Die Geschichte der Kunst – kurz und bündig

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Der neben Leonardo da Vinci bedeutendste Repräsentant der italienischen Hochrenaissance war der Bildhauer, Maler und Architekt Michelangelo Buonarroti, der 1475 in Caprese (Italien) geboren wurde. Bereits im Alter von 13 Jahren arbeitete er als Assistent in der Werkstatt eines bekannten florentinischen Malers und konnte sich dort zunächst die Grundlagen der Freskenmalerei aneignen. Danach begann er unter dem Patronat des Patriziers Lorenzo de Medici eine Ausbildung in Bildhauerei.


Michelangelo: La Pietà (um 1499)

Stanislav Traykov CC BY-SA 3.0 (20)

Die nächsten Jahre verbrachte Michelangelo in Venedig, Bologna und schließlich in Rom, wo ihm sein Standbild ‚Trunkener Bacchus‘ und die Plastik ‚La Pietà‘ (Petersdom) erstes künstlerisches Ansehen verschafften.


David (1502)

Jörg Bittner Unna CC BY 3.0 (21)

Wieder nach Florenz zurückgekehrt, schuf er die von der florentinischen Wollweberzunft in Auftrag gegebene über 4 m große Monumentalskulptur ‚David‘. Für diese mittlerweile weltberühmte Statue stand ihm lediglich ein verhauener Carrara-Marmorblock zur Verfügung, an dem sich schon 40 Jahre zuvor zwei andere Künstler vergeblich versucht hatten.


Sixtinische Kapelle

Antoine Taveneaux CC BY-SA 3.0 (22)

Im Anschluss daran arbeitete Michelangelo im Auftrag von Papst Julius II. an der Deckenbemalung der unter Papst Sixtus IV. erbauten und nach ihm benannten ‚Sixtinischen Kapelle‘, wo er innerhalb von vier Jahren auf einer Fläche von 520 m2 die Schöpfungsgeschichte in Fresko-Technik darstellte. Diese äußerst anstrengende Arbeit, meist auf dem Rücken liegend und ständig durch herabfallende Mörtelteile beeinträchtigt, hat ihn körperlich enorm beansprucht. 1512 wurde die Sixtinische Kapelle, in der auch das Konklave abgehalten wird, eröffnet und das Meisterwerk enthüllt. Auf dem Deckenfresko sind nahezu 300 Figuren aus der griechischen und römischen Antike sowie Propheten des Alten Testaments abgebildet.


Die Erschaffung Adams

Jörg Bittner Unna CC BY 3.0 (23)

In einem Teilkomplex der Schöpfungsgeschichte ist die ‚Erschaffung Adams‘ zu finden, eines der am häufigsten kopierten Werke.

1534 beauftragte der päpstliche Nachfolger Paul III. den Künstler, als Ergänzungsarbeit zu den Fresken der Sixtinischen Kapelle in derselben Technik auf der Frontwand über dem Altar das 30 m2 große ‚Jüngste Gericht‘ zu malen. Nach siebenjähriger Arbeit wurde das Wandgemälde schließlich der Öffentlichkeit vorgestellt und stieß wegen der darin abgebildeten Akte z. T. auf herbe Kritik.

1547 wurde Michelangelo vom Papst zum leitenden Architekten des Petersdoms ernannt. Die von ihm entworfene, selbsttragende Domkuppel mit einem Durchmesser von 42 m konnte er zwar noch partiell realisieren, doch ihre Vollendung erlebte er nicht mehr.

Michelangelo Buonarroti starb mit 89 Jahren und ging als einer der prominentesten Renaissance-Künstler in die Geschichte ein.

Raffael, 1483 im italienischen Urbino unter dem Namen Raffaello Santi oder Sanzio geboren, erlangte als Maler wegen seiner harmonischen und ausgewogenen Kompositionen und lieblichen Madonnenbilder Berühmtheit. Neben seiner Laufbahn als Maler in Florenz und am päpstlichen Hof in Rom, wo er die Papstgemächer mit Wandgemälden ausschmückte, wurde er noch vor Michelangelo zum Bauleiter des Petersdoms ernannt.


Raffaello de Urbino: Sixtinische Madonna (24)

Eines seiner bedeutendsten Gemälde ist die ‚Sixtinische Madonna‘ von 1512, in dem er neben der Maria mit dem Kind u. a. auch Papst Sixtus II. abbildete. Bekannt geworden ist es vor allem wegen der beiden Puttenfiguren am unteren Bildrand, die als eigenständiges Motiv millionenfach als ‚Raffaels Engel‘ anzutreffen sind.

Albrecht Dürer wurde 1471 in Nürnberg geboren. Nachdem ihm sein Vater das Goldschmiedehandwerk beigebracht hatte, ging er bei einem bekannten Maler in die Lehre. Mit 34 Jahren reiste er nach Italien und erlernte in Bologna das perspektivische Zeichnen.


A. Dürer: Selbstporträt (1500), (26)

Die Detailgenauigkeit seiner Tier- und Menschenbilder, die er auf Papier, Leinwand, Holz und Metall festhielt, wird heute fast nur noch mit fotografischen Mitteln erreicht.


Betende Hände, Tintenzeichnung (1508), (29)

Großes Ansehen erlangte Dürer nicht nur als Maler, sondern auch als Wegbereiter neuer Techniken wie dem Holzschnitt, dem Kupferstich und der Radierung.

Tizian (eigentlich Tiziano Vecellio), um 1489 als Sohn einer wohlhabenden Familie in Venedig geboren, gilt als der führende Vertreter der venezianischen Malerei und einer der Hauptmeister der italienischen Hochrenaissance. Nachdem er sich aufgrund seiner außerordentlichen Begabung schon früh zu einem der gefragtesten Künstler entwickelt hatte, erhielt er mit 25 Jahren seinen ersten staatlichen Auftrag, im großen Ratssaal des Dogenpalastes ein Schlachtenbild anzufertigen. Dieses Gemälde war der Grundstein für seinen zukünftigen Erfolg. Als Karl V., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, auf ihn aufmerksam geworden war, ernannte er Tizian 1533 zum Hofmaler und erhob ihn bald darauf in den Adelsstand. In dieser Zeit porträtierte er hochrangige Persönlichkeiten und stieg auf diese Weise zum gefeierten und hochbezahlten Star auf. Tizian, der im Alter von rund 87 Jahren an der Pest starb, war der erfolgreichste Maler der venezianischen Geschichte.


Tizian: Aktaion und Diana (ca. 1558), (31)

Sein Gemälde ‚Aktaion überrascht Diana beim Bade‘ wechselte 2009 bei einer Versteigerung für über 60 Mio. Euro den Besitzer.


S. Botticelli: Die Geburt der Venus (ca. 1485), (14)

Weitere bekannte Renaissance-Maler waren u. a. Sandro Botticelli,


P. Bruegel d. Ä.: Winterlandschaft mit Eisläufern und Vogelfalle (1565)

Zenodot, GNU FDL (184)

Pieter Bruegel der Ältere (‚Bauern-Brueghel‘),

Lucas Cranach der Ältere und der Jüngere sowie

Hans Holbein d. J., Jan van Eyck und Jacopo Tintoretto.

Der Barock

Der oder auch das Barock ist eine Strömung der europäischen Architektur und Kunst, die von etwa 1600 bis 1770 andauerte. Von Italien ausgehend, verbreitete er sich zunächst in den katholischen Ländern Europas, bevor er sich in abgewandelter Form auch in protestantischen Gegenden durchsetzen konnte.

Die Kunst des Barocks fand ihren stärksten Ausdruck in der Architektur.


Schloss Versailles bei Paris

ToucanWings CC BY-SA 3.0 (32)

Das Zeitalter des Barock wurde von der absoluten Monarchie bestimmt. Sichtbarer Ausdruck des Absolutismus war das weiträumige Schloss, das mit Marmorsäulen, breiten Treppen sowie Wand- und Deckenmalereien ausgestattet war. Alles sollte überwältigend wirken, um zu zeigen, wie mächtig und bedeutend sein Besitzer ist. Ein barockes Schloss (z. B. Versailles bei Paris, Belvedere und Schönbrunn in Wien oder Nymphenburg in München) war nicht nur Wohnsitz, sondern gleichzeitig Zentrum der fürstlichen Macht. Vorbild für die europäischen Höfe war insbesondere das Hofleben von Versailles. Dementsprechend war auch Französisch die allgemein verbreitete Hofsprache.


Stift Melk (33)

Die Sakralarchitektur des Barock (wie beispielsweise das Benediktinerkloster Stift Melk in Niederösterreich) diente der Machtdemonstration der Katholischen Kirche und wurde zum Symbol der Gegenreformation.


Stuck-Dekoration im Passauer Dom (34)

Die Innenräume wurden üppig mit Putten und Gemälden ausgestaltet sowie mit aufwändigen und ornamentreichen Stuckarbeiten dekoriert.

Zu den bekanntesten Stuckateuren im süddeutschen Raum zählen Johann Baptist und Dominikus Zimmermann.

 

Die Maler des Barocks

Kennzeichnend für die Malerei des Barocks waren kontrastreiche Farben und die wirkungsvolle Betonung von Licht und Schatten, wodurch die Gemälde eine ungewöhnliche Lebendigkeit und Ausdrucksstärke bekamen.

Als Begründer der barocken Malerei gelten Caravaggio und Annibale Carracci in Rom.

Caravaggio (als Michelangelo Merisi da Caravaggio in Mailand geboren) entwickelte um 1590 einen Malstil, der nicht nur entscheidend für die Barockmalerei war, sondern auch die bildende Kunst bis ins 19. Jh. beeinflusste. Mit seiner neuartigen Behandlung des Lichts, vergleichbar mit Spots, mit denen bestimmte Bildausschnitte ausgeleuchtet werden, erzielte er extrem kontrastreiche Licht- und Schattenpartien.


Caravaggio: Amor als Sieger (1602), (35)

Eines seiner berühmtesten Bilder ist ‚Amor als Sieger‘. Es zeigt einen jungen verführerischen Liebesgott mit Flügeln, dessen Körper vor dunklem Hintergrund in grellem Licht erstrahlt.

Peter Paul Rubens (1577 – 1640) war neben seiner Tätigkeit als Diplomat der spanisch-habsburgischen Krone einer der berühmten deutschen Barockmaler flämischer Herkunft.


Rubens: Der Raub der Töchter des Leukippos (38)

Der äußerst produktive Künstler schuf mit seinem Team ca. 2.000 Gemälde (davon nur etwa 500 von ihm selbst gemalt), die schon damals sehr hohe Preise erzielten. Von Porträts über Altarbilder bis hin zu Jagdszenen konnte alles in Auftrag gegeben werden. Rubens zog sein Malatelier wie einen kommerziellen Handwerksbetrieb auf und machte daraus ein florierendes Unternehmen. Seine Mitarbeiter ließ er wie am Fließband Kunstwerke produzieren, die er dann am Kunstmarkt zum Verkauf anbot. Auch erkannte er früh, dass der Kupferstich und der Holzschnitt die vielfache Verbreitung seiner Werke ermöglichte. Bei vielen Auftragsarbeiten lieferte er nur noch die Entwürfe, die Realisierung lag dann in den Händen seines Personals. Einer seiner bedeutendsten Assistenten war Jan Brueghel d. Ä. (Sohn von Pieter Brueghel d. Ä.), der wegen seiner minutiös ausgearbeiteten Blumenbilder auch ‚Blumenbrueghel‘ genannt wird.

Die letzten 5 Jahre seines Lebens verbrachte Rubens als wohlhabender Unternehmer auf seinem Landschloss Steen in der Nähe von Antwerpen/Belgien.

Rembrandt Harmenszoon van Rijn (1606 - 1669), vor allem bekannt unter seinem Vornamen Rembrandt, gilt als einer der bedeutendsten niederländischen Barockmaler.


Rembrandt: Die Nachtwache (1642), (41)

Viele seiner rund 350 historischen Werke beeindrucken nach Caravaggios Vorbild durch überhöhte Hell-Dunkel-Kontraste. Neben diesen Gemälden fertigte er etwa 300 Radierungen und 1000 Zeichnungen an. Mit steigender Anerkennung beschäftigte Rembrandt ähnlich wie Rubens auch eine Vielzahl von Kopisten. Letztlich trieben ihn aber trotz guter Einnahmen aus dem Verkauf seiner Bilder sein überzogener Lebensstil und sein Unvermögen in Finanzangelegenheiten in den Konkurs.

Weitere bedeutende Maler des Barocks waren


D. Velázquez: Las Meninas (Die Hoffräulein,1656), (185)

in Spanien der Hofmaler Diego Velázquez mit seinem wohl bekanntesten Gemälde ‚Las Meninas‘ (neben der königlichen Familie bildete sich der Maler selbst im Hintergrund ab),

der aus Griechenland stammende spanische Maler und Bildhauer El Greco [= Der Grieche], der sich hauptsächlich mit religiösen Themen befasste,

in Italien Guido Reni und Giovanni Tiepolo,

sowie in den Niederlanden Jan Vermeer.

Die Barockmusik

Für die Barockmusik sind zwei Merkmale charakteristisch: der sog. ‚Generalbass‘, eine durchlaufende Basslinie, die das harmonische Gerüst der barocken Musik bildet und das ‚Concerto-Prinzip‘, worunter man das Zusammenwirken gegensätzlicher Klangträger wie z. B. Chor und Orchester bzw. unterschiedlicher Musikinstrumente versteht.

Beliebt waren Kompositionsvarianten wie

die ‚Sonata‘ = mehrsätziges Instrumentalstück,

die ‚Suite‘ = eine Abfolge von Tanzsätzen,

das ‚Concerto‘ = Konzert,

die ‚Sinfonia‘ = ein oft aus vier Sätzen bestehendes Orchesterstück ohne Solisten,

die ‚Kantate‘ = mehrsätziges Werk für Gesang mit Instrumentalbegleitung,

die ‚Toccata‘ = Instrumentalstück für Tasteninstrumente,

die ‚Motette‘ = mehrstimmige Chormusik,

die ‚Fuge‘ = eine Verflechtung mehrerer Einzelstimmen,

die ‚Kammermusik‘ = Musik für ein kleines Instrumental-Ensemble und

das ‚Oratorium‘ = ähnlich der Oper, nur mit religiösem Inhalt.

Einer der bekanntesten Musiker des Barocks war der 1685 im thüringischen Eisenach geborene Klavier- und Orgelvirtuose Johann Sebastian Bach. Er wird heute in Fachkreisen als der bedeutendste Komponist aller Zeiten angesehen.


Johann Sebastian Bach (42)

Als Sohn eines Musikers lernte er schon im Kindesalter das Geigenspiel und wurde nach dem frühen Tod seiner Eltern mit 9 Jahren Vollwaise. Die weitere musikalische Betreuung übernahm danach sein 13 Jahre älterer Bruder, Organist an einer Pfarrkirche in Thüringen, der ihm vorrangig das Spielen auf Tasteninstrumenten beibrachte.

1707 trat J. S. Bach eine Stellung als Organist in der Blasiuskirche in Mühlhausen an und schrieb dort seine ersten Kantaten. Anschließend wurde er Hoforganist und Kammermusiker in Weimar, wo er bald zum Konzertmeister aufstieg. Hier komponierte Bach einen Großteil seiner Orgelmusik, seine Cembalo-Toccaten und eine Serie von Kantaten. Ab 1717 arbeitete er als Hofkapellmeister in Köthen. In diese Periode fallen seine sechs Concertos, die als ‚Brandenburgische Konzerte‘ große Bekanntheit erlangten, der erste Teil des ‚Wohltemperierten Klaviers‘ und zahlreiche Vokalwerke. Schließlich übernahm er sechs Jahre später die angesehene Position des Thomaskantors in Leipzig, wo er auch die ‚Johannes- und Matthäuspassion‘ sowie weitere Kantaten und Motetten schrieb.

Johann Sebastian Bach starb 65-jährig in Leipzig.

Nach Bachs Tod gerieten seine Werke jahrzehntelang in Vergessenheit und wurden kaum noch öffentlich aufgeführt. Erst nachdem sich die Komponisten der Wiener Klassik mit Teilen seines Werks befasst hatten, wurde 80 Jahre nach seinem Tod mit der Wiederaufführung der Matthäus-Passion eine Bach-Renaissance eingeleitet.

Neben den oben genannten schuf Bach noch weitere berühmte Werke wie z. B. die ‚h-Moll-Messe‘, das ‚Weihnachtsoratorium‘ (Jauchzet, frohlocket), ‚Die Kunst der Fuge‘ sowie ‚Air auf der G-Saite‘ und das Orgelsolo ‚Toccata und Fuge in D-Moll‘.

https://www.youtube.com/results?search_query=johann+sebastian+bach

Das Hauptwerk des in Halle geborenen und später in London lebenden Barockkomponisten Georg Friedrich Händel (1685 – 1759) umfasst 42 Opern und 25 Oratorien, darunter der ‚Messias‘ (Messiah) mit dem weltbekannten Chor ‚Halleluja‘, ferner Kantaten, Kammer- und Klaviermusikstücke sowie zahlreiche Werke für Orchester. Seine bekanntesten Kompositionen sind u. a. die ‚Sarabande‘ [= eine höfische Tanzform], das ‚Largo‘ aus der Oper ‚Xerxes‘, sowie die ‚Wassermusik‘, eine sog. Freiluftmusik, bei der mitunter 50 Instrumentalisten bei Lustfahrten Königs Georg I. auf der Themse in eigenen Booten musizierend hinter der königlichen Barke herfuhren.

Händel, dessen künstlerisches Schaffen sich auf alle musikalischen Genres erstreckte, war gleichzeitig auch als selbständiger Opernunternehmer tätig.

https://www.youtube.com/results?search_query=Georg+Friedrich+H%C3%A4ndel+

Als weitere bekannte Vertreter der Barockmusik sind noch der deutsche Komponist Georg Philipp Telemann sowie

die italienischen Komponisten Antonio Vivaldi

und Alessandro Scarlatti zu nennen.

Die Schriftsteller des Barocks

In der Literatur schuf Christoffel von Grimmelshausen 1668 mit seinem Schelmenroman ‚Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch‘ ein Werk von Weltrang. Der Autor beschrieb darin sehr detailreich den Dreißigjährigen Krieg sowie die verwilderte deutsche Gesellschaft nach dem Krieg.

In Spanien wurde die Barockliteratur u. a. vertreten durch Miguel de Cervantes (Don Quijote) und

in Frankreich durch Molière, der vor allem durch seine Komödien (Der eingebildete Kranke) bekannt wurde.

Das Rokoko

Das Rokoko, eine Spätphase des Barocks (deshalb oft auch als Spätbarock bezeichnet), ist eine relativ kurze Kunstperiode von etwa 1720 bis 1770, die als übersteigerte Form des Barocks gilt. Ausgangspunkt dieser Entwicklung war wie schon zuvor beim Barock Frankreich. Von dort wurde der Rokokostil in weite Teile Europas getragen.

In der Zeit des Rokoko huldigte man dem Schönheitsideal und brachte dies in Gestalt verspielter Konturen zum Ausdruck. Charakteristisch hierfür sind überbordende Verzierungen an Bauten, Innenräumen und Möbeln. Besonderer Beliebtheit erfreute sich in jener Zeit das erstmals in Europa hergestellte Porzellan.


Schloss Sanssouci Potsdam

Ernstol CC BY-SA 3.0 (44)

Eines der bedeutendsten Bauwerke des Rokoko ist das Hohenzollernschloss Sanssouci [franz.: sans souci = ohne Sorge] in der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam. 1745 ließ der Preußenkönig Friedrich II. nach eigenen Skizzen im Sanssouci-Park ein kleines Sommerschloss im Rokokostil errichten, das rund 100 Jahre später von König Friedrich Wilhelm IV. durch Umbau und Verlängerung der beiden Seitenflügel erweitert wurde.


Das Konzertzimmer von Sanssouci

Janstoecklin CC BY-SA 3.0 (45)

Weitere Paradebeispiele für das Rokoko sind u. a. die Innenausstattung des Konzertzimmers von Sanssouci oder die von Schloss Schönbrunn in Wien.

Der Klassizismus

Im Zeitalter der Aufklärung (ca. 1700 - 1800) widersetzten sich in zunehmendem Maße mündig gewordene Bürger der Bevormundung durch Kirche und Adel. Gegen Ende dieser Ära entstand zwischen rund 1770 und 1840 eine kunstgeschichtliche Epoche, die mit ‚Klassizismus‘ bezeichnet wird.

Die klassizistische Architektur war eine künstlerische Reaktion gegen den vorherigen überschwänglichen Kunststil des Rokoko. In Anlehnung an die antiken Tempel der Griechen und Römer entstanden jetzt wuchtige, blockartige und schmucklose Baukörper mit klarer Linienführung.


Brandenburger Tor, Berlin (um 1855), (46)

Ein Beispiel frühklassizistischer Baukunst ist das 1793 fertiggestellte Triumphtor im Herzen Berlins, das im Auftrag des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. errichtet wurde.

Auf dem Gebiet der Malerei entstanden hauptsächlich Historienbilder, Porträts und idealisierte Landschaften.


J.-L. David: Napoleon (1802), (47)

 

Bedeutende Maler des Klassizismus waren Jacques-Louis David,


J. Tischbein: Goethe in der Campagna (1787), (48)

Johann Heinrich Wilhelm Tischbein,

Jean-Dominique Ingres sowie

Angelika Kauffmann.

Die Wiener Klassik

Die Wiener Klassik ist eine Stilrichtung der europäischen Musik, deren berühmteste Komponisten Haydn, Mozart und Beethoven, die sog. klassische Trias, waren. Die eingrenzende Bezeichnung ‚Wiener‘ Klassik weist lediglich darauf hin, dass die drei genannten Musiker ihren hauptsächlichen Wirkungskreis in Wien hatten.

Charakteristisch für diese Epoche waren neue Formen der Instrumentalmusik wie Solokonzert, Sinfonie und Streichquartett sowie die Vergrößerung des Orchesters mit dem daraus resultierenden Orchesterklang. Zur Verbreitung und Finanzierung dieser Musik trug nicht nur der habsburgische Hof als Kunstförderer bei, sondern mit steigender Tendenz auch das betuchte Bürgertum. Schließlich wurde die ‚klassische‘ Musik einem immer größer werdenden Publikum zugänglich.

Einer der bedeutenden Vertreter dieser Musikrichtung war der 1732 in Niederösterreich geborene Joseph Haydn. Musikalisch hochbegabt, wirkte der elfjährige Joseph bereits als Chorsänger im Wiener Stephansdom mit. Im Anschluss an seine Klavier- und Violinausbildung war er zunächst einige Jahre als freischaffender Musiker tätig, dirigierte ein kleines Orchester und komponierte erste Symphonien und Streichquartette. Seine berufliche Laufbahn führte ihn 1761 auf den Landsitz der steinreichen ungarischen Magnatenfamilie Esterházy, wo er als Hofmusiker bald die Leitung des Orchesters und der Oper übernahm und zum 1. Kapellmeister aufstieg. Während der fast 30 Jahre, die Haydn im Hause Esterházy arbeitete, produzierte er bis zur Auflösung des Orchesters eine Vielzahl von Kompositionen und zog danach als inzwischen überaus bekannter Komponist nach Wien. Dort stürmte das Publikum seine Konzerte, sodass er als gefeierter Star schnell Ruhm und Vermögen erwarb.

In diesen Jahren stand Haydn auch in regem Gedankenaustausch mit dem jungen Mozart, mit dem ihn bald eine enge Freundschaft verband. In einer Art Vater-Sohn-Beziehung musizierten die beiden zusammen und inspirierten einander.


Joseph Haydn (1791), (49)

Ab 1795 komponierte Haydn seine großen oratorischen Werke und viele Streichquartette, darunter das berühmte ‚Kaiserquartett‘, das er für den habsburgischen Kaiser Franz II. komponierte (Gott, erhalte Franz, den Kaiser!). Nach dem Ende der Habsburger Monarchie wurde die Hymne 1841 mit dem eigens hierfür geschaffenen Text des ‚Liedes der Deutschen‘ von Hoffmann von Fallersleben unterlegt und dient heute mit dessen dritter Strophe als Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland.

Seine letzten Lebensjahre verbrachte Joseph Haydn sehr zurückgezogen in Wien, wo er mit 77 Jahren starb.

Haydn gilt als der führende Vertreter der Wiener Klassik und wird heute traditionell als Vater der Sinfonie und des Streichquartetts angesehen. Für die Nachwelt hat er ein umfangreiches musikalisches Erbe hinterlassen: Über 100 Sinfonien (z. B. die ‚Symphonie mit dem Paukenschlag‘), über 80 Streichquartette (darunter das ‚Lerchenquartett‘), viele Solokonzerte für Klavier, Violine und Cello, Sonaten, Kammermusikstücke, Opern und Oratorien (wie z. B. ‚Die Jahreszeiten‘) u. v. m.

https://www.youtube.com/results?search_query=joseph+haydn

Eine zentrale Figur der klassischen Trias war der 1756 in Salzburg geborene Wolfgang Amadeus Mozart. Er besaß das absolute Gehör und wurde schon früh von seinem Vater, einem Violinlehrer, unterrichtet. Eine Schule besuchte er nie. Mit drei Jahren fing er an, Klavier zu spielen, mit vier erlernte er das Geigenspiel und bereits als 5-jähriger gab er sein erstes öffentliches Konzert. Ab seinem 6. Lebensjahr war die Familie dann fast nur noch auf Reisen und der kleine Wolferl spielte zusammen mit seiner ebenso musikalisch begabten und fünf Jahre älteren Schwester Maria Anna (Nannerl) an fast allen europäischen Fürstenhöfen. Mit 12 Jahren hatte das Wunderkind schon 3 Opern, 6 Sinfonien und Hunderte kleinerer Werke komponiert und wurde bald nicht nur als bedeutender Pianist, sondern auch als großer Komponist gefeiert.

Eine finanziell gesicherte Anstellung erhielt er erstmals 1772, als er die Stelle eines Konzertmeisters bei Fürsterzbischof Graf Colloredo antreten konnte, die er allerdings wieder nach fünf Jahren wegen div. Auseinandersetzungen mit dem Grafen aufkündigte. Anschließend arbeitete Mozart in Wien als freischaffender Komponist und hielt sich mit Konzerten und als Musiklehrer mehr oder weniger über Wasser. Schließlich machte er bei einer seiner Konzertreisen die Bekanntschaft mit Constanze Weber, die er später heiratete.


Wolfgang Amadeus Mozart (1780), (50)

Mit 23 Jahren wurde Mozart als Hoforganist und Konzertmeister nach Salzburg berufen, wo er neben einigen Opern und Sinfonien auch die Oper ‚Die Entführung aus dem Serail‘ komponierte, die zum überwältigenden Erfolg werden sollte. In dieser Zeit machte er die Bekanntschaft mit Joseph Haydn, aus der eine freundschaftliche und musikalische Beziehung entstand. Im Jahr 1786 schuf Mozart die Oper ‚Die Hochzeit des Figaro‘ und im Folgejahr den ‚Don Giovanni‘, die beide großen Beifall ernteten. Daraufhin wurde er von Kaiser Joseph II. zum Kammerpianisten ernannt. Als Komponisten und Kapellmeister bei Hofe bevorzugte man jedoch nach wie vor den in Wien ansässigen Italiener Antonio Salieri.

Für damalige Verhältnisse verdiente Mozart buchstäblich viel Geld und veranstaltete gerne ausgedehnte Partys. Zu seinem Leidwesen konnten aber weder er noch seine Frau mit Geld richtig umgehen, sodass sich die beiden in einer ständigen finanziell prekären Lage befanden. Um seine monetäre Schieflage und die immer weiter anwachsenden Schulden in den Griff zu bekommen, unternahm Mozart ausgedehnte Musikreisen durch Deutschland und komponierte nebenher solch Meisterwerke wie die Oper ‚Cosi fan tutte‘ oder ‚Die Zauberflöte‘ (mit dem Gesangssolo ‚Königin der Nacht‘).

1791 erkrankte Mozart und starb bald darauf im Alter von nur 35 Jahren mittellos und verarmt in Wien. Nachdem seine desolate Finanzlage ein normales Begräbnis nicht zuließ, musste der große Komponist in einem Massengrab beerdigt werden.

Wolfgang Amadeus Mozart hatte ein so unglaublich musikalisches Gedächtnis, dass er Musikstücke bereits nach nur einmaligem Hören sofort nachspielen konnte. In seinem kurzen Leben hatte der Meister der Wiener Klassik etwa 50 Sinfonien (darunter die ‚Sinfonie Nr. 40 in G-Moll‘) komponiert, über 20 Klavierkonzerte, fünf Violinkonzerte, eine Fülle weiterer Musikstücke und nicht zuletzt eine Reihe großer Opern.

https://www.youtube.com/results?search_query=wolfgang+amadeus+mozart

Ludwig van Beethoven ist neben Haydn und Mozart der dritte im Bunde der klassischen Trias. Er gilt nicht nur als Klassiker, sondern auch als einer der Wegbereiter der Romantik.

Beethoven wurde 1770 in Bonn geboren. Schon sein Großvater war Hofkapellmeister und der Vater Sänger am Hofe des Kurfürsten in seiner Heimatstadt. Um seine musikalische Ausbildung kümmerte sich hauptsächlich der Musikwissenschaftler Neefe, der Beethoven in Orgel, Klavier, Viola und Komposition unterrichtete. Als Ludwig 12 Jahre alt war, hatte sein oft betrunkener Vater die Familie so weit in den Ruin getrieben, dass er als Gehilfe seines Musiklehrers und als kurfürstlicher Hilfsorganist zu deren Lebensunterhalt beitragen musste.

Sein außergewöhnliches musikalisches Talent erregte bald auch die Aufmerksamkeit von Joseph Haydn, der ihn nach Wien einlud und ihn dort etwa ein Jahr lang in Kompositionslehre ausbildete. Im Jahre 1800 gab Beethoven sein erstes eigenes Konzert mit selbstkomponierten Werken und stieg in nur kurzer Zeit als Klaviervirtuose und angesehener Komponist zum Publikumsliebling auf, der bald mehr verdiente als alle seine Musikerkollegen.


Ludwig van Beethoven (1820), (51)

Mit etwa 25 Jahren ließ Beethovens Gehör zunehmend nach, wobei seine anfängliche Schwerhörigkeit trotz intensiver ärztlicher Bemühungen schrittweise bis zur völligen Taubheit führte. Für Beethoven war dies eine traumatische Erfahrung, die ihn fast an den Rand des Selbstmords trieb. Schließlich konnte er sich als 50-jähriger nur noch schriftlich mit Hilfe sog. Konversationshefte mit seinem Gegenüber verständigen. Immer mürrischer werdend und zu ausufernden Zornesausbrüchen neigend hauste er jetzt in einem verfallenen Haus bei Wien und zog sich immer mehr aus seinem Umfeld zurück. Trotz alledem blieb seine musikalische Vorstellungskraft ungebrochen, wenngleich er seine Werke nur noch innerlich hören konnte. Seine Aufführungen dirigierte er zwar nach wie vor selbst, den Applaus hierfür konnte er aber nur noch visuell wahrnehmen.

Als Ludwig van Beethoven im Alter von 56 Jahren starb, blieben am Tag seiner Beerdigung alle Wiener Schulen geschlossen und 20.000 Menschen geleiteten ihn auf seinem letzten Weg.

Seine Werke wie z. B. die 9 Sinfonien, darunter Eroica, die Fünfte (Schicksalssinfonie), die Sechste (Pastorale), die Siebte, die Neunte (über Schillers Ode ‚An die Freude‘), fünf Klavierkonzerte, ein Violinkonzert, eine Oper (Fidelio), viele Kammer- und Klaviermusikstücke (Mondscheinsonate - Für Elise), Orchesterwerke usw. sichern Beethoven einen Platz unter den weltweit bedeutendsten Komponisten.

https://www.youtube.com/results?search_query=Ludwig+van+Beethoven+

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