Werde übernatürlich

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Die Energie folgt der Aufmerksamkeit

Wir lenken grundsätzlich unsere Energie dorthin, wo unsere Aufmerksamkeit weilt. Solange Sie also beim Aufwachen am Morgen sofort Ihre Aufmerksamkeit und Energie auf all die Leute richten, die Sie an diesem Tag treffen, und die Orte, zu denen Sie gehen müssen, auf Ihre Besitztümer und das, was Sie in der dreidimensionalen Welt zu erledigen haben, zerstreut sich Ihre kreative Energie und fließt von Ihnen weg hin zu all dem in der Außenwelt, was um Ihre Aufmerksamkeit buhlt: das Handy, das Notebook, das Bankkonto, das Haus, die Arbeit, die Kollegen, der Partner oder die Partnerin, die Kinder, die Feinde, die Haustiere, der Gesundheitszustand usw. Das wird in Abbildung 2.5 veranschaulicht. Ganz offensichtlich richten die meisten Menschen ihre Aufmerksamkeit und Energie auf die äußere, materielle Welt. Da stellt sich die Frage: Wie viel Energie bleibt da noch für die Innenwelt der Gedanken und Gefühle übrig, um eine neue Realität zu erschaffen?

Bedenken Sie: Jeder dieser Menschen und jedes der Dinge, dem Sie so viel Aufmerksamkeit widmen, ist etwas Bekanntes in Ihrem Leben, denn Sie haben damit Erfahrungen gemacht. Wie bereits erwähnt, verfügt Ihr Gehirn für jedes einzelne dieser Dinge über ein neurologisches Netzwerk. Sie sind in Ihrem Gehirn abgebildet; Sie erleben sie und nehmen sie aus Ihrer Vergangenheit wahr. Je mehr Erfahrungen Sie damit machen, desto automatisierter laufen diese neuronalen Verschaltungen ab und desto stärker werden sie, denn durch das wiederkehrende Erleben dieser verschiedenen Erfahrungen werden immer mehr Schaltkreise aufgebaut und weiterentwickelt. Genau das machen Erfahrungen: Sie bereichern das Gehirn.


Abbildung 2.5

Jeder Person, jedem Objekt, jedem Ding, jedem Ort und jeder Situation in unserer vertrauten physischen Realität ist im Gehirn ein neurologisches Netzwerk zugeordnet, und all das ist jeweils mit einer emotionalen Komponente verbunden, denn wir haben mit alldem Erfahrungen gemacht. So wird unsere Energie an unsere vergangene-gegenwärtige Realität gebunden. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit darauf, fließt Ihre Energie von Ihnen weg und es bleibt nur wenig Energie für Ihre Innenwelt aus Gedanken und Gefühlen übrig, um etwas Neues in Ihrem Leben zu kreieren.

Die vergrößerten Ausschnitte der Abbildung, wo sich die beiden Ovale überschneiden, stehen dafür, wie wir anhand verschiedener Elemente in unserer Außenwelt unsere emotionale Sucht bestärken. Sie könnten zum Beispiel Ihre Freunde dazu benutzen, Ihre Sucht nach Leiden oder mit Ihren Feinden Ihre Sucht nach Hass immer wieder zu bestärken. Da stellt sich die Frage: Wie viel von Ihrer kreativen Energie könnten Sie dann überhaupt noch dafür nutzen, sich ein neues Schicksal zu gestalten?

Sie haben also ein neurologisches Netzwerk für Ihren Chef, eines für Geld, eines für Ihren Lebensgefährten, eines für Ihre Kinder, eines für Ihre finanzielle Situation, eines für Ihr Haus und jeweils eines für all Ihre physisch-materiellen Besitztümer, denn mit all diesen Menschen bzw. Dingen haben Sie zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten Erfahrungen gesammelt.

Verteilt sich Ihre Aufmerksamkeit und damit auch Ihre Energie auf all diese Objekte, Menschen und Probleme in der Außenwelt, bleibt keine Energie übrig, die Sie auf Ihre Innenwelt aus Gedanken und Gefühlen richten und mit der Sie etwas Neuen kreieren könnten. Warum? Weil Ihr Denken und Fühlen buchstäblich Ihre persönliche Realität erschafft. Denken und fühlen Sie entsprechend all dem, was Sie kennen, dann bestätigen und bestärken Sie immer wieder dasselbe Leben. Man könnte sagen, Ihre Persönlichkeit kreiert nicht mehr Ihre persönliche Realität, sondern umgekehrt: Ihre persönliche Realität kreiert Ihre Persönlichkeit. Ihre Außenwelt kontrolliert Ihre Gedanken und Gefühle. Auf biologischer Ebene entspricht Ihre Innenwelt aus Gedanken und Gefühlen Ihrer Außenwelt, der vergangenen-gegenwärtigen Realität bestehend aus Menschen und Objekten zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten. Sie sorgen beständig dafür, dass Ihr Leben gleichbleibt, weil Ihre Aufmerksamkeit (Gedanken) und Ihre Energie (Gefühle) gleichbleiben.

Durch Ihr Denken und Fühlen senden Sie eine elektromagnetische Signatur aus, die alle Bereiche Ihres Lebens beeinflusst; bei gleichbleibendem Denken und Fühlen senden Sie immer wieder dieselbe elektromagnetische Energie aus – und Ihr Leben verändert sich nie. Ihre Energie entspricht sozusagen all dem, was Ihre vergangene-gegenwärtige Realität ausmacht – Sie kreieren immer wieder Ihre Vergangenheit.

Das ist allerdings nicht die einzige Beschränkung. Wird die gesamte Aufmerksamkeit und Energie in die Außenwelt gesteckt und reagiert man auf die immer gleichen Bedingungen immer gleich – in einem chronischen Stresszustand, wodurch das Gehirn ständig erregt ist –, gerät die Innenwelt ins Ungleichgewicht und das Gehirn arbeitet weniger effizient. Dadurch wird auch unsere Schöpferkraft beeinträchtigt, und wir werden zum Opfer unserer Lebensumstände, anstatt Schöpfer unseres Lebens zu sein.

Ein Leben auf Basis der Stresshormone

Jetzt wollen wir uns genauer anschauen, wie wir irgendwann süchtig nach unseren negativen Emotionen werden – genauer gesagt, nach den sogenannten Stresshormonen. Sobald wir auf eine eventuell bedrohliche Bedingung in der Außenwelt reagieren, sei diese Bedrohung nun real oder eingebildet, setzt der Körper Stresshormone frei und mobilisiert dadurch enorme Energie, um auf die Bedrohung reagieren zu können. Wenn das passiert, gerät der Körper aus dem Gleichgewicht – und genau das ist Stress. Eigentlich ist das eine ganz natürliche und gesunde Reaktion, denn in der Vorzeit wurde dieser chemische Cocktail aus Adrenalin, Cortisol und ähnlichen Hormonen freigesetzt, sobald aus der äußeren Umwelt irgendeine Gefahr drohte, der Mensch beispielsweise von einem Raubtier gejagt wurde und sich entscheiden musste, entweder zu kämpfen, wegzulaufen oder sich zu verstecken.

Im Überlebensmodus werden wir automatisch zu »Materialisten«, definieren also die Realität über die Sinne: was wir sehen, hören, riechen, fühlen und schmecken. Außerdem schränken wir unseren Fokus ein und lenken unsere gesamte Aufmerksamkeit auf die Materie – auf unseren Körper, der in einem bestimmten Raum und einer bestimmten Zeit existiert. Durch die Stresshormone werden wir dazu gebracht, uns voll und ganz auf die Außenwelt zu konzentrieren, denn dort lauert die Gefahr. In der Frühzeit der Menschheit war eine solche Reaktion natürlich eine gute Sache; sie konnte angepasst werden und hielt den Einzelnen am Leben. Sobald die Aufmerksamkeit auf die Ursache gelenkt und die Gefahr vorüber war, sank der Stresshormonpegel, und der Mensch war wieder in Balance.

Heute ist das nicht mehr der Fall. Kaum erhalten wir einen Anruf oder eine E-Mail vom Chef oder einem Familienmitglied, was eine starke emotionale Reaktion wie Ärger, Frust, Furcht, Angst, Trauer, Schuld, Leiden oder Scham in uns auslöst, schalten wir das primitive Kampf-oder-Flucht-Nervensystem ein und reagieren, als ob ein Raubtier hinter uns her wäre. Diese chemische Reaktion bleibt automatisch eingeschaltet, weil die äußere Bedrohung scheinbar nie aufhört. Die meisten Menschen verbringen einen Großteil ihrer Zeit in diesem hoch erregten Zustand; er ist chronisch geworden, als griffe das Raubtier da draußen in der Wildnis nicht nur ab und zu Zähne fletschend an, sondern lebte in derselben Höhle wie wir – beispielsweise die Kollegin, die direkt neben uns arbeitet und eine richtige »Giftspritze« ist.

Eine solche chronische Stressreaktion lässt sich nicht mehr anpassen, sie ist fehlangepasst. Im Überlebensmodus werden diese Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol dauernd durch den Körper gepumpt, und wir bleiben in Alarmbereitschaft, anstatt wieder in Balance zu kommen. Wird dieses Ungleichgewicht über längere Zeit aufrechterhalten, wie das bei Anna (siehe Kapitel 1) der Fall war, steuern wir auf Krankheit zu, denn durch Langzeitstress wird die gesunde Genexpression herunterreguliert. Der Körper wird so auf diesen chemischen Ansturm konditioniert, dass er süchtig danach wird und ein starkes Verlangen danach hat. In diesem Modus ist das Gehirn überwach und übererregt in dem Versuch, unsere Überlebenschancen durch das Vorhersehen, Kontrollieren und Erzwingen dessen, was passiert bzw. passieren soll, zu erhöhen. Und je mehr wir das tun, desto stärker wird die Sucht und desto mehr meinen wir, unser Körper zu sein, der mit seiner Identität und der Umwelt verbunden ist und in der linearen Zeit lebt, denn darauf richten wir unsere gesamte Aufmerksamkeit.

Sobald das Gehirn derartig angeregt sowie der Überlebensmodus eingeschaltet ist und wir mit unserer Aufmerksamkeit von der Arbeit zu den Nachrichten, von der Exfrau über die Freunde zu den E-Mails, Facebook- und Twitter-Nachrichten wandern, werden diese verschiedenen neurologischen Netze (siehe Abbildung 2.5) sehr schnell aktiviert. Auf die Dauer wird durch diesen gewohnheitsmäßig engen Fokus und das Hin- und Herspringen der Aufmerksamkeit das Gehirn gleichsam in Einzelteile aufgespalten und funktioniert nicht mehr ausgewogen. Dadurch wird das Gehirn darauf trainiert, in einem ungeordneten, inkohärenten Muster und damit sehr ineffizient zu arbeiten. Wie bei einem Gewittersturm in den Wolken feuern verschiedene neuronale Netze ungeordnet, und das Gehirn arbeitet nicht mehr synchron. Der Effekt ist ähnlich wie bei Trommlern, die alle gleichzeitig auf ihre Trommel schlagen, aber nicht rhythmisch zusammenkommen.

 

Auf Kohärenz und Inkohärenz werden wir noch ausführlich eingehen; an dieser Stelle sei nur gesagt: Geht Ihr Gehirn in Inkohärenz, sind auch Sie inkohärent. Arbeitet Ihr Gehirn nicht optimal, funktionieren auch Sie nicht optimal.

Zu jeder Person, jedem Ding und jedem Ort, mit denen Sie im Leben in der Außenwelt Erfahrungen gemacht haben und die damit für Sie etwas Bekanntes sind, haben Sie auch eine entsprechende emotionale Verbindung, denn Emotionen, die ja Energie in Bewegung sind, sind die chemischen Rückstände von Erfahrungen. Leben Sie die meiste Zeit mit diesen süchtig machenden Stresshormonen, dann benutzen Sie womöglich Ihren Chef, um Ihre Sucht nach Wertung und Beurteilung, und die Kollegen, um Ihre Sucht nach Konkurrenzkampf zu bestärken. Mit den Freunden wird vielleicht die Sucht nach Leiden, mit den Feinden die Sucht nach Hass, mit den Eltern die Sucht nach Schuld, mit Facebook die Sucht nach Unsicherheit, mit den Nachrichten die Sucht nach Wut, mit dem Expartner die Sucht nach Groll und mit Ihrer Beziehung zu Geld die Sucht nach Mangel bestärkt.

Ihre Emotionen – das heißt Ihre Energie – sind also mit all den Menschen, Orten und Dingen vermischt – ja sogar daran gebunden –, mit denen Sie in Ihrer bekannten, vertrauten Realität Erfahrungen machen. Und das bedeutet: Es ist keine Energie mehr da, eine neue Stelle, eine neue Beziehung, eine neue finanzielle Situation, ein neues Leben oder sogar einen neu gesundeten Körper zu kreieren. Man kann es auch anders ausdrücken: Es bleibt keine Energie mehr für Ihre innere Welt der Gedanken und Gefühle übrig, solange die Frequenzen und Informationen, die Sie in Ihr Energiefeld abgeben (welches sich signifikant auf Ihr Leben auswirkt), von Ihrem Denken und Fühlen bestimmt werden und Ihre ganze Aufmerksamkeit (und damit Ihre gesamte Energie) an die Außenwelt gebunden bleibt, also an Menschen, Dinge, Orte und die Zeit. Je stärker die Emotionen, nach denen Sie süchtig sind, desto mehr Energie werden Sie in die betreffende Person, das Objekt, den Ort oder die Umstände in der Außenwelt stecken – und damit geben Sie den Großteil Ihrer schöpferischen Energie ab, und Ihr Fühlen und Denken entspricht all dem, was Ihnen bekannt ist. Mit einer solchen Sucht nach der Außenwelt ist es schwierig, Neues zu denken bzw. zu fühlen. Und möglicherweise werden Sie süchtig nach all den Menschen und Dingen in Ihrem Leben, die Ihr Problem hauptsächlich bzw. überhaupt erst verursacht haben. So geben Sie Ihre Kraft ab und gehen schlecht mit Ihrer Energie um. Die in Abbildung 2.5 aufgeführten Beispiele veranschaulichen, wie wir mit allem in unserer Außenwelt energetische Bindungen eingehen.

Jetzt wollen wir einen Blick auf Abbildung 2.6 werfen. Die beiden Atome auf der linken Seite des Diagramms sind über ein unsichtbares Energiefeld miteinander verbunden und teilen Informationen; diese Energie erzeugt eine Bindung zwischen ihnen. Auf der rechten Seite des Diagramms sind zwei Menschen zu sehen, die eine gemeinsame Erfahrung machen, nämlich Groll empfinden; auch sie sind über ein unsichtbares Energiefeld aneinander gebunden, stehen dadurch energetisch miteinander in Verbindung. In Wirklichkeit teilen sie dieselbe Energie und damit dieselben Informationen.

Um zwei Atome voneinander zu trennen, ist Energie erforderlich. Ebenso müssen Sie beim Meditieren Energie und Mühe aufwenden, um die Bindung Ihrer Aufmerksamkeit und Energie an immer dieselben Menschen, Orte und Dinge in der äußeren, physischen Welt aufzulösen. Da stellt sich die Frage: Wie viel schöpferische Energie ist in Schuld, Hass, Groll, Angst und im Gefühl des Mangels gebunden? All diese Energie könnten Sie verwenden, um sich ein neues Schicksal zu erschaffen.

Dazu müssen Sie all diesen äußeren Dingen Ihre Aufmerksamkeit entziehen und so über sie hinausgehen. Deshalb nutzen wir Meditation zum Verändern unserer inneren Verfassung; durch Meditieren können wir uns von unseren Verbindungen mit allem und jedem, überall und jederzeit lange genug frei machen, um uns auf die Reise nach innen zu begeben.

Sobald Sie Ihren emotionalen Körper überwunden und Ihre Aufmerksamkeit von all dem Bekannten in der Außenwelt abgezogen haben, können Sie Ihre Energie zu sich zurückholen.


Abbildung 2.6

Es ist wie bei zwei Atomen, die zu einem Molekül verbunden sind und damit Energie und Informationen miteinander teilen: Wenn zwei Menschen die gleichen Emotionen und dieselbe Energie miteinander teilen, die gleichen Gedanken und Informationen kommunizieren, entsteht auch zwischen ihnen eine Bindung. In beiden Fällen wird durch ein unsichtbares Energiefeld eine Bindung kreiert. Um zwei Atome voneinander zu trennen, ist Energie erforderlich; ebenso sind Energie und Gewahrsein vonnöten, um unsere Aufmerksamkeit von den Menschen und Lebensumständen abzuziehen, an die wir so viel kreative Energie abgegeben haben.

Dann können Sie die Fesseln sprengen, die Sie bislang an Ihre vergangene-gegenwärtige Realität (die immer dieselbe ist) binden. Sie »müssen« den Übergang von einer Person mit einem Körper hin zu einem Niemand ohne Körper vollziehen – und das heißt Ihre Aufmerksamkeit von Ihrem Körper, Ihren Schmerzen und Ihrem Hunger abziehen und sich von einem Jemand in einen Niemand verwandeln (also sich nicht mehr auf Ihre Identität als Partner, Elternteil oder Mitarbeiter fokussieren); Sie müssen Ihre Aufmerksamkeit nicht mehr auf etwas lenken, sondern auf das Nichts (das heißt Ihre Hand, Ihre E-Mails und die Tasse Kaffee vergessen), nicht mehr an einem bestimmten Ort sein, sondern nirgendwo (nicht mehr an den Stuhl denken, auf dem Sie beim Meditieren sitzen, oder daran, wo Sie im Lauf des Tages noch sein werden), nicht mehr in der linearen Zeit, sondern in keiner Zeit sein (ohne ablenkende Erinnerungen oder Gedanken an die Zukunft).

Ich will damit nicht sagen, Ihr Smartphone oder Ihr Notebook oder Ihr Auto oder Ihr Bankkonto seien etwas Schlechtes; solange Sie allerdings gar zu sehr an diese Dinge verhaftet sind und Ihre Aufmerksamkeit so stark daran gefesselt ist, dass Sie an nichts anderes mehr denken (wegen der starken damit assoziierten Emotionen), nehmen diese Besitztümer Sie in Besitz. Und dann können Sie nichts Neues mehr erschaffen. Das können Sie nur, wenn Sie lernen, sämtliche aufgeteilte Energie zu sich zurückzuholen und die Überlebensemotionen zu überwinden, nach denen Sie süchtig sind und die Ihre gesamte Energie in Ihrer vergangenen-gegenwärtigen Realität festhalten. Sobald Sie Ihre Aufmerksamkeit von all diesen äußeren Dingen abziehen, werden Ihre energetischen und emotionalen Fesseln gelockert und Sie können genug Energie freisetzen, die Sie zum Erschaffen einer neuen Zukunft nutzen können. Dazu müssen Sie sich bewusst machen, worauf Sie unbewusst Ihre Aufmerksamkeit gerichtet haben, und wie beim Trennen zweier Atome ist Energie notwendig, um diese Fesseln bewusst zu sprengen.

Während der Workshops kommen ständig Leute zu mir und erzählen, ihr Computerlaufwerk sei abgestürzt, ihr Auto sei gestohlen worden, sie hätten ihre Arbeit verloren und kein Geld mehr. Und wissen Sie, was ich sage, wenn sie mir erzählen, sie hätten Dinge oder Menschen in ihrem Leben verloren? »Super, jetzt hast du ganz viel Energie, um dir ein neues Schicksal zu gestalten!« Und übrigens: Wenn Sie diese Arbeit gut bewältigen und es Ihnen gelingt, Ihre Energie zu sich zurückzuholen, fühlt sich das anfangs höchstwahrscheinlich unangenehm oder sogar ein bisschen chaotisch an. Stellen Sie sich darauf ein; bestimmte Bereiche Ihres Lebens fallen womöglich auseinander. Aber keine Sorge: Das soll so sein, denn Sie lösen die energetischen Bande zwischen sich und Ihrer immer gleichen vergangenen Realität auf. Alles, was schwingungsmäßig nicht mehr zu Ihrer Zukunft passt, fällt weg. Lassen Sie es zu! Versuchen Sie nicht, Ihr altes Leben erneut zusammenzusetzen; dafür sind Sie viel zu sehr mit dem neuen Schicksal beschäftigt, das Sie für sich herbeirufen.

Hier ist ein tolles Beispiel dafür: Ein Freund von mir, Vizepräsident einer Universität, kam drei Wochen, nachdem er mit dem Meditieren angefangen hatte, zu einer Vorstandssitzung. Er war das Rückgrat dieser Universität und bei den Studierenden und Fakultätsmitgliedern sehr beliebt. Er ging also in das Sitzungszimmer, setzte sich hin – und wurde gefeuert! Am Telefon sagte er zu mir: »Also, ich weiß nicht, ob dieser Meditationsprozess wirklich funktioniert. Der Vorstand hat mich gerade rausgeschmissen. Eigentlich sollte durch diese Arbeit doch was Tolles passieren, oder nicht?«

»Hör zu«, sagte ich, »klammere dich nicht an diese Überlebensemotionen, denn dann bist du in deiner Vergangenheit. Finde stattdessen immer wieder den gegenwärtigen Moment und kreiere von diesem Punkt aus!«

Innerhalb von zwei Wochen verliebte er sich in eine Frau und heiratete sie. Außerdem erhielt er schon bald das Angebot, als Vizepräsident für eine viel größere und bessere Universität zu arbeiten – was er dankbar annahm.

Ein Jahr später rief er mich wieder an und erzählte, das College, das ihn damals gefeuert hatte, habe ihn gebeten, zurückzukommen und Präsident zu werden.

Wir wissen also nie, was das Universum für uns noch auf Lager hat, wenn unsere alte Realität geht und die neue Realität sich zu entfalten beginnt. Nur eines kann ich Ihnen versichern: Das Unbekannte hat mich nie im Stich gelassen.

Die eigene Energie zurückholen

Um die Verbindung zur Außenwelt zu kappen, müssen Sie lernen, Ihre Gehirnwellen zu verändern. Deshalb wollen wir an dieser Stelle kurz auf die Gehirnwellenfrequenzen eingehen. Die meiste Zeit, die Sie wach und bewusst verbringen, befinden Sie sich im Betawellenbereich. Betawellen werden in niedere, mittlere und hohe Betawellen unterteilt. Niederfrequente Betawellen beziehen sich auf einen entspannten Zustand, in dem Sie aus der Außenwelt keine Bedrohungen wahrnehmen, aber sich Ihres Körpers in Raum und Zeit nach wie vor bewusst sind, beispielsweise beim Lesen, einem freundlichen, aufmerksamen Gespräch mit Ihrer Tochter oder wenn Sie sich einen Vortrag anhören. Im mittleren Betabereich sind Sie etwas wacher, beispielsweise wenn Sie eine Gruppe von Menschen kennenlernen und sich die einzelnen Namen merken sollen. Sie sind wachsamer, aber nicht übermäßig gestresst oder vollkommen aus der Balance. Mittelfrequentes Beta ist so eine Art guter Stress. Im hochfrequenten Betabereich ist der Pegel der Stresshormone hoch – die Überlebensemotionen treten bei Ihnen auf den Plan, beispielsweise Wut, Alarmbereitschaft, Aufregung, Leiden, Kummer, Angst, Frust oder auch Depressionen. Hochfrequente Betawellen sind bis zu dreimal so hoch wie niederfrequente und doppelt so hoch wie mittelfrequente Betawellen.

Wir verbringen im Wachzustand zwar die meiste Zeit im Betawellenbereich, wechseln aber im Lauf des Tages auch hin und wieder in das Alphawellen-Frequenzspektrum, und zwar, wenn wir entspannt, ruhig, kreativ oder auch intuitiv sind, also nicht mehr denken oder analysieren, sondern tagträumen oder uns in der Fantasie etwas vorstellen, ähnlich wie in Trance. Betawellen deuten darauf hin, dass die Aufmerksamkeit größtenteils auf der Außenwelt liegt, bei Alphawellen fokussieren wir verstärkt auf die Innenwelt.

Im Thetabereich gelangen wir in diesen Dämmerzustand, in dem das Gehirn zwar noch wach ist, der Körper aber in den Schlaf hinübergleitet. Diese Frequenz wird mit tiefen Meditationszuständen assoziiert. Deltawellen treten normalerweise während des regenerierenden Tiefschlafs auf. Mein Forschungsteam und ich haben allerdings in den letzten vier Jahren bei manchen Studierenden sehr tiefe Deltazustände während der Meditation aufgezeichnet. Dabei schläft der Körper fest, die Meditierenden träumen nicht, aber wie die Gehirnscans demonstrieren, verarbeitet das Gehirn Energie mit sehr hohen Amplituden. Solche Personen berichten von tiefen mystischen Erfahrungen des Einsseins und der Verbundenheit mit allem und jedem im Universum. Abbildung 2.7 zeigt einen Vergleich der unterschiedlichen Gehirnwellenzustände.

Gehirnwellen im Gammafrequenzbereich deuten auf einen Zustand hin, den ich Überbewusstsein nenne. Diese hochfrequente Energie tritt auf, wenn das Gehirn aufgrund eines inneren Ereignisses erregt wird (beispielsweise häufig beim Meditieren mit geschlossenen Augen, wenn sich die betreffende Person nach innen wendet) und nicht wegen etwas außerhalb des Körpers Geschehenden. Darauf gehen wir in nachfolgenden Kapiteln näher ein.

 

Abbildung 2.7

Vergleich unterschiedlicher Gehirnwellen

Aus dem hochfrequenten (oder auch mittleren) Beta- in den Alpha- und dann in den Thetawellenbereich zu wechseln ist für viele Meditierende eine der größten Herausforderungen; allerdings ist dies unabdingbar, denn durch das Herunterschalten in diese anderen Frequenzen ziehen sie die Aufmerksamkeit von der Außenwelt mit all ihren Ablenkungen ab, über die sie unter Stress gewohnheitsmäßig so viel nachdenken. Und da sie dann nicht mehr analysieren oder Strategien entwerfen in dem Versuch, sich basierend auf ihren angstvollen Erinnerungen an die Vergangenheit auf den schlimmstmöglichen Fall in ihrer Zukunft vorzubereiten, haben sie die Chance, präsent – nur im Jetzt – zu leben.

Wäre es nicht wunderbar, während der Meditation die Verbindung zu all den Elementen der Außenwelt zu trennen, um über Ihren Körper, Ihre Ängste, Ihre Termine hinauszugehen und die vertraute Vergangenheit sowie die vorhersehbare Zukunft zu vergessen? Sollte Ihnen das gelingen, vergessen Sie dabei sogar die Zeit. Genau das passiert, wenn Sie Ihr automatisches Denken, Ihre Emotionen und Ihre Gewohnheiten in der Meditation überwinden: Sie gehen über Ihren Körper, Ihre Umwelt und die Zeit hinaus. Sie schwächen die energetischen Bindungen an Ihre vergangene-gegenwärtige Realität und befinden sich im gegenwärtigen Moment. Nur in diesem gegenwärtigen Moment können Sie Ihre Energie zurückholen. Das kostet einige Anstrengung (durch entsprechendes Üben wird es jedoch einfacher), denn die meiste Zeit wird Ihr Leben von den Stresshormonen bestimmt.

Lassen Sie uns nun anschauen, was passiert, wenn Sie beim Meditieren nicht im gegenwärtigen Moment sind, damit Sie wissen, wie Sie gegebenenfalls damit umgehen können. Das ist wichtig, denn ohne über Ihren Stress, Ihre Probleme und Ihre Schmerzen hinauszugehen, wird es Ihnen nicht möglich sein, eine neue Zukunft ohne all diese Dinge zu erschaffen.

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen beim Meditieren, und Ihre Gedanken wandern ab. Das ist Ihr gewohnheitsmäßiges Denken, denn seit Jahren denken Sie immer das Gleiche, fokussieren Ihre Aufmerksamkeit immer auf dieselben Menschen und Dinge, zur gleichen Zeit und am selben Ort. Tag für Tag haben Sie automatisch dieselben vertrauten Gefühle übernommen, einfach um dieselbe Persönlichkeit zu bestärken, die mit Ihrer immer gleichen persönlichen Realität verbunden ist – dadurch haben Sie Ihren Körper andauernd auf die Vergangenheit konditioniert. Der einzige Unterschied besteht im Moment darin, dass Sie die Augen geschlossen haben, weil Sie zu meditieren versuchen.

Während Sie also mit geschlossenen Augen dasitzen, sehen Sie Ihre Chefin nicht auf der physischen Ebene, aber Ihr Körper möchte diese Wut spüren, denn sooft Sie sie während des Tages im Wachzustand sehen – 50-mal am Tag, an fünf Tagen die Woche –, steigen in Ihnen gewohnheitsmäßig Gefühle der Bitterkeit oder Aggressionen empor. Schickt sie Ihnen E-Mails (mindestens zehn am Tag), läuft es ähnlich: Sie haben unbewusst dieselbe emotionale Reaktion, Ihr Körper braucht sie also, um Ihre Sucht nach Wut zu bestärken; daran hat er sich gewöhnt. Er möchte die Emotionen fühlen, nach denen er inzwischen süchtig ist, und so wie ein Drogenabhängiger nach dem »Stoff« giert, verlangt der Körper nach den so vertrauten chemischen Substanzen. Er möchte die vertraute Wut auf Ihre Chefin spüren, die Sie wegen der verweigerten Beförderung empfinden, oder Ihr Urteil über Ihren Kollegen, der von Ihnen immer verlangt, dass Sie ihn vertreten. Dann wandern Ihre Gedanken zu anderen Kollegen, über die Sie sich ärgern, und zu noch mehr Gründen, um wütend auf Ihre Chefin zu sein. Da sitzen Sie und versuchen zu meditieren, aber Ihr Körper setzt alles daran, Sie davon abzuhalten, denn er möchte weiterhin seinen chemischen »Drogencocktail«, die vertrauten Emotionen spüren, die Sie normalerweise im Wachzustand mit offenen Augen fühlen.

Sobald Sie merken, was da passiert – nämlich, dass Sie Ihre ganze Aufmerksamkeit auf diese Emotion richten –, werden Sie sich bewusst, dass Sie Ihre Energie in die Vergangenheit stecken (denn Emotionen sind Aufzeichnungen der Vergangenheit); Sie halten inne und kehren zum gegenwärtigen Moment zurück, ziehen Ihre Aufmerksamkeit und Energie aus der Vergangenheit ab.

Nach einer Weile sind Sie wieder frustriert, wütend oder verärgert und erkennen, was Sie da machen. Sie rufen sich in Erinnerung, dass Ihr Körper versucht, diese Emotionen zu spüren, um seine Sucht nach diesen chemischen Stoffen zu bestärken, und dass diese Emotionen Ihr Gehirn in den hochfrequenten Betawellenbereich treiben – und Sie halten inne. Sooft Sie innehalten, Ihren Körper beruhigen und zum gegenwärtigen Moment zurückkehren, teilen Sie Ihrem Körper mit, dass er nicht mehr der Geist ist – Sie sind der Geist!

Doch dann gehen Ihnen Gedanken über die Leute durch den Kopf, die Sie treffen müssen, über Orte, zu denen Sie gehen müssen, Dinge auf Ihrer heutigen To-do-Liste. Sie fragen sich, ob Ihre Chefin wohl diese eine E-Mail schon beantwortet hat; außerdem fällt Ihnen ein, dass Sie Ihre Schwester noch nicht zurückgerufen haben. Darüber hinaus wird heute doch der Müll abgeholt, Sie müssen also daran denken, die Mülltonne rauszustellen. Plötzlich wird Ihnen bewusst, wie Sie durch Vorwegnehmen dieser Zukunftsszenarien Ihre Aufmerksamkeit und Energie in dieselbe bekannte Realität investieren. Sie halten also inne, kehren zum gegenwärtigen Moment zurück, ziehen Ihre Energie aus dieser vorhersehbaren, bekannten Zukunft ab und machen dem Unbekannten Platz in Ihrem Leben.

Wie ein Blick auf Abbildung 2.8 zeigt, wandert Ihre Energie (durch Pfeile veranschaulicht), sobald Sie in diesem perfekten gegenwärtigen Moment voll unendlicher Möglichkeiten sind, nicht mehr von Ihnen weg und in die Vergangenheit oder Zukunft, wie das in Abbildung 2.3 dargestellt ist. Jetzt ziehen Sie Ihre Energie aus dieser vertrauten Vergangenheit und der vorhersehbaren Zukunft ab. Sie aktivieren und vernetzen nicht mehr die immer gleichen Schaltkreise auf dieselbe Weise, und da Sie auch nicht mehr die gleichen Emotionen fühlen, regulieren Sie auch nicht mehr dieselben Gene auf dieselbe Weise und senden ihnen nicht mehr die gleichen Signale. Durch kontinuierliches Praktizieren holen Sie ständig diese ganze Energie zurück, indem Sie die energetischen Bindungen an Ihre vergangene-gegenwärtige Realität auflösen; das geschieht, weil Sie Ihre Aufmerksamkeit und Energie von der Außenwelt auf die Innenwelt lenken und um Ihren Körper ein elektromagnetisches Feld aufbauen. Jetzt steht Ihnen freie Energie zur Verfügung, und die können Sie dazu nutzen, etwas Neues zu kreieren.

Und wen wundert’s – irgendwann geht Ihre Aufmerksamkeit wieder auf Wanderschaft. Sie bleiben beim Meditieren sitzen, und Ihr Körper wird immer ärgerlicher und ungeduldiger, weil er etwas tun will. Schließlich haben Sie ihn tagtäglich darauf programmiert, dauernd derselben Routine zu folgen. Er will nicht mehr meditieren, will die Augen aufmachen und jemanden sehen, etwas im Fernsehen hören oder mit jemandem telefonieren. Er möchte sich lieber das Frühstück schmecken lassen, als hier rumzusitzen und nichts zu tun, möchte den Kaffeeduft riechen, so wie jeden Morgen. Und würde liebend gerne etwas fühlen, beispielsweise eine heiße Dusche, bevor er mit seinem Tagewerk beginnt.

Der Körper möchte die physische Realität mit seinen Sinnen erfahren, um eine Emotion übernehmen zu können, doch unser Ziel besteht darin, eine Realität aus einer Welt jenseits Ihrer Sinne zu erschaffen, die nicht von Ihrem Körper als Geist definiert wird, sondern von Ihnen als Geist.

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