Räuchern für die Seele. Kompakt-Ratgeber

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Räuchern für die Seele. Kompakt-Ratgeber
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Impressum



Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek



Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.d-nb.de

 abrufbar.



Annemarie Zobernig



Räuchern für die Seele.

 Energien reinigen, harmonisieren und stärken





Kompakt-Ratgeber





E-Book (Epub): ISBN 978-3-86374-537-0



(Druckausgabe: ISBN 978-3-86374-535-6, 1. Auflage 2019)



Mankau Verlag GmbH



D-82418 Murnau a. Staffelsee



Im Netz:

www.mankau-verlag.de



Internetforum:

www.mankau-verlag.de/forum



Redaktion:

 Tanja Braune, Redaktionsbüro »Die Schnatterei«



Lektorat:

 Redaktionsbüro Julia Feldbaum, Augsburg



Endkorrektorat:

 Susanne Langer-Joffroy M. A., Germering



Cover/Umschlag:

 Andrea Barth, Guter Punkt GmbH & Co. KG, München



Layout:

 X-Design, München



Satz

und Gestaltung:

 Lydia Kühn, Aix-en-Provence, Frankreich



Energ. Beratung:

 Gerhard Albustin, Raum & Form, Winhöring



E-Book-Herstellung und Auslieferung:

 Brockhaus Commission, Kornwestheim,

www.brocom.de



Bildnachweis:

 Alle Fotos

© Annemarie Zobernig

; außer

S. 96

:

© karo_s – stock.adobe.com

,

S. 108

:

© ldelfoto – stock.adobe.com

,

S. 118

:

© Coprid – stock.adobe.com

,



S. 119

:

© Dmytro Synelnychenko – stock.adobe.com





Hinweis für die Leser:





Die Autorin hat bei der Erstellung dieses Buches Informationen und Ratschläge mit Sorgfalt recherchiert und geprüft, dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Verlag und Autorin können keinerlei Haftung für etwaige Schäden oder Nachteile übernehmen, die sich aus der praktischen Umsetzung der in diesem Buch vorgestellten Anwendungen ergeben. Bitte respektieren Sie die Grenzen der Selbstbehandlung und suchen Sie bei Erkrankungen einen erfahrenen Arzt oder Heilpraktiker auf. Aus Gründen der Lesbarkeit wird in diesem Buch darauf verzichtet, geschlechtsspezifische Formulierungen zu verwenden. Soweit personenbezogene Bezeichnungen angeführt sind, beziehen sie sich auf Männer, Frauen und das dritte Geschlecht in gleicher Weise.






Vorwort





Liebe duftbegeisterte Seele,

seit über zwanzig Jahren entzünde, schüre und hüte ich das Feuer für das Räuchern. Es ist meine brennende Leidenschaft, Beruf und Berufung. Bisher habe ich meine Erfahrungen in traditioneller Räuchermanier weitergegeben: mündlich und »der Nase nach« bei meinen Duftklang-Seminaren. Sie in ein Buch fließen zu lassen ist neu – leider duften die Seiten nicht. Ich hoffe, dass der Funke der Begeisterung dennoch auf dich überspringt! Lass dich inspirieren und die Seele baumeln. Ganz gleich, ob du »neu« bist in der Welt des Räucherns oder schon viele Erfahrungen gesammelt hast: Mehr als sechzig Pflanzen erzählen, was sie beim Räuchern für dich tun können. Die »Energiearbeit des Räucherns« wird in der Indigo-Methode einfach und nachvollziehbar erklärt.



Am Feuer und beim Räuchern lernt man einander kennen, kann Freundschaften schließen oder erneuern: mit der Natur, mit anderen Menschen und mit sich selbst. Darum spreche ich dich mit einem achtsamen »Du« an.



Ich wünsche dir viel Freude beim Räuchern für deine Seele und viele duftende Erfahrungen!



Herzlich,



Annemarie




Inhalt





Vorwort







Es riecht nach Leben







Die Natur: Spielplatz der Seele







Wie Phönix aus der Asche







Räuchern für die Seele







Räuchern – Wohltat für Mensch, Tier und Raum









Die Geschichte des Räucherns







Urzeit der Menschheit: Feuer und Flamme







Altsteinzeit: Überleben der Nase nach







Jungsteinzeit: Sichtbares und Unsichtbares







Kelten und Germanen: Rhythmus des Lebens







Hochkulturen: Tempelbauer für die Götter







Kultur des Ostens: Weg des Duftes







Bedrohte Kulturen in West und Ost







Antike: Die Düfte beflügeln den Geist







Mittelalter: Kirche, Pest und Klostergarten







Heute: Zwischen Tradition und Esoterik







Das Riechen – Wissenswertes aus der Forschung







Wie die Düfte in die Nase passen







Den Geruchssinn erforschen – mit einem Stück Apfelstrudel







Riechen weckt Erinnerung







Die Indigo-Methode des Räucherns







Grundkurs in Energiearbeit







Die Bewegekräfte – Räuchern im Auf und Ab des Lebens







Die Elemente – Grundbausteine des Lebens







Selbst gemacht: Das eigene Räucherwerk herstellen







Was du für das Mischen brauchst







Deine Räuchermischung







Drei Mischungen zum Einstieg







Selbst sammeln – ein Erlebnis







Richtig räuchern – viele Wege führen zum Duft







Duftende Hölzer – ursprünglich natürlich







Räucherzwerge für deinen Herzenswunsch







Räucherstäbchen – Tempeltore und Zeitmesser







Kräuterbüschel – Tradition und Natur pur







Räucherstövchen – den Geist der Pflanze befreien







Richtig räuchern auf der Kohle







Richtig und achtsam räuchern







Richtig räuchern für den Menschen – für dich!







Richtig räuchern in Räumen







Richtig räuchern für Tiere







Rituale für mehr Harmonie







Feste und heilige Zeiten







Der richtige Zeitpunkt







Dein heilender und heiliger Raum







Der Ablauf eines Rituals







Pflanzen als Wegbegleiter der Seele









Eine Schatzkiste voll mit Räucherpflanzen







Was dir der Pflanzensteckbrief verrät







Heimische Pflanzen aus Wald, Wiese und Garten







Die Kraft der Bäume







Aromatisches aus dem Küchenschrank







Harze aus aller Welt







In voller Blüte







Die wichtigsten Fragen auf einen Blick







Anhang







Literaturverzeichnis







Interessante Internetseiten und Bezugsquellen



 





Register der Pflanzen und Harze








Es riecht nach Leben





Die Sonne blinzelt ins Zimmer und kitzelt mein inneres Kind an der Nase. Schnell angezogen, und schon renne ich barfuß aus dem Haus. Auf dem schmalen Pfad zwischen den Bäumen atme ich den würzigen Duft des Waldbodens tief ein. Jeder Schritt ist ein Luftsprung, und mit einem Satz über die Böschung lande ich im weichen Sand und im frischen Atem des Flusses. Es riecht nach Leben!





Die Natur: Spielplatz der Seele





Wiese und Wald, Fluss und Berge waren mein Kindergarten. Auf den Feldern, Bauernhöfen und in den Obstgärten meines Heimatdorfes Strettweg und im Küchengarten meiner Mutter lernte ich, dass unser Leben ein Säen und Ernten ist. Ganz einfach im Dabeisein und Mithelfen. Der Geruch des Stalls war mir ebenso Heimat wie der Duft frisch gepflückter Äpfel oder des Heus, das in der Sonne trocknete. Mit meinem Vater durchstreifte ich die Wälder und lernte die wichtigsten Pflanzen und ihre nützlichen Eigenschaften kennen. Nie kamen wir mit leeren Händen heim. Wir verarbeiteten unsere Schätze zu köstlichen Gerichten: Löwenzahn- und Bachkresse für den Salat, Himbeeren und Heidelbeeren wurden eingekocht, Haselnüsse und Pilze für den Winter getrocknet. Die selbst gebundenen Kräutersträuße zu Ostern und zu Johanni, das Schnitzen des Weiden-Maipfeiferls oder das Ausräuchern zu Weihnachten ließen mein Jahr im Rhythmus der Natur dahinfließen. Im Feiern der Jahresfeste lehrte mein Vater mich die Verbindung zwischen den Pflanzen, dem uralten Brauchtum unserer Vorfahren und den Traditionen christlicher Feste. Alltäglich war für uns sechs Kinder auch die Behandlung kleiner Wehwehchen mit Heilmitteln der Natur: Arnikaschnaps und Ringelblumensalbe für die aufgeschlagenen Knie, süßer Huflattichhonig bei Halsschmerzen und Lindenblütentee, um das Fieber rauszuschwitzen. Nicht zu vergessen, der Wiesenblumenstrauß, der bunt blühend um Vergebung für kleine Vergehen bat oder einfach sagte: Danke, Mutti, ich liebe dich!





Wie Phönix aus der Asche





Beim Älterwerden trat diese Naturverbundenheit vorerst in den Hintergrund. Ich befand mich auf der Suche danach, wer ich war und wo ich hingehörte – bis ich Ende zwanzig an einem Tiefpunkt angekommen war: geschieden, beruflich unzufrieden und x-mal umgezogen. Bei einem Trommel- und Selbsterfahrungsseminar wurde auch geräuchert, und da gab es dieses Räucherwerk namens »Schutzengel«. Es war die Wiederbegegnung mit einem alten Freund – einem Duft meiner Kindheit und dem Gefühl, »zu Hause zu sein«! Ich lernte kurz darauf den Hersteller dieser Kostbarkeit kennen, Egon Pobuda, und ich verbrachte die nächsten Jahre damit, das Räucherhandwerk von der Pike auf zu erlernen.



Ich begann, mich selbst darin völlig neu zu entdecken. Das Räuchern ist nun seit 1998 mein Beruf und meine Berufung. Ich staune täglich, wie es die Menschen und ihre Lebensräume bis ins tiefste Innere berührt. Beim Erforschen des Räucherns in den alten Ritualen, beim Erkunden der Pflanzenwelt, durch die professionelle Räucherarbeit im Team mit meinen Kollegen Egon und Regina, beim Austausch mit anderen Berufszweigen – mit Medizinern oder Therapeuten – und beim Räuchern für Menschen, Tiere und Räume zeigten sich unterschiedliche Methoden. Jede dieser Räuchertechniken hat ihre Berechtigung – es gilt, nicht zu werten oder zu urteilen, sondern das Individuelle an jeder Methode zu würdigen und das Gemeinsame, das Verbindende darin zu finden.





Räuchern für die Seele





Dieses Buch entstand, damit du den passenden Weg für dich entdecken kannst. Dem Herzen folgend – und immer der Nase nach!



Seele ist ewig, sie ist pure Liebe, ein Funken göttlicher Kraft. DU BIST SEELE! Um auf dieser Welt leben und lernen zu können, braucht die Seele unterschiedlich schwingende »Hüllen«, wie den Körper, Gefühle und den Verstand. Jeder Ort, jeder Raum schwingt ebenfalls auf unterschiedlichen Ebenen und wirkt so auf uns ein. Räuchern für die Seele bedeutet, Energien in diesen Hüllen und Ebenen zu lösen, zu harmonisieren, sie wieder neu aufzubauen. So kann das Räuchern Nahrung für die Seele sein!





ACHTSAMKEITSHINWEIS







Ich habe dieses Buch nach bestem Wissen und Gewissen aufbauend auf meinen langjährigen Erfahrungen geschrieben. Dennoch darf das Räuchern, nach heutiger Definition, nicht als Heilweise bezeichnet werden. Es ersetzt keinesfalls eine medizinische Behandlung durch kompetente Ärzte oder professionelle Therapeuten, weder für Menschen noch für Tiere! Räuchern kann duftend zum Wohlbefinden beitragen und die mit der Heilung verbundenen seelischen Prozesse von innen heraus begleiten.






















Die Geschichte des Räucherns





Nehmen wir gemeinsam die Duftspur des Räucherns auf: von den Ursprüngen an den Feuerstellen der Frühzeit bis hinein in unsere Wohn- und Arbeitsräume. Am Anfang war das Feuer – und gleich darauf folgte auch sein Duft. Das Räuchern begleitet die Geschichte der Menschheit von Anbeginn. Es ist überall auf der Welt beheimatet und – wie eine kostbare, duftende Schatzkiste – gefüllt mit dem Wissen der Völker über ihre Pflanzen und deren Wirk- und Heilkräfte, ihre Geschichte und Traditionen, ihre Spiritualität und ihre Auffassung vom Sinn des Lebens. Die tiefsten Geheimnisse eines Volkes wurden am Feuer überliefert, lange noch, bevor es schriftliche Aufzeichnungen gab: lebendig, in bildreichen Geschichten, alle Sinne berührend, bis jedem vor Staunen der Mund offen stand. Das war Lernen durch Erleben.





Urzeit der Menschheit: Feuer und Flamme





Für Jahrmillionen waren alle Lebewesen einzig dem Rhythmus von Tag und Nacht unterworfen, von Hitze und Kälte, den Jahreszeiten. Vor etwa 1,5 bis 1 Millionen Jahren begann der Homo erectus, natürlich entstandenes Feuer für sein Überleben zu nutzen. Aber erst vor etwa 400.000 Jahren lernten die Menschen, es auch selbst zu entfachen. Das Feuer schenkte Wärme und Geborgenheit, Schutz vor wilden Tieren und bekömmlichere Nahrung – es sicherte so das Überleben.





SEELENFUNKE







ENTDECKE DAS FEUER IN DIR







Entzünde von Zeit zu Zeit in sicherem Rahmen ein Feuer. Im Flammenspiel eines Kaminfeuers können Alltagssorgen verblassen; genieße bei Kerzenschein ein romantisches Essen oder eine beruhigende Meditation; schaffe Raum für eine Pause durch ein Räucherritual, oder spüre die Urkraft der Natur am Lagerfeuer. Entdecke so das Feuer in dir, und genieße den Duft unterschiedlicher Zweige und Hölzer, die du ins Feuer gibst. Es verwandelt, nährt und wärmt. Es führt dich zu deinem Innersten – zu deinem Seelenfeuer.





Altsteinzeit: Überleben der Nase nach





Die sensiblen Nasen der Frühmenschen warnten vor Wetterwechsel, wilden Tieren oder unverträglicher Nahrung – bis heute dient der Geruchssinn als Warnsinn. Jede Pflanze musste auf Genießbarkeit erprobt werden, und es wurden dabei auch die aromatischen Hölzer, Harze, Wurzeln und Kräuter entdeckt. Der Duft der Pflanzen wurde eingeatmet, in der Erinnerung abgespeichert und, wie alle Düfte, mit unserer archetypischen Bilder- und Gefühlswelt verknüpft. Man kannte den Geruch seiner Höhle – und konnte ihn nun selbst gestalten und verändern. Paläontologische Forschungen zeigen, dass in der Zeit der Neandertaler, zwischen 90.000 und 35.000 v. Chr., bereits Räucherrituale bekannt waren.





SEELENFUNKE








EIN SICHERES ZUHAUSE







Probiere beim Räuchern, wie es in den Behausungen der frühen Menschen duftete: nach schützendem Wacholderholz, erfrischendem Tannenharz, stärkender Kiefernrinde oder mutmachenden Lärchennadeln.



Und wenn du das nächste Mal dein Zuhause betrittst: Wie nimmst du den »Duft deiner Höhle« wahr?



Wie riecht dein Zuhause?





Jungsteinzeit: Sichtbares und Unsichtbares





Die Fertigkeiten der Menschen im Kampf ums Überleben nahmen zu. Sie hüteten das Feuer, entwickelten Werkzeuge, Kleidung aus Tierfellen und sammelten Wissen um die Nutzung von Pflanzen. Langsam wurden unsere Vorfahren sesshaft. Das Räuchern entwickelte sich, ähnlich wie die verfeinerte Zubereitung der Nahrung, weg von Einzelstoffen hin zu balsamischen Duftmischungen. Der Mensch verehrte mit Ritualen und Düften die Verbindung zwischen der sichtbaren Natur und den unsichtbaren Götterwelten. Von etwa 7200 v. Chr. stammen Funde von »Räucherkuchen« aus der Region des heutigen Dänemarks und Schwedens. Schamanen versetzten sich mit halluzinogenen und psychoaktiven Pflanzen wie Alraune, Bilsenkraut oder Stechapfel in Trance und visionäre Zustände.





SEELENFUNKE








REISE ZU DIR SELBST







Jede Räucherung öffnet die Tore für innere Erfahrungen. Es ist unnötig, sie mit halluzinogenen Pflanzen aufzureißen. Schließe bei jeder Räucherung die Augen, richte die Aufmerksamkeit auf den Punkt zwischen deinen Augenbrauen (dort befindet sich das dritte Auge), und stelle dir vor, wie sich eine Tür öffnet und deine Reise nach innen beginnt!





Kelten und Germanen: Rhythmus des Lebens





Die ersten Nordeuropäer beobachteten den Lauf von Sonne und Mond bei Externsteinen und Felsheiligtümern, errichteten als Erste Kalender-Steinkreise, und Dolmenreihen, und Kult- und Opferstätten entstanden – überall dort ging Rauch auf. Pflanzen wurden nicht als bloße Träger von Wirkstoffen gesehen, sondern galten als beseelte Wesen mit heilenden und heiligen Kräften. Alles in der Natur war von Elementarwesen belebt: die Bäume und Blumen von Elfen und Gnomen, die Steine und Berge von Zwergen und Riesen, die Gewässer von Nixen und Wassermännern, die Luft von Sylphen, das Feuer von Drachen und Salamandern. Druiden waren die alten Weisen, denen wir unsere traditionellen Feste zu Ehren von Sonne, Mond und Erde verdanken. Als heilige Pflanzen galten die Mistel und die Eiche, beliebt waren auch Alantwurzel, Beifuß- und Johanniskraut.





SEELENFUNKE








NUTZE DIE KRAFT DER BÄUME







Nimm Platz bei einer Eiche oder unter einem Baum mit einer Mistel. Räuchere getrocknete Eichenrinde oder die Blätter der Mistel, und tauche in die Welt der Druiden ein. Vielleicht begegnet dir eines der Elementarwesen, versteckt in einer knorrigen Wurzel, in den vorüberziehenden Wolken oder in den Wellen eines Baches.





Hochkulturen: Tempelbauer für die Götter





War es vielleicht sogar der balsamische Duft heiliger Hölzer und Harze, der den Geist des Menschen für Schrift, Städtebau, Politik, Handel, Kunst, Wissenschaft, Kultur und Religion öffnete? Die größten Tempel der Menschheit wurden seit ca. 4000 v. Chr. dort gebaut, wo auch die wertvollsten Duftstoffe der Welt herkommen. Die Räucherstoffe der Hochkulturen wurden meist zu kostbaren Mischungen, wie zum ägyptischen Kyphi, verarbeitet und in großen Mengen den Göttern geopfert. Die kostbaren Mischungen dienten der Erbauung der Priester und Pharaonen – die kraftvollen Harze der Gesunderhaltung, Beruhigung und dem Erstarken des Volkes. Weihrauch ist der Sammelbegriff für die Harze tropischer und subtropischer Balsambaumgewächse

(Burseraceae).

 Der klebrige Saft wurde und wird durch das Einritzen der kostbaren Bäume gewonnen. Den uns vertrauten Weihrauchgeruch liefert der Weihrauchstrauch

(Boswellia sacra)

 aus den kargen Gebieten Afrikas, Arabiens und Indiens.



Einige der bekanntesten Räucherstoffe der Tempelbauer:

Ägypten – Welt der Pharaonen:



Weihrauch, Myrrhe, Opoponax





Mesopotamien – versunkener Garten Eden:





Zeder, Zistrose, Galbanum





Arabien – Zauber des Orients:





Weihrauch, Myrrhe, Rose, Styrax





Indien – Paradies der Gewürze:





Sandelholz, Dammarharz, Zimt, Nelke





Südamerika – Inkas, Mayas und Azteken:





Copalharz, Palo Santo, Tonkabohne, Eukalyptus





SEELENFUNKE







BAU DIR EINEN TEMPEL



 





Wähle einen Duft der Tempelbauer einer Kultur, die dich besonders anzieht. Räuchere ihn in Stille während eines Gebetes oder einer Meditation.



Genieße die heilige, heilsame Zeit, und mache damit einen Stuhl, eine schöne Ecke, einen Meditationsplatz in deinem Zuhause zu deinem persönlichen Tempel.










Kultur des Ostens: Weg des Duftes





Weit im Osten gelegen blieb Japan für uns lange Zeit unentdeckt und somit auch seine Räuchertradition. Erst etwa Mitte des 6. Jahrhunderts kam das Räuchern von China nach Japan, und im japanischen Zen-Buddhismus entwickelte sich die wohl detailreichste und feinste Art des Räucherns: die Kunst des sogenannten »Koh-Doh« (»der Weg des Duftes«), bei dem man sich über den Geruchssinn bewusst und meditativ ins Hier und Jetzt versenkt.



Japanische Räucherstoffe:

 Sandelholz, Elemi, Jasmin





SEELENFUNKE







SPIEL MIT DEM RAUCH







Nimm dir Zeit für ein kreatives Duftspiel nach japanischer Art: Reiche einen Räucherduft in eine Runde aus Familienmitgliedern oder Freunden. Ein Spieler beginnt eine Geschichte mit einem bildreichen Satz, zu dem ihn der Duft inspiriert. Der nächste setzt die Geschichte fort, und so geht es weiter und weiter …





Bedrohte Kulturen in West und Ost





Viele Völker pflegten ihre eigenen Bräuche in farbenfrohen Zeremonien und mit uralten Räuchertraditionen, wie zum Beispiel die Ureinwohner Nordamerikas oder die Bergvölker des Himalaja.






Native Americans





Die Indianer Nordamerikas lebten (und leben) in tiefer Achtsamkeit mit der Natur. Sie sprechen mit den Geistern ihrer Ahnen, der Tiere und der Pflanzen, sind verbunden mit Mutter Erde und dem göttlichen Spirit. Räuchern ist wichtiger Teil ihrer Tradition und wird bei Friedenszeremonien (»Friedenspfeife«), bei der Visionssuche und Krafttier-Reisen, zur Vorbereitung auf die Jagd oder den Kampf, bei reinigenden Schwitzhütten- und Heilzeremonien und Lebensfesten eingesetzt.



Düfte der Native Americans:

 Weißer Salbei (Smudge Sticks – Räucherbündel), Wacholder, Beifuß, Tabak





SEELENFUNKE







(BE)SUCHE DEIN KRAFTTIER







Räuchere an einem kraftvollen Platz in der Natur mit einem Smudge Stick aus Salbei oder Beifuß. Schließe die Augen, und öffne dich im Inneren dafür, dass sich dein Krafttier zeigt. Es kann dir in einer Vision oder auch im Außen begegnen. Klein oder groß – Krafttiere stehen für Emotionen, Antriebskraft, zu entwickelnde Charakterstärken oder für seelisches Potenzial.





Tibet und Nepal





Am Dach der Welt zu überleben funktioniert nur mit größter Ausdauer, im Zusammenhalt der Familie und in Verbundenheit mit der kargen Natur. Da braucht es fleißige Hände, ein offenes Herz, Humor, Freundlichkeit und tiefe Gespräche mit Gott. Die Räucherstoffe, die bei Gebetsmühlen, Wegmarken und auf Passübergängen am »Dach der Welt« verräuchert werden, bieten, ähnlich wie bei uns die Stationen der »Kreuzwege«, die Gelegenheit, im harten Alltag und auf schwierigen Wegen im Gebirge innezuhalten, Atem zu holen, um Schutz und Segen zu bitten und in Gebet und Meditation die Verbindung zur göttlichen Kraft zu pflegen.



Räucherstoffe des Himalaja:

 Narde, Sal-Harz, Galgantwurzel, Räucherschnüre mit Himalaja-Salbei, handgedrehte Räucherstäbchen, Tibetischer Beifuß »Ganden Khämpa«, Wacholder





SEELENFUNKE







RÄUCHERSTÄBCHEN, SELBST GEMACHT







Mache dir eigene »Räucherstäbchen« aus den Stängeln von getrocknetem Lavendel, Salbei, Schafgarbe oder Johanniskraut, die nach dem Abrebeln der Kräuter sonst oft weggeworfen werden.





Antike: Die Düfte beflügeln den Geist





Die reichen Mittelmeerländer waren durch ihr Klima mit heilkräftigen Kräutern voller ätherischer Öle gesegnet: stärkender Rosmarin, wohlschmeckender Oregano, erfrischender Salbei und würziger Thymian. Lorbeer schmückte die Sieger Roms und Myrte das Haar griechischer Bräute. Die kostbarsten Harze des Orients wurden über den Seeweg gehandelt. Mastix, das Harz des Pistazienbaumes, wurde geräuchert und in der Zahnpflege und Kosmetik geschätzt. Die Psychologie der Düfte wurde von den Minoern, Griechen und Römern entdeckt. Die Schwefeldämpfe beim Heiligtum von Delphi dienten den Priesterinnen für ihr Orakel und Weissagungen. Dichter und Denker fanden Inspiration in den Wohlgerüchen, und

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