuta, an denen im Hochsommer marokkanische Familien Urlaub machen. Die Hafenstadt Ceuta ist bis heute eine spanische Exklave, mit der Tétouan intensive Handelsbeziehungen pflegt.


Das Häusermeer von Tétouan erstreckt sich über die Hügel am Rand des Rif-Gebirges.


Prächtiger Mosaikbrunnen in der Altstadt

Im Gegensatz zu Tanger rund 60 Kilometer nordwestlich gelegen und Chefchaouen, 60 Kilometer weiter südlich, hat es Tétouan nie auf die touristische Landkarte geschafft. Völlig zu Unrecht, denn die Provinzhauptstadt mit mehr als 400.000 Einwohnern wird wegen ihrer Schönheit auch „Die weiße Taube“ (La Colombe Blanche) genannt – unzählige weiße Häuser erstrecken sich zwischen den Hügeln am Rand des Rif-Gebirges und heben sich besonders im Frühjahr saftiggrün von dem blauen Himmel ab. Doch Tétouan ist nicht nur wegen seiner Lage zwischen Meer und Bergen, sondern wegen seiner einzigartigen Mischung aus spanischen und maurischen Elementen interessant.

Vom zentralen Place Moulay el Mehdi führt die Avenue Mohamed V. ostwärts in Richtung Königspalast. Prächtige Kolonialfassaden schmücken die Häuser an der gepflasterten, von Cafés gesäumten Fußgängerzone. Ganz untypisch für arabische Städte haben die Gebäude aus der spanischen Protektoratszeit im Ensanche-Viertel große Fenster, schmuckvolle Erker und schmiedeeiserne Balkone. Besonders abends herrscht hier und in den umliegenden Straßen reges Leben. Rund um das Centro Cultural Espanol verkaufen Händler Altkleider und Schuhe. Das spanische Kulturzentrum bietet Sprachkurse, Filmabende und Veranstaltungen zum interkulturellen Austausch an. An der Place al Jala können Museumsfreunde einen Stopp im Musée d´Archéologie einlegen. Sehenswertestes Exponat ist das gut erhaltene Mosaik „Drei Grazien“ (2. Jh. v. Chr.) aus der römischen Ruinenstätte Lixus. Kurz darauf ist der von Springbrunnen umrahmte Paradeplatz Place Hassan II. mit dem Eingangsportal in den heutigen Königspalast (Palais Royal, Dar el Makhzen) erreicht. Der im 17. Jahrhundert unter Sultan Moulay Ismail erbaute Palast war einst Sitz des Kalifen, der in der spanischen Kolonialzeit als Vertreter des Sultans hier residierte. Im Gegensatz zu seinem Vater Hassan II. meidet der moderne König Mohammed VI. den Norden nicht – im Gegenteil, er ist sogar relativ regelmäßig in der Stadt zu Besuch.

Unmittelbar südlich angrenzend an den Königspalast führt die Rue Ahmed Torres durch das Tor Bab er Rouah (Tor der Winde) in die Medina (arabische Altstadt), die seit 1997 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Die vergleichsweise übersichtliche Altstadt von Tétouan ist eine der authentischsten in Marokko. Hier spielen sich Handwerk und Handel noch (fast) unbeeinflusst vom Tourismus ab. Die Medina hat den typischen Aufbau einer orientalischen Stadt: Eine fünf Kilometer lange Stadtmauer umschließt die Medina, sieben Stadttore (arab. Bab) bieten Einlass in das Gassengewirr. Breitere Hauptgassen führen durch die Marktviertel (Souks), die traditionell nach Handwerkszweigen gegliedert sind: Hier kann man Kupfer- und Silberschmieden, Tischlern, Gerbern, Töpfern, Schneidern etc. bei der Arbeit zusehen.


In den Souks herrscht typisches Markttreiben.


Beim Bummel durch die Gassen der Medina begegnet man kaum Touristen.

Vor allem für Orientneulinge ist es unvermeidbar, sich zu verirren – am besten man lässt sich einfach treiben und die fremden Gerüche, Geräusche und Eindrücke auf sich wirken. Es findet sich immer eine hilfsbereite Person, die gegen ein paar Dirham Trinkgeld wieder zurück zum Bab er Rouah führt. An der Place Ghersa Kebira verkaufen Händler Webstoffe und gebrauchte Textilien. Auf der Westseite des Platzes lohnt sich ein Blick in die Medersa Loukach (Musée du Patrimoine Religieux). In der ehemaligen islamischen Hochschule gibt es typisch maurische Architektur zu bewundern.

Weiter Richtung Osten durch die Souks geht es vorbei an der Großen Moschee (Jamaa Kebira) zum Stadttor Bab Oqla, wo die Rifbauern der Umgebung ihr Gemüse und Obst verkaufen. Hier sollte man es nicht verpassen, das Musée d´Ethnographie (Ausstellung von Kunshandwerk und Trachten in einem Palastgebäude) und die Ecole des Métiers d´Arts zu besuchen. Die Kunsthandwerksschule im prachtvollen Palast Dar Sanaa zeigt in ihren Ausstellungsräumen die Vielfalt des marokkanischen Kunsthandwerks: Mosaikkunst (Zellij bzw. Zellige), Holzmalerei, Lederbearbeitung und Stickerei aus Tétouan zählen zu den besten und raffiniertesten des Landes.

Um die Runde zu vollenden, spaziert man nun entlang der Stadtmauer (Avenue Hassan I.) und durch den Park Jardin Moulay Rachid zurück ins spanische Viertel (Ensanche).

Info

Lage: Tétouan liegt etwa 60 km südöstlich von Tanger zwischen Mittelmeerküste und Rif-Gebirge.

Anfahrt: Internationale Flüge nach Tanger und Casablanca. Von Tanger auf der guten Asphaltstraße N2 nach Tétouan. Von Casablanca (ca. 6 Std.) und Tanger verkehren auch mehrmals täglich Busse.

Öffnungszeiten:

Medersa Loukach (Musée du Patrimoine Religieux), Place Ghersa Kebira, Di-So 10-17 Uhr

Ecole des Métiers d´Arts und Musée d´Ethnographie bei dem Stadttor Bab Oqla, Mo-Fr 9-16:30 Uhr

Musée d´Archéologie, 2 Avenue Mohamed Ben Hesain / Place el Jala, Mo-Sa 10-18 Uhr

Eintritt: Die Museen kosten jeweils etwa 70 Dirham Eintritt.

Aktivitäten: Bummel durch die Souks, Besuch der Museen, Spanischkurs und Kulturveranstaltungen im Centro Cultural Español (Instituto Cervantes), baden an den im Sommer viel frequentierten Mittelmeerstränden zwischen Martil und Ceuta (Tamuda Bay), Ausflug zur kleinen Bucht von Oued Amsa mit einem ruhigen, schönen Sandstrand wenige Kilometer südlich von Tétouan

Unterkünfte:

Blanco Riad, das wunderbare Hofhaus mit Arkaden und Stuckdekor verbindet maurische Architektur mit modernem Design. Komfortable Zimmer um den Patio, Dachterrasse mit Ausblick, günstige Lage in der Medina nahe Place Hassan II. 25 Rue Zaouia Kadiria, Medina, Tel.: +212 539 70 42 02, blancoriad.com

El Reducto, das üppige Stuck- und Zedernholzdekor deuten darauf hin, dass dieser Palast einst die Residenz des spanischen Premierministers war. Die Zimmer sind originell eingerichtet, es gibt eine schattige Dachterrasse und ein sehr gutes Restaurant. 38 Rue Zaouia Kadiria, nur ca. 100 m vom Blanco Riad auf der rechten Seite, Medina, Tel.: +212 539 96 81 20, elreducto.com

Hinweis: Wegen der Nähe zum Rif-Gebirge (Cannabisanbau) kann es vorkommen, dass man von Haschischhändlern angesprochen wird. Vorsicht ist vor allem bei freundschaftlichen Einladungen geboten.

Webseite:

visittanger.com/fr/villes/tetouan

2.Asilah: Künstlerstadt am Atlantik

Das malerische Städtchen Asilah 46 Kilometer südlich von Tanger bietet keine besonderen historischen Monumente oder Museen. Ein Besuch lohnt sich wegen des einzigartigen Flairs der Medina mit ihren portugiesischen Festungsmauern, die direkt über den Wogen des Atlantiks thronen. In den blau-weißen Gassen der Altstadt findet man prachtvolle Wandgemälde, kleine Galerien und stilvolle Gästehäuser.

Schon die Phönizier nutzten den Platz am Meer, an dem sich das heutige Asilah befindet, als Stützpunkt und nannten ihn Zili (Silis). Nach dem Fall Karthagos fiel Asilah unter das Römerreich (Provinz Mauretania Tingitana). Es folgten idrissidische Fürsten, spanische Omayyaden und im 14. Jahrhundert die Meriniden. Immer mehr europäische Schiffe legten hier an, um Handel zu treiben. 1471 nahmen die Portugiesen das Land ein und errichteten eine Militärbasis, von der aus König Sebastian I. 1578 zu einem erfolglosen Feldzug startete. Die wechselvolle Geschichte setzte sich fort: Es folgten spanische Eroberer, ab 1589 der saaditische Sultan Ahmed al-Mansour, dann wieder die Spanier, die letztlich von Sultan Moulay Ismail 1691 verjagt wurden. Europäische Streitschiffe blieben beim Beschuss der Stadt erfolglos.


Der Palais Raisouli öffnet nur unregelmäßig seine Pforten.


In Asilah lässt sich´s entspannt bummeln.

Dafür nahm der marokkanischer Berberführer und Freibeuter Ahmed el-Raisouli 1906 die Küstenstadt ein. Er erlangte u. a. durch die Entführung des Times-Korrespondenten W. Harris und des US-Konsuls von Tanger, Mr. Perdicaris, zweifelhafte Berühmtheit. Damals errichtete er einen Palast, der noch heute als das bedeutendste Monument in Asilah gilt. Von 1911 bis zur Unabhängigkeit im Jahr 1956 herrschten zumindest nominell die Spanier. Nach dem Ende der Protektoratszeit geriet Asilah zunächst in Vergessenheit. Die Altstadthäuser waren in einem fürchterlichen Zustand, in den Gassen stapelte sich der Müll.

Erst durch die Initiative des späteren Außenministers Mohamed Benaïssa und des Künstlers Mohamed Melehi in den 1970er-Jahren kam die Sanierung und Reinigung der Medina in Gang. Sie riefen außerdem das inzwischen international bekannte Kulturfestival Moussem Culturel d’Asilah ins Leben, bei dem jedes Jahr die Hausfassaden von Künstlern neu bemalt werden. Wichtige Monumente wie der Al-Qamra-Turm auf dem Place Abdellah Guennoun und das Palais Raisouli wurden renoviert. Der einstmals schmuddelige Fischerort verwandelte sich zu einer Künstlerstadt, deren Charme immer mehr Europäer erliegen. Viele von ihnen kauften sich Altstadthäuser und verwandelten diese in stilvolle Ferienwohnungen und Maisons d'Hôtes. Heute ist die Künstlerstadt zwar touristisch wiederbelebt, aber außerhalb der Sommermonate – wenn zahllose marokkanische Familien hier ihren Badeurlaub verbringen – geht es immer noch recht beschaulich zu. Im Winter campieren europäische Wohnmobiltouristen vor den Toren der Stadt am Strand, ansonsten schlendert man häufig allein durch die Gassen.


Die Klippen des Atlantiks grenzen direkt an die Stadtmauern von Asilah.

Wie die meisten marokkanischen Städte teilt sich auch Asilah in eine historische Altstadt (Medina) und eine Neustadt (Ville Nouvelle). Die kleine Medina mit ihren weiß-blauen andalusischen Hofhäusern (Riads), Bastionen und der direkt über dem Meer gebauten Stadtmauer gehört zu den malerischsten in Marokko – und im Gegensatz zu den meisten anderen ist es hier nicht laut, eng und düster. Hier bummelt man durch lichtdurchflutete, saubere Gassen mit blauen Eingangsportalen, vor denen Topfpflanzen blühen und üppige Bougainvilleen von der Dachterrasse hängen.

Durch das kleine Stadttor Bab Bhar („Tor des Meeres“) geht es vom Parkplatz unterhalb der Stadtmauer am Meer auf den Place Abdellah Guennoun in der Medina. Der Al-Qamra-Turm aus portugiesischer Zeit ist als Landmarke ein guter Orientierungspunkt, um aus den ohnehin recht übersichtlichen Gassen wieder zum Ausgang der Altstadt zu finden. Durch das zweite Stadttor, das Bab Kasbah, gelangt man zur Place Zellaka und vorbei an der Großen Moschee und dem Kulturzentrum Hassan II. ebenfalls zum Place Abdellah Guennoun. Das dritte Tor, das Bab el Homar im Süden, führt zur lebhaften Geschäftsstraße Avenue Hassan II. in der Neustadt.

Zu einem kleinen Stadtspaziergang startet man am besten vom Place Sidi Abdellah Guennoun (auch Place Ibn Khaldoun genannt), von dem die Hauptgassen in die Medina abzweigen. Entlang der Rue Tijara bummelt man vorbei an zahlreichen Kunsthandwerkläden und Galerien ins Herz der Medina oder man hält sich nördlich und spaziert entlang der Stadtmauer durch die Rue Ibn Khaldoun zum Palais Raisouli. Der skrupellose Berberführer Moulay Ahmed el-Raisouli (1871–1925) ließ einst diesen Palast mit prachtvoller maurischer Architektur errichten. Leider ist er nur unregelmäßig für Besucher geöffnet, zum Beispiel während des Kulturfestivals. Weiter entlang der Stadtmauer gelangt man zum südwestlichen Ende der Altstadt, wo die Mauern der portugiesischen Bastion bis zu den Atlantikklippen reichen. Von hier bieten sich besonders bei Sonnenuntergang herrliche Ausblicke auf die Stadtmauer über dem Meer, die weißen Häuser und die direkt unterhalb der Bastion liegende Grabstätte (Mausolée) von Sidi Ahmed al Mansour (um 1549-1603).

In der Medina verstecken sich mehrere weitere Grabstätten, Moscheen und Zaouias (islamische Heiligtümer). Die Monumente sind an ihren grünen Eingangsportalen erkennbar, dürfen aber von Nicht-Muslimen nicht besichtigt werden.


An jeder Ecke findet man die Werke lokaler Künstler.

Die zweite Sehenswürdigkeit der Medina (außer dem Palais Raisouli) liegt in unmittelbarer Nähe des Bab Kasbah in einem alten spanischen Kasernengebäude. Das Kulturzentrum Centre Hassan II. des Rencontres Internationales (Zentrum Hassan II. für Internationale Begegnungen) zeigt in wechselnden Ausstellungen die Werke marokkanischer Künstler. Leider gibt es auch hier keine regelmäßigen Öffnungszeiten – einfach am Portal klopfen. Direkt gegenüber thront das Minarett der Großen Moschee (Jamaa Kebira).


Viele Gebäude wurden zu hübschen Ferienhäusern umgestaltet.

Die wenig interessante Neustadt erstreckt sich südlich und nordöstlich der Medina (Altstadt). Am Place Zellaka reihen sich Fischrestaurants aneinander. An der Avenue Hassan II. kann man einen schnellen Imbiss oder eine Tajine bei einen der Straßenrestaurants entlang der südlichen Stadtmauer einnehmen. Weiter entlang der Avenue Hassan II. nach Süden herrscht typisches marokkanisches Alltagsleben mit vielen Läden für den täglichen Bedarf. Rifbäuerinnen mit ihrer typischen Tracht aus gestreiften Tüchern und mit bunten Bommeln verzierten Strohhüten kommen vom Land hierher zum Einkaufen. Wer möchte, kann inmitten der Neustadt (Avenue Prince Héritier) einen Blick in die Iglesia San Bartolomé aus dem 20. Jahrhundert werfen, eine der wenigen Kirchen in Marokko, die noch genutzt wird.

Info

Lage: Asilah liegt zwischen Tanger (46 km) und Larache (45 km) an der nördlichen Atlantikküste.

Anfahrt: Die Stadt ist am schnellsten über die mautpflichtige Autobahn zu erreichen. Panoramareicher geht es entlang der Küstenstraße N1. Wer mit dem Zug anreist, nimmt vom Bahnhof (etwa 2 km außerhalb) ein Taxi in die Stadt.

Öffnungszeiten: Der Palais Raisouli und das Kulturzentrum Hassan II. sind nur unregelmäßig geöffnet – am besten einfach hingehen und klopfen.

Eintritt: im Preis der Tagestouren enthalten

Aktivitäten: Bummel durch die Souks und Galerien, surfen und baden im Atlantik. Ruhiger und schöner als am Stadtstrand ist es einige Kilometer außerhalb, z. B. Plage Rmilate (südlich) und Plage Briyech (nördlich).

•Jedes Jahr im August findet das Internationale Kulturfestival von Asilah statt, bei dem sich die gesamte Stadt in eine Outdoorbühne und -galerie verwandelt, c-assilah.com

Unterkünfte:

Al Alba, das liebevoll in Blau-Weiß gestaltete Hotel bietet zehn mit lokalem Kunsthandwerk ausgestattete Zimmer, ein hübsches Terrassen-Restaurant, einen Hammam und eine Dachterrasse, zudem jede Menge Infos und Karten zur Umgebung. Lôtissement Nakhil, in einer Seitenstraße der Avenue Mohamed V., neben dem Justizpalast, Neustadt, Tel.: +212 613 429190, hotelalalba.com

Dar Manara, sehr hübsches Gästehaus unter spanischer Führung, heller Innenhof mit Springbrunnen, fünf klimatisierte, unterschiedlich farblich gestaltete Zimmer, tolle Dachterrasse mit Sonnenliegen. 23 Rue M’Jimma, nahe Bab el Homar, Medina, Tel.: +212 677 398267, asilah-darmanara.com

Hinweis: Schlepper versuchen gelegentlich, Ferienhäuser zu vermitteln oder Kif (Haschisch) an den Mann oder die Frau zu bringen.

Webseite/Informationen:

tangerpocket.com

•eine große Auswahl an Infomaterial findet man auch im Hotel Al Alba.

$10.56