12 Jahre als Sklave

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12 Jahre als Sklave
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Solomon Northup

12 Jahre als Sklave

12 Years A Slave: Die Geschichte des Solomon Northup

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Widmung

VORWORT DES HERAUSGEBERS VON 1853

KAPITEL I.

KAPITEL II.

KAPITEL III.

KAPITEL IV.

KAPITEL V.

KAPITEL VI.

KAPITEL VII.

KAPITEL VIII.

KAPITEL IX.

KAPITEL X.

KAPITEL XI.

KAPITEL XII.

KAPITEL XIII.

KAPITEL XIV.

KAPITEL XV.

KAPITEL XVI.

KAPITEL XVII.

KAPITEL XVIII.

KAPITEL XIX.

KAPITEL XX.

KAPITEL XXI.

KAPITEL XXII.

ANHANG

A. Artikel 375

B. Eingabe von Anne

C. Freilassungsurkunde

Impressum

Widmung

Für Harriet Beecher Stowe:

Deren Namen man auf der ganzen Welt mit der Großen Reform identifiziert;

Ihr ist diese Erzählung, die einen weiteren Schlüssel zu Onkel Toms Hütte bietet, voller Respekt gewidmet.

„So närrisch an Gebräuchen hängt der Mensch,

verehrt das Alte, was schon lange Zeit

befolgt wird, ja sogar die Sklaverei,

eines der schlimmsten aller Übel, weil

der Herr sie weiter reichet an den Sohn,

als heilig Ding besorgt gehütet wird.

Doch taugt sie was, verkraftet sie den Schock

Vernünft’ger Diskussion, dass denn ein Mann

aus selbem Stoff gemacht wie andre auch,

aus wirren Elementen, wozu Lust

und Torheit gleichermaßen zählen,

wie in dem Herz des Sklaven, den er lenkt,

als absoluter Herrscher sich dann rühmt

auf seinem Land als einz’ger frei zu sein?“

Cowper

VORWORT DES HERAUSGEBERS VON 1853

Als der Herausgeber die Vorbereitung der nachfolgenden Erzählung begann, nahm er nicht an, dass sie den Umfang dieses Bandes erreichen würde. Um jedoch alle Tatsachen darzustellen, die ihm mitgeteilt wurden, erschien es notwendig, sie auf ihre gegenwärtige Länge auszudehnen.

Viele der Aussagen auf den folgenden Seiten werden von reichhaltigen Beweisen untermauert – andere beruhen allein auf Solomons Behauptungen. Dass er sich strikt an die Wahrheit gehalten hat, davon ist zumindest der Herausgeber, der die Gelegenheit hatte, irgendwelche Widersprüche oder Unzulänglichkeiten in seinen Aussagen zu entdecken, fest überzeugt. Er hat ausnahmslos dieselbe Geschichte wiederholt, ohne bei der geringsten Einzelheit abzuweichen, und hat gleichfalls sorgfältig das Manuskript durchgesehen, und Änderungen diktiert, wann auch immer die unbedeutendste Ungenauigkeit zu finden war.

Es war Solomons Glück, dass er während seiner Gefangenschaft verschiedenen Herren gehörte. Die Behandlung, die ihm in den „Kiefernwäldern“ zuteil wurde, zeigt, dass es unter den Sklavenhaltern Personen von Menschlichkeit wie auch von Grausamkeit gibt. Von einigen spricht er mit Gefühlen der Dankbarkeit – anderen im Geist der Bitterkeit. Man kann glauben, dass der nachfolgende Bericht seiner Erlebnisse am Bayou Boeuf ein stimmiges Bild der Sklaverei in all ihrem Licht und Schatten zeigt, wie sie an diesem Ort zur Zeit existiert. Frei, wie er meint, von jeder Voreingenommenheit und jedem Vorurteil, war es das einzige Ziel des Herausgebers, eine wahrheitsgetreue Geschichte von Solomon Northups Leben zu erzählen, wie er sie von seinen Lippen erfuhr.

Er hofft, dass er beim Erreichen dieses Zieles Erfolg hatte, ungeachtet der unzähligen Fehler in Stil und Ausdrucksweise, die man hierin finden mag.

DAVID WILSON.

WHITEHALL, New York, Mai 1853.

KAPITEL I.

EINLEITUNG – HERKUNFT – DIE FAMILIE NORTHUP – GEBURT UND ELTERN – MINTUS NORTHUP – EHE MIT ANNE HAMPTON – GUTE VORSÄTZE – DER CHAMPLAIN-KANAL – REISE MIT DEM FLOSS NACH KANADA – LANDWIRTSCHAFT – DIE GEIGE – KOCHKUNST – UMZUG NACH SARATOGA – PARKER UND PERRY – SKLAVEN – UND SKLAVEREI – DIE KINDER – DER BEGINN DES LEIDS.

Nachdem ich als freier Mann geboren wurde, und über dreißig Jahre lang den Segen der Freiheit in einem freien Staat genossen habe – und nachdem ich am Ende dieser Zeit entführt und in die Sklaverei verkauft wurde, in der ich verblieb, bis ich glücklicherweise im Januar des Jahres 1853 gerettet wurde, nach einer Gefangenschaft von zwölf Jahren – wurde mir nahe gelegt, dass ein Bericht über mein Schicksal und mein Leben für die Öffentlichkeit nicht uninteressant wäre.

Seit meiner Rückkehr in die Freiheit ist mir das wachsende Interesse in den Nördlichen Staaten hinsichtlich des Themas der Sklaverei nicht entgangen. Erfundene Geschichten, in denen vorgeblich ihre Eigenheiten in ihren angenehmeren ebenso wie in ihren abstoßenderen Aspekten dargestellt werden, wurden in einem nie da gewesenen Ausmaß in Umlauf gebracht und haben, so wie ich es verstehe, eine fruchtbare Thematik für Stellungnahmen und Diskussionen geschaffen.

Ich kann von der Sklaverei nur insoweit berichten, wie sie sich meinen eigenen Beobachtungen gezeigt hat – nur insoweit ich sie an meiner eigenen Person gekannt und erfahren habe. Es ist mein Ziel, die Tatsachen freimütig und wahrheitsgemäß darzulegen: die Geschichte meines Lebens ohne Übertreibungen wiederzugeben, und es anderen zu überlassen festzustellen, ob selbst die Seiten erdichteter Werke das Bild eines grausameren Unrechtes oder einer strengeren Knechtschaft zu zeichnen vermögen.

So weit ich mich zurückerinnern vermag, waren die Vorfahren auf meiner väterlichen Seite Sklaven in Rhode Island. Sie gehörten einer Familie mit dem Namen Northup, aus der sich einer, der in den Staat New York zog, in Hoosick im County Rensselaer niederließ. Er hatte Mintus Northup, meinen Vater, dorthin mitgebracht. Nach dem Tode dieses Gentlemans, was sich vor etwa fünfzig Jahren zugetragen haben muss, wurde mein Vater ein freier Mann, gemäß einer Anweisung in dessen Testament.

Henry B. Northup, Esquire, aus Sandy Hill, ein angesehener Rechtsanwalt und der Mann, in dessen Schuld ich dank der Vorsehung für meine gegenwärtige Freiheit stehe, und auch für meine Rückkehr in die Gesellschaft meiner Frau und meiner Kinder, ist ein Verwandter jener Familie, in deren Diensten meine Vorväter solchermaßen standen, und von der sie ihren Namen ableiteten, den ich auch trage. Dieser Tatsache mag das anhaltende Interesse zuzuschreiben sein, welches er zu meinen Gunsten aufbrachte.

Einige Zeit nach seiner Befreiung zog mein Vater in die Stadt Minerva in Essex County, New York, wo ich im Juli des Jahres 1808 geboren wurde. Wie lange er dort blieb, kann ich nicht genau bestimmen. Von dort zog er nach Granville, im County Washington, in die Nähe eines Ortes, den man Slyborough nennt, wo er einige Jahre auf der Farm von Clark Northup arbeitete, ebenfalls ein Verwandter seines alten Herren; von dort zog er auf die Farm der Aldens in der Moss Street, ein kleines Stück nördlich des Dorfes Sandy Hill; und von dort auf die Farm, die nun Russel Pratt gehört, an der Straße von Fort Edward nach Argyle gelegen, wo er wohnen blieb bis zu seinem Tode, der sich am zweiundzwanzigsten Tage des Novembers 1829 zutrug. Er hinterließ eine Witwe und zwei Kinder – mich und Joseph, einen älteren Bruder. Letzterer lebt immer noch im County Oswego, nahe der Stadt selbigen Namens; meine Mutter starb während der Zeit meiner Gefangenschaft.

 

Auch wenn er als Sklave geboren wurde und unter den Benachteiligungen litt, denen meine unglückliche Rasse unterworfen ist, war mein Vater ein Mann, dem man für seinen Fleiß und seine Rechtschaffenheit Respekt zollte, wie viele, die noch leben und sich noch an ihn erinnern, bereitwillig aussagen werden. Sein ganzes Leben verbrachte er mit friedlicher Betätigung in der Landwirtschaft, suchte nie Beschäftigung in jenen eher niederen Arbeiten, welche insbesondere den Kindern Afrikas zugewiesen werden. Abgesehen davon, dass er uns eine Erziehung angedeihen ließ, die über das hinausging, was üblicherweise Kindern in unserer Stellung zugestanden wurde, erhielt er durch seinen Fleiß und seine Sparsamkeit einen ausreichenden Besitzstandsnachweis, um ihm das Wahlrecht einzuräumen (Anm. d. Übers.: Im Bundesstaat New York war das Wahlrecht zu jener Zeit abhängig vom Vermögen des Bürgers, wurde aber auch Farbigen zugestanden). Er war es gewohnt, mit uns über sein früheres Leben zu sprechen; und gleichwohl er jederzeit die wärmsten Gefühle der Gewogenheit, ja sogar der Zuneigung für die Familie hegte, in deren Haus er ein Leibeigener war, begriff er nichtsdestoweniger jenes System der Sklaverei, und hing bekümmert seinen Gedanken hinsichtlich der Erniedrigung unserer Rasse nach. Er war bemüht, unseren Geist mit seinen Ansichten über gute Sitten zu füllen, und uns zu lehren, Vertrauen und Zuversicht Ihm zu schenken, der die bescheidensten ebenso wie die höchsten seiner Geschöpfe schätzt. Wie oft seit jener Zeit ist mir die Erinnerung an seine väterlichen Ratschläge in den Sinn gekommen, während ich in einer Sklavenhütte in den fernen und unzuträglichen Gegenden Louisianas lag, an den unverdienten Verletzungen litt, die mir von einem unmenschlichen Herrn zugefügt wurden, und mich nur noch nach dem Grab sehnte, das ihn schon bedeckte, um mich vor der Peitsche des Unterdrückers abzuschirmen. Auf dem Friedhof von Sandy Hill markiert ein schlichter Stein die Stelle, wo er ruht, nachdem er würdig die Pflichten erfüllt hatte, die zu der niederen Sphäre gehören, welche zu beschreiten ihm Gott bestimmte.

Bis zu jener Zeit war ich hauptsächlich bei meinem Vater mit den Arbeiten auf der Farm beschäftigt. Die mir zugestandenen freien Stunden verbrachte ich im Allgemeinen entweder bei meinen Büchern oder mit dem Spiel auf der Geige – eine Unterhaltung, welche die vorherrschende Leidenschaft meiner Jugend war. Sie war auch seither die Quelle des Trostes, bot den einfachen Wesen Vergnügen, mit denen ich mein Los teilte und lenkte meine eigenen Gedanken viele Stunden lang von der schmerzhaften Betrachtung meines Schicksals ab.

Am Weihnachtstag des Jahres 1829 heiratete ich Anne Hampton, ein farbiges Mädchen, welches damals in der Nähe unseres Hauses lebte. Die Eheschließung fand in Fort Edward statt, durch Timothy Eddy, Esquire, einen Ratsherrn jener Stadt, und heute noch ein bekannter Bürger des Ortes. Sie hatte lange Zeit in Sandy Hill bei Mr. Baird gewohnt, dem Eigentümer der Eagle Tavern, und auch in der Familie von Reverend Alexander Proudfit aus Salem. Dieser Gentleman hatte an letzterem Ort viele Jahre lang der presbyterianischen Gesellschaft vorgestanden, und war weithin für seine Gelehrtheit und Frömmigkeit bekannt. Anne hält immer noch die außerordentliche Güte und die hervorragenden Ratschläge jenes guten Mannes in dankbarer Erinnerung. Sie kann nicht die genaue Linie ihrer Abstammung bestimmen, doch das Blut dreier Rassen vermischt sich in ihren Adern. Es ist schwer zu sagen, ob Rot, Weiß oder Schwarz vorherrschend ist. Die Verbindung von ihnen allen in ihrer Herkunft jedoch hat ihr einen einzigartigen, aber gefälligen Ausdruck verliehen, so wie er nur selten zu sehen ist. Man kann sie nicht eindeutig als Quadroon (Anm. d. Übers.: jemand, der zu einem Viertel schwarzer Abstammung ist) einordnen, auch wenn sie diesen irgendwie ähnelt, eine Klasse übrigens, wie ich vergessen habe zu erwähnen, der meine Mutter angehörte.

Ich hatte gerade die Minderjährigkeit hinter mich gebracht, nachdem ich das Alter von einundzwanzig im vorigen Juli erreichte. Dem Rat und der Unterstützung meines Vaters beraubt, mit einer Frau, für deren Unterhalt ich verantwortlich war, stellte ich mich auf ein Leben des Fleißes ein; und ungeachtet des Hindernisses der Hautfarbe und in dem Bewusstsein meines niederen Status, hing ich angenehmen Träumen künftiger guter Zeiten nach, wenn der Besitz einer bescheidenen Behausung mit einigen umliegenden Äckern meine Mühen belohnen sollten und mir die Mittel zu Glück und Bequemlichkeit brächten.

Von der Zeit meiner Eheschließung bis zu diesem Tage ist die Liebe, die ich meiner Frau entgegenbringe, ehrlich und unvermindert; und nur diejenigen, welche die glühende Zärtlichkeit verspürt haben, die ein Vater seinem Nachwuchs entgegenbringt, können meine Zuneigung für die geliebten Kinder ermessen, die uns seither geboren wurden. So viel halte ich für angemessen und notwendig zu sagen, damit diejenigen, welche diese Seiten lesen, die Schmerzlichkeit jener Leiden verstehen können, die zu ertragen ich verurteilt war.

Unmittelbar nach unserer Eheschließung begannen wir unseren eigenen Haushalt zu führen, in dem alten gelben Gebäude, welches damals am südlichen Rand des Dorfes Fort Edward stand, und das seitdem in ein modernes Anwesen umgebaut worden ist, in jüngster Zeit bewohnt von Captain Lathrop. Man kennt es als Fort House. In diesem Gebäude wurde zeitweilig nach der Gründung des Countys Gericht gehalten. Es wurde ebenfalls im Jahr 1777 von Burgoyne (Anm. d. Übers.: John Burgoyne war ein britischer General im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg) bewohnt, da es nahe dem alten Fort am linken Ufer des Hudson River lag.

Während des Winters war ich mit anderen beschäftigt, den Champlain-Kanal zu reparieren, an dem Teilstück, dessen Inspektor William Van Nortwick war. David McEachron besaß die unmittelbare Verantwortung für die Männer, mit denen ich arbeitete. Als der Kanal dann im Frühling eröffnet wurde, konnte ich von meinem ersparten Lohn ein Paar Pferde kaufen, und andere Dinge, die im Binnenschiffergewerbe notwendig waren.

Nachdem ich einige tüchtige Hände zu meiner Unterstützung angeworben hatte, schloss ich einen Vertrag über den Transport großer Flöße Bauholz vom Champlainsee nach Troy ab. Dyer Beckwith und ein Mr. Bartemy aus Whitehall begleiteten mich auf mehreren Fahrten – ein Wissen, dass mich anschließend befähigte, einem würdigen Herrn einen profitablen Dienst zu erweisen und die einfältigen Holzfäller an den Ufern des Bayou Boeuf zu erstaunen.

Bei einer meiner Reisen den Champlainsee hinab war ich veranlasst, Kanada einen Besuch abzustatten. Ich begab mich nach Montreal und besuchte dort die Kathedrale und andere Sehenswürdigkeiten der Stadt, von wo ich meinen Abstecher nach Kingston und in andere Städte fortsetzte, und dabei Kenntnisse über die Örtlichkeiten erwarb, die mir ebenfalls später noch dienlich waren, wie es gegen Ende dieser Erzählung deutlich werden wird.

Nachdem ich meinen Vertrag am Kanal zu meiner und der Zufriedenheit meines Auftraggebers erfüllt hatte und nicht untätig bleiben wollte, nun, da die Schiffbarkeit des Kanals wieder eingestellt worden war, schloss ich einen weiteren Vertrag mit Medad Gunn ab, um eine große Menge Holz zu schlagen. Mit dieser Arbeit war ich während des Winters der Jahre 1831-32 beschäftigt.

Mit der Rückkehr des Frühlings fassten Anne und ich das Projekt ins Auge, eine Farm in der Nachbarschaft zu übernehmen. Ich war seit frühester Kindheit an landwirtschaftliche Arbeiten gewohnt, und es war eine Beschäftigung, die meinen Vorlieben entgegenkam. Dementsprechend trat ich in eine Übereinkunft betreffs eines Teils der ehemaligen Alden-Farm ein, auf der mein Vater früher gelebt hatte. Mit einer Kuh, einem Schwein, einem Joch vorzüglicher Ochsen, die ich kürzlich von Lewis Brown in Hartford erworben hatte, und weiterem persönlichen Besitz und Habe zogen wir in unser neues Heim in Kingsbury. In diesem Jahr pflanzte ich fünfundzwanzig Morgen Getreide an, säte große Felder mit Hafer aus, und nahm die Landwirtschaft in so großem Maßstab auf, wie es dem äußersten Rahmen meiner Mittel entsprach. Anne kümmerte sich voll Sorgfalt um die Angelegenheiten des Hauses, während ich angestrengt auf dem Feld schuftete.

An diesem Ort lebten wir bis zum Jahre 1834. In der Winterzeit hatte ich viele Einladungen erhalten, auf der Geige zu spielen. Wann auch immer sich die jungen Leute zum Tanz versammelten, war ich fast unausweichlich zur Stelle. In allen umliegenden Dörfern war mein Fiedelspiel offenkundig. Anne hatte gleichsam während ihres langen Aufenthalts in der Eagle Tavern eine gewisse Berühmtheit als Köchin errungen. Während der Gerichtswochen und bei öffentlichen Veranstaltungen wurde sie für einen hohen Lohn in der Küche von Sherrill’s Coffee House angestellt.

Wir kehrten nach der Verrichtung dieser Dienste immer mit Geld in unseren Taschen zurück; so dass wir uns bald durch Fiedelspiel, Kochen und Landwirtschaft im Besitz von einigem Wohlstand fanden und tatsächlich ein glückliches und erfolgreiches Leben führten. Nun, wahrhaftig wäre es so für uns gewesen, wären wir auf der Farm bei Kingsbury geblieben; doch die Zeit kam, da der nächste Schritt hin zu dem grausamen Schicksal unternommen wurde, das mich erwartete.

Im März 1834 zogen wir nach Saratoga Springs.

Wir bewohnten ein Haus, welches Daniel O’Brien gehörte, auf der Nordseite der Washington Street. Zu jener Zeit führte Isaac Taylor eine große Pension, bekannt als Washington Hall, am nördlichen Ende des Broadways. Er beschäftigte mich als Droschkenfahrer, und in dieser Funktion arbeitete ich zwei Jahre für ihn. Nach jener Zeit wurde ich gewöhnlich, ebenso wie Anne, während der Saison im United States Hotel beschäftigt, und anderen Gasthäusern jenes Ortes. In der Wintersaison verließ ich mich auf mein Geigenspiel, auch wenn ich während des Baus der Troy- und Saratoga-Eisenbahn dort viele Tage harter Arbeit zubrachte.

In Saratoga besaß ich die Gewohnheit, Artikel, die meine Familie benötigte, in den Geschäften von Mr. Cephas Parker und Mr. William Perry einzukaufen, Gentlemen denen gegenüber ich aufgrund vieler freundlicher Gesten Gefühle größter Hochachtung entgegenbrachte. Aus diesem Grunde bewirkte ich zwölf Jahre später, dass an sie der Brief, der weiter hinten angeführt ist, gerichtet wurde, welcher in der Hand von Mr. Northup das Mittel zu meiner glücklichen Befreiung war.

Während ich im United States Hotel weilte, traf ich regelmäßig Sklaven, die ihre Herren aus dem Süden begleitet hatten. Sie waren immer ordentlich angezogen und anständig versorgt, führten scheinbar ein lockeres Leben, das sie nur mit wenigen seiner gewöhnlichen Sorgen bekümmern konnte. Viele Male ließen sie sich mit mir auf Unterhaltungen über die Sklaverei ein. Ich entdeckte, dass sie fast einstimmig ein geheimes Verlangen nach Freiheit hegten. Einige von ihnen brachten ein inständiges Bestreben zu fliehen zum Ausdruck, und berieten sich mit mir über die beste Methode, dieses umzusetzen. Die Furcht vor der Strafe jedoch, die, wie sie wussten, ihre erneute Gefangennahme und Rückkehr begleiten würde, erwies sich in allen Fällen als ausreichend, um sie von dem Versuch abzuhalten. Nachdem ich mein ganzes Leben die freie Luft des Nordens geatmet habe, und in dem Bewusstsein, dass ich dieselben Gefühle und Neigungen verspürte, die einen Platz im Herzen des weißen Mannes finden – mehr noch, in dem Bewusstsein eine Intelligenz zu besitzen, die zumindest der einiger Männer mit einer helleren Haut gleichkam – war ich zu unverständig, vielleicht auch zu unabhängig, um zu verstehen, wie jemand zufrieden sein konnte, in der erbärmlichen Lage eines Sklaven zu leben. Ich konnte nicht die Gerechtigkeit dieses Gesetzes oder jener Religion verstehen, die das Prinzip der Sklaverei aufrechterhält oder anerkennt; und nicht ein einziges Mal, wie ich stolz bemerken darf, versäumte ich einem, der zu mir kam, den Rat zu geben, auf seine Gelegenheit zu lauern und die Freiheit zu ergreifen.

Ich wohnte weiterhin bei Saratoga bis zum Frühjahr des Jahres 1841. Die schmeichlerischen Erwartungen, die uns sieben Jahre zuvor verführt hatten, unser ruhiges Farmhaus am Ostufer des Hudson River zu verlassen, hatten sich nicht erfüllt. Die Gesellschaft und die Bekanntschaften an jenem weltbekannten Kurort waren nicht dafür geschaffen, die einfachen Gewohnheiten von Fleiß und Sparsamkeit zu erhalten, an die ich gewöhnt war, sondern im Gegenteil sie mit anderen zu ersetzen, die zu Trägheit und Verschwendung neigten.

Zu dieser Zeit waren wir die Eltern dreier Kinder – Elizabeth, Margaret und Alonzo. Elizabeth, die älteste, war in ihrem zehnten Lebensjahr; Margaret war zwei Jahre jünger, und der kleine Alonzo hatte gerade erst seinen fünften Geburtstag hinter sich gebracht. Sie erfüllten unser Haus mit Freude. Ihre jungen Stimmen waren Musik in unseren Ohren. So manches Luftschloss bauten ihre Mutter und ich für die unschuldigen Kleinen. Wenn ich nicht bei der Arbeit war, spazierte ich immer mit ihnen in ihren feinsten Kleidern durch die Straßen und Alleen Saratogas. Ihre Gegenwart war mein Wohlgefallen; und ich drückte sie mit einer ebenso warmen und zärtlichen Liebe an meinen Busen, wie wenn ihre dunkle Haut so weiß wie Schnee gewesen wäre.

 

Bis hierher bietet die Geschichte meines Lebens nichts in irgendeiner Weise Ungewöhnliches – nichts außer den gewöhnlichen Hoffnungen und der Liebe und den Arbeiten eines unbedeutenden farbigen Mannes auf seinem bescheidenen Weg durch die Welt. Doch nun hatte ich einen Wendepunkt in meinem Dasein erreicht – die Schwelle des unaussprechlichen Unrechts erreicht, und der Trauer und der Verzweiflung. Nun hatte ich mich dem Schatten in der Wolke genähert, hin zu der dichten Dunkelheit, von der ich bald verschluckt werden sollte, um von da an vor den Augen meiner ganzen Familie verborgen zu sein, und ausgesperrt aus dem süßen Licht der Freiheit, viele beschwerliche Jahre lang.