Tagebuch eines Hilflosen

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03.08.2017

Tagebucheinträge sind Nachschriften einer vorangehenden Zeit. Sie verhalten sich zur Chronologie wie Puzzleteile zu einem Bild.

04.08.2017

West Virginias Gouverneur Jim Justice wechselt die Partei. Er geht von den Demokraten zu den Republikanern.

Die Demokraten wechseln ihren Parteislogan. Der neue lautet: »The Better Deal«.

Trump wechselt den Botschafter. Der für Belgien vorgesehen war, soll jetzt nach Frankreich gehen.

Und ich? Ich weiß nicht, ob Amerika im Wechselfieber oder in den Wechseljahren ist. Aber ich bin mir sicher, dass diese Wechselspiele nichts ändern werden, weil sich alles wieder verwächst.

05.08.2017

Früher hatte ich Melania, die sich für mich in aller Öffentlichkeit auszog, und in Russland hatte ich die weltschönsten Frauen, die mir ihre Körper auf dem Laufsteg darboten. Jetzt habe ich nur noch die Kombination aus beidem: Einen Russen namens Wladimir, der sich mir halbnackt beim Angeln präsentiert. Das Schlimmste aber ist, dass ich besser als jeder andere weiß, was die Botschaft dieser Bilder aus Sibirien ist, denn der tolle Hecht an Putins Haken – das bin ich.

(Aus: Donald Trump, Tagebuch, unveröffentlicht.)

06.08.2017

Instant Karma, Drive-in-Jesus. In Daytona Beach/Florida gibt es Gottesdienste, bei denen man im Wagen bleiben kann. Eine Art Autokino mit transzendentaler Leinwand. Einfach auf die Wiese fahren, Parkplatz suchen, fertig. Der Geistliche predigt auf 88,5 Megahertz. Es gibt Oblaten so groß wie Kinderfingernägel. Und Wein, schlückchenweise eingeschweißt in Plastikbecher. Wenn’s vorbei ist, fährt der Kirchendiener per Golfcart mit dem Klingelbeutel von Fahrertür zu Fahrertür. Er ist, wie alle Bediensteten hier, vorher vom FBI durchgecheckt worden. Die Gemeinde verfügt über einen sicheren Glauben – und über einen Vertrag mit der Fast-Food-Kette Krispy Kreme, die denjenigen, die hinterm Lenkrad sitzen und um Erlösung bitten, göttlich leckere Donuts liefert.

07.08.2017

Trump im Urlaub, Renovierungsarbeiten im Weißen Haus. Der Westflügel ist für die nächsten zwei Wochen Sitz der Handwerker-Regierung. Klimatechnik, Heizung- und Sanitärarbeiten erledigt Calvary Mechanical, die Malerarbeiten übernimmt Cypress Painting, und die neuen Teppiche verlegt Microbase. Die Aufträge wurden noch von der Obama-Regierung vergeben. Alle Firmen gehörten bei Vertragsabschluss in die Kategorie 8(a), worunter jene kleinen Unternehmen fallen, die bevorzugt öffentliche Aufträge bekommen, da sie auf dem freien Markt benachteiligt sind, von ethnischen Minderheiten betrieben werden oder sonstige soziale und ökonomische Einschränkungen erfahren. Anders gesagt: Sie sind der Gegenentwurf zu demjenigen, dem sie gerade das Häuschen herrichten. Empower statt Empire.

08.08.2017

Scheitern als Erfolg … Wer in den USA Saisonarbeiter aus dem Ausland einstellen will, muss zwei Anzeigen in der Zeitung aufgeben, anschließend 14 Tage warten und dann nachweisen, dass er keine Amerikaner für den Job gefunden hat.

Trumps Golf- und Luxus-Club Mar-a-Lago in Palm Beach ist geübt im Keine-Amerikaner-Finden. Also hat er auch in diesem Jahr wieder unscheinbare Anzeigen mit viel Text aufgegeben und weder eine Internet- noch eine E-Mail-Adresse für Bewerber darunter geschrieben. Wer einen der schlecht bezahlten Jobs haben wollte, musste ein Fax schicken, an eine Nummer, hinter der sich ein Anrufbeantworter verbarg, der in einer Endlosschleife »Sorry«, »Danke für den Anruf« und »Goodbye« sagte. Damit aber nicht noch jemand persönlich vorbeikommt und sich bewirbt, hat sich der Club entschieden, diese Woche lieber nicht an der lokalen Jobmesse teilzunehmen, bei der sich amerikanische Arbeitssuchende den Clubs und Hotels in Palm Beach vorstellen können.

»Niemand gefunden«, wird die Personalabteilung von Mar-a-Lago dem Arbeitsministerium demnächst mitteilen, die eigene Null gegen 70 fremde Saisonkräfte eintauschen, die weder im Land bleiben noch Trinkgeld annehmen dürfen, und sich dabei in bester Gesellschaft wissen. Schließlich hat die Trump-Regierung vor zwei Wochen 15.000 zusätzliche Visa für Saisonarbeiter aus dem Ausland bewilligt …

09.08.2017

Ein Tagebuch zu führen heißt, schreibend zu denken.

10.08.2017

Donald Trump kann die Zukunft vorhersagen. Vor vier Jahren, am 31. August 2013, twitterte er: »Seid vorbereitet. Es besteht eine – wenn auch nur kleine – Gefahr, dass unsere abscheulichen Anführer uns unwissentlich in einen dritten Weltkrieg führen.«

Jetzt ist Trump selbst an der Macht und die Chance auf einen neuerlichen Weltbrand zumindest nicht kleiner geworden, auch wenn ich nicht so recht daran glaube (vielleicht auch nicht glauben mag), dass die Gefahr eines dritten Weltkriegs wirklich real ist. Aber wie dem auch sei, die Moral der Trumpschen Twitter-Geschicht’ ist sowieso eine andere. Sie lautet: Schwarzmaler versuchen sich am liebsten als Hellseher.

11.08.2017

Trump droht dem Mars mit Krieg. Er hat gehört, das sei ein roter Planet.

12.08.2017

Manche leben auf großem Fuß.

Viele nehmen den Mittelweg.

Ich folge Trumpelpfaden.

13.08.2017

Erst ruft Donald Trump seine Geister, und dann wundert er sich, dass sie tatsächlich erscheinen. In Charlottesville sind gestern rechtsradikale Gruppen und Paramilitärs unter dem Motto »Unite the Right« durch die Stadt marschiert, haben »Heil Trump« gerufen und ihren Glauben an eine weiße Vorherrschaft mit rassistischen Parolen und Hakenkreuzflaggen offen zur Schau gestellt. Grund für die Demonstration war der Beschluss des Stadtrates, eine Statue des Südstaaten-Generals Robert E. Lee entfernen zu lassen. Es war einer der größten rechtsextremen Aufmärsche seit Jahren in den USA – und er endete fatal. Ein Protestteilnehmer ist mit seinem Auto in eine Gruppe Gegendemonstranten gefahren und hat dabei eine Frau tödlich verletzt. Aber selbst das hat nicht gereicht, damit Trump die Angriffe und das Auftreten der Rechtsextremen verurteilt. Stattdessen hat er erklärt, die Gewalt komme »von vielen, vielen Seiten«. Von Süden kommt sie in seinen Augen aber gewiss nicht. Nicht nur weil Trump die Konföderierten verehrt, sondern weil er ein paar Kilometer südlich von Charlottesville ein eigenes Weingut besitzt. Der Weiße, so heißt es, soll besonders gut sein.

14.08.2017

Trump und Pence ergänzen sich perfekt. Der eine gibt die Dreckschleuder, und der andere mimt den Saubermann. Zusammen stecken sie das Feld des Sag- und Machbaren ab, sodass sich vom moderaten Republikaner bis zum Rechtsextremen und vom erzkonservativen Christen bis zum esoterischen Neopaganen jeder darin wiederfinden kann. Es ist das Schlachtfeld einer zwischen Furor und Fundamentalismus hin und her pendelnden amerikanischen Tragödie.

15.08.2017

Mitarbeiter der amerikanischen Naturschutzbehörde sind von Regierungsbeamten aufgefordert worden, ihre Wortwahl zu ändern. Statt »Klimawandel« müssen sie jetzt »Wetterextreme« sagen, und aus der Forderung nach einer »Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen« soll der Wunsch nach einem »Aufbau von organischen Bodensubstanzen und einer Effizienzsteigerung beim Nährstoffverbrauch« werden. Mit anderen Worten: In den USA heißt »Behördendeutsch« ab sofort »Neusprech«.

16.08.2017

Das war’s mit der weißen Weste: In Texas wurde jetzt nach jahrelangen Prozessen das letzte von insgesamt 89 Mitgliedern der lokalen Arischen Bruderschaft verurteilt. Wegen Drogendelikten, Gewalttaten und Diebstählen wurden die (barb)arischen Brüder zu insgesamt 1.070 Jahren Haft verdonnert. Schusswaffen wurden bei ihnen natürlich auch gefunden, und zwar genau 88 Stück. Bei 89 Leuten hatte also einer keine besessen. Aber das hat seinen guten Grund: Leute, die eine Methamphetamin mampfende Matschbirne namens Adolf verehren, sind nie bis an die Zähne, sondern immer nur bis an die Zahlensymbolik bewaffnet.

17.08.2017

Donald Trump hat die Absurdität zu seiner Sache gemacht und den Irrwitz zurück an die glänzenden Oberflächen des Tages gehoben. Die zusammenhanglosen Handlungen, die hinter ihm liegen, sind sein eigenes Werk, und es gibt für ihn keinen Grund, nach einer tiefergehenden Verbindung zu suchen. Es genügt ihm zu wissen, dass er es war, der sie ins Leben gesetzt hat. Wir müssen uns Donald Trump als einen glücklichen Menschen vorstellen.

18.08.2017

Scott proved it again! Scott Pruitt, Chef der amerikanischen Umweltschutzbehörde, ist ein konsequenter Mann, der weder Komplikationen noch Kompliziertheiten mag. Also beschneidet er ein Naturschutzgesetz nach dem anderen, feuert Ausschussmitglieder, die der Ansicht sind, dass der Klimawandel menschengemacht sei, nimmt tausende Webseiten mit Emissionsdaten seiner hauseigenen Wissenschaftler vom Netz und lädt anschließend Industrielobbyisten dazu ein, Umwelt-Expertisen für ihn zu erstellen. Treffen mit Umweltschützern meidet er, Interviews gibt er nicht und Auskünfte ebenso wenig. Und dazu hat er auch allen Grund: Er verachtet die kritischen Wissenschaftler, die investigativen Journalisten, die fragenstellenden Bürger. Er verabscheut ihre Kultur der Kritik, der Analyse und Anteilnahme. Und aus dieser Verachtung konstruiert er sich ein Gegenbild: die Natur. Es ist eine Natur, die roh ist und rein. Eine raues, urwüchsiges Etwas, das keiner Studien, Berichte oder Nachfragen bedarf, denn alles in ihr regelt sich selbst. In Scott Pruitts Welt ist die Rechnung deshalb ganz einfach: Wenn der Chef der Umweltschutzbehörde die Behörde abschafft, hat in seinen Augen der Umweltschutz gesiegt.

 

19.08.2017

Aus der Sicht seiner Anhänger verhält sich Stephen Bannon zum Washingtoner Polit-Establishment wie die Offenbarung des Johannes zur Bibel. Er ist der wahre Prophet der Apokalypse, der einzige Trostbringer in einer durchknechteten Zeit. Sein Abgang aus dem Weißen Haus ist eine Rückkehr zu seinen Wurzeln. Er kann seine Sendschreiben jetzt wieder direkt an seine Gemeinde richten.

20.08.2017

Vielleicht muss das große amerikanische Zeitalter mit einem Unzeitgemäßen enden, vielleicht gehört es einfach zu den Ironien der Geschichte, dass am schleichenden Ende einer Weltmacht namens USA einer ihrer größten Befürworter steht. Vielleicht gibt es einfach keinen, der Dekadenz und Degeneration besser verkörpert als Donald J. Trump.

21.08.2017

Eine aktuelle Studie der Fachzeitschrift Climate Policy schätzt den Mehrausstoß an CO2, der unter anderem aufgrund der kohlefreundlichen Umwelt- und Energiepolitik der Trump-Regierung in den USA bis 2021 zu erwarten ist, auf 12 Milliarden Tonnen. Wie passend, dass es während der heutigen Sonnenfinsternis am längsten in einer Stadt namens Carbondale dunkel sein wird. Die beste Sicht auf das Spektakel hat man dort übrigens von den Rängen des lokalen Football-Stadions. 15.000 Leute gehen rein, das Ticket kostet 25 Dollar pro Person, VIP-Plätze sind für 500 pro Sonnenguckernase zu haben. Es ist ausverkauft. Mit anderen Worten: Die einen machen mit der Sonnenfinsternis Kohle, Donald Trump dagegen macht mit der Kohle eine Sonnenfinsternis.

22.08.2017

Südkorea hat den Einfuhrstopp für amerikanische Hühnerprodukte aufgehoben. Ab sofort werden wieder Geschäfte gemacht. Die erste Lieferung besteht aus Hühnerbrüsten in Militäruniformen. Ihre Eier dürfen sie sogar zollfrei mitbringen, weil die Südkoreaner derzeit nicht genug haben. Kurzfristiger Körnermangel, heißt es in den Kommuniqués. Dem hanebüchenen Gockel in Nordkorea schwillt schon wieder der Kamm.

23.08.2017

Dass sich mit Sex Geld verdienen lässt, ist bekannt. Dass man ohne Sex welches sparen kann, versucht das amerikanische Gesundheitsministerium gerade zu zeigen. Es hat – mit Trumps ausdrücklicher Unterstützung – einem von der Obama-Regierung initiierten Programm zur sexuellen Aufklärung und Vorbeugung von Teenager-Schwangerschaften die Mittel gekürzt, obwohl es nachweislich erfolgreich war. Stattdessen plant man, einen Teil der gesparten 213 Millionen Dollar in Maßnahmen zur Förderung der Enthaltsamkeit zu stecken, die sich bereits in den vergangenen Jahrzehnten als weitgehend nutzlos erwiesen haben. Zusammengefasst heißt das: Dort, wo Trump und Co. auf die Ergebnisse wissenschaftlicher Vernunft bauen könnten, ziehen sie ihre eigene Unvernunft zu Rate. Und dort, wo mit einem gewissen Maß an jugendlicher Unvernunft zu rechnen ist, fordern sie die absolute Herrschaft des Geistes über die Neugier des Körpers.

24.08.2017

Robert E. Lee war ein Südstaatengeneral. Er befehligte in Virginia die dortige Armee während des Bürgerkriegs und gewann zahlreiche Schlachten. In den vergangenen Tagen wurden in den USA einige seiner Statuen infolge der Ereignisse von Charlottesville aus dem öffentlichen Raum entfernt.

Robert Lee ist Sportreporter. Er sollte Anfang September in Virginia von einem Football-Spiel berichten. Vor einigen Tagen wurde er von seinem Sender von dem Spiel abgezogen. Man wolle, so die Begründung, durch die Namensgleichheit keine Verwirrung stiften und den Reporter vor Anfeindungen schützen.

Man sagt, die Schwierigkeit des modernen Menschen bestehe im Aushalten von Differenzen.

In diesem Fall hätte sie im Aushalten einer Homogenität bestanden, die gar keine ist.

Andererseits, vielleicht gehören diese beiden Phänomene zusammen, vielleicht besteht die größte Schwierigkeit für uns alle darin, die Erkenntnis auszuhalten, dass wir nie modern gewesen sind.

25.08.2017

Im Grunde ist Donald Trump ein vollkommen unpolitischer Mensch.

26.08.2017

Donald Trump hat Joe Arpaio begnadigt. Arpaio bezeichnet sich selbst als Amerikas härtesten Sheriff, hat im Wahlkampf Donald Trump unterstützt und zwischendurch immer mal wieder Leute verhaftet, deren Gesicht oder Hautfarbe ihm nicht gefielen. Weil er nicht damit aufgehört hat und auch nicht mit den Gerichten, die gegen ihn ermittelt haben, kooperieren wollte, ist Arpaio Ende Juli zu einer mehrmonatigen Haftstrafe verdonnert worden, die er im Oktober antreten sollte. Aber so weit ist es gar nicht gekommen, denn Trump hat gestern einen vollständigen und bedingungslosen Straferlass unterschrieben – und damit ist Arpaio raus, bevor er drin ist.

Ein altes Sprichwort sagt, man solle Gnade vor Recht ergehen lassen. Sheriff Arpaio handelte während seiner Amtszeit allerdings nach einem anderen Sprichwort. Es lautete: Knarre vor Recht.

27.08.2017

Donald Trump, Amerikas oberster Lektürekostverächter, macht Werbung für das Buch des afroamerikanischen Sheriffs David A. Clarke, der Afroamerikaner als »ungebildet, faul und moralisch verkommen« bezeichnet, mit der amerikanischen Waffenlobby nach Moskau reist, um die dortigen Waffennarren zu unterstützen, sich sonst aber als Superamerikaner inszeniert, der im Amt Cowboyhut trägt und Trumps Politik der Rückführung illegaler Einwanderer gern mit Polizeigewalt unterstützen würde. Bei Wahlen tritt Clarke übrigens für die Demokraten an. Ein Widerspruch? Ach was, Amerika!

28.08.2017

In den USA arbeiten immer mehr Lehrer als Markenbotschafter, und die dazugehörigen Firmen sponsern die Kurse. Klassenzimmer werden im Starbucks-Style eingerichtet, damit die Kinder wissen, wie man unterm Sternenbanner am besten seine bucks verdient, Amazon verschenkt Gutscheine an Lehrer, die sich in Blogeinträgen positiv zur Firma äußern, und Apple finanziert Angebote zur Lehrerfortbildung, damit in Zukunft noch mehr Kinder und Jugendliche in den sauren Apfel technologisch erzeugter Abhängigkeit beißen. Es ist alles nur noch Rendite und Deal-Macherei, und der Segen kommt von ganz oben. Bildungsministerin Betsy DeVos ist die irdische Prophetin der Privatisierung.

29.08.2017

Präsident Trump im Katastropheneinsatz. Texas. Alles nass. Genau sein Gebiet.

Finanzminister Mnuchin im Steuereinsatz. Taxes. Trockene Materie. Genau sein Gebiet.

30.08.2017

Der Wasserstand im Flutgebiet sinkt, der Stand der rechtlichen Regelungen in Flutgebieten ist schon gesunken. Am 15. August hat Donald Trump ein Dekret erlassen, in dem er die von der Obama-Regierung beschlossenen baulichen Mindeststandards für mit Bundesgeldern geförderte Gebäude und Infrastrukturprojekte in Flutgebieten wieder aufgehoben hat. Der Effekt: Die Baukosten werden leicht sinken, die Wiederaufbaukosten werden stark steigen. Man könnte es aber auch so sagen: Erst wird gebaut, dann kommt die Flut, und wenn sie wieder weg ist, gehen die verbauten Dollars den Bach runter.

31.08.2017

Dieses Tagebuch zu schreiben bedeutet, sich den Kopf jeden Tag mit Nachrichten zuzuschütten, sie durch sämtliche Hirnwindungen trumpeln zu lassen und sich den Schädel anschließend durch die Finger wieder leer zu saugen.

01.09.2017

Weltfriedenstag – und die amerikanische Polizei rüstet sich erneut hoch zur Armee. Nachdem Obama die zunehmende Militarisierung der Dienststellen beendet und die Nutzung von Armeetechnik und schweren Gerätschaften 2015 eingeschränkt hatte, sind jetzt bald wieder Granatwerfer, Tarnuniformen, Panzerfahrzeuge und großkalibrige Waffen erlaubt. Trump hat die neue Gewaltspirale gestern durch ein Dekret in Gang gesetzt. Schneller, höher und weiter wird sie sich drehen. Aber sie wird auch tiefer gehen und eine Doppelhelix bilden, in der sich Gewalt und Gegengewalt gegenseitig bis ins Innerste verschrauben. Es ist die DNA eines Landes im Krieg mit sich selbst.

02.09.2017

Donald Trump Jr. erhält 100.000 Dollar von der University of North Texas für seine Teilnahme an einer »Speaker Series« im Oktober. Die ersten 50.000 Dollar bekommt er für eine 30-minütige Rede, die anderen 50.000 gibt’s für eine halbe Stunde Diskussion mit dem Publikum. Die Publikumsfragen bekommt Trump Jr. allerdings Wochen vorher zugeschickt. Das ist wichtig, sonst kann er sich keine 50.000 Dollar teuren Antworten ausdenken. Es ist zu erwarten, dass einige der ältesten Menschheitsrätsel an diesem Tag ihre definitive Antwort erhalten werden.

03.09.2017

Trump zurück im Flutgebiet. Diesmal läuft’s besser. Statt des überall herum strömenden Wassers stromern diesmal nur ein paar Kinder umher. Sie werden von Trumps Leuten mit leichter Hand gefangen und von Trump artgerecht umarmt. »Trump shows empathy«, titeln daraufhin die Nachrichtenseiten. »Keine Treffer«, titelt das Trump-Twitter-Archiv, nachdem ich »empathy« dort eingegeben habe. Trump hat das Wort in seinen über 35.000 Tweets nicht einmal verwendet.