Selig sind die Loser

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3. Mose, Jesus und der Einbrecher

Ein Einbrecher stieg eines Nachts in ein Haus ein. Gerade leuchtete er auf der Suche nach Wertsachen mit seiner Taschenlampe herum, als eine Stimme in der Dunkelheit sagte: „Jesus weiß, dass du hier bist.”

Erschrocken klickte er seine Taschenlampe aus und wartete einige Momente ängstlich, ob man ihn entdeckt hatte. Als er nichts mehr hörte, schüttelte er den Kopf und fuhr mit seiner Suche fort. Gerade, als er die Kabel aus der Stereoanlage zog, hörte er die Stimme erneut: „Jesus weiß, dass du hier bist.” Diesmal ließ er die Taschenlampe an und leuchtete im Raum umher, um die Quelle der Stimme zu finden. Da entdeckte er in einer Ecke einen Papageien.

„Hast du das gesagt?“, zischte er ihn an.

„Ja”, gestand der Vogel, dann fuhr er fort: „Ich versuche nur, dich zu warnen, dass er dich beobachtet.“

Der Einbrecher entspannte sich. „Tsss … ja und? So´n frommen Quark glaube ich nicht! Wer in aller Welt bist du eigentlich? ”

„Moses”, antwortete der Vogel.

„Moses?” Der Einbrecher lachte. „Welcher Spinner nennt seinen Vogel Moses?”

„Derselbe Spinner, der seinen Rottweiler Jesus nennt.”

KOMMENTAR

Ich bin mit dem Bild von Jesus als einem Rottweiler aufgewachsen. Ich komme aus einer Generation, der bei einem Date das Lied „Pass auf, kleine Hand, was du tust …“ durch den Kopf gegangen ist, „ … denn der Vater in dem Himmel schaut herab auf dich!“ Ich habe lange an einen Jesus geglaubt, der mich in erster Linie vor Fehlern – und einer Menge Spaß – bewahren wollte.

Mal ehrlich: Ist Gott in Wahrheit nicht einfach nur langweilig?

Im 2. Buch Mose, Kapitel 24, ruft Gott Mose zu sich auf den Berg. Den hebräischen Ur-Text an dieser Stelle könnte man so übersetzen: „Komm hoch auf den Berg und sei wirklich hier!“ Rabbis haben wegen dieser Stelle ellenlange Diskussionen darüber geführt, was es heißt, völlig im Moment zu leben! So ganz hier und jetzt anwesend zu sein! Wichtig ist hier aber vielmehr: Gott will Mose ganz nahe sein!

Die Stelle gibt einen Einblick in das Wesen Gottes: Gott ist auf deiner Seite, lädt dich ein, mit ihm zu leben! Er liebt dich und will dich nicht einengen!

Wie wäre es, wenn du das folgende Gottesbild einfach mal eine Woche lang ausprobierst:

Wenn du davon ausgehst, dass du von ihm persönlich eingeladen bist!

Wenn du davon ausgehst, dass alles, was dir passiert, dazu führt, dass dein Leben gelingt! Weil Gott sich das für dich wünscht!

Dass Gott in deinen dunklen Stunden neben dir sitzt!

Dass Gott dich voranbringen will – mehr Gerechtigkeit, mehr Frieden, noch besseres Leben!

Wenn du davon ausgehst, dass er dich so richtig gern hat!


Zum Nachdenken

Was denkst du? Ist Gott nett? Hast du schon mal so ein „Pass auf, kleine Hand, was du tust! Denn der Rottweiler Jesus sieht alles“-Erlebnis gehabt? War das hilfreich?

4. Samstagsjünger

(nach einer Erzählung von Peter Rollins)

Die beiden Jünger waren durch die Kreuzigung ihres Rabbis so traumatisiert, dass sie noch am Samstagmorgen ihre Heimatstadt Jerusalem verließen und losliefen; so weit wie möglich weg, einfach nur fort aus Israel. Irgendwann beendeten sie ihre Flucht und fanden im hintersten Winkel eines ihnen unbekannten Landes einen einsamen Ort, wo sie sich niederließen. Nach und nach wurden sie heimisch, und eine Kommune entstand, in der die Menschen stets versuchten, die Lehren des Rabbi Jesus umzusetzen.

Die Jahre gingen ins Land, und noch immer waren die Nachkommen der beiden Jünger eifrig am Werk, die Lehren ihres Meisters zu befolgen. Sie wurden von den anderen Menschen belächelt, aber auch für ihre guten Taten respektiert. Nur von der Hoffnung der Auferstehung Jesu hatten sie auch 200 Jahre später noch nichts gehört.

Bis eines Tages Missionare in die Gegend kamen. Diese erzählten ihnen, dass nur einen Tag nach der Flucht ihrer Gründer das Grab in Jerusalem leer war, Jesus von etlichen der anderen Jünger gesehen worden und der Messias tatsächlich von den Toten auferstanden sei. Natürlich war die Freude groß, und noch am gleichen Abend wurde ein rauschendes Freudenfest gefeiert.

Irgendwann am späten Abend, als immer noch fröhlich getanzt und getrunken wurde, bemerkte einer der Missionare, dass der Leiter der Gruppe, ein weiser alter Mann, das Fest verlassen hatte. Als er auch nach längerer Zeit nicht zurückgekommen war, ging man ihn suchen und fand ihn schließlich allein in der kleinen Kapelle.

Tränen liefen ihm über das Gesicht.

„Aber warum bist du denn traurig?“, wollte der Missionar wissen. „Heute ist doch ein fröhlicher Tag, der Herr Jesus, dem du dein Leben lang gedient hast, ist lebendig, und du wirst ihn eines Tages von Angesicht zu Angesicht sehen können. Ist das kein Grund zu feiern?“

„Doch, natürlich“, sagte der Alte. „Aber ich mache mir Sorgen, dass meine Geschwister, die ohne Aussicht auf einen Himmel bisher so viel Gutes getan haben, von nun an nur noch auf die Belohnung im Jenseits schauen werden, anstatt sich, wie bisher ganz natürlich aus Liebe zu bemühen, ihren Mitmenschen zu dienen. Ganz einfach, weil es gut und richtig ist, so zu handeln!“

KOMMENTAR

Vor etlichen Jahren habe ich mit meiner damaligen Gemeinde in Kanada einen bewusst sehr dunklen Karfreitagsgottesdienst gefeiert. Der Raum war nur durch ein paar Kerzen beleuchtet, wir haben sehr ruhige Lieder gesungen, die Geschichte vom Leiden Jesu nacherzählt und versucht, diese „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“-Ohnmacht nachzuempfinden.

Ganz bewusst haben wir darauf verzichtet, die Osterhoffnung zu erwähnen, denn seien wir mal ehrlich: Die Jünger damals ahnten davon noch absolut nichts. Und auch Jesus selbst strahlte am Kreuz nur wenig Siegesgewissheit aus.

Bevor wir aber mit diesem Gefühl der Ohnmacht den Raum verlassen konnten, sprang mein damaliger Co-Pastor auf, ein äußerst charismatischer Typ. Er sollte eigentlich nur einen passenden Segen sprechen, aber dann hielt er diese Spannung nicht mehr aus, lief auf die Bühne und sagte: „Warum schaut ihr denn alle so traurig? Karfreitag ist ein fröhlicher Anlass! Gott hat uns vergeben und ist auferstanden. Halleluja!“


Zum Nachdenken

Mal abgesehen von dem unsensiblen Stilbruch: Hatte er recht? Wie gehst du damit um, wenn in deinem Leben Ostersamstag ist? Wenn du dich von Gott allein gelassen fühlst, wenn eine wichtige Beziehung kaputtgegangen ist, wenn es gar nicht so scheint, als würden Liebe und Gnade in deiner Welt eine Chance haben? Hältst du das aus, oder tröstest du dich sofort mit Sprüchen wie: „Alles nicht so wild, ich kann ja nicht tiefer fallen als in die Hände Gottes!“ Findet man den Vater, wie Jesus, nicht viel eher mitten in dieser Ohnmacht? „Vater, warum hast du mich verlassen? Das tut so weh! Aber ich mache trotzdem weiter mit dem, was ich glaube. Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist!“

5. Die Weihnachtskarte

Er liebte seine Enkelkinder, aber das Weihnachtsgeschenk auszusuchen fiel Opa wie immer schwer. Sie hatten doch schon alles, was sie brauchten. „Wie soll man da etwas finden?“ Also entschied er sich diesmal für etwas Einfaches: eine Karte mit einem Scheck darin. Darauf schrieb er schlicht: „Frohe Weihnachten, Opa. PS. Kauf dir dein Geschenk doch selbst!“

Wie jedes Jahr genoss der Großvater die Familienweihnachtsfeier sehr, aber irgendwie waren die Enkelkinder anders. Ein bisschen kühler als sonst. Das nagte an ihm. Wieso waren sie denn diesmal nicht so herzlich? Hatte er etwas Falsches, Verletzendes gesagt?

Dann, es war bereits das neue Jahr angebrochen, fand er beim Aufräumen seines Büros unter einem Stapel alter Magazine mehrere Schecks: Die hatten in seinen Karten allesamt gefehlt, und so waren seine freundlichen Grüße wohl etwas anders aufgenommen worden, als Opa das geplant hatte.

KOMMENTAR

In einem berühmten Gedicht aus den Klageliedern (3, 22 f.) wird beschrieben, dass Gottes Gnade für uns jeden Morgen neu ist. Hier wird ein Bild von einem Gott gemalt, der sich jede Nacht, wenn wir im Bett liegen, persönliche Geschenke für uns ausdenkt. So ein bisschen wie der Nikolaus, nur eben das ganze Jahr über.

Nun ist es leider so, dass ich seine Geschenke häufig übersehe oder gar nicht danach suche, weil ich mir ihrer nicht bewusst bin. Das führt dann dazu, dass ich, wie die Enkelkinder in der Geschichte, sauer bin auf Gott, der sein Versprechen angeblich nicht einhält, der mir eigentlich noch was schuldet … und dessen Liebe ich im Moment so gar nicht sehen kann. Schade!


Zum Nachdenken

Kannst du dich an eine Begebenheit erinnern, wo du Gottes Geschenk übersehen hast? Wann warst du zuletzt sauer auf Gott, weil er dich vergessen und allein gelassen hat? Ist Gott ein bisschen wie der vergessliche Opa?

6. Der Tiger und der Fuchs ohne Beine

(nach einer arabischen Legende)

 

Auf einer langen Wanderung sah ein Mann einen Fuchs, der alle vier Beine verloren hatte. Er wunderte sich, dass ein Tier, das keine Beute mehr jagen konnte, noch lebte und sogar gut genährt aussah. Da hörte er ein Geräusch und sprang gerade noch rechtzeitig in Deckung, als ein Tiger auftauchte. Der Tiger legte ein Stück gerissenes Wild vor den Fuchs und verschwand wieder im Gebüsch.

Der Wanderer war fassungslos. Ihm schien es, als kümmerte sich Gott höchstpersönlich um das hilflose Tier. Da sagte er sich: „Auch ich werde mich in einer gemütlichen Ecke ausruhen und den Herrn für mich sorgen lassen. Wenn ich nur Vertrauen habe und bete, wird er mir sicher geben, was ich brauche.“

Die Tage vergingen, aber nichts geschah. Noch immer saß der Mann in seinem Unterschlupf. Dem Hungertod nahe, vernahm er plötzlich eine Stimme: „Du bist auf dem falschen Weg. Folge dem Beispiel des Tigers statt dem des Fuchses!“

Da machte sich der Wanderer wieder auf den Weg.

Bald sah er auf der Straße ein kleines, frierendes Mädchen. Es zitterte in seinem dünnen Kleid und hatte wohl schon lange nichts mehr zu essen bekommen. Das machte den Mann zornig, und er beklagte sich bei Gott: „Wie kannst du das zulassen? Einen einfachen Fuchs erhältst du am Leben, aber dieses kleine Mädchen lässt du hungern und frieren.“ Prompt kam die Antwort: „Ich habe etwas dagegen unternommen: Ich habe dich geschaffen!“ Da verstand der Mann das Gleichnis mit dem Fuchs und kaufte dem Mädchen Kleidung und etwas zu essen.

KOMMENTAR

Ich habe einen guten Freund, dem die Belastung an der Arbeitsstelle und die Verantwortung für seine Familie momentan einfach über den Kopf gewachsen sind. Er findet nicht mehr den Mut und die Kraft, seinen Pflichten nachzugehen! Um sein Elend ertragen zu können, trinkt er Alkohol. Der hilft ihm zwar, mit dem Stress fertigzuwerden, zur Lösung trägt er aber natürlich nichts bei.

Ein anderer Freund ist in einer ähnlichen Situation. Auch ihm ist die Verantwortung für Arbeit und Familie über den Kopf gewachsen. Aber statt zu trinken, betet er viel und singt Loblieder, die ihm das Gefühl geben, dass alles gut werden wird. Die Lieder und Gebete helfen ihm, mit dem Stress fertigzuwerden, aber zur Lösung tragen sie leider ebenfalls nichts bei.

Die Geschichte des Wanderers will uns sagen, dass wir die Dinge, die in dieser Welt schiefliegen, angehen müssen. Es hilft nichts, „auf Gott zu vertrauen“, wenn das bedeutet, dass wir nicht selbst tätig werden.


Zum Nachdenken

Hast du dich schon einmal durch Beten vor der Arbeit gedrückt?

7. Die Blinden und der Elefant

Eine Gruppe von Blinden unternahm eines Tages einen Ausflug in einen Zoo. Jemand hatte ihnen erzählt, wie großartig die Elefanten dort seien, und so begaben sie sich schnurstracks zum Elefantengehege. Dort angekommen baten sie den Zoowärter, die mächtigen Tiere doch einmal betasten zu dürfen. Der Zoowärter hatte nichts dagegen.

Als sie sich anschließend über die Beschaffenheit der Elefanten unterhielten, fielen ihre Beschreibungen recht unterschiedlich aus (du kannst ja versuchen zu raten, welchen Körperteil die Blinden jeweils betastet haben):

Der erste beschrieb das Tier als einen langen, dünnen Feuerwehrschlauch!

Der nächste als einen mächtigen Baumstamm!

„Nein, nein, das Tier ist wie ein riesiges Stück Papier oder ein sehr dünnes Tuch!“, war sich der dritte sicher.

„Ihr habt ja alle keine Ahnung: Er ist geformt wie ein krummer, spitzer Speer!“

KOMMENTAR

Als mein Autohändler neulich mitbekam, dass ich Pastor bin, sagte er etwas, was ich in einem solchen Fall sehr häufig zu hören bekomme: „Ich bin Realist! Ich kann mit einem übernatürlichen Wesen überhaupt nichts anfangen!“ Das stellte mich mal wieder vor die schwierige Aufgabe, ihm meinen Gott zu erklären. Wie macht man das? Denn genau wie bei den Blinden beschränkt sich auch meine Erkenntnis nur auf einzelne Aspekte von ihm.

Ich habe dann versucht, auf Erfahrungen und Erlebnisse zu verweisen, in denen auch Menschen, die nicht an Gott glauben, merken, dass da „mehr“ sein muss: Wenn ein Baby geboren wird, spüren wir, dass hier etwas geschieht, das unseren Verstand überragt. Wir empfinden eine tiefe Ehrfurcht, ohne genau zu wissen, vor wem eigentlich.

Wenn irgendwo Unrecht passiert, dann ist sie da, diese Hoffnung, dass sich „jemand“ darum kümmern wird!

Wenn einem Schwachen Recht verschafft wird, dann fühlen wir tief in uns, dass das „richtig“ ist, ohne uns zu fragen, woher wir das eigentlich wissen.


Zum Nachdenken

Es ist nicht einfach, aber probiere es trotzdem mal: Worte zu finden, die unseren unbeschreiblichen Gott so beschreiben, dass ein Freund/​eine Freundin beginnt, sich für ihn zu interessieren!

8. Als Jesus Steine in Brot verwandelte

Als es an der Zeit war, seinen Dienst zu beginnen und die Menschen in Gottes neue Welt einzuladen, ging Jesus 40 Tage lang in die Wüste, um sich durch Fasten und Gebet auf seine Aufgabe vorzubereiten.

Sein Magen knurrte, und die Sonne brannte heiß, als ihm der Teufel höchstpersönlich erschien. Nicht in Form dieser Lachfigur mit Huf und Hörnern, sondern als gut aussehender junger Mann, wie ein Prinz gekleidet und mit einer unglaublichen Ausstrahlung: „Wenn du wirklich der Sohn Gottes sein solltest“, sprach er, „dann müsstest du doch so allerhand draufhaben. Siehst du die Steine, die hier rumliegen? Warum tust du dir nicht einen kleinen Gefallen und verwandelst ein paar davon in Brote?“ Der Fürst der Finsternis hoffte, dass Jesu knurrender Magen, im Verbund mit seiner allgemeinen Erschöpfung, ihn zu einer kleinen egoistischen Tat verführen könnte. Doch da hatte er falsch gehofft: „Nie im Leben! Gott hat mir Macht gegeben, um die Menschen zu beschenken, nicht, um mir das Leben einfacher zu machen!“

„Schade!“, meinte Satan und zuckte mit den Schultern. „Hätte ja nicht nur für dich sein müssen …“ Ein Lächeln formte sich auf seinem Gesicht, als er sich scheinbar gleichgültig umwandte.

Tatsächlich begann Jesus nun doch mit sich zu kämpfen. Die letzte Bemerkung Satans ließ eine Idee in seinen Gedanken entstehen, deren Wirkung er sich nur schwer entziehen konnte. Jesus dachte an die großen Hungersnöte weltweit: Bilder von toten Babys, kleinen Jungen mit aufgeschwemmten Bäuchen und verzweifelten Eltern gingen ihm durch den Kopf. Würde er Steine in Brot verwandeln, könnte das weltweit den Hunger beenden. Ein Satz, nur ein einzelner Satz von ihm, könnte alldem ein Ende machen!

Erschöpft und hungrig, wie er war, begann Jesus an der Weisheit des Vaters zu zweifeln: Warum war der nie auf diese Idee gekommen?

Und dann tat er es!

Zunächst verbesserte sich tatsächlich vieles: Alle hatten genug zu essen, und auch die Kriminalitätsrate sank rapide, vielleicht, weil niemand mehr gezwungen war, sich seine Nahrung auf kriminelle Art und Weise zu beschaffen. Doch die Freude währte nicht lange. Die Ersten, die sich beschwerten, waren die Bäcker. Wer kauft schon Brot im Laden, wenn man es von der Straße aufsammeln kann?

Aber das eigentliche Problem war die Veränderung der Menschen, deren Herzen durch die Not ihrer Mitbürger bis dahin zum Helfen angespornt worden waren. Viele dieser Herzen blieben nun hart. Egoismus, Selbstüberschätzung und Anspruchsdenken nahmen überall auf der Erde überhand. Wie eine Seuche. Nur der Fürst der Finsternis lächelte, als ob das alles seine Idee gewesen wäre.

KOMMENTAR

In Markus 2 wird eine interessante Szene beschrieben: Das Haus, in dem Jesus eben noch geschlafen hatte, ist umzingelt von Menschenmassen, die hoffen, dass er herauskommt und hilft, heilt, tröstet. Als seine Jünger ihn rausholen wollen, gibt es ein Problem: Jesus hat sich heimlich zum Beten an einen geheimen Ort zurückgezogen. Sie müssen eine ganze Weile suchen, bis sie ihn endlich finden.

„Jesus, du musst unbedingt zurückkommen! Da sind voll viele Kranke, die deine Hilfe brauchen. Wir müssen dranbleiben und noch mehr von ihnen heilen!“

Wieder wäre es so verlockend gewesen, sich von dem, was die Menschen von ihm erwarten, treiben zu lassen.

Wärst du auch sofort zurückgelaufen, um keinen zu enttäuschen?

Kannst du auch schlecht „nein“ sagen? Warum ist das eigentlich so schwer?

Jesus hat sich tatsächlich nicht überreden lassen. Sicher hat er damit einige Erwartungen nicht erfüllt, sind Leute krank geblieben, die hätten gesund werden können, waren Menschen enttäuscht, die sich viel von ihm erhofft hatten.

Aber vielleicht ist Jesus bei seinem Gebet ja erneut klargeworden, warum er eigentlich auf der Erde ist: nicht als Wunderheiler, als Rundum-sorglos-Paket für die Menschen! Sein Auftrag war größer: die Menschheit mit Gott versöhnen! Den Himmel auf die Erde holen!


Zum Nachdenken

Was ist dein Bild von Jesus? Wunderheiler? Problemlöser? Freund, der immer bei mir ist? Verantwortlicher dafür, dass mein Leben gut läuft? Was kann denn gut daran sein, dass er sich an besagtem Morgen entschieden hat, gerade dieses Bild zu zerstören und unzählige Menschen zu enttäuschen? Wofür bist du eigentlich auf der Erde?

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