Faszination Outdoor-Küche

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3. Feuertypen

3. Feuertypen


„Wir machen ein kleines Feuer, setzen uns dicht dazu und halten uns warm, die Weißen machen ein großes Feuer und halten sich warm, indem sie nach Brennholz rennen.“

Indianisches Sprichwort

Leider saßen und sitzen wir während unserer Arbeit oder privat immer wieder selbst an Lagerfeuern, deren ursprünglicher Nutzen irgendwann verloren ging, da das Feuer meist zu groß, selten zu klein und oft viel zu lang brennt.

Wir plädieren daher dafür, im Vorfeld für sich einige Fragen zu beantworten, um die Wahl des geeigneten Feuertyps treffen zu können:

 Benötigen wir das Feuer als Lichtquelle, Wärmequelle oder Kochstelle?

 Wieviele Personen sollen um das Feuer sitzen oder arbeiten?

 Wieviel und welches Brennholz steht uns zur Verfügung, ohne „Raubbau“ an der Natur zu betreiben?

 Wieviel Zeit und Material steht uns zur Verfügung, um die Feuerstelle anzulegen?

Im Folgenden stellen wir eine kleine Auswahl von Feuertypen vor, die eine geeignete Antwort auf die gestellten Fragen geben können. Manchmal macht es auch Sinn zwei Feuertypen nebeneinander zu verwenden, da wir Glut zum Kochen und eine Flamme als Lichtquelle benötigen.

In der Rezeptesammlung (Kapitel 9) weisen wir übrigens auch auf den Feuertyp hin, den wir für die Zubereitung des entsprechenden Gerichts empfehlen würden.

3.1 Das Sternfeuer


Dieses Feuer erhielt seinen Namen durch die sternförmige Anordnung des verwendeten Brennholzes.

Um ein Sternfeuer zu entfachen, legen wir mehrere kleine, nicht zu dicke Äste sternförmig über das Feuernest, 3 so dass sich lediglich die Astspitzen entzünden. Droht das Feuer zu klein zu werden oder gar auszugehen, schieben wir die brennenden Äste von außen nach.

Um der Flamme den „Sprung“ aus dem Feuernest auf die Astspitzen zu erleichtern, empfiehlt es sich, diese vorher mit einem scharfen Messer oder einer Axt anzuspitzen.

Verwendetes Brennmaterial:

Zumeist Äste von Nadelhölzern, deren Dicke die eines Unterarms nicht überschreiten sollten. Andernfalls die Äste nochmal spalten.

Vorteile:

 relativ leicht und schnell zu entzünden

 geringer Holzverbrauch, da lediglich die Spitzen brennen

 durch „Nachschieben“ oder „Rausziehen“ der Äste einfach zu regulieren

 schnell einsatzbereit, um darauf zu kochen

 schnell und einfach zu löschen

Nachteile:

 relativ kleine Feuerfläche

 bei nassem oder feuchtem Holz manchmal sehr starke Rauchentwicklung

 bei Kochen in der Dunkelheit schlecht als Hitze- und Lichtquelle zu nutzen

Fazit:

Das Sternfeuer ist ein sehr vielseitig einsetzbarer Feuertyp. Da der Wechsel zwischen Flamme und Glut leicht zu regulieren ist, eignet es sich sowohl zum Braten/Schmoren in der Pfanne, als auch zum Kochen mit dem Hordentopf am Dreibein. Bei der Verwendung als Glutfeuer bietet das Sternfeuer jedoch eine relativ kleine Glutfläche, sodass es selten von mehr als zwei KöchInnen gleichzeitig genutzt werden kann.


Foto:Sternfeuer mit Topf

3.2 Das Zeltfeuer


Das Zeltfeuer, auch Tipi-Feuer genannt, erhielt seinen Namen von den verwendeten Ästen und Stöckchen, die zeltförmig über dem Feuernest gegeneinander gelehnt werden.

Um ein Zeltfeuer zu entfachen, lehnen wir einige etwa daumendicke Äste so aneinander, dass ein Aufbau entsteht, der dem Gestänge eines Indianertipis ähnelt. Anschließend beginnen wir, die bestehenden Lücken durch Anlegen etwa bleistiftdicker Stöckchen zu schließen. An der dem Wind zugewandten Seite lassen wir jedoch eine kleine Öffnung, durch die wir nun das Feuernest in das entstandene Zelt stopfen und entzünden.

Die Flammen springen üblicherweise zügig auf das Zelt über und das Feuer beginnt sehr heiß und mit hoher Flamme zu brennen. Da das Zelt sehr bald durch die Flammen in sich zusammenstürzen wird (oder seitlich „wegkippt“ – Vorsicht!), ist es wichtig, dass wir bereits im Vorfeld genügend Brennmaterial an die Feuerstelle gebracht haben. Ansonsten beginnt jetzt die Hektik und das eilige Laufen nach Feuerholz!

Verwendetes Brennmaterial:

Zum Aufbau des Tipis daumen- bzw. bleistiftdicke Nadelhölzer, als weiteres Brennmaterial können alle Brennmaterialien verwendet werden. Diese sollten wir möglichst früh zum Trocknen ringförmig um das brennende Tipi legen oder in einem weiteren, größeren Zelt darüber aufrichten.

Vorteile:

 relativ leicht und schnell zu entzünden

 brennt schnell mit hoher Flamme (Grillen am Stock, Klamotten trocknen o.Ä.)

 Holzreserve kann gut am Rand getrocknet werden

 Glutfläche kann beliebig groß gestaltet werden

 gibt eine gute Lichtquelle für Vorbereitung der Zutaten

Nachteile:

 relativ langes Flammenfeuer nötig, bis die Glut genutzt werden kann

 brennt anfangs oft zu hoch, um in der Nähe davon zu kochen

 Gefahr von unkontrolliertem Funkenflug, wenn ein (zu großes) Tipifeuer „einstürzt“

 durch den schnellen Erfolg eines großen und hellen Feuers sind TeilnehmerInnen oft schwer zu motivieren sich nochmals auf die Suche nach Feuerholz zu begeben.Tipp: Das Zeltfeuer erst entfachen, wenn ausreichend Holz gesammelt ist, um das Feuer auch nach dem Einsturz des „Zelts“ zu nähren

Fazit:

Der „klassische“ Feuertyp ist eigentlich niemals verkehrt und für alle Gelegenheiten einzusetzen, wenn man etwas Zeit hat.

Der Moment, in dem das „Zelt“ einstürzt, sollte von der verantwortlichen Person im Auge behalten werden (brennendes Material außerhalb der Feuerstelle, Funkenflug, Ersticken der Flammen, …).


Foto: Zeltfeuer im Schnee

3.3 Das Kastenfeuer


Von den bisher Genannten dürfte das Kastenfeuer im Outdoor-Alltag wohl am wenigsten gebräuchlich sein, da es einiges an Zeit beansprucht. Seinen Namen erhielt dieses Feuer durch seine prägnante Kastenform. Hüfthoch aufgeschichtet ist es uns auch unter dem Namen „Altarfeuer“ bekannt.

Bei einem Kastenfeuer werden zwei dicke Holzscheite parallel und in Windrichtung in die Feuerstelle gelegt. Sie bilden die sogenannten Auflager für die später folgenden Holzscheite. Da das Auflager möglichst lange bestehen bleiben soll, schadet es nicht hierfür grünes oder feuchtes Holz zu verwenden. Zwischen diesen beiden dicken Holzscheiten entzünden wir ein kleines Zeltfeuer, das wir, nachdem es ordentlich angefacht ist, in die Länge ziehen. Über dem Feuer schichten wir anschließend mehrere Lagen dicker Holzscheite zu der, bereits oben erwähnten, Kastenform auf (Lagen über Kreuz legen!).

Wichtig ist, dass die aufgelegten Scheite das Feuer nicht „erdrücken“ und genügend Zugluft unter die Scheite gelangt. Auf diese Weise erhalten wir nach einiger Zeit ein nach allen Seiten stark wärmendes Feuer.

Verwendetes Brennmaterial:

 für das Zeltfeuer: ein Feuernest und kleinere Äste

 für das Kastenfeuer: 2 große, möglichst feuchte Auflagerhölzer, große Holzscheite aus Nadel- oder Laubholz

Vorteile:

 nach einiger Zeit enorme Hitzeentwicklung

 nach dem Durchbrennen der Scheite sehr viel Glut

 lang anhaltende Glut

 Kochmöglichkeit für mehrere Personen gleichzeitig

Nachteile:

 relativ hoher Brennholzverbrauch

 lange Zeit, bis die Scheite durchgebrannt sind

 anfänglich oft starke Rauchentwicklung (wenn das Holz nicht völlig trocken ist)

 aufgrund der großen Hitze Schüren des Feuers nur noch mit Eisenschaufel o.Ä. möglich

Fazit:

Das Kastenfeuer ist eine ideale Möglichkeit, um mit mehreren Pfannen und Töpfen gleichzeitig an einer Feuerstelle zu arbeiten. Der große Gluthocker ist auch ideal, um Lehm- oder Salzteigkugeln ordentlich einzugraben.

Da das Kastenfeuer aber einiges an Zeit erfordert, ist es meist nur relevant, wenn der Aktionsinhalt für sich gesehen werden kann oder wenn man für das eigentliche Vorhaben sowieso ein großes Feuer benötigt. Ein Beispiel dafür wäre das Erhitzen von Steinen für eine Schwitzhütte. Aufgrund seiner hohen und lang anhaltenden Hitzeentwicklung ist es auch ein ideales „Winterfeuer“.

 

3.4 Das Grubenfeuer


Beim Grubenfeuer handelt es sich, wie der Name schon sagt, um ein Feuer, das in einer Grube entzündet wird. Das Feuer ist dadurch vor Wind geschützt und strahlt seine Wärme lediglich nach oben ab. Ein Luftkanal in Windrichtung sorgt für ausreichende Sauerstoffversorgung und kann bei Bedarf wieder verschlossen werden.

Falls wir keine natürliche Geländeformation vorfinden, die uns dafür dienen kann, heben wir eine ca. 30 cm tiefe Grube mit einem Spaten aus. Die ausgestochene Grasnarbe heben wir vorsichtig ab, verwahren sie an einem schattigen Platz in der Nähe, wässern sie gelegentlich, um beim Verlassen der Feuerstelle die Grube wieder mit der ursprünglichen Bodenvegetation bedecken zu können. Die Ränder der Grube können wir mit feuchten oder nassen Holzstücken „auskleiden“, auf diese Weise werden sie mit der Zeit getrocknet und wir verhindern ein Nachrutschen der Grubenränder. Sollte der Boden der Grube sehr nass sein, können wir ihn mit Kies oder kleinen Steinen aus der Umgebung bedecken, um ein „Absaufen“ des Feuers zu verhindern.

In Windrichtung der Grube legen wir einen Windkanal an, der die Sauerstoffversorgung unseres Feuers sicherstellt und eine unnötige Rauchentwicklung verhindert. Dieser Kanal gleicht einer etwa handbreiten Rampe, die vom Boden der Grube zur Oberfläche verläuft.

Ist der Wind zu stark oder wird das Feuer nicht mehr benötigt und wir wollen die Glut für das Frühstück am nächsten Morgen aufbewahren, verschließen wir den Windkanal mit einem Stein oder etwas Erde.

Im Gebirge oder auf steinigen Kiesbänken von Flüssen kann der Effekt eines Grubenfeuers auch erzielt werden, indem wir Steine zu einem etwa 30 cm hohen Ring aufschichten und die Ritzen mit nassem Sand oder Erde verschließen. In Windrichtung lassen wir wiederum einige Schlitze frei.

Verwendetes Brennmaterial:

 nicht zu dicke Äste und Stöckchen von Nadel- oder Laubhölzern

 Holz so kürzen, dass beim Kochen kein Brennmaterial über den Rand der Grube herausragt

Vorteile:

 Hitze strahlt sehr fokussiert nach oben ab

 nahes und langes Arbeiten direkt am Feuer möglich

 Feuer gut vor Wind geschützt

 die Flammen sind nicht besonders weit sichtbar

 die Feuerstelle ist gut gegen das Verblasen von Glutresten gesichert

Nachteile:

 lange Bauzeit für die Grube

 bei Inversionswetterlage (die Luft drückt den Rauch nach unten) kommt das Feuer nur schlecht in Gang

 in feuchten Gegenden oder Gebieten mit hohem Grundwasserspiegel ist der Boden der Grube oft sehr feucht/nass

Fazit:

Beim Grubenfeuer handelt es sich um ein gutes Kochfeuer, da die Hitze lediglich nach oben abstrahlt und die Beine und Knie der KöchInnen nicht in Bedrängnis bringt. Die abgestrahlte Wärme kann nahezu vollständig für die Zubereitung der Speisen verwendet werden und liefert somit eine gute „Energiebilanz“. Lediglich die zeitaufwendige Anlage der Feuerstelle oder die Bodenbeschaffenheit verhindert manchmal die Verwendung dieses Feuertyps. Da das Grubenfeuer kaum Licht und Wärme in seine Umgebung abstrahlt, ist oft ein weiteres Feuer als Licht- und Wärmefeuer für die KöchInnen und die Gruppe nötig.

3.5 Die Baumfackel


Bei der Baum- oder Schwedenfackel handelt es sich um keine „klassische“ Feuerstelle, sondern um eine Technik, einen Baumstamm zu präparieren und zu entzünden. Baumfackeln erfreuen sich in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit und sind in Miniaturformat fast in jedem Baumarkt zu kaufen. Sie eignen sich nur bedingt zur Zubereitung von Speisen, erzeugen aber schnell eine angenehme, gemütliche Atmosphäre. Ideal ist ihre Verwendung als Wärmequelle im Winter, wenn ein reguläres Feuer im Schmelzwasser der Schneedecke erlöschen würde. Noch einen kleinen Topf Tee, Glühwein oder eine Pfanne Maroni oben drauf gestellt, und wir haben einen gemütlich warmen Pausenplatz während einer Winteraktivität geschaffen. Der Bau einer Baum- oder Schwedenfackel bedarf jedoch eines professionellen Umgangs mit der Motorsäge und ist für Kinder und Jugendliche nicht geeignet! Wir empfehlen daher, die Fackeln bereits im Vorfeld anzufertigen oder anfertigen zu lassen.

Benötigtes Material:

Neben einer Motorsäge (es geht auch mit einer Handsäge, dies ist aber äußerst mühsam!), einem Hammer und einem Stemmeisen benötigen wir einen halbwegs trockenen, ungefähr tischhohen Holzstamm mit einem Durchmesser von 20 – 30 cm. Wichtig ist beim Verhältnis der Höhe zum Durchmesser lediglich, dass die Fackel auch sicher steht und nicht umkippt!

Zum Entzünden der Fackel empfehlen wir eine Kerze oder unsere selbstgefertigten Grillanzünder (vgl. Seite 35)

Verwendetes Holz:

 Nadelhölzer (sind leichter zu bearbeiten)

 Laubhölzer (brennen länger)

Bauanleitung:

Den Baumstamm vollständig entasten und eventuell schälen. Den Stamm dreimal mit der Motorsäge sternförmig der Länge nach etwas über die Hälfte einschneiden. Etwa 10 cm freilassen und anschließend den Stamm in der Flucht der Schnitte mit der Schwertspitze ein- bzw. durchstechen. Die Stiche enden ca. 10 cm vor dem Ende des Stammes (dem Boden der Fackel), werden aber innen bis zu den 3 Längsschnitten durchgestoßen, um einen Kamineffekt zu erzeugen. Der nicht eingeschnittene Teil des Stammes dient der Stabilisierung, so dass die Fackel nicht zerfällt.

Steht keine Motorsäge zur Verfügung, können die Längsschnitte auch mit der Hand gesägt werden. Die Säge sollte dabei mehrmals auf und ab geführt werden, um die Schnitte zu verbreitern (verbesserter Luftzug!). Die „Durchstiche“ der Motorsäge können mit einem Stemmeisen herausgearbeitet werden, was allerdings äußerst mühsam ist. Statt der Durchstiche können die 3 sternförmigen Längsschnitte auch fast bis zum Boden der Fackel (mind. 10 cm stehen lassen!) durchgezogen werden, dann haben wir jedoch öfter ein frühes „Auseinanderbrechen“ der Fackel erlebt.

Die Fackel auf einen ebenen Untergrund stellen und mit dem Stemmeisen die oberen Schnitte etwas ausnehmen, so dass die Fackel auch noch gut zieht, wenn ein kleiner Topf darauf steht. Je nachdem wie breit die Durchstiche ausgefallen sind, können wir auch einen davon mit dem Stemmeisen etwas ausarbeiten. Diese Seite drehen wir anschließend in Windrichtung, um den Kamineffekt zu unterstützen.

Zum Entzünden der Fackel stecken wir unsere selbstgefertigten Grillanzünder in die Durchstiche. Zusätzlich können wir von oben noch etwas flüssiges Wachs in die Schnitte laufen lassen. Fertig!

VORSICHT ! Wir möchten an dieser Stelle nochmal darauf hinweisen, dass die oben beschriebenen Arbeiten nur von Personen durchgeführt werden dürfen, die entsprechende Erfahrungen/Ausbildungen im Umgang mit einer Motorsäge besitzen und die entsprechende Schutzbekleidung tragen. Großes Verletzungsrisiko!

Vorteile:

 schöne Lagerfeuerromantik im Hochformat

 es wird wenig Bodenfläche verbrannt

 gute Wärmequelle, da die Glut nicht nur am Boden ist, sondern im kompletten Stamm verläuft

 „ertrinkt“ nicht leicht im nassen Boden (Schnee)

Nachteile:

 viel Vorbereitungsarbeit

 Herstellung bedarf handwerkliches Können (Verletzungsrisiko!)

 ist nur bedingt zum Bau mit TeilnehmerInnen geeignet

 bietet wenig Möglichkeit zum Kochen

Eine schöne Möglichkeit ist jedoch das Zubereiten von heissen Maroni auf der fertigen Baumfackel.

3.6 Rund um’s Feuer

„In der Ruhe liegt die Kraft!“

Selten lässt sich dieses Sprichwort so eindrucksvoll unter Beweis stellen wie beim Entfachen eines Feuers. Selbst wenn es uns noch so drängt, mit dem Kochen zu beginnen oder die nasse Kleidung zu trocknen, jede Minute, die wir in der Vorbereitung zu wenig investieren, verbraucht später um ein Vielfaches mehr Zeit oder bringt die kleine Flamme zum Ersterben.

Wir sollten uns also alles Notwendige bereitgelegt haben, bevor wir das Feuer entzünden, um uns eine spätere, lästige Rennerei zu ersparen. Zusätzlich kann man bereits im Vorfeld einige Vorbereitungen treffen, die man zur Arbeitserleichterung aus dem Rucksack zaubert, wenn’s drauf ankommt.

3.6.1 Vorbereitung

 Feuerzeug und Streichhölzer gegen Nässe immer in Plastiktüte einwickeln (ist uns mit der Zeit zur Gewohnheit geworden).

 Im Vorfeld Birkenrinde sammeln und in kleinem Tütchen mitnehmen.Hat kaum Gewicht, erleichtert aber das Entfachen eines Feuernests bei Nässe ungemein.

 Ein paar Tampons haben wir auch immer im Gepäck.

Wenn man die wasserdicht eingepackte Zellulose auseinanderzupft, ergibt das ein wunderbares Brennmaterial zum Anfachen eines Feuers.

Herstellen selbstgemachter Grillanzünder aus Wachs und Sägemehl:


Benötigtes Material:

 Kerzenreste

 einen alten Topf

 möglichst feines Sägemehl (Schreinerei, Pferdehof, zur Not selbst raspeln)

 zwei Holzbrettchen

 einen Löffel

 ein Messer

Herstellung:

Wir erhitzen die Kerzenreste im Topf bis diese schmelzen und rühren anschließend so lange Sägemehl unter, bis dieses alles Wachs aufgesogen hat und eine teigige Masse entsteht. Mit einem Löffel geben wir die „Wachs-Holzmehl-Masse“ auf eines der Brettchen, lassen das Ganze ein wenig auskühlen und pressen anschließend das andere Brettchen so oben drauf, dass wir eine ca. 1 cm dicke Platte erhalten. Die ausgehärtete Platte schneiden wir mit dem Messer in die gewünschte Größe und lagern die fertigen Grillanzünder in einer Plastiktüte. Wir haben unsere letzten Grillanzünder mal probeweise in die direkte Sonne gelegt und waren erstaunt, wie wenig sie geschmolzen sind, trotzdem würden wir eine möglichst schattige Verwahrung im Gepäck empfehlen.

3.6.2 Metaphern

„Alle […] Anzündhilfen, wie Brennglas, Luntero, Feuerstein und Stahl, MagnesiumFeuerstarter oder gar Feuerbohrer sind eine Spielerei. Wer nicht dazu imstande ist, seine Streichhölzer trocken zu halten oder auf sein Feuerzeug aufzupassen, der wird erst recht nicht geschickt genug sein, um nur mit zwei Holzstückchen ein Feuer zu entzünden!…“ (Höh, Rainer, 2000)

Auch wenn wir diesem Plädoyer von Rainer Höh grundsätzlich beipflichten, haben wir doch stets Magnesium-Starter im Gepäck.


Foto: Feuer mit Feuerstein

Eine, auf diese Weise „erarbeitete“, Flamme macht uns und unseren TeilnehmerInnen während erlebnispädagogischer Projekte die archaische Bedeutung des Feuers eindrucksvoll bewusst und erleichtert uns den Einstieg in die Arbeit mit Metaphern:

 Wärme, Schutz, Geborgenheit

 Reinigungsrituale, Mystik, Religion

 Mutproben

 Grundbedürfnisse (Bedürfnispyramide)

 Anthropologischer Versammlungsplatz

 Fortschritt, Entwicklung, etc.

Besonders bei der Outdoor-Küche mit Jungen und jungen Männern bewährt sich die Kombination mit Feuermachen durch entsprechende Arbeitshilfen. Appelliert das Feuermachen an die scheinbar männlichen Instinkte, sieht Stephen Bacon seinen Archetyp der „Mutter“ gerade beim Kochen besonders angesprochen. Er ruft dazu auf, „die Teilnehmer dazu anzutreiben, der Mutter in ihrer Fülle gegenüberzutreten“, was bei männlichen Jugendlichen besonders wichtig sei, deren Fähigkeiten, mütterliche Qualitäten auszudrücken, notorisch unterentwickelt seien. (Bacon in der Übersetzung von Schödlbauer, 1998).

 

Genauso gut lassen sich Anzündhilfen aber auch in gemischt-geschlechtlichen Projekten einsetzen. Bei einem erlebnispädagogischen Projekt vor einigen Jahren, in dem die TeilnehmerInnen den Anforderungen an Tom Hanks in dem Film „Cast away“ aktiv begegneten, bildeten das Anfachen eines Feuers und das Zubereiten von Speisen neben dem Bau eines Floßes die zentralen Aufgaben.

3.6.3 Für den Notfall

Neben der speziell abgestimmten Erste-Hilfe-Ausrüstung (vgl. Seite 48), sollte man bei der Outdoor-Küche auch stets auf das Löschen außer Kontrolle geratener Feuerstellen vorbereitet sein.

Hierzu gehört, dass stets ein geeignetes Löschmittel bereitgehalten wird! Meist reicht für den ersten Moment ein Eimer Wasser, der zugleich zum groben Reinigen der Hände benutzt werden kann. Dieses erste, gezielte Löschen sollte ausreichen, um Zeit für ein weiteres, planvolles Vorgehen zu gewinnen (Gluthaufen auseinanderziehen und löschen, Boden im Umkreis der Feuerstelle wässern, Inkrafttreten des eigenen Notfallplans).

ACHTUNG ! Brennendes Fett oder Wachs nicht mit Wasser löschen!!

Da Fett oder Wachs sich erst bei mehreren 100 °C entzünden, verdampft dazugegebenes Wasser blitzschnell. Da das Wasser jedoch einige Sekundenbruchteile benötigt, um im heißen Fett oder Wachs zu verdampfen, dringt es vorher unter die Oberfläche ein, bevor es explosionsartig sein Volumen um mehr als das tausendfache vergrößert und dabei brennendes Fett oder Wachs meterweit herausschleudert. Man spricht in diesem Fall von einer Fettexplosion!

In diesen Fällen darf lediglich durch den Entzug von Sauerstoff (Deckel drauf, mit Sand überdecken) oder mit einem speziell dafür geeigneten Feuerlöscher der Brandklasse F gelöscht werden. Die deutsche Berufsgenossenschaft Nahrung und Gaststätten rät auch von der Verwendung einer Löschdecke ab, da sich diese eventuell mit kondensiertem Fettdampf vollsaugen und wie ein Docht durchbrennen kann.

Bei größeren und längeren „Lagerküchen“ sollte ein geeigneter Feuerlöscher obligatorisch sein.


Foto: Notfall

3 Feuernest = ein kleines „Nest“ aus leicht entflammbaren Materialien, wie Reisig, Birkenrinde, Stroh, Flechten, Späne oder ähnlichem. Das Feuernest bildet meist das anfängliche Zentrum eines jeden Feuertyps.