Schieben sie noch ... oder TUN® sie schon?

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Unser SEPP®


Wie oft in Ihrem Leben haben Sie sich vorgestellt, nicht der zu sein, der Sie sind, sondern ein begnadeter Künstler, ein wohlhabender Unternehmer oder nur ein anderer Mensch? Solange diese Vorstellungen „Vorstellungen“ sind und bleiben, sprechen wir von Imaginationen. Ich möchte Ihnen ein weiteres „vorgestelltes Wesen“ vorstellen:

Die „Selbst-Erfüllende- Prophezeiungs-Person“ namens SEPP®.

Stellen Sie sich unseren SEPP® als kleines Männchen in unserem Gehirn vor. SEPP® wird Ihnen zur Seite stehen, um die komplizierten und vielschichtigen Prozesse, die in unserem Gehirn ablaufen, leichter und besser zu verstehen. Sie können sich Ihren SEPP® ruhig vermenschlicht ausmalen, in Badehose oder Frack, im Dirndl oder Abendkleid, wie auch immer. Wichtig ist, dass er wichtige Aufgaben für Sie zu erfüllen hat. Er soll Sie auch darin unterstützen, den Inhalt dieses Buches dissoziiert aufzunehmen.

SEPP® nimmt alle Sinneswahrnehmungen auf und ordnet sie als „Bilder“ in unserem Gehirn ein. Ihr Sepp® geht hier sehr ordentlich vor und ordnet die Bilder nach Themenstellungen. Sie können „Unser letzter Urlaub“, „Hochzeit“, „Unser Kind“ oder „Vorstellungsgespräch“ lauten. Unser SEPP® kann dann bei Bedarf die Bilder schneller wiederfinden. Selbstverständlich verfügen Sie mit Ihrem SEPP® über verschiedene Bilder. Das Gesehene haben Sie sozusagen „fotografiert“. Ihr Sepp® klebt die Fotos in Alben und legt Sie im Fotoregal ab. Das Gehörte hat Ihr SEPP® auf CDs gebrannt und legt es im CD-Regal ab. Das Gefühlte schließlich, also alles, was Sie getan und dabei empfunden haben, kommt als Gefühlspaket in ein weiteres Regal. Mit jedem Gedanken, den Sie denken, erhält unser SEPP® neue Arbeit. Mal ist er dabei, neue Bilder einzusortieren. Mal ist er gehalten, für seinen „Chef“ – also für Sie – vorhandene Bilder hervorzuholen, damit Sie Ihre Bilder denken und aussprechen können. Sie können sich das noch nicht vorstellen?

Bitten Sie doch ganz einfach eine andere Person, mit Ihnen ein kleines Experiment zu machen. Stellen Sie dieser Person die folgenden Fragen und achten dabei auf die Augenstellungen Ihres Gegenübers, bevor die Fragen beantwortet werden.

1. Was haben Sie sich während Ihres Urlaubs in Deutschland angesehen?

2. Beschreiben Sie die Stimme Ihres Wohnungsnachbarn! Wie klingt seine Stimme?

3. Was fühlen Sie, wenn Sie an Ihren (Ehe-)Partner denken?

Sie werden jetzt eine interessante Beobachtung machen. Bei der Beantwortung der ersten Frage gehen die Augen Ihrer Versuchsperson nach oben, bei der Beantwortung der zweiten Frage halten sie sich in der Mitte, bei der Beantwortung der dritten Frage gehen die Augen nach unten. Verantwortlich für diese Augenbewegungen ist: Ihr SEPP®!

Er hat Verbindung zu den Augen, den Ohren und zum Gefühl seines „Chefs“.

Im oberen Regal, dem Fotoregal, legt Ihr SEPP® alle visuell abgesicherten (gesehen) Bilder ab. Ihre Pupillen gehen nach oben, wenn Sie gefragt werden: Was haben Sie sich in Ihrem Urlaub in Deutschland angesehen?

Im mittleren Regal, Ihrer CD-Sammlung, legt Ihr SEPP® das Gehörte ab. Fragen Sie ihren SEPP® danach, sind die Pupillen geradeaus gerichtet.

Im unteren Regal schließlich finden sich die Bilder, die mit dem TUN® in Verbindung stehen, die Gefühlspakete.

Wie Sie Ihre jeweiligen Bilder denken und was Sie schließlich kommunizieren, hängt auch von den „Eigenarten“ Ihres SEPP® ab:

„Super“ – SEPP®


Unser SEPP® hat keine festen Schlafenszeiten, er ist immer in Aktion. Selbst in der Nacht leistet er Schwerstarbeit. Deshalb wirkt er tagsüber manchmal etwas müde. Kein Wunder, schließlich musste er nachts alle Bilder einsortieren, die er tagsüber nicht geschafft hat. SEPP® hilft Ihnen bei der Verarbeitung des Tages, bei der Bearbeitung von Aufgaben bzw. bei der Bewältigung von Problemen, die Sie schon lange mit sich herumtragen. Und schließlich: Sie träumen. So wichtig sind die nächtlichen Aktivitäten unseres SEPP®. Schließlich kann kein Mensch ohne zu träumen überleben.

Hyperaktiv-SEPP®


Haben Sie z. B. zu viel Alkohol getrunken, dann kann sich Ihr SEPP® nicht mehr konzentrieren. Er bringt vieles durcheinander. Dann färbt er Ihre Bilder rosarot oder tief- dunkel. Die Bilder, die er aufgenommen hat, sortiert er unter der falschen Überschrift ein oder wirft die wichtigen in den Papierkorb. Sie können sich an manche Dinge gar nicht mehr erinnern oder Sie haben nur noch eine verschwommene Vorstellung von dem, was in diesem Zustand geschah. Eins kann unser SEPP® fast immer: Er findet den richtigen Weg nach Hause. Wenn Sie dann am nächsten Morgen mit brummendem Kopf aufwachen, können Sie sich nicht mehr so recht vorstellen, wie Sie nach Hause gekommen sind.

Hyperaktiv agiert Ihr SEPP® auch dann, wenn Sie sich gerade verliebt haben. Dann läuft Ihr SEPP® auf Hochtouren. Er muss das Bild Ihres neuen Partners wie ein vielteiliges Puzzle zusammentragen. Der neue Partner ist jetzt häufig in seiner Nähe und er muss sich an ihn gewöhnen. Er speichert ab wie er riecht, schmeckt, aussieht, welche Ansichten und Vorlieben der andere Mensch hat oder wie seine Stimme klingt. Über alle Sinneswahrnehmungen kommt «Neues» herein.

Hat Ihr SEPP® nach einer geraumen Zeit die Bilder von Ihrem neuen Partner abgespeichert, so läuft er wieder ruhiger. Das Verliebtsein lässt nach. Unser SEPP® kann sich wieder mehr auf andere Dinge konzentrieren.

Haben Sie Kinder? Wenn ja, dann wissen Sie, dass Sie sich immer wieder in Ihre Kinder neu verlieben. Sie wachsen und verändern sich ständig. Da hat Ihr SEPP® immer wieder an diesem Puzzle zu arbeiten.

Schlaf-SEPP®


Hat unser SEPP® wirklich mal nichts zu TUN®, dann liegt er in seinem Bett und ruht. Allzu oft passiert das nicht, denn meist ist unser SEPP® sehr fleißig und vorausschauend. Er bringt auch Bilder aus den Alben, die Sie vielleicht gebrauchen könnten und bietet sie Ihnen zusätzlich an. Das macht er auch ohne Aufforderung. So haben Sie für den Augenblick viel zu denken und zu reden. Unser SEPP® kann sich dann ein Weilchen ausruhen und ein bisschen faul sein.

Es gibt nur einen einzigen Zustand, in der unser SEPP® absolut nichts zu TUN® hat: Im Orgasmus. Hier hört der Mensch auf zu denken. Hier hat das kleine Männchen im Gehirn endlich einmal seine Ruhe. Hinterher fragt er dann natürlich: „Na, war’s diesmal schön – oder nicht ganz so gut?“

Stur-SEPP®


Im Laufe der Jahre hat unser SEPP® Vorlieben für bestimmte Aufzeichnungspakete entwickelt. Er hat sie griffbereit abgelegt und bietet sie ihnen immer wieder an. Mit neuen Bildern tut sich unser SEPP® etwas schwer. Sie bedeuten Arbeit, denn er muss sie aufräumen. Vor dem Lernen würde er sich gerne drücken.

Trauer-SEPP®


Worte, die unser SEPP® nicht sehr mag, sind:

«konkret», «100 %», «genau». Diese fordern ihn zu Höchstleistungen auf. Da muss er vollkommene Arbeit leisten. Lieber sind ihm diese Worte: «man», «vielleicht» oder «eigentlich». Die muss er nicht ernst nehmen. Unser SEPP® winkt dann schon mal ab, zieht sich auf sein Bett zurück und wartet ab.

Unabhängig von den Befindlichkeiten Ihres SEPP® wird er stets eines machen: Informationen, die er erhält und für die es keine „Bilder“ im Gehirn gibt oder die schwer in Bilder umzusetzen sind, wirft er in den Papierkorb. Sie sind für ihn nicht fassbar oder er sieht sie als unwichtig an.

Eine weitere Art seines Umgangs mit Bildern will ich Ihnen anhand eines Beispiels verdeutlichen. Sie gehen wie schon so oft in der Vergangenheit zur Post, um Briefmarken zu kaufen. Sie gehen anschließend den gleichen Weg wieder nach Hause zurück. Sie werden sich kaum an Einzelheiten erinnern, die auf diesem Weg zu sehen waren. Ihr SEPP® kannte die Bilder schon. Er hat sie als selbstverständlich hingenommen. Jetzt verstehen Sie vielleicht auch, warum Sie auf Fragen wie „Na, wie war’s?“ angesichts einer solchen sich wiederholenden Alltäglichkeit manchmal kurz angebunden antworten. Das kann schon ganz anders aussehen, wenn Sie einen Bekannten getroffen haben, der Ihnen eine wichtige Neuigkeit mitteilte. Sofort hat Ihr SEPP® Bilder, die er aufräumen musste.

 

Vollkommen unbekannt sind dem SEPP® die Worte „nicht“ oder „kein“, „nicht“ kennt er nicht. Für diese Worte findet unser SEPP® in der rechten Gehirnhälfte kein Bild. Wie auch. Haben Sie schon je in Ihrem Leben einmal versucht, sich das „Nicht“ vorzustellen? Ich will Sie jetzt nicht nach dem Resultat Ihrer Überlegungen fragen. Sehen Sie, Werbestrategen machen hiervon gelegentlich Gebrauch.

„Nichts ist unmöglich“, Sie kennen diesen Spot. Was will er eigentlich suggerieren? Genau, „Alles ist möglich“! Oder: Geht „nicht“ gibt’s „nicht“. Was versteht jetzt Ihr SEPP®? Genau, es gibt alles und damit geht auch alles. Ich fordere Sie jetzt auf: Stellen Sie sich jetzt nicht Ihre eigene Nase vor! Ihr SEPP® unternimmt dennoch etwas. Was nämlich hat er verstanden? Genau: Eigene Nase.

So gesehen hat die Formulierung „Ich wage gar nicht daran zu denken“ lediglich eine verbale Schutzfunktion. Denn Sie werden es dennoch TUN®.

Bieten sie Ihrem SEPP® doch mal folgende Aufforderungen an und betrachten Sie die Bilder, die er geholt hat!

Schneide dir nicht mit dem Messer in den Finger! Laufe nicht auf die Straße, sonst wirst du überfahren!

„Bitte nicht den Rasen betreten!“

Nun? Wie sahen Ihre Bilder aus?

Im ersten Fall kann Ihr SEPP® die Sachverhalte „schneiden“, „Finger“ und „Messer“ verarbeiten, hier hat er Bilder. Er muss also, um diese Aufforderung tatsächlich umzusetzen, noch eine Reihe weiterer Bilder hervorholen, um die genannten drei Bilder zu koppeln. Auf direktem Wege ist das nicht möglich, weil Ihr SEPP® kein Bild vom „nicht“ haben kann. Anbieten kann er Ihnen hier Messer – scharf – Finger – schneiden – Schmerz.

Der zweite Fall gestaltet sich ähnlich. Straße – Autos – schnell – überfahren – Unfall, wenn nicht gar tot.

Und schließlich das dritte Beispiel: Rasen – gehört dem Nachbarn – betreten – gibt Ärger.

Sie wissen jetzt schon einiges über den SEPP®. Erkennen Sie ihn in den oben geschilderten Befindlichkeiten wieder? Und denken Sie immer daran: Halten Sie positive Zwiesprache mit ihm. Ein fröhlicher, gut gelaunter SEPP® bringt Ihnen die Bilder, die Sie motivieren und voller Energie Ihre Aufgaben erledigen lassen.

Stellen Sie sich vor, Sie wären zu einem Vorstellungsgespräch unterwegs. Die ausgeschriebene Position entspricht im vollen Umfang Ihren Wünschen und Vorstellungen und wäre eine Riesenchance, die eigene Karriere voranzubringen. Und zack, da schließt Ihnen ein unguter Gedanke durch den Kopf. Welche Bilder bringt Ihnen Ihr SEPP®? Sie sehen sich jetzt schon in dem angebotenen Sessel immer kleiner werden, Sie ziehen den Kopf ein. In der Magengegend macht sich ein flaues Gefühl bemerkbar und Ihre Hände bewegen sich auch irgendwie fahrig. Eigentlich möchten Sie am liebsten umkehren. Das alles ist möglich und jeder kennt solch eine Situation.

Machen Sie Ihren SEPP® doch einmal zu Ihrem besten Freund. Lassen Sie sich Bilder anliefern, die Ihnen tatsächlich gerecht werden. Führen Sie sich vor Augen, welche Aufgaben Sie bislang erfolgreich gemeistert und welchen Anforderungen Sie in herausragender Weise entsprochen haben. Rufen Sie Bilder auf, in deren Rahmen das anstehende Gespräch in einer entspannten Atmosphäre verlaufen wird. Der Personalchef trägt eine nicht unbeträchtliche Verantwortung und ist auf der Suche nach einem qualifizierten Mitarbeiter. Nicht nur Sie wollen etwas, auch er. Deshalb trägt der Ausschreibungstext seine Unterschrift. Das sollten Sie sich vergegenwärtigen.

Und Sie müssen felsenfest davon überzeugt sein, haargenau der Mitarbeiter zu sein, den er sucht. Das muss Ihnen klar sein. Warum sonst haben Sie auf diese Ausschreibung überhaupt reagiert?

Sie sollten mit Ihrem SEPP® auch gelegentlich kommunizieren. Einfacher gesagt: Führen Sie ruhig das Selbstgespräch, das positive. Normalerweise haben Sie den größten Einfluss auf sich selber und den sollten Sie nutzen. Im Vorfeld wichtiger persönlicher Entscheidungen ziehen Sie ganz einfach mal zurück und befragen Ihren SEPP®. Diskutieren Sie negativ, wägen Sie unendlich ab oder erwähnen mögliche Risiken: Das Ergebnis dieses Dialogs wird negativ ausfallen. Übergehen Sie Bedenken und besprechen die anstehende Problematik positiv, wird die Entscheidung einen positiven Ausgang haben.

Auf einen Sachverhalt möchte ich Sie noch aufmerksam machen. Jeder von Ihnen hat für die unterschiedlichsten Begriffe seine eigenen Bilder. Nehmen wir: grüner Rasenteppich. Für den Einen verbindet sich damit Frühsommer, herrlichstes Wetter, Ruhe und Entspannung. Der Andere sieht das unter Umständen ganz anders, denn ihm fällt ein: Rasen mähen. Oder nehmen wir: Weihnachten. Für den Einen ist das verbunden mit Besinnlichkeit oder einem guten Essen. Dem Anderen fällt nur ein: Die Schwiegermutter kommt zu Besuch.

Sie sehen, dass die Vorlieben, Interessen und Erfahrungen eines Menschen seinen SEPP® bei der Abgabe seiner Bilder wesentlich beeinflussen.

„Ohne Wertung“

Haben Sie jemals Schwierigkeiten damit gehabt, eine ganz einfache Verpflichtung einzuhalten? Nehmen wir ein Beispiel. Sie haben sich irgendwann für einen Computerkurs angemeldet. Nach dem zweiten oder dritten Besuch beginnen Sie, die Sache kompliziert zu machen und beginnen bereits am Tag darüber nachzudenken, was Sie alles tun müssen, um am Abend den Kurs zu besuchen. Sie listen sich in Gedanken all die Dinge auf, die im Vorfeld Ihres abendlichen Kurses „abzuarbeiten“ sind. Zunächst müssen Sie sich beeilen, nach Hause zu kommen und noch eine Kleinigkeit zu essen, Sie müssen sich umziehen. Sie müssen Ihr Auto noch mal aus der Tiefgarage holen, sie müssen sich noch mal durch die volle Stadt quälen, Sie müssen sich einen Parkplatz suchen usw. Sie machen, wie man so schön sagt, aus einer Mücke einen Elefanten. Man nennt es auch „chunking up“.

Anders sieht das mit Aufgaben aus, die „leicht“ zu machen sind. Sie wollen am Abend das für seine Küche berühmte und nahe gelegene Ausflugslokal besuchen. Kein Problem, Sie setzen sich ins Auto und fahren los. Beide Male müssen Sie Ihr Auto aus der Tiefgarage holen. Und dennoch gehen Sie in das beliebte Ausflugslokal. Man nennt das auch „chunking down“.

Hier meinen nun viele Autoren aus dem NLP – Bereich (Neuro-Linguistisches Programmieren), dass der Unterschied in den oben geschilderten Vorgängen nicht in den Aufgaben selber, sondern in ihrer Bedeutung für den Betreffenden selbst liegt.

Ich meine: „Vorsicht und stolpern Sie nicht ins „chunking“. Chunking kommt aus dem Englischen. Hier heißt das Wort eigentlich nichts anderes als Stückchen, Brocken. Das NLP hat dieses Wort als einen seiner Zentralbegriffe übernommen und bezeichnet damit Größenordnungen, in denen Informationen organisiert werden. Gemeint ist, dass der Mensch den Focus seiner Aufmerksamkeit in einem kleinen oder großen Augenblick auf einen bestimmten anderen Menschen, auf Lebenssituationen oder Gedanken lenkt.

Ich will Ihnen an einem zugespitzten Beispiel verdeutlichen, worum es mir geht: Wir alle – und das zeichnet uns Menschen eben aus – denken gelegentlich über unsere Endlichkeit sprich über unseren Tod nach. Aus einer „unbeteiligten“ Perspektive heraus kann sich dieses Thema rasch erledigt haben: Dem Tod können wir alle nicht entgehen, irgendwann „erwischt“ es uns alle mal, Thema erledigt.

Ich wünsche es keinem und dennoch stellen Sie sich einmal vor: Ein Arzt diagnostiziert während der Routineuntersuchung eines Menschen eine unheilbare Krankheit und gibt ihm auf seine entsprechenden Fragen die ehrliche Antwort: „Ich gebe Ihnen noch 6 Monate.“ Glauben Sie mir, hier stellt sich sofort eine andere Sicht auf die Bedeutung des Lebens ein.

Viele „Dinge“ haben für uns Bedeutung. Wir alle sind tagtäglich auf Elektrizität angewiesen. Ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass Sie eine besondere Vorliebe für die negative oder die positive Phase entwickeln. Sie akzeptieren stillschweigend den polaren Charakter der für uns so notwendigen Elektrizität. Und nun frage ich Sie: Warum gönnen Sie sich diese gleiche Akzeptanz nicht in der Betrachtung all dessen, was neben der Elektrizität noch für Sie bedeutungsvoll ist. Die Frage ist nämlich: Woran wollen Sie eigentlich ermessen, was genau bedeutungsvoll ist, wenn Sie das Bedeutungsvolle nicht in seiner Unterscheidung, aber auch in seinem Angewiesensein auf das Bedeutungslose verstehen.

Bedeutung hat etwas mit Wert zu tun, Wertfreiheit nimmt Sachlichkeit für sich in Anspruch. In meinem Verständnis vom TUN® stellt sich das etwas anders dar. Akzeptieren Sie auch den polaren Charakter von Werten, wenn Sie über Werte etwas als bedeutsam für sich in Anspruch nehmen. So vermeiden Sie ein ständiges Lavieren in Ihren Entscheidungen vor dem eigentlichen TUN®. Ich will es ganz deutlich machen. Sie kommen an einen zugefrorenen See und bemerken, dass ein Kind auf dem wohl doch zu dünnen Eis eingebrochen ist. Falls Sie hier jetzt ins Chunking verfallen und überlegen, was Ihnen alles passieren könnte, wenn Sie dem Kind zu Hilfe kämen, käme jede Hilfe zu spät.

Die Sprache des Unbewussten

Wie Sie vielleicht jetzt schon an der Länge und dem seltsam anmutenden Aufbau der Sätze, dem Verwenden von Worten bemerken können, handelt es sich hierbei nicht um ein Buch wie jedes andere: Der Sachinhalt und die Geschichten dieses Buches sind nach den Regeln der „Ericksonschen Grammatik“ geschrieben. Sie führt den Leser zu größerer Aufmerksamkeit, damit es seine aufbauende TUN®-Wirkung voll entfalten kann. Alle scheinbaren Fehler im Gebrauch der Worte, seltsam verschachtelte Sätze, die unverhofft abbrechen, um sich auf andere Weise fortzusetzen sowie andere Ungereimtheiten sind von mir beabsichtigt und liegen im ureigensten Interesse des Lesers.

Ja, ich will TUN®

Vorausgesetzt, Sie wollen TUN®, werfen Sie bitte bereits jetzt einen Blick in das V. Kapitel dieses Buches. Dort wird das Wort „Zeitplanbuch“ auftauchen. Warten Sie nicht, bis Sie im V. Kapitel angekommen sind.

Legen Sie sich JETZT ein Zeitplanbuch zu, TUN® Sie es JETZT!


DATUM NAME UNTERSCHRIFT

KAPITEL II
WAHRNEHMUNG ODER: ICH ALLEIN ÜBERNEHME DIE VOLLE VERANTWORTUNG FÜR MEIN PRIVATES UND BERUFLICHES LEBEN
II.1. Unser Gehirn und seine Funktionen
Ein Baby kommt auf die Welt

Können Sie sich noch oder auch wieder vorstellen, wie es war, als vor kurzer oder schon etwas längerer Zeit ein Baby, vielleicht Ihr eigenes Kind oder der Nachwuchs in der Nachbarschaft geboren wurde und Sie das Kind zum ersten Mal sahen? Es war ein gesundes Kind, so um die 50 cm groß und ca. 6 Pfund schwer. Sie haben den neuen Erdenbürger mit einem liebevollen Lächeln begrüßt und den überglücklichen Eltern mit den besten Wünschen gratuliert.

Sehen Sie sich bitte jetzt das neugeborene Wesen noch einmal gedanklich an und stellen sich in einem inneren Dialog die Frage: Was hat dieses Kind als Starkapital „Verhalten“ mitbekommen und woher?

Das menschliche Gehirn

Es ist schon erstaunlich: Alles, was wir fühlen, denken, sagen und tun kommt aus einer ca. drei Pfund schweren, weichen, nassen und rosagrauen Gewebemasse in unserem Kopf. Das ist schon irgendwie unbeschreiblich. Deshalb stellen Sie vielleicht einmal eine sternenklare Nacht vor in der Sie den Himmel beobachten. Sie sehen unzählige Sterne, Sie erkennen sogar die Milchstraße. Sie werden sich der Faszination dieser Weite kaum entziehen können. Eine ähnliche Faszination übt das Gehirn auf den Menschen aus, zumal dessen zahlenmäßige Ausmaße durchaus den Größen des Weltalls entsprechen. Wenn Sie so wollen, haben wir einen „Kosmos im Kopf“, hier kommunizieren ca. 100 Milliarden Nervenzellen miteinander, verbunden durch 100 Billionen so genannter Synapsen. Die rein rechnerische Möglichkeit von „Umschaltungen“ übersteigt die Gesamtzahl aller Atome im uns derzeit bekannten Universum.

 

Ich will Ihnen die Bedeutung des Gehirns sehr eindringlich verdeutlichen: Zweifellos ist der Mensch als leiblich-seelische Ganzheit mehr als sein Gehirn. Aber ebenso zweifellos kommt dem Gehirn eine Sonderstellung zu: Ein Mensch kann durchaus den ‚Tod’ seines Herzens überleben, nicht aber den ‚Tod’ seines Gehirns. Mit dem Hirntod fehlt dem Menschen die unersetzbare und nicht wiederzuerlangende körperliche Grundlage für sein geistiges Dasein in dieser Welt. Der unter allen Lebwesen einzigartige menschliche Geist ist körperlich ausschließlich an das Gehirn gebunden. Ein hirntoter Mensch kann nie mehr eine Beobachtung oder Wahrnehmung machen, verarbeiten und beantworten, nie mehr einen Gedanken fassen, verfolgen und äußern, nie mehr eine Gefühlsregung empfinden und zeigen, nie mehr irgendetwas entscheiden.

Unser Wissen über das Gehirn hat sich dank der außergewöhnlichen Fortschritte in den Neurowissenschaften in den letzten zehn bis zwanzig Jahren enorm erweitert. Neue Techniken und Erkenntnisse haben dazu beigetragen, den Aufbau, die Entwicklung und mögliche Fehlentwicklungen des Gehirns besser verstehen zu können. Das 21. Jahrhundert wird deshalb von vielen Wissenschaftlern als das Jahrhundert der Neurowissenschaften gesehen. Durch den wechselseitigen Austausch zwischen Disziplinen, wie der Medizin, der Biologie, aber auch der Informatik und den Geistes- und Sozialwissenschaften haben sich die Neurowissenschaften zu einer neuen Leitwissenschaft entwickelt.

Ihre Visionen haben bereits Diskussionen ausgelöst. Forscher meinen belegen zu können, dass unser Verhalten allein durch Gehirnprozesse erklärbar ist und die Willensfreiheit, an die wir derzeit noch glauben, eine Illusion darstellt. Ebenso umstritten ist die Vision vom Geist in der Maschine: Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass man bald bewusstseinsähnliche Zustände bei Maschinen erzeugen kann.

Hier möchte ich nochmals den griechischen Arzt Hippokrates erwähnen. Er konnte an Verwundeten aus den Perserkriegen beobachten, dass Schädigungen bestimmter Stellen des Gehirns mit dem Verlust bestimmter Gehirnfunktionen zusammentrafen. Heute kann, vielleicht etwas pointiert formuliert, jedes gut ausgerüstete Krankenhaus mit Hilfe der Tomografie beobachten, mit welchem Teil des Gehirns ein Mensch gerade denkt. Zwischen den Beobachtungen des Hippokrates und moderner Kernspintomografie liegen ca. 2300 Jahre. Ihre Aufmerksamkeit darf ich nochmals auf einen gewissen Dr. Roger Sperry lenken. Er und sein Team arbeiteten am California Institute of Technology an besonders schweren Fällen von Epilepsie. Diesen so genannten „Split-Brain-Patienten“ war der Corpus Callosum getrennt worden. Hierbei handelt es sich um einen dicken Strang von Nervenfasern, der die beiden Großhirnhälften verbindet. Seine Trennung war von der Absicht getragen, schwere Epilepsieanfälle zu vermeiden. Das Interessante nun war: Patienten mit durchtrenntem Corpus Callosum zeigten keine offensichtlichen Verhaltens- oder Persönlichkeitsänderungen. Damit lag eine Frage auf der Hand. Wenn das Durchtrennen eines solch massiven Nervenstrangs im Gehirn keinen Einfluss auf das Verhalten oder die Persönlichkeit hat – wozu ist er dann überhaupt vorhanden?


Um dies herauszufinden, entwickelten Sperry und seine Mitarbeiter Joseph Bogen, Michael Gazzaniga, Jerry Levy und andere eine Reihe von Test, die die Funktionsweise jeder Großhirnhälften aufzeigen sollte. Die Resultate dieser Tests waren nobelpreiswürdig und für diese Leistung erhielt Sperry 1981 den Medizinnobelpreis. Er wies nach – was, wenn Sie so wollen, eigentlich schon Hippokrates vermutet hatte –, dass wir nicht nur zwei Großhirnhälften besitzen, sondern dass diese beiden Hemisphären auch zwei völlig unterschiedliche Arten des Denkens aufweisen.

Jede Gehirnhälfte, meint Sperry, besitzt ihre eigenen Empfindungen, Wahrnehmungen, Gedanken und Vorstellungen, die alle von den entsprechenden Erfahrungen in der gegenüberliegenden Hemisphäre abgeschnitten sind. Jede getrennte Gehirnhälfte scheint in vieler Hinsicht einen „eigenen Geist“ zu haben.

Die beiden Großhirnhälften sind nur äußerlich symmetrisch angelegt. Ihre Funktionen sind verschieden. Die linke Gehirnhälfte ist Sitz des Sprachzentrums. Auf den ersten Blick geschieht hier das, was wir unter der Überschrift Denken zusammenfassen. Hier wird sprachlich, begrifflich, logisch, analytisch gedacht. In der rechten Hirnhälfte wird bildhaft, ganzheitlich, synthetisch, intuitiv „gedacht“. In der rechten Hirnhälfte ist unsere Phantasie „zu Hause.