Das Vermächtnis aus der Vergangenheit

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Ein Leben lang

Als ich am nächsten Morgen wach werde, fühle ich mich völlig erschlagen. Ich konnte in der vergangenen Nacht lange nicht einschlafen. Meine Gedanken wollten keinen Augenblick stillstehen und irgendwann floh ich aus Eriks Wärme in mein kühles Bett. Erst dort kam ich zur Ruhe und konnte schlafen.

Nach Erik greifend, weil ich im ersten Moment nicht weiß, ob er überhaupt da ist, fasse ich zu ihm herüber. Meine Hand trifft seine Brust, und er fährt aus dem Schlaf gerissen hoch. „Carolin?!“

Ich erschrecke bei seiner Reaktion und seinem fast schon panischen Ausruf.

Er sieht mich an und lässt sich wieder in sein Kissen fallen. „Oh Mann. War das eine Nacht“, murrt er resigniert.

Ich lege mich auf die Seite und sehe ihn an. Seine Augen sind wieder braun.

„Wie geht es dir?“, frage ich verunsichert, was sein Drogenexzess für eine Auswirkung hat.

„Ich bin erst …“, er sieht auf seine Armbanduhr, „vor zwei Stunden eingeschlafen. Und so fühle ich mich jetzt auch.“

„Ich konnte auch nicht sofort einschlafen. Aber dann ging’s doch irgendwie“, sage ich und fühle mich zumindest nicht mehr ganz so in Misstrauen und Zweifel gefangen. Irgendetwas hatte mir letzte Nacht wirklich zugesetzt und mich sogar an Erik zweifeln lassen. Dass er wieder Drogen genommen hatte verschlimmerte das noch.

„Du bist einfach aus meinem Arm verschwunden und hast dich in dein Bett verkrochen. Da konnte ich erst recht nicht mehr einschlafen“, brummt er vorwurfsvoll.

„Bestimmt war es mir wieder zu heiß bei dir“, versuche ich das zu erklären.

„Ach Quatsch! Nichts war dir zu heiß. Ich konnte da machen, was ich wollte“, knurrt er und ich weiß was er meint. Ich konnte seine Zärtlichkeiten nicht ertragen, obwohl ich es hätte nutzen sollen, dass er so voller Energie und zugedröhnt war. Das hatte uns am Anfang auch die aufregendsten Liebesnächte beschert.

Er schiebt sich dichter an mich heran und lehnt sich auf seinen Ellenbogen. „Bist du noch sauer?“

Ich liege auf dem Rücken und sehe in sein Gesicht, das dicht über mir ist. „Ich war nicht sauer! Ich habe Angst, dass du Dummheiten machst und mir das auf einem silbernen Tablett serviert wird.“

Erik zischt aufgebracht: „Glaubst du wirklich, dass ich so dumm bin und nicht schnalle, wenn jemand so etwas bei mir versucht?“

Ich sehe ihn groß an. „Erik!“, zische ich barsch: „Wenn diese Kimiyaer nicht möchten, dass wir zusammenbleiben, wovon wir mal klar ausgehen können, dann ist doch wohl das Einfachste, sie passen dich ab, wenn du allein bist, geben dir Drogen und setzen dir ein Mädel auf den Schoß, das dich gerade küsst, wenn einer zufällig ein Bild macht, das dann zufällig an meiner Tür klebt. Und das ist noch die sachte Variante. Vielleicht schaffen sie es sogar ein Bild zu schießen, wenn du mal gerade vor lauter Drogen nicht schnallst, dass ich das nicht bin, die da mit dir im Bett liegt. Was glaubst du, was dann passiert? Und die wissen, dass mich das zerstört und mir dann egal sein wird, was sie mit mir machen. Und passt! Sie haben alles, was sie wollen“, fauche ich aufgebracht.

Mit jedem Satz, den ich ihn an den Kopf schleudere, wirkt Erik bestürzter.

„Und jetzt sag mir noch mal, dass du nicht dumm genug bist, das zu schnallen. Dieser Gerrit, den keiner wirklich kennt, hat dir zu deiner Dröhnung schon verholfen. Und … zu was noch?“

Erik setzt sich auf. In seinen Augen flackert Wut auf. „So ein Quatsch! Das ist doch alles Blödsinn!“

Dass er so uneinsichtig ist, macht mich wütend und ich weiß immer noch nicht, ob er mir noch etwas zu beichten hat.

Auch ich setze mich auf und atme tief durch. Mir ist klar, das kann sich hier zu einem bösen Streit ausweiten.

Das wird Erik auch klar und er sieht mir direkt in die Augen, als er beteuert: „Schatz, eins steht fest, es wird kein Bild mit irgendeiner Frau geben. Mir ist keine auch nur auf einen halben Meter zu nahegekommen. Und ich bin nach Hause gegangen, als die anderen drei noch weitergezogen sind.“

„Zu der Table Dance Bar. Weil … du hattest diesmal keinen Bock auf nackte Ärsche und Titten“, wiederhole ich aufgebracht seine Worte.

„Poor, bitte! Das habe ich niemals so gesagt!“, knurrt er aufgebracht.

Ich weiß, ich sollte mir lieber vor Augen halten, dass er nicht mitgegangen war. Er hatte mir doch gerade gesagt, dass es auf keinen Fall ein Bild geben wird. Vielleicht war das mit diesem Gerrit auch wirklich nur Zufall und nur weil Tim mir diesen Floh ins Ohr gesetzt hat reagiere ich so übertrieben. Seine Drogen, so just for fun, wollte ich ihm niemals verbieten. Ich wollte Erik eigentlich nie etwas verbieten. Er hat bisher alles aus freien Stücken gemacht und ich möchte auch weiterhin, dass er tut, was er für richtig hält. Er ist sechs Jahre älter als ich und ich kann ihm seine Entscheidungen nicht abnehmen. Dazu fühle ich mich auch gar nicht in der Lage.

„Okay, hören wir auf. Sonst streiten wir uns nur und ich will dir glauben, dass sie nichts gegen dich in der Hand haben. Und deine Drogen, so mal als Spaßbringer, gönne ich dir, solange du es schaffst, sonst die Finger davon zu lassen. Du bist alt genug, um selbst zu entscheiden, was richtig oder falsch ist und ob du mit den Konsequenzen leben kannst“, sage ich und versuche versöhnlich zu klingen.

„Den Konsequenzen? Wenn ich nach Hause komme und du meine Nähe nicht erträgst oder mir vorhältst, etwas mit anderen Weibern zu haben? Sind das die Konsequenzen, wenn ich einmal weggehe?“, knurrt er.

Ich schlucke. Erik ist schrecklich aufgebracht und scheint das Kriegsbeil nicht so schnell begraben zu können. Dafür war seine Nacht zu kurz und zu sorgenvoll. Aber mein Blick lässt ihn nachgeben und er fragt mich mit gerunzelter Stirn: „Schatz, bitte sag mir ganz ehrlich …“, dabei dreht er sich ganz zu mir um und nimmt meine Hände in seine. „Hattest du bei mir schon einmal das Gefühl, seit wir zusammen sind, dass ich mich auf eine anderen einlassen könnte?“

Diese Frage lässt fast mein Herz aussetzen und sein Blick dazu erst recht. Ich muss aber keine Sekunde darüber nachdenken. Aber ich kann ihm nicht in die Augen sehen, als ich leise antworte: „Seit ich erlebt habe, wie du aus dem Nichts heraus auf einmal mit Michaela beschlossen hast, die Nacht zu verbringt, obwohl wir beide ein Abkommen hatten, das wirklich wichtig war - ich dachte damals, auch für dich - kann ich diese Seite von dir nicht einschätzen. Und ich kann sie auch nicht nachvollziehen, weil ich so etwas niemals tun würde.“ Ich sehe kurz auf und Eriks Gesichtsausdruck sagt mir, dass er nicht versteht, was ich da rede.

„Als du die eine Nacht nicht nach Hause gekommen bist, war ich mir sicher, dass der Grund dafür nur ein anderes Mädel gewesen sein konnte, mit der du die Nacht verbracht hast. Wenn du unterwegs bist, mit Daniel oder sonst wem, dann habe ich immer im Hinterkopf, wie leicht du das mit Michaela beschlossen und ausgeführt hast. Als du am Samstag im Hyde Park plötzlich weg warst und ich dich nicht finden konnte, dachte ich daran, dass du dir wohl eines der leicht bekleideten Mädels zur Brust nimmst und letzte Nacht habe ich auch damit gerechnet. Ich weiß, wie leicht du das machst und wie gedankenlos. Ich habe es selbst schon erlebt.“ Jedes meiner Worte verursacht mir selbst Schmerzen und ich spreche aus, was tief in mir immer wieder wütet. Und ein Blick in Eriks Gesicht, der völlig regungslos nur dasitzt, sagt mir, dass er entsetzt ist. Er starrt mich an, als würde ich mich vor seinen Augen in einen grünen Frosch verwandeln und in seine Augen blitzt erst Traurigkeit und dann Wut auf.

Fast stimmlos flüstert er: „Was? Oh Mann, Carolin! So eine Scheiße! Du vertraust mir ja gar nicht! Nicht mal für fünf Cent!“ Er ist völlig erschüttert und außer sich.

Dass ihn meine Worte so treffen, hatte ich keinen Moment erwartet und versuche das Ganze ein wenig zu relativieren, indem ich einen Ausgleich schaffe. „Und du? Hattest du bei mir jemals das Gefühl, dass ich mit einem anderen losziehen könnte, seit wir zusammen sind?“

Er schüttelt ungläubig den Kopf. „Lenk nicht ab!“, knurrt er aufgebracht. Antwortet dann aber: „Seit wir zusammen sind? Nein, nicht wirklich. Du hast mir eigentlich beigebracht zu vertrauen … mit deiner Liebe zu mir, und es gab nie einen Grund zu glauben, dass du einfach so mit irgendjemandem ins Bett springst. Bei Marcel war ich mir nicht immer sicher, ob du dich nicht doch noch entschließen könntest, zu ihm zurückzukehren. Aber das war schließlich etwas anderes. Und du hast nicht mal das getan. Nicht mal, als du wusstest, dass ich euch auseinandergebracht habe - dass es diese Sabrina nie gab. Und Tim? Selbst bei ihm weiß ich jetzt, dass du ihn nicht willst. Ich vertraue dir! Ja! Und das habe ich dir immer wieder gesagt. Ich vertraue den anderen nicht, die versuchen könnten, dich gegen mich aufzubringen oder dir dumm kommen … aber dir vertraue ich schon. Aber, dass du mir nicht vertraust, erschüttert mich zutiefst. Wirklich!“

Ihn so zu sehen verunsichert mich. Dass ihn das so trifft, ahnte ich keine Minute.

„Ich kann nichts dagegen tun“, sage ich leise. „Du glaubst gar nicht, was mich die Geschichte mit Michaela damals durcheinandergebracht hat. Aber egal. Komm, lass uns nicht mehr davon reden“, versuche ich das Thema zu beenden, das so erschreckend zu einer Last zu werden droht. „Lass uns noch ein wenig schlafen. Die Nacht war wirklich nicht schön“, sage ich und lege mich wieder hin, die Decke über mich ziehend, weil es mich friert.

Unser Gespräch hat alle Angst und Verunsicherung wie kaltes Wasser durch meine Adern geschickt und ich fühle mich eisig und müde und aller Kraft beraubt.

 

„Ich fasse es nicht!“, stammelt Erik und sieht mich mit einem Blick an, der mir Angst macht. Angst davor, dass er jetzt aufsteht und geht, sich wieder mit Drogen vollpumpt und alles hinwirft, was er für etwas gehalten hat, was es scheinbar nicht ist.

Ich lege meine Hand auf seinen Arm und ziehe an ihm, um ihn zum Hinlegen zu bewegen. Er soll nicht gehen, nicht wieder kopflos davonrennen.

Aber er bleibt stocksteif sitzen und scheint zu nichts in der Lage zu sein.

„Erik, komm! Es ist doch nicht so, dass ich dir gar nicht vertraue. Wenn es so wäre, würde ich nicht mit dir zusammen sein und schon gar nicht zusammenleben. Ich bin mir nur nicht immer hundertprozentig sicher, ob du dein altes Leben nicht manchmal vermisst. Du musst auf so viel verzichten, seit du mit mir zusammen bist.“

Eriks Blick wird noch verdrossener und wütender. Ich sehe ihm an, dass er gerade zu dem alten Erik wird, der gleich ausrastet, und in dem Moment reißt er auch schon seinen Arm aus meiner Umklammerung, stemmt sich auf die Knie, packt meine Oberarme und presst mich mit seiner unbändigen Kraft in mein Kissen. „Sag mal, von was redest du überhaupt? Verdammte Scheiße! Habe ich heute Nacht Speed gezogen oder du? Du bist ja wie von Sinnen! Auf was, bitte schön, verzichte ich denn groß? Meinst du die Drogen? Oder diese gottverdammten Nächte mit irgendwelchen Weibern, die mir meist schon über waren, bevor sie die Klamotten runter hatten? Carolin, das war vor dir und das war ein anderes Leben. Und es war alles Scheiße. Ich werde fünfundzwanzig und habe nichts in meinem Leben erreicht. Gar nichts. Das Einzige, was mir Gutes widerfahren ist, bist du! Und ich will mein altes Leben nicht mehr. Und auch die Drogen nicht. Sie taugen nicht mal mehr als Spaßmacher. Und ich verspreche dir eins: Ich gehe nicht fremd! Ich bin auch monogam!“, tobt er aufgebracht.

Oh Mann. Dass er das jetzt sagt …

Ich hatte ihm mal versucht klarzumachen, dass ich monogam bin und wir hatten daraus eine Endlosdiskussion gemacht. Das war noch zu der Zeit, als er noch mit allen Mitteln versuchte, mir meine Zeit zu stehlen, obwohl ich mit Marcel zusammenlebte.

„Ich glaube dir ja“, raune ich und sehe ihm in die Augen, die immer noch so wütend über mir funkeln. „Schön, dass wir beide monogam sind“, versuche ich mit einem Schmunzeln ihm die Wut zu nehmen.

„Ich bin wirklich monogam“, knurrt er, aber sein Blick wird weicher, weil er sich auch erinnert. „Und zwar richtig! Ich frage nicht, ob damit nur Sex gemeint ist.“

„Da war ich noch jung und unwissend“, sage ich und schenke ihm einen kindlichen Augenaufschlag, der unsere Situation entschärfen soll.

„Da warst du ein Biest, das gebändigt werden musste“, knurrt Erik, aber die Wut scheint langsam aus seinen Augen zu weichen. „Und das war ein hartes Stück Arbeit. Das sag ich dir. Wahrscheinlich das Schwerste, was ich je schaffen musste.“

Ich grinse frech und erleichtert darüber, dass wir wieder einem normalen Umgang miteinander zusteuern. Ich wünsche mir nichts mehr. „Gar nicht. Das hast du so leicht gemeistert. Ich hatte keine Sekunde eine Chance.“

Langsam lässt er meine Arme los, stützt sich neben meinem Kopf ab und begräbt mich vorsichtig unter sich. Ich spüre seinen Körper, trotz der Decke zwischen uns, auf meinem wie einen Segen, der mein Innerstes beruhigt.

Er stützt sich auf seine Ellenbogen ab und seine Hände schieben sich in meine Haare. Seine braunen Augen lässt er über mein Gesicht laufen, als scanne er jeden Millimeter.

„Das glaubst du“, flüstert er leise und auch aus seiner Stimme ist alle Wut verflogen. „Ich habe noch nie so etwas Schwieriges meistern müssen und bin bei noch nichts so oft verzweifelt, weil ich dachte, ich schaffe es nicht. Und noch nichts hat mich weiterhin so oft in die Verzweiflung gestürzt, und das heute schlägt dem Fass den Boden aus. Wie kannst du mir so gnadenlos auftischen, dass du mir nicht vertraust? Dass du ständig denkst, ich gehe fremd! Ich fasse das nicht, Schatz! Das kann einfach nicht wahr sein!“

Ich kann ihm nicht antworten. Was soll ich auch dazu sagen?

„Bitte, Carolin, sag mir, dass das nicht so ist. Sag mir, dass du mir vertraust. Dass du weißt, dass ich dich niemals betrügen werde und dass ich niemals eine andere will. Bitte, sag es mir!“

Seine Worte treffen mich, weil sie ein einziges Flehen sind. Und in diesem Moment kann ich ihm aus ganzen Herzen und ohne lügen zu müssen antworten: „Ja, ich vertraue dir. Deine Worte waren klar genug und klingen ehrlich.“

„Sie klingen nicht nur ehrlich, sie sind auch hundertprozentig so gemeint“, knurrt er wieder aufgebracht. „Und wenn du jetzt nicht mit diesem Spielchen aufhörst, versohle ich dir den Arsch.“ Er lässt sich zur Seite gleiten. Dabei reißt er an meiner Decke, um sie von mir runterzuziehen.

Ich kreische auf und klammere mich an ihr fest. Gespielt verängstigt rufe ich: „Nein, Erik nicht!“

Aber für ihn ist es kein großer Muskeleinsatz, der mich meiner Decke beraubt und er dreht mich mit einem Griff seiner starken Hände auf den Bauch.

„Erik nicht!“, schreie ich auf und versuche meine Hände auf meinen Po zu legen, damit er sie trifft.

„Was? Du wehrst dich?“

„Bitte, schlag mich nicht!“, bettele ich jammervoll.

Statt mir auf den Hintern zu schlagen, zerrt er meine Hände von meinem Po und schiebt sie neben meinem Kopf hoch. Dabei wirft er sich auf mich. Sein Körper fixiert schwer meinen, und ich spüre wie seine Wärme mich gefangen nimmt.

„Wehr dich nicht“, zischt er, den Wütenden mimend. Aber in seiner Stimme schwingt schon unverkennbar das Verlangen mit, das er in der Nacht so lange unterdrücken musste. „Wehr dich nicht, Schatz“, klingt seine Stimme im nächsten Moment leise und sanft an meinem Ohr und ich spüre seine Lippen in meinem Nacken, die mich beginnen zu küssen.

Ich halte ganz still und nehme das Gefühl in mir auf, dass sein Körper auf meiner Haut auslöst, froh darüber, dass somit alles zwischen uns wieder gut werden kann. Seine weiche Haut brennt auf meiner und ich spüre seine steigende Erregung an meinem Bein, die sich beginnt, an mir zu reiben. Seine Finger verschränken sich mit meinen und er schiebt sich weiter auf mich, meinen Nacken und Hals mit Küssen und kleinen Bissen bedeckend. Als er wieder an meinem Ohr ankommt, raunt er leise: „Vertraust du mir?“

„Ja!“, antworte ich mit einem Seufzer.

Er beginnt mich wieder mit Küssen zu bedecken und schiebt sich langsam zwischen meine Beine.

Mir stockt der Atem. Alles in mir drängt nach mehr und ich schiebe meine Beine weiter auseinander.

Meine Hände loslassend, stemmt er seinen Oberkörper hoch, sich auf seine Hände abstützend und ich hebe mein Becken, soweit es sein Gewicht zulässt.

Seine Hand schiebt sich unter meinen Bauch und hebt mich ein wenig mehr an. Als er in mich eindringt, kann ich ein Stöhnen nicht unterdrücken und Erik beißt mich sanft in den Nacken, sich langsam auf mir bewegend. Ich muss mein Becken immer wieder gegen ihn stemmen, damit er nicht rausrutscht und das Verlangen, mehr von ihm zu spüren, brennt in mir, wie eine alles verzehrende Flamme.

„Vertraust du mir?“, fragt Erik erneut und schiebt eine Hand unter meinen Hals auf mein Brustbein.

„Ja!“, antworte ich heiser.

Sachte hebt er mich weiter an und ich schiebe mich vorsichtig, meine Hände in das Kissen stemmend, hoch, während Erik sich aus mir zurückzieht und mich auf alle Viere zieht.

Ich will mich zu ihm umdrehen, aber er legt seine Hand auf meinen Rücken und stemmt sich hinter mir auf seine Knie. Seine Hände streicheln über meinen Rücken und meine Hüfte, streichen über meinen Bauch und zu meinen Büsten, während er sich dicht an mich heranschiebt.

Ich bewege mich nicht und halte den Atem an. Meine Beine fangen vor Erregung zu zittern an und auch meine Arme vibrieren, als ich ihn langsam in mich eindringen spüre. Das setzt in mir ungeahnte Gefühle frei und er drängt sein Becken an mich.

Ich bin zur Untätigkeit gezwungen, weil ich meinen Körper aufrecht halten muss und Erik übernimmt die Regie. Quälend langsam zieht er sich wieder zurück, um genauso langsam wieder einzudringen. Als er sich erneut zurückzieht und langsam wieder hineinschiebt, stemme ich meine Hände in das Kissen und dränge mich ihm entgegen. Ich spüre seine Hände, die meine Hüfte umschlingen, als er sich unendlich langsam wieder aus mir zurückzieht. Seine Hände umfassen meine Taille fester und mit einem schnellen Ruck seines Beckens schiebt er sich tief in mich hinein und knurrt: „Vertraust du mir?“

Mir wird einen Moment heiß und schwindelig, und in meinem Bauch vibriert es. „Ja!“, schreie ich auf und kann es nicht fassen, was er in mir auslöst.

Erneut zieht er sich zurück und als er wieder zustößt, knurrt er: „Liebst du mich?“

„Ja!“, drängt es aufgebracht aus meinem Mund und ich spüre das Zittern in meinen Beinen und Armen.

Seine Hände halten meine Hüfte fest, als er sich in einem immer schnelleren Rhythmus in mir versenkt und ich nur noch ungehalten unter ihm keuche.

Mit einem gequälten Gurren in der Stimme raunt er erneut: „Vertraust du mir?“ und stößt so heftig zu, dass ich gar nicht mehr antworten kann. Tief in meinem Inneren explodiert etwas und scheint alles mitzureißen, als Erik einen Finger auf meinen Kitzler legt, selbst von einer Ekstase geschüttelt, die ich von seinen Lenden bis über meinen Körper laufen spüre. Ein letztes Mal versenkt er sich tief in mir und keucht wie unter Schmerzen auf, während ich unter ihm zusammenbreche. Seine Hände umschlingen meine Hüfte und er zieht mich hoch und auf seinen Schoß. Sofort kreuzen sich seine Arme über meiner Brust und er presst mich an sich, seine Lippen an meiner Schläfe versenkend. Ich lege meinen Kopf zurück auf seine Schulter und schließe die Augen, das verebbende Gefühl genießend, das immer noch in mir rauscht.

„Vertraust du mir?“, höre ich matt seine Stimme an meinem Ohr.

„Ja!“, seufze ich mit geschlossenen Augen. „Ja, ich vertraue dir.“

Nach unendlichen Minuten lässt er mich los und ich falle vornüber auf mein Kissen.

Erik sinkt erschöpft neben mich, schlingt seine Arme um meinen Körper und vergräbt sein Gesicht in meinen Haaren.

Ich ziehe noch die Decke über uns und schließe die Augen. Nichts durchdringt mehr meine Gedanken als das Gefühl, dass ich ihm ab jetzt wirklich vertrauen will und muss. Dann lasse ich mich in den Schlaf fallen, der sich über mich legt, wie ein dunkles Tuch.

„Hey, mein Schatz. Wach auf“, höre ich Eriks Stimme an meinem Ohr leise raunen. „Es ist schon Nachmittag. Müssen wir noch etwas einkaufen?“

Ich reiße die Augen auf und bin sofort hellwach. „Ja, Scheiße!“

Erik lacht leise auf. „Dann müssen wir jetzt aufstehen.“

Ich drehe meinen Kopf in seine Richtung und sehe ihn an. Seine Augen sind wieder komplett braun und ich streiche mit der Hand über seine Wange. „Müssen wir wohl“, raune ich bedauernd.

Geduscht, warm angezogen und hungrig verlassen wir eine halbe Stunde später das Haus.

„Wo möchtest du hingehen? Oder sollen wir fahren?“, fragt Erik und ich nicke nur zur Altstadt hin. Ich fühle mich immer noch müde und wie überfahren und selbst das Duschen konnte mich nicht wirklich wieder auf Touren bringen.

„Wir holen uns das Nötigste eben aus dem Einkaufscenter“, raune ich leise und schlage meinen Schal fester um meinen Hals.

„Okay.“ Erik sieht mich beunruhigt an. Ich strotze nicht gerade vor guter Laune und nehme seine Hand, um ihm das Gefühl zu geben, dass das nichts mit ihm zu tun hat. Ich fühle mich einfach nur etwas mitgenommen.

So schlüren wir los. Meinen Omatrolly Herbie durfte ich nicht mitnehmen. Mit dem will Erik sich auf keinen Fall in der Öffentlichkeit blicken lassen. Nicht mal, wenn ich ihn hinter mir herziehe. Da trägt er lieber alles, was ich ihm aufbürde. Aber viel wird es sowieso nicht werden, weil ich keine Lust zum Einkaufen habe.

Das Wetter ist trübe und eigentlich zu warm für diese Jahreszeit. Als es ein wenig zu nieseln beginnt, zieht Erik mich kurz entschlossen in eine Bäckerei. „Komm, lass uns erst etwas essen. Dann bist du vielleicht nicht mehr so mürrisch.“

Er schiebt mich in einen der wenigen Sitzgelegenheiten in einer Ecke und geht, um uns zwei Kaffee und belegte Brötchen zu holen.

Ich sehe ihm zu, wie er an der Theke wartet, bis er dran ist.

Er gibt die Bestellung auf und bringt uns wenig später die kleinen Tabletts mit dem Kaffee und dann die Brötchen. Seine geschmeidigen Bewegungen, trotz seiner Größe, lassen mich langsam wieder wach werden und sein Blick, den er mir immer wieder zuwirft, erwärmt mein Inneres, das nach dem Tiefschlaf gar nicht wieder wach werden will.

 

„Vertraust du mir?“, höre ich ihn in mein Ohr raunen und mich ihm uneingeschränkt ehrlich mit Ja antworten. Und wie er nun mit seinem Tigergang auf mich zukommt, da weiß ich, dass es mir zwar schwerfällt, weil alle Frauen ihm zu Füßen liegen müssen, ich mich aber bemühen will.

„Hey, alles klar? Stimmt was nicht?“, fragt Erik, als er sich neben mir auf einen Sitz schiebt.

Ich schenke ihm ein Lächeln.

„Hm, was ist? Habe ich meinen Pullover verkehrt herum an oder sind meine Haare durcheinander?“ Er streicht sich durch seine mittlerweile längeren Locken und ich schüttele den Kopf. Seine Haare sind immer durcheinander. Das bringen seine Locken mit sich.

„Alles in Ordnung“, sage ich. Aber sein Blick sagt mir, dass er mir das nicht glaubt. So füge ich hinzu: „Ich bin nur immer wieder fasziniert von dir. Und von dem, was ich für dich empfinde.“

„Ach, echt?“, fragt er und schiebt mir den Teller mit dem Brötchen dichter vor die Nase. „Hauptsache.“

Er nimmt Zucker für seinen Kaffee und reißt die Tüte ganz vorsichtig auf. Das hat er mittlerweile schon gut im Griff und verteilt keinen Zucker mehr über die Tische und den Fußboden, wenn wir irgendwo Kaffee trinken gehen.

Auch ich gebe Milch und Zucker in meinen Kaffee, weil ich die Energie brauche. Eriks Anblick bei der Essensbeschaffung hat mich zwar wieder etwas auf Touren gebracht, aber ich spüre nun auch noch einen leichten Anfall von Kopfschmerzen.

Während ich in mein Brötchen beiße, knurrt er leise: „Ich kann immer noch nicht fassen, dass du mir nie wirklich vertraut hast. Ich hoffe, das ist jetzt geklärt!“

Auch er beißt in sein Brötchen und ich schlucke meinen Bissen hinunter und nehme hinterher einen Schluck Kaffee.

Erik sieht mich an, als ich nicht antworte. „Oder?“, knurrt er mit vollem Mund.

„Ja, ist geklärt“, sage ich schnell und beiße wieder von meinem Brötchen ab. Ich spüre meinen Magen, der hungrig nach mehr verlangt.

Erik schüttelt leicht den Kopf. Ganz leise, als rede er mit sich selbst, brummt er: „Da kann ich auch lange auf eine Antwort warten.“

Ich weiß nicht was er meint und möchte auch im Moment nicht reden. Ich muss essen und meinem armen Körper wieder Energie zuführen. Das Wasser, das wir zu dem Kaffee bekamen, trinke ich auch zwischendurch aus und als der Teller leer ist und auch die Kaffeetasse, fühle ich mich etwas besser. Sogar meine Kopfschmerzen lassen etwas nach und ich schaue auf meine Armbanduhr. In einer Stunde schließt das Geschäft.

Mein Blick wandert zu Erik, der gerade sein zweites Brötchen vertilgt hat und mich fragt: „Hast du genug? Möchtest du noch etwas?“

Ich schüttele den Kopf und sehe in das trübe Wetter vor der riesigen Glastür der Bäckerei. Ein kalter Schauer lässt mich erzittern und ich ziehe meine Jacke über, die achtlos hinter mir im Sitz klemmte.

„Fertig? Gut, dann gehen wir“, raunt Erik und trinkt den letzten Schluck Kaffee aus. Wie immer ignoriert er das Glas Wasser.

Ich lege meinen Schal um den Hals und ziehe die Jacke fest zu, weil es mich friert.

Als wir in die Fußgängerzone treten, weht ein leichter Wind und ich muss meine Haare aus dem Gesicht streichen.

„So, das tat gut. Ich hatte Hunger wie ein Bär“, meint Erik und grinst mich an. „Und du hast auch wieder etwas Farbe bekommen.“

Ich nicke nur und er knurrt: „Bloß gesprächiger bist du noch nicht geworden.“

Er greift nach meinem Jackenkragen und zieht mich vor seine Füße.

Ich sehe in sein Gesicht hoch, etwas überrascht von seinem Übergriff. „Wir müssen einkaufen!“, sage ich, um ihn auf die uns weglaufende Zeit aufmerksam zu machen.

„Wenn du mir eine Frage beantwortest … und zwar jetzt und hier. Vertraust du mir?“

„Jaaa“, knurre ich genervt.

Ein Ruck geht durch meinen Körper, als er meinen Kragen fester packt. „Hey, Kleine! Du bist bisher um den Arschvoll herumgekommen. Vordere das nicht heraus!“

„Ja, ich vertraue dir. Ehrlich!“, sage ich brav.

„Gut! Dann sind die Karten neu gemischt und unter diesem wichtigen Aspekt überdenkst du meine Frage noch mal“, sagt er und seine Stimme klingt wieder sanfter.

Ich will ihn fragen, welche Frage er meint. Aber uns läuft die Zeit weg und ich möchte hier nicht länger stehen und diskutieren. So nicke ich wieder brav und er lässt mich los. Meine Hand in seiner, zieht er mich zu dem Lebensmittelgeschäft, selbst einen beunruhigten Blick auf seine Uhr werfend.

Es ist schon fast dunkel, als wir wieder bei unserem Haus ankommen. Neben Eriks Mustang steht Daniels BMW.

„Daniel ist da!“, meint Erik und schließt auf.

„Wenn du mir eben die Tüten hochtragen hilfst, kannst du zu ihm gehen“, sage ich und gehe die Treppe mit schweren Schritten hoch, mit meiner Tüte kämpfend.

Erik hat zwei viel Schwerere und folgt mir leichtfüßig.

„Stell sie einfach in die Küche, ich räume sie dann aus“, sage ich und Erik stellt die Tüten auf die Stühle.

„Wenn dir das nichts ausmacht? Sonst helfe ich dir erst.“

„Ne, gehe du nur. Wer weiß, wieviel Zeit Daniel hat“, antworte ich ihm und ziehe meine Jacke und meine Stiefel aus. Erik kommt auch in den Flur und gibt mir einen Kuss.

Er verlässt die Wohnung, und ich gehe in die Küche zurück und verstaue unsere Einkäufe im Kühlschrank und in den Küchenschränken.

Erik hatte darauf bestanden, ein Suppenhuhn mitzunehmen, das ich nun in einem Topf mit Salzwasser aufsetze.

Die Wohnung ist zu leise und leer ohne Erik. Ich fahre meinen Laptop hoch und mache Musik. Auf der Fensterbank liegt eine kleine Lichterkette, die ich aufleuchten lasse und die beiden Kerzen auf dem Wohnzimmertisch zünde ich auch noch an. Mich umsehend fühle ich mich ein wenig wohler und während ich wieder an Erik und meine Auseinandersetzung mit ihm denke, schneide ich zwei Zwiebeln und eine Möhre klein und werfe sie zu dem Huhn in den Topf.

Ich nehme mir die letzten Einkäufe vor. Schampon, Toilettenpapier und Taschentücher verstaue ich im Badezimmer und eine Tüte Chips im Wohnzimmerschrank, als ich ein Kratzen im Hals spüre und das Schlucken mir zunehmend schwerer fällt. Auch meine Kopfschmerzen kehren zurück und hallen pochend in meinen Schläfen wider.

Eine Vitamintablette in einem Wasserglas aufgelöst, soll dem Abhilfe schaffen. Aber mein Kopf ist seltsam vernebelt.

Ich schalte das Huhn runter, damit das Wasser nicht aus dem Topf brodelt. Dann werfe ich mich erschöpft auf das Sofa und ziehe die Decke über mich. Mir ist kalt und ich zittere. Was ist nur los?

Mich dem nächsten Lied aus einem You Tube Mix hingebend, in dem in Englisch etwas von „Ich will für dich sterben“ gesungen wird, fällt mir Tim ein. Ich werfe die Decke wieder zur Seite und stehe schwerfällig auf. Ich muss das Handy checken, bevor Erik das in den Sinn kommt.

Im Schlafzimmer hole ich es aus dem Nachtschrank, drücke den Pin ein und sofort meldet es eine eingegangene SMS. Mein Herz beginnt unruhig zu pochen und ich öffne sie mit zittriger Hand. Sie ist von heute Morgen und sie ist von Tim.

Carolin, ich kann das so nicht akzeptieren. Ich bin mir sicher, dass du irgendwann wieder weißt, wo du hingehörst. Da ist etwas in uns, das uns zwingt zusammen zu sein. Du wirst es sehen!“

Ich bin entsetzt. Er hat nichts verstanden und akzeptierten will er schon mal gar nichts.

Ich lösche wütend die SMS und schalte das Handy aus. Am liebsten würde ich es wegwerfen. Aber wer weiß? Vielleicht ist es besser, ich weiß wie Tim tickt und was er vorhat.

Das Handy wieder in der Schublade verstauend, geht es mir noch schlechter und ich beschließe, mich noch ein wenig hinzulegen. Aber vorher muss ich noch einen kleinen Abstecher in die Küche machen, um nach dem Huhn zu sehen und setze mir Teewasser auf, um wieder etwas warm zu werden. Mich friert es wieder und nachdem ich die Teekanne mit zwei Pfefferminzteebeuteln und heißem Wasser aufgefüllt habe, kuschele ich mich wieder unter die Decke und versuche Tims Worte zu vergessen, die ich besser nicht gelesen hätte.

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