Nikon D7200 Handbuch

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Die Möglichkeiten des Autofokus


Die Nikon D7200 besitzt insgesamt 51 Fokusmessfelder – inklusive 15 Kreuzsensoren –, die einen großen Teil des Bildes abdecken. Die D7200 stellt zahlreiche Funktionen zur Verfügung, um die Art der Fokussierung einzustellen. Was die Kamera alles zu bieten hat, erfahren Sie in diesem Kapitel.

Die Technik

Die D7200 bietet ein sehr leistungsfähiges Autofokussystem, was bei Tests immer wieder bestätigt wird. Das Autofokusmodul Multi-CAM 3500 II wurde von der D4S übernommen – Sie sehen dieses Modul im Bild rechts.

Damit werden auch die Neuerungen übernommen, die es von der D4 zur D4S gab. So haben Sie mehr Möglichkeiten, als es beim Vorgängermodell D7100 der Fall war.


Das Modul stellt die große Anzahl von 51 Messfeldern zur Verfügung. Bei 15 der Sensoren handelt es sich übrigens um Kreuzsensoren. Zudem ist der mittlere Kreuzsensor besonders lichtempfindlich.

Dank dieses lichtempfindlichen Sensors können Sie zum Beispiel mit einem 600-mm-Objektiv mit Blende 4 samt Zweifachkonverter noch automatisch scharf stellen – dies entspricht also Blende 8.

Bisher konnte man unter Umständen schon bei Blende 5.6 Schwierigkeiten beim Fokussieren bekommen.

Die vielen Messfelder bieten eine Menge Vorteile. So muss sich das Objekt nicht unbedingt im Zentrum des Bildes befinden, da ein großer Bereich des Bildes abgedeckt wird.


Sich bewegende Objekte können vom Autofokus verfolgt werden – die Kamera wechselt dabei automatisch zwischen den verschiedenen Messfeldern.

In den Individualfunktionen finden Sie zusätzlich insgesamt neun Funktionen, um die Möglichkeiten des Autofokussystems auszureizen. Die Schnelligkeit des Autofokusmoduls lässt keinerlei Wünsche offen. Zahlreiche Situationen, in denen Sie bei früheren Kameramodellen zum manuellen Fokus wechseln mussten, lassen sich nun auch per Autofokus erledigen – dies gilt beispielsweise für viele Fotos im Makrobereich oder für Sportaufnahmen.

Autofokus aktivieren

Sie haben verschiedene Möglichkeiten, automatisch oder manuell zu fokussieren – je nachdem, was für ein Objektiv Sie verwenden. Viele Objektive bieten die Option, trotz aktiviertem Autofokus manuell scharf zu stellen.

Der linke Pfeil im folgenden Bild zeigt einen solchen M/A-Schalter. Bei der M-Stellung wird der Autofokus deaktiviert – egal, welcher Modus mit dem rechts markierten AF-Schalter eingestellt wurde.

Haben Objektive keinen solchen Schalter, kann der Entfernungs-Einstellring des Objektivs nur verwendet werden, wenn am Kameragehäuse die manuelle Fokussierung eingestellt wurde. Bei älteren Objektiven ohne Prozessor müssen Sie grundsätzlich manuell fokussieren. Wenn Sie solche Objektive verwenden, wird Sie das bestimmt nicht stören – als diese Objektive aktuell waren, war die automatische Scharfstellung schließlich noch unbekannt.

Der Fokusschalter

Die Autofokus-Funktionalität wird mit dem Fokusschalter und der AF-Modus-Taste links unter dem Objektiv auf der Vorderseite der Kamera eingestellt. Der Schalter ist in der Abbildung links mit dem rechten Pfeil markiert.

Mit dem Fokusschalter – er ist im Bild auf der nächsten Seite markiert – wird zunächst eingestellt, ob manuell oder automatisch fokussiert werden soll.

Hubschrauber. Auch in schwierigen Situationen können Sie sich auf das Autofokusmesssystem der D7200 absolut verlassen – es entsteht auch bei Serienaufnahmen wie hier nur sehr wenig Ausschuss. Das Foto stammt aus einer Serie von knapp zehn Bildern.

350 mm | ISO 200 | 1/1500 Sek. | f 6


Schärfeindikator

Den Schärfeindikator finden Sie ganz links im Sucher. Sobald der Punkt erscheint, ist das Motiv im aktuellen Fokusfeld scharf eingestellt.

Alle anderen Einstellungen werden mit der AF-Modus-Taste und den beiden Einstellrädern vorgenommen. Sie ist im nächsten Bild hervorgehoben.


1 Drücken Sie die Taste und drehen Sie das hintere Einstellrad, um zwischen den Autofokusmodi zu wechseln.

2 AF-S kennzeichnet den Einzelfokus. Dabei wird fokussiert, wenn der Auslöser halb durchgedrückt wird. Erscheint der Schärfeindikator im Sucher, wird die gemessene Entfernung gespeichert.

AF-A

Im Modus AF-A nutzt die D7200 den Einzelfokus bei statischen Motiven. Setzt sich das Objekt in Bewegung, wird automatisch zum Modus AF-C umgeschaltet.

3 Drücken Sie dann den Auslöser ganz durch. Das Auslösen ist in diesem Modus standardmäßig nur möglich, wenn das Motiv korrekt fokussiert wurde – andernfalls ist der Auslöser gesperrt. Der Modus eignet sich gut für das Fotografieren statischer Motive.

4 Im AF-C-Modus wird die Schärfe kontinuierlich nachgeführt, wenn der Auslöser halb durchgedrückt wird. »Prädiktive Schärfenachführung« wird dies genannt. Dabei berechnet die Kamera die Position voraus, an der sich das Objekt zum Zeitpunkt der Belichtung befinden könnte. Die D7200 »denkt« in solchen Fällen also mit.

5 Dieser Modus ist bei sich bewegenden Motiven geeignet. Standardmäßig ist hierbei eine Auslösepriorität eingestellt, sodass ein Auslösen auch dann möglich ist, wenn das Motiv noch nicht scharf gestellt wurde.

6 Beim Modus AF-A wählt die D7200 den geeigneten Modus selbstständig.


AF-Messfeldsteuerung

Wie die Autofokusmessfelder gewählt werden, stellen Sie nach dem Drücken der AF-Modus-Taste und Drehen des vorderen Einstellrads ein: Dabei stehen die Einzelfeldsteuerung, die dynamische Messfeldsteuerung und die automatische Messfeldsteuerung zur Auswahl. Dazu kommt das sogenannte 3D-Tracking. Die Einzelfeldsteuerung ist standardmäßig voreingestellt.

Messfeldvorwahl

Um Autofokusmessfelder auszuwählen, wird der Multifunktionswähler benötigt – er ist nachfolgend markiert.

Exkurs

Was ist Schärfe?

Grundsätzlich bezeichnet man die Unterscheidbarkeit von Details im Foto als Schärfe. Je mehr Details zu erkennen sind, umso schärfer erscheint das Bild. Neben der Schärfe, die physikalisch vorhanden ist, gibt es zusätzlich die Schärfe, die nur dem Anschein nach vorhanden ist – dies bezeichnet man als Schärfeeindruck. So wirken zum Beispiel kontrastreichere Bilder schärfer als kontrastarme Bilder – ganz unabhängig davon, welches Foto physikalisch gesehen schärfer ist. So spielt in der täglichen Praxis die wirkliche Schärfe eines Bildes nur eine sehr untergeordnete Rolle. Der Schärfeeindruck ist das, wovon sich die Anwender leiten lassen, wenn es um die Beurteilung eines Fotos geht.

Schon seit jeher hat man versucht, den Schärfeeindruck von Bildern zu erhöhen. So wurden zu analogen Zeiten in den Fotolaboren verschiedene Techniken angewendet, um die Bilder zu optimieren. Eine der damaligen Möglichkeiten hat sich sogar in das digitale Zeitalter gerettet. Die heutige aus Bildbearbeitungsprogrammen bekannte Funktion Unscharf maskieren wurde nämlich schon zu analogen Zeiten verwendet. Dabei wird die Schärfe dadurch verbessert, dass der Kontrast nur an den Kanten im Bild verstärkt wird.

Auflösung

Beim Betrachten von Fotos am Computermonitor ist das Thema Auflösung unwichtig. Nur bei starkem Hineinzoomen in das Bild sind die einzelnen Bildpunkte erkennbar. Drucken Sie Ihre Fotos aber aus, muss beachtet werden, dass genügend Pixel auf einer bestimmten Strecke vorhanden sind – sonst wirkt das Bild pixelig. Die Auflösung ist dann zu gering. Ein gängiger Standardwert sind 300 dpi. Dies bedeutet, dass 300 Dots (Punkte) pro Inch (2,54 Zentimeter) abgebildet werden. Dieses Maß bestimmt die Auflösung.

Um zu messen, wie gut ein optisches Gerät die Details wiedergeben kann, werden Hilfsmittel verwendet, wie zum Beispiel der unten gezeigte sogenannte Siemensstern. Der Siemensstern kann beispielsweise für einen Auflösungstest abfotografiert werden. Bei diesem Testmuster verlaufen abwechselnd schwarze und weiße Dreiecke zum Mittelpunkt des Kreises. Jedes bildverarbeitende Gerät kann in Richtung Mittelpunkt die zusammenlaufenden Linien nur bis zu einem gewissen Grad voneinander trennen. Man spricht dabei vom Auflösungsvermögen des Gerätes.

Je weiter innen die Linien noch voneinander getrennt werden können, umso größer ist das Auflösungsvermögen des Gerätes (auch die Auflösung von Druckern oder Scannern lässt sich so testen).

 


Um nach der Auswahl eines einzelnen Autofokusmessfeldes ein versehentliches Verstellen zu verhindern, muss der Sperrschalter für die Messfeldvorwahl auf die L-Position (für Lock) eingestellt werden. Der untere Pfeil in der nebenstehenden Abbildung kennzeichnet den Sperrschalter, den Sie zum Verriegeln benötigen.

Verfügbarkeit

Im AF-S-Modus stehen nur die Einzelfeldsteuerung und die automatische Messfeldsteuerung zur Verfügung. Die anderen Modi gelten nur für AF-C und AF-A.

Diese Möglichkeit sollten Sie unbedingt nutzen, da es sehr leicht passiert, dass der Multifunktionswähler bei der Aufnahme mit dem Daumen verstellt wird. Die anderen Funktionen des Multifunktionswählers sind von dieser Sperrung nicht betroffen.

Exkurs

So funktioniert der Autofokus

Bei den Autofokusmesssystemen unterscheidet man zwischen zwei unterschiedlichen Varianten: dem aktiven und dem passiven Autofokus.

Beim aktiven Autofokus werden beispielsweise von Autofokus-Hilfslichtern Lichtstrahlen mit Mustern ausgesendet, sodass der Autofokus auch im Dunkeln funktioniert. Auch bei Blitzgeräten setzt man diese Hilfslichter ein.

Beim passiven Autofokus kommen zwei verschiedene Techniken zum Einsatz: der Phasenvergleich und die Kontrasterkennung, wobei der Phasenvergleich nicht nur die ältere, sondern auch die bessere Technik ist.

Für dieses komplexe Verfahren werden spezielle Sensoren in die Kameras integriert. Sie sehen dies schematisch in der folgenden Abbildung.

Der in das Objektiv einfallende Lichtstrahl trifft auf einen Hilfsspiegel , der hinter dem Schwingspiegel angeordnet ist. Der Schwingspiegel ist teilweise lichtdurchlässig. Der Hilfsspiegel lenkt einen Teil des Lichtstrahls auf die Autofokussensoren , die daraufhin den sogenannten Phasenvergleich durchführen.


Das Funktionsprinzip bei der Phasenerkennung beruht auf der Triangulation der Entfernung des Objekts, wobei zum Beispiel zwei Sensoren mit etwas Abstand voneinander das Objekt erfassen.

Die Sensoren erfassen dabei jeweils das gesamte Objekt selbstständig. Dann werden die Phasen der Autofokussensoren miteinander verglichen – dies sehen Sie in der folgenden Abbildung. Sind die Phasen deckungsgleich, wie links, ist das Bild scharf. Ein Punkt im Sucher signalisiert dies.

Bei der mittleren Situation liegt der Fokus hinter dem Sensor. Im rechten Bild liegt der Fokus vor dem Sensor. Bei der D7200 zeigt ein Pfeil im Sucher die Richtung der Unschärfe an.


Da die Sensoren so erkennen können, in welcher Richtung die Fehlfokussierung liegt und wie stark sie ist, kann das richtige Fokussieren schnell erledigt werden – das »Hin- und Herfahren« des Objektivs entfällt.

Diese Technik arbeitet außerordentlich schnell und sehr genau. So sind die heutigen Autofokusmesssysteme auch geeignet, um sehr schnelle Bewegungen sicher zu fokussieren, was zum Beispiel bei Sportaufnahmen wichtig ist.

Linien- und Kreuzsensoren

Während die ersten Autofokuskameras meist nur einen einzigen Liniensensor hatten, sind heute viele Sensoren in der Kamera untergebracht. Bei der D7200 sind es beispielsweise 51 Messfelder, von denen 15 Kreuzsensoren sind.

Im nächsten Bild sehen Sie die Wirkungsweise. Die ersten beiden Abbildungen zeigen einen einfachen horizontalen Liniensensor. Hier lassen sich nur Strukturen scharf stellen, die vertikal verlaufen. Dies führt dazu, dass bei horizontalen Strukturen ein Fokussieren nicht möglich ist, wie es in der mittleren Abbildung zu sehen ist. Das letzte Bild zeigt die Wirkungsweise des Kreuzsensors – hier sind zwei Sensoren gekoppelt, sodass sowohl waagerechte als auch senkrechte Strukturen erfasst werden können.


Lichtstärke

Bei der Zuverlässigkeit der Fokussierung spielt auch die Lichtstärke des Objektivs eine Rolle, da ja nur ein Teil des verfügbaren Lichts auf die Autofokusmessfelder gelangt. So haben Sie etwa bei Objektiven mit einer Lichtstärke von f 1:2.8 oder f 1:3.5 keinerlei Probleme beim Scharfstellen zu erwarten. Wird aber beispielsweise ein Teleobjektiv mit einer Lichtstärke von f 1:8 oder höher verwendet, kann es unter Umständen zu einer langsameren Fokussierung kommen. Auch eine Fehlfokussierung ist bei lichtschwachen Objektiven möglich.

Kontrastmessung

Da das Fokussieren mit dem Phasenvergleich in der Produktion teurer ist, kommen diese Autofokussensoren überwiegend in digitalen Spiegelreflexkameras zum Einsatz, während Kompakt- und Systemkameras mit der Kontrasterkennung fokussieren. Es muss auch erwähnt werden, dass diese Messart natürlich nur funktioniert, wenn der Spiegel der Kamera heruntergeklappt ist – daher kommt die Kontrastmessung zum Einsatz, wenn Sie bei der D7200 im Live-View-Modus fotografieren.

Bei der Kontrastmessung ist die Vorgehensweise etwas anders. Die Kontrastmessung wird im Live-View-Modus der Spiegelreflexmodelle verwendet, da hier der Spiegel hochgeklappt ist. In diesem Modus wird die Bildweite des Objektivs verändert, bis der maximale Kontrast erreicht ist. Da dabei mehrere Stellen untersucht werden, dauert dieses Verfahren länger. Hinzu kommt, dass dafür einige Rechenleistung erforderlich ist, was ebenfalls zu Verzögerungen führt.

Man kann diese Art der Fokussierung auch wie folgt beschreiben: Die Kamera »weiß« natürlich nicht, wie weit ein Objekt entfernt ist oder wann es scharf abgebildet ist. Die Kamera sucht im Bild nach Kontrasten. Werden senkrechte oder schräge Linien im Bild gefunden, wird der Fokus so eingestellt, dass die Linien möglichst kontrastreich – also scharfkantig – abgebildet werden. Durch diese Fokussierung auf den höchsten Kontrast der Linien wird gleichzeitig die korrekte Schärfe ermittelt. Man könnte sagen, dass der Autofokus die Linien »zur Deckung« bringt.

Vorteil

Die Kontrastmessung bietet aber auch einen bedeutenden Vorteil. So sind Sie nicht an die Position der Autofokussensoren gebunden, sondern können die Schärfe frei an jeder Position im Bild messen – bis in die Bildecken.

Die Langsamkeit dieser Messmethode führt dazu, dass momentan der Live-View-Modus in vielen Situationen nur sehr eingeschränkt genutzt werden kann – so eignet er sich etwa für Actionaufnahmen noch nicht.

Frühlingslandschaft. Die Messfeldanzahl kann in den Individualeinstellungen von 51 auf elf (unten) reduziert werden, um schneller zwischen den Feldern wechseln zu können.

18 mm | ISO 200 | 1/1250 Sek. | f 8



Messfeldanzahl

Die vielen Messfelder bringen auch einen Nachteil mit sich: Wenn Sie im Einzelfeldmodus arbeiten, wird die Auswahl eines bestimmten Messfeldes aufwendig. Daher können Sie mit der Individualfunktion a7 Anzahl der Fokusmessfelder die Anzahl der verfügbaren Messfelder von 51 auf elf reduzieren.

Die Auswirkungen sehen Sie in den beiden Bildern unten. Oben ist die volle Messfeldanzahl verfügbar – unten die reduzierte.


Wahl des Messfeldes

Nachdem Sie sich für eine Messfeldanzahl entschieden haben, kann das betreffende Messfeld mit dem Multifunktionswähler ausgewählt werden. Wenn übrigens ein dunkles Bild die Sichtbarkeit der schwarzen Markierungen erschwert, leuchten die Gitternetzlinien und Messfeldmarkierungen rot auf. Ich habe dies in den beiden Bildern links simuliert. Überprüfen Sie im Sucher die veränderte Einstellung. Das rechteckige Symbol kennzeichnet die aktuelle Messfeldauswahl. In den Aufnahmeeinstellungen und dem LC-Display können Sie dagegen nicht sehen, welches Messfeld aktiviert wurde.

Die passende Messfeldsteuerung

So beeindruckend die extrem vielen Autofokus-Funktionen auch sind: Die meisten Fotografen werden sich für eine Variante entscheiden und dann dabei bleiben. Dennoch ist es sehr praktisch, für alle Fälle gewappnet zu sein. Letztlich ist auch die Aufgabenstellung für die Wahl der Messfeldsteuerung entscheidend. Sportfotografen werden andere Einstellungen verwenden als Fotografen, die sich der künstlerischen Fotografie mit überwiegend statischen Objekten widmen und so mehr Zeit zum präzisen Fokussieren haben.

Die Einzelfeldsteuerung

Viele Fotografen werden die Einzelfeldsteuerung verwenden, da man so die beste Kontrolle hat, wo exakt die Schärfe im Bild gemessen wird. Nach der Auswahl des gewünschten Autofokusmessfeldes kann es an die Arbeit gehen.

1 Das aktive Messfeld wird im Sucher angezeigt. Verwenden Sie zur Auswahl des gewünschten Messfeldes den Multifunktionswähler.

2 Die Anordnung der 51 Messfelder sehen Sie in der oberen Abbildung auf der vorherigen Seite– sie decken einen sehr großen Bereich des Bildes ab.

3 Falls Sie unbedingt das mittlere Messfeld einsetzen wollen, können Sie alternativ auch den Messwertspeicher (siehe Exkurs nächste Seite) verwenden und die Kamera erst nach der erfolgreichen Fokussierung auf den gewünschten Bildausschnitt schwenken.

Es ist Ansichtssache, welche der beiden Varianten schneller zum Ziel führt. Geübte Fotografen werden vermutlich eher den Messwertspeicher verwenden, als das Autofokusmessfeld immer wieder neu auszuwählen. Auf dem LC-Display wird der Einzelfeldmodus wie folgt angezeigt:


Segelboot. Wenn Sie das Autofokusfeld selbst bestimmen wollen, ist die Einzelfeldsteuerung die richtige Wahl.

330 mm | ISO 200 | 1/1000 Sek. | f 6


Exkurs

AF-Messwertspeicher

Um die verschiedenen Messsysteme zu umgehen, können Sie auch ein anderes Verfahren anwenden und die ermittelte Schärfe speichern.

Wenn sich das Motiv nicht innerhalb des aktuellen Messfeldes befindet oder das automatische Fokussieren aus einem anderen Grund nicht klappt, ist das Fixieren der Schärfe mit dem Autofokus-Messwertspeicher empfehlenswert.

Haben Sie den Einzelfokus (AF-S) eingestellt, wird der Fokus gespeichert, sobald nach dem halben Durchdrücken des Auslösers im Sucher der Schärfeindikator angezeigt wird.

Bleibt der Auslöser halb gedrückt, wird der Fokus gespeichert.

Wenn Sie dagegen den kontinuierlichen Autofokus (AF-C) einsetzen, müssen Sie die AE-L/AF-L-Taste zur Speicherung nutzen. Das folgende Verfahren klappt dann nicht.

Hummel. Wenn sich das fotografierte Objekt nicht im Bildzentrum befindet, können Sie den AF-Messwertspeicher verwenden.

180-mm-Makro | ISO 200 | 1/250 Sek. | f 5.6 | int. Blitz


Einsatz des AF-Messwertspeichers

 

Den AF-Messwertspeicher setzen Sie wie folgt ein:

1 Schwenken Sie die Kamera auf einen Punkt, der scharf abgebildet werden soll, und drücken Sie den Auslöser halb durch.

2 Nach dem Speichern der Schärfe kann die Kamera nun so geschwenkt werden, dass der gewünschte Bildausschnitt erreicht ist. Lösen Sie anschließend aus.

3 Natürlich müssen Sie dabei beachten, dass sich das zu fotografierende Objekt nach der Speicherung des Fokus nicht mehr bewegt. Da diese Vorgehensweise sehr schnell und praktisch ist, ist sie für viele Aufgabenstellungen sehr gut geeignet.

Dynamische Messfeldsteuerung

Wenn Sie bei gedrückter AF-Modus-Taste das vordere Einstellrad nach rechts drehen, wechseln Sie zum nächsten Modus – der dynamischen Messfeldsteuerung, die etwas komplizierter funktioniert.

Auch hier erfolgt zwar die Messfeldauswahl nach der Wahl des gewünschten Autofokusmessfeldes manuell. Um die korrekte Fokussierung zu ermitteln, werden aber von der D7200 die Informationen der umliegenden Messfelder berücksichtigt. Verlässt das zu fotografierende Objekt das aktuell ausgewählte Fokusmessfeld, wird es verfolgt und die Schärfe entsprechend nachjustiert – das aktuelle Messfeld wird dabei aber nicht gewechselt.

Verwenden Sie diese Messfeldsteuerung im Zusammenspiel mit dem kontinuierlichen Autofokus (AF-C). Mit diesen beiden Optionen zusammen erhalten Sie eine zuverlässige Schärfenachführung. Ist dagegen der Einzelautofokus eingestellt, wird nur das Objekt im aktiven Autofokusmessfeld scharf gestellt.


Wird das vordere Einstellrad weiter nach rechts gedreht, lässt sich festlegen, wie viele Messfelder für die Schärfenachführung verwendet werden sollen. Neben dem Standardwert 9 stehen 21 sowie alle 51 Messfelder zur Auswahl. Ein d mit der betreffenden Zahl dahinter kennzeichnet diesen Modus auf dem LC-Display – Sie sehen dies in den folgenden Bildern.



Je mehr Zeit vorhanden ist, um das gewünschte Objekt zu erfassen, umso geringer kann die Anzahl der verwendeten Messfelder sein.

Wollen Sie also beispielsweise einen schnell fliegenden Vogel erfassen, sollten Sie den letzten Modus mit 51 Messfeldern einstellen. Bewegt sich das Objekt langsamer, reichen 21 Messfelder – Fußballspieler könnten ein solches Beispiel sein.

Sind Bewegungen vorhersehbar – wie zum Beispiel bei einem Läufer –, reichen neun Messfelder meistens aus.

3D-Tracking

Die nächste Option – 51 Messfelder (3D-Tracking) – kann bei ruckartigen Bewegungen eingesetzt werden, wie sie etwa bei Tieraufnahmen oder auch spielenden Kindern vorkommen können.

3D-Tracking

Der 3D-Tracking-Modus erscheint ein wenig »willkürlich«. In vielen Fällen werden Sie daher mit den anderen Modi schneller zum Ziel kommen.


1 Drücken Sie den Auslöser bis zum ersten Druckpunkt. Die D7200 speichert die Farben um das ausgewählte Autofokusmessfeld herum.

2 Wenn sich das Objekt aber bewegt, wird die Schärfe automatisch nachgeführt.

3 Falls das fotografierte Objekt das Sucherbild verlässt, drücken Sie den Auslöser erneut halb durch, sobald Sie die Kamera wieder auf das Motiv gerichtet haben.

Testen Sie die Wirkung dieser Funktion erst einmal ausgiebig, bevor Sie sie bei einer wichtigen Fotosession einsetzen.

Automatische Messfeldsteuerung

In diesem Modus stellt die D7200 immer auf das Objekt scharf, das sich der Kamera am nächsten befindet. Daher eignet sich dieser Modus, wenn ein deutliches Objekt im Motiv vorhanden ist, das sich im Vordergrund befindet.

Automatische Messfeldsteuerung

Die letzte Autofokus option können Sie verwenden, wenn Sie der D7200 die Fokussierung vollständig überlassen wollen. Sie ist sowohl bei AF-S als auch AF-C sowie AF-A verfügbar. Die Kamera erkennt das Motiv und aktiviert automatisch die passenden Autofokusmessfelder.


Die verwendeten Autofokusmessfelder werden nach dem Fokussieren etwa eine Sekunde lang im Sucher angezeigt, wenn Sie im Einzelfokusmodus arbeiten. Ist dagegen der kontinuierliche Modus aktiviert, wird nach der Messung nur das verwendete Hauptmessfeld angezeigt.

Schwaches Licht

Der Autofokus der Nikon D7200 arbeitet exzellent – auch dann, wenn nur noch sehr schwaches Licht zur Verfügung steht. Sollte das vorhandene Licht dennoch nicht ausreichen, bietet die D7200 eine Hilfe an.

Im Kameragehäuse ist auf der Vorderseite der Kamera neben dem Auslöser ein Hilfslicht eingebaut, das einen Lichtstrahl aussendet, der zur Messung der Schärfe verwendet wird – es ist nachfolgend markiert.


Automatische Messfeldsteuerung. Bei der automatischen Messfeldsteuerung ermittelt die D7200 die geeigneten Messfelder automatisch.

105-mm-Makro | ISO 100 | 1/200 Sek. | f 8


Viele Fotografen verzichten allerdings auf dieses Hilfsmittel und deaktivieren es, weil es oft hinderlich ist – wie beispielsweise beim Fotografieren auf Veranstaltungen. Auch bei Porträts kann es zum Beispiel störend wirken.

Probieren Sie aus, ob Sie das AF-Hilfslicht als hilfreich oder eher als störend empfinden. Mit der Individualfunktion a9 Integriertes AF-Hilfslicht lässt sich das standardmäßig aktivierte AF-Hilfslicht deaktivieren.


Einschränkungen

Es gibt sehr viele Einschränkungen für das AF-Hilfslicht, die ich nicht alle aufzählen will – Sie merken dabei aber schnell, warum ich das Deaktivieren empfehle.

Ein paar Beispiele: Beim AF-S VR 200– 400 mm 1:4 G ED VR II lässt sich das AF-Hilfslicht nicht einsetzen. Beim AF-S VR 24–120 mm 1:3,5–5,6 G IF-ED muss der Abstand zum Objekt mindestens einen Meter betragen. Die Objektivbrennweite muss zwischen 24 und 200 mm liegen. Die Gegenlichtblenden können die Wirksamkeit des Hilfslichts einschränken. Bei vielen Objektiven ist die Reichweite auf 3 Meter begrenzt.

Oldtimer. Wenn Sie dem Autofokusmess-system der D7200 vertrauen, können Sie bei interessanten Situationen auch einfach einmal »draufhalten« und nachträglich am PC die besten Bilder einer Serie heraussuchen – die Bilder rechts stammen aus einer Serie von etwa zehn Bildern, die binnen kurzer Zeit aufgenommen wurden.

70 mm | ISO 100 | 1/1000 Sek. | f 4




Autofokusprobleme

Es liegt in der Natur der Sache, dass Autofokussysteme unter bestimmten Bedingungen Schwierigkeiten bekommen. Autofokus ist keine Zauberei. Natürlich »weiß« die Kamera nicht, wann ein Motiv scharf abgebildet ist.

Autofokussysteme

Die Kamera sucht lediglich in bestimmten Bildpartien nach Kontrasten im Bild. Werden senkrechte oder schräge Linien im Bild gefunden, wird der Fokus so eingestellt, dass die Linien kontrastreich – also scharfkantig – abgebildet werden.

Durch Fokussierung auf den höchsten Kontrast der Linien wird gleichzeitig die korrekte Schärfe ermittelt. Man könnte sagen, dass der Autofokus die Linien »zur Deckung« bringt.

Schwierige Situationen

Je weniger Kontrast im Bild vorhanden ist, umso schwieriger wird es für das Autofokussystem. Das gilt beispielsweise für Dunkelheit. Auch wenn das zu fotografierende Objekt die gleiche Farbe aufweist wie der Hintergrund, bekommt das Autofokussystem Schwierigkeiten. Auch bei weichen Strukturen – wie etwa Wolken – tut sich der Autofokus gelegentlich schwer. Gegebenenfalls muss man hier manuell fokussieren.

Probleme beim Fokussieren. Es gibt verschiedene Situationen, bei denen Autofokusmesssysteme Schwierigkeiten bekommen – das ist normal. Ein Beispiel sind weiche Wolkenstrukturen. Inzwischen sind die Messsysteme allerdings so weit ausgereift, dass es nur noch sehr selten zu Problemen kommt. Im Beispiel klappte das Fokussieren bestens.

18 mm | ISO 100 | 1/400 Sek. | f 10


Schwierig wird es außerdem, wenn innerhalb des Autofokusmessfeldes Objekte mit unterschiedlichem Abstand zur Kamera zu sehen sind. Tiere im Käfig wären ein solches Beispiel. Hier kann die Kamera nicht automatisch fokussieren – stellen Sie daher manuell scharf.

Auch Motive mit vielen feinen Details bereiten dem Autofokussystem Probleme. Eine Blumenwiese wäre ein solches Beispiel.

Stark abweichende Helligkeitswerte können ebenfalls zu Schwierigkeiten führen. Personen, die sich halb im Schatten befinden, sind ein Beispiel dafür. Motive, die von regelmäßigen geometrischen Mustern bestimmt werden, mag das Autofokussystem auch nicht. Fensterfassaden eines Wolkenkratzers fallen in diese Kategorie. Man kann allerdings feststellen, dass sich im Laufe der vergangenen Jahre eine Menge getan hat.

Wo vor ein paar Jahren die Autofokusmesssysteme scheiterten, schafft die D7200 das Fokussieren relativ problemlos – egal, ob wenig Licht zur Verfügung steht oder ob Objekte sich schnell bewegen.

Lösung

Für alle Situationen, in denen der Autofokus versagt, können Sie wahlweise auf die manuelle Fokussierung ausweichen oder Sie verwenden den Autofokus-Messwertspeicher. Schwenken Sie die Kamera einfach auf einen Bildausschnitt, bei dem die automatische Scharfstellung funktioniert. Speichern Sie die Schärfe und schwenken Sie anschließend zum gewünschten Bildausschnitt.

Schwierigkeiten

Schwierigkeiten beim Fokussieren liegen in der Natur der Sache – sie haben nichts mit einem speziellen Kameramodell zu tun.

Insgesamt bleibt aber festzuhalten, dass durch den guten Autofokus der D7200 zuverlässig und vor allem extrem schnell fokussiert werden kann. Die allermeisten Aufnahmesituationen werden Sie gut bewältigen. Lediglich bei einigen sehr speziellen Aufgaben lernen Sie die Grenzen des Autofokus kennen.

Individualfunktionen

Die D7200 bietet in den Individualfunktionen verschiedene Optionen zur Personalisierung der Autofokus-Einstellungen an – neun Funktionen an der Zahl. Alles Erdenkliche kann ein- und umgestellt werden.

Einige der Funktionen sind sehr interessant – andere eher redundant. Ich werde sie Ihnen im Folgenden einzeln vorstellen. Sie sehen alle Optionen in der folgenden Bildmontage.


Autofokus-Priorität

Standardmäßig ist es so, dass im kontinuierlichen Autofokusmodus (AF-C) immer ausgelöst werden kann – egal, ob das Motiv wirklich scharf gestellt wurde oder nicht. Mit der Individualfunktion a1 Priorität bei AF-C (kont. AF) kann dies geändert werden.

Die Option Schärfepriorität ähnelt daher stark dem Einzelaufnahmemodus (AF-S) – mit dem Unterschied, dass die Schärfe nicht gespeichert wird, wenn der Schärfeindikator angezeigt wird.

Es kann jedoch nur ausgelöst werden, wenn der Schärfeindikator angezeigt wird. So ist diese Option gegebenenfalls ein Kompromiss zum Einzelaufnahmemodus.

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