Geschichte der USA

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1 Die Era of Good FeelingEra of Good Feeling
Grenzregelungen und Monroe-DoktrinAußenpolitikMonroe-DoktrinMonroe-Doktrin

Nach dem zweiten Krieg gegen EnglandGroßbritannien innerhalb einer Generation schienen die Amerikaner endlich zu sich selbst gefunden zu haben. Die Hoffnungen auf gesellschaftliche Harmonie und wirtschaftlichen Fortschritt bündelten sich in dem Begriff der Era of Good FeelingEra of Good Feeling, den ein Bostoner Journalist prägte und der bald mit der Präsidentschaft von James MonroeMonroe, James (1817–1825), dem vierten Virginier nach WashingtonWashington, George, JeffersonJefferson, Thomas und MadisonMadison, James, verbunden wurde. Es schien, als könne der Parteienstreit nun endgültig beigelegt werden, denn auch die verbliebenen FederalistsFederalists unterstützten MonroeMonroe, James, und John AdamsAdams, John’ Sohn John Quincy AdamsAdams, John Quincy, ein typischer Repräsentant der gebildeten neuenglischen Elite, trat in Monroes Kabinett ein. Das gestiegene nationale Selbstbewusstsein der Amerikaner spiegelte sich am deutlichsten in der AußenpolitikAußenpolitikAntebellum, die John Quincy AdamsAdams, John Quincy über mehr als ein Jahrzehnt, zuerst als Secretary of State und dann als Präsident (1825–1829), maßgeblich mitbestimmte. Adams, der in Europa diplomatische Erfahrungen gesammelt hatte, stellte das nationale Interesse der Vereinigten Staaten über alle parteipolitischen und sektionalen ErwägungenSektionale Konflikte. Er ging von der Prämisse aus, dass Distanz zu Europa und territoriale ExpansionTerritoriale Expansion auf dem nordamerikanischen Kontinent die Voraussetzungen für das Überleben des „republikanischen Experiments“ seien. Da EnglandGroßbritannien weiterhin als gefährlicher Gegner galt, und da auch die innere Stabilität der Union zu berücksichtigen war, sollte diese Expansion behutsam und unter Vermeidung von Kriegen erfolgen. Flankiert werden musste sie durch eine AusweitungAußenpolitikAntebellum und Diversifizierung des amerikanischen Handels, der immer noch stark auf die Nordatlantikroute konzentriert war.

Die Schwächung der Kolonialmacht SpanienSpanienKolonien durch Revolten und Unabhängigkeitsbewegungen in LateinamerikaLateinamerika nutzte John Quincy AdamsAdams, John Quincy, um mit dem Erwerb von FloridaFlorida einen Präzedenzfall zu schaffen. Das seit dem Louisiana PurchaseFrankreichLouisiana PurchaseLouisiana Purchase zwischen Spanien und den USA umstrittene West-Florida war schon 1810 von Präsident MadisonMadison, James annektiert worden. Der Druck auf Ost-Florida wuchs durch das Vordringen amerikanischer Siedler und durch militärische Strafexpeditionen, die General Andrew JacksonJackson, Andrew 1818 ohne Rücksicht auf die spanische Souveränität gegen SeminolenSeminolen-Indianer und geflohene Sklaven unternahm. Bei den Grenzverhandlungen, die AdamsAdams, John Quincy seit 1817 mit dem spanischenSpanien Gesandten Luis de OnísOnís, Luis de führte, nutzte er diese Konstellation geschickt aus. 1819 erreichte er einen Vertragsabschluss, der den USA gegen die Übernahme von 5 Millionen Dollar spanischer Schuldverpflichtungen endgültig ganz Florida sicherte. Dieser Adams-Onís-VertragAußenpolitikAdams-Onís-Vertrag (1918)Adams-Onís-Vertrag (1819) (oder Transcontinental Treaty) reichte aber noch weiter, denn erstmals wurde die gesamte spanischSpanienKolonien-amerikanische Grenze vom Golf von MexikoGolf v.Mexiko bis zum Pazifik fixiert. Während die USA ihren Anspruch auf TexasMexikoTexasTexas fallen ließen, verzichtete SpanienSpanienKolonien auf alle Gebiete jenseits der Rocky MountainsRocky Mountains, die nördlich des 42. Breitengrades, d. h. nördlich von KalifornienKalifornien lagen. Diesen Erfolg sicherte Adams durch Verhandlungen mit EnglandGroßbritannienOregon-Gebiet ab, die er schon als Gesandter in LondonLondon begonnen hatte. Nachdem 1817 die beiderseitigen Flottenstärken auf den Großen Seen begrenzt worden waren, einigte man sich in der KonventionAußenpolitikKonvention von 1818AußenpolitikAntebellum von 1818 darauf, dass von den Seen zu den Rocky Mountains der 49. Breitengrad die amerikanisch-kanadischeKanadaGrenzvereinbarungen Grenze bilden sollte. Im riesigen OregonOregon-Gebiet jenseits der Rocky Mountains überschnitten sich die Souveränitätsansprüche von Spanien, RusslandRussland, GroßbritannienGroßbritannien und den USA. Während die Präsenz der kanadischen Northwest Company für London sprach, berief sich Washington auf die Expedition von Lewis und ClarkLewis u. Clark-Expedition sowie auf die Gründung der PelzhandelsstationPelzhandel AstoriaAstoria, die allerdings 1813 an die BritenGroßbritannienOregon-Gebiet gefallen war. 1818 vereinbarte man nun, das gesamte Territorium für zehn Jahre unter gemeinsame englisch-amerikanische Verwaltung zu stellen – eine Regelung, die 1827 auf unbegrenzte Zeit verlängert wurde.

Von diesen Abmachungen und dem Adams-Onís-VertragAdams-Onís-Vertrag (1819) führte eine gerade Linie zu der außenpolitischen Botschaft, die Präsident James MonroeMonroe, James am 2. Dezember 1823 an den Kongress richtete und die später als Monroe-DoktrinAußenpolitikMonroe-DoktrinMonroe-Doktrin bekannt wurde. Den Hintergrund bildete AdamsAdams, John Quincy’ Sorge vor einer Intervention der Heiligen AllianzHeilige Allianz gegen die südamerikanischen Staaten, insbesondere MexikoMexiko, deren Unabhängigkeit die USA gerade anerkannt hatten. Darüber hinaus galt es, ein russisches Vordringen im pazifischen WestenPazifischer Westen zu verhindern, nachdem ZarRusslandZarenreich Alexander I.Alexander I. von Russland exklusive Handelsrechte für die Russian American Company von AlaskaAlaska bis KalifornienKalifornien reklamiert hatte. Im Kern enthielt MonroesMonroe, James Botschaft eine Warnung an die Adresse der europäischen Mächte und RusslandsRussland, dass die Vereinigten Staaten jegliche Rekolonisierung oder den Erwerb neuer Kolonien in Amerika als Gefahr für ihre eigene Sicherheit betrachten würden. Im Gegenzug sagten die USA zu, sich aus den europäischen Angelegenheiten einschließlich der existierenden Kolonien in KanadaKanada, der KaribikKaribik und SüdamerikaLateinamerika herauszuhalten. Den europäischen Regierungen blieb natürlich die Diskrepanz zwischen dem rhetorischen Anspruch und dem tatsächlichen politisch-militärischen Durchsetzungsvermögen der Amerikaner nicht verborgen. Konservative Staatsmänner wie MetternichMetternich, Klemens, Fürst v. verstanden MonroesMonroe, James Konzept der „westlichen Hemisphäre“, in der die europäischen Gesetze der balance of power nicht gelten sollten, dennoch als unerhörte Herausforderung und bestritten die völkerrechtliche Grundlage des Kolonisierungsverbots. In der Praxis wurde die Freiheit der südamerikanischen Staaten vorerst weniger durch die Vereinigten Staaten als durch EnglandGroßbritannienLateinamerika garantiert, das den Kontinent als seine vorrangige wirtschaftliche Interessensphäre betrachtete. Die Rivalitäten und ideologischen Gegensätze der europäischen Mächte, die John Quincy AdamsAdams, John Quincy in sein Kalkül einbezog, minderten die Kriegsgefahr und verschafften den USA eine für die innere Konsolidierung dringend benötigte, mehr als zwanzigjährige außenpolitischeAußenpolitikAntebellum Ruhephase. Sie ließ sich auch zur Steigerung des Handels und zur Suche nach neuen Märkten nutzen, was die Bundesregierung nach Kräften durch Handelsverträge, den Ausbau des Konsulardienstes und die Verstärkung der Kriegsflotte förderte.

Der Missouri-KompromissMissouri-Kompromiss

Vom Beginn des Jahrhunderts bis 1819 waren drei Sklavenstaaten (LouisianaLouisiana, MississippiMississippi (Staat), AlabamaAlabama) und drei „freie“ Staaten (OhioOhio, IndianaIndiana, IllinoisIllinois) neu in die Union aufgenommen worden, die nun 22 Mitglieder zählte. 1819 beantragten auch die Siedler von MissouriMissouri (Staat) beim Kongress die Aufnahme, da die Bevölkerung des Territoriums die erforderliche Zahl von 60.000 erreicht hatte, 10.000 von ihnen Sklaven. Während die früheren Beitritte eher routinemäßig abgewickelt worden waren, entbrannte im Kongress über diesen Antrag erstmals ein heftiger Streit, der die politische Sprengkraft der Sklavereifrage schlaglichtartig deutlich machte. Die Vertreter der Nordstaaten, die im Repräsentantenhaus auf Grund ihrer Bevölkerungsstärke die Mehrheit hatten, wollten eine Klausel in die von MissouriMissouri (Staat) vorgelegte VerfassungVerfassung einfügen, die den Staat auf eine graduelle Emanzipation der Sklaven verpflichtet hätte. Der Senat, in dem sich Sklavenstaaten und freie Staaten genau die Waage hielten, lehnte jedoch eine solche Bedingung ab. Daraufhin verweigerte das Repräsentantenhaus dem Aufnahmeantrag von MissouriMissouri (Staat) die Zustimmung, und im Gegenzug blockierte der Senat den Beitritt von MaineMaine, das bislang zu MassachusettsMassachusetts gehört hatte, nun aber ein eigener Staat werden wollte. In monatelangen, äußerst mühsamen Beratungen, die dem Sprecher des Repräsentantenhauses, Henry ClayClay, Henry, den Beinamen des Great Pacificator eintrugen, fand der Kongress aber doch noch einen Ausweg aus dem Dilemma: Maine wurde 1820 als freier Staat aufgenommen, und MissouriMissouri (Staat) durfte im folgenden Jahr ohne Bedingungen, d. h. als Sklavenstaat beitreten, wodurch das Nord-Süd-Gleichgewicht im Senat erhalten blieb; dafür akzeptierten die Südstaatler das permanente Verbot der SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) im Rest des 1803 erworbenen Louisiana-Territoriums oberhalb einer Linie (36 Grad 30 Minuten nördlicher Breite), die von der Südwestecke MissourisMissouri (Staat) bis zu den Rocky MountainsRocky Mountains gezogen wurde. Wie schon im Verfassungskonvent von PhiladelphiaPhiladelphia, so hatte auch diesmal wieder die Furcht vor dem Auseinanderfallen der Union einen Kompromiss erzwungen, der die Sklavereifrage eine weitere Generation lang politisch neutralisierte. Allen Beteiligten war aber schmerzhaft bewusstgeworden, dass das Schicksal der Westgebiete, der schwarzen Bevölkerung und der Union auch in Zukunft untrennbar miteinander verbunden sein würde.

 

Manche Hoffnung knüpfte sich in dieser Zeit noch an das Konzept der „Rekolonisierung“Afroamerikaner„Rekolonisierung“ von AfroamerikanernAfroamerikaner„Rekolonisierung“ in der KaribikKaribik, KanadaKanadaUS Sklaverei oder AfrikaAfrika. Der 1816 gegründeten American Colonization SocietyAmerican Colonization Society (ACS) gehörten Mitglieder aus dem Norden und dem Oberen SüdenSüden an, denen es weniger um die Beseitigung der SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) als um die Entfernung der freien Schwarzen ging. Man verwies auf das Beispiel der Engländer, die schon 1787 viele der im amerikanischen UnabhängigkeitskriegUnabhängigkeitskrieg nach Kanada geflohenen Schwarzen in ihre westafrikanischeAfrika Kolonie Sierra LeoneSierra Leone gebracht hatten. Mit Unterstützung der Bundesregierung und mit finanzieller Hilfe von Staatenregierungen, KirchenKirchen und Privatpersonen gelang es der ACS zu Beginn der 1820er Jahre, Land an der afrikanischenAfrika Küste südlich von Sierra Leone zu kaufen und schwarze Emigranten anzusiedeln. Seit 1824 hieß diese Kolonie offiziell „LiberiaLiberia“, und der erste Hauptort, dessen Name Christopolis auf die Missionierungsabsichten der ACS hinwies, wurde zu Ehren von Präsident MonroeMonroe, James in „MonroviaMonrovia, Liberia“ umbenannt. Da der Kongress aber bald das Interesse an dem Projekt verlor, blieben die praktischen Möglichkeiten der ACS eng begrenzt. Bis 1830 transportierte die Gesellschaft lediglich 1400 AfroamerikanerAfroamerikaner„Rekolonisierung“ – die meisten von ihnen waren schon seit längerem frei gewesen – nach AfrikaAfrika und gab ihnen dort Starthilfe für Ackerbau und Handwerk. Nicht wenige der Neuankömmlinge litten unter dem tropischen Klima und starben an Fieberkrankheiten. Die überlebenden Einwanderer gerieten rasch mit der einheimischen Bevölkerung in Konflikt und etablierten sich als Führungsschicht, die politische und soziale Vorrechte beanspruchte. 1847 erklärten die Siedler Liberia zur unabhängigen Republik und nahmen eine VerfassungVerfassung nach dem Vorbild der US Constitution an. Die Hoffnungen auf einen breiten Strom von Kolonisten aus den Vereinigten Staaten, deren Regierung den neuen Staat übrigens erst 1862 diplomatisch anerkannte, erfüllten sich jedoch nicht. Zwar war der Wunsch, nach AfrikaAfrika emigrieren zu dürfen, seit der Revolution auch gelegentlich von Sprechern der schwarzen Bevölkerung geäußert worden, entweder aus Resignation angesichts der fortgesetzten Diskriminierung oder als Ausdruck eines erwachenden schwarzen Nationalismus. Die große Mehrheit der freien AfroamerikanerAfroamerikaner, die AfrikaAfrika nur noch vom Hörensagen kannte, lehnte solche Konzepte aber ab und zog es vor, gemeinsam mit den weißen AbolitionistenAbolitionisten in den USA für die Überwindung der SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) und die rechtliche und soziale Gleichstellung der Schwarzen zu kämpfen. Bei Ausbruch des BürgerkriegsBürgerkrieg, der dieses Ziel in greifbare Nähe rückte, lebten ca. 12.000 Afroamerikaner in Liberia. Anderen Siedlungsexperimenten, etwa auf HaitiHaiti oder in Kanada, war noch weniger Erfolg beschieden. Obwohl die „Rekolonisierung“Afroamerikaner„Rekolonisierung“ also keinen wirklichen Beitrag zur Lösung des Rassenproblems in den USA leistete, ging die utopische Hoffnung auf eine Rückkehr in die afrikanischeAfrika „Heimat“ aber nie ganz verloren und konnte auch nach dem BürgerkriegBürgerkrieg gelegentlich wiederbelebt werden.

Landpolitik, FinanzkriseFinanzwesenAntebellum und Fraktionsbildungen

Die Spannungen und Widersprüche, die sich unter der ruhigen Oberfläche der Era of Good FeelingEra of Good Feeling angesammelt hatten, kamen durch die FinanzpanikWirtschaftAspekteRezession von 1819 von 1819 und die darauf folgende vierjährige Rezession zum Vorschein. Wie schon die Krise von 1783 bis 1787 resultierte auch dieser Einbruch im Wesentlichen aus einem überhitzten Nachkriegsboom, der durch steigende Importe aus EnglandGroßbritannienWirtschaftsbeziehungen, in die Höhe schnellende Preise für neues Land im WestenWesten und eine unkontrollierte Ausweitung des Kredits durch die Banken gekennzeichnet war. Die Second Bank of the United StatesFinanzwesenAntebellumBank of the United StatesSecond Bank of the United States, die der Kongress nach dem Auslaufen der ersten Bank-Charter 1816 eingerichtet hatte, und die in den Einzelstaaten gegründeten privaten State Banks vermehrten den Banknotenumlauf zwischen 1812 und 1817 von 45 auf 100 Millionen Dollar. Dieses Kapital wurde überwiegend in Land angelegt, das die Bundesregierung nach dem Krieg im Westen zu relativ niedrigen Preisen verkaufte. Das Farmland gelangte jedoch in den meisten Fällen nicht direkt an die Siedler, sondern auf dem Umweg über Landgesellschaften, die große Spekulationsgewinne machten und sich noch größere erhofften. Die Bundesregierung hatte den Mindestpreis für Verkäufe aus der public domain auf 2 Dollar pro acre festgesetzt. Bei den öffentlichen Versteigerungen boten die Agenten der Landgesellschaften wesentlich höher, weil sie wussten, dass sie das Land, aufgeteilt in lots von 40 bis 160 acres, für über 50 Dollar pro acre an landhungrige Farmer weiterverkaufen konnten. Die Farmer wiederum waren bereit, sich bei den Banken zu verschulden, weil die Preise für Agrarprodukte, nicht zuletzt wegen einer starken Nachfrage aus dem kriegsverwüsteten Europa, stetig nach oben kletterten. Die Orgie der LandspekulationFinanzwesenAntebellum erreichte 1819 ihren Höhepunkt, als zehnmal so viel Bundesland verkauft wurde wie im Schnitt der Vorkriegsjahre. Um diese Zeit ließen jedoch Rekordernten in Europa die Nachfrage nach amerikanischem Getreide sinken, und gleichzeitig gerieten die während des Krieges aufgebauten Manufakturbetriebe in NeuenglandNeuengland (s.a. Nordosten, Regionen) durch billige englische Importe in Schwierigkeiten. Als die Banken daraufhin die Kreditvergabe einschränkten, platzte der spekulative Luftballon, und die Preise für Land und Agrarprodukte stürzten ab. Es dauerte bis 1823, bevor sich die Lage stabilisierte und die Wachstumskräfte wieder die Oberhand gewannen.

Die KriseFinanzwesenAntebellum hatte weitreichende Folgen, denn sie intensivierte das Nachdenken über eine zeitgerechte WirtschaftspolitikWirtschaft und beschleunigte damit die Umformung der amerikanischen Parteienlandschaft. In der ökonomischen Diskussion kristallisierten sich zwei unterschiedliche Ansätze heraus: Auf der einen Seite gewann das von Henry ClayClay, Henry propagierte American SystemFinanzwesenAntebellumAmerican System (Henry Clay) an Attraktivität, das ein aktives Eingreifen der Bundesregierung mit dem Ziel vorsah, die Vereinigten Staaten durch hohe Zölle zum Schutz der heimischen Industrie und durch eine Verbesserung der Infrastruktur so weit wie möglich selbstgenügsam und unabhängig von Europa zu machen. Dieses nationale Programm stieß auf den Widerstand derjenigen, die wirtschaftspolitische Entscheidungsbefugnisse am besten bei den Staatenparlamenten aufgehoben sahen und eine eher noch stärkere Dezentralisierung befürworteten. Der Zorn vieler Farmer und Landspekulanten richtete sich vor allem gegen die Second Bank of the United StatesFinanzwesenAntebellumBank of the United StatesSecond Bank of the United States, die mit ihren Rückzahlungsforderungen an die Staatenbanken das Signal zu der allgemeinen Kreditkontraktion gegeben hatte. Zu diesen beiden PolenPolen hin begannen nun die politischen Kräfte zu gravitieren, die bei Beginn von Monroes Amtszeit noch einträchtig das Ende der Parteienherrschaft verkündet hatten.

Die Illusion eines „parteilosen“ Zustandes ergab sich daraus, dass die FederalistsFederalists nach 1815 praktisch von der nationalen Bühne verschwunden waren. Nun zerfiel auch das Lager der Republicans in Fraktionen, aus denen dann in einem längeren Prozess ein neues Zweiparteien-System hervorging. Bei den Wahlen von 1824 konkurrierten nicht weniger als fünf Kandidaten, die sich alle als Republicans bezeichneten. Da keiner von ihnen die absolute Mehrheit der Wahlmännerstimmen erreichte, fiel die Entscheidung im Repräsentantenhaus, das den führenden Bewerber, General Andrew JacksonJackson, Andrew, überging und den Zweitplatzierten, John Quincy AdamsAdams, John Quincy, zum Präsidenten kürte. Adams verdankte den Sieg vor allem Henry ClayClay, Henry, der nach der Enttäuschung über sein eigenes schlechtes Abschneiden alles darangesetzt hatte, JacksonsJackson, Andrew Einzug ins Weiße Haus zu verhindern. AdamsAdams, John Quincy ernannte ClayClay, Henry zum Außenminister und nahm damit den Vorwurf der JacksonJackson, Andrew-Anhänger in Kauf, die Wahl durch eine geheime Absprache (corrupt bargain) manipuliert zu haben. Wichtiger als taktische Schachzüge war aber die programmatische Übereinstimmung zwischen ClayClay, Henry und AdamsAdams, John Quincy, die alle national gesinnten Republikaner sammeln und das American SystemFinanzwesenAntebellumAmerican System (Henry Clay) auf der Grundlage eines Bündnisses zwischen den Neuenglandstaaten und dem WestenWesten in die Tat umsetzen wollten. Der strenge und moralisch integre, nach außen oft mürrisch und steif wirkende AdamsAdams, John Quincy ging dabei noch über ClaysClay, Henry Vorstellungen hinaus, indem er neben Zollschutz und Verbesserungen der Verkehrswege auch Gesetze zur Förderung von Künsten und Wissenschaften einschließlich des Baus einer nationalen UniversitätUniversitäten und eines Observatoriums vorschlug. Gegen diesen Kurs der nationalen Republikaner formierte sich aber sowohl im Kongress als auch in den Einzelstaaten, hauptsächlich im SüdenSüden und SüdwestenSüdwesten, wachsender Widerstand unter dem Banner von Demokratie und Staatensouveränität (states’ rights). Zur Integrationsfigur dieser Bewegung, die sich zunächst „the Democracy“ und später dann Demokratische ParteiDemokratische ParteiEntstehung (Democratic Party) nannte, stieg bis 1828 der populäre Sieger von New OrleansNew Orleans, Andrew JacksonJackson, Andrew, auf.

Bevor der neue Parteiengegensatz seine volle Schärfe erreichte, nahmen die Amerikaner auf symbolträchtige Weise endgültig Abschied von der Revolutionsepoche. In einer erstaunlichen Koinzidenz starben am 4. Juli 1826, auf den Tag genau fünfzig Jahre nach der UnabhängigkeitserklärungUnabhängigkeitserklärung, sowohl John AdamsAdams, John als auch Thomas JeffersonJefferson, Thomas. Viele Zeitgenossen schrieben dieses Ereignis der göttlichen Vorsehung zu und verstanden es als Bestätigung dafür, dass dem „amerikanischen Experiment“ ein tieferer, transzendenter Sinn innewohnte.