Die Hormonrevolution

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Ein bisschen Prävention

Ich bin der Meinung, dass Brendas Lebensgeschichte und ihr Kampf mit Östrogen uns etwas sehr Wichtiges lehrt: Es ist einfacher, einer Krankheit vorzubeugen, als sie zu behandeln. Deshalb ist es erforderlich, dass Ärzte sich über Hormone informieren. Dieses Wissen ist fundamental: Wenn man ein hormonelles Ungleichgewicht wieder ins Lot bringt, lässt dies einen Patienten meist schneller gesund werden, als dies mithilfe anderer Medikamente und Operationen möglich wäre. Brenda ist ein typisches Beispiel für die wunderbare Wirkung einer bioidentischen Hormonersatz-Therapie.

3. Die zwei Arten von Schilddrüsenhormonen

Die Schilddrüse kontrolliert den Stoffwechsel in jeder Körperzelle. Eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) kann zahlreiche Symptome hervorrufen. Die Klassischen sind: Gewichtszunahme, trockene Haut, brüchige Nägel, niedrige Körpertemperatur, Lustlosigkeit und Gedächtnisprobleme. Bei Frauen kommen noch zusätzlich schmerzhafte Menstruationsblutungen (mit Blutklumpen) dazu sowie Haarausfall. Schilddrüsenhormone haben einen Einfluss auf die Intensität unseres Stoffwechsels (Metabolismus). Dr. Atkins, der Erfinder der Atkins-Diät sagte, der wichtigste Grund für eine „metabolische Resistenz“ – so nennt er es, wenn der Körper nicht in der Lage ist, Fett zu verbrennen –, sei ein Mangel an Schilddrüsenhormonen.

Das „falsche“ Schilddrüsenhormon

Obwohl es die meisten Menschen nicht wissen, gibt es zwei Arten von Schilddrüsenhormonen, und zwar Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Die Schilddrüse produziert hauptsächlich T4, welches dann in der Leber zu T3 verstoffwechselt wird. Thyroxin (T4) ist das Schilddrüsenhormon mit der geringen Wirkung, denn es ist eigentlich ein Speicherhormon. Trijodthyronin (T3), die aktive Form des Hormons, ist notwendig für die meisten, jedoch nicht für alle Funktionen in unserem Körper. Ein T3-Mangel ruft Symptome einer Unterfunktion hervor.

Wenn Ärzte heutzutage Schilddrüsenprobleme behandeln, untersuchen sie leider meistens nur T4 und halten es fälschlicherweise für den maßgeblichen Faktor, um den Stoffwechsel eines Menschen zu beurteilen. Sie verstehen nicht, dass manche Menschen einen vollkommen normalen T4-Spiegel haben können und dennoch hypothyreot (in der Unterfunktion) sind, weil ihr Körper nicht genügend T4 in T3 umwandeln kann. Solange der Körper dazu nicht in der Lage ist, wird immer ein nötiger Bestandteil für einen normal funktionierenden Stoffwechsel fehlen.

Die am meisten verschriebenen Medikamente zur Behandlung von Schilddrüsenunterfunktion sind (in Deutschland, Anm. d. Übers.) reine T4-Medikamente wie L-Thyroxin®, L-Thryox®, Euthyrox®, Eferox®, Berlthyrox® usw. Das kann also im Einzelfall heißen, dass vielen Menschen, die unter einer Schilddrüsenunterfunktion leiden, ein Medikament verabreicht wird, das ihre Probleme vielleicht nur unzureichend behebt. In meinem Beruf begegne ich immer wieder Patienten, die jahrelang Thyroxin eingenommen haben, ohne jemals eine Verbesserung ihrer Schilddrüsenfunktionsstörung zu erzielen. Die Ärzte verschreiben jedoch weiterhin T4-Medikamente – trotz ausbleibendem Erfolg, da die Blutproben ja normale T4-Spiegel zeigen und der T3-Wert häufig gar nicht untersucht wird. Wie bereits gesagt: Zu viele Ärzte behandeln Laborwerte statt Patienten. Es gibt zwar T3-Präparate, aber sie werden meistens von der Ärzteschaft ignoriert.

Es gibt außerdem zahlreiche Medikamente, die den Schilddrüsenstoffwechsel stören und die Umwandlung von T4 in T3 verhindern oder verlangsamen. Das sind zum Beispiel Statine (CSE-Hemmer, Cholesterinsenker), wie Lipitor® und Zocor®. Sie senken den Coenzym-Q-10-Spiegel, der wichtig ist für die Umwandlung von T4 in T3. Ich werde nochmals in Kapitel 19 (vgl. S. 177) darauf zurückkommen, wenn ich über Medikamente schreibe, die eine erfolgreiche Gewichtsabnahme verhindern können.

Es ist eine Ironie des Schicksals, dass der häufigste Grund für einen erhöhten Cholesterinspiegel eine Unterfunktion der Schilddrüse ist. Das heißt, dass Patienten, die Statine gegen erhöhte Cholesterinwerte einnehmen, eigentlich die Schilddrüsenfunktion blockierende Medikamente einnehmen und so versuchen ein Leiden zu behandeln, das aber eigentlich durch die Unterfunktion der Schilddrüse hervorgerufen wurde. Wenn ich Menschen mit hohen Cholesterinwerten sehe, denke ich zuerst daran, dass sie eine latente Unterfunktion der Schilddrüse haben könnten. Früher bezeichnete man Cholesterin auch als „den Schilddrüsentest des armen Mannes“.

Betablocker wie Atenolol®, Concor® oder Lopressor® blockieren ebenfalls die Umwandlung von T4 in T3. Kardiologen verschreiben diese Medikamente ihren Patienten, um die Beanspruchung des Herzens zu reduzieren. Jedoch ist beinahe immer damit eine Gewichtszunahme verbunden und diese wiederum ist der größte Risikofaktor für eine Erkrankung der Herzkranzgefäße.

TSH: Schilddrüsenstimulierendes Hormon

Es tut mir leid, wenn diese Erörterung nun ein wenig lang und technisch wird, aber man darf die außerordentliche Rolle, die die Schilddrüsenfunktion spielt, nicht unterschätzen. Ich glaube, dass Millionen Menschen wegen einer Schilddrüsenunterfunktion falsch, unzureichend oder überhaupt nicht behandelt werden. Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens hören viele Ärzte ihren Patienten nicht zu, zweitens werten viele Ärzte die Laborberichte nicht richtig aus.

Die meisten Ärzte betrachten den TSH-Test (Thyroidea Stimulating Hormone, kurz: TSH) als den wichtigsten Schilddrüsentest; meist ist dies sogar die einzige Untersuchung, die angeordnet wird. Die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) reagiert auf ein Absinken des Schilddrüsenhormonspiegels mit der Ausschüttung des stimulierenden Stoffes TSH, um die Schilddrüse zur vermehrten Hormonbildung anzuregen. „Normale“ TSH-Werte fallen je nach Labor in einen Bereich zwischen etwa 0,3 und 4,2 (hierbei handelt es sich um die in Deutschland gängigen Laborparameter, in den USA reicht die Norm sogar bis 5,5; Anm. d. Übers.). Wenn Ihr TSH-Spiegel in diesem Bereich liegt, dann wird Ihr Arzt vermutlich sagen, dass Sie gesund sind und Ihnen keine Schilddrüsenmedikamente verordnen. Was viele Ärzte nicht wissen: Ein TSH-Spiegel, der höher als 1,0 ist, besagt bereits, dass Ihre Hirnanhangsdrüse Ihrer Schilddrüse das Signal gibt, mehr Schilddrüsenhormon zu produzieren. Dieser riesige Normbereich wurde nämlich willkürlich festgelegt, indem man einfach bei 100 Medizinstudenten den TSH-Wert bestimmte und daraus eine Bandbreite errechnete, ohne dabei die eigentliche Schilddrüsenfunktion zu berücksichtigen.

Ärzte behandeln normalerweise erst ab einem deutlich erhöhten TSH-Wert von mehr als 4,2. Doch Patienten mit solch hohen Werten sind bereits in einer massiven Unterfunktion. Mein Bestreben ist es, den TSH-Wert so nahe wie möglich an die 0,3-Schwelle heranzubringen, denn dann kann ich sicher sein, dass die Patienten beinahe 100 Prozent des verabreichten Schilddrüsenhormons verwerten. Um dies zu erreichen, betrachte ich jedoch alle Parameter: T4 und T3 sowie TSH. Bei Patienten, die nur ein Thyroxin-Monopräparat (T4) einnehmen, kann ein niedriger TSH-Wert unter Umständen auch darauf hinweisen, dass er zu viel davon einnimmt.

Was Sie tun können

Die korrekte Bewertung einer Schilddrüsenfunktion beinhaltet immer die Krankengeschichte des Patienten und die Anordnung der richtigen Laboruntersuchungen. Zeichen und Symptome von Schilddrüsenunterfunktion, wie bereits erwähnt, sind u.a.: trockene Haut (der Patient verwendet in der Regel sehr viel Creme), brüchige oder weiche Nägel, kalte Füße, schmerzhafte Regelblutung mit Klumpen, niedrige Körpertemperatur, Müdigkeit, Gedächtnisstörungen, trockenes und brüchiges Haar, erhöhte Cholesterinwerte und Gewichtszunahme. Ein adäquater Schilddrüsentest muss beinhalten:

– freies T4

– freies T3

– TSH

Bitte beachten Sie: „Freies“ T4 und „freies“ T3 bedeutet leider nicht, dass keine Kosten entstehen. Das Wort „frei“ bezieht sich auf den Zustand des Schilddrüsenhormons, d.h. es ist nicht gebunden, liegt in biologisch aktiver Form im Körper vor und kann daher nicht beeinflusst werden von schilddrüsenhormonbindendem Eiweiß (Globulin).

T3-Präparate

Meiner Ansicht nach muss eine sinnvolle Schilddrüsenmedikation beide Schilddrüsenhormone beinhalten. Es sind verschiedene T3-Monopräparate (in Deutschland; Anm. d. Übers.) erhältlich, z.B. Thybon® und Trijodthyronin®. Außerdem gibt es Kombipräparate (in Deutschland; Anm. d. Übers.), die sowohl T4 als auch T3 beinhalten, z.B. Novothyral® und Prothyrid®.

Ich verschreibe am liebsten Armour®, ein bioidentisches Kombinationspräparat (es enthält T3 und T4), das ein- oder zweimal täglich eingenommen wird. (Armour® ist in Deutschland nicht zugelassen, kann aber problemlos von einem Arzt verschrieben und über die internationale Apotheke bezogen werden; Anm. d. Übers.).

Sinkt der fT3-Wert trotz ausreichender T4-Substitution in den unteren Normbereich oder gar darunter, muss immer an eine Konversionsstörung gedacht und zusätzlich T3 verschrieben werden, z.B. in einer Anfangsdosis von 7,5 mcg (je nach Körpergewicht des Patienten). Auch der fT4-Spiegel sollte sich mindestens im mittleren Normbereich bewegen und die Dosierung des Thyroxins entsprechend erfolgen.

Bedenken Sie, dass Menschen mit ADHS immer niedrige Schilddrüsenwerte haben. Auch ihr Progesteronspiegel ist zu niedrig; normale hohe Progesteronwerte sind jedoch für eine gesunde Funktion der Schilddrüse notwendig. Wenn bei einem Patienten ADHS nicht diagnostiziert ist (was häufig vorkommt), und der Arzt nur die Laborwerte und nicht die Symptome behandelt (was auch häufig vorkommt), kann es sein, dass der Patient, wenn er mit der Einnahme des Schilddrüsenhormons beginnt, unangenehme Nebenwirkungen verspürt, z.B. Herzklopfen oder erhöhter Blutdruck. Zu hohe Adrenalinwerte, die ebenfalls ursächlich für ADHS sind, und Schilddrüsenhormone sind Stimulanzien. Deshalb muss ADHS zunächst so behandelt werden, dass man den Adrenalinspiegel senkt, bevor die Gabe von Schilddrüsenhormonen erfolgen kann. Der Energieverlust, den ADHS-Patienten empfinden, wenn ihr Adrenalinspiegel sinkt, wird durch die Einnahme der Schilddrüsenhormone ausgeglichen, was wiederum Energie zurückbringt.

 

Mein Behandlungsansatz für ADHS finden Sie in Kapitel 15 auf S. 149.

4. Hormonell bedingte Erschöpfung – und die Geschichte von Rhonda Y.

Hormonell bedingte Erschöpfung ist ein verbreitetes Symptom bei Menschen, deren Körper aus dem Gleichgewicht geraten ist. Rhondas Erschöpfung hat ihr die Freude an ihrem Familienleben genommen. Ich freue mich, dass es mir gelang, ihr hormonelles Gleichgewicht und damit auch ihre Lebensfreude und die Möglichkeit, ein erfüllendes Leben mit ihren Angehörigen zu führen, wieder herzustellen. Wer weiß, wie viele chronisch erschöpfte Hausfrauen durch das Leben stolpern müssen, und trotzdem ihre täglichen Arbeiten verrichten, um dann als Hypochonder abgestempelt zu werden, ohne irgendwelche Hilfe zu erhalten.

Ich habe mich entschlossen, Rhonda in dieses Buch einzubeziehen, da ich es erschreckend finde, auf welche Art und Weise das medizinische System sie enttäuscht hat, und wie vielen anderen Menschen es tagtäglich genauso ergeht. Hier ist ihre Geschichte:

Meine gesundheitlichen Probleme begannen schon früh mit Beckenproblemen, irgendwann wurde es dann so schlimm, dass ich mich vor Schmerzen krümmte. Meine erste Schwangerschaft war eine Eileiterschwangerschaft und ich musste mich deshalb einer Operation unterziehen. Später musste ich mehrmals wegen Endometriose operiert werden. Mit meinen zwei Söhnen wurde ich nicht auf natürlichem Wege schwanger, sondern musste mich einer teuren und schmerzhaften künstlichen Befruchtung unterziehen.

Als ich 31 war, ging es mit meiner Gesundheit bergab; damals begann ich auch zuzunehmen. Mein Gewicht war immer normal, aber plötzlich nahm ich erheblich zu. Mit der Gewichtszunahme kamen viele neue Probleme: Ich entwickelte Asthma, quälendes Sodbrennen und ein sehr schmerzhaftes Reizdarmsyndrom. Hinzu kamen Bluthochdruck und außerdem eine Nierenentzündung. Obwohl diese Leiden mir bereits alle Kraft nahmen, war diese Müdigkeit, die mich plötzlich überkam, das Schlimmste. Die Erziehung meiner Kinder wurde zur täglichen Qual.

Die Müdigkeit dauerte den ganzen Tag an, richtig schlimm wurde es dann so gegen 19 oder 20 Uhr abends, da konnte ich einfach gar nichts mehr machen. Ich ging bereits gegen 20 Uhr ins Bett. Die Müdigkeit machte es unmöglich, den täglichen Hausarbeiten nachzukommen. Tagsüber musste ich mich häufig ausruhen. Das Chaos im ganzen Haus schien wie eine nicht zu bewältigende Aufgabe. Die Ansprüche der Kinder ließen natürlich nicht nach und ich war meistens schon früh am Morgen schlecht gelaunt, brüllte herum und war gereizt.

Oft gelang es mir nicht einmal, ein Abendessen auf den Tisch bringen, geschweige denn anschließend aufzuräumen, also ging ich mit den Kindern zu irgendeinem Imbiss. (Mein Ehemann kam erst um 21 Uhr nach Hause). Ich hatte ein Verlangen nach Kaffee und nach Zucker, um in die Gänge zu kommen, und das konnte ich in den Fast-Food-Restaurants bekommen. Natürlich hatte ich immer ein schlechtes Gewissen, weil ich den Kindern kein gutes Essen gab, aber als es endlich Abend war, war ich zu müde, um mich auch noch darum kümmern. Zum Glück bin ich mit ganz wunderbaren Kindern gesegnet, die sich meines Problems bewusst waren und lernten, sich auch um sich selbst zu kümmern.

Meine mütterlichen Aufgaben verringerten sich auf das absolut Notwendigste. Am meisten litten die Freizeitaktivitäten und gesellschaftliche Anlässe darunter. Nachdem ich meine Angelegenheiten erledigt hatte, war ich viel zu ausgelaugt, um mich noch um etwas anderes zu kümmern. Mein Ehemann war mit den Kindern sonntags unterwegs, aber ich ging nie mit. Ich war froh darüber, mich einfach nur ausruhen zu können und mich um Nichts kümmern zu müssen. Die Kinder gewöhnten sich daran, nur mit ihrem Vater zu spielen, und erwarteten nicht von mir, dass ich dabei war.

Wenn es um Einladungen von Freunden ging, hatte ich einfach keine Energie, Essen zuzubereiten oder die Gastgeberin zu spielen. Wir waren isoliert. Mein Mann kompensierte dies, indem er sich mit seiner Familie traf, die ganz in der Nähe wohnt. Ich mag die Familie meines Mannes, ging jedoch kaum mit ihm und den Kindern mit. Ich wollte mich nur ausruhen.

Ich hatte viele Arzttermine wegen der Müdigkeit. Die meisten Ärzte waren herablassend und behandelten mich entweder wie ein kleines Kind oder wie eine Verrückte.

Mein Ehemann war sehr besorgt um mich und meine Gesundheit. Unser Sexualleben kam zu einem Stillstand, ich hatte keine Lust mehr auf Sex. Es konnte natürlich auch an den 20 mg Paxil® liegen, die ich gegen meine Depression einnahm. Oder mit den Blutdruckmedikamenten zusammenhängen, die ich in hohen Dosen einnehmen musste. Oder es war schlicht und ergreifend nur die Müdigkeit. Ich wollte keinen Sex, ich wollte mich nur hinlegen und ausruhen.

Mit all diesen Leiden, Depressionen und der Müdigkeit glaubte ich, dass mein Leben zu Ende gehen würde. Mein Familienleben hatte sich auf die Hausarbeit reduziert und es schien, als ob mein Körper jede Woche von einer neuen Krankheit befallen würde. Die Medikamente, die ich gegen meine Depressionen einnahm, halfen nicht, ich wurde die Weltuntergangsstimmung einfach nicht los. Ich fragte mich, was wohl als Nächstes passieren würde und ob ich noch mehr Medikamente einnehmen müsste. Ich war unsicher und hatte Angst.

Eines Tages sprach ich mit meiner Therapeutin und sie erzählte mir, dass einige ihrer Patienten gute Erfolge mit der Behandlung von bioidentischen Hormonen erreichen konnten, die sie von einer „Compounding Pharmacy“ in Palm Springs erhielten. Also ging ich dorthin und man empfahl mir Dr. Platt. Nachdem ich bereits an die 30 Ärzte besucht hatte, war ich zunächst etwas skeptisch, doch meine Verzweiflung war zu groß, als dass ich diese Chance ungenutzt hätte verstreichen lassen können.

Kurz nach meinem ersten Termin bei Dr. Platt stellte ich meine Ernährung um und verzichtete auf Koffein und Zucker. Eine Woche später begann ich mit der Einnahme des Nebennierenhormons DHEA, außerdem verwendete ich Progesteroncreme, nahm Testosteron und ein reines T3-Schilddrüsenpräparat ein. Dr. Platt erklärte mir, warum das Thyroxin, das ich jahrelang gegen meine Schilddrüsenunterfunktion eingenommen hatte, bei mir überhaupt keine Wirkung zeigte. Mein Körper ist nämlich gar nicht in der Lage, Thyroxin, also T4, in das stoffwechselregulierende T3 umzuwandeln.

Plötzlich hatte ich viel mehr Energie. Die Hormone, das zusätzliche Protein, die neue Ernährungsweise und das Weglassen der zahlreichen Medikamente, die meinen Körper ins Ungleichgewicht gebracht hatten, trugen dazu bei, dass ich mich wieder normal verhalten konnte.

Da ich endlich wieder mehr Energie habe, bin ich nicht mehr so gereizt und ungeduldig wie zuvor. Ich kann mit den täglichen Anforderungen sowohl emotionell als auch körperlich besser umgehen. Das Beste an der ganzen Sache aber ist, dass ich mich endlich mehr mit meiner Familie befassen kann. Während ich mich früher auf meinen Mann verlassen habe, dass er mit den Kindern ausgeht, während ich zu Hause bleibe und mich ausruhe, nehme ich nun wieder an den Familienausflügen teil. In unserer Gemeinde kann man zweimal im Monat Volleyball spielen, und jetzt macht es mir großen Spaß, mit meiner Familie teilzunehmen. Wir gehen spazieren oder besichtigen Sehenswürdigkeiten. Meine Kinder sind so glücklich, dass ihre Mutter wieder etwas mit ihnen unternimmt, ich glaube, es tut ihnen gut, dass ihre Mama für sie da ist.

Früher hatten wir keine sozialen Kontakte – jetzt haben wir mindestens zweimal im Monat Gäste zum Essen. Wir gehen auch wieder mit anderen Ehepaaren aus und ich treffe mich öfter mit der Familie meines Mannes, das genieße ich sehr.

Mit meiner Familie wieder unter die Leute zu kommen, ist einfach herrlich. Es ist erstaunlich, dass etwas so Einfaches so herrlich sein kann!

Die Ursache hormonell bedingter Erschöpfung

Kommen wir zur Erschöpfung zurück: Sie hat Rhondas Familienleben beinahe ruiniert. Rhonda ging von Arzt zu Arzt und keiner konnte ihr helfen. Kommt Ihnen das bekannt vor? Wenn ja, dann sind Sie nicht alleine. In meiner Praxis sehe ich viele Frauen, die erschöpft ins Bett gehen und müde aufstehen. Sie haben ihre ganze Lebensfreude verloren und fühlen sich den Anforderungen eines normalen Lebens nicht mehr gewachsen.

Rhondas Müdigkeit hatte verschiedene Ursachen, alle waren jedoch von einem hormonellen Ungleichgewicht beeinflusst. Der Hauptgrund ihrer Müdigkeit war die Fibromyalgie, ein sehr verbreitetes Leiden, das von der Ärzteschaft jedoch meistens ignoriert wird. Ein wichtiges Hormon, das hiermit zusammenhängt, ist das Schilddrüsenhormon. Wenn man nur die Schilddrüsenhormone wieder ausgleicht, kann man die Symptome meistens reduzieren.

Ein anderer Grund ihrer Müdigkeit war die immer wiederkehrende Hypoglykämie, eine Unterzuckerung oder ein rapider Abfall des Blutzuckers, der hervorgerufen wird durch die Überproduktion von Insulin. Diese wiederum wird hervorgerufen durch einen Progesteronmangel. Immer wenn der Insulinspiegel ansteigt, sinkt der Blutzucker. Wenn dem Gehirn nicht genügend Zucker zur Verfügung steht, kommt es zu einer deutlichen Ermüdung (die meisten von Ihnen merken, dass das normalerweise zwischen 15 und 16 Uhr der Fall ist). Progesteron ist in der Lage, den Blutzucker zu stabilisieren, meistens verschwindet dadurch die Nachmittagsmüdigkeit.

Ein weiterer Grund für Rhondas Müdigkeit war ihre Depression, die ebenfalls durch einen zu niedrigen Progesteronspiegel sowie die Verinnerlichung ihres Zorns ausgelöst wurde. Außerdem litt sie unter Asthma, was das Sauerstoffniveau im Körper senkt, und so wiederum zur Müdigkeit beisteuerte.

Eine Schilddrüsenunterfunktion kann für sich genommen bereits Müdigkeit hervorrufen. Außerdem hat Rhonda aber auch noch Claritin® gegen ihre Allergien und Seroxat® gegen ihre Depressionen eingenommen – Nebenerscheinungen beider Medikamente sind Erschöpfung und Müdigkeit.

Warum konnten die Ärzte ihr nicht helfen? Wie bereits erwähnt, sind die meisten Ärzte sich der wichtigen Rolle, die Hormone für die Erhaltung der Gesundheit spielen, nicht bewusst. Sie wissen einfach nicht, wie leicht man Menschen wie Rhonda helfen kann. Es war völlig unproblematisch, Rhondas Gesundheit wieder herzustellen: Wir haben nur ein paar Dinge verändert. Es ist nicht schwierig, sich gut um seine Patienten zu kümmern – man muss ihnen nur zuhören und sich im Klaren darüber sein sein, wie Hormone den Körper beeinflussen.

Rhondas Müdigkeit war von einer Art, die keinesfalls mit dem sogenannten Chronischen Erschöpfungssyndrom (Chronique Fatigue Syndrome, kurz: CFS) verwechselt werden darf. Hierbei handelt es sich nämlich um eine Erkrankung, die in Zusammenhang steht mit Fieber und geschwollenen Lymphdrüsen. Ich glaube jedoch, dass viele Ärzte Patienten wie Rhonda falsch diagnostizieren, und dann ein CFS behandeln statt ein hormonelles Ungleichgewicht. Patienten wie Rhonda werden leider viel zu schnell in die Schublade „Chronisches Erschöpfungssyndrom“ eingeordnet. Die Symptome sind sich zwar ähnlich, doch die zugrunde liegenden Ursachen sind anders.

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