Island neu

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Mars-Mission

Alle sind hellauf begeistert: die ersten Farbbilder vom Mars mit hoher Auflösung und Panorama-Ansicht sind eingetroffen. Aha. Ich lade also ein Foto und panoramiere durch. Nach gefühlt 120 Grad ist aber schon Schluss mit Panorama und zu sehen gibt es anstelle der früheren Graustufen nun Braunstufen. Somit wäre bewiesen: der Mars ist nicht rot und nicht grau, sondern braun. Ein Paradies für jeden deutschen Schräbergärtner, so er denn Wasser, Samen und einen Baumarkt dabei hätte.

Außerdem sieht der Mars einer stinklangweiligen Standard-Wüste auf der Erde sehr ähnlich. Da drängt sich mir doch die Frage auf, warum bei 120 Grad Schluß mit der Vorstellung war. Konnte man dort einen Hotdog-Stand nebst Gasoline-Station in der nevadischen Wüste sehen, wachsen dort evtl. meterhohe und superbunte Marsblumen, von deren Existenz wir aus Gründen der inneren, äußeren und zwischlichen Sicherheit 'vorerst' nichts erfahren dürfen - auf jeden Fall aber stellen sie eine außerordentliche Bedrohung dar-, stehen dort Louis Armstrong und Buzz Lightyear neben ihrer Fähre, versteinert, weil sie damals falsch abgebogen und versehentlich auf dem Mars gelandet sind, wo alles sehr schnell zu Stein wird, was dann so oder so das Ende der Panoramasequenz bei 120 Grad bedeutet hätte oder greifen den kleinen Marsroboter knallrote Killertomaten von links an, weil die rote Gefahr bekanntlich immer links lauert und erklärt das Vorkommen vieler roter Killertomaten letztendlich die rote Färbung des Planeten?

Aber die größte Frage ist doch, warum es täglich maximal ein Foto gibt! Jeder weiß, wie lange ein Dateiupload dauert, aber mit deren Technik trotz der weiten Strecke, müssten täglich hunderte Fotos eintrudeln. Also was wird uns vorenthalten? Gut, klar, wir zahlen nix dafür und die Nasa ist zunächst mal für die Amis da, aber die Fragen häufen sich und möglicherweise steht ja das alles in Zusammenhang mit dem 11. September?!? Von außerirdischen Killertomaten fehlgeleitete Flugzeuge greifen die USA an. Wäre immerhin denkbar.

Aus diesen Vorkommnissen ziehe ich jedenfalls sicherheitshalber die Konsequenz und lasse beim Italiener eine Kleinigkeit vom Salat über, nicht dass die mich noch infiltrieren - 'Muss Marsroboter töten, muss Marsroboter töten...'

Neue Heimat

Vor kurzem sind wir umgezogen und einige der Neuerungen, die uns dort erwartet haben, möchte ich nun schildern.

In der neuen Heimat ist wirklich fast alles doppelt so teuer, z.B. die Grundsteuer. Doch viel Mehrwert erhält man hier nicht. Für die ganze Kohle hätte ich einen wöchentlichen Mambotanz der Ortsvorsteher auf dem Kirchenvorplatz erwartet! Oder goldene Straßenlaternen. Zumindest das Streusalz ist aber kostenlos. Rechnet sich jedoch trotzdem irgendwie nicht für uns.

Im Ort gibt es einen sehr gut bestückten Spielwarenladen. Im Obergeschoss hingen unheimlich viele Karnevalskostüme. Eine freundliche Dame, die sich irgendwo dahinter versteckt hatte, erkannte unser Erstaunen sowie unsere Ausländerigkeit und erklärte uns, dass dies ja nur ein Bruchteil der Kollektion wäre! Zum Karneval wäre das gesamte Obergeschoss voller Kostüme. Und ich dachte so bei mir 'Dumm nur, wenn dann jemand ausgerechnet die anderen Sachen kaufen will!'.

Und was für Kostüme! Also wer da keine Ansprüche stellt, sprich nur Prinzessin oder Cowboy werden möchte, der geht hier eindeutig leer aus. Da sollte man schon die Abendgarderobe von Marie Antoinette oder den Ausrittblazer von Sir Winston Churchill im Auge haben... Übrigens gibt es die Modellbahnkollektion nur in Begleitung eines Verkäufers zu besichtigen. Das erschien uns sehr merkwürdig und kauffordernd, weswegen wir undankbar auf ein Stöbern verzichteten.

Dann wären da noch die Hunde-Spazierer. Es gibt hier einen Wanderweg, direkt an unserem Haus entlang. Alle paar Minuten kommen neue Spazierer, Walker, Jogger und vornehmlich Frauen, die einen seltsamen Sport pflegen: sie gehen mit Skistöckern, jedoch ohne passende Skier... wobei MIT im Sommer noch merkwürdiger wäre...versteh' einer die Frauen! Dazwischen drängeln sich die Hundebesitzer, die offenbar ihres Besitztums überdrüssig, dieses grundsätzlich von der Leine lassen. Leider läuft es nicht weit genug davon und verwüstet lieber durch planloses Scharren und Umherwälzen die angrenzenden Felder. Ein unbestrittener Vorteil der Hundespazierer ist, dass man ihrer wahrhaftig wird, ohne sie zu sehen! "Hasso, KOMMST du wohl sofort hierher!", ist, sofern man den Hundenamen entsprechend ersetzt, der Standardruf, der durch Wald und Flur schallt. Das wird dann auch regelmäßig unseren Bussarden zu bunt und sie finden das Weite...ob jetzt die Köter die Tauben jagen? Eher nicht, dafür sind sie zu gut erzogen - "Hasso, HIERHER...". Den Anfang dieses Namens finde ich übrigens ausgesprochen passend. Unweigerlich stelle ich mir vor, wie ich nackt mit Schaum vor dem Mund, durch Weizen- und Maisfelder laufe, bis an die Kehle bewaffnet und mich auf Spazierer oder deren Hunde stürze, um sie anzufallen oder zumindest anzusabbern, während meine Frau aus dem Hintergrund ruft 'Der tut nichts, der ist nur pervers!'. Gut, über das 'nackt' müsste ich vllt. nochmal nachdenken... Oder ich treibe meinen Schabernack geheim: im Baum sitzend rufe ich 'Fass!' sobald sich zwei Spazierer begegnen und mind. ein Hund in deren Nähe weilt. Den gleichen schönen Weg gehen auch regelmäßig gegen 20 Uhr Russkis und Mädels mit allerlei Allohol. Aus dem Ort verjagt, wegen Party auf Kirchenvorplatz geht ja mal gar nicht, wanken sie nun in den Wald. Und was da dann noch alles passiert, daran wage ich sehr gerne, äh, gar nicht zu denken!

Am Sonntag morgen fielen mir dann die Glocken auf. Ein sehr schöner, melodischer Sound, nicht so wie in der alten Heimat. Da klang es nach Blech und der Glöckner klöppelte, als wär Krieg. Nein, hier ging man behutsam mit dem Geläut um. Ach ja, Kathole müsste man sein, dann könnt' man diesen Lärm am Sonntag morgen um 7 Uhr richtig geniessen!

Obwohl nur 3.500 Einwohner steht hier ein Imbiss neben dem anderen, es sei denn, eines der zahllosen Restaurants hat sich dazwischen gedrängelt. Da hat man eine Menge Arbeit vor sich! Schließlich will man wissen, was im Ort so los ist und außerdem will man sich keine Blöße geben, wenn denn mal Besuch eintrudelt und beköstigt werden will. Und so landeten wir im 'Alter Bahnhof', einem Italiener, aber das verrät ja schon der Name. Schwieriger war das damals in Kirn: am Restaurant prangte das Schild 'Hier feierte einst der Schinderhannes die Kirner Kirmes' oder so ähnlich, Inhaber war jedoch ein Chinese...erschien mir zumindest wenig plausibel. Aber zurück zum alten Bahnhof. Drinnen ging es zu wie im Taubenschlag: zwar nicht so dreckig, aber mindestens so laut und voll. Nach gefühlten 10 Minuten entdeckte uns dann auch Bedienung Nr. 1 und fragte nach den Getränken, die wir zügig und ohne nachzudenken orderten, denn es war der heisseste Tag des Jahres (woher wollten die Fernsehfritzen das eigentlich wissen, das Jahr war noch gar nicht vorbei).

Nach einem ersten Spinnwebenansatz entdeckte uns Bedienung Nr. 2 und brachte die Karte, jedoch keine Getränke, wollte sich aber kümmern. Auch die Essensauswahl vollzog sich schnell und somit völlig gegensätzlich zum Bedientempo dieses Etablissements. Beinahe verhungert, nassgeschwitzt und mittlerweile auch 25% der Tischnachbarn unrasiert, obwohl man diesen Punkt theoretisch noch genauer auf seinen Wahrheitsgehalt hin untersuchen könnte, schleppte sich Bedienung Nr. 3 an unseren Tisch, samt bestellter Getränke, die wir im Nu leerten. Leider zu schnell, denn so hatten wir nicht viel, um die weitere Wartezeit zu verkürzen. Irgendwie hatte ich ständig das Cover des 'Very eavy, very umble'-Albums von Uriah Heep vor den Augen, als uns Bedienung Nr. 4 besuchte...um die Bestellung aufzunehmen. Uns war klar: das ist ein ganz nobler Schuppen! Weiß doch jeder: viel Personal und lange Leitung, das muss ein Top-Restaurant sein! Und so vertrieben wir uns mit der Vorfreude auf wirklich erstklassiges Essen die weitere Zeit, die eigentlich erst jetzt zählte, denn: Essen muss man erstmal machen!

Im Warten nunmehr etwas geschickter, stellte ich mir also vor, wie Bedienung 2 und 4 auf die Nachbarwiese rannten und eine Kuh einfingen. Bedienung Nr. 1 wetzte bereits die Messer und zu dritt wurde das Tier ruckzuck geschlachtet und zerlegt. Währenddessen erntete Bedienung 3 einige Kartoffeln, denn der Kleine wollte Pommes. Zu der Ananas auf meinem Essen fiel mir so recht nichts ein, außer, dass in nicht allzuferner Zukunft, ungefähr an dem Tag, an dem unser Essen eintreffen sollte, die Klimaerwärmung so weit fortgeschritten wäre, dass auch die Ananassen/Ananasse/Ananassi/Ananasiten... egal... Derlei unproduktive Quergedanken nebst Schweiß ob der hohen Raumtemperatur wegwischend, widtmete ich mich geistig der Nudelteig-, Panade- und Majoherstellung, als völlig unerwartet das Essen von Bedienung Nr. 5 gebracht wurde. Das ist schon ein großer Laden, wenn der soviel Personal (=Familie) hat. Leider war das Essen auch nicht im entferntesten 'gut', höchstens 'sättigend', also keine Michelin-Empfehlung von uns. Und dann wollte der Kleine auch noch Ketchup. Erstaunlich schnell bekam er eine große Flasche und kurz darauf fragte Bedienung Nr. 5, ob sie die Ketchupflasche wieder mitnehmen dürfte. Klar, könnte ja sein, dass sich der Kleine zuviel rausnimmt.

Erstmal haben wir keine Lust, uns weiter durch die gastronomischen/kulinarischen Spezialitäten des Ortes zu kämpfen und fahren das nächste mal nach MäcPom oder zur Dönerbude - das ist erheblich billiger, erheblich schneller... und schmeckt genauso wenig. Wenn die nicht gerade das Essen vertauschen, aber das ist eine andere Geschichte.

Für mich unentbehrlich: ein SB-Wasch! Ich brauche ein sauberes Auto, das muss einfach und ich will keine Waschanlage, sondern selbst Hand anlegen. Drei Euro Aufpreis kostet z.B. die 'Unterbodenwäsche' in der Waschstrasse. Effekt: einige wenige, müde Wasserspritzer auf den Unterboden, das war's. Da nehme ich lieber den Hochdruckreiniger in die Hand und spritze wenn ich möchte den halben Auspuff weg! In der neuen Heimat sollte es im Nachbarort eine SB-Waschstation geben. Voller Freude machte ich mich auf die Suche und fand...eine münzbetriebene Waschstrasse mit einem Hochdruckreiniger für's Gröbere davor. Ich will meine Schaumbürste, meinen Hochdruckreiniger mit seinen x Programmen!!! Auch hier größte Enttäuschung!

 

Man darf ja sein Auto nicht mehr selbst waschen, weil sonst durch das viele Wasser das Öl, welches sonst überall hin verteilt worden wäre, gezielt partiell ins Grundwasser gedrückt wird. Und überhaupt befinden sich lauter Sondermüllsubstanzen am Auto, die nicht einmal der Regen abwaschen dürfte, jedoch widersetzt dieser sich nach wie vor beharrlich der deutschen Justiz. Oder soll etwa das Spülmittel, welches man zur Reinigung seines Wagens gern in den Wascheimer spritzte, gefährlich sein? Wohl kaum, denn sogar Tilly hat ihre Hände darin gebadet und wer hätte nicht gerne eine sanftere Natur? Endlich verwöhnt und umschmeichelt werden beim Brennnesseljähten!!! Im übrigen spült Villarriba seine riesige Fettpfanne im örtlichen Brunnen aus! Bin schon am Überlegen, ob ich mir nicht einen Wasserablauf in die Garagenwand bohre und dann einfach das Auto bei geschlossenem Garagentor...aber pssst!

Helfen Sie nicht!!!

Immer wieder begegne ich dieser 'Werbung': Kinder in Not, sterbende Kinder, spendet Essen und Kleider u.s.w. Mal abgesehen davon, dass die nicht wirklich meine abgelatschten Schuhe nehmen, sondern Bares sehen wollen, weiß ja heute jeder: 90% geht für den 'Verwaltungsapparat' drauf, also Gehalt vom Schwager, Neffen, Tennisfreund etc., 6% sind Reise- und Beschaffungskosten und der Rest geht großzügig an die Hungerleider. Und genau diese 4% tun uns allen weh!

Gerade dort, wo die Kinder nichts zu beissen haben, werden viel zu viele Kinder geboren. Wir setzen da glaube ich das falsche Zeichen, wenn wir durch unsere Hilfe die schwarzen Gebärfabriken auch noch unterstützen! Und überhaupt: nix zu fressen haben und den ganzen Tag schnackseln können?!?

Wir beklagen uns über die Überbevölkerung, sind dann aber unfähig, uns vom einen oder anderen Ballast zu befreien. Diese kleinen niedlichen und bedauernswerten Geschöpfe peppeln wir auf, bis auch für sie pupsende Kühe gezüchtet werden, die unser aller CO2-Klima belasten. Und am Ende schlachten sie die Viecher vllt. nicht einmal, weil sie in dieser Region heilig sind! Die wenigen uns verbleibenden Nahrungsresourcen werden wir also irgendwannn einmal teilen müssen und wehe, wenn das nicht reicht, dann zeigen sich die kanibalistische Wurzeln des schwarzen Mannes! Oder wenn wir denen auch noch Brunnen bohren, Schulen bauen und Autos verkaufen, qualmen dort auch bald die Schlote und Grönland schmilzt endgültig! Was für eine Bild: das weiße Eis wird durch den schwarzen Mann zur grünen Hölle...

In den Anzeigen ist von unser aller Verantwortung die Rede und genau die nehme ich sehr ernst und verweigere mein Spendengeld. Ist eh ne Sache, die gefälligst unser Staat zu regeln hat.

Olympia 2012

200m Brust der Frauen. Was so verheissungsvoll angekündigt war, entpuppte sich schnell als völliger Reinfall! Bewaffnet mit einer Tüte Chips und einem Bier, die Brille beiseite gelegt, weil: die wird man ja wohl nicht brauchen und voller Vorfreude von...hm, wie mag man das dann nennen? Doppel-Z? Jedenfalls war da nicht viel von 200 m Brüsten zu sehen. Nicht mal von einen Meter. Eigentlich überhaupt gar keine Brüste. Dieses Problem zog sich durch nahezu alle Veranstaltungen. Abgesehen von z.B. Frau Williams, standen da nur Steroid-Bretter am Start. Da hätte man mal Gelegenheit, ohne dass der Hausdrachen meckert, laute leichtbekleidete...man denke nur an das Bodenturnen! Aber nix da, völlige Enttäuschung.

Langeweile auch in fast allen Disziplinen: China, USA, USA, China... also die beiden Nationen vorne, bei denen vermutlich kein Sportler ohne 'Hilfsmittel' antritt bzw. zu jung ist, medizinisch hergerichtet wurde etc.pp. Irgendwann, wenn das nicht schon passiert ist, werden die Chinesen ihre Sportler zurechtoperieren: die Beinchen von Huong Ding Dong, Hüfte von Wang Ting Tang, Oberkörper von Ling Ping Pong usw. oder die Maschinen kommen gleich aus der DNA-Entwicklungsabteilung. Wenn sie das nicht längst schon tun.

Die notwendige Folge ist, diese beiden Nationen aus der Wertung zu nehmen. Das trauen sich die sog. 'Offiziellen' nicht, aber ich kann das! Ich streiche die einfach im Geiste weg. Disqualifiziert. Batsch. Da habt ihr den Salat! Geschieht euch recht! Dann sieht es schon ganz anders aus mit England, Frankreich und Deutschland. Gut, da wird es evtl. auch den einen oder anderen Kleinbetrüger geben, aber über die Länder verteilt liegt das im Rahmen.

Wir haben's ja

Vor ein paar Wochen ging es auf dem neuen Marktplatz hoch her: viele wuchtige LKWs mit großen Baggern und Raupen kamen daher und standen erstmal einige Stunden(!) mit laufendem Motor herum. Dann wuselten mit einem male alle herum, offenbar war der Chef eingetroffen. Der eine lud einen Baucontainer ab, der nächste die Raupe usw. Immer mehr Bauarbeiter und Großkopferte liefen durcheinander und die Raupe begann auf einem Bereich von ca. 15 x 8 m den Rasen vorsichtig abzutragen. Gegen Mittag war davon die Hälfte (!) geschafft und die Großkopferten zeigten auf Pläne, dann auf die Baustelle und gingen wichtig umher. Sie sprachen mal mit diesem, mal mit jenem, denn was hier gebaut werden sollte, war vermutlich ein unfassbar teures, architektonisch wertvolles Großgebäude! Aber genaues wußte man ja noch nicht. Offenbar hatte man eine Keltensiedlung entdeckt oder was auch immer, jedenfalls gingen die Arbeiten an dem Tag nicht weiter.

Am nächsten Tag begann die Raupe schon früh morgens und ja, abends war das 15 x 8 m große Feld geräumt. Wegen der Keltensiedlung musste der Baggerfahrer ganz vorsichtig baggern! Das dauert dann eben.

Tags drauf schob der Raupenfahrer nach Anweisung der Großkopferten mal hier und mal da und es schien so, als dürfte er noch eine weitere Lage Erdreich abtragen. Das geschah dann auch gleich am nächsten Tag.

So langsam wurde es zuviel Erdboden neben dem Baugebiet und der Kranführer kam zum Einsatz. Für den Sandberg, so groß wie vllt. zwei Glascontainer, brauchte auch er nur einen Tag. Um die Rückfrage vorweg zu nehmen: nein, er arbeitete nicht mit kleinen Plastiklöffeln! Währenddessen konnte man natürlich nicht weiterraupen und auch die Großkopferten schauten nur kurz nach dem Baggeristen. Klar, sie würden erst so richtig gefragt sein, wenn der Bau in die kritische Phase käme...

Nun passierte einige Tage nichts, weil der Himmel bewölkt war. Ab und zu gab es ein bißchen Nieselregen. Wenn man aber bedenkt, welche Gesundheitsrisiken das Arbeiten bei Nieselregen und wolkenverhangenem Himmel birgt, ist es schon besser, wenn sich die Arbeiter in den Baucontainer zurückziehen.

Auch als die Sonne zurückkehrte, blieben die Bauleute vorsichtig. Ab und zu fuhr der Raupist mit seiner Raupe ein wenig Kontrolle über das Feld, mehr passierte nicht.

Und dann, völlig unerwartet: ACTION! LKWs brachten Material, Kies oder Sand, so genau konnte man das nicht sehen. Und der Raupist hatte nun zwei Tage Zeit, das alles zu verteilen. Im Anschluß daran erschien plötzlich Fußvolk und umrahmte den Bauplatz mit Steinen! Warum auch immer. Aus Angst, jemand könnte vllt. die Einfassungssteine mopsen oder gar Unebenheiten in das so schön raupierte Bauland drücken, haben dann drei Arbeiter die Baustelle mit Rotweiss-Band umzäunt. Da es aber 4 Ecken hatte, führte das eklatante Missverhältnis zwischen Anzahl Arbeiter und Ecken zu vielen Problemen und so brauchte auch diese Aktion einen halben Tag.

Diese letzte Maßnahme erwies sich offenbar als nicht so gut, denn nun konnten auch die Arbeiter nicht mehr auf die Baustelle und der Raupist muss Tränen geweint haben, wo er doch mind. einmal täglich darauf rumzufahren gewöhnt war.

Die nächsten Tage verbrachten die Arbeiter mit Kartenspielen oder was auch immer. Offenbar fieberte man der ausstehenden Expertise aus dem archäologischen Landesmuseum entgegen. Ab und zu liefen mal ein paar Großkopferte herum, um den schwierigen nächsten Schritt schon mal vorab genau durchzudiskutieren, da ja Pläne bekanntlich eines sind, die Verhältnisse vor Ort, die zuvor zu prüfen waren, jedoch etwas gänzlich anderes. Und so eine Kathedrale, so ein Palast, denn das musste es ja mind. sein, was hier gebaut wird, braucht beste Planung, beste Pläne und fortwährende Kontrolle! Seltsam erschien mir zwar das völlige Weglassen von Fundamenten, aber sicher hat die Bauwirtschaft auch hier gänzlich neue Verfahren entwickelt, die nun in unserem Dorf zum ersten mal zum Einsatz kommen würden! Man kann ja auch nicht einfach so die Keltensiedlung mit Beton durchflügen!

Die Wochen gingen ins Land, es rührte sich nichts. Die ersten Mitbürger hatten Angst, denn wenn eine Baustelle so lange dauert und so flach ist, kann es nur eine Autobahnbaustelle sein und wer will schon mitten im Ort eine Autobahn?

So plötzlich und unerwartet wie die Arbeiten einst begannen, wurden sie dann auch fortgeführt. Böse Zungen vermuteten ein fehlendes, jedoch äußerst seltenes Kleinteil, welches der Raupe zur ordnungsgemäßen Funktion fehlte, andere äußerten Bedenken, denn der Raupist begann, die rotweiss-Umzäunung ignorierend, sofort mit der Arbeit. Gegen Mittag war ihm wahrscheinlich wieder schwindelig vom ganzen Hin- und Herfahren und er verliess das Schlachtfeld. Schon am Nachmittag wurden Pflastersteine geliefert, die sofort von vielen fleissigen Händen an alle erdenklichen Stellen des planierten Platzes getragen wurden. Dann war ein Tag Ruhe. Das muss nach soviel Aktionismus einfach auch mal sein. Das ist eben ein Knochenjob! Schließlich erschienen immer mehr Arbeiter und verlegten die Steine in rasantem Tempo. Abends war der ganze Platz belegt und am nächsten Tag wurde abgerüttelt. Die Raupe stand immer noch da, vermutlich mit einem sehr traurigen Fahrer darin. Aber das Leben geht unaufhaltsam weiter...

Nach mehr als einem Monat war es dann soweit: feierlich wurde der neue Stellplatz für ca. 20 bis 30 Autos eingeweiht! Nicht jede Gemeinde kann sich so einen Luxus-Parkplatz leisten, schon gar nicht derart intensiv verschuldete! Und seitdem ja bekanntlich Katalysatoren jedwedes Gras zum Brennen bringen, sind versteinerte oder asphaltierte Parkplätze absolut notwendig, besonders dann, wenn an der gleichen Stellen seit 10 Jahren 'wild' geparkt wurde - gut, dass es wohl immer rechtzeitig geregnet hat, sonst wäre unsere Gemeinde in einem Flammenmeer untergegangen. So hat man lediglich etwas Geld verbrannt... Leider werde ich nie erfahren, ob es dort tatsächlich eine Keltensiedlung gegeben hat. Wenn, dann ist sie jetzt wieder da wo sie hingehört: in der Geschichte.

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