Das Lexikon der Musikrichtungen - Was ist eigentlich Metal ?

Text
Read preview
Mark as finished
How to read the book after purchase
Font:Smaller АаLarger Aa

REZEPTION

Innere Rezeption

In den Augen der Fans zeichnet sich die Musik vor allem durch ihre Intensität und Authentizität aus. Erstere Eigenschaft lässt sich vor allem mit ihrer Lautstärke, ihrem straffen Rhythmus, der oft hohen Geschwindigkeit, ihrem Spiel von Dissonanz und Konsonanz sowie ggf. anderen Elementen wie Komplexität und Virtuosität begründen. Der Hang zum Authentischen zieht sich durch die gesamte Subkultur und drückt sich unter anderem in dem Anspruch an die Musiker aus, dass sie ihre Musik selber schreiben und sich nicht durch kurzlebige Trends beeinflussen lassen. Zwischen den Bands und Fans bestehen trotz klarer Grenzen enge Verbindungen, was auch als Merkmal der Folk-Musik gilt, weshalb auch die Existenz eines folkloristischen Ideals im Metal oder sogar die Einordnung des Metal als Folk-Musik (über den Folk Metal hinaus) diskutiert werden. Im Gegensatz zum kurzlebigen Pop, in dem den jeweils neuesten Liedern gegenüber älteren Priorität eingeräumt wird, zeigt sich im Metal ein starkes musikalisches Traditionsbewusstsein sowohl im Aufgreifen von Folk- und klassischer Musik als auch hinsichtlich der Klassiker der jeweiligen Subgenres. Fällt eine Band unter Verdacht, „kommerziell“ zu sein (wofür insbesondere bei extremeren Substilen häufig bereits geringer kommerzieller Erfolg ausreicht), so betrachten das oft nicht wenige Metal-Fans als „Verrat“ am Metal.

Verhältnis zu anderen Subkulturen

In den Anfangstagen des Metals wurde das Genre selbst innerhalb der noch deutlich weniger als heute ausdifferenzierten Rockkultur als geringwertig angesehen. Noch bis in die 1990er Jahre charakterisierte das in Deutschland einflussreiche „Rock-Lexikon“ von Barry Graves und Siegfried Schmidt-Joos (Heavy) Metal als „extrem verstärkten, bombastischen Rocksound, der vor allen Dingen weiße, junge Männer aus niederen Bildungsschichten mit Sexualängsten anzog“ und attestierte dem Genre einen „ohnehin limitierten musikalischen Gehalt.“

In der Szene ist häufig eine Abneigung gegenüber „nicht handgemachter“ Musik verbreitet. So halten Hip-Hopper in der Metal-Szene häufig als Feindbild her, ihre musikalischen Vorlieben werden als niveaulos oder oberflächlich angesehen. Die teilweise vorgenommene Stereotypisierung der Hip-Hopper zu aggressiven, wenig intelligenten Proleten wird von vielen Webseiten auf satirische Art und Weise bis ins Extrem geführt, von vielen Metal-Anhängern aber als intolerant abgelehnt. Andererseits kommt es immer wieder auch zu Kollaborationen mit Musikern aus anderen Bereichen, wie z. B. aus dem Hip-Hop, besonders im Crossover (Anthrax) oder im Nu Metal (Korn, Limp Bizkit).

Aufgrund sich teilweise überschneidender Hörgewohnheiten treten Metal-Fans beispielsweise auf Festivals und Konzerten häufig in Kontakt zu Goths, Punks, Rockern, Fans härterer elektronischer Musik, Hardcore-Fans oder anderen Vertretern des alternativen Spektrums der Musik. Zu musikorientierten Subkulturen außerhalb des alternativen Spektrums existieren grundsätzlich keine besonders gefärbten Kontakte.

Verhältnis zur Öffentlichkeit

Während einige Bands aus dem Metal-Bereich und – abhängig von Trends und dem jeweiligen Zeitgeist – auch ganze Sparten in der Öffentlichkeit Gehör finden und ihre Musik von einem breiten Publikum konsumiert wird, wird der Metal auch mit vielen Vorurteilen verbunden.

Kritische Blicke von Außenstehenden werden durch vielerlei Faktoren ausgelöst. Ein gewisses Unwissen zeigt sich beispielsweise darin, dass manche Menschen einen Metaller nicht von einem Punk oder Goth unterscheiden können. Die oftmals langen Haare wurden als feminin und bei Männern als obskur aufgefasst, da in Europa moderne Männer grundsätzlich Kurzhaarfrisuren trügen. Die Toleranz ist allerdings seit den 1960ern generell größer geworden.

Ähnlich wie gewaltthematisierende Filme, Comics oder Computerspiele wird auch Metal manchmal als jugendgefährdend eingestuft. Dabei wird davon ausgegangen, dass der Metal mit seiner Tendenz zur Thematisierung von konfliktreichen Aspekten des Lebens negative Auswirkungen auf die Psyche von Jugendlichen haben kann. Das geht teilweise soweit, dass Metal für Suizide oder Amokläufe von Jugendlichen verantwortlich gemacht wird. Mehrfach standen so schon Bands wie Marilyn Manson oder Slipknot am Pranger.

Besonders in den 1960ern tendierte man dazu, Rockmusik generell als verdummenden, primitiven Krach zu bezeichnen, welcher sich schädigend auf die Moral der Hörer auswirken würde. Während diese Einstellung aus dem Alltag weitestgehend verschwunden ist, lebt sie als übertriebenes Klischee weiterhin fort, beispielsweise in den Zeichentrickfiguren Beavis and Butt-Head.

Ein populärer Mythos sind die sogenannten Rückwärtsbotschaften. Angeblich wurden in Metal-Titeln rückwärts aufgenommene Tonbotschaften versteckt, die den Hörer unterbewusst beeinflussen würden. Die Existenz solcher versteckter Botschaften wurde jedoch bis heute nicht nachgewiesen, die Wirkung als Methode mentaler Beeinflussung sogar durch wissenschaftliche Studien widerlegt. Allerdings machen sich einige Bands diesen Mythos zu eigen und platzieren absichtlich rückwärts gesprochene Nachrichten auf ihren Alben.

Weiterhin existent ist die Vorstellung, in der Metal-Szene bestehe ein Hang zum Satanismus. Dieser oder andere Formen des Okkultismus spielen in den meisten Sparten keine ernsthafte Rolle, sie dienen in der Regel allenfalls zur bewussten Provokation und Rebellion und der Betonung der eigenen Freiheit wenngleich viele Metal-Fans tendenziell eher kirchenkritisch eingestellt sind bzw. Religion ablehnen. Eine ernsthafte Beschäftigung mit dem philosophischen sowie religiösen Satanismus ist beinahe ausschließlich im Black Metal auffindbar, bei dem ein religiöser Hintergrund als allgemein gegeben anzusehen ist.

Ein in sehr weite Bereiche der Populärkultur eingegangener Teil der Metal-Kultur ist die im deutschen Sprachraum meist Pommesgabel oder Frittenstecher genannte Mano cornuta. Dieser Handgruß wurde durch Konzerte von Ronnie James Dio populär und wurde auch in anderen Bereichen der Rockmusik bekannt. Laut einiger Quellen stelle die Pommesgabel den Kopf des Satans dar. Bei Konzerten wird sie im Takt gezeigt. Oft ist das mit Headbangen verbunden.

Einige Metal-Bands können sich über Jahre hinweg eines hohen Bekanntheits- und Beliebtheitsgrades erfreuen. Beispiele dafür sind Black Sabbath, Iron Maiden, Metallica, Megadeth, Judas Priest, Slayer oder Manowar. Allgemein hat die Bedeutung des Metal im kommerziellen Mainstream aber im Laufe der Zeit geschwankt. Während in den 1970ern die New Wave of British Heavy Metal kommerzielle Erfolge hatte, war in den 1980ern vor allem der so genannte Glam Metal ein extrem dominanter Bestandteil der Musikcharts. Obwohl dieser von Teilen der Szene als kommerziell abgelehnt wurde, prägte er seinerzeit dennoch das Bild des Metal als einen auf sexuellen Exzentrismus fokussierten, oberflächlichen Musikstil. Nachdem dieser seine Massenpopularität verloren hatte, spielte im Mainstream der Metal nur noch eine sehr geringe Rolle. Kommerziell erfolgreich wurde Metal auf breiterer Basis erst wieder Mitte der 1990er durch die Vertreter des Nu Metal.

In Norwegen ist der Black Metal mit seiner Kultur und seinen Akteuren sogar ein fester Begriff und findet breites Interesse in den Medien. Die meisten Menschen dort kennen Bands wie Darkthrone oder Emperor zumindest vom Namen her, das Osloer Inferno Metal Festival Norway wurde im Fernsehen übertragen.

KULTUR

Während zahlreiche Bands allgemein bekannt sind und den Musikstil Metal auch einem sehr großen Publikum zugänglich gemacht haben, sind viele Stilrichtungen des Metal reiner Untergrund, dort ist Metal nicht nur eine musikalische Kunstform, sondern zugleich auch Selbstausdruck dahinter stehender Subkulturen, ihres Gedankengutes und ihrer Ideale. Nicht nur musikalisch finden diese Ausdruck, sondern z. B. auch in verschiedenen Kleidungsstilen, erwähnenswert sind hier sicher Band-Shirts.

Politische Ansichten

Die politische Gesinnung innerhalb der Szene weicht nicht allgemein von der der übrigen Gesellschaft ab. Generell definiert sich die Szene nicht als politisch, Teile davon setzen sich jedoch kritisch mit Gesellschaftsordnungen und politischen Kontexten auseinander.

Einige Bands vertreten explizit linke politische Ansätze, beispielsweise Napalm Death, Misery Index, Dying Fetus, Heaven Shall Burn, Carcass und Kreator. Auf der anderen Seite findet sich in Teilen der Szene auch ein Hang zum Rechtsextremismus, insbesondere im National Socialist Black Metal (NSBM), der in den 1990er Jahren aus einem Teil der Black-Metal-Szene entstand, sich teilweise von dieser isolierte und enge Kontakte zum Rechtsrock-Milieu pflegt. Bekannte Vertreter dieser Strömung sind u. a. Graveland und Absurd.

Daneben gibt es in der Ästhetik des Metal auch eine Tradition des Umgangs mit heidnischer, völkischer bis hin zu rechtsextremer Symbolik, auch ohne einen rechtsextremistischen Hintergrund.

Auftreten

In der Szene lassen sich bestimmte Präferenzen in Bezug auf Kleidung und Styling beobachten, die je nach Subgenre und Zeit stark variieren können.

Lange Haare sind nach wie vor, insbesondere im traditionellen Bereich der Metal-Szene, weit verbreitet. Typische Kleidungsstücke sind darüber hinaus vor allem T-Shirts mit Schriftzug, Album-Cover oder Symbolik einer Band als Aufdruck, wodurch man seine subkulturelle Zugehörigkeit zu erkennen gibt. Traditionell von Bedeutung war die ab 1980 von englischen Rocker-Clubs in die Metal-Szene übernommene Kutte, eine Jeans- oder Lederweste, auf der Metal-Fans diverse Aufnäher anbringen, um ihre musikalischen Präferenzen und andere Einstellungen deutlich zu machen. Vor allem im Power Metal trifft man auf enge, schwarze Lederkleidung. Diese wurde in den 1980ern in der Szene durch Judas-Priest-Sänger Rob Halford populär, der diesen Stil wiederum der Rocker- und BDSM-Szene entnommen hatte, mit dem Auftreten der Band die Grenzen zum Homoerotizismus überschritt und sich als erster Metal-Sänger öffentlich zu seiner Homosexualität bekannte.

 

Im Bereich Schmuck ist Silberschmuck in Form von Ketten, Ringen und Ohrringen beliebt, vor allem jedoch Leder- und Nietenschmuck, wie Gürtel, Armband oder Halsband.

Visualisierungen

Typisch für viele Metal-Genres ist die große Rolle, die die optische Präsentation des musikalischen Materials spielt. Die Cover und Beihefte sind relativ oft mit komplexen Zeichnungen zur Untermalung der Thematik bzw. der Atmosphäre auf optischer Ebene gestaltet. Auf den Covers wird meist auf Bilder der jeweiligen Band verzichtet. Dagegen besitzen manche Gruppen eigene Maskottchen, denen eine zentrale Position auf dem Plattencover zukommt. Das bekannteste Beispiel ist der Zombie Eddie von Iron Maiden, aber auch andere Bands wie Motörhead (Snaggletooth), Megadeth (Vic Rattlehead) oder Running Wild (Adrian) verwenden zur Visualisierung die immer gleichen Figuren. Im Gegensatz dazu sind beispielsweise im Pop-Bereich mehrheitlich Fotoaufnahmen der Künstler auf den CD-Covers anzutreffen.

Ein weiterer für den Metal typischer Aspekt ist die Art der Darstellung der Bandnamen auf Plattencovern und Merchandising-Artikeln. So stellen viele Bands ihren Namen in einer leicht voneinander abzugrenzenden Art dar und behalten diese Darstellung über die Jahre bei. Vorwiegend im Death- und Black Metal finden sich auch bis zur Unleserlichkeit verzierte Schriftzüge von Bandnamen, die teils nur noch von „Eingeweihten“ entziffert werden können.

Szenemedien

Die Bandbreite an Printmedien ist im Metal im Vergleich zu anderen Szenen relativ umfangreich. Einer der Vorreiter war seit 1980 das niederländische Blatt Aardschok das als erste Publikation ausschließlich über Metal berichtete (wobei dieser nicht vom Hard Rock abgegrenzt wurde), seit 1981 erschien in englischer Sprache Kerrang!. Neben den beiden größten deutschsprachigen Publikationen, der ursprünglich eher auf traditionellen Metal ausgerichteten Zeitschrift Rock Hard und dem Metal Hammer gibt es noch zahlreiche kleinere Zeitschriften, wie Metal Heart, Heavy, das Eternity Magazine, oder auch die auf extremere Spielarten spezialisierte Zeitschrift Legacy. Außerdem widmen sich einige Fans dem Vertrieb eigener Fanzines. Diese zählen neben Konzerten, Festivals und Tape-Trading zu den wichtigen Kommunikationswegen unter Metallern.

In den 1980er und 1990er Jahren gab es auch Fernsehsendungen, die sich mit dem Metal beschäftigten, dazu gehörten u. a. Hard ’n Heavy (musicbox/Tele 5, 1983-1991), moderiert von Annette Hopfenmüller, MOSH (RTL Plus, 1988-1989), moderiert von Sabina Classen (Holy Moses) und Götz Kühnemund, Metalla (VIVA, 1993-1998), moderiert von Ralph Krieger, Adam Turtle und Markus Kavka, und Virus (VIVA2, 1998-1999).

International wurde vor allem die Sendung Headbangers Ball populär. Sie wurde in den USA (MTV, 1987-1995), moderiert von Kevin Seal (1987–1988), Adam Curry (1988–1990) und Riki Rachtman (1990–1995), und parallel dazu in Europa (MTV Europe, 1990-1997), moderiert von Kristiane Backer (1990) und Vanessa Warwick (1991–1997), ausgestrahlt.

Seither sind spezifische Heavy-Metal-Sendungen im Fernsehen sehr selten anzutreffen. Als eine der letzten Sendungen wurde das unmoderierte Hell’s Kitchen auf VIVA abgesetzt, das in halbstündiger Laufzeit Videoclips präsentierte. Videos werden gegenwärtig auf label-eigenen DVDs vertrieben, als Beilage der obengenannten Zeitschriften oder vor allem über Label-Kanäle und Band-Profile bei Videoplattformen wie YouTube oder MySpace veröffentlicht. In diesem Zusammenhang tragen auch Online-Magazine zur Verbreitung der Videos bei. Das Internet konnte sich mit Online-Magazinen wie Powermetal.de, Vampster oder metal.de und -Communitys (Foren, etc.) als weiteres wichtiges Kommunikationsmedium etablieren. In Regionen, wo es mitunter keine Live-Auftritte gibt, kommt Aufnahmen und anderen Kommunikationswegen eine zentrale Bedeutung zu.

INTERNATIONALITÄT

Heavy Metal entstand ursprünglich im britischen Raum, der bis in die frühen 1980er Jahre auch dominanter Teil der Subkultur blieb. Mit dem Aufkommen des Thrash Metal in der ersten Hälfte der 1980er, der größtenteils von US-amerikanischen und deutschen Bands geprägt wurde, änderte sich das. Mit der folgenden Stilexplosion der 1980er Jahre wurde besonders Skandinavien bedeutend für die Weiterentwicklung der verschiedenen Metal-Stile, aber auch in anderen Regionen der Welt begannen sich eigenständige Metal-Szenen zu entwickeln. Mit Blick auf die Extreme-Metal-Szene resümierte Keith Kahn-Harris zur Struktur der Metal-Szene: „Die Szene ist global, enthält darin aber quasi-autonome lokale Szenen in den meisten Ländern der Welt.“. Heute ist Metal ein Phänomen geworden, das in fast allen Ländern der Welt beheimatet ist, die Online-Datenbank Encyclopaedia Metallum weist Metal-Bands in über 130 Ländern nach, darunter Ländern wie Botswana, Kuba, Grönland, Iran, Myanmar, Madagaskar und Pakistan.

Nordafrika und Naher Osten

In Nordafrika sowie dem Nahen Osten finden sich überall Metal-Szenen. In muslimisch geprägten Gesellschaften stehen sie unter mehr oder weniger starkem Druck, der von allgemeinem gesellschaftlichen Misstrauen bis zu staatlichen Einschränkungen und Sanktionen reicht. Dabei sind es insbesondere aus satanistischen Topoi des Metal abgeleitete Verdächtigungen, die vor dem Hintergrund religiösen Konservatismus der Mehrheitsgesellschaft zu Konflikten führen.

In Marokko begann sich Mitte der 1990er eine Metal-Szene zu entwickeln, Pioniere wie Immortal Spirit verbanden Metal und heimische Musik. Anfang der 2000er war Metal dann eine verbreitete Jugendbewegung. 2003 wurden dann 14 Metal-Musiker und -Fans unter dem Vorwurf, zu einem „internationalen Kult der Teufelsanbetung“ beizutragen, zu Gefängnisstrafen verurteilt. Die Verurteilung führte zu Protesten sowie einem Metal-Konzert vor dem Parlamentsgebäude. Aus der Auseinandersetzung ging die Metal-Bewegung Marokkos gestärkt hervor, wenige Jahre später wurde die rein weibliche Thrash-Metal-Band Mystik Moods in den königlichen Palast eingeladen. Die Affäre wurde im 2007 in Marokko erfolgreichen und international beachteten Film Les Anges de Satan verfilmt.

Auch in Ägypten konstituierte sich in den 1990ern – von Anfang an unter gesellschaftlichem Druck – eine Metal-Szene. Als Zeitungen 1997 Konzertfotos mit umgedrehten Kreuzen zeigten, wurden über 100 Jugendliche als Teufelsanbeter verhaftet. Eine gesellschaftliche Solidarisierung wie in Marokko blieb aber aus, das öffentliche Bild von Metalheads bestimmten Zeitungen, die sie beschrieben als „tätowierte, teufelsanbetende Jugendliche, die Orgien abhielten, Katzen häuteten und ihre Namen mit Rattenblut“ an Wände schrieben. Unter dem Druck von Öffentlichkeit und Regierung kollabierte die Szene, Musiker gaben auf und lang blieb die Metal-Szene eingeschüchtert. Erst langsam wuchs sie im neuen Jahrtausend wieder. Musikalisch stach zu dieser Zeit besonders die als „beste Death-Metal-Band Ägyptens, wenn nicht des Mittleren Ostens und Nordafrikas“ gelobte Band Scarab (vormals Hatesuffocation) heraus.

Ähnlich wie in Ägypten verlief die Entwicklung im Libanon. Seit dem Libanesischen Bürgerkrieg hatte sich in der kulturell liberalen Hauptstadt Beirut eine Metal-Szene formiert, von den Behörden als politisch verstanden, misstrauisch beäugt und schikaniert. Als sich 1997 ein Metalhead und Sohn eines Armeegenerals das Leben nahm, löste das eine Verfolgungswelle bis hin zu Verhaftungen aus, Tonträger von Bands wie Nirvana und Metallica wurden zeitweise verboten. Nur langsam kam die Szene wieder in Gang, neben gemäßigten Pop-Metal-/Hard-Rock-Bands wie Blend und The Kordz entstand aus ihren Reihen auch eine der erfolgreichsten arabischen Extreme-Metal-Bands, die Death-Metal-Band Oath to Vanquish.

Von vornherein nur unter strengen Einschränkungen kann Metal in extrem religiösen Gesellschaften wie Saudi-Arabien oder dem Iran gelebt werden. Aus Saudi-Arabien wurden Verhöre wegen des Tragens langer Haare und Arreste wegen des Tragens von Slayer-T-Shirts berichtet, bei Konzerten im Iran werden Stücke ausschließlich instrumental gespielt, um so einen konfrontativen Eindruck zu vermeiden.

STILRICHTUNGEN MIT BEKANNTEN VETRETERN

Die Unterscheidung verschiedener Substile stellt heute einen wichtigen Aspekt des Szenelebens dar. Während einerseits viele Fans sich ein komplexes Schema von Genre ausarbeiten, kritisieren andere Fans derartige Kategorisierungsversuche als sinnlos und einschränkend.

Dem ursprünglichen Heavy Metal – vor allem dem der NWoBHM – ist heute der Power Metal am nächsten. Vor allem ältere Metal-Anhänger zählen noch den Hard Rock selbst zum Heavy Metal, da letzterer sich aus diesem entwickelt hatte, was die Abgrenzung beider Genres anfangs erschwerte. Massenkompabilität erreichte aus diesem Bereich besonders der Glam Metal, der eher dem Hard Rock als dem Metal zuzuordnen ist.

Der Speed Metal und der Thrash Metal gehen von diesem Bereich fließend über in das weite Feld des Extreme Metal. Wichtig sind dort der Death Metal und der Black Metal, gelegentlich wird auch der Doom Metal dazu gezählt.

Es existieren zahlreiche weitere Substile – z. B. Progressive Metal, Folk Metal – und die Übergänge sind untereinander meist fließend. Beispiele für Übergänge zu anderen Musikarten sind der Gothic Metal, der Industrial Metal, der Nu Metal, der Folk-, Pagan- und Viking Metal, der Grind- und der Metalcore.

Während es einerseits ein starkes Gemeinschaftsgefühl unter den Metal-Fans gibt, herrschen besonders zwischen den fanatischeren Anhängern einzelner Richtungen oft Animositäten. Die Strömungen definieren sich in vielen Fällen nicht nur rein musikalisch, sondern hinter ihnen stehen nicht selten auch eigene Subszenen im Metal. In einigen Fällen wird die Ideologie sogar als einziges Kriterium zur Unterscheidung verwendet, so zum Beispiel beim christlichen Metal, der sich ausschließlich über den christlichen Hintergrund seiner Texte definiert, aber in musikalischer Hinsicht praktisch das ganze Spektrum der Metal-Substile abdeckt. So werden Bands mit typischem, nordisch inspiriertem Black-Metal-Klang, aber christlichen Texten, aufgrund der satanistischen Prägung des Black Metal als mit diesem Begriff unvereinbar gesehen und deshalb auch als „Unblack Metal“ bezeichnet. Ähnlich sind auch Richtungen wie True Metal und Viking Metal entschieden durch ihr Gedankengut bestimmt. Besonders umstritten innerhalb der Metal-Szene sind der Glam Metal und der Nu Metal, da diese mehr am Mainstream orientiert sind als die meisten anderen Stile des Metal. Insbesondere True-Metal-Bands wie Manowar stehen diesen Substilen sehr ablehnend gegenüber und bezeichnen sie abwertend als False Metal sowie deren Anhänger als Poser. Andererseits sind Vertreter des musikalisch von anderen Substilen nicht klar abgrenzbaren True Metal immer wieder dem Vorwurf der Selbstüberschätzung ausgesetzt, da sie für sich beanspruchen würden, die „wahren Metalheads bzw. Metaller“ zu sein und sich somit nach Auffassung von Kritikern der Lächerlichkeit preisgäben.

Heavy Metal

Heavy Metal (englisch für ‚Schwermetall‘) ist eine Stilrichtung der Rockmusik, deren Ursprünge im Hard Rock, Bluesrock und Psychedelic Rock liegen.

Bedingt durch kontinuierliche Weiterentwicklung und die teilweise Verschmelzung mit anderen Musikstilen wird die Bezeichnung Heavy Metal szeneintern hauptsächlich für an die traditionellen Spielarten der 1970er und 1980ern angelehnten Varianten verwendet; als Überbegriff der verschiedenen Subgenres wird der verkürzte Begriff Metal benutzt.

Bands, die den ursprünglichen Heavy Metal von äußeren Einflüssen abschirmen wollen, werden oftmals dem True Metal zugeordnet, ein Begriff, der zuerst von Manowar propagiert wurde. Jedoch rekrutieren sich dessen Vertreter nicht ausschließlich aus dem Heavy Metal, sondern auch aus anderen Metal-Stilen, vor allem dem Power Metal.

Entstehung

Heavy Metal stellt hinsichtlich der Härte und Intensität eine Weiterentwicklung des Hardrocksound der späten 1960er Jahre/frühen 1970er Jahre dar, den Bands wie Led Zeppelin, Black Sabbath und Deep Purple propagierten. Als erste stilbildende Alben der ab dem Ende der 1970er Jahre Heavy Metal genannten Musikrichtung gelten Led Zeppelin II (1969), Paranoid (1970) sowie Deep Purple in Rock (1970). Die Musik dieser Bands ist noch nicht vollständig dem Heavy Metal zuzurechnen, da sie noch im traditionellen Bluesrock, Progressive Rock oder Psychedelic Rock verwurzelt ist. Als erste reine Metalbands, auch aus eigenem Verständnis, verstehen sich die einige Jahre später auftretenden Gruppen wie Judas Priest und die Bands der New Wave of British Heavy Metal.

 

Herkunft des Begriffs

Die Herkunft des Ausdrucks Heavy Metal im musikalischen Kontext ist nicht bekannt. Eine frühe Verwendung im populärkulturellen Kontext findet sich 1962 im Roman The Soft Machine des Gegenkulturautors William S. Burroughs mit der Figur Uranian Willy, the Heavy Metal Kid. In seinem nächsten Buch Nova Express von 1964 entwickelte er heavy metal weiter als Metapher für Suchtmittel.

„With their diseases and orgasm drugs and their sexless parasite life forms – Heavy Metal People of Uranus wrapped in cool blue mist of vaporized bank notes – And the Insect People of Minraud with metal music“

– William S. Burroughs: Nova Express (1964)

Angesichts der Veröffentlichungsdaten seiner Werke ist es zwar unwahrscheinlich, dass Burroughs den Ausdruck auf Rockmusik beziehen wollte, jedoch hat er möglicherweise die spätere Entwicklung des Namens beeinflusst.

Im Text des bekannten Lieds Born to Be Wild der amerikanischen Band Steppenwolf taucht der Ausdruck Heavy Metal im Jahr 1968 als Teil des Ausdrucks heavy metal thunder auf:

„I like smoke and lightning

Heavy metal thunder

Racin’ with the wind

And the feelin’ that I’m under“

– Steppenwolf: Born to Be Wild

Der Musikstil selbst kann aber noch nicht als Heavy Metal bezeichnet werden. Das Stück stellte in den Anfangstagen die Verbindung von schweren Motorrädern und deren Klang (im Text als „heavy metal thunder“ umschrieben), harter Gitarrenmusik und einem Gefühl von Freiheitsdrang und Unangepasstheit her.

Das englische Buch The History of Heavy Metal behauptet, der Name entstamme dem Hippie-Jargon, wo heavy sich auf eine intensive starke Stimmung beziehe, während metal diese Stimmung weiter spezifiziere als zermalmend und schwer wie Metall. Andere Quellen führen den Begriff auf die englische Presse zurück, welche die Musik der Band Black Sabbath schon früh als „Heavy Metal“ bezeichnet haben soll, da die vier Mitglieder der Band teilweise aus der englischen Stahlindustrie-Stadt Birmingham bzw. der Umgebung der Stadt kamen.

Das Wort heavy im Sinne von ernst oder tiefgründig war bereits früher ein Teil des Slangs der Beatnik- und Gegenkultur geworden und Verweise auf heavy music – typischerweise langsamere, intensiver verstärkte Variationen der normalen Popmusik – waren bereits verbreitet. In der Tat erklärte die Band Iron Butterfly ihren Namen mit bezug darauf: „Iron – symbolic of something heavy as in sound, Butterfly – light, appealing and versatile … an object that can be used freely in the imagination“. Ihr Debüt von 1968 trug den Titel Heavy. Dass Led Zeppelin mit ihrem Namen – der sich auf Keith Moons Scherz bezog, sie würden „untergehen wie ein bleierner Ballon“ – auf ein Schwermetall anspielten, hat diesem Ausdruck höchstwahrscheinlich den Weg geebnet.

Einige vermuten den geographischen Ursprung des Ausdruckes im englischen Industrierevier Birmingham, in dessen Umfeld sich Bands wie Led Zeppelin, The Move oder Black Sabbath gründeten.

Sandy Pearlman, Produzent, Manager und Songwriter (Texter) von Blue Öyster Cult, behauptet, das Wort heavy metal im Jahr 1970 zum ersten Mal als Begriff für ein Genre der Rockmusik angewendet zu haben.

Eine umstrittene Hypothese über den Ursprung des Genre bot „Chas“ Chandler, ein Manager von Jimi Hendrix, 1995 in einem Interview mit der PBS-Sendung Rock and Roll: „[heavy metal] was a term originated in a New York Times article reviewing a Jimi Hendrix performance“. In diesem Artikel soll der Autor die Musik beschrieben haben als „like listening to heavy metal falling from the sky“. Die genaue Quelle für die umstrittene These ist jedoch nicht gefunden worden.

Darüber hinaus existiert eine sehr weit verbreitete Meinung, dass der Name Heavy Metal direkt von Hard Rock abgeleitet worden ist. Der Hard Rock war zum Zeitpunkt seiner Entstehung die härteste Musikrichtung, die der Markt zu bieten hatte. Als die Rockmusik in den siebziger Jahren immer härter wurde, und dabei den ursprünglichen Hard Rock (mögliche Übersetzung: „harter Stein“) noch an Härte und Aggressivität übertraf, suchte man zwecks Namensgebung für die neue Musikstilrichtung nach etwas, was im realen Leben härter als Stein wäre – und das war eben Metall. Daher kommt laut der Musikzeitschrift Rolling Stone der Name Heavy Metal für die Musik, die härter ist als Hard Rock.

Die erste ausreichend dokumentierte Nennung für einen Musikstil findet sich anscheinend 1971 in der Maiausgabe der Zeitschrift Creem. In einem Review von Sir Lord Baltimores Kingdom Come heißt es: „Sir Lord Baltimore seems to have down pat most all the best heavy metal tricks in the book“. Die Kritiker David Marsh und Lester Bangs verwendeten den Ausdruck später immer wieder im Kontext von Bands wie Led Zeppelin oder Black Sabbath, und festigten seinen Gebrauch nach landläufiger Meinung. Auch wenn Musikkritiker Heavy metal zunächst abwertend als Spottwort gebrauchten, übernahmen Anhänger der Musik den Ausdruck recht schnell, was etwa in der Selbstbezeichnung der Bands der New Wave of British Heavy Metal (NWoBHM) deutlich wird, die sich als zweite Welle dieses eigenständigen Stils verstanden. Der Begriff New Wave of British Heavy Metal wurde erstmals von Geoff Barton im britischen Musikjournal Sounds 1979 verwendet.

Im heutigen Gebrauch meint man mit der Bezeichnung Heavy Metal im strengeren Sinne oft die Bands, die im Stile der NWoBHM-Bewegung der späten 1970er- und 1980er-Jahre so wie Iron Maiden, Saxon und Judas Priest spielen, während die Band-Generation von Rock-Gruppen wie Led Zeppelin, Uriah Heep und Deep Purple im Rock-Journalismus oft als klassischer Hard Rock bezeichnet wird. Zur Abgrenzung gegenüber neueren stilistischen Richtungen des Heavy Metal wird für jene Bands gelegentlich auch statt Heavy Metal die Bezeichnung Classic Metal verwendet.

Alternative Metal

Alternative Metal ist ein Oberbegriff für mehrere moderne Spielarten des Metal. Sie sind musikalisch sehr divergent und zeichnen sich im Allgemeinen durch experimentelle Inhalte aus, wie z. B. unkonventionelle Texte, Tempowechsel oder ungewöhnliche Instrumente. Es gibt keine einheitlichen stilistischen Merkmale, bis auf die Verbindung von Metal mit anderen Musikstilen.

Definition

Der Begriff Alternative Metal war in den 1990er Jahren für viele Interpreten gebräuchlich, die einen Crossover aus Metal und anderen Einflüssen vollzogen und sich dabei bewusst vom Metal abgrenzten.

„Quer durch alle Stilrichtungen. Raus aus Rock ’n’ Roll, rein in Rap, wieder raus zum Punk - alles geht, nur laut muß es sein -, und Inhalt (hier kommen die Kids ihren 68er-Eltern ein Stückchen näher) darf es wieder geben: Nachdem nämlich Heavy Metal der 80er ungefähr so inhaltsvoll und bedeutungsschwanger wie der Musikandenstadl war, haben die Bands der 90er wieder Texte mit Sinn, Sozialkritik und Message auf der Zunge.“

– Heiko Heinemann - Metal post Heavy Metal

Somit definierte sich der Begriff Alternative im Metal mehr über das Defizit an metaltypischen Klischees, wie dem zugehörigen Pathos und der entsprechenden Mode, und dem Hang zur sozialen oder politischen Aussage, als über eine Gemeinsamkeit in der musikalischen Ausrichtung.

You have finished the free preview. Would you like to read more?