Märchenhaft - Elisabeth

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»Vielleicht färbt es ja von mir auf dich ab ...« Beide mussten lachen.

»Wäre jedenfalls schön ...«

Elisabeth schmiegte sich eng an ihn und legte ihren Kopf auf seine Brust. Moritz lehnte seinen Kopf an ihren und nahm ihre Hand. Eine Weile schwiegen sie sich an, bis plötzlich Moritz’ Handy klingelte.

»Oh Shit, ich habe vergessen, es auf lautlos zu stellen. Es tut mir leid.«

»Schon okay. Geh ruhig ran. Ich kümmere mich um den Film und den Wein, den du mitgebracht hast.«

»Ja bitte!? ... Das kann nicht warten? ... Wofür bezahle ich Sie eigentlich?« Moritz war sichtlich sauer. »Gut. Folgendes, gehen Sie in mein Büro und nehmen aus dem Aktenschrank den Ordner ›Protokolle‹. Im Monatsprotokoll von Mai müsste unter TOP 5 das Prozedere beschrieben sein ... Ja, ich warte auf Ihren Rückruf.«

Elisabeth hatte inzwischen den Fernseher eingeschaltet und die DVD gestartet.

»Englisch oder Deutsch?«

»Wann immer möglich gern Originalton.« Moritz betrachtete sie aus ein paar Schritten Entfernung und wunderte sich. Wieso hatte er in der Firma nie bemerkt, wie hübsch er sie fand, anziehend und bezaubernd? Er war treu, keine Frage. Abgesehen von gelegentlichen Gedankenspielen interessierten ihn andere Frauen nicht, wenn er in einer Beziehung war; aber es hätte ihm auffallen können, müssen.

»Sehr gern. Wobei gerade American Psycho relativ gut übersetzt und synchronisiert ist. Prinzipiell sehe ich mir Filme aber auch lieber im Original an ...«

»Ich weiß genau, was du meinst ...« Wieder klingelte das Handy und Moritz schüttelte entschuldigend den Kopf und verdrehte die Augen. Elisabeth hauchte ihm einen Kuss auf die Wange und machte es sich auf der Couch bequem, während er seine Runden um den Esstisch drehte.

»Ich sagte TOP 5, Sie müssen mir nicht das ganze Protokoll vorlesen ... Gut. ... Nein ... Ja. Ich zeichne Ihnen das Montag ab. ... Mhm. Schicken Sie mir das bitte als Mail. Ja ... Es wäre nett, wenn Sie von weiteren Störungen absehen würden, es sei denn, es ist wirklich wichtig ... Ja. Danke. Ihnen auch.« Er legte das Handy auf den Couchtisch und ließ sich in Elisabeths Arme sinken. »Ich muss mich wohl hemmungslos betrinken und dann nur noch lallen und Müll von mir geben, wenn noch mal jemand anruft.«

»Oder einfach Augen zu und durch ...«

»Wenn es nicht zu Hause schon immer so wäre. Ich kann mich schlecht zerteilen und überall gleichzeitig sein, aber wenn der Baum brennt ...«

»Lehn dich zurück, ich kraul dir weiter den Nacken ...«

»Ich hoffe, dass das der letzte Anruf für heute war.« Er ließ den Film starten.

»Hm ... Komm ruhig näher ...« In der Ecke der Couch lehnte er sich an sie und zog sanft ihren Kopf zu sich herunter, nachdem sie ihn eine Weile gekrault und ihm den verspannten Nacken massiert hatte.

»Offensichtlich kannst du es gerade nicht genießen ...«, stellte Elisabeth fest.

»Doch. Schon. Irgendwie.« Er gab ihr einen Kuss und ließ ihren Kopf wieder los. »Ich bin momentan nicht so entspannt, wie ich gern wäre und wie du es verdient hast. Das liegt aber nicht an dir. Wirklich.«

»Mach es ruhig noch komplizierter ... Was hältst du davon, wenn wir den Film ein anderes Mal zu Ende sehen, so richtig konzentrieren kann ich mich jetzt sowieso nicht. Und der Rotwein hat gerade sein Übriges getan.«

»Gute Idee. Hoffentlich schellt das ... Handy nicht. Wenn man vom Teufel spricht ...«

»O je ...«

»Ja bitte!? ... Jetzt reicht es ... Nein. Das hat bis Montag Zeit ... Wirklich ...« Er legte auf, atmete tief durch und schaltete das Handy demonstrativ aus. »So. Das war’s. Heute Nacht gehöre ich dir ...«

Spontan stand sie auf und lockte ihn zu sich. »Fein. Dann komm mit ...«

Moritz folgte ihr die Treppe hinauf.

»War das Schlafzimmer nicht –«, begann Moritz und Elisabeth unterbrach ihn grinsend.

»Ja, es lag auf der anderen Seite des Hauses, als du zum letzten Mal hier warst. Aber woher weißt du ...?«

»Ich ... hab mich heimlich umgesehen, als du einen Moment unaufmerksam warst ... Damals wollte ich deine Schwachstelle herausfinden ...«

»Bitte wie?«

»Sei mir nicht böse. Mir ging damals echt auf den Keks, dass du so beliebt warst und mich so getriezt hast.«

»So, so ...« Ihre Augen funkelten zornig, verheißungsvoll. »Pass nur auf, dass ich nicht anfange, nach deinem Kryptonit zu suchen ...« Sie stand in der Tür zum Schlafzimmer und hatte sich zu ihm umgedreht. Moritz sah sie mitleidheischend an.

»Du hast es schon gefunden ...«, flüsterte er in ihr Ohr, als sie begann, sein Polohemd hochzuschieben, sich vor ihn kniete und mit ihren Lippen seinen Bauchnabel und die Gürtellinie umkreiste.

Er half ihr auf, öffnete den Reißverschluss am Rücken ihres Kleides und strich es ihr vorsichtig über die Schultern.

Elisabeth zog Moritz näher an sich heran und ließ sich mit ihm auf das Bett fallen. Er war ihr plötzlich so nah wie nie zuvor und in ihr wuchs das Verlangen, ihn mit jeder Zelle ihres Körpers zu spüren. Moritz küsste ihren Hals entlang, umfuhr mit seinen Lippen die Konturen ihrer Wäsche und biss ihr neckisch in die Seite. Sie streifte sein Shirt über den Kopf, grub ihre Hände in seinem Rücken ein und zog ihn noch näher an sich. Mit seinen Fingern glitt er über ihre Schultern, schob den Träger beiseite und sah sie an. »Ich kann nicht aufhören ...«, flüsterte er und ließ seine Lippen über ihre Brüste wandern, küsste sie scheu und knabberte vorsichtig an ihnen.

»Ich will gar nicht, dass du aufhörst ...«, hauchte sie in sein Ohr, zog ihn am Kinn zu sich hoch und ließ ihre Lippen in einem sehnsüchtigen und innigen Kuss verschmelzen.

»Du weißt, wo das hinführt, wenn du so weitermachst?«, fragte er sie schmunzelnd.

»Ich hoffe, es führt dazu, dass du mit mir schläfst ...«, antwortete sie lächelnd und küsste ihn erneut. Moritz raunte leise und zog sie enger an sich heran.

»Dein Wunsch sei mir Befehl.« Er klang entspannt, frei und ungehemmt. Elisabeth ließ ihre Hände über seinen Po wandern, schloss die Augen und genoss den Moment, als Moritz sie von ihren Dessous befreit hatte.

Langsam schob sie seine Shorts nach unten und ließ sich von dem Gefühl überwältigen, Haut an Haut mit ihm dazuliegen, ihn zu streicheln, von ihm liebkost zu werden und seine Nähe zu spüren.

Was sie fühlte, als sie ihre Hände wandern ließ, trieb ihr ein sanftes Schmunzeln ins Gesicht. Moritz widmete sich ausgiebig ihrem Körper und ließ sie spüren, dass er sie ebenso begehrte wie sie ihn.

»Es war unbeschreiblich schön ...«

»War?«

»Ist.« Elisabeth schmiegte sich an ihn. »Hör nicht auf damit.«

»Warum sollte ich ...? Warum sollten wir?«

»Weil es zu schön ist, um wahr zu sein ...«

»Du bist süß. Bezaubernd. Und mein ... Ich geb’ dich nicht mehr her.«

»Moritz ...«

»Ja!?«

»Ich hab mich in dich verliebt. Sehr ...«

»Das trifft sich ... Ich hab mich nämlich auch in dich verliebt ...«

»Darf ich dich was fragen?«

»Immer ... Bitte.«

»Mit wie vielen Frauen warst du vor mir zusammen?«

»Oh.«

»Warte! Sag es nicht ...«

»Doch. Schon gut. Ich hab nur gerade überlegt, warum du das wissen wollen würdest ...«

»Der Wein ... Vergiss, dass ich dich gefragt habe. Bitte.«

»Schon in Ordnung. Wirklich. Oder hast du Angst vor der Gegenfrage?«

»Ja. Habe ich.«

»Oh ... Okay.«

»Ich bin nicht gerade stolz drauf ...«

»Bereust du es?«

»Nein. Oder besser: nur wenige.«

»Elisabeth!?« Moritz nahm sie fest in den Arm und gab ihr einen Kuss.

»Ja?«

»Es waren acht.«

»Dreiundzwanzig«, antwortete sie, ohne dass er gefragt hatte.

»Und? Wo ist das Problem?«

»Eigentlich gibt es keins.«

»Eigentlich.«

»Ich fühle mich jetzt erst angekommen. Das klingt bescheuert. Ich weiß.«

»Nein. Ganz und gar nicht. Es klingt so wundervoll, wie es sich anfühlt.« Er küsste sie sanft. »Ich habe genau dasselbe gedacht. Und nur weil mein Weg ›kürzer‹ war als deiner ... ist das noch lange kein Grund, dass du dich selbst verurteilst.«

»Hm ... Ich mag das eigentlich nicht anführen, aber ...«

»Hm?«

»Als Jan und ich damals geheiratet haben, war das ein ziemlich großes Thema. Er hat das irgendwie auf ein Podest gehoben ...«

»Inwiefern?«

»Er war der Meinung, dass man diese Zweisamkeit nicht aus Spaß teilen sollte, sondern nur in einer exklusiven und ernstgemeinten Beziehung. Ich fand das irgendwie ... Hm. Keine Ahnung. Ich weiß eigentlich erst jetzt, was ich will. Insbesondere, was ich nicht will ...«

»Und? Sollte mich das stören?«, kicherte Moritz. »Solange du dein Wissen mit mir teilst ...«

»Du bist doch irre ...«, entgegnete sie verlegen, aber froh, über dieses Gefühl gesprochen zu haben.

»Irre verliebt ... Irre süchtig nach dir ... Irre vor Sehnsucht nach dir, obwohl ich dich in den Armen halte ... Irre besorgt, dass ich morgen allein aufwachen könnte, weil alles nur ein Traum war ...«

»Komm her, du Irrer ...« Elisabeth lachte, schüttelte den Kopf und zog ihn wieder ganz nah an sich heran.

Sonntag, 10.06.

»Guten Morgen, Liebes ...« Moritz stupste mit seiner Nase in ihren Nacken.

»Guten Morgen, Liebling ... Konntest du schlafen oder hast du ›gearbeitet‹?«

»Ha-ha. Ich habe zum ersten Mal seit Wochen durchgeschlafen. Deinetwegen.«

»Oh. Das klingt so, als sollten wir das häufiger tun ...« Elisabeth lag mit dem Rücken zu ihm und drehte sich langsam um.

 

»Auf jeden Fall! Hey, ich hab gerade eine Idee ...« Moritz spielte mit einer ihrer Haarsträhnen.

»Die da wäre?«

»Lass uns im Roadhouse frühstücken gehen. Hab ich ewig lange nicht gemacht ... und im Anschluss gehen wir im Wald spazieren ...«

»Nur spazieren?«

»Hmmmm ... Ich genieße mal kurz das Kopfkino ... und formuliere es anders: Wir gehen in den Wald.«

»Sehr schön. Dann aber raus aus den Federn ...«

»Yes, Ma’am ...«

»Oh, hör auf. Das sagt Dr. Bruckmann auch immer ...«

»Ich behaupte, dass er das von mir hat.«

Lachend schüttelte sie den Kopf. »Ich gehe jetzt lieber duschen ...«

»Was dagegen, wenn ich mitkomme?« Moritz klammerte sich an sie und grinste.

»Hm ... Nein ... Im Gegenteil ... Pass aber bloß auf, dass meine Haare nicht nass werden ... sonst verzögern sich die nachfolgenden Aktivitäten um mindestens 30 Minuten ...«

»Ich werde mir Mühe geben ...«

Moritz lachte und ließ die Regendusche an, zog Elisabeth darunter und scherte sich überhaupt nicht darum, dass sie von Kopf bis Fuß nass wurde. Ihrem finsteren Blick nach zu urteilen, hatte sie es wohl ernst gemeint, aber da es jetzt ohnehin zu spät war, konnte er die Versöhnung direkt unter der Dusche beginnen.

»Du bist soooo frech ...«, warf sie ihm entgegen und biss ihm in die Schulter. Eigentlich hatte sie es auf sein Ohr abgesehen, aber da Moritz wesentlich größer war als sie und ihr wohlweislich nicht entgegen kam, nahm sie mit dem nächstbesten Körperteil vorlieb.

»Und du bist sooo niedlich, wenn du dich ärgerst ...«, flüsterte er in ihr Ohr und begann, sie mit Duschgel einzuschäumen. Als er seine Hände über ihren nassen Körper gleiten ließ, wich ihre Verärgerung allmählich der provozierten Erregung und sie ließ sich auf sein verführerisches Spiel ein.

Erheblich später als geplant verließ Elisabeth das Bad, Moritz war bereits angezogen und saß mit Dackelblick auf dem Bett. »Sorry, ich konnte dir gerade nicht widerstehen unter der Dusche ...«

»So, so. Dann ist das späte Frühstück wohl die gerechte Strafe ...«, antwortete sie lächelnd und ließ das Badetuch fallen, das sie umgeschlungen hatte.

»Okayyyy ... Ich fürchte, dass ich dir auch jetzt nicht widerstehen kann!« Mit einem Satz war Moritz vom Bett aufgesprungen und stellte sich nun zwischen sie und den Kleiderschrank.

»Solltest du aber vielleicht langsam lernen, Liebling ...« Um ihn küssen zu können, stellte sie sich auf Zehenspitzen und zog ihn zu sich herunter. »Sonst verhungern wir irgendwann ...«

Moritz überlegte einen Moment und schlug dann vor: »Lass uns einen Kompromiss schließen. Da es ohnehin regnet, macht es im Wald heute sicherlich herzlich wenig Spaß.«

»Was hast du als Alternative im Kopf?« Elisabeth hatte sich inzwischen den Weg zum Kleiderschrank freigekämpft und zog sich an.

»Hmmmm ... Wir gehen frühstücken ... Ich werde die ganze Zeit an die Unterwäsche denken müssen, die du gerade anziehst und die ich dir am liebsten sofort wieder ausziehen würde ... Ähm, wo war ich? Ja. Nach dem Frühstück fahren wir zurück und ich entschädige dich mit einer Massage dafür, dass ich deine Bitte missachtet habe ...«

Elisabeth warf sich ihm um den Hals. »Du hast mich doch gerade schon mehr als entschädigt ...«, sagte sie in einen Kuss und schmunzelte, »aber massieren darfst du mich trotzdem ...«

»Na dann, nichts wie los ...«

»Gut, aber ich fahre«, entgegnete sie.

»Wenn du magst ...« Moritz zuckte mit den Schultern. Warum auch immer sie das jetzt so haben will. Sie verließen das Haus, Elisabeth schloss ab und Moritz griff ihre Hand. Wider Erwarten ging sie am Yeti vorbei und auf Knopfdruck öffnete sich das Tor der Doppelgarage. Moritz traute seinen Augen nicht.

»Weißt du jetzt, warum ich fahren will?«, lachte sie.

»Ja, jetzt wird mir einiges klar ...« Moritz schluckte. Elisabeth hatte ihn gebeten, den Landrover in der Parkbucht vor dem Haus abzustellen. Er hatte sich bereits gewundert, warum der Yeti draußen stand, eng am Zaun, die Garage wäre groß genug für zwei Autos und jede Menge Hausrat.

Auf der rechten Seite, deren Ausfahrt der Yeti blockierte, standen mehrere Reifenstapel, ein Mountainbike, Gartengeräte und Kleinkram. Was ihn aber sprachlos werden ließ, war die linke Seite. Ein brandneues Jaguar-F-Type R Cabrio.

»Eure Krassheit, ich bin beeindruckt.«

»Moritz, mach den Mund zu, die Nachbarn gucken schon.« Elisabeth winkte lächelnd Frau Voigt zu, einer älteren Dame, die mit ihrem Hund vorbeilief. Moritz stand in der Garage vor dem Wagen und rieb sich das Kinn. »Das ist die 5-Liter-Maschine, V8, oder?«

»Jap. 550 PS, schnurrt wie ein Kätzchen. Miau ...« Mit dem Schlüssel wedelnd grinste sie ihn an. »Hör auf zu sabbern ... Wenn du magst, darfst du fahren.«

»Ich weiß nicht, ob ich mich traue ...«

»Wenn du ihn zu Schrott fährst, nehme ich den Landrover. Kein Ding.« Übermütig knuffte sie ihn in die Seite.

»Ganz ehrlich? Ich weiß echt nicht, ob ich ihn heil aus der Garage bekäme.«

»Moritz, es ist nur ein Auto. Und wenn du genauer hinschaust, wirst du erkennen, dass es mit den ganzen Assistenzsystemen fast wie von allein fährt ...«

»Okay ... Auf deine Verantwortung.«

»Keine Sorge ... ich bin sehr gut versichert ...«, antwortete sie, als sie auf der Beifahrerseite einstieg. Moritz setzte sich auf die Fahrerseite, strahlte über beide Ohren, orientierte sich kurz und ließ dann den Motor an. »Der Sound ist ja Wahnsinn ...« Langsam rollte er aus der Garage.

»Ich weiß ... dafür hab ich den Wagen ja gekauft. Unter anderem.«

»Viel gefahren bist du damit aber noch nicht ... 1.900 km ...«

»Nö. Ich besitze ihn aber auch erst seit sechs Wochen. Und wenn ich ganz offen bin; ein wenig peinlich ist es mir hin und wieder schon. Irgendwie ein bisschen dekadent, aber er macht sooooo viel Spaß. Auf der Arbeit weiß außer Dr. Bruckmann keiner von dem Auto ... Es durfte auch noch niemand anderes damit fahren.«

»Oh ... Ich fühle mich wahrhaftig geehrt ...« Moritz sah sie liebevoll an und steuerte den Wagen Richtung Landstraße. »Aber wann fährst du ihn dann? Dein Snowboard wirst du ja wohl kaum hier drin unterbringen!?«

»Auf keinen Fall ... Die Schneeflecken sind tödlich auf den Ledersitzen. Ich fahre eigentlich nur am Wochenende damit oder wenn ich spontan noch etwas unternehme. Vor zwei Wochen bin ich freitagabends aufs Geratewohl damit nach Sylt gefahren. Da fiel der Wagen wenigstens nicht auf.« Sie kicherte. »Sonntagmittag dann wieder zurück. Ein Traum. Irgendwie verleitet er mich zu solchen Spontaneitäten ...«

»Kann ich mir gut vorstellen. Dabei ist das ja eigentlich kein Frauenauto. Hm ... Ich finde, er steht mir wesentlich besser. Meinst du nicht auch?« Moritz grinste frech.

»Natürlich ... Und worin transportierst du dann dein Snowboard? Eine Anhängerkupplung ist hier definitiv nicht vorgesehen.« Beide prusteten vor Lachen. »Apropos Frauenauto: Meine Freundin Marie ist ebenfalls total vernarrt in das Kätzchen, wir waren auf Schloss Eschberg zum Wellness-Wochenende als ich das Auto abgeholt habe und sie meinte: Süße, wir brauchen keine Massagen und kein Spa, wir bleiben einfach hier drin sitzen und fahren die Autobahn rauf und runter.«

Kopfschüttelnd sah Moritz sie an: »Dann kann ich meine Massage nachher wohl auch abhaken?«

Elisabeth beugte sich zu ihm hinüber, gab ihm einen Kuss auf die Wange und antwortete: »Niemals ...«

Beim Frühstück im Roadhouse alberten sie herum, fotografierten sich mit Marmeladenresten im Gesicht, verzierten gegenseitig ihre Pancakes mit Herzen aus Marshmallow-Fluff und fütterten sich mit Erdbeeren. Der Vormittag verging wie im Flug und als die Sonne sich auch bei ihrem Aufbruch nur als ungefähre Ahnung am Himmel blicken ließ, kam Elisabeth eine Idee. »Sag mal, wollen wir zurück zu mir oder hast du zufällig Lust auf eine Spritztour?«

»Du meinst, eine Spritztour, bei der ich fahren darf?«

»Halbe, halbe, du fährst hin, ich fahre zurück.«

»Hm ... Und wohin möchtest du?«

»Ich kenne ein ganz entzückendes indisches Restaurant, mit wirklich hervorragenden traditionellen Speisen ...«

»Schon wieder essen?«

»Jap. Im Vijaya.«

»Und das wäre wo?«

»Geldersekade 23 ... Gib mal ins Navi ein.« Schon beim Buchstabieren kicherte Elisabeth wie ein Schulmädchen.

»Hey, das ist in Amsterdam ... Das sind knapp zwei Stunden Fahrt.« Moritz war völlig geplättet.

»Too much?«

»Niemals ...«

Als sie gegen kurz vor sieben am Abend wieder vor Elisabeths Haus ankamen, hatte der Regen aufgehört und die klare Frühsommerluft lud zu einem späten Spaziergang ein.

»Duuu, hast du noch Lust, dass wir uns ein bisschen die Beine vertreten? Nach gut vier Stunden im Auto brauche ich irgendwie noch Bewegung.«

»Sehr gern ... Ich wüsste aber auch eine andere Form von körperlicher Betätigung ...« Moritz schlang seine Arme um sie und küsste Elisabeth liebevoll.

»Mhmh ... Die Massage werde ich definitiv heute noch einfordern, Liebling ...«

»Na gut, dann kann ich eine kleine Runde sicherlich verschmerzen. Wo möchtest du hin?«

»Um den kleinen See da vorne im Wald, wirklich nicht weit ...« Sie griff seine Hand und gemeinsam schlenderten sie bis ans Ende der Straße, den Schotterweg hoch und keine fünf Minuten später fanden sie sich mitten im Wald wieder. Moritz dachte an den Spaziergang, den er am Freitag gemacht hatte, bevor er Elisabeth im Café in Eschberg begegnet war. »Liebes, sag mal, kann es sein, dass das hier der Forst ist, der sich bis Eschberg erstreckt?«

»Ja, ist er. Ich hab mal versucht, die Grenze mit dem Mountainbike abzufahren, ich war zwei Tage unterwegs ... Soweit ich weiß ist ein Großteil des Naturschutzgebietes in Privatbesitz der Fürstenfamilie von Eschberg, aber bis auf wenige Stellen ist der Wald zur öffentlichen Nutzung freigegeben. Wenn du jetzt losläufst, bist du morgen Mittag in Eschberg.« Elisabeth sah Moritz an, er wirkte etwas irritiert. »Ich find es süß, dass wir quasi beide neben demselben Wald wohnen ...«

Moritz schmunzelte. »Ja, irgendwie hat das was ... Nur andererseits sind dazwischen zig Kilometer, die uns trennen, und die finde ich nicht so süß ...«

»Gut, dass es diese komischen Dinger mit den vier Rädern und dem Lenkrad gibt ...« Das Grinsen konnte sich Elisabeth nicht verkneifen und auch Moritz machte wieder ein fröhlicheres Gesicht.

Am See angekommen, führte sie ihn an die verwaiste Uferböschung, fand eine trockene Stelle im Gras und forderte ihn auf, sich zu setzen. Sie rutschte von hinten ganz nah an ihn heran und begann, ihm die Schultern zu massieren. Er drehte den Kopf so gut es ging nach hinten und fragte sie: »Hey, sollte das nicht eigentlich andersrum funktionieren? Ich erinnere mich, dass du heute noch massiert werden solltest ...«

Elisabeth gab ihm einen Kuss und antwortete dann mit einer gewissen Sehnsucht in der Stimme: »Keine Sorge ich habe es nicht vergessen. Aber ich dachte mir gerade, dass du, nachdem du ja doch beide Strecken gefahren bist, etwas Lockerung brauchst, wenn du mich nachher ganz ausgiebig massieren wirst ... Ich bin, was das betrifft nämlich leider unersättlich ...«

»Hmmm ... Und ich bin unersättlich, was andere Dinge betrifft ...«, antwortete Moritz, drehte sich zu ihr um und küsste sie. Elisabeth blickte sich kurz um, auf der einen Seite waren sie durch das Dickicht geschützt, auf der anderen Seite hatte man nur vom See Einblick auf die Stelle, an der sie saßen.

»Weißt du eigentlich, dass wir hier quasi ›unsichtbar‹ sind?«, raunte sie Moritz ins Ohr.

»Du meinst ...?« Sein Blick sprach Bände, sein Kuss wurde leidenschaftlicher und nur wenige Augenblicke später tauschten sie die Plätze. Moritz saß mit dem Gesicht zum Ufer, erlöste sich von seiner Hose und widmete sich Elisabeth, küsste ihren Hals und schlüpfte unter ihren Rock, befreite sie von dem kleinen Nichts aus Spitze, das ihn morgens schon getriggert hatte. Langsam ließ sich Elisabeth an ihm heruntergleiten und genoss den Moment in dem Moritz und sie einfach nur eins waren. In inniger Umarmung ließen sie ihrer Lust freien Lauf und schenkten sich gegenseitig Erfüllung.

Verträumt und selig lächelnd schlenderten sie wieder zurück zum Haus. »Meinst du, wir schaffen es, American Psycho zu Ende zu sehen?«, fragte Moritz.

»Ich denke schon ... Wobei, der Film hat auch sehr ›explizite‹ Szenen. Eventuell könnte das dazu führen ...« Elisabeth ließ den Satz unvollendet.

 

»Hmmmm ... also gut, dass ich bis morgen früh bleiben kann, meinst du?« Moritz hatte seine Stirn gegen ihre gelehnt und schenkte ihr einen vielversprechenden Blick.

»O ja ... Außerdem ist noch Wein offen, den möchte ich ungern allein trinken ...« Ihre Lippen schnappten nach seinen, fanden sie, verloren sich wieder. Moritz fing sie wieder ein, biss Elisabeth zärtlich in die Unterlippe, ließ sie wieder los und bedeckte ihren Hals mit Küssen, vergrub sein Gesicht in ihren Haaren und wisperte: »Erinnere mich gleich daran, wo wir stehen geblieben sind ...«

»Nur zu gern ...« Beseelt holte Elisabeth Wein und Gläser, während Moritz zum zweiten Mal an diesem Wochenende den Film startete.