Zensur im Dienst des Priesterbildes

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Nach kurzen Bemerkungen zu Erkenntnisinteresse und Notwendigkeit der Studie begann Krömler, den Priesterberuf seiner Gliederung entlang zusammenzufassen. Er stellte Crottoginis Methode vor und umriss den Ablauf der Befragungen sowie mögliche Einwände von Kritikern. Bereits zum Ende seines ersten Teils kam Krömler zu einem ersten knappen Urteil:

„Alle jene, die an der Erziehung und Betreuung der männlichen Jugend und im besondern derjenigen, die den Wunsch oder den Entschluß zum Priestertum im Herzen trägt, maßgebend beteiligt sind, […] erhalten hier eine psychologisch-pädagogische Studie in die Hand, die sie als aufschlußreiches Novum begrüßen werden“713.

In der ersten Fortsetzung, so schrieb er, wolle er in medias res einsteigen714, d. h., Crottoginis Studie detailliert vorstellen. Dabei beschrieb er zunächst Crottoginis Erhebungsmethode und ging dann zur Auswertung der Ergebnisse über. Er exzerpierte die einzelnen auszuwertenden äußeren Faktoren wie etwa Familie und Schule. Für seine Auszüge übernahm er auch das Zahlenmaterial von Crottogini und stellte es ebenfalls tabellarisch dar.715 Die nächste Fortsetzung knüpfte daran an und widmete sich nun den inneren Faktoren.716 Auch hier arbeitete er gleichermaßen ausführlich wie zuvor und ging nach allgemeineren Ausführungen auf das Kapitel über Sexus, Eros und Zölibat ein. Er stellte Crottoginis Detailfragen der Arbeit vor und resümierte als Ergebnis: „Alles in allem nehmend, ergibt sich das Schlußresultat, daß zwei Drittel der befragten Priester und Priesteramtskandidaten während der Reifezeit mit großen sexuellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten.“717 Mit Blick auf das aussagekräftige Zahlenmaterial Crottoginis nannte er dessen Urteil „klug und vorsichtig“718. Im nächsten Teil erfasste er das Zusammenspiel der inneren und äußeren Faktoren, ausführlich gegliedert in Berufsgenese, -krise und -motive.719 Dem Leser bot er wieder aussagekräftige Tabellen an und ermutigte ihn: Wenn auch einige Ergebnisse bedrückten, verrieten manche Antworten, dass heute noch eine Jugend lebe, die religiös beeinflussbar sei und auch das praktische Heldentum noch kenne.720 Crottoginis Zusammenstellung von über 100 persönlichen Bekenntnissen bezeichnete er zum Schluss dieses Abschnitts als „eine aufrüttelnde geistliche Lesung“721. Im vierten und letzten Fortsetzungsteil fragte er schließlich nach Crottoginis Endresultat. Er konstatierte noch einmal, die Arbeit Crottoginis sei die erste dieser Art und werfe Licht in Zusammenhänge.722 Er lobte die „klaren Linien“723 der Arbeit und die Tatsachendarstellung der Berufswahlprobleme angehender Priester. Es sei ein Plus der Arbeit, solche Tatsachen einmal in konkreten, nachweisbaren Fakten sichtbar gemacht zu haben.724 Für ihn stand damit fest, der Priesterberuf müsse „ein eindrückliches Lese- und Lernbuch für alle werden, denen die Erziehung und Ausbildung des Klerus überbunden ist.“725

Krömler setzte in seiner Besprechung keinen inhaltlichen Schwerpunkt, kein Kapitel Crottoginis referierte er bevorzugt oder ausführlicher als ein anderes. Alle Kapitel mit Unterkapiteln gewichtete Krömler, wie sie dem jeweiligen Seitenumfang bei Crottogini entsprachen. Für Crottogini fiel die Besprechung zwar sehr positiv und wohlwollend aus, doch war er trotzdem nicht gänzlich zufrieden. Für seinen Geschmack sei die Besprechung fast schon zu ausführlich ausgefallen, schrieb er an seinen Verleger.726 Womöglich fürchtete Crottogini zu diesem Zeitpunkt, die Ausführlichkeit könnte unter dem Aspekt der Verbreitung kontraproduktiv sein, weil dem Leser kaum ein Detail vorenthalten wurde.

2.3.1.2 „Herder Korrespondenz“

Eine weitere Buchbesprechung erschien unter der Überschrift „Wie sie Priester wurden“727 in der Mai-Ausgabe der Herder Korrespondenz (HK). Crottogini erinnerte sich später, die Zeitschrift habe sich von sich aus um die Möglichkeit einer Vorbesprechung beworben.728 „In einigen Wochen wird der Benziger-Verlag ein Buch vorlegen, in dem 621 Theologen über ihren Weg zum Priestertum Auskunft geben“729, eröffnete der anonyme Rezensent der deutschen Zeitschrift seinen Beitrag. Und auch er folgte in seiner Besprechung der Struktur der Crottogini-Arbeit, als er nach einer Einleitung zunächst die äußeren und inneren Faktoren und anschließend deren Zusammenwirken zusammenfasste. Er verwies auf die vielen Teilnehmer an Crottoginis Studie, die aufgeschlossen und demütig genug gewesen seien, um an einer solchen erfahrungswissenschaftlichen Studie mitzuwirken.730 Insofern, beschwichtigte er, hoffe er, werde auch die Leserschaft die Berichterstattung über diese Untersuchung nicht als indiskret empfinden.731 Und bereits zum Ende seiner Einleitung kam der Rezensent zu einem ähnlich wohlwollenden Urteil wie Krömler, auf den er sich auch ausdrücklich zustimmend bezog: Manche Ahnungen bekämen durch Crottoginis Arbeit „ein derart massives Gewicht, daß man dem Rezensenten der ‚Schweizerischen Kirchenzeitung‘ zustimmt, wenn er schreibt: ‚Diese Tatsache einmal in konkreten, nachweisbaren Fakten sichtbar gemacht zu haben, ist ein erstes Plus dieser Arbeit. ‘“732

Die einzelnen Kapitel von Crottoginis Arbeit fasste er ausreichend zusammen, wenn auch nicht so detailliert wie Krömler für die SKZ. Ihm war daran gelegen, die Interpretationen der Arbeit stets als die des Autors Crottogini darzustellen, deshalb verzichtete er weitgehend auf ein eigenes Urteil. Auffallend ist, dass der Rezensent fast durchgehend alles mit kurzen Sätzen in eigenen Worten wiedergab und Aussagen höchstens mit Zahlenmaterial Crottoginis unterstrich. Indirekte Rede mit einem Verweis auf den Verfasser nutzte er nur selten. Einzig die Zusammenfassung des Kapitels der inneren Faktoren Sexus, Eros und Zölibat wich davon ab: Der Rezensent benutzte verhältnismäßig lange und direkte Zitate Crottoginis.733 Er selbst erweckte in diesen Abschnitten einen möglichst neutralen Eindruck. Allein in diesem Besprechungsteil unterstrich er das Wiedergegebene dreimal als Meinung Crottoginis.734 Wann immer er aber sonst eine eigene Meinung erkennen ließ, fiel diese stets wohlwollend und zugunsten Crottoginis aus. So betonte er etwa, die Aussagen der Studie müssten aufgrund ihres Einflusses auf die Söhne den katholischen Müttern bekannt gemacht werden.735 Ebenso kam er auch zu dem Schluss, Crottoginis Studie bestätige exakt bisherige Vermutungen, und dürfe deshalb all jene in der Priestererziehung überaus interessieren.736 Crottoginis Untersuchung böte ein Bild vom Werden der jungen Priester, das einen starken und befriedigenden Eindruck hinterlasse.737 „Es bleibt ein hoffnungsvolles Bild zurück, das vielleicht doch in höherem Maße, als der Verfasser in wissenschaftlicher Bescheidenheit selber annimmt, über den erforschten Kreis hinaus gültig ist und pädagogische Ansätze enthält.“738 Auch moralisch kritische Themen, die bei der Lektüre des Priesterberufes Anstoß erregen könnten, blieben in der Rezension nicht ausgespart. Stets wurde dabei aber wohlwollend die positive Gesinnung Crottoginis hervorgehoben, wenn dieser etwa schreibe, strauchelnden Seminaristen sei mit einem klugen Seelenführer zu helfen.739

Mit Blick auf den Umfang hatte Crottogini hiermit eine weitere ausführliche und zugleich positive Vorausbesprechung erhalten. Die äußeren Faktoren, die bei Crottogini 92 Seiten umfassten, besprach der Rezensent auf etwas mehr als zwei Seiten.740 Die inneren Faktoren umfassten bei Crottogini 56 Seiten, die der Rezensent auf eineinhalb Seiten besprach.741 Dem Zusammenwirken beider Faktoren – das Kapitel umfasste bei Crottogini 81 Seiten – widmete der Rezensent drei Seiten.742 Der Schwerpunkt der Buchbesprechung lag damit auf dem letzten großen Kapitel Crottoginis, weniger auf dem Kapitel über die inneren Faktoren.743 Der Rezensent nutzte gleichermaßen das anschauliche Zahlenmaterial Crottoginis und setzte es in allen Untergliederungen seiner Besprechung ausgewogen ein.744

2.3.1.3 Weitere (unveröffentlichte) Rezensionen

2.3.1.3.1 „Oberrheinisches Pastoralblatt“

In der März-Ausgabe 1955 des Oberrheinischen Pastoralblatts erschien ebenfalls eine Buchbesprechung, wenn auch von kleinerem Umfang. Autor dieser Rezension war der Freiburger Regens Egidius Holzapfel, der zugleich Schriftleiter des Oberrheinischen Pastoralblatts war.745 Anders als die SKZ- und HK-Besprechungen beließ Holzapfel es bei einer oberflächlichen Zusammenfassung ohne Details. Er bewertete das Buch als eine bedeutende Neuerscheinung, die für alle in der Priesterausbildung Beschäftigten eine wichtige Lektüre sei.746 Die Arbeit sei eine psychologische Studie, „wie der Untertitel sagt“747. Holzapfel fasste das Inhaltsverzeichnis zusammen und versprach dem Leser eine „interessante Untersuchung“748 über die Faktoren der Berufsgenese. Zur Begründung für dieses Versprechen verwies er auf die vielen wertvollen Originalaussagen der jungen Menschen und das zahlreiche statistische Material. Dessen „sehr kluge und zurückhaltende, abwägende und zusammenfassende Auswertung bilden zusammen mit dem im Anhang vorgelegten Fragebogen und dem guten Literaturverzeichnis einen besonderen Vorzug des Buches“749, was auch die psychologische Auswertung glaubhaft mache. Holzapfel kam so zu dem Ergebnis, das Buch könne „wärmstens empfohlen werden.“750

2.3.1.3.2 „Mitteilungen für Seelsorge und Laienarbeit im Bistum Limburg“

Auch die April/Mai-Ausgabe der Mitteilungen für Seelsorge und Laienarbeit im Bistum Limburg widmete sich besonders dem Priestermangel und machte in diesem Kontext besonders auf den bald erscheinenden Priesterberuf aufmerksam. Zwar handelte es sich um keine eigene und einzelne Buchbesprechung im engeren Sinne, doch warb sie innerhalb des Artikels „Zu wenig Priester!“751 für das Buch und auch für die HK. Unter der Überschrift „Wie sie Priester wurden“ habe die kürzlich erschienene Ausgabe der HK eine Vorbesprechung des Priesterberufes gebracht.752 621 Theologen hätten an der wissenschaftlichen Umfrage zu den „äußeren und inneren Faktoren des werdenden Priesterberufs“753 teilgenommen.

 

„Als wertvolle Ergänzung der ausführlichen Abhandlung über die Untersuchungsergebnisse, die in diesem Buch zusammengetragen sind, enthält das gleiche Heft der Herder-Korrespondenz eine soziographische Beilage mit wertvollem Zahlenmaterial über Priester und Priesternachwuchs in den Ländern der Welt und in den deutschen Diözesen. Auf beide Arbeiten sei nachdrücklich hingewiesen.“754

2.3.1.3.3 „Kölner Pastoralblatt“

Eine weitere Rezension hatte der Bonner Pastoraltheologe Anton Stonner angefertigt. Seine Rezension hätte in der Sonderausgabe zum Thema Priesterberuf des Kölner Pastoralblattes im August 1955 erscheinen sollen. In einem Brief vom 5. Juli 1955 schrieb Stonner an Bettschart, er habe die Besprechung bereits an die Redaktion des Pastoralblattes geschickt.755 Zusammen mit dem Titel von Crottogini wollte er noch eine weitere Veröffentlichung amerikanischer Berufungsgeschichten besprechen.756 In diesem Brief erwähnte er keine inhaltlichen Details seiner Rezension, doch wurde seine grundsätzlich positive Bewertung von Crottoginis Arbeit deutlich. So schrieb er, er sei von Crottoginis Schlussworten überzeugt: Man müsse nur an den Idealismus der Jugend glauben, ihn finden und zu wecken wissen. „Gerade Crottoginis Buch mit den konkreten Schilderungen zeigt die wundersamen Wege auf, die Gottes Vorsehung bei der Weckung der Priesterberufe geht. Ich schicke Ihnen das Heft mit dem Aufsatz, sobald es in meinen Händen ist, zu.“757

Dieses Versprechen konnte Stonner aber nicht einhalten, denn die Besprechung in dieser ursprünglichen Form ging nie in Druck. In der entsprechenden Ausgabe des „Kölner Pastoralblattes“ veröffentlichte er zwar schließlich eine zweiteilige Besprechung der Arbeit des Amerikaners George Kane. 758 Crottoginis Titel fand aber keine Berücksichtigung mehr. Auf wessen Betreiben diese Änderung erfolgte, muss offen bleiben.759

2.3.1.3.4 „Archives de sociologie des religions“

Die letzte veröffentlichte Rezension zu Crottoginis Priesterberuf erschien mit einiger Verzögerung erst 1957.760 In der ersten Ausgabe der damals halbjährlich erscheinenden Zeitschrift Archives de sociologie des religions veröffentlichte der Chefredakteur, Theologe und Soziologe Henri Desroche eine Besprechung.761 Die eher kurze Buchbesprechung führte den Leser in die Vorgehensweise Crottoginis ein und bot einen knappen inhaltlichen Überblick über die einzelnen Kapitel.762 Etwas umfangreicher beschrieb er Crottoginis Ergebnisse; sein Schwerpunkt lag damit ebenfalls auf dem Kapitel des Zusammenwirkens der Faktoren. Konkret bezeichnete Desroche den erarbeiteten Fragebogen und die Auswertung als „komplex und anregend“763. Als Fachkundiger regte er am Ende an, bei der Auswertung der Ergebnisse vielleicht noch detaillierter vorzugehen. Dieses angezeigte Desiderat änderte jedoch nichts an seiner grundsätzlichen Bewertung von Crottoginis Studie als mutig und seriös.764

2.3.2 Konsequenzen

Von all diesen Rezensionen war es die in der HK, die schließlich am meisten Aufsehen erregte und Wirbel verursachte. Crottogini war sich sicher und gab das auch später in Interviews an, mit ihr habe das Publikationsverbot seinen Anfang genommen. Nach dieser Besprechung habe der Benziger-Verlag einen Anruf aus Köln bekommen. Der Generalvikar von Josef Kardinal Frings765, Joseph Teusch766, habe vom Verlag verlangt, das Buch nicht zu veröffentlichen, weil „es das Priesterbild des einfachen Volkes erschüttern würde.“767

Mit Blick auf den zeitgeschichtlichen Rahmen, in dem der Priesterberuf veröffentlicht werden sollte, verwundert die Reaktion des Generalvikars nur bedingt. Der Einfluss und die Macht der Kirche hatten im Deutschland der 1950er Jahre wieder zugenommen, und der Priesterberuf stellte womöglich eine Bedrohung dar.

139 BÜNKER/HUSISTEIN, Zwischenhalt, 64 und vgl. StaLu, FREI, Interview v. 28. März 2007, 1.

140 Vgl. BÜNKER/HUSISTEIN, Zwischenhalt, 64 und STEGMÜLLER, Sorge, 241–245.

141 Vgl. BÜNKER/HUSISTEIN, Zwischenhalt, 66.

142 CROTTOGINI, Priesterberuf, 3 und vgl. SIEFER, Soziologie, 109f., der auch noch nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil festhielt, mehr als die Hälfte der Seminaristen würden schließlich doch einen anderen Weg als den des Priesters wählen.

143 Vgl. CROTTOGINI, Priesterberuf, 3.

144 Vgl. STELZER, Krisendiagnosen, 3.

145 Vgl. PAPST PIUS XII., Ap. Mahnwort „Menti nostrae“ v. 23. Sept. 1950, Nr. 69; WEHR, Priesternachwuchs, 193-203; RÜD, Sorge, 232 und SIGG, Duc in altum, 346.

146 Vgl. exemplarisch DONOVAN, Priest; LHOTA, Interests; MCCARTHY, Personality Traits; HERMAN, Factors; BOWDERN, Study; BTER, Study. Es ist unklar, ob Crottogini diese Titel kannte. Zumindest hat er keinen von ihnen verwendet.

147 Vgl. z. B. die Arbeiten von STOCKUMS, Beruf oder WTSDORF, Jungen, 239–46; MOREAU, Priesternachwuchs, 98f. und TRAPP, Voraussetzungen, 146–152.

148 Vgl. DESCHWANDEN, Rollenanalyse, 129 Anm. 10.

149 Vgl. SCHWARZBAUER, Kirche, 92.

150 Vgl. KONZIL VON TRIENT, 23. Sitzung v. 15. Juli 1563, 1763–1778. „Bei der Wahl seiner Themen reagierte das Konzil auf die Probleme, die durch die Reformation aufgeworfen worden waren. In seiner Argumentation versuchte es, grundsätzlich die überkommene Tradition zu verteidigen und ließ sich vom Gegensatz zum Protestantismus leiten“ (DECOT, Geschichte, 144).

151 Vgl. LENZENWEGER, Priesterbild, 107.

152 Vgl. JEDIN, Leitbild, 103 und GATZ, Gestalt, 265.

153 Vgl. WIEH, Ideal, 155.

154 MÜLLER, Kirche, 20.

155 Ebd., 30 (H. i. O.).

156 Ebd., 332 und vgl. GATZ, Gestalt, 267.

157 Vgl. WIEH, Ideal, 155.

158 MÜLLER, Kirche, 232 und vgl. TICHENOR, Crisis, 41.

159 Vgl. MÜLLER, Kirche, 23–26.

160 JEDIN, Leitbild, 108.

161 Vgl. MÜLLER, Kirche, 20.

162 WIEH, Ideal, 159 und vgl. ZINNHOBLER, Seminare, 345 sowie HÄRING, Priester, 76.

163 Vgl. JEDIN, Leitbild, 110. Diese Missstände etwa waren der niedrige Bildungsstand und die zu beanstandende sittliche Lebensführung vieler Geistlicher. Dazu REHBERGER, Priesterbild, 71: „Die große Zahl der sozial schlecht gestellten, geistig und moralisch ungenügenden Priester bildeten ein unzufriedenes geistliches Proletariat, das in vielen Fällen den Nährboden für die Verbreitung der neuen Lehren abgab.“ Vgl. auch TILMANN, Unkeuschheit, 172f.

164 Vgl. MÜLLER, Kirche, 23.

165 Vgl. MÜHLEK, Gestern, 73 und PLANZI, Fabrique, 216–218.

166 Vgl. MÜHLEK, Gestern, 37 und HEIN, Priesterbinde, 31.

167 ZINNHOBLER, Erziehungsstil, 563.

168 Vgl. SCHNEIDER, Auslaufmodell, 70f. und KELLER, Heiligkeit, 2.

169 Vgl. GRADAUER, Priesterbild, 167.

170 Ebd., 168.

171 Vgl. BAUMGARTNER, Wandel, 12 und WIEH, Ideal, 162.

172 BAUMGARTNER, Wandel, 13.

173 Ebd. und vgl. MÜLLER, Kirche, 20–22 sowie GATZ, Gestalt, 259f.

174 HÄRING, Heiligkeit, 132.

175 Ebd.

176 Vgl. ebd.

177 Vgl. FECKES, Heiligkeitsstreben, 6.

178 Vgl. PAPST PIUS X., ApSchr „Haerent Animo“ v. 4. Aug. 1908, 78f., Nr. 67.

179 Vgl. ebd., 79-81, Nr. 68f.

180 Vgl. ebd., 85f., Nr. 74.

181 Ebd., 104, Nr. 96.

182 Vgl. ebd., 104f., Nr. 97.

183 PAPST PIUS XI., Enz. „Ad catholici sacerdotii“ v. 20. Dez. 1935, 21, Nr. 7.

184 Vgl. ebd., 33, Nr. 21.

185 Vgl. ebd., 47f., Nr. 38.

186 Vgl. ebd., 50f., Nr. 41.

187 PAPST PIUS XII., Anspr. „Sollemnis conventus“ v. 24. Juni 1939, 196, Nr. 217.

188 Vgl. DERS., Ap. Mahnwort „Menti nostrae“ v. 23. Sept. 1950, Nr. 2.

189 Vgl. ebd., Nr. 15 u. 41–51.

190 Vgl. GATZ, Zweiter Weltkrieg, 206.

191 PAPST PIUS X., ApSchr „Haerent animo“ v. 4. Aug. 1908, 104f., Nr. 97.

192 PAPST PIUS XII., Ap. Mahnwort „Menti nostrae“ v. 23. Sept. 1950, Nr. 19.

193 Ebd., Nr. 24 und vgl. dazu RODEWYK, Sorge, 17–23.

194 Vgl. PAPST PIUS XII., Enz. „Sacra Virginitas“ v. 25. März 1954, 185.

195 Vgl. REUß, Ausbildung, 90.

196 So Papst Pius XI. (zitiert nach BISCHÖFLICHES GENERALVIKARIAT MÜNSTER (Hg.), Richtlinien, 4 und vgl. dazu außerdem SELLMAIR, Priester).

197 Vgl. PAPST PIUS XI., Enz. „Ad catholici sacerdotii“ v. 20. Dez. 1935, 37f., Nr. 28.

198 „Vorkonziliar“ meint hier die Zeit vor dem II. Vatikanischen Konzil (1962–1965).

199 Vgl. AMMER, Seminar, 449. „[S]o wurde doch durch das Trienter Dekret eine neue Periode der Priesterausbildung eingeleitet, aus der sich die heutigen Priesterseminare noch herleiten“, hieß es in einem ungezeichneten Artikel auch noch 1964 zutreffend (AA. VV., Spiegel, 203).

200 Vgl. LAMBERIGTS, Optatam Totius, 29.

201 Vgl. BROOKS, Dimensions, 215.

202 WEBER, Seminarausbildung, 473. Vgl. außerdem WIEH, Ideal, 157f.; TÜCHLE, Seminardekret, 12 und SCHWAIGER, Priesterbild, 38.

203 Bei den Quatembertagen handelte es sich um festgelegte Tage jeweils in den vier Wochen um den Beginn der Jahreszeiten, die durch Fasten hervorgehoben waren. Sie galten seit der Wende zum 6. Jahrhundert „als zunächst bevorzugte, bald exklusive Ordinationstermine“ (HEINZ, Quatembertage, 764).

204 Vgl. GARHAMMER, Schola, 13.

205 Vgl. LENZENWEGER, Priesterbild, 113f.

206 GARHAMMER, Seminaridee, 20f. und dazu ebd., 238 Anm. 1: „Seit der Erfindung des Buchdrucks gab es gedruckte Zusammenfassungen dieses Minimalwissens für die Weiheexamen […] [von etwa 40 Seiten Umfang; J. S.]. Umfangreicher und inhaltstiefer waren manche der Manualia, die in großer Zahl für den Gebrauch der Seelsorgegeistlichen verfaßt […] wurden. So nützlich freilich auch diese Literatur war, sie konnte den fehlenden theologischen Sachverstand und die mangelnde geistliche Erziehung nicht ersetzen. Während sich das Bildungsniveau der Gläubigen […] immer mehr hob, blieb der Klerus weiterhin ziemlich ungebildet.“ Vgl. außerdem. GANZER, Trienter Konzil, 13f. Die finanzielle Notsituation der einfachen Bevölkerungsschichten „ließ ein teures Studium [.] kaum zu. Was blieb einem Priesteramtskandidaten anderes übrig, als sich bei einem Pfarrherren zwei Jahre als ‚Stift‘ zu verdingen, bei ihm in die Lehre zu gehen und sich dann beim Bischof zur Weihe anzumelden? Daß man bei dem folgenden Weiheexamen kaum mehr verlangen konnte als Grundkenntnisse in liturgischem Gesang, die Fähigkeit, die liturgischen Bücher an der rechten Stelle aufzuschlagen, und wenigstens soviel Lateinkenntnisse, um nicht ‚in nomine patria et filia et spiritus sancti‘ taufen zu müssen, liegt auf der Hand.“ (WOLF, Priesterausbildung, 229). – Oder auch AA. VV., Spiegel, 202, wo es heißt: „Wie bescheiden in Wirklichkeit die Kenntnisse der Geistlichen waren, ergibt sich aus der Frage, ob sie in den Totenmessen je nach Bedarf den Singular und den Plural einzusetzen verstehen.“

207 Vgl. BITTERLI, Priesterseminar, 5.

208 Vgl. WEBER, Seminarausbildung, 473.

 

209 Zum damals schon bekannten Problem des Priestermangels vgl. JEDIN, Domschule, 212.

210 Vgl. BRUNNER, Statuta, 31.

211 Zu der Bedeutung des Begriffs erklärt RECKERS, Seminargedanke, 119: „Unter Seminar versteht die Kirche dabei alle bischöflichen Kollegien, welche die Pflege des aszetischen Lebens der Theologiestudierenden zur Aufgabe haben, ob nun die wissenschaftlichen Vorlesungen in diesen Anstalten oder an einer Fakultät besucht werden.“ Dazu WOLF, Krypta, 164: „Im Seminardekret selbst werden die Begriffe schola, collegium und seminarium synonym verwendet.“ (H. i. O.). Vgl. außerdem GARHAMMER, Seminaridee, 23f. und BRUNNER, Statuta, 31. Zur Errichtung der Seminare ergänzt RECKERS, Seminargedanke, 120: „Alle Kathedral-, Metropolitan- und höheren Kirchen sind verpflichtet, bei ihrer Kirche oder einem anderen vom Bischof zu bestimmenden Orte ein Kollegium zu errichten und darin eine bestimmte, nach dem vorhandenen Vermögen und der Größe der Diözese sich richtende Anzahl von Knaben aus der Stadt und Diözese zu unterhalten, religiös zu erziehen und in den kirchlichen Disziplinen zu unterweisen.“

212 Im Folgenden wird hier nur der Idealtyp behandelt, den der Konzilsbeschluss vorgab. Auf die unterschiedliche Umsetzung und Ausgestaltung des Beschlusses durch die Diözesen kann nicht ausführlich eingegangen werden. Zur weiteren Umsetzung des Dekrets vgl. HEIN, Priesterbinde, 34–41. Das Dekret sah jedoch auch die Möglichkeit vor, dass Bischöfe sich zur Errichtung zusammenschlossen. Auch der Fall, dass Bischöfe dieser Vorgabe nicht nachkamen, war geregelt (vgl. dazu KONZIL VON TRIENT, Kanon 18, 752 sowie BITTERLI, Priesterseminar, 8). Für einen guten Überblick über die Geschichte der Seminargründungen der meisten deutschen Diözesen vgl. HEGEL, Organisationsformen, 645–666. Die Formen der Priesterausbildung auf diözesaner Ebene hätten „sich im einzelnen aus der geistigen und materiellen Lage des jeweiligen Bistums [ergeben]. Auch wenn sie nicht dem Trienter Seminardekret entsprachen, waren sie doch von dem tridentinischen Geist der Reform beeinflußt.“ (Ebd., 647). MÜHLEK, Wandel, 40 spricht von „großer Variabilität“ bei der Umsetzung des Dekrets und vgl. auch DERS., Gestern, 70f.

213 Als Vorbild hierzu diente der Seminarplan, das „Konzept einer b[ischöflichen] ‚Pflanzschule‘ (lat. seminarium, v[on] semen, Same, Setzling)“ des englischen Kardinals Pole aus dem Jahr 1556 (AMMER, Seminar, 449 [H. i. O.] und vgl. GARHAMMER, Schola, 15 sowie DAL PIAZ, Seminarians, 182f.). Und dazu D’CRUZ, Formation, 274: „[Y]oung seedlings were prepared for eventual transplantation.“ Danach sollten „Knaben im Alter von 11 bis 12 Jahren in der Grammatik und der kirchlichen Lehre unterrichtet [werden] […], die Aussicht und Gewähr boten, in den kirchlichen Dienst zu treten. […] Sie wurden in zwei Klassen eingeteilt: die jüngeren, die Grammatikschüler, erhielten freies Essen und Kleidung, die älteren, die Akolythen genannt wurden, bekamen darüber hinaus noch ein Taschengeld“ (GARHAMMER, Seminaridee, 22 und vgl. BRUNNER, Statuta, 30f.).

214 Eine Ausbildungsmöglichkeit, die nicht genutzt werden musste (vgl. HEGEL, Organisationsformen, 645 und BITTERLI, Priesterseminar, 9). Es gab auch andere Ausbildungsorte, etwa (sogar päpstliche gegründete oder päpstlich bestätigte) Universitäten, doch waren umfassende Ausbildungen dort meist teuer und nur wohlhabendere Familien konnten sich diese leisten. Dazu GARHAMMER, Pastoraltheologie, 40: „Die Theologie wurde seit dem Bestehen der Universitäten an diesen gelehrt, ja sie galt als die Königin der Wissenschaften. Aber nur ein geringer Teil des Klerus wurde dort ausgebildet.“

215 Vgl. KONZIL VON TRIENT, Kanon 18, 750f. und GARHAMMER, Seminaridee, 22. MÜHLEK, Gestern, 56 bezeichnet es als „Anlagen und Neigung für den priesterlichen Beruf“.

216 Vgl. WEBER, Seminarausbildung, 475; WOLF, Krypta, 164 und MÜHLEK, Wandel, 40.

217 WOLF, Krypta, 164 und vgl. KONZIL VON TRIENT, Kanon 18, 751. Ob die Kenntnisse des Kandidaten ausreichten, prüfte der Bischof unabhängig vom Ausbildungsort: „Das Konzil hat die Bildung als solche von dem Weihekandidat gefordert, aber über die Art und Weise, wie der Ordinand sich diese Bildung erwerben sollte, keinerlei Bestimmung erlassen. Es hat es für ausreichend erachtet, den Bischöfen die strenge Verpflichtung zu einer genauen Prüfung der Kandidaten nach Wissenschaft und sittlicher Führung einzuschärfen, ohne sich über das Woher dieser Bildung besonders auszulassen“ (RECKERS, Seminargedanke, 127). Dazu ergänzend TÜCHLE, Seminardekret, 13: „Nicht wenige suchten fremde Bischöfe zur Weihe auf; war es doch nicht allzu schwierig, das Privileg a quocumque, von irgendeinem in der Gemeinschaft der Kirche stehenden Bischof geweiht zu werden, zu erhalten.“

218 Vgl. ebd., 20.

219 Ebd.

220 Vgl. ebd. und BRUNNER, Statuta, 34.

221 Vgl. TÜCHLE, Seminardekret, 22f.

222 RECKERS, Seminargedanke, 128. Ähnlich auch MÜHLEK, Gestern, 69: „Man muß sachlich sagen, daß die theoretischen, pädagogischen Überlegungen nicht systematisch angestellt wurden und erst im Nachhinein eine gewisse Systematisierung angelegt werden kann.“

223 ZINNHOBLER, Priesterseminar, 674.

224 SCHILLING, Grundlagen, 179.

225 Vgl. HEIN, Priesterbinde, 120.

226 Ebd.

227 Vgl. KONZIL VON TRIENT, Kanon 18, 750 und dazu ZINNHOBLER, Priesterseminar, 677 und VAN ACKEN, Sorge, 39.

228 Den zeitgenössischen Verhältnissen ist bei der Beschreibung des Lebensstils in den damaligen Seminaren als „streng“ natürlich trotzdem Rechnung zu tragen. Zumindest im Zeitalter der Reformation war es „auch in den Familien und beruflichen Ausbildungsstätten“ üblich, „streng autoritär“ zu erziehen (ZINNHOBLER, Priesterseminar, 674). „Es war also gar nicht zu erwarten, daß hier die Seminare eine Ausnahme machten“ (ebd.). Auch über spätere Priestergenerationen möchte Zinnhobler nicht pauschal urteilen: „Es wäre falsch anzunehmen, daß sich in ultramontan geprägten Seminaren die Zöglinge nicht wohl fühlen konnte [sic!]“ (ebd., 675 und vgl. auch BRECHER, Priesterseminar, 529).

229 Vgl. MÜHLEK, Wandel, 43 und DONOVAN, Priest, 74.

230 Ein Beispiel aus dem Bistum Passau: „Man hat den Eindruck, daß jeder Schritt, ja möglichst jeder Gedanke reguliert werden sollte. Im § 32 [der Seminarordnung von 1852; J. S.] wird das Seminar als Anstalt zur ‚Abtötung der Gelüste‘ erklärt, die Ablehnung von Privatausgängen wird damit begründet (§ 36), ‚daß es nicht gut ist, mit der Welt so sehr in Zusammenhang zu bleiben‘“ (ZINNHOBLER, Erziehungsstil, 568). Auch BRUNNER, Statuta, 34 führt aus, man habe „durch eine einheitlichere Gestaltung der Ausbildung […] eben der Verweltlichung entgegensteuern“ wollen.

231 ZINNHOBLER, Priesterseminar, 693 und vgl. RUMMEL, Priesterausbildung, 45.

232 Vgl. ebd., 679f.; MÜHLEK, Wandel, 40 sowie BROOKS, Dimensions, 216.

233 ZINNHOBLER, Priesterseminar, 680.

234 KONZIL VON TRIENT, Kanon 18, 751 und vgl. BITTERLI, Priesterseminar, 8.

235 SCHWAIGER, Priesterbild, 49 und vgl. BRUNNER, Statuta, 324. Noch in den 1930er Jahren machte die Seminarkongregation den Vorschlag, amerikanische Seminaristen in der Ferienzeit in Sommervillen unterzubringen, um eine ganzjährige Isolation zu gewährleisten (vgl. WHITE, Seminary, 16).

236 Vgl. ZINNHOBLER, Priesterseminar, 681f. Bei den Besuchsregelungen ist je nach Epoche bis ins 20. Jahrhundert noch einmal zwischen (speziell weiblichen) Familienangehörigen, nichtverwandten weiblichen und männlichen Gästen und Laien- oder Klerikerbesuch zu unterscheiden. Wenn ältere Seminaristen in Einzelzimmern untergebracht waren, wurde mancherorts wie z. B. „in Bamberg und Würzburg […] explizit das Schwellengebot in die entsprechenden Hausordnungen aufgenommen. Der gegenseitige Besuch auf den Einzelzimmern war prinzipiell verboten und gegebenenfalls nur für eine notwendige Mitteilung kurz gestattet“ (BRUNNER, Statuta, 323 und vgl. SCHATZ, Prägungen, 22 und HEDIN, Church, 30).

237 Vgl. ZINNHOBLER, Erziehungsstil, 565; hier exemplarisch die Regelungen aus dem Seminar Brixen und Bruchsal. Weitere Beispiele finden sich etwa bei BRUNNER, Statuta, 323f.

238 ZINNHOBLER, Seminare, 345 und vgl. SIEFER, Soziologie, 111 sowie LAMBERIGTS, Optatam Totius, 27.

239 ZINNHOBLER, Priesterseminar, 684.

240 Exemplarisch dazu die Tagesordnungen des Passauer Priesterseminars von 1860 und von 1924 (abgedruckt bei RIEMER, 100 Jahre, 270–272). Auch BRUNNER, Statuta, 318f., der einen Vergleich der bayerischen Seminare angestellt hat, kommt zu dem Schluss: „Im Vergleich untereinander weisen die Seminarstatuten der verschiedenen Diözesen große inhaltliche Parallelen auf. Als gemeinsames Charakteristikum ist dabei festzuhalten, dass die einzelnen Regeln und Bestimmungen im Laufe des 19. Jahrhunderts immer straffer und detaillierter ausfielen; sie gaben den Lebensrhythmus in den Seminaren oft bis ins Detail genauestens vor.“ Vgl. auch RUMMEL, Priesterausbildung, 32–34.

241 Vgl. CORNWELL, Beichte, 174f. und HEDIN, Church, 15.

242 Dazu ZINNHOBLER, Seminare, 350: „In den Vorgesetzten sollte man Christus erblicken, sie daher lieben, ihnen gehorchen und ihren Tadel ohne Murren zur Kenntnis nehmen.“

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