Camping in Australien

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2.2 Fahren nach Jahreszeit

Um eines der hartnäckigsten Klischees gleich zu Beginn auszuräumen – nein, in Australien scheint nicht an 365 Tagen im Jahr die Sonne. Hier fällt sogar Schnee, was für Camperreisen nicht unbedeutend ist. Als sechstgrößtes Land besitzt Australien mehr als eine Klimazone. Hier prallen tropische auf europäische Wetterverhältnisse, die sich grob gesagt am Wendekreis des Steinbocks die Hand reichen. Dieser durchläuft Australien von Exmouth in Western Australia über Alice Springs im Zentrum hinüber nach Rockhampton in Queensland.


Der Winter Australiens bringt Bodenfrost im Süden


Im Norden drohen zur Regensaison überflutete Straßen

Südlich davon herrscht weitestgehend gemäßigtes Wetter, das sich in vier Jahreszeiten aufteilt, die unseren entgegengesetzt sind. Der Frühling dauert von September bis November, die Sommermonate Dezember bis Februar gehen in den Herbst von März bis Mai über. Und zwischen Juni und August hält der australische Winter Einzug. Dieser fällt nicht annähernd so frostig aus wie unserer. Vielmehr entspricht er von den Temperaturen her dem Herbst. Einige Gebiete wie die Victorian Alps oder Snowy Mountains verwandeln sich allerdings in ein Winter-Wonderland mit Skipisten und Sesselliften. In den letzten Jahren meldeten auch die Blue Mountains bei Sydney oder die Grampians nördlich der Great Ocean Road Schneefall. Der sorgt aber in den seltensten Fällen für Chaos auf den Straßen. Doch es schadet nicht, den Vermieter nach Schneeketten zu fragen, falls man in den Wintermonaten in den höheren Lagen zwischen Melbourne und Sydney unterwegs sein möchte. Auch ohne Frau Holle sorgen Minusgrade nachts für Eiskristalle an den Fensterscheiben und vereiste Türen. Dickere Kleidung, gerade zum Schlafen, kann ich nur wärmstes empfehlen. Als wir im Juni von Melbourne aus mit dem Camper Richtung Queensland aufbrachen, schliefen wir die ersten Nächte stilsicher mit Mütze, Handschuhen, Socken & Co, Kuscheln inklusive. Denn eine Standheizung hatte unser kleiner Minivan damals nicht. Ist man allerdings erst einmal an der Küste unterwegs, sind die Nächte gleich spürbar milder.

TIPP: Camping im Winter

Aufgrund der kühlen Außentemperaturen verbringt der Urlauber während der Wintermonate tendenziell mehr Zeit im Camper, vor allem abends. Die Campingstühle werden nur selten aufgestellt, die Markise so gut wie gar nicht ausgefahren. Hinsichtlich des Komforts sollte daher ein Fahrzeug gewählt werden, in dem man sich ohne Platzangst länger auf der Pelle hocken kann.

Während die Wintermonate einen Insektenschutz unnötig machen, gehören Mückennetze im Sommer zu den unbedingten Ausstattungsmerkmalen eines Wohnmobils. Nächtliche Temperaturen über 20 Grad sind keine Seltenheit. Wer unter diesen Umständen das Fenster nicht öffnen kann, da sonst unzählige Blutsauger mit der Arbeit loslegen, sitzt morgens sehr unausgeschlafen am Steuer. Auch eine Klimaanlage gehört nicht bei jedem Modell und Vermieter zur Grundausstattung. Bläst die Lüftung bei 35 Grad Außentemperatur zu viel heiße Luft ins Auto, sorgt selbst die beste Playlist beim schweißtreibenden Fahren für keine gute Laune. Doch all der Jammer ist vergessen, sobald die Füße ins Meer tauchen und vom Grill leckerer Steakgeruch hinüber weht. Schließlich ist man im Sommerurlaub!

Je weiter der Urlauber Richtung Norden fährt, desto mehr wird das Klima von der Trocken- und Regenzeit bestimmt. Während der dry season von April bis Oktober sind die Temperaturen angenehm warm bis heiß und das Wetter größtenteils trocken. Von November an hält die wet season Einzug in die Region der Kimberleys in Western Australia, in das Top End rund um Darwin im Northern Territory sowie auf der Cape York Peninsula und in der Region um Cairns in Queensland. Bis in den März hinein fällt wiederholt mal schwacher, mal starker Regen, tropische Gewitterstürme ziehen durch das Land, die Temperaturen sinken kaum, die Luftfeuchtigkeit ist extrem hoch, es wird unerträglich schwül. Der November ist zumeist der heißeste, unerträglichste Monat, Januar und Februar sind die nassesten Monate der wet season.

Von Camperfahrten hinauf in den Norden raten die Vermieter während der Regenzeit ab. Nicht selten schließen sie in den betroffenen Monaten ihre dortigen Depots oder passen die Öffnungszeiten an. Die Gründe dafür sind naheliegend: Mit einsetzendem Regen werden viele der Straßen überflutet. Davon betroffen sind nicht nur Zufahrtsstraßen, sondern auch die zentralen Highways. An ein Weiterkommen ist ohne Geländewagen nicht zu denken. Selbst wenn das Wasser allmählich zurückweicht, ist die Straße darunter oft so stark beschädigt, dass diese zunächst unbefahrbar bleibt. Sofern keine alternative Route zur Verfügung steht, hängt der Camper fest und die Reiseplanung kommt gehörig ins Wanken. Naht ein Zyklon, ist ein Wohnmobil darüber hinaus kein geeigneter Zufluchtsort. Wer zur Regenzeit fährt, reist auf eigenes Risiko und sollte daher vor allem Flexibilität hinsichtlich Zeit und Streckenführung einplanen. Sowohl der Rückgabeort als auch das Abgabedatum stehen bei Einbuchung fest. Gibt der Mieter den Camper aufgrund von Überschwemmung zu spät oder anderswo als vertraglich vereinbart ab, muss er mit nachträglichen Gebühren rechnen.


Günstige Reisezeiten nach Wetterlage

2.3 Fahren nach Saison

Ob in Australien Hoch- oder Nebensaison herrscht, ist an die Jahreszeit der Reiseregion gekoppelt. Zwischen Dezember und Februar zeigt sich im Süden der Sommer von der sonnigsten und die Hochsaison von der teuersten Seite. Wird es im April zunehmend kühler, bewegt sich der Touristenstrom allmählich in nördliche Gefilde. Mit der hier einsetzenden Trockenzeit kehrt das touristische Leben in den Norden des Kontinents zurück und läutet die high season ein, während der Süden in den wohlverdienten Winterschlaf geht.

Eine Campermiete zur Hochsaison hat die gleichen Begleiterscheinungen, wie man es auch von der Flug- oder Hotelbuchung kennt: erhöhte Nachfrage, knappes Angebot, hohe Preise. Einen wesentlichen Unterschied gibt es jedoch: Nach Last-Minute-Schnäppchen hält der Weltenbummler bei der Wohnmobilanfrage vergeblich Ausschau. Hier gilt: Je früher, desto besser! Erst wenige Wochen vor Abreise buchen oder gar erst vor Ort nachfragen, endet fast sicher ohne passendes Fortbewegungsmittel oder mit einer deutlich geschrumpften Reisekasse. Je näher die Hochsaison rückt, desto exorbitanter steigen die Mietpreise. Erfahrungsgemäß sind die günstigsten Modelle am schnellsten ausgebucht. Es kommt zum Dominoeffekt: Die Nachfrage stürzt sich auf den nächsten, halbwegs erschwinglichen Camper, bis auch dieser nicht mehr verfügbar ist. Hinzu kommen Mindestmieten. Über das Jahr fangen diese meist bei fünf Tagen an. Während der Hochsaison oder Feiertage betragen diese gut und gerne auch zehn Tage oder mehr. Auf diese Weise stellt der Vermieter eine bestmögliche Auslastung der Flotte sicher. Mehr dazu im 2. Teil des Buches.


Der Sommer in Sydney ist auch für Camperurlauber verlockend

Auf die Spitze getrieben wird der Wettlauf um den Wunschcamper zwischen den Jahren, dem Reisezeitraum mit der höchsten Nachfrage. Die Mietpreise liegen weit über dem Jahresdurchschnitt, nicht selten bekommt der Anfragende schon Monate im Voraus ein „ausgebucht“ zu hören. Selbst wenn noch Mietfahrzeuge verfügbar sind, ist unter Umständen der Wunschabholtag nicht mehr frei. Übersteigen die Abholungen und Abgaben die Kapazitäten des Depots, muss der Mieter auf den Folgetag ausweichen. Wer diese emotionale und finanzielle Achterbahn ungern fahren möchte, fragt den Camper für Mieten in der Hochsaison sehr frühzeitig an. Unter Umständen gibt es dann sogar noch einen Early-Bird-Rabatt.

TIPP: Camping zwischen den Jahren

Wer auf den eigenen vier Rädern an Weihnachten in Melbourne losfahren möchte um an Silvester in Sydney anzukommen, sollte allerspätestens im September sein rollendes Gefährt reserviert haben, um einen Spießrutenlauf nach verfügbaren und erschwinglichen Fahrzeugen zu vermeiden.

Zu den Feiertagen campen besonders viele Einheimische

Neben der erhöhten Nachfrage an Wohnmobilen offenbart sich die Hochsaison während der Camperreise noch auf anderen Wegen. Zu den Touristen gesellen sich die Einheimischen, die ihren Sommerurlaub als begeisterte Camper ebenfalls on the road verbringen. Auf den gängigen Touristenrouten sind deutlich mehr Autos unterwegs. Außerdem ist es ratsam, am Tag zuvor bei Campingplätzen nach Verfügbarkeiten und Konditionen zu fragen. Unter Umständen sind bereits alle Stellplätze belegt oder an Mindestmieten von mehreren Nächten gebunden. Und natürlich sind die Übernachtungs- sowie Spritpreise auf einem Jahreshoch. Liegen letztere zur Nebensaison in Melbourne bei ca. 1,35 AUD, steigen diese zur Hauptsaison mitunter auf über 1,55 AUD.

Wer etwas klimaresistenter oder ungern in einem fahrenden Urlauberstrom unterwegs ist, liebäugelt mit einem Campingurlaub zur Nebensaison. Im Süden des Landes muss man sich dafür zwar etwas wärmer anziehen und im Norden gießt es unter Umständen aus Kübeln. Aber dafür kommt man in den Genuss überzeugender Vorteile: Wohnmobile sind in der Regel noch sehr kurzfristig und inklusive eventueller low season discounts preiswert zu buchen. Ist man mit seinem Wunschfahrzeug zum Schnäppchenpreis erst einmal unterwegs, teilt man die Highways höchstens mit einigen Trucks. Campingplätze sind leerer und ebenfalls deutlich günstiger. Meist kann der Besucher seinen Stellplatz frei wählen und steht nicht Tür an Tür mit einem anderen Camper. Und schließlich ist das Benzin spürbar billiger.

 

Leere Campinplätze im Winter bedeuten freie Platzwahl

Vielleicht mag das touristische Angebot nicht ganz so ausgeprägt sein wie zur Hochsaison und eventuell zeigt sich der australische Petrus von seiner launigen Seite. Aber ein Campertrip zur Nebensaison ist nicht nur kostensparender, sondern bietet den Luxus, durch weniger Reservierungsstress mehr ins Blaue hinein fahren zu können. Letztendlich erblickt der Selbstfahrer in dieser Zeit Australien so, wie es nur wenige Urlauber zu Gesicht bekommen – fernab des gängigen Postkartenmotivs sozusagen. Gerade der Norden ist zur Regenzeit eine Augenweide: tosende Wasserfälle, riesige Seen, eine lebendige Tierwelt und Grün, so weit das Auge reicht. Nicht umsonst wird die wet season auch als green season bezeichnet.

Camping zur Hoch- oder Nebensaison – ein Vergleich


Strecke Hochsaison Nebensaison
Vorteile Sommer, Sonne, SonnenscheinCamping-Gefühl mit Barbecue, Fischen etc.viele touristische AngeboteOutdoor-Aktivitätenunterwegs unter Gleichgesinntenideale Straßenbedingungenkaltes Bier schmeckt besser kurzfristige Camperbuchung möglichgünstige Miet- und Übernachtungspreiseleere Campingplätzebilliger Spritleere StraßenFlexibilitätAustraliens Natur von einer anderen Seite
Nachteile Mindestmieten für den Camperteure Miet- und Unterkunftspreiseüberfüllte Campingplätzehohe Spritpreisedichter VerkehrReservierungsstress vorabstechende Plagegeister und aktive gefährliche Tiere kältere Temperaturen (Winter) bzw. extreme Schwüle (Regenzeit)schwierige Straßenverhältnisse (Schnee o. Flutwasser)Camping findet eher im Camper als draußen statteingeschränktes touristisches Angebotweniger Mitcamper

3. Reisen mit Kindern


Picknick mit Kindern am Pebbly Beach

3. Reisen mit Kindern

Trotz der mitunter beschwerlichen und langen Anreise nach Australien zieht es immer mehr Eltern mit ihren Kindern für einen mehrwöchigen Urlaub nach Down Under. Ein gemieteter Camper ist für die Familie oft das bevorzugte Reisemittel. In den Weiten des Internets findet der interessierte Leser zahlreiche Erfahrungsberichte und Reiseblogs zu diesem Thema. Bezüglich der Motivation stimmen fast alle Beiträge überein: Gerade die Elternzeit ist ein idealer Moment, um für längere Dauer ohne Zeitdruck weit entfernte Regionen zu entdecken. Auch wenn der Nachwuchs erst einige Monate alt sein mag, stellt dies für wenige Eltern ein Wagnis dar. Ganz im Gegenteil: Ein Baby erlebt den Flug sowie das Umherreisen meist entspannter als ältere Kinder oder gar die lieben Eltern – nämlich schlafend. Also nur weil Australien am anderen Ende der Welt liegt, sollte das keine Hürde für gemeinsame Familienurlaube sein. Es bedarf lediglich ein wenig mehr Vorbereitung und Recherche.

3.1. Australien – ein kinderfreundliches Land


Kinder erfreuen sich an den Tieren Australiens

Australien gehört zu den sichersten Reiseländern weltweit, die Kriminalitätsrate ist entsprechend gering. Außerdem verfügt das Land über einen hohen Hygiene- und Gesundheitsstandard, was besonders für Familien ein entscheidender Pluspunkt bei der Länderauswahl ist. Mit Englisch als Amtssprache gestaltet sich die Verständigung im Alltag sowie im Notfall außerdem sehr einfach. Die Lockerheit und Unbekümmertheit der Einheimischen zeigt sich ebenso im alltäglichen Umgang mit Kindern. So sorgen z. B. Stillen in der Öffentlichkeit oder auch schreiende Kinder für kein größeres Augenverdrehen.

Überzeugend ist vor allem die Infrastruktur des Landes. In den Supermärkten und Drogerien bekommen Eltern alle nötigen Dinge für den Nachwuchs, in den Apotheken im Bedarfsfall auch ohne Rezept hilfreiche Arzneien bei kleineren und größeren Wehwehchen. Es ist nicht erforderlich, mit einem Wochenvorrat an Windeln oder Babypuder im Gepäck nach Australien zu reisen. Öffentliche Toiletten mit Wickelräumen finden sich in jeder kleineren Stadt. Großzügige und gepflegte Spielplätze sowie Parkanlagen sorgen für Unterhaltung, die aufgestellten Sonnensegel für den nötigen Sonnenschutz der Kleinsten.

TIPP: Spielplatzsuche

Unter www.playgroundfinder.com finden Eltern eine Auflistung der besten Spielplätze für jeden Bundesstaat. Oder man entscheidet sich gleich für den größten Buddelkasten der Welt – Fraser Island.

Ebenso viel zu entdecken gibt es entlang der Strecke: Unzählige Zoos und interaktive Museen laden zum Besuch ein, Themenparks, vor allem an der Gold Coast, bringen selbst Mutti und Papa zum Lachen. Und an den unzähligen Stränden lassen sich hervorragend unter professioneller Aufsicht der life guards Sandburgen bauen. Gerade für Aktivitäten in der freien Natur ist Australien ein regelrechtes Abenteuerland für die Kleinsten. Hier erleben und entdecken sie Dinge, wie sie es zu Hause nur aus Büchern kennen: tosende Wasserfälle, gigantische Bäume sowie super-süße oder spannende Tiere.

Hinsichtlich der bekanntermaßen gefährlichen Tierwelt Australiens herrscht oft Bedenken. Schließlich gehören giftige Schlangen und Spinnen genauso wenig zu den Dingen, die man Down Under unbedingt gesehen haben muss, wie berüchtigte Haie oder Quallen. Wer aufmerksam mit der nötigen Vorsicht durch das Land reist, geht jedoch kein Risiko für die Kleinen ein. Haben z. B. die Schuhe nachts draußen gestanden, genügt in der Früh ein Blick hinein, um sicherzustellen, dass keine Spinne darin genächtigt hat. Warnschilder am Strand geben Aufschluss darüber, ob und wie sich der Nachwuchs bedenkenlos im Wasser abkühlen kann. Und sollte entgegen jeglichen Erwartens doch etwas passieren, ist die australische Ambulanz bestens auf solche Vorfälle vorbereitet.

3.2. Das Wohnmobil als ideale Familienkutsche

Ein Campingtrip ist die perfekte Möglichkeit, Australien als Familie unbeschwert zu erkunden. Das Heim auf vier Rädern verspricht eine Routine auch an fremden Orten, was gerade für die Kleinen wichtig ist. Sie schlafen jede Nacht im selben Bett, wenngleich vor anderer Kulisse, und ihr Spielzeug hat einen festen Aufbewahrungsplatz im Fahrzeug. Auch für die Eltern bedeutet ein Urlaub im Wohnmobil weniger Stress. So muss das Gepäck nicht ständig umgeladen werden und das Lieblingskuscheltier wird nicht im Hotel der letzten Nacht unterm Bett vergessen. Ein Camper entwickelt sich für alle Reisenden zu einem vertrauten Zuhause mit selbstgewähltem Tagesrhythmus. Als Schlafplatz eignen sich die zahlreichen Campingplätze des Landes. Gerade größere Ketten wie z. B. „Top Parks“ sind überaus kinderfreundlich angelegt. Spielplätze oder Swimmingpools erfreuen das Kinderherz, gepflegte Wasch- und Kochküchen das Elternherz. Und da viele australische Familien selbst mit dem Camper unterwegs sind, entstehen hier kurzweilige oder langlebige Freundschaften zwischen Groß und Klein.

Camping in Australien ist auch ein Abenteuer für die Kleinsten

Damit den Sprösslingen bei der Fahrt nicht zu langweilig wird, sind die täglichen Strecken besser kurz zu halten. Stundenlanges Fahren, nur um des Vorwärtskommens willen, bringen selbst das geduldigste Kind früher oder später zum Zappeln. Regelmäßige Pausen oder Sightseeing zwischendurch sorgen stattdessen für die nötige Abwechslung. Um kindgerechte Outdoor-Aktivitäten sicherzustellen, sollte ein Augenmerk auf der richtigen Reisezeit liegen. Wer in den Wintermonaten unterwegs ist, riskiert aufgrund von schlechtem oder kaltem Wetter tendenziell mehr Aufenthaltszeit im Wohnmobil statt in der freien Natur. Im Hochsommer oder kurz vor der Regenzeit hingegen sorgen selbst schattige Plätze kaum für Abkühlung; der ständige Wechsel zwischen Klimaanlage und heißen Außentemperaturen schwächt das stärkste Immunsystem.

Um nicht nur stressfrei, sondern auch komfortabel zu reisen, achten Eltern bei der Camperauswahl besser auf eine großzügige Raumaufteilung. Die beste Planung nützt nichts, falls kaum Stauraum für Spielzeug oder Windeln vorhanden ist und allabendlich das Gepäck umher geräumt werden muss, um die Schlafplätze zu schaffen. Auch die Sitzanordnung ist von Bedeutung. Bei manchen Campertypen liegen die Sitze im Innenraum an der Heckklappe und damit recht weit entfernt vom Fahrer.

TIPP: Was tun für eine unbeschwerte Camperreise mit Kindern

 Den Campertrip gemeinsam planen: Aktivitäten zusammen auswählen, die Strecke auf der Karte nachzeichnen, Tagesetappen festlegen.

 Für Unterhaltung während der Fahrt sorgen: z. B. Malstifte, Kartenspiele oder Bücher. Weniger geeignet sind Puzzle oder Lego, da sie bei der Fahrt schnell in den Ecken des Campers verloren gehen.

 Mehrere Tage am gleichen Ort verbringen: Man „holt Luft“ zwischen den ständigen Ortswechseln und hat mehr Zeit für längere Aktivitäten wie Wandern.

 Interessante Outdoor-Aktivitäten planen: Der Sonnenuntergang am Meer mag für Kinder nicht ganz so spannend sein wie für die Eltern. Daher auch für „Action“ sorgen, wie z. B. bei aufregenden Bootstouren mit Krokodil-Spotting oder mit dem Quad über Sanddünen rauschen.

 Alternative Aktivitäten bei schlechtem Wetter: Die vier Wände eines Campers werden schnell erdrückend. Australische Museen sind z. B. weitaus interaktiver als hierzulande gestaltet und damit für Kinder besonders interessant. Auch bei heißem Wetter sind die klimatisierten Räume sehr erfrischend.

 Die Entdeckerlust schüren: Mit einer Einwegkamera halten die Kleinen ihre ganz eigenen Erinnerungen an den Urlaub fest.

 Feste Aufgabenverteilung: Alltägliche, kleine Aufgaben wie den Camper an den Strom anschließen oder, wenn erlaubt, das Holz für das Lagerfeuer sammeln, erhöhen nicht nur das Verantwortungsbewusstsein der Kinder, sondern auch das bewusste Erleben des Campings.

3.3. Gesetzliche Vorschriften

Australien genießt einen der strengsten Sicherheitsstandards, wenn es um die Mitnahme von Kindern in Fahrzeugen geht. So muss ein Kindersitz dem australischen Standard entsprechen, der sich über einen Sticker am Gehäuse mit der Aufschrift „AS/​NZS 1754“ erkennen lässt. Europäische Kindersitze erfüllen diesen Standard nicht und können demnach nicht in Australien genutzt werden. Widerrechtliche Nutzungen sind gesetzeswidrig und werden mit hohen Bußgeldern belangt. Bei vielen Vermietern können die Eltern daher einen passenden Kindersitz hinzu buchen. Alternativ besteht die Möglichkeit, diesen zu erschwinglichen Preisen vor Ort zu kaufen oder auch zu mieten.

TIPP: Vermietung von Kinderzubehör fürs Camping

  www.hireforbaby.com

  www.allbabyhire.com.au

 

  www.bebababy.com.au

  www.anythingbaby.com.au

Nur geprüfte Kindersitze dürfen genutzt werden

Nicht nur das Prüfsiegel des Kindersitzes ist entscheidend, sondern auch, wo dieser im Fahrzeug positioniert werden kann. Babyschalen, Kindersitze und z. T. auch Sitzerhöhungen verfügen in Australien über eine sogenannte teather strap, eine Fangleine, die zusätzlich zum Dreipunktegurt als Befestigung dient. Diese wird dafür an einem anchor point, einem Ankerpunkt im Gehäuse des Fahrzeugs, eingehakt. Nicht jeder Wunschplatz im Wohnmobil verfügt über einen solchen Ankerpunkt bzw. wenn ja, unter Umständen nicht in der erforderlichen Anzahl.

Wo darf das Kind im Camper sitzen?

 Kinder bis zu vier Jahren müssen in einem Kindersitz auf der Rückbank, also im Innenraum des Campers, sitzen. Der Platz muss über einen sogenannten anchor point verfügen.

 Kinder zwischen vier und sieben Jahren müssen in einem Kindersitz oder auf einer Sitzerhöhung im hinteren Bereich des Fahrzeuges sitzen. Ausnahme: Sofern alle hinteren Plätze durch jüngere Kinder besetzt sind oder das Wohnmobil über keine Sitze im Wohnraum verfügt (z. B. Hitop), darf das Kind auf dem Beifahrersitz sitzen. Dies wird von den Vermietern jedoch nicht empfohlen und z. T. auch nicht zugelassen.

Vor der Einbuchung des Campers sollten die Eltern daher frühzeitig mit dem Vermieter oder Vermittler Rücksprache halten, ob und wie viele Kinder im Wunschfahrzeug mitreisen dürfen und wenn ja, wo sie sitzen können.