Read the book: «Bratwurst mit Senf und Seelenheil», page 2

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Calvinisten: Christen, deren Theologie vermuten lässt, dass sie sich bei der Planung ihres Urlaubs vielleicht nicht die Mühe machen, ihre Hotelzimmer im Voraus zu buchen, weil sie absolut überzeugt davon sind, dass das schon jemand anderes für sie erledigt hat und dass es, falls nicht, auch nichts nützen würde, wenn sie es versuchten.

Charismatiker: 1. jemand, der eine gesunde Offenheit für das Wirken, die Werke und die Gaben des Heiligen Geistes an den Tag legt; 2. Verrückter; 3. jemand, der Gemeinden bevorzugt, in denen die Freiheit im Ausdruck der Frömmigkeit streng vorgeschrieben ist.

Christliche Buchhandlungen: Geschäfte, die eine breite Auswahl enger Literatur anbieten.

Christliche Redner: 1. jemand, dessen Probleme alle in seiner Vergangenheit liegen; 2. jemand, der stets alles tut, um dafür zu sorgen, dass er aus Mangel an persönlicher Erfahrung spricht.

Christliche Zeitschriften: mit einer oder zwei beachtenswerten Ausnahmen heutzutage eine aussterbende Art. Früher gekennzeichnet durch Artikel mit Titeln wie »Rasenmähen auf christliche Art«. Derartige Texte enthielten meist einen Kasten in der Mitte einer der Seiten mit sechs praktischen Tipps für »christliche Mäher«. Das hörte sich dann etwa so an:

1. Vergessen Sie nicht, dass Rasenmäher eine Menge Lärm machen können. Hat Ihr Nachbar ein kleines Kind, das möglicherweise gerade schläft? Wie wär’s, Sie rufen über den Zaun oder gehen rasch hinüber, klingeln an der Haustür und erkundigen sich? Klopfen Sie nötigenfalls an die Fenster. Geben Sie nicht auf. Seien Sie beharrlich. Auch Rücksicht auf andere gehört zu unserem Zeugnis.

2. Rasenmähen bietet hervorragende Gelegenheiten zum Zeugnisgeben. Falls Ihr Nachbar auch gerade mäht oder sich nach einem harten Arbeitstag im Garten entspannt, warum beugen Sie sich nicht über den Zaun und fangen auf ganz natürliche Weise ein Gespräch über den Herrn an?

3. Falls ein solches Gespräch in Gang kommt, vielleicht, weil Ihr Nachbar die Sammlung von Fischaufklebern entdeckt, die Sie strategisch auf der Front und den Seiten Ihres Rasenmähers angebracht haben, weisen Sie ihn beiläufig darauf hin, dass ebenso wie Ihr Gras, das geschnitten und anschließend auf dem Komposthaufen hinten im Garten abgelegt wird, auch seine Sünden auf genau die gleiche Weise entfernt und entsorgt werden können.

4. Denken Sie daran, dass wir aufgerufen sind, in allen Bereichen unseres Lebens gute Haushalter zu sein. Wenn Sie einen Zylindermäher haben, warum schalten Sie ihn nicht ab, wenn Sie ihn zu sich ziehen, und wieder an, wenn Sie ihn vorwärtsschieben? Dadurch ehren Sie Gott, und es wird sicherlich tiefen Eindruck auf Ihren Nachbarn machen, dem es zunehmend auffallen wird, dass Sie anders sind als andere Menschen.

5. Warum gründen Sie nicht mit anderen Männern aus Ihrer Gemeinde eine christliche Rasenmähergruppe? Fragen Sie Ihren unerlösten Nachbarn, ob er nicht einmal zu einem Treffen mitkommen möchte. Sagen Sie ihm, es sei nur eine Gruppe von netten Leuten, die in Hemdsärmeln zusammensitzen, um ihre Rasenmäher zu bewundern und zu vergleichen, ein (oder zwei!) Gläschen Schweppes zusammen zu trinken und Tipps auszutauschen, zum Beispiel darüber, welchen Kraftstoff man am besten für sein Gerät verwenden sollte. Von dort aus lässt sich ganz leicht die Frage anschließen, mit welchem Kraftstoff sein Leben läuft, und Sie können ihn freundlich wissen lassen, welchen Sie in Ihrem Leben haben. Nach dem ersten Treffen schauen Sie ihm gerade in die Augen und sagen Sie ihm, er sei nur einen Schritt davon entfernt, so zu werden wie Sie und Ihre Freunde.

6. Studieren Sie das vierzigste Kapitel des Buches Jesaja, das uns lehrt, dass »die Menschen wie das Gras« sind. Bedenken Sie dabei, dass wir die Bibel wörtlich verstehen sollten. Seien Sie unerschrocken und gehorsam. Malen Sie sich von Kopf bis Fuß grün an, graben Sie Ihre Füße in den Rasen ein und rufen Sie Ihren Nachbarn herüber, damit er sieht, dass sich das Wort der Schrift in der Tat erfüllt. Inzwischen dürfte er kurz davor sein, ernsthaft an einen Umzug zu denken.

Ein paar Zeitschriften scheinen mit fieberhafter Regelmäßigkeit ihre Namen zu ändern, in der Hoffnung, dadurch neue Leser zu gewinnen. Vielleicht sind sie ja zu positiv. Wären negative Titel möglicherweise erfolgreicher? So könnte es zum Beispiel Ersticken heißen statt Aufatmen oder Die Sackgasse statt Der Weg. Und ich jedenfalls würde jederzeit eine christliche Zeitschrift kaufen, die sich Altes Leben nennen würde. Wie wäre es mit Christsein morgen? Oder mit Auf dem Sofa statt unterwegs?

Ja, ja, schon gut, ich höre ja schon auf …

Christlicher Tanz: 1. im besten Fall ein inspirierender und erbaulicher Gebrauch einer eindrucksvollen Kunstform; 2. etwas, das kläglich scheitert, wenn die Beteiligten sich zu starr an die Richtlinien aus Kapitel fünfzehn, Abschnitt neun des Offiziellen Handbuchs Christlicher Posen und Praktiken halten, die Folgendes besagen:

»Choreografen und Teilnehmer sollten sich stets vor Augen halten, dass im christlichen Tanz nur vier Posen oder Bewegungen erlaubt sind.

Die erste ist die so genannte Bitte-heile-mich-einermeiner-Arme-ist-viel-länger-als-der-andere-Pose. Dabei wird die eine offene Hand so weit wie möglich in einer flehenden Geste nach vorn und oben ausgestreckt, während die andere ebenso offen dicht über der Brust schwebt.

Sodann gibt es die Nicht-gegossene-Pflanze-Pose, bei der die Tänzer mit hängenden Köpfen und schlaff herabbaumelnden Armen zu Boden sacken.

Drittens ist zu nennen die Was-auch-immer-das-füreine-Creme-war-die-ich-mir-gerade-ins-Gesicht-geschmiert habe-sie-brennt-höllisch-Pose, bei der beide Hände flach dergestalt aufs Gesicht zu pressen sind, dass sämtliche Züge verdeckt werden.

Schließlich können die Tänzer auch die Eine-meiner-Hände-versucht-mir-davonzulaufen-und-ich-muss-wohl-oder übel-im-Kreis-hinter-ihr-herjagen-Bewegung anwenden.

Jede Kombination oder Abwandlung dieser Komponenten ist erlaubt, aber es darf zu keiner Zeit auch nur entfernt die Andeutung aufschimmern, die Tänzer seien etwas anderes als androgyne Wesen, die die Kunst des ›geschlechtslosen Schwebens‹ gemeistert haben, wie ein Experte es bezeichnete.«

Christophorus-Plakette: metallene Scheibe, meist geprägt mit einem Bild des Schutzheiligen der Reisenden. Wird oft wie durch ein Wunder unbeschädigt in ausgebrannten Autowracks gefunden.

D

Daniel: früher Veganer von so leidenschaftlicher, entschlossener Überzeugung, dass er offenbar sogar wilde Raubtiere zum Vegetarismus bekehren konnte.

Dankbarkeit: Eigenschaft, die sich unter den Israeliten nicht sehr stark bemerkbar machte, nachdem Gott sie durch ein Wunder in der Wüste mit Nahrung versorgt hatte. Unter den überlieferten Kommentaren findet sich dieser:

»Versteht mich jetzt bitte nicht falsch, ich habe Gott wirklich gern. Aber dieses Manna hat so etwas an sich …«

Darf ich dir in Liebe sagen: Mach dich auf etwas gefasst.

Darum muss auch den schlichtesten Gemütern unter uns vollkommen klar sein, dass …: Formulierung, die manche christliche Redner und Autoren gerne anwenden, unmittelbar bevor sie sich in wilde, unbegründete Spekulationen versteigen.

Darwin: Wissenschaftler und Urheber der Theorie von der Entwicklung der Arten durch natürliche Zuchtwahl. Könnte er noch einmal zurückkehren, würde er wahrscheinlich (in Liebe) von Leuten mit glänzenden Augen gelyncht werden, die ständig auf der Suche nach Möglichkeiten sind, der Gnade Gottes Ausdruck zu geben.

Das hängt davon ab, was Sie unter Heilung verstehen: merkwürdige, verschämte Antwort von Leuten, die mit Heilungsdiensten zu tun haben, bei denen nie etwas passiert, auf die Frage, ob sie schon einmal erlebt hätten, dass jemand tatsächlich geheilt wurde. Die Annahme, dass jemand mit Schmerzen im Bein aufgrund von Gebeten keine Schmerzen mehr im Bein haben sollte, scheint so naiv und übermäßig simpel zu sein, dass man nicht weiter darauf eingehen muss (siehe auch Heilung, ganzheitliche Heilung und Kerin, Dorothy).

David Jenkins: ehemaliger Bischof von Durham und Kapitän der Fußballmannschaft der Diözese, die ständig disqualifiziert wurde, weil Jenkins immerzu behauptete, der Schiedsrichter sei nur symbolisch gegenwärtig.

David: großer alttestamentlicher König Israels. Hirtenjunge, Musiker, Dichter, Riesentöter, Krieger, Nackttänzer, Mörder, Ehebrecher und gescheiterter Vater, von dem uns die Bibel versichert, er sei ein Mann nach dem Herzen Gottes gewesen.

Der Herr wird diejenigen herführen, die er hier haben will: verzweifelte Ausrede, die man bisweilen von Leuten hört, die für eine schlecht organisierte, unzureichend beworbene, unterfinanzierte und qualitativ minderwertige christliche Veranstaltung verantwortlich sind, für die nur insgesamt dreizehn Eintrittskarten verkauft wurden.

Die Gegenwart Gottes war deutlich zu spüren: Äußerung, die häufig von Leuten zu hören ist, nachdem sie sich an einem friedlichen Ort oder in einer Situation befunden haben, in der es möglich ist, sich eine Weile lang von persönlichen Belastungen abzulenken. Aus irgendeinem Grund scheint Gott seine Gegenwart in überfüllten Supermärkten, an Bushaltestellen mit langen Schlangen, in Verkehrsstaus, in den Mittelgängen von Flugzeugen, während man aufs Aussteigen wartet, während unangenehmen Gesprächen mit Bankmanagern und in der letzten halben Stunde, in der man drei kleine Kinder allein zu Bett bringen muss, viel seltener zu offenbaren. Eigentlich komisch, dass er gerade in solchen Zeiten abwesend ist, in denen seine Gegenwart besonders willkommen wäre. Haben wir möglicherweise missverstanden, was Gegenwart Gottes eigentlich bedeutet? Aber nicht doch …

Die Lebenden und die Toten: 1. diejenigen, die noch am Leben sind, und diejenigen, die schon verstorben sind; 2. die jeweils erste und letzte Sitzreihe in einer durchschnittlichen Kirche an der High Street.

Die Schläge des Freundes meinen es gut: Redewendung aus dem siebenundzwanzigsten Kapitel der Sprüche, gelegentlich zitiert von Leuten, die etwas ausgesprochen Unfreundliches zu sagen haben.

Dogmatik: die Dinge, die ich glaube, nicht zu verwechseln mit Häresie – das sind die Dinge, die andere Leute glauben.

Drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: früher, verworfener Plan zur Vernichtung Saddam Husseins, indem man ihm die Cheeky Girls und Mick Jagger von einem Flugzeug direkt auf den Kopf fallen ließ. Drei Fliegen, wenn man Saddam mitzählt.

Drei Weise: 1. endlose Magie auf der Straße nach Bethlehem; 2. weise genug, um Jesus ausfindig zu machen, aber nicht weise genug, um ihren Mund zu halten, als sie Herodes begegneten.

Dreieinigkeit: die christliche Gottheit, Vater, Sohn und Heiliger Geist, drei Personen in einer. Nicht, wie die antike Häresie des Modalismus meint, eine Person mit drei Funktionen. Die Dreieinigkeit ist nicht zu vergleichen mit jenen Teppichreinigungsgeräten, die die Teppiche angeblich gleichzeitig klopfen, kehren und saugen.

E

Ei: 1. traditionelles Symbol für die Ewigkeit; wird vier Minuten gekocht und in drei Minuten gegessen; 2. Lebensmittel, dessen Frische genauso überprüft wird wie die Schuldigkeit von Hexen in mittelalterlicher Zeit: Wenn sie versinken, sind sie gut.

Eines Sinnes sein: eine gute Idee, solange es nicht bedeutet, dass der eine Sinn zu gleichen Teilen auf alle sechsundachtzig Gemeindeglieder verteilt werden muss.

Einfach: allgegenwärtiges und etwas lästiges Füllwort im spontanen Gebet von Christen. Ja, ich habe einfach das Gefühl, dass wir einfach jetzt gleich darüber beten sollten. Herr, wir bitten dich einfach, dass wir uns dieses Wort einfach abgewöhnen und dass wir es einfach durch einfach etwas anderes ersetzen, das einfach mehr Sinn ergibt …

Einheit: das Band, das automatisch alle, die Jesus lieben, miteinander verbindet. Keineswegs zu verwechseln mit einer stillschweigenden Übereinkunft, dass wir alle die Baptisten hassen. Wir bilden uns leicht ein, es bestünde mehr Einheit zwischen uns, als es tatsächlich der Fall ist. Das zeigt die folgende Diskussion zwischen zwei Leuten sehr unterschiedlicher Denominationen, die sich treffen, um einen gemeinsamen Gottesdienst zu planen:

A: Ist schon erstaunlich, wenn man es sich recht überlegt, oder?

B: Was ist erstaunlich?

A: Na ja, dass du und ich, die wir aus so unterschiedlichen Denominationen kommen, uns einfach so treffen und einen gemeinsamen Gottesdienst planen können. Ich meine, seien wir ehrlich, noch vor zehn Jahren hätten wir uns über gar nichts einigen können.

B: Stimmt, das ist wahr – na ja, sagen wir eher fünfzehn.

A: Oh, ich wollte mich gerade verbessern und sagen, es waren wohl eher noch weniger als zehn.

B: Ich bin ziemlich sicher, dass es mindestens fünfzehn sind.

A: (drauf und dran, noch mehr zu sagen) Ich glaube nicht – ach, na ja, so um die zehn jedenfalls.

B: Ja, ich schätze, es könnten auch ein bisschen weniger als fünfzehn gewesen sein.

A: Wie auch immer. (holt Klemmbrett hervor) Ich war so frei, mir zu Hause schon mal ein paar Ideen zu notieren.

B: Tatsächlich? Oh, ja. Oh, gut. Oh, das ist gut. Du hast dir einfach – ein paar Ideen notiert.

A: Ja, ist das okay?

B: Prima. Fein. Ja, das ist völlig okay. Ein paar Ideen – ja, das ist okay.

A: Gut. Also, ich habe mir gedacht, beginnen sollten wir mit einem Gebet.

B: (kaum hörbar) Hm.

A: Entschuldigung – wie bitte?

B: Ich habe nichts gesagt.

A: Doch, hast du. Du sagtest (exakte Nachahmung) »Hm!«

B: Tatsächlich? Oh, ich fand es einfach interessant, dass du dachtest, wir sollten die ganze Sache mit einem Gebet beginnen, das ist alles. Ich – fand es einfach interessant.

A: Heißt das, du bist nicht einverstanden damit, dass wir mit einem Gebet beginnen?

B: Oh, nein, nein, ein Gebet ist absolut in Ordnung. Absolut in Ordnung. (Pause) Oder mit einem Choral.

A: A-a-ah ja, mit einem Choral meinst du vermutlich ein Lied.

B: Meine ich das?

A: Nun ja, heutzutage nennen wir es eher Lieder.

B: Ach, tun wir das?

A: Ja, wir finden, Choräle – Choräle – das hört sich ein bisschen, irgendwie altmodisch und steif an.

B: Ah, verstehe. Altmodisch. Steif.

A: (seufzt) Wie auch immer, ich dachte mir, nach dem Gebet könnten wir ein Lied singen und –

B: Du meinst nach diesem Gebet, das du gleich zu Beginn des Gottesdienstes haben willst?

A: Äh, zu Beginn der Versammlung, ja –

B: Zu Beginn des Gottesdienstes, genau.

A: Versammlung. Und dann vielleicht noch ein Lied unmittelbar vor der Botschaft.

B: Entschuldigung, unmittelbar vor was?

A: Unmittelbar vor der Botschaft.

B: Welche Botschaft? Von wem an wen? Worüber?

A: Na, du weißt schon, die Botschaft, die Botschaft, die Botschaft, die Ansprache.

B: Ach, du meinst die Predigt.

A: Na ja, so könnte man es wohl nennen.

B: Wir nennen es jedenfalls so.

A: Na ja, wir nennen es eben – die Botschaft.

B: (beinahe tonlos) Und wir nennen es die Predigt.

A: Vielleicht sollten wir jetzt lieber über das Bekenntnis reden.

B: Das Bekenntnis. Ja, in Ordnung, vielleicht sollten wir das.

A: Also, ich finde, das Bekenntnis sollte ziemlich zu Anfang der Versammlung, äh, des Gottesdienstes kommen.

B: Aha. Gleich nach dem ersten Choral – ich meine – Lied?

A: Ja, und noch ein ganzes Stück vor der Bot- äh …

B: Der Ansprache?

A: Ja, reichlich vor der Ansprache. Gut. Siehst du? Jetzt kommen wir richtig vorwärts. Okay, wann wollen wir denn die Zeit des Gabenausteilens einbauen?

B: (verdutzte Pause) Äh, es ist doch kein Weihnachtsgottesdienst, oder?

A: Nein, doch nicht solche Gaben. Geistliche Gaben. Zungenrede und Prophezeiungen. Du weißt schon. Zum Beispiel könnte es sein, dass ich plötzlich ein Wort für dich habe.

B: Verstehe. Was denn – zum Beispiel »Lied«, meinst du? Oder »Versammlung«?

A: Nein, nicht solche Wörter. Eine Botschaft vom Herrn.

B: Oh, du hast Gott für die Predigt gewinnen können?

A: Du weißt genau, dass ich es nicht so meine.

B: Jaja – schon gut – Entschuldigung …

A: Gut, nur noch ein paar Kleinigkeiten. Wollen wir uns auch um den Tisch des Herrn versammeln?

B: (Pause) Nun, ja, sicher, nichts dagegen, solange noch genug Zeit für die Kommunion bleibt.

A: (seufzt) Das ist genau dasselbe, das weißt du doch genau!

B: (ihm reicht es) Nein. Nein, das ist es nicht. Es ist überhaupt nicht dasselbe. Kommunion ist, wenn Leute ehrfürchtig Brot und Wein von silbernen Tellern und aus silbernen Kelchen einnehmen, während sich um den Dingsbums versammeln, oder wie du das nennst, darin besteht, dass jemand winzig kleine Gläser mit verdünntem Traubensaft an Leute verteilt, die sich nicht einmal die Mühe machen wollen, von ihren Hintern hochzukommen und nach vorne zu gehen.

A: (ihm platzt der Kragen) Ach, ja? Eins kann ich dir sagen, die Leute in unserer Gemeinde haben keine Hintern – sie haben Gesäße! Reden wir doch mal darüber, was bei euch so läuft. Der Friedensgruß zum Beispiel. Reden wir mal darüber. Dieser kostbare kleine Moment so genannter Informalität, in dem jeder vor Angst erstarrt und nicht weiß, wen er küssen, wen er umarmen, wem er die Hand schütteln oder wem er eine ballern soll. Friedensgruß, dass ich nicht lache! Friedensstress müsste das eigentlich heißen.

B: Ach, wirklich! Na, wenigstens fassen wir uns nicht alle an den Händen und spielen Ringelreihen!

A: Wenigstens laufen unsere Pastoren nicht rum wie schwangere Frauen.

B: Manche unserer Pastoren sind schwangere Frauen! Und wenigstens machen wir nicht so einen dämlichen Aufriss darum, den Heiligen Geist einzuladen!

A: Aha, das erklärt dann wahrscheinlich auch, warum er nie hereinkommt, was?

B: Wie auch immer (ihm fällt nichts mehr ein), jedenfalls hast du große Ohren!

A: Die müssen ja auch alles auffangen, was aus deinem dicken, fetten Maul kommt!

B: Du hast ja keine Ahnung!

A: Du hast keine!

B: Du hast keine!

A: Du hast keine!

B: Du hast keine!

A: Du hast keine!

B: Du hast keine!

(leicht verlegene Pause)

A: Also, wie kommen wir voran?

B: Prima, denke ich. Ähm, ich nehme an, wir laden alle zu unserer Veranstaltung ein.

A: Nun ja, ich dachte, die Presbyterianer vielleicht lieber nicht.

B: (nach einer Pause) Weißt du, ich bin froh, dass du das sagst.

A: Na ja, es gibt ja schließlich –

BEIDE: Grenzen.

A: Es gibt Grenzen, nicht wahr?

B: Oh, ja, die gibt es.

BEIDE: Presbyterianer.

(Beide schütteln in schönster Einigkeit die Köpfe.)

A: (seufzt) Ist Einheit nicht etwas Wunderbares?

B: Etwas Herrliches.

A: Weißt du was? Unsere Unterschiede liegen doch nur in den Details.

B: Absolut! Na ja, nicht ausschließlich in den Details – schon gut, tut mir leid …

Ein-Thema-Fanatiker: übermäßig auf ein Thema fixierte Leute, die einem in jedem Bereich auf die Nerven gehen, aber einen geradezu in den Wahnsinn treiben, wenn sie Christen von den wahren Prioritäten ihres Glaubens weglocken. Ein-Thema-Fanatiker sollten sich vor eklektischen Schocks in Acht nehmen.

Emetikum: möglicher Name für eine der vielen mutigen christlichen Bands, die sich tapfer weigern, sich durch Mangel an Talent und Können von ihrer Berufung abhalten zu lassen. Eine Musikgruppe namens Emetikum könnte denen einen sehr nützlichen Dienst erweisen, die schon immer das Gefühl hatten, etwas in sich zu tragen, was einfach herausmuss.

Endzeit: eine Obsession jener wild dreinblickenden Gestalten, die trotz der klaren Aussage Jesu, nicht einmal er wisse, wann das Jüngste Gericht kommen werde, immer noch steif und fest behaupten, die Welt werde mit Sicherheit am nächsten Montag um genau drei Uhr siebenundzwanzig nachmittags enden, sich aber dennoch weigern, einem ihr Zeug zu geben, das sie doch offensichtlich nach dem Wochenende nicht mehr brauchen werden.

Entrinnen, dem künftigen Zorn: 1. Jesus nachfolgen; 2. weiter Jesus nachfolgen; 3. Warum haben Sie aufgehört, Jesus nachzufolgen?; 4. aus dem Zimmer verschwinden, bevor Ihre vierjährige Tochter aufwacht und merkt, was Ihr siebenjähriger Sohn mit ihrem allerliebsten Spielzeug gemacht hat.

Entrückung: ein Ereignis, bei dem die Erwählten plötzlich verschwinden werden, das aber die vertikal Benachteiligten in ziemlich bizarrer Gesellschaft zurücklassen wird. Man kann sich vorstellen, dass im amerikanischen Bible Belt die Fluggesellschaften streng darauf achten, dass entweder der Pilot oder der Kopilot definitiv kein Christ ist.

Epheser: neutestamentliches Buch, das zu einer gewissen Berühmtheit dafür gelangte, denen einen Strich durch die Rechnung zu machen, die in Bibelgesprächskreisen gerne behaupten, sie hätten etwas vom Herrn gehört. Etwa so:

A: (mit tiefer, eindrucksvoller Stimme) Ich glaube, der Herr sagt, wir sollten einen Blick auf Epheser, Kapitel sieben, werfen.

B: (nach einer kleinen Sofortrecherche und mit tiefer, ungeistlicher Befriedigung) Oh, nanu, da haben wir ein kleines Problem; der Epheserbrief hat nur sechs Kapitel.

A: (rot werdend, aber mit unbeirrter Entschlossenheit) Ach so, na dann muss er wohl das erste Kapitel des Philipperbriefes gemeint haben.

Epilog: diese fünfminütige Ansprache am Ende des Abends anzuhören, war der Preis, den ungläubige Teenager wie ich in den Sechzigern und Siebzigern dafür bezahlten, mit Mädchen zu plaudern und andere attraktive Annehmlichkeiten in kirchlichen Jugendgruppen zu nutzen.

Er ist ein lieber, netter Kerl: Formulierung zur moralischen Rechtfertigung dafür, im Folgenden all die herrlich faszinierenden Merkmale der fraglichen Person aufzuzählen, die überhaupt nicht lieb und nett sind.

Eselskiefer: Waffe, die Samson im Buch der Richter verwendete. Dasselbe tun auch heute viele Prediger und politische Redner.

Eutychus: junger Mann, der auf einer Fensterbank saß und während einer nicht enden wollenden Predigt von Paulus einnickte und zu Tode stürzte. Anschließend erweckte ihn Paulus freundlicherweise wieder zum Leben, damit er das Ende der Predigt nicht verpasste. Der Verfasser der Apostelgeschichte gibt nicht an, wie Eutychus auf dieses Vorrecht reagierte oder ob ihm dabei eine Wahl eingeräumt wurde.

Eva: 1. wurde zusammen mit Adam aus dem Garten vertrieben, nachdem sie den verwerflichsten Obstdiebstahl der Geschichte begangen hatte. Wird nach obskuren Quellen mit den Worten zitiert: »Klar, natürlich haben wir daran gedacht, uns einfach wieder hineinzuschleichen, aber schaut euch doch bloß dieses flammende Schwert an!«; 2. vermutlich dazu verurteilt, die Ewigkeit an den Himmelspforten zu verbringen und sich persönlich und überreichlich bei jedem Ankömmling für alles Miese zu entschuldigen, was ihm je passiert ist.

Evangelist: 1. jemand, der das Evangelium predigt, mit dem Ziel, seine Zuhörer zum Glauben an Christus zu führen. Die Besten von ihnen sind großartig. Ich danke Gott für Denis Shepherd, der mir vor vierzig Jahren zu meiner Bekehrung verhalf; 2. ein mit reichlich Ego ausgestatteter christlicher Redner, der sich mit einem Arm herausfordernd aufs Pult lehnt, mit dem Zeigefinger auf die Luft einpeitscht und außerstande ist zu glauben, dass irgendjemand irgendetwas verstehen oder verarbeiten kann, wenn es nicht neununddreißig Mal gesagt wird; 3. Anagramm für »Elvis-Agent«.

Ewiges Leben: 1. nach Befürchtung mancher so etwas wie ein Gottesdienst am Sonntagmorgen, nur dass es ewig dauert. Wenn man dann zum neunmillionsten Mal Shine, Jesus, Shine gesungen hat …; 2. ein Ort, wo Gott an einem Strohhalm kauen und uns erklären wird, wie alles wirklich ist; 3. eine Zeit, in der Oscar Wilde zufolge gute Amerikaner nach Paris und böse Amerikaner nach Amerika kommen.

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23 December 2023
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182 p. 5 illustrations
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9783865066619
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