Mika und Co: Hallo, ich bin Mika! (Sonderedition)

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LIEBER MIKA!

ALLES GUTE ZU DEINEM GEBURTSTAG UND EINE SCHÖNE FEIER MIT DEINEN FREUNDEN WÜNSCHT DIR TILL.

DIE DRITTE KARTE IST FÜR DEINEN FREUND DAMIT


ER ENDLICH RICHTIGER "WERDER"-FAN WIRD!

WIR SEHEN UNS IN BREMEN!

Mika springt auf. Nun ist er endgültig aus dem Häuschen. Kaffee, Kuchen und die Verwandtschaft interessieren ihn nicht mehr. Auch seine Eltern können ihn jetzt nicht mehr bremsen. Er muss zum Sportplatz und Malte von dem Supergeschenk berichten. Schon ist er aus der Stube ab zum Schuppen, Roller raus, und los geht's zum Sportplatz.

Dort begrüßen ihn ‚seine Jungs’ mit lautem Hallo und gratulieren zum Geburtstag. „Na, hast du deine gesamte Verwandtschaft schon rausgeschmissen?“, fragt ihn sein Trainer Schanz. Doch das hört Mika gar nicht.

„Nächsten Samstag ... Bundesliga ... letzter Spieltag … gegen Kaiserslautern ... voll krass!“, sprudelt es aus ihm heraus und: „Malte, du kommst mit!“

Nachdem er sich ein wenig beruhigt hat, muss er seine Stotterei noch einmal verständlich für alle verdeutlichen. Malte und Mika werden von den anderen beneidet. Ins Bundesliga-Stadion wollen alle gerne einmal. Allerdings sind die anderen eher Fans vom ‚Hamburger SV’. Die Fans von ‚Werder’ und dem ‚HSV’ sind große Rivalen in Norddeutschland.

„Der HSV hat sowieso ein besseres Stadion!“, tönt Kevin.

Aber das interessiert Malte und Mika jetzt überhaupt nicht.

Nun kann auch Malte nichts mehr beim Training halten. Schnell zieht er sich um. Dann rollern beide zum Betonwerk seines Vaters, um ihn zu fragen, ob er mitfahren dürfe ins Stadion. Maltes Vater hat nichts dagegen. Jetzt muss nur noch die Mutter zustimmen. Also nichts wie hin. Maltes Mutter freut sich mit Malte und Mika:

„Dann seht ihr eure Stars ja einmal ganz aus der Nähe. Das wird bestimmt toll. Nimm man deinen Fotoapparat mit, Malte!“, schlägt Frau Möller vor.

In den folgenden Tagen steigt die Aufregung bei den beiden Fußball-Fans. Sie können kaum noch schlafen, so aufgeregt sind sie. Mikas Vater telefoniert am Freitag noch einmal mit Till. Dann erzählt er abends den Beiden, was sein Freund ihm gesagt hat.

„Wir fahren mit dem Zug. Wir müssen hier um sieben Minuten nach acht abfahren, dann sind wir um kurz nach halb elf in Bremen am Bahnhof. Dort treffen wir uns mit Till. Er möchte dann mit uns einen kleinen Stadtbummel machen. Alles andere sagt er uns übermorgen. Wir sollen uns überraschen lassen.“

Mit diesen Neuigkeiten geht Malte zufrieden nach Hause und berichtet dort seinen Eltern.

Schon ganz früh am Morgen klappert Mika in der Küche. Er schmiert sich sein ‚Reisebrot’. Außerdem füllt er sich Orangensaft in seine Trinkflasche, die er sonst immer mit zur Schule nimmt.

„Mensch, Mika, was machst du denn jetzt schon? Es ist doch erst sechs!“, stöhnt Mikas Mutter verschlafen.

„Och, das macht nichts. Ich pack' schon mal meine Futtertasche.“, antwortet Mika.

„Hast du dich denn schon gewaschen?“, möchte die Mutter wissen.

„Na klar! Alles fertig!“, antwortet Mika stolz.

„Na, super! Dann kannst du ja jetzt den Kaffeetisch vorbereiten. Koch bitte auch Kaffee und Tee für uns und hol' noch schnell Brötchen von Suhl. Das schaffst du noch!“

Nach dem Frühstück drängelt Mika seinen Vater.

„Nun beeil' dich doch bitte. Malte wartet auch schon!“

Doch sein Vater lässt sich nicht drängeln. Er isst in Ruhe zu Ende. Dann verabschieden sich alle und schnappen ihre Rucksäcke:

„Heute Abend um halb zwölf sind wir wieder da!“

„Viel Spaß!“, ruft ihnen Mikas Mutter noch nach, aber das hören sie schon nicht mehr.

Die Zugfahrt vergeht schnell. Malte und Mika amüsieren sich über ein paar Reisende, die nicht genau wissen, wo sie aussteigen sollen. Immer wieder fragen sie:

„Ist hier schon Rothenburg?“

Ein anderer Reisender sagt ihnen, dass sie beim nächsten Stopp aussteigen müssen. Doch das ist falsch! Der Zug muss auf einem kleinen Bahnhof anhalten, weil er zu schnell war. Die Reisenden glauben nun endlich in Rothenburg zu sein und steigen aus. Gerade noch rechtzeitig bemerken sie ihren Irrtum und springen schnell auf den schon wieder leicht rollenden Zug auf.

In Bremen auf dem Bahnsteig werden die Reisenden von Till bereits erwartet. Der Zug hat leichte Verspätung. Überall auf dem Bahnhofsgelände sind schon ‚Werder-Fans’ zu sehen. Sie tragen grün-weiße Schals und Trikots und viele von ihnen auch lustige Mützen. Till begrüßt alle und führt sie hinaus. „Jetzt gehen wir zuerst in die Stadt. Ich möchte euch etwas von Bremen zeigen.“ sagt Till.

Eigentlich haben Mika und Malte gar keine Lust dazu. Sie möchten viel lieber sofort ins Stadion. Till muss sie bremsen: „Die Stadiontore werden frühestens um halb zwei geöffnet. Und jetzt ist es gerade Viertel vor elf!“

Das sehen unsere Freunde ein. Also geht es ab in die Stadt. Sie benutzen die Straßenbahn für die zwei Stationen. Till führt sie in die Fußgängerzone.

„Kuck mal, Mika, überall ‚Werder-Fans‘!“, staunt Malte.

Sogar ein paar Anhänger von Kaiserslautern sind schon zu sehen und zu hören. Till bleibt vor einem Geschäft stehen. Die Augen von Mika und Malte fangen an zu strahlen: Sie stehen vor einem ‚Werder-Fan-Shop’.

„Mann, hier gibt's aber viel zu sehen!“

Also nichts wie rein. Für seinen Roller kann Mika von seinem Vater einen ‚Werder-Aufkleber’ abstauben. Malte bekommt von Till ebenfalls einen Aufkleber und einen Wimpel. Mikas Vater kauft sich für sein Auto einen kleinen Wimpel, den will er an den Innenspiegel hängen.

Es wird langsam Zeit für das Mittagessen. Till erklärt, dass er in einer Brauereigaststätte in der Nähe vom Rathaus einen Tisch reserviert hat.

„Da gehen wir auch immer hin, wenn ich mal in Bremen bin.“, freut sich Mikas Vater. Mika und Malte essen Spaghetti, Till und Mikas Vater einen Auflauf. Dazu trinken die Männer ein Bier, die Kinder Cola.

Nach diesem köstlichen Mahl drängeln die Jungs, dass sie nun aber endlich zum Stadion wollen.

„Da können wir bestimmt noch sehen, wie die Spieler ankommen und sich dann warm machen“, freut sich Malte.


Vor der Fahrt mit der Straßenbahn hat Till noch etwas mit den Jungs vor: Er malt ihnen mit Schminkstiften die grün-weiße ‚Werder-Raute’ auf die Wangen.

„So sehen echte Fans aus!“, erklärt er.

Die beiden Freunde bestehen jetzt aber darauf, dass auch die Großen sich entsprechend schminken müssen. Dann fahren die vier ‚grün-weißen Werder-Fans’ mit der Straßenbahn zum Stadion.

Auf dem Weg von der Haltestelle wimmelt es schon von Fans. Tausende sind schon auf den Beinen. Einige erfrischen sich noch an den verschiedensten Kiosken. Überall werden von Schwarzhändlern noch teure Karten angeboten.

„Das Stadion ist schließlich lange ausverkauft. So verdienen die hier ganz gut an den Sitzplatzkarten. Man müsste viel härter dagegen vorgehen! Die ‚echten‘ Fans sind aber auf den Stehplätzen in der Ostkurve! Dort ist immer ‘ne Superstimmung. Wir stellen uns so hin, dass ihr beiden auch bestimmt etwas sehen könnt.“, verspricht Till.

Auch vor den Eingangstoren ist großes Gedränge. Mika und Malte werden ganz schön umhergeschubst. Schließlich haben sie es geschafft. Sie folgen Till über die Treppen zu den Stehplatzrängen. Zum Glück ist es noch nicht so spät, so können sie dicht neben dem Tunnel, aus dem später die Spieler kommen werden, ihre Plätze finden.

„Von hier aus kann man beide Tore gut sehen“, freut sich Mika.

Es ist jetzt knapp halb drei, und das Stadion füllt sich immer mehr.

„Wir sollten uns jetzt noch etwas zu trinken holen. Später kommen wir nicht mehr durch!“, schlägt Till vor.

Er fragt, was jeder möchte und läuft los.

Gerade als er weg ist, kommen ein paar Spieler aus Kaiserslautern und schauen sich den Platz an. Ein höllisches Pfeifkonzert von den Fans aus der Ostkurve empfängt sie. Sie haben noch Anzüge an, keine Fußballsachen. Ein paar ‚Werder-Fans’ ganz vorne am Zaun lassen sich Autogramme geben. Auf den riesigen Videowänden hinter beiden Toren beginnt jetzt ‚Fan-TV’. Hier werden Spielberichte gezeigt und vom Training berichtet. Außerdem gibt es lustige Gewinnspiele. Da werden Leute schwindelig gedreht, dann sollen sie ein paar Stangen umdribbeln und ins Tor schießen. Das sieht lustig aus, weil sie immer wieder falsch laufen. Zwei Fans der beiden Mannschaften treten in einem Computerspiel gegeneinander an. Der Sieger darf das Spiel mit nach Hause nehmen. Zwischendurch werden auch verschiedene Leute interviewt. Alle tippen darauf, dass ‚Werder’ gewinnen wird.

Auch das Schiedsrichtergespann taucht plötzlich auf. Die drei Herren laufen sich auch warm.

„Das hab‘ ich nicht gewusst, dass die sich auch warm machen müssen.“, wundert sich Mika.

So nach und nach tauchen jetzt die Spieler aus Kaiserslautern in Sportanzügen auf, um sich ebenfalls auf das Spiel vorzubereiten. Dann brandet auf einmal tosender Beifall auf: Der erste Bremer Spieler kommt durch den Tunnel. Es ist Andreas (Andy) Reinke, der Torwart. Er kommt mit dem Torwart-Trainer. „Andy! Andy! Andy!“, hallt es durchs Stadion. Etwas später kommen alle anderen auch: Claudio Pizarro, Thorsten Frings, Naldo, Mertesacker, Fritz, Prödl, Marin … Mika erkennt sie alle sofort wieder. Er hat ja alle auf Bildern.

 

„Claudio Pizarro hat in der Bundesliga schon über 135 Tore geschossen!“, erklärt Mika.

Malte wundert sich: „Mein Gott, wie die sich warm machen. Da wären unsere Herrenspieler ja schon kaputt, bevor das Spiel losgeht.“

Kurz vor Spielbeginn verschwinden alle Spieler wieder. Die Spieler und Spielerinnen zweier U6-Mannschaften bauen sich rechts und links vom Tunnel auf. Sie führen beide Mannschaften aufs Spielfeld. Jetzt kommen die Spieler beider Teams aufs Feld. Unter dem frenetischen Jubel der Ostkurve nennt der Stadionsprecher die Aufstellung von ‚Werder’. Bei Kaiserslauterns Aufstellung wird gepfiffen! Wie immer spielt ‚Werder’ zuerst Richtung Westkurve. Das Spiel beginnt.

Nach kurzem Abtasten legt der Gast aus Kaiserslautern los und erspielt sich die ersten Chancen. Die Bremer Abwehr kann diese Attacken jedoch sicher zurückdrängen. Bei einem Mittelfeldgeplänkel foult ein Lauterer plötzlich den Bremer Frings brutal. Dem Schiedsrichter bleibt keine Wahl: Rote Karte! Platzverweis für den Spieler. Jetzt nutzt ‚Werder’ seine Überzahl. Schon im ersten Angriff nach der Hinausstellung gelingt Claudio Pizarro das 1:0 für Bremen.

„Juuuchuuu! Suuuper!!“

Mika und Malte hüpfen vor Freude in die Luft und umarmen sich. Es ist Riesenstimmung nicht nur in der Ostkurve. Noch vor der Halbzeitpause erhöht ‚Werder’ auf 2:0. Marin hat es nach einem Alleingang erzielt.

In der Halbzeitpause gehen viele Fans zu den Getränkeständen oder zu den Toiletten. Verkäufer bieten Eis, Brezel oder Getränke an. Mika und Malte bekommen eine zünftige Stadion-Bratwurst, die Till für sie geholt hat.

Die Bremer Überlegenheit setzt sich in der zweiten Halbzeit fort. Am Ende können sich Mika und sein Vater, Malte und Till und alle anderen ‚Werder-Fans’ sogar über einen 5:0 Heimsieg freuen. Damit hat ‚Werder’ sich doch noch den fünften Tabellenplatz gesichert und für die Europa-Liga qualifiziert. Was gibt es Schöneres? - Nach dem Abpfiff bleiben sie noch länger auf ihren Plätzen. Till meint, es sei besser, so komme man nicht in das ganz große Gedränge und Geschiebe.

Ein bisschen Geschubse gibt es dann doch noch: Die Straßenbahnen sind auch fast eine Stunde nach Spielschluss noch übervoll. Am Bahnhof verabschiedet sich Till von den Dreien. Mikas Vater bedankt sich bei ihm für alles:

„Das war sicher nicht der letzte Besuch von uns in Bremen! Mach’s gut!“

Im Zug sind Mika und Malte immer noch ganz aufgekratzt. Immer wieder erzählen sie sich die Spielszenen, die zu den Toren geführt haben.

„Hast du das gesehen? – Das war doch super! – Dann dieser Doppelpass mit Hunt! – Marin läuft doch allen weg!“

So geht das fast die ganze erste Stunde. In Harburg müssen sie dann umsteigen. Sie haben Wartezeit von fast einer Stunde. Auf dem dunklen Bahnhof ist es windig und riecht unangenehm. Müde sitzen unsere Bremer Fans auf einer Bank. Müde wird auch der Rest der Reise. Am heimatlichen Bahnhof erwartet sie Maltes Vater, so brauchen sie nicht noch den langen Fußweg nach Hause auf sich zu nehmen.

Trotz ihrer Müdigkeit berichten beide noch Vater Möller von ihren Erlebnissen. Noch einmal fallen so die fünf Tore gegen Kaiserslautern. Als Mika endlich in seinem Bett liegt, freut er sich immer noch. Er kann noch nicht gleich einschlafen, weil er immer noch so aufgewühlt ist. Besonders freut er sich jetzt aber darüber, dass Malte nun endgültig ein echter ‚Werder-Fan’ ist. Nach diesem Supertag war auch nichts anderes zu erwarten.

4 Mika spielt Cowboy und Indianer
oder: Mika hat Angst

Wie bei einem Fußballspiel gibt es zwei Mannschaften: die ‚Cowboys’ und die ‚Indianer’. Jede Gruppe versucht Mitspieler der anderen - gegnerischen - Gruppe in einer vorgegebenen Zeit zu fangen und zu einem ‚Gefängnis’ zu bringen.

An einem schönen Sommernachmittag treffen sich Mika und seine Freunde zum Spielen. Heute wollen sie ‚Cowboy und Indianer’ auf dem kleinen Berg bei der Jugendherberge spielen. Hier gibt es viele schöne Verstecke und Wald und steile Abhänge, die man hinunter springen kann.

Die beiden Gruppen sind schnell gebildet. Es muss nur noch entschieden werden, ob die ‚Cowboys’ oder die ‚Indianer’ zuerst Fänger ein sollten. Da es hier wie immer keine Einigung gibt, wird gelost: Die ‚Indianer’ müssen zuerst suchen, die ‚Cowboys’ dürfen abhauen.

Mika hat Glück gehabt, er ist zusammen mit seinem besten Freund Malte in einer Gruppe bei den ‘Indianern’. Die sitzen jetzt oben bei der Jugendherberge auf dem Feuersirenenturm und warten auf ihren Einsatz. Von hier oben ist die ganze Gegend gut zu übersehen. Nur, was im Wald passiert, bleibt den Blicken verborgen. Die Gruppe überlegt sich schon einmal ihre Verstecke.

„Ich renne wieder zum Hühnerstall bei Moritz! Da haben die mich noch nie gefunden.“, kündigt Mika an.

Malte liebt es besonders kitzelig:

„Ich verstecke mich direkt hier am Abhang. Ich buddele mir jetzt hier mein Versteck.“

Auch die anderen Kinder wissen schon gute Verstecke.

Mika hilft Malte beim Vorbereiten seines Versteckes. Gleich an der Kante des Abhanges gibt es eine längliche Spalte, die an den Rändern schon mit Gras bewachsen ist. Malte und Mika buddeln diese Spalte jetzt so tief, dass Malte sich hineinlegen kann, ohne dass er von oben zu sehen ist.

„Prima, so sieht dich von hier keiner!“, ruft Mika von oben.

Die Kirchturmuhr zeigt zwanzig nach drei. Endlich sind die vereinbarten zehn Minuten um. Die ‘Indianer’ müssen sich aufmachen und so schnell wie möglich alle Cowboys fangen und ins ‚Gefängnis’ am Sirenenturm sperren. Zum Wächter haben sie Tom ernannt. Der läuft nicht so gerne. Die ‚Indianer’ strömen immer zu zweit aus, so können sie an die erwarteten Verstecke von zwei Seiten anschleichen.

Natürlich sind Malte und Mika hierbei zusammen. Sie wollen zuerst zur alten Eiche laufen. Dieser Baum steht auf der anderen Seite der Jugendherberge. Er ist größer als die anderen Bäume und steht am Rande einer kleinen Abbruchkante. Seine Wurzeln liegen auf der einen Seite frei. Das ist ein ideales Versteck.

„Da steckt bestimmt wieder Mattes drunter!“, vermutet Malte.

Malte schleicht direkt am Abhangrand auf die Eiche zu, Mika kommt von der Waldseite her. Beide Freunde können sich bald sehen. So bemerkt Mika auch, dass Malte ihm ein Zeichen gibt.

„Der empor gestreckte Daumen soll sicher heißen, dass dort einer steckt“, denkt sich Mika. Doch er irrt.

Als Mika den Baum fast erreicht hat, sieht er, dass Malte noch ziemlich weit entfernt vom Ziel kauert und immer noch hastig seinen Daumen nach oben bewegt. „Was soll das bloß bedeuten?“, grübelt Mika. Dann hat er es: Malte deutet ihm, er solle auf den Baum klettern. Von einem über den Abhang hängenden Ast kann er dann direkt vor das Versteck springen.


Jetzt schleicht Mika besonders leise und vorsichtig. Besser hätte es kein richtiger Indianer gekonnt. Er klettert leise ein Stückchen hoch und hangelt sich dann zu dem überhängenden Ast. Leise verharrt er dort. Vom Abhang her robbt sich Malte heran. Der ‚Cowboy’ in seinem Versteck ahnt nichts von der Gefahr.

Auf ein Zeichen von Mika erhebt sich Malte und springt vor die Baumwurzeln. Tatsächlich sitzt wieder Mattes hier unten drin. Als er nur Malte sieht, wittert er seine Chance. Er möchte abhauen. Doch gerade als er fast neben Malte ist, hüpft Mika von oben mit einem wilden Schrei auf ihn herab.

„Jucheeee! Wir haben dich!“

Damit hat Mattes nicht gerechnet.

Nun lässt er sich auch abführen. Mika und Malte bringen ihn zum ‚Gefängnis’. Dort sind schon ein paar andere ‚Cowboys’ eingesperrt. Nur noch Nils und Jan fehlen. Als Malte und Mika sich gerade aufmachen wollen auch nach ihnen zu suchen, hören sie schon das Gejohle aus dem nahen Wald. Da kommen ihre ‚Indianer-Freunde’ und schleppen die letzten beiden ‚Cowboys’ als Gefangene heran.

Die Kirchturmuhr zeigt genau Viertel von vier. Die ‘Indianer’ haben also fünf Minuten vor der Zeit alle Cowboys gefangen. „Super“, ist Malte zufrieden.

„Jetzt haben die ‚Cowboys’ auch nur 25 Minuten, um uns zu fangen!“

Mit diesen Worten verschwinden die Indianer im Unterholz.

Die ‚Indianer’ sind auf dem Weg in ihre Verstecke. Die ‚Cowboys’ müssen die verabredeten zehn Minuten warten. Bei diesem Spiel kommt es immer wieder vor, dass sich eine Seite oder auch nur einzelne Mitspieler nicht an die Verabredungen halten. So auch heute: Jan will für die ‚Cowboys’ heimlich einigen ‚Indianern’ nachlaufen und so ihre Verstecke ausspionieren. Er schleicht deswegen etwas unterhalb des Abhanges in Richtung Wäldchen.

Genau aus dem Wäldchen kommt gerade Malte, um zu seinem vorbereiteten Versteck in der Spalte oben am Abhang zu kriechen. Im letzten Moment sieht er Jan auf sich zukommen. Er kann sich noch rechtzeitig hinter einem Busch in Sicherheit bringen. „So eine Gemeinheit!“, denkt er, „die baldowern uns aus.“

Malte kann von seinem Platz aus die Kirchturmuhr sehen. Es bleibt noch genügend Zeit, zumindest ein paar seiner ‚Indianer’ vor Jan zu warnen. Also läuft er zuerst zum Hühnerstall, den sein Freund Mika als Unterschlupf gewählt hat. Der weiß, wo Tom sich aufhält. Er wird es ihm sagen. Malte läuft zu seinem Versteck zurück. Er hat den weitesten Weg.

Nachdem Mika und Tom die anderen ‚Indianer’ informiert haben, schafft es Mika nicht mehr zum Hühnerstall zurück. Ihm bleibt nicht mehr viel Zeit. Er muss sich ein anderes Versteck suchen. In der Eile fällt ihm nur noch die hohe Birke oberhalb der Landmaschinen-Werkstatt ein. Diesen Baum kann er gut beklettern. Das Laub ist dicht. Hier wird ihn wohl niemand finden.

Den Cowboys haben die Erkundungen von Jan nichts genutzt: Kein einziger ‚Indianer’ ist mehr an dem Platz, den der Spion seiner Gruppe genannt hat. Die Enttäuschung ist groß. Jan ist sauer. Er glaubt, dass Malte und Mika ihn bemerkt und alles verraten haben. Bis zum Ablauf der Suchzeit finden die ‚Cowboys’ gerade einmal Tim und Tom. Die anderen bleiben verschwunden. Die Regel besagt jetzt, dass eine Mannschaft noch einmal zehn Minuten Zeit zum Suchen hat; innerhalb dieser Zeit müssen alle gegnerischen Spieler gefunden sein. Sonst muss diese Gruppe noch ein weiteres Mal suchen.

Die ‚Cowboys’ machen sich also wieder auf die Suche. Auf einer Krüppelkiefer finden sie Sven. Die ‚Cowboys’ schütteln ihn vom Baum. Es kann dabei aber nichts passieren, weil unten weicher Sand liegt. Als sie schon aufgeben wollen, entdecken sie durch Zufall Malte in seiner Sandspalte: Nils muss mal. Er geht zum Abhang, um dort hinunterzupinkeln. Als Malte das von unten sieht, lacht er und springt schnell aus seiner Deckung und lässt sich lieber fangen.

Es fehlt also nur noch Mika.

„Mika musste nach Hause. Er hatte keine Lust mehr.“, erklärt Jan den anderen.

Doch diese Mitteilung war erstunken und erlogen. Der einzige, der wirklich schon nach Hause musste, ist Mattes, weil er noch im Geschäft seines Vaters helfen sollte. Was die anderen nicht wissen ist, dass Mattes und Jan Mika schon gefangen hatten. Sie haben ihn an der Birke angebunden. Sie wollten erst noch helfen, Malte zu finden und ihn später losbinden. Jan erzählt den anderen Kindern nichts davon, weil er immer noch wütend auf Mika ist.

So steht nun Mika immer ungeduldiger fest verknotet an der Birke und wartet, dass er endlich befreit wird. Nichts geschieht. Langsam wird es ihm unheimlich. Der Abend nähert, die Dunkelheit schleicht heran. Er hört die anderen Kinder. Sie gehen jetzt heim. Es lohnt nicht, ein neues Spiel zu beginnen. Sie wollen sich am nächsten Tag wieder treffen.

Mika sieht Herrn Ladwig, der gerade seine Tischlerei zuschließt. Dieser Betrieb liegt neben der Landmaschinen-Werkstatt von Schmidt. Meister Schmidt ist noch bei der Arbeit. Das Hämmern auf Metall scheppert weithin. Mika schreit: „Hallo! Hallo! Hey! Hey!“

Doch Herr Ladwig hört ihn nicht. Langsam bekommt er es mit der Angst zu tun.

Meister Schmidt macht jetzt wohl auch Feierabend. Die Geräusche aus der Landmaschinen-Werkstatt sind verstummt. Inzwischen ist es schon ziemlich schummrig. Mika nimmt noch einmal seine ganze Kraft zusammen und schreit heraus, was seine Stimme hergibt:

 

„Hiiilfe! Hiiilfe!“

Nach drei vergeblichen Versuchen sieht er, dass Meister Schmidt ihn bemerkt hat. Mühsam krabbelt der ältere Mann den Hang zur Birke hinauf. Erschöpft erreicht er Mika.

„Was haben die denn mit dir hier gemacht, Mika?“

„Die haben mich vergessen!“, bedankt sich Mika, der sich riesig freut, dass Herr Schmidt ihn befreit.

Meister Schmidt wählt für den Abstieg zusammen mit Mika den bequemeren Weg hinab über die Wiese von Bäcker Winkelmann. Mika erzählt ihm von dem Spiel. Meister Schmidt freut sich immer, wenn er die Kinder spielen sieht. Einige von ihnen besuchen ihn oft bei seiner Arbeit in der Landmaschinen-Werkstatt. Auch Mika ist oft bei ihm. Er darf sogar manchmal bei einigen Arbeiten helfen. Einen Gedanken wird Mika allerdings während dieses Gespräches nie los:

„Warum haben Jan und Mattes mich nicht befreit?“

Er wird es morgen in der Schule klären.

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