Golf für Junggebliebene

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Kapitel 3
Für Golf ist man nie zu alt

Wir hören nicht auf zu spielen weil wir alt geworden sind, sondern wir werden alt, weil wir aufgehört haben zu spielen.

(Bernhard Shaw)

Jeder Golfer fängt irgendwann an zu fragen, wann er für diesen Sport zu alt sein wird, denn Altern bedeutet schwach werden und nicht mehr können. Ist das wirklich so?

Die Fakten sind, dass im Vergleich zu anderen Sportarten der Leistungsgipfel für Golf relativ spät liegt, um 32 Jahre (Tennis 24 Jahre), und dass die Altersgrenze bis zu der man noch teilnehmen kann, unvergleichlich hoch ist. Tiger Woods war zwar erst 21 als er die erste Masters gewann, aber das Durchschnittsalter der Ryder Cup-Spieler ist 29 bis 37 Jahre. Alexander Cejka ist »schon« 45. Bernhard Langer spielte auf der British Open 2015 mit 57 noch mit und Tom Watson mit 65.

Mit 120 gesund sterben – die neuen Chancen

Wir haben das Glück in einer Zeit zu leben, in der die Lebenserwartung durch Verbesserungen der Lebensführung und durch die epochalen Fortschritte der Medizin gewaltig angestiegen ist. Statt 30 Jahre wie noch zur Zeit Goethes werden wir im Durchschnitt schon über 80 Jahre alt, mit steigender Tendenz, immer mehr Leute werden 80, 90 und mehr. Centenaries, über 100-Jährige, früher nur selten, gibt es mittlerweile schon viele. In den letzten 10 Jahren ist die Lebenserwartung um zwei Jahre gestiegen. Von den heute Geborenen wird jeder Dritte 100 Jahre alt werden.

Der Mensch gehört zu den langlebigsten Gattungen. Das artspezifische Alter beginnt bei den Eintagsfliegen, liegt bei Hauskatzen und Haushunden bei 20 bis 30 Jahren und ist beim Homo sapiens mit 120 Jahren ebenso hoch wie das der Elefanten, nur noch übertroffen von Schildkröten (um 170) und Grönlandwalen (bis 200). Alt wie Methusalem werden wir schon lange, denn seine 969 »Jahre« waren Mondjahre d. h. Monate, und er wurde 80 Jahre alt, ein für seine Zeit sehr hohes Alter. Der bisher nachweislich älteste Mensch war Jeanne Calment, die 1997 mit 122 Jahren starb. Sie kannte noch van Gogh persönlich und war eine witzige und clevere Person, z. B. verkaufte sie frühzeitig ihr Haus auf Leibrentenbasis. Es lohnt sich also richtig alt zu werden.

Mit 120 gesund sterben ist heute das Ziel. Das Altern fängt später an und verläuft langsamer als bei unseren Vorfahren. Die moderne Lebensweise und das hohe Niveau der modernen Wissenschaften tragen sehr dazu bei. Medizin, Pharmakologie, Molekularbiologie und andere erforschen die fließenden Vorgänge im Körper und finden laufend neue Ansatzpunkte, die Alterungsvorgänge zu beeinflussen. Da der Körper nicht unveränderlich fest ist, sondern dem ständigen Zelluntergang mit Zellerneuerung unterliegt, ist es wahrscheinlich, dass die Zellforschung weitere neue Ansatzpunkte für die Lebensverlängerung und Verbesserung der Lebensqualität finden wird.

Unsere Chancen stehen also sehr gut. Wir sind durch die historisch erstmaligen demografischen Verschiebungen tatsächlich 10 bis 20 Jahre jünger als wir meinen und ebenso auch fitter. Es liegt an uns, ob wir das ignorieren, nach dem Vorbild der Ahnen vorzeitig altern und uns dem Jammern über die Zumutungen des Alterns überlassen, oder ob wir die Chance nutzen, die ein bis zwei Jahrzehnte der neu gewonnen Lebenszeit in guter Lebensqualität zu leben. Frauen haben noch etwas bessere Chancen, denn sie leben durchschnittlich 5 Jahre länger als ihre Männer und die allerbesten Aussichten haben aktive Golfer und Golferinnen, denn sie werden, wie wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, 5 Jahre älter als Nichtgolfer.

Erst die Seniorentour ist richtig schön

Golf ist wahrscheinlich der einzige Sport, bei dem sich die längere Lebensdauer und Fitness voll auswirkt. Auf der Tour dürfen die Profis zwar »nur« bis 50 – mittlerweile auch 60 – und ausnahmsweise wie Tom Watson mit 65 – mitspielen, aber danach geht es auf der Seniorentour einfach weiter. Dort spielen sie dann ebenso erfolgreich wie Jüngere und oft sogar mit höheren Preisgeldern. Das beste Beispiel ist Bernhard Langer, geboren 1957, jetzt (2016) 58 Jahre alt, der in den letzten Jahren auf der Champions Tour fünf Turniersiege errang, bei der Senior British Open die Konkurrenz mit 13 Schlägen Vorsprung deklassierte, und bei weiteren 21 Starts zwölf Top-Five- und 18 Top-Ten-Positionen belegte. Im November 2015 gewann er zum dritten Mal das Gesamt-Ranking der Senior Player Championship in den USA. In sechs Jahren schloss er fünfmal an der Spitze der Geldrangliste ab, zuletzt mit einem Preisgeld von 2,44 Mio. US-Dollar. Man stelle sich einen fast 60-Jährigen Leichtathleten, Tennis-Champion oder Fußballspieler vor.

Sogar im Dritten Alter von 60 bis 80 und darüber hinaus kann man noch professionell Golf spielen. Old Tom Morris (1821–1908, 86 Jahre) in St. Andrews spielte 36-mal in Folge die Open Championship, zuletzt mit 75 Jahren. Paul Runyan (1908–2002, 94 Jahre) hatte mehrmals die PGA Championship gewonnen und spielte noch lange auf der Tour. Den von ihm erfundenen Putt-Chip, eine Basis seiner Erfolge, führte er noch mit über 90 vor.

Die Golflegenden Gary Player (79) und Jack Nicklaus (75) durften auch im Dritten und Arnold Palmer mit 84 Jahren sogar im Vierten Alter bei den American Masters 2014 ehrenhalber noch mitspielen, sie bewegten sich aber deutlich unbeholfener. Die Zahl der älteren Masters-Sieger hat offenbar zugenommen, denn es wurde eingeführt, dass das lebenslängliche Teilnahmerecht nur noch gilt, wenn sie noch auf der Seniorentour mitspielen. Für die Teilnahme an bestimmten Spitzenturnieren kann man als Profi also auch einmal zu alt sein. Für das Golfspielen überhaupt gibt es aber keine Obergrenze, es ist bis ins hohe Alter möglich.

Golf für Best-Agers

Für das Gros der Millionen Amateur-GolfspielerInnen in der ganzen Welt fängt die beste Zeit für Golf erst richtig an, wenn das Alter für den Leistungssport vorbei ist. Sie leben länger und bleiben viel länger fit als früher und die Zahl der 60-Jährigen und älteren Best-Agers auf den Golfplätzen hat deshalb zugenommen. Es gibt 635.000 im Deutschen Golfverband (DGV) erfasste (2014) und zusätzlich noch freie Spieler. Die rasch wachsende Altersgruppe der Rentner und Frührentner ist für Golf besonders gut geeignet, und sogar viele der wirklichen Senioren, der Hochaltrigen ab 80, können da noch recht gut mithalten. Jeder kennt einen 90- oder 100-Jährigen noch aktiven Golfer. Für das Golfspielen an sich gibt es also keine nach Jahren festgelegte Altersgrenze, für Golf ist man nie zu alt.

Zum bewunderten Vorbild für Gutes Altern wurde mir eine Mitspielerin, die immer gut gestimmt und immer bereit war für eine Runde Golf, einen Whisky und einen Konzertbesuch. Man begegnete ihr an Stätten von Golf und Kultur im Oberengadin, auf den Bermudas und in Sotogrande, und sie war immer interessiert, aktiv und heiter bis zuletzt. Der Clou war, dass sie ihr Alter geheim hielt, aus gutem Grund, denn sie war da schon fast 100 Jahre alt, was erst nach ihrem Tod mit 101 klar wurde.

Interessant ist, dass diese Sportlerin schon ab 35 nicht mehr als richtige Golferin galt, wenn man die Regeln wörtlich nimmt. Die folgende Tabelle gibt einen Vergleich zwischen den Alters-Einstufungen nach den z. Zt. gültigen Golf-Regeln und den Definitionen der Welt-Gesundheitsorganisation (WHO World Health Organisation).

Die folgende Tabelle zeigt, dass wir von der Weltgesundheitsorganisation WHO (World Health Organisation) ab 45 als beginnend alternder, ab 60 als älterer und ab 75 als alter Mensch eingestuft werden. Das ist schon kränkend genug, denn nach Gefühl sind wir jeweils zehn Jahre jünger geblieben, und von alt kann bei uns ja sowieso keine Rede sein.


WHOGolf-NettospielerBruttospieler
18Erwachsener
35Jungsenior10 Jahre zu früh »senil«AK 35
45Beginn des Älterwerdens
50Senior10 Jahre zu frühAK 50
60Älterer Mensch
65Supersenior FGC10 Jahre zu frühAK 65
75Alter MenschSupersenior GSGAK?
80HochaltrigerAbschlag von rot (FGC)(zu späte Erleichterung)AK?

Ausgesprochen empörend ist es, dass wir beim Golf nur von 18 bis 34 als vollwertige Golfspieler gelten und danach viel zu früh als Senior (senil) eingestuft werden. Schon ab 35 ordnet man uns, wenn auch mit der Vorsilbe »Jung« den Senioren zu, das sind zehn Jahre früher als wir aus Sicht der WHO überhaupt erst mit dem Älterwerden beginnen und 25 Jahre früher als wir nach WHO ältere Menschen sind. In den meisten Clubs schätzt man uns also schon weit bevor das offizielle Altern erst beginnt als alt ein, und traut uns nicht mehr viel zu, obgleich wir uns weder alt fühlen noch ausgegrenzt sein wollen.

Die Golfregeln sind mit der Einteilung als Jungsenioren ab 35 und Senioren ab 50 noch auf dem Stand vergangener Jahrhunderte, als das Altern tatsächlich noch so früh einsetzte und unaufhaltsam und radikal verlief.

 

Im Gegensatz zum vorzeitigen Für-alt-Erklären der noch Junggebliebenen von heute werden den wirklich Älteren (ab 60, 75 und darüber) fast noch jugendliche Leistungen abverlangt und notwendige Erleichterungen vorenthalten. So wird z. B. die Benutzung von E-Karts – was für viele Voraussetzung ist, um überhaupt noch teilnehmen zu können – restriktiv gehandhabt, und die Erlaubnis von rot abzuschlagen, was wegen der unvermeidlich kürzeren Drives sinnvoll wäre, nur ausnahmsweise und nur den Hochaltrigen ab 80 mit höherem Handicap gewährt. Das zeigt, dass das Verständnis für die Besonderheiten dieser Altersgruppe noch zu wünschen lässt.

Der Golfsport ist z. Zt. noch von der Anbetung der Idole Leistung und Jugend besessen und die Tendenz ist, uns schon als Erwachsene und fast noch Jugendliche Senilität zu unterstellen und uns vorzeitig aus dem Kreis der aktiven Spieler auszugrenzen. Beim Tennis ist es ähnlich.

Das ist aber nicht mehr zeitgemäß, weil wir heute 10 bis 20 Jahre länger jungbleiben, und in diesen gewonnenen Jahrzehnten noch weitgehend fit und leistungsfähig sind.

Erste Anpassungen an die veränderte demographische Situation der Gegenwart sind inzwischen jedoch durchaus schon im Gange. So wurde eine neue Golfklasse ab 65 geschaffen, was voraussetzt, dass inzwischen genügend Spieler vorhanden sind und ihr Recht auf Teilnahme anerkannt wird. In diesem Punkt ist die moderne Entwicklung schon berücksichtigt und eine ungefähre Übereinstimmung mit der Einteilung der WHO (»älterer Mensch« ab 60) hergestellt. Es gibt auch schon Altersklassen 35 und 50.

Die Bezeichnung als Altersklassen bietet an sich den Vorteil der neutralen Benennung ohne das diskriminierende »Senior« mit dem Beiklang von senil. In den Cluborganen werden sie aber als »Brutto-Senioren AK 50« und 65, sowie »Brutto-Seniorinnen AK 50« und 65 bezeichnet, d. h. der Vorteil wurde bisher noch nicht erkannt. Altersklassen gelten auch nur für Leistungsspieler, deren Turniere mit Bruttowertung durchgeführt werden.

Eine deutliche Erleichterung bieten die Altersklassen insofern, als nur Gleichaltrige und darüber sich miteinander messen, aber keine Jüngeren. Das Prinzip der mit den Stufen des Älterwerdens nachlassenden Leistung wird dabei also anerkannt, ebenso auch das Prinzip des Jungbleibenwollens, denn nach oben sind keine Grenzen gesetzt, jeder ab der betreffenden AK bis beliebig älter darf mitspielen, wenn er meint mithalten zu können.

Für die Nettospieler sind die Bezeichnungen Jungsenior, Senior und Supersenior weiterhin im Gebrauch und werden nur gelegentlich durch »AK 35, AK 50 und AK 65« ersetzt. Supersenior ist keine ganz feststehende Größe und es gibt dafür keine DGV-verbindliche Regelung. In meinem Heimatclub FGC spielt man bei den Supersenioren, wenn man 65 Jahre alt ist und HCP 16–36 hat. Bei der GSG (Deutsche Golf-Senioren-Gesellschaft) ist man ab 75 Supersenior, was mit der WHO (»Alter Mensch« ab 75) identisch und damit realistisch ist.

Im praktischen Spielbetrieb sind bisher nur von wenigen Clubs Super-Senioren-Wertungen eingeführt worden, obwohl die Zahl der älteren Mitglieder fast überall zugenommen hat. So richtete die GSG 2015 ein Wettspiel für Supersenioren mit speziellen Erleichterungen (E-Karts und Abschlag von rot für alle) aus. Das ist eine Pioniertat, denn die Erleichterung von weiter vorne abzuschlagen ist für viele Ältere die Voraussetzung, um überhaupt noch eine Chance zu haben, das Fairway mit dem Drive erreichen zu können. Im FGC wird das den Teilnehmern am Herrengolf ab 80 gewährt und auf Antrag auch bei anderen Wettspielen.

Ein Fortschritt wäre es auch, die Abschläge nach ihrer Farbe zu bezeichnen, aber nicht mehr als Pro-, Herren-, Senioren- oder Damen-Abschläge. An sich dürfen SpielerInnen von allen Abschlägen abschlagen, die für das jeweilige Geschlecht »geratet« sind. Man hat dann aber weniger Schläge »vor«. Man muss sich das also gut überlegen und sich für seinen speziellen Fall erkundigen, denn als 80-Jähriger z. B. kann man sogar benachteiligt sein, wenn das »Herren-Rating« von Rot als Grundlage für die Stablefordpunkte genommen wird. SuperseniorInnen könnten theoretisch von Orange abschlagen, haben davon bisher beim FGC aber noch keinen Gebrauch gemacht. Eine wirkliche Erleichterung bringen die heute gültigen Regelungen offenbar noch nicht generell. Es sind zwar einige Entwicklungen schon im Gange, aber Verbesserungen nötig, damit in Zukunft die neuen Altersklassen besser am Spielbetrieb teilnehmen können.

Ewig jugendlich – Wunsch und Wirklichkeit

Es ist normal, dass niemand das Altwerden wahrhaben will. Die meisten fühlen sich rund zehn Jahre jünger als sie wirklich sind. Auch Golfspieler haben gesunderweise ein Bild von sich als eines eigentlich noch ganz jugendlichen Menschen. Nach kurzzeitiger Irritierung durch die Midlifecrisis glauben wir mit 60, 70 und eigentlich für immer unbewusst daran, dass nur die andern alt werden und sterblich sind, und sehen keinen Anlass kürzer zu treten oder freiwillig auf etwas zu verzichten, es sei denn wir werden dazu gezwungen.

Dieses kindliche Selbstbild, wir seien ewig jugendlich, unverwelkbar und unbesiegbar, ist auch noch im Erwachsenenleben normal und sinnvoll, denn es hilft uns enorm, Lebensfreude, Energie und Zuversicht zu bewahren und uns in guter Stimmung zu halten. Mir kann nichts passieren. Es ist selbstverständlich, dass man daran festhalten möchte, solange es geht.

Erst wenn die Anzeichen des Älterwerdens und die Behinderungen nicht mehr zu übersehen sind, wird das Selbstbild von Jugendlichkeit zur Illusion, und es kommt zu einer Lebenskrise. Das jugendliche Wunschdenken muss dann durch Einsicht korrigiert werden, weil es uns sonst blind macht gegenüber den lauernden Gefahren und zu selbstschädigendem Verhalten verführt. (vgl. Kapitel 14). Der Sinn der Krise ist, sich mit den Verlusten und Einschränkungen zu arrangieren und sich auf neue und realistische Lebensziele umzuorientieren.

Das gilt natürlich auch für das Golfspiel, für das man sich solche neuen Ziele suchen muss, die den altersbedingt eingeschränkten Möglichkeiten angepasst sind. Die Power, die man früher hatte, kann man nicht mehr erzwingen. Seinen Drive so weit schlagen zu wollen wie Jüngere bringt die erhöhte Gefahr von Verletzungen mit sich. Sein Handicap unbedingt erhalten zu wollen, bringt Frustration und Verkrampfung. Man kann nur noch das erreichen, was der Körper erlaubt, und es ist besser, das Höherwerden des Handicaps zu akzeptieren, und es eventuell sogar anzustreben.

Überhaupt sollte man die Weisheit und philosophische Haltung erlangen, nur noch das zu wollen, was auf ruhige Weise ohne Überanstrengung noch erreichbar ist. In reiferen Jahren ist es angebracht, das Spiel mit mehr Gelassenheit zu betreiben, sich nicht mehr so vom zählbaren Ergebnis abhängig zu machen, sondern auch die vielen anderen Quellen der Freude am Golfspiel zu nutzen (vgl. Kap 18).

Golf für echte Senioren – jetzt erst recht

Es gibt zwar 30-Jährige, deren Kräfte nachlassen und die sich fürs Golfspielen zu alt vorkommen, das sind aber Ausnahmen. Die meisten Golfer fühlen sich bis etwa 75 recht fit. Das wird durch wissenschaftliche Untersuchungen bestätigt, bei denen aktive Golfer in den Altersstufen von 40, 60 und 80 Jahren verglichen wurden. Sie zeigten, dass das Leistungsniveau erst allmählich und spät nachlässt, und erst bei den 80-Jährigen ein deutlicher Verlust von Funktionen nachweisbar war.

Eine wichtige Erkenntnis ist, dass die Reifungskurve, die Erfahrung und andere Vorteile des Älterwerdens anzeigt, noch bis ins hohe Alter stetig ansteigt, sodass positive Kräfte dem Abbau ausgleichend entgegenwirken.

Um bis ins hohe Alter die Segnungen des Golfspiels genießen zu können, muss man diese Vorteile nutzen. Dann sind auch bei älter Gewordenen noch gute Leistungen möglich. Bernhard Langer kann zwar bei den Drives mit den Jüngeren nicht mehr mithalten, hat aber an Präzision gewonnen und im Ergebnis zeigt er es ihnen. Er übt seine Fitness und Beweglichkeit, und vor allem bleibt er dabei und spielt immer weiter mit.

Sogar eine Leistungssteigerung ist im hohen Alter noch möglich. Der Autor konnte erst im 80. Lebensjahr sein Handicap auf 20 herunterspielen, und dann mit 90 mit drei Netto-Siegen hintereinander – beim Fußball wäre das ein Hattrick – nochmal sein Handicap unterspielen. Das ist die Erfahrungsgrundlage, auf der das Buch Mut machen möchte, trotz aller Erschwerungen auch noch mit 90 und mehr beim Golf zu bleiben.

Manche halten das für gar nicht erstrebenswert, weil sie nur das Frustrierende daran sehen, den Verfall des Körpers, den Verlust von Mitspielern und das Dahinschwinden der Drivelänge. Sie haben vielleicht noch nicht mitbekommen, und es sei deshalb wiederholt, dass wir viel länger jung bleiben als wir meinen, weil das Alter im Gegensatz zu unseren Vorfahren zehn bis 20 Jahre später eintritt. Wir bleiben bis dahin also fit genug und haben es in der Hand, die gewonnenen Jahre lebenswert zu gestalten. Natürlich geht das nicht immer glatt. Beim Autor waren auch Gnadenrunden dabei, und ein Schutzengel war beteiligt, denn inzwischen geht das Handicap durch Altersleiden bedingt wieder aufwärts.

Trotz solcher Schwankungen kann man aber auch im Alter noch leidliches bis gutes Golf spielen, wenn man nur nicht aufgibt. Es gibt viele Supersenioren, die sich nicht beirren lassen, mit ihren Behinderungen gut zurechtkommen und es verstehen, mit Erfahrung und Gelassenheit ihre Probleme zu lösen, so gut es eben geht. Sie sind auch charakterlich reifer geworden, werfen nicht mehr mit Schlägern und behalten auch in schwierigen Lagen ihre Würde. Trotz aller Einschränkungen sind sie durchaus noch fähig, Freude am Golf und am Leben zu haben.

Golfspielen ist auch für nicht mehr ganz Junggebliebene nicht nur möglich, sondern für Vorbeugung, Schadensbegrenzung und manchmal sogar Heilung von Altersleiden sehr nützlich. Die harte Arbeit des lebensverlängernden Konditionstrainings wird beim Golf als Kollateralnutzen unbemerkt absolviert, während wir vermeintlich nur spielend eine Runde drehen.

Allerdings sind Anpassungen nötig, die trotz der Erschwerungen ein effektives Spiel möglich machen. Das geht oft nicht mehr über einen genormten Standardschwung, wie er bei Jüngeren angebracht ist, sondern man muss seinen persönlichen Schwung, der die besonderen Behinderungen der reiferen Jahre ausgleicht, neu entwickeln. Zu spät ist es dafür nie, denn für Golf ist man nie zu alt, und es hält nachgewiesenermaßen ja auch länger jung. Das Buch gibt dazu viele auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und auf den Erfahrungen des unverdrossen weiter golfspielenden Autors basierende Hinweise und Hilfen.