Es gibt nichts zu tun

Text
Read preview
Mark as finished
How to read the book after purchase
Font:Smaller АаLarger Aa

14

Jemand fragte: »Was ist Buddha, und was ist Mara?« Der Meister antwortete: »Ist in eurem Geist noch ein einziger Gedanke des Zweifels, dann ist das Mara. Gelangt ihr zu dem Verständnis der ungeborenen Natur von allem, was ist, und erkennt, dass der Geist ein Phantom ist, dass es kein Objekt, kein Phänomen mit einer realen Existenz gibt, dann gibt es, wo immer ihr seid, Reinheit, und das ist Buddha. Trotzdem glauben die Menschen im Allgemeinen, dass Buddha und Mara zwei verschiedene Welten wären; die eine rein, die andere befleckt. Wie ich die Dinge sehe, gibt es Buddha nicht, Lebewesen gibt es nicht, es gibt weder Vergangenheit noch Gegenwart. Wenn ihr die Wahrheit realisiert, realisiert ihr sie direkt. Ihr braucht dazu keine Zeit. Ihr braucht sie nicht zu kultivieren, ihr braucht sie nicht zu realisieren, es gibt keinen Gewinn und keinen Verlust. Es kann nie eine andere Lehre als diese geben. Gäbe es eine andere Lehre als diese, würde ich sagen, dass sie nur ein Traum, ein Phantom wäre. Das ist alles, was ich sagen möchte.

Meine Freunde, ihr alle sitzt hier im gegenwärtigen Moment und lauscht dem Dharma. Ihr alle seid die klare, ursprüngliche Natur, niemand von euch ist darin behindert, die Zehn Richtungen zu durchdringen. Ihr könnt frei in den Drei Bereichen umherstreifen. Jeder von euch kann sich frei in jeden dieser Bereiche begeben, ohne behindert zu werden. Jeder kann im Bruchteil eines Augenblicks die Dharma-Bereiche durchdringen. Trefft ihr den Buddha, sprecht ihr mit Buddha; trefft ihr den Meister, sprecht ihr mit dem Meister; trefft ihr einen Arhat, sprecht ihr mit dem Arhat, trefft ihr einen Hungrigen Geist, sprecht ihr mit dem Hungrigen Geist. Ihr könnt euch daran erfreuen, jedes Land zu bereisen, die Lebwesen zu unterweisen, und ihr seht nicht für einen Augenblick, dass ihr nicht zu Hause seid. Überall ist Reinheit, das Licht der Klarheit erleuchtet die Zehn Richtungen, und ihr erkennt die Einheit von allem, was ist.

Meine Freunde, wenn ihr heute große Ehrenmänner sein wollt, müsst ihr die Wahrheit der Tatsache erkennen, dass es nie etwas zu tun gab. Nur weil euer Vertrauen unreif ist, sucht ihr weiterhin in jedem Augenblick. Ihr nehmt euren Kopf weg, und dann sucht ihr danach; und ihr könnt euch von der Suche nicht abbringen.

Stellt euch Bodhisattvas der vollkommenen und plötzlichen Erleuchtung vor, welche die Dharma-Bereiche manifestieren und in sie eintreten. Sie wenden sich zum Reinen Land hin. Sie mögen das Profane nicht und lieben das Heilige. Gäbe es solche Bodhisattvas, so wären sie noch immer Anhaftung und Ablehnung unterworfen. Die Vorstellung von rein und befleckt wäre noch immer in ihrem Geist. Der Einsicht der Meditationsschule zufolge ist das nicht so. Verstehen geschieht jetzt, in diesem Augenblick; ihr müsst auf keine andere Gelegenheit warten. Was ich stets sage, ist, dass alles geschieht. Die Arznei und die Krankheit, die zu heilen ist, müssen zur gleichen Zeit zusammenkommen, denn Arznei und Krankheit müssen sich aufeinander beziehen. Abgesehen davon gibt es nichts anderes, das wir Wahrheit nennen. Wenn ihr das erkennen könnt, seid ihr wahrlich jemand, der vorangegangen ist und der es würdig ist, jeden Tag materielle Opfergaben im Werte von zehntausend Goldmünzen zu empfangen.

Meine Freunde, lasst euch nicht von unechten Meistern hier und da ohne Sinn und Verstand das Siegel der Realisierung aufdrücken, um dann umherzuziehen und die Nachricht zu verbreiten: ›Ich habe Zen, ich habe verstanden, was der Weg bedeutet‹, und eine wortreiche Rede zu halten, die wie ein Wasserfall fortwährend dahinfließt, doch deren einziges Wirken es ist, jenes Karma zu schaffen, das zur Hölle führt. Jemand, der den wahren Pfad praktiziert, braucht nicht zu scharren und die Fehler der Welt herauszupicken. Alles, was er braucht, ist, sofort rechte Sicht zu realisieren. Nur die Realisierung vollkommener rechter Einsicht kann als Erfolg angesehen werden.«

15

Jemand fragte: »Was ist rechte Sicht?«

Der Meister antwortete: »Rechte Sicht ist die Fähigkeit, die Natur des Werdens, Verbleibens, Erlöschens und der Leerheit in allen Erscheinungen zu erkennen, ob ihr nun in das Heilige oder Profane, das Reine oder Befleckte eintretet oder in die Buddha-Länder oder die Paläste Sukhavatis oder die Dharma-Bereiche Vairochanas. Rechte Sicht bedeutet, im Erscheinen des Buddha in der Welt, in seiner Erleuchtung, im Drehen des Dharma-Rades und in seinem Eingehen ins Nirwana die Kennzeichen von Nicht-Kommen, Nicht-Gehen, von Ungeboren und Unsterblich zu erkennen. Rechte Sicht bedeutet, in durchdringender Weise das Kenneichen der Leerheit aller Phänomene zu erkennen. Ihr erkennt, dass nichts wirklich ist, so wie ihr es geglaubt habt, als ihr die Dharma-Bereiche des Ungeborenen betreten habt, zu eurem Vergnügen in den Buddha-Ländern umhergereist seid und den Avatamsaka-Bereich aufgesucht habt. Rechte Sicht bedeutet zu erkennen, dass die Person, die keinen Ort braucht, auf den sie sich stützen kann, wenn sie das Dharma hört, tatsächlich die Mutter aller Buddhas ist. Warum? Weil alle Buddhas aus einem Ort der Unabhängigkeit geboren wurden. Seid ihr in der Lage, zu dem Zustand zu erwachen, bei dem ihr zu nichts zurückkehren müsst, werdet ihr erkennen, dass die Natur des Buddha Nicht-Erlangen ist. Dies zu erkennen ist rechte Sicht.

Praktizierende, die nicht verstehen, sind weiterhin in Worten und Redewendungen gefangen und werden von Begriffen wie heilig, profan und so weiter behindert, so dass sie ihr Weisheitsauge nicht öffnen und deshalb die wahre Natur der Dinge nicht klar sehen können. Die Zwölf Abteilungen der Lehren gibt es nur, um diese wahre Natur deutlich zu zeigen. Praktizierende, die nicht verstehen, wenden sich Worten zu und suchen irrtümlicherweise dort nach Einsicht. Diese Haltung, nach einem Ort zu suchen, den man festhalten, auf den man sich stützen kann, lässt uns in den Kreislauf von Geburt und Tod fallen und hindert uns daran, den Kreislauf von Leben und Tod in den Drei Bereichen zu verlassen.

Wenn ihr als freie Menschen in Geburt und Tod umherwandern wollt, solltet ihr erkennen, wer es ist, der hier dem Dharma lauscht. Obwohl dieser Mensch keine Form hat, kein unterscheidendes Merkmal, keine Basis, keinen Ursprung, keinen Ort des Verweilens, lebt er, unendlich aktiv und imstande, zehntausende wundervolle Wirkungsweisen zu entfalten, und all diese Wirkungsweisen haben die Natur des Nicht-Verweilens.

Je mehr ihr, auf der anderen Seite, nach etwas Ausschau haltet, umso weiter seid ihr davon entfernt, umso mehr liegt ihr daneben.

Meine Freunde, identifiziert euch nicht mit diesem illusorischen Freund, dem Körper, denn er muss früher oder später in die Hände des Dämons der Vergänglichkeit zurückkehren. Was braucht ihr in dieser Welt, um euch der Suche nach Befreiung zuzuwenden? Alles, was ihr braucht, sind eine Schale mit braunem Reis und ein Stoffumhang; ansonsten solltet ihr eure gesamte psychische Kraft und eure Zeit dazu nutzen, einen guten spirituellen Freund zu finden. Verschwendet nicht eure Tage und Stunden, indem ihr verschiedenen Vergnügungen folgt. Die Zeit ist kostbar, das Leben ist vergänglich, die vier großen Elemente (mahabhuta) und die vier Zeichen (Geburt, Verweilen, Wandel, Erlöschen) treiben euch voran. Ihr müsst die zeichenlose Natur dieser vier unmittelbar erkennen, um nicht durch eure Umgebung hin und her gestoßen zu werden.«

16

Jemand fragte: »Was sind die vier zeichenlosen Umstände?«

Der Meister erwiderte: »Ein Augenblick der Verblendung (Zweifel) entsteht, und ihr werdet vom Erdelement behindert. Ein Augenblick des Verlangens entsteht, und ihr werdet vom Wasser behindert. Ein Augenblick des Zorns entsteht, und ihr werdet vom Feuer behindert. Ein Augenblick freudiger Erregung entsteht, und ihr werdet vom Wind behindert.

Verfügt ihr über diese Einsicht, werdet ihr durch eure Umgebung nicht hin und her gestoßen. Ihr werdet eure Umgebung gut nutzen können, wo immer ihr auch seid. Ihr geht im Osten auf und im Westen unter. Ihr geht im Süden auf und im Norden unter. Ihr geht in der Mitte auf und am Rand unter. Ihr geht am Rand auf und in der Mitte unter. Ihr geht auf dem Wasser wie auf der Erde und auf der Erde wie auf dem Wasser.

Wie ist das möglich? Es ist möglich, weil ihr erkannt habt, dass die vier großen Elemente ein Traum sind, ein Phantom.

Meine Freunde, der Mensch, der hier sitzt und dem Dharma lauscht, ist nicht die vier Elemente in eurem Körper. Dieser Mensch kann die vier Elemente gut nutzen, aber die vier Elemente machen von ihm keinen Gebrauch. Ob der Praktizierende geht oder verweilt, so ist er mit dieser Einsicht ein freier Mensch. Soweit ich das sehe, sollten wir keine Abneigung gegen irgendetwas hegen (oder uns von etwas angezogen fühlen). Ihr mögt das Heilige und lehnt das Profane ab, nicht wahr?

Das Heilige ist nur das Wort »heilig«. Pilger steigen auf den Wutai-Berg, um Manjushri zu finden. Das ist ein Irrtum. Wie könnte Manjushri auf Wutai Shan sein? Wollt ihr mit Manjushri Bekanntschaft schließen? Manjushri ist das wundervolle Wirken, das ihr vor euren Augen seht. Es war immer da. Daran gibt es keinen Zweifel. Das ist der lebendige Manjushri. Das Licht der Nicht-Unterscheidung, das in jedem Augenblick der Sammlung in alle Richtungen strahlt, ist der wahre Bodhisattva Samantabhadra, der in diesem Licht erscheint. Jeder Augenblick der Sammlung, der ungebunden, an allen Orten frei ist, ist die meditative Konzentration von Bodhisattva Avalokiteshvara. Abwechselnd sind diese drei Bodhisattvas Gastgeber und Freund. Manifestiert sich einer, manifestieren sich alle. Einer ist alle drei, und alle drei sind einer. Nur wenn ihr das erkennt, könnt ihr die Sutras des Weges wirklich studieren.«

 

17

Der Meister sprach zu der Gruppe:

»Diejenigen, die sich heutzutage im Pfad schulen, müssen über Selbstvertrauen verfügen und nicht außerhalb ihrer selbst nach Buddha Ausschau halten. Außerhalb nach etwas zu suchen bedeutet, dass ihr euch im Objekt eurer Suche verfangt und richtig und falsch nicht unterscheiden könnt. Die Leute sagen, es gebe einen Buddha, es gebe Meister, aber sie beziehen sich lediglich auf Spuren, die im Schriftenkanon hinterlassen wurden. Unterbreitet jemand einen Satz oder ein Wort aus den Sutras, ob nun in einer verdeckten oder offenkundigen Weise, so stellen sie sofort auf Zweifel beruhende Fragen, sie suchen in den Himmeln und auf der Erde, halten nach jemandem Ausschau, den sie zu Rate ziehen können. Der wahre, große Ehrenmann redet nicht über Meister und Diener, über richtig und falsch, Schönheit und Begabung. Er verbringt nicht all seine Zeit mit Debattieren. Wenn jemand zu diesem Mönch hier kommt, sei es ein Mönch oder Laie, kann dieser ihn bis zu dessen Ursprung durchschauen und erkennen, dass alle Klänge, Redewendungen und alles Geschriebene, das er verwendet, nur illusorische Träume sind. Er sieht auch den wahren Menschen in dieser Person, der von den umgebenden Sinnesobjekten behindert wird. Diese Art des Schauens ist das wundervolle Ziel des Buddha. Die Buddha-Welt verkündet nicht von sich selbst, die Buddha-Welt zu sein. Der Praktizierende des Weges, der übt, ohne sich auf jemanden zu stützen, an dem er sich festkrallt, ist imstande, diese Buddha-Welt zu bezeugen. Wenn mich jemand nach dem Buddha fragt, werde ich als Antwort eine reine Welt zeigen. Wenn er mich darüber befragt, was ein Bodhisattva sei, werde ich als Antwort eine mitfühlende Welt zeigen. Will mich jemand zu Bodhi, dem Erwachen, befragen, werde ich als Antwort eine Welt der wundervollen Reinheit zeigen. Möchte mich jemand zu Nirwana befragen, werde ich als Antwort eine Welt zeigen, in der alle Gedanken zur Ruhe gekommen sind. Es kann Hunderte oder Tausende verschiedener Welten geben, aber der Mensch ist nicht verschieden. Wir können als Antwort auf die Frage also eine Form manifestieren, genau so, wie der Mond sich im Wasser spiegelt.

Meine Freunde, wollt ihr in eurer Praxis Soheit realisieren, müsst ihr große Ehrenmänner werden. Seid ihr hingegen weiterhin ohne Rückgrat und schließt Kompromisse, werdet ihr sie nie realisieren. Ihr seid dann wie ein gesprungenes Gefäß und könnt den lebensspendenden Nektar nicht halten. Wollt ihr ein großes Instrument des Dharma sein, müsst ihr entschlossen sein, euch von anderen nicht täuschen zu lassen. Ihr solltet jederzeit Meister eurer selbst sein. Ihr solltet euer wahrer Mensch sein, wo immer ihr steht. Ihr erlaubt euch nicht, euch von denen, die zu euch kommen, beeinflussen zu lassen. Nur ein Augenblick des Zweifels bedeutet, dass Mara in euch eingetreten ist. Zweifel ist für den Mara von Geburt und Tod, was einen Bodhisattva betrifft, die beste Gelegenheit. Entsteht ein Objekt der Sinneswahrnehmung, schaut tief. Habt Vertrauen in die wundervolle Wirkungsweise, die in eurem Geist gegenwärtig ist, und dann werdet ihr sehen, dass es nichts zu tun gibt. Jeder Gedanke, den ihr habt, hat die Funktion, die Drei Bereiche hervorzubringen, und die sechs Sinnesobjekte werden als Ergebnis dessen mit dem Bereich in Übereinstimmung sein, in dem ihr euch jeweils befindet. In eurem alltäglichen Wirken, in dem ihr auf eure Umstände reagiert, was fehlt euch da? Im Bruchteil eines Augenblicks könnt ihr einen unreinen oder einen reinen Bereich betreten, den Palast von Maitreya oder die Länder der Drei Augen. Ihr könnt nach Belieben zu jedem Ort reisen und die Leerheit der Bezeichnungen erkennen.«

18

Jemand fragte: »Was sind die Länder der Drei Augen?«

Der Meister antwortete: »Ihr und ich betreten das Land der Wundervollen Reinheit; wir tragen die Robe der Reinheit und sprechen über den dharmakaya des Buddha. Dann betreten wir das Land der Nicht-Unterscheidung, tragen die Robe der Nicht-Unterscheidung und sprechen über den Retributionskörper des Buddha (sambhogakaya). Dann betreten wir das Land der Befreiung, tragen die Robe der Leuchtenden Klarheit und sprechen über den Verwandlungskörper des Buddha (nirmanakaya). All diese Länder der Drei Augen manifestieren sich in Abhängigkeit von ihrer wahren Natur oder der Bedeutung des Wortes, mit dem sie beschrieben werden. Den Sutras und Kommentaren zufolge ist der Dharma-Körper die Basis, und der Retributions- und der Verwandlungskörper sind die Wirkung.

So wie ich es sehe, weiß der Dharma-Körper nicht, wie man einen Dharma-Vortrag hält. Darum sagten die Lehrer der alten Zeit: ›Die Körper werden abhängig von der Wortbedeutung geschaffen; die Länder werden auf der wahren Natur gründend erörtert.‹ Das bedeutet, dass die Körper in Übereinstimmung mit der Bedeutung, welche die Menschen den Worten geben, geschaffen werden. Die Länder sind nur insoweit da, wie es ihre wahre Natur erlaubt. Der Körper der Dharma-Natur und die Länder der Dharma-Natur sind ganz klar Objekte, die geschaffen werden können. Das ist bei allen Ländern gleich – sie sind in Abhängigkeit von Bedeutung und Natur geschaffen. Sie alle sind gelbe Blätter und leere Fäuste, die Menschen benutzen, um Kinder zu täuschen. Sie sind Kaktusfeigen und dornige Wasserkastanien; sie sind wie der Versuch, frisches Wasser in trockenen Knochen zu finden. Das Dharma ist nicht außerhalb des Geistes, noch ist es innerhalb. Wonach also sucht ihr?

Überall reden Menschen über den spirituellen Pfad und sagen, dass ihr die Praxis realisieren werdet, wenn ihr euch dabei anstrengt. Macht keinen Fehler; selbst wenn ihr in der Praxis Realisationen erfahrt, so sind das nur Ursache und Wirkung des Handelns im Kreislauf von Geburt und Tod. Sagt ihr, dass ihr die sechs paramitas praktiziert und die hunderttausend tugendhaften Handlungen, so sehe ich das noch immer als Erzeugen von Handlungen als Ursache und Wirkung. Den Buddha suchen und das Dharma suchen bedeutet, ein Handeln zu erzeugen, das zu den Höllenbereichen führen kann. Die Bodhisattva-Frucht zu erstreben ist das Gleiche. Auch die Sutras und den Pfad studieren bedeutet, Handeln als Ursache und Wirkung zu schaffen. Für den Buddha und die Meister gibt es nichts zu tun. Soweit es sie betrifft, ist es gereinigtes Karma, ob es Geistesplagen und Handeln gibt oder ob es keine Geistesplagen und kein Handeln gibt.

Da gibt es eine Gruppe blinder Kahlköpfe, die sich, nachdem sie sich satt gegessen haben, zur Meditation hinsetzen. Sie zügeln ihr Denken und lassen Gedanken nicht aufkommen. Sie können den Lärm nicht ertragen, doch mögen sie die Stille. Ihre Art zu praktizieren unterscheidet sich nicht von der Art, in der Nicht-Buddhisten praktizieren. Ein Meister sagte: ›Diejenigen, die üben, den Geist zu konzentrieren, um Stille zu kontemplieren, die dann den Geist außerhalb des Geistes kontemplieren lassen oder den Geist im Inneren sammeln oder den Geist anhalten, um in samadhi einzutreten, sie alle tun etwas und praktizieren noch nicht Nicht-Tun.‹

Ihr, die ihr hier seid, um dem Dharma zu lauschen, was könnt ihr tun, damit euer Mensch üben, die Früchte der Übung realisieren und ein schöner Mensch sein kann? Euer Mensch ist nicht in der Lage, zu üben, zu realisieren oder schön zu werden. Könnt ihr jemanden lehren, schön zu werden, dann kann alles schön werden. Geht nicht in die Irre.

Meine Freunde, wenn ihr an den Worten der Zen-Meister festhaltet und sagt, sie begründeten den wahren Pfad; wenn ihr meint, diese Meister seien gute spirituelle Freunde von unfassbarer Kompetenz, und wenn ihr gleichzeitig euren Geist für so profan haltet, dass ihr es nicht wagen könnt, sie zu beurteilen, dann seid ihr wirklich blind. Ihr werdet diese Befangenheit euer ganzes Leben mit euch herumtragen. Ihr erkennt nicht, was eure eigenen Augen euch zeigen könnten. Ihr seid wie junge Affen, die auf Eis stehen, zitternd vor Angst. Ihr sagt: ›Ich würde es nicht wagen, schlecht von diesen guten spirituellen Freunden zu sprechen, aus Angst, schlechtes Rede-Karma zu schaffen.‹ Meine Freunde, nur wenn jemand ein großer spiritueller guter Freund ist, wagt er es, schlecht von Buddha und den Meistern zu sprechen, am Leben etwas auszusetzen zu haben, die Lehren des Tripitaka zu boykottieren, mit anderen zu schimpfen, so wie ihr Kinder ausschimpft, und in allen Umständen, seien sie günstig oder ungünstig, den wahren Menschen zu entdecken.

Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, kann ich in den vergangenen zwölf Jahren nichts entdecken – und sei es so klein wie ein Senfkorn –, das die Natur karmischer Vergeltung hätte. Die Zen-Meister, die ihr normalerweise trefft, sind wie Bräute, die gerade erst in das Haus ihrer Ehemänner gekommen sind: immer in Angst, dass sie aus dem Kloster getrieben werden und nichts zu essen haben. Darum können sie keinen Frieden oder keine Freude haben. Den Älteren, die an der Spitze stehen, wurde – in der Vergangenheit wie auch heute – von niemandem geglaubt. Sie wurden vertrieben, und dann erst wurde ihr Wert erkannt. Wenn die Leute sofort Vertrauen zu euch haben, wo ihr auch hingeht, was werdet ihr jemals tun können? Sobald der Löwe brüllt, platzt der Schädel des Schakals.

Meine Freunde, überall sagen die Leute, es gebe einen Pfad, der praktiziert werden, ein Dharma, das erkannt werden solle. Was ist das Dharma, das erkannt, der Pfad, der praktiziert werden soll? In eurem gegenwärtigen, alltäglichen Leben, was fehlt euch da? Was muss bewahrt werden? Die Mönche, die gerade erst geboren wurden, verstehen das nicht in aller Tiefe, so laufen sie immer hinter einer Meute Fuchsgeister her. Sie erlauben diesen Geistern, über Dinge zu prahlen, die andere fesseln. Sie sagen: ›Das Prinzip und die Praxis müssen miteinander übereinstimmen, und dann, wenn ihr die drei Handlungen befolgt, könnt ihr Buddha werden.‹ Sie grübeln und grübeln über solche Ideen. Sie sind wie Sprühregen im Frühjahr.

Der tugendhafte alte Meister sagte: ›Wenn du auf deinem Weg jemanden triffst, der den Pfad realisiert hat, dann ist es am besten, nicht über die Praxis mit ihm zu sprechen.‹

Aus demselben Grund hat jemand gesagt: ›Wenn ihr beabsichtigt, den Weg zu praktizieren, dann wird der Weg es euch nicht erlauben zu praktizieren; alle möglichen schlechten Umstände werden in ihrem Entstehen miteinander wetteifern. Sobald das Schwert der Weisheit aufblitzt, bleibt nicht ein Ding. Solange sich das Licht nicht zeigt, zeigt sich die Dunkelheit als Licht.‹

Darum sagten die Alten: ›Der Weg ist der alltägliche Geist.‹

Mönche, wonach sucht ihr? Gegenwärtig steht ihr vor mir und lauscht dem Dharma. Es ist leuchtend und klar. Ihr braucht von nichts abhängig zu sein, und weil es euch an nichts fehlt, müsst ihr nach nichts suchen. Wie ich es sehe, gibt es nicht viel zu tun. Seid ganz natürlich – legt eure Robe an, esst euer Essen und verbringt die Zeit damit, nichts zu tun.

Wenn ihr wollt, dass nichts zwischen euch und den Buddhas und Meistern steht, müsst ihr das erkennen. Zweifelt nicht mehr, geht nicht mehr in die Irre. Könnt ihr euch diese Einsicht bewahren, seid ihr lebende Meister. Könnt ihr euch diese Einsicht nicht bewahren, wird es einen Unterschied zwischen Wesen und Erscheinung geben. Wenn der Geist diese Einsicht bewahrt, dann sind Wesen und Erscheinung nicht zwei verschiedene Dinge.«