Ein Sparschwein mit Schwindsucht

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Ein Sparschwein mit Schwindsucht
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Arndt Ellmer

Ein Sparschwein mit Schwindsucht

Eine Weihnachtsgeschichte

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Sparschwein mit Schwindsucht

Impressum neobooks

Sparschwein mit Schwindsucht

Eine Weihnachtsgeschichte von Arndt Ellmer

Das Sparschwein in giftgrünem Neon war Deborah seit Tagen ein Dorn im Auge. Mit gespreizten Beinen stand es auf der Fensterbank mitten zwischen den Zimmerpflanzen und starrte in Richtung Tür. Dabei zeigte es ein tückisches Grinsen in seinen Schweinsaugen, und einen schiefen Mund besaß es auch.

Deborah Dwight hatte beileibe nichts gegen Sparschweine, schon gar nicht gegen das prall gefüllte ihrer kleinen Tochter. Aber wieso musste Tante Elaine ihr ausgerechnet eines in dieser schrecklichen Farbe schenken, die nicht zur gediegenen Wohnzimmereinrichtung und schon gar nicht zum Adventsschmuck passte, der die Fenster, den Couchtisch und den Kronleuchter zierte? Von den goldenen Sternen ganz zu schweigen.

Klein Rosanna mochte Tante Elaine nicht besonders, das Schweinchen jedoch hatte sie in ihr Herz geschlossen.

Die ersten Tage trug Deborah es mit notorischer Regelmäßigkeit zurück ins Kinderzimmer, wo es hin gehörte, und stellte es dort auf die Kommode. Am nächsten Morgen grinste es ihr wieder aus dem Wohnzimmer entgegen. »Fliegendes Zauberschwein« nannte John es seither scherzhaft.

Schnell nahm es an Gewicht zu, wog bald ein halbes Kilo. Gierig fraß es Münzen jeder Größe. Auch das Papiergeld flutschte nur so durch den Schlitz am Rücken. Das meiste davon stammte von Onkel Carlyle und Tante Audrey und von Johns Baseball-Kollegen.

Rosannas Charakter erhielt in dieser Zeit völlig neue Züge, die Deborah noch nie an ihrer Tochter beobachtet hatte. Sie entwickelte eine Gier und Aufsässigkeit, wenn sie das Wort »Geld« nur hörte. Keine Stunde verging, ohne dass sie nicht damit ankam.

»Ich möchte eine Münze haben. Bitte!«

»Wir sollten das Geld auf die Bank tragen«, sagte Deborah, als John eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit von der Arbeit kam. »Ein Sparbuch bringt Zinsen, mit denen Rosi ihr Taschengeld aufbessern kann.«

»Ich werde mit ihr reden«, meinte John Dwight.

Der zweite Advent verging, ohne dass er die richtigen Worte fand. Deborah sah ein, dass es wieder mal an ihr hängen blieb. Sie staubte all die kleinen verspielten Dinge ab, die aus dem Wohnzimmer ein halbes Museum machten. Winzige Putten lugten aus den Winkeln und vom Schrank herab. John gefielen sie, und Deborah sagte nichts, weil es sich um Erbstücke von beträchtlichem Sammlerwert handelte.

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