Louisianas Eskorts

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Die jungen Männer gaben sich bestens gelaunt der Reihe nach die „hohe Fünf”. Nun würden sie besseren Zeiten entgegengehen und sich von der Abhängigkeit der Geldbörsen ihrer Eltern lösen können. Für Michael würde es schlicht und endlich die Freiheit bedeuten.

*

Bevor sie aus ihrem Porsche Carrera ausstiegen, den sie zuvor auf Hochglanz poliert hatten, instruierte Lou Damian noch einmal, sie reden zu lassen. Er könne mit den Augen flirten, aber im übrigen auf geheimnisvollen Schweiger machen. Sie würde schon die richtige Kandidatin für ihn aussuchen. Damian hatte bewußt drei Tage lang nicht Hand an sich gelegt, um unter Vollspannung zu stehen. Er würde einen Probefick setzen können − und der müsse „sitzen”.

Er hatte sich weiße Leinenhosen herausgesucht, ein hellblaues Seidenhemd, und seine nackten Füße steckten in hellblauen Leinenschuhen. Drunter trug er nichts. Er wollte Monsieur Bouchon sofort und ungehindert zum Einsatz kommen lassen können. Seine Hose war eng genug, um seine Qualitäten optisch gut zur Geltung zu bringen. Die Blicke der Damen würden ohne Zweifel dorthin gelenkt werden, wohin zu blicken es erwünscht war. Um seinen angenehmen Eigenduft nicht zu „erschlagen”, hatte er nur ganz dezent Moschus genommen.

Lou sah an jenem Tag besonders entzückend aus. Man hätte meinen können, sie wolle ausschließlich auf sich aufmerksam machen.

Sie trug ein dekolletiertes blaues Bustier, einen blauen Wickelrock, blieb bauchfrei und hatte ein blaugerändertes weißes Bolero-Jäckchen angelegt. Ihre nackten Füße steckten in hellblauen, schmalriemigen Sandalen.

Als einzigen Schmuck hatte sie neben dem Siegelring den Saphirring ihrer Großmutter auf den linken Ringfinger gezogen. Die drei Steine waren Mehrkaräter. Ihre sorgfältig durchgekämmte Haarflut trug sie offen.

Als sie das große Clubhaus betraten, wurde Damian sogleich von einem Freund seines Vaters begrüßt, der mit wohlgefälligem Blick Louisiana musterte und vorgestellt werden wollte.

„Lou, meine Liebe, das ist Oberst a.D. von Gaylwitz, ein langjähriger Freund meiner Familie. − Herr Oberst, ich darf Ihnen die Baroness Louisiana Tantzow-Lerchenbach vorstellen.”

Lou reichte dem Grauhaarigen die Hand, der sie ergriff, ohne sie zu küssen. Der Handkuß für eine unverheiratete junge Dame verbot sich in der Öffentlichkeit. Lou deutete einen leichten Knicks an.

„Sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Baroness. Ich glaube, ich kannte Ihren Herrn Papà, Brigadegeneral Hans-Christian Tantzow …”

„Das war mein Großvater”, korrigierte sie ihn umgehend, mein Vater ist Christian Ludwig Tantzow, Major der Reserve und in der freien Wirtschaft sehr erfolgreich tätig.”

Der alte Oberst räusperte sich. Lou hatte ihm seine Altersklasse verdeutlicht und mit einem freundlichen Lächeln zu verstehen gegeben, daß er mit irgendwelchen Charmeattacken bei ihr nicht würde landen können.

„Ist mein Vater da?” Damian versuchte abzulenken.

Mit einem nochmaligen Räuspern erklärte Gaylwitz ihm, Pintowitz senior an jenem Tag noch nicht gesehen zu haben. Damian heuchelte Bedauern.

„Wie schade. − Tja, meine Liebe, dann muß ich Dir die Anlage ohne Vaters Begleitung zeigen”, womit er Lou bei der Hand nahm. „Wir dürfen uns empfehlen, Herr Oberst.”

Damian und er gaben sich die Hand, Gaylwitz nickte Lou mit einem etwas verunglückten Lächeln zu und ging an die Bar, um seine Niederlage zu bedauern und die dazu passende Laune in einem fünfzigjährigen Whiskey zu ertränken.

Weitere männliche Clubmitglieder vermied Damian geschickt. Er suchte den Sammelpunkt der vernachlässigten Damen; zum Park hinaus fand er ihn. Das Auftreten der Beiden löste augenblicklich Aufmerksamkeit aus. Ein Köpfezuneigen und kurzes Tuscheln setzte ein, als sie sich auf einen Tisch mit vier cocktailversorgten Damen zubewegten.

„Sag mal, Clarissa, ist das nicht der junge Pintowitz?” Dagmar Müller-Gantermann neigte sich flüsternd ihrer Freundin, der Gattin des Staatssekretärs Schastikow zu.

„Ganz ohne Zweifel. Die Ähnlichkeit mit seinem Vater ist unverkennbar, aber wie jung der noch ist.” Die ganz bewußte Bewunderung in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Ihre Augen wurden das Ausrufungszeichen dazu.

„Man möchte sich glatt noch ein paar Jahre hinweglügen, um so etwas ins Bett zu kriegen, nicht wahr?”

„Ganz meine Meinung. Und sieh Dir an, wie er seinen Schwanz zur Schau stellt. Ich fange gleich an, in meinem Paß zu radieren.” Aufgeregt saugte sie am Strohhalm, der in ihrem Cocktail steckte.

„Wer sagt Euch denn, daß er nicht auf wirkliche Frauen steht und nicht nur solch junges Gemüse, hm?” Die das zur Diskussion stellte, war Eleonore de Treville, die Gattin des französischen Generalkonsuls, eine geborene Deutsche.

„Es käme auf die Probe an. Welche von Euch will ihn haben?” Die das sagte, war die Gattin des Inhabers eines großen Autozulieferers, vielfache Millionärin − Gustava Tallianowski.

Eine Antwort bekam sie zunächst nicht, denn Damian und Lou waren schon zu nah herangekommen, aber beide hatten sofort registriert, daß über sie gesprochen worden war und sich mit leichtem Handdrücken darüber verständigt.

Damian und Lou wollten so tun, als würden sie nur den damenquartettbesetzten Tisch passieren wollen, er mit einem artigen Kopfnicken als Gruß reihum, Lou mit einem freundlichen Lächeln, doch das wollten die Vier nicht zulassen.

Madame de Treville übernahm die Initiative. Sie erschnupperte den heißen jungen Hengst in sie überwältigender Weise und sprach ihn an.

„Ja, wenn das nicht der junge Pintowitz ist − und in so zauberhafter Begleitung.”

Ihr Blick musterte das schöne Paar, aber ihr Fokus war eindeutig auf seinen Schoß gerichtet. Monsieur Bouchon war einfach zu deutlich zu sehen. Damians Abenteuerlust hatte bereits für optisch deutliche Reklame gesorgt. Er fühlte es und bemerkte das Interesse an ihm.

„Die heiße Stute estimiert bereits meine Möglichkeiten. Guuut!”

Das Paar, das keines war, blieb stehen.

„Wir haben gerade von Ihnen gesprochen, lieber Damian”, flötete Frau Müller-Gantermann, „ob Sie ebenso gekonnt wie Ihr sportlicher Herr Vater auf dem Platz einlochen könnten und fragten uns, wo Ihr Handicap wohl liegen möge. Wir konnten uns nicht einigen …”

„Tja, und da tauchen Sie gerade rechtzeitig auf”, ging Frau Schastikow dazwischen, „um als unser Paris den Apfel der Entscheidung zu überreichen.”

„Wohl gesprochen, liebe Clarissa, aber unter uns wird unser schöner junger Freund wohl kaum wählen wollen, da er doch in solch angenehmer Begleitung ist, nicht wahr?” Madame de Treville sah ihn dabei mit ihrem schönsten Lächeln an, doch drohte sie ihm in Gedanken, nur ja nicht die falsche Antwort zu geben.

„Zu liebenswürdig, meine Damen, uns Ihre werte Aufmerksamkeit zu schenken”, wobei er ein strahlendes Lächeln aufsetzte. „Ich darf Ihnen meine liebste Freundin vorstellen: Louisiana Freiin von Tantzow-Lerchenbach.” Lou nickte allen vier Damen der Reihe nach zu und lächelte sie höflich an. „Eine von Euch vögelt er gleich. Ich bin gespannt, welche.”

Sodann machte er Lou mit den Damen bekannt, die nun ihrerseits, selbstverständlich ohne sich zu erheben, Lou höflich zunickten. Dabei konnten sie den Neid ob deren blendender Jugend, die sie offensiv, fast schamlos, zeigte, nicht ganz verbergen − und Lou genoß es sichtlich.

Damian vollzog darauf den cercle de courtoisie. Er ging reihum um den Tisch und begrüßte die Damen einzeln mit Handkuß.

„Spielen Sie auch Golf, meine Liebe”, flötete Frau Tallianowski Louisiana an. „Und setzen Sie sich doch zu uns”, lud sie sie huldvoll ein.

Es war kein fünfter Stuhl vorhanden, weshalb Lou Damian nur kurz ansah, der schon auf dem Sprung war, am Nachbartisch eine Sitzgelegenheit zu organisieren, die er ihr gekonnt unterschob, und so nahm Louisiana Platz.

„Danke, mein Lieber”, beschied sie Damian, der artig hinter ihr Stellung bezog.

„Die Zwei vögeln schon mal nicht miteinander”, beurteilte Madame de Treville den Umgang der beiden miteinander.

„Ach, nur ein wenig. Ich habe im letzten Jahr die Rosenheim Open gewonnen und bei den Münsterland Open den Zweiten gemacht. Wirklich nichts Besonderes, aber es hat Spaß gemacht. Mal sehen, was es dieses Jahr noch gibt. Aber ich spiele ganz gern mal mit den kleinen, handlichen Bällen. Vor allem, wenn man männliche Mitspieler dabei außer Atem bringen kann, nicht wahr.”

Sie unterstrich diese Mitteilung mit einem Lächeln, daß sich das Quartett nur vielsagend anzusehen vermochte. Sie hatten die Kleine unterschätzt.

„Aber am liebsten spiele ich Beachvolleyball, bevorzugt nackt − und gemischt. Eine wunderbare Art, Bälle sportlich einzusetzen.” Lou grinste so frech wie sie nur konnte. Sie wollte provozieren.

„Oh!”, ertönte es vierstimmig. Das hatte gesessen. „Sie ist eine wunderbare Ballkünstlerin”, fügte Damian hinzu. „Sie müßten sie nur mal dabei beobachten.” Dabei kraulte er ihr ein wenig den Nacken.

„Und machen Sie auch dabei mit?” Madame de Treville wurde neugierig.

„Oh ja, obwohl es meist schlecht für meinen Partner und mich ausgeht. Sie legt uns mit ihrer Freundin nach drei Runden immer flach in den Sand.”

„Das würde ich mit Dir jetzt gleich auch gerne tun”, stimulierte sich die Tallianowski, die Damian bereits mit Blicken auszog.

„Und was machen Sie sonst? Ich meine, beruflich, liebe Louisiana? Ich darf Sie doch beim Vornamen nennen?” Madame de Treville wollte mehr wissen.

„Aber gern. Ich bin ja noch so jung, fast ein kleines Mädchen”, untertrieb Lou schamlos. Sie bemerkte mit diebischer Freude, daß der Stich getroffen hatte. Um so mehr würde es diese reifen Damen nach einem jungen Hengst gelüsten.

 

„Ich studiere, und ich bin gerade dabei eine Pferdezucht aufzumachen, eine ganz besondere Pferdezucht, mit speziellem Augenmerk auf Deckhengste. Es ist äußerst lukrativ sich für jeden Sprung gut bezahlen zu lassen. Damian und seine Freunde helfen mir dabei.”

Louisiana bemerkte an den Augen der vier Damen, daß sie augenblicklich verstanden worden war. Damians Anwesenheit wurde unzweifelhaft als Lockzucker erkannt.

„Es ist nicht nur lukrativ, meine Damen, es ist schon ein ganz eigenes, animalisches Erleben, wenn solch gewaltigen männlichen Wesen mit ihren enormen Pferde-Phalli die Lebenssahne abgemolken wird, um danach die aufnahmebereiten Stuten mit neuem Leben zu erfüllen.”

In jenem Moment war Lou sich sicher, daß die Schöße des Quartetts lustvoll überschwemmt waren. Sie bemerkte an sich selbst, daß sie sich heiß geredet hatte. Lou mußte sich stark beherrschen, den Damen nicht augenblicklich vorzuführen, wozu Damian fähig wäre, wenn er losgelassen würde. Dessen Leinenhose gab unübersehbare Signale.

„Da führen Sie aber ein interessantes Leben, liebe Louisiana”, säuselte Madame de Treville, dem sie ein leichtes Schnurren folgen ließ, als sie sich vorbeugte, ihren rechten Arm auf dem Tisch abstützte und lässig ihren Kopf in die Fingergabel von Daumen−Zeigefinger−Mittelfinger legte. „Und sagen Sie, wie kommt man zu solch einem aparten Vornamen?”

„Oh, ganz einfach, indem man Eltern hat, die sich beim Mardi gras in New Orleans so sehr amüsiert haben, daß neun Monate später ein lebenslanges Andenken zur Welt kam, und da der spießige deutsche Standesbeamte ‚Orleans’ partout nicht als Vornamen eintragen wollte, habe ich gleich den ganzen Staat als ersten Vornamen bekommen.”

„Ach, wie apart”, meinte die Schastikow. „Wirklich originell”, beurteilte Madame de Treville die Namenswahl. „Das hat nicht jede.”

„Tja, ich bin einzigartig”, trumpfte Lou auf und erntete ein pflichtschuldiges Gekicher der Runde. Damian lächelte, als wollte er verkünden, die Damen sollten mal nur aufpassen, sich nicht mit ihr zu messen, aber er amüsierte sich mehr darüber, wie Lou diese reiche Frauentruppe bereits an der Angel hatte.

Deshalb entschloß er sich, den zweiten Akt einzuleiten. Er entschuldigte sich mit einem dringenden körperlichen Bedürfnis, verbeugte sich leicht, klopfte Lou dabei mit der rechten Hand kurz auf die Schulter, und begründete sein geplantes längeres Fortbleiben mit der Absicht, seinen Vater suchen zu wollen, der irgendwo auf dem Gelände sein müsse.

Zum vorübergehenden Abschied bat Lou ihn, ihr einen guten Cocktail seiner Wahl bringen zu lassen. Sie wolle sich innerlich erfrischen. Auf dem Weg zu den sehr stilvoll ausgestatteten Sanitärräumen erledigte Damian diesen Auftrag an der Bar und war gespannt, welche der vier Damen ihm folgen würde, denn daß eine kommen würde, dessen war er sich absolut sicher. Jede Einzelne hatte sich bereits in Gedanken oral mit ihm amüsiert; die Blicke waren eindeutig gewesen. Und sein Ego hatte es zutiefst genossen. Jetzt sollte Monsieur Bouchon auch zu seinem Recht kommen. Er pochte bereits ungeduldig.

*

Damian hatte großes Glück, daß bei seinem Betreten ein Bekannter seines Vaters den WC-Bereich verließ und nach ihm selbst niemand kam. Man wechselte ein paar belanglose Worte. Ein kurzes Toilettenvorraumgespräch unter Männern. Danach war es still. Es war niemand mehr da, und es tauchte niemand mehr auf. Die anwesenden Männer waren offensichtlich alle auf dem Platz unterwegs. Das Personal hatte eigene Toiletten.

Damian urinierte in aller Ruhe, wusch sich die Hände und auch Monsieur Bouchon erhielt eine Kopf- und Halswäsche. Danach rieb er ihn wieder mit seiner Lustschwitze ein, um ihn schön geschmeidig einsetzen zu können. Er würde bald feststellen können, daß eine schwarzhaarige Madame La Chatte ihrerseits vortreffliche Vorsorge getroffen hatte, ihn genüßlich empfangen zu können. Gerade als er Monsieur Bouchon wieder warm eingesperrt hatte, öffnete sich die Tür.

„Ups, da habe ich mich doch tatsächlich verlaufen. Wie kann ich mich denn dafür entschuldigen?”

Statt sich zurückzuziehen, trat die angeblich in der Tür Irrende gänzlich ein und schloß die Tür von innen. Passenderweise errötete sie aufs Stichwort. Langsam, sich dabei wie verlegen auf die Unterlippe beißend, kam sie Damian näher.

„Ich bin aber auch ein ungezogenes Mädchen”, säuselte sie Damian an, der sie schmunzelnd erwartete − und mit ihm Monsieur Bouchon, der ungeduldig drängelte.

„Müssen unartige Mädchen nicht den Hintern versohlt bekommen?” Sein Vorschlag schreckte nicht ab, sondern löste ein wohliges Schnurren aus.

„Aber dazu müßte ich mein Höschen ablegen. Willst Du mir dabei behilflich sein, mein strenger Züchtiger?”

Damian nahm die rechte Hand, der nah vor ihm stehenden Dame, die bebend erwartete, was er nun tun würde.

*

„Ist mein Vater inzwischen hier vorbeigekommen?” An Damian war nicht die geringste Unordnung festzustellen, als er zu den vier Damen und Louisiana zurückkehrte. Es mochte eine knappe dreiviertel Stunde vergangen sein. „Ich habe überall nachgesehen, aber er scheint sich französisch verabschiedet zu haben.” Er schmunzelte vielsagend.

„Hauptsache, Du hast es eben französisch gehabt”, dachte sich Lou, denn ihr war natürlich nicht entgangen, daß Damians Schritt entspannt war und Monsieur Bouchon entsprechend genußvoll beschäftigt gewesen sein mußte. Das intensive Fächeln der kurz vor ihm zurückgekehrten Dame war eine unübersehbare Erfolgsmeldung.

„Meine Liebe, darf ich Dich daran erinnern, daß wir bei Konstantin Seesenheim zum Essen eingeladen sind?” Damian drängte zum Aufbruch.

„Oh ja, das hätte ich beinahe vergessen. Die Konversation war aber auch zu interessant”, heuchelte Lou und erhob sich, während Damian den Stuhl unter ihr zurückzog.

„Wir dürfen uns für heute verabschieden, meine Damen, hoffen aber auf ein gelegentliches Wiedersehen”, wobei Damian dem Quartett einen von einem strahlenden Lächeln unterstützten, vielsagenden Blick zuwarf.

Lou wurde zweideutig deutlicher. „Wenn Sie je meine Hengstzucht besichtigen wollen, sind Sie jederzeit herzlich willkommen, wir machen auch Einzelführungen nach Voranmeldung. Ich stehe im Telephonbuch. Aber für heute Adieu.”

Damit nahm sie Damian bei der Hand und die Beiden verließen den Golfclub.

Zurück blieb ein überwältigtes Damen-Quartett, von dem eine Zugehörige, kaum, daß der Grund ihrer Erregung außer Hörweite war, bestürmt wurde, zu berichten, wie es denn gewesen sei.

„Ihr glaubt gar nicht, was dieser Rotfuchs alles drauf hat. Ich habe seit zehn Jahren keinen solchen Orgasmus mehr gehabt. Glücklicherweise habe ich gerade keinen Eisprung, sonst wäre ich jetzt schwanger!”

„Uuuh!” ertönte es in der Runde und drei Damen ärgerten sich gewaltig, daß nicht sie diesem jungen Hengst gefolgt waren, aber sie würden es nachholen. Jede für sich beschloß das in jener Stunde und war gespannt, was diese Louisiana an weiteren Pferden in ihrem Stall zu bieten hatte. Rappe, Falbe oder Fuchs − das war egal. Hauptsache …

*

„Nun erzähl schon”, drängte Lou Damian zu berichten, kaum, daß sie im Wagen saßen und die Türen geschlossen hatten.

„Die hat es wirklich gebraucht, das kann ich Dir sagen. Ich habe schon einige Zeit keine Katze mehr erlebt, die es derart gebraucht hat. Die war erotisch völlig ausgetrocknet, aber als sie mit Monsieur Bouchon näher bekanntgemacht wurde, wandelte sich die Wüste zu einem Feuchtgebiet der Sonderklasse. C’était une expérience extraordinaire, ma chère, vraiment.” Damian schnalzte mit der Zunge. „Nie wieder sage ich etwas gegen Stuten, die die Vierzig überschritten haben, nie wieder. Die reite ich auch eine ganze Nacht durch.”

„Gut, Damian, das bringt uns dann tausend €uro“, stellte Lou geschäftstüchtig fest. „Jetzt muß es sich nur noch herumsprechen. Schaffst Du das auch alle zwei Tage, sobald es richtig losgeht?”

„Täglich, wenn Du willst und mir solche Frauen zuführst. Kein Problem. Aber jetzt fahr zu Kon zurück. Ich habe Hunger.”

*

Am nächsten Tag lagen Damian und Konstantin in paradiesischer Nacktheit am Pool. Alexander und Michael waren noch nicht zu ihnen gestoßen. Die Zwei hatten einen starken Lichtschutz aufgetragen. Die Sonne tat ihr Bestes, die „weißen Hosen” der beiden Freunde einzufärben.

„Wann Lou wohl anrufen wird, um den ersten Einsatz anzufordern, hm?”

Damian blinzelte zu Konstantin herüber, der die Augen geschlossen hielt.

„Weiß nicht”, brummte er vor sich hin, „hoffentlich bald. Mein Monsieur Bouchon und ich möchten endlich wieder etwas zu tun haben. Drei Wochen keinen Sex. Das ist einfach nur unmenschlich.”

„Du bist aber doch gut gelaunt, nicht wahr?” Damian schmunzelte.

„Wie kommst Du darauf?”

„Es muß Dir gut gehen, denn Deine Laune zeigt steil nach oben.”

„Wie?” Konstantins Stirn runzelte sich ein wenig, aber seine Augen blieben immer noch geschlossen.

„Na da!” Damian gab einfach einmal Monsieur Bouchon die Hand und schüttelte sie, besser gesagt ihn. Er hatte ein steifes Genick und sein hochroter Kopf glänzte im Sonnenlicht.

Nun fuhr Konstantin hoch. Er wollte offensichtlich einen ungehaltenen Kommentar abgeben, deutete man seine Mimik richtig, doch er sah nur in Damians lachendes Gesicht.

„An welche Süße hast Du denn gedacht, Alter?”

Konstantin sah an sich herab und mußte selber grinsen. Monsieur Bouchon hatte ihn in voller Größe verraten.

„Ist das nicht zum Kotzen? Da wird man von seiner Dauerfreundin einfach sitzengelassen und dann träumt man nicht nur nachts von ihr und kriegt einen Dauerständer, daß es schmerzt, sie schleicht sich auch noch in die Tagträume ein. Mußte sie mir, verdammt noch mal, vorführen, wie sie sich von einem bestgebauten Kalifornier hernehmen läßt? Der Typ sah richtig gut aus, Mist, verfluchter.”

Konstantin zog eine „Schnute” und Damian grinste schelmisch.

„So so, der Typ sah richtig gut aus, hm? Haben wir da etwa heimliche homoerotische Wünsche, wie?”

Konstantin sah seinen Freund entrüstet an.

„Jetzt spinne Dich aber aus, ja! Was kann ich denn dafür, welche Kerle Renata in meine Tagträume einschleppt.”

„Großer Schwanz?” Damian grinste noch breiter.

Konstantins Zornesfalte vertiefte sich. Monsieur Bouchon machte keine Anstalten, sich zur Ruhe zu legen. Die Adern an seinem Hals waren prall mit Blut gefüllt. Konstantin schien mit sich zu ringen. Er streckte sich wieder aus und verschränkte die Arme unter seinem Kopf. Monsieur Bouchon wippte, als wollte er ihm zustimmend zunicken, er solle ruhig plaudern.

„Na ja, irgendwie schon”, murmelte Konstantin und starrte in den wolkenlos blauen Himmel.

„Was, irgendwie schon?” Damians Neugier wuchs und der Bruder von Monsieur Bouchon wuchs mit. Der hieß der Einfachheit halber auch einfach nur Monsieur Bouchon.

„Ja, zum Teufel”, platzte es aus Konstantin heraus. „Der Scheiß Kalifornier hatte einen verdammten Ten-Incher. Sanft geschwungen wie ein Säbel, so wie es sein muß. Und er konnte fünf Mal nacheinander. Zufrieden?”

„Du bist eifersüchtig, Kon, ganz einfach süß verblödet eifersüchtig, und das gaukelt Dir solche Bilder vor, glaub’ mir”, grinste Damian und tätschelte Konstantins flachen Bauch.

„Und warum reckt Dein Monsieur Bouchon so frech den Hals, hm?” Konstantin sah Damian verschmitzt lächelnd an.

„Weil er Dich und seinen Bruder einfach wunderschön findet.” Schwungvoll erhob er sich, nahm Konstantin Bouchon in die Hand, gab ihm einen Kuß auf den Kopf und machte, daß er, aufspringend und unter herzlichem Lachen, weg kam. Mit einem eleganten Hechter war er im Pool untergetaucht, ehe Konstantin zum Gegenangriff hatte übergehen können.

„Du verdammter … geht‘s noch”, schimpfte er Damian hinterher, der gerade auftauchte und ihm zurief: „Bei mir geht’s immer. Komm’ ‘rein, abkühlen. Du hast zu heiße Gedanken.”

„Und Du bist ein gewaltiger Spinner, verdammter ‚Pirat’! Mach‘ Deine Enterversuche woanders, Freckles.” Doch gerade als er Damian hinterher wollte, bremste ihn der Klingelton seines Handys.

„Das wird doch wohl nicht …”, murmelte er, doch es war …”

„Lou! Hallo! Was gibt’s, meine Schöne? − Tatsächlich? Das ging schneller, als ich dachte. Und wer soll …? − Ich? Prima, ich bin geil genug nach drei Wochen Abstinenz. Und wer ist das und wo? − Und wann? − In drei Stunden schon? Da muß ich mich aber beeilen. Dank‘ Dir, Süße. Wir sprechen uns danach. Tschüs, mach‘s gut. − Ich? Sowieso.” Damit drückte er den Anruf weg. Konstantin atmete tief durch. Der „Rittmeister” hatte seinen ersten Auftrag.

 

*

Sein Vater war im Ausland, seine Mutter zur Kur in Bad Kissingen, Dauerpersonal hatten sie keines, dafür war sein Vater zu knauserig. So konnte Konstantin sorglos das große Landhaus durchqueren − nackt, wie er war. Er liebte dieses körperliche Gefühl von Freiheit. Wäre sein kleinerer Bruder ihm begegnet, Andreas würde ihn nur schmunzelnd gefragt haben, ob er auf Abenteuer aus sei. Und in der Tat, es würde ein Abenteuer werden.

Zum ersten Mal in seinem Leben würde er für galantes Benehmen, in Wort und Tat, bezahlt werden. War das nun verwerflich? Er war ein Seesenheim. Hatte er das mit seinem Familienhintergrund nötig? Verdammt, er hatte es nötig.

Sein Vater hielt ihn finanziell auf geringster Sparflamme − „Du hast eine gute Ausbildung bekommen, studierst zusätzlich, bist bestens versorgt, hast ein kostenfreies Dach über dem Kopf, Kleidung und genug Nahrungsmittel. Was brauchst Du noch mehr? Ich werde Dir Deine Luxusallüren schon austreiben, Du Lümmel! Suche Dir eine reiche Frau, dann kannst Du meinetwegen deren Geld ausgeben, meines nicht.” − was blieb ihm übrig? Der gelegentliche Zweihundert-€uro-Schein seiner Mutter reichte bestenfalls für einen netten Abend im Monat. Das Budget seines Vaters gab nur Miete, Nebenkosten, Bücher und die Nahrungsmittelgrundversorgung während des Semesters her. Wer konnte damit Staat machen? Niemand. Das war seine Meinung, er empfand das so.

Konstantin stand mit seinen Gedanken derweil unter der Dusche und genoß den Wasserfall einer großen englischen Brause.

Er reinigte seinen Körper so gründlich, wie einst vor jedem Schäferstündchen mit Renata und deren Vorgängerinnen. Monsieur Bouchon reckte und streckte sich dabei so wohlig, daß Konstantin beinahe dem inneren Schrei nach Erfüllung gefolgt wäre, ehe er sich besann und die selbstverliebten Handbewegungen einstellte. Er spülte den dicken Schaum herunter und trat tropfnaß aus der geräumigen Kabine heraus.

Wie aufregend es doch gewesen war, wenn er Renata in dieser Liebeszelle genommen, sie sich dabei stöhnend an ihn geklammert und Monsieur Bouchon seine Hitze, Lust und Wildheit an die Freiin de la Chatte weitergegeben hatte, bis sie alles durchströmte, was sein heißer Körper zu bieten in der Lage war. Und dann die Fortsetzungen im Bett oder auf dem Teppich, auf seinem Schreibtisch, von dem er einfach alles herunterfegte, damit das Tor zum Paradies sich vor ihm öffnen konnte, auf der Chaiselongue − Renata war unersättlich und er mit ihr. Selbst auf der Terrasse vor seinem großen Zimmer hatten sie sich geliebt, bis Andreas einmal hinaufzurufen sich erfrechte, er solle aufpassen, nicht durchs Dach durchzubrechen, ihr Vater würde es kaum begrüßen, wenn sie beide samt Decke beim Decken auf dem Frühstückstisch landeten. Konstantin war danach hinuntergestürmt und hatte seinen Bruder im Pool so lange getaucht, bis der Kleine prustend und lachend versprochen hatte, das nie wieder zu tun.

Konstantin hatte sich inzwischen eingeschäumt und naß zu rasieren begonnen. Er fand es stilvoll, das mit dem immer noch scharfen Rasiermesser seines Großvaters zu tun. Alaun zum Stillen kleiner Blutungen hatte er im Schrank, aber er benötigte es so gut wie nie und auch jetzt ging das Schaben gut. Er spülte sein Gesicht, trocknete es ab und stellte zufrieden fest, daß es sich so schön und glatt anfühlte, wie es sich für ihn gehörte. Den Vergleich mit dem wunderbar glatten Kinderpopo mochte er in diesem Zusammenhang überhaupt nicht. Wer hat schon gern einen Arsch im Gesicht?!

Er nahm ein dezentes Gesichtswasser, sprühte sich nur ganz wenig von einem männlichen Parfüm unter die Achseln und gab sich dezent etwas unter die Kinnpartie. Im übrigen wollte er nach „Konstantin” duften. Er liebte es, wenn weibliche Wesen ihn im Dunkeln an seinem individuellen Geruch erkannten. Und er liebte es, mit seiner Partnerin, eingetaucht in tiefe Schwärze, zu spielen, sie nur an Duft und der Wanderung seiner Küsse erkennen zu lassen, wo er gerade war, wie nahe er dem Zentrum ihrer Lust schon kam, sie nur ahnen zu lassen …

Konstantin hatte plötzlich eine Idee. Er verließ das Bad. In seinem Zimmer suchte er nach dem Handy, fand es erstaunlich schnell und tippte Louisianas Nummer ein. Sie fragte ihn überrascht, was denn los sei. Nachdem er ihr erklärt hatte, was er wollte, war sie begeistert und machte sich nach einem kurzen Anruf sofort auf den Weg.

*

Konstantin traf vor der Stadtvilla ein, deren Adresse Louisiana ihm gegeben hatte. Es gehörte ein großes Grundstück dazu, das von der Straßenseite her sehr gepflegt wirkte und die Handschrift eines Gärtners verriet. In diesem Jugendstilgebäude wohnte Geld. Er würde es bald bestätigt finden, auch die Vermutung mit dem Gärtner, der die weite, parkähnliche Anlage hinter dem beachtlichen Gebäude in perfekter Pflege hielt und, als er im Haus einen Blick hinaus werfen konnte, den fleißigen Menschen beim Rasenmähen mit einem Aufsitzer entdeckte. Der Lärm der Grünpflege würde alle Geräusche im Haus übertönen.

Lou erwartete ihn am Eingang.

„Du siehst einfach perfekt aus”, lobte sie ihn, was er mit einem feinen Lächeln quittierte. „Hast Du etwas anderes erwartet?”

„Sei nicht so eingebildet”, knuffte sie Kon und zog ihn ins Haus. „Sie wartet oben auf Dich. Ich habe sie vorbereitet, so wie Du es Dir gewünscht hast.”

„Ist sie attraktiv?”

„Laß Dich überraschen. Du wirst sie mögen. Und bezahlt hat sie auch schon.”

Lou zog einen Umschlag aus ihrer Gürteltasche und wedelte mit ihm vor Konstantins Nase, die sich kräuselte. Er war nervös, blähte seine Nasenflügel.

„Bist Du aufgeregt”, fragte sie schmunzelnd.

„Ein wenig schon, muß ich zugeben”, wobei er seine Augen weiter öffnete.

„Und Monsieur Bouchon?”

„Oh, er ist einsatzbereit, mache Dir keine Sorgen. Wir werden das Geld nicht zurückgeben müssen.”

„Das ist mein Kon”, klopfte sie ihm strahlend auf die Schulter. „Aber nun komm.”

Sie nahm ihn bei der Hand und fühlte, daß sie trocken war. Lou war zufrieden. Konstantin würde sich so benehmen, wie es zu erwarten war.

In der großen Halle des stilvoll eingerichteten Hauses nahmen sie die links und rechts neben einem fast überdimensionalen Kamin mit davor arrangierter Sitzgruppe hinaufführende Freitreppe, die mit einem geschmiedeten eisernen Geländer versehen war, das aus zahlreichen floralen Elementen bestand. Lou wählte die linke Seite, zog Konstantin vorbei an exquisiten Gemälden, der dafür und das Meisterwerk des Geländers in jener Stunde nicht den wirklich offenen Blick hatte.

Im Obergeschoß strebte sie einem Korridor zu. An dessen Ende befand sich ein großes Fenster, durch das Konstantin einen Blick in den Park werfen konnte. Er sah den Gärtner, der ruhig seiner Arbeit nachging. Dann zupfte Lou an Konstantins Ärmel und deutete auf eine Kirschholztür mit blankgeputztem Messinggriff, als sie seinen Blick hatte.

„Hier ist sie. Hinter dieser Tür. Du wirst sie gleich sehen.”

Konstantin atmete einmal tief durch und nickte Louisiana stumm zu. Seine Augen leuchteten erwartungsvoll.

Lou klopfte an. Eine angenehme Stimme gab den Weg frei.

„Treten Sie bitte ein.”

Lou öffnete, stellte sich innen neben die Tür und machte gegenüber Konstantin eine einladende Handbewegung. Er trat näher.

Ihn umgab augenblicklich die angenehme Atmosphäre des Lebensbereiches einer vornehmen Dame. Der Raum war im Jugendstil eingerichtet. Die Auswahl verriet einen sicheren Geschmack der Bewohnerin, auf jeden Fall der Herrin, die diesen Wohnbereich eingerichtet hatte. Vielleicht hatte das weibliche Wesen, das nun hier lebte, nur den vortrefflichen Gedanken gehabt, an dem schönen Ambiente nichts zu verändern. Er konnte es nicht wissen. Konstantin nahm den angenehmen Duft wahr, der von gepflegten Frauen ausgeht, und es war etwas dabei, das er nie mehr vergessen würde. Es war der ganz persönliche Duft seiner Gastgeberin. In jenem Moment spürte er, daß es ihm über die Bezahlung hinaus größte Freude und Lust bereiten würde, sie mit seinem männlichen Können zu verwöhnen, so wie sie es von ihm begehrte.