Forever Collide

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From the series: Collide-Lovestory #3
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Forever Collide
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Celine Ziegler

Forever Collide

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Epilog

Impressum neobooks

Kapitel 1

Aiden

Wie fühlt es sich an? Wie es sich anfühlt?

Für einen kurzen Moment dachte ich, ich hätte geträumt. Ein Albtraum, aus dem ich jeden Moment aufwache. Es fühlt sich an wie alle Dramen, die ich kenne, in einem Buch zusammen geschrieben. Es fühlt sich an wie Stunden voller Qualen, Angst, Furcht, die kein Ende nehmen.

Oder wie ein Stich. Ein Stich mit dem Messer mitten ins Herz von der Liebe meines Lebens. Mehrmals im Kreis gedreht, gewartet, bis das Blut komplett meinen Körper verlässt und jetzt bin ich leer. Jetzt ist nichts mehr in mir, das mich am Leben hält.

Schwarz. Schwarz ist das Wort, das ich suche, um zu beschreiben, wie es sich anfühlt. Schwarz ist kein Gefühl, kein emotionales Adjektiv, aus dem man schließen kann, was als nächstes passiert. Es ist einfach nichts. Es ist einfach schwarz.

Wer hätte gedacht, dass Leere so schwer ist?

Wie es sich anfühlt?

Es fühlt sich so grauenvoll an, ich habe nicht einmal mehr die Kraft zu weinen.

Da sind diese Bilder in meinem Kopf, die nicht verschwinden wollen.

Wie ich sie anflehe, mich nicht zu verlassen. Wie ich ihr sage, dass ich sie liebe und sie mir nichts erwidert. Sie hat mich verlassen.

Wie es sich anfühlt ...?

Es fühlt sich an, wie die Frage, was passiert ist. Ich kann es mir nicht erklären. Ich liebe sie, ich liebe sie mit meinem Herz, mit meiner Seele, doch trotzdem ist sie gegangen. Wegen einem Missverständnis.

Es fühlt sich an, wie die Vorstellung, dass ich sie vielleicht nie wieder sehen werde. Wie die Vorstellung, dass sie jemand anderen finden wird, den sie lieben kann. Ich ersticke bei diesem Gedanke.

Und dann sind da diese Erinnerungen an die Pläne, die wir hatten, die nicht weiter existieren. Pläne, die unsere gemeinsame Zukunft waren. Sie sind jetzt einfach nicht mehr da. Sie sind unwichtig, nicht mehr von Bedeutung.

Ich liebe sie so sehr. Ich liebe sie so sehr und jetzt sitze ich hier, verbittert, auf dem Boden in meinem Wohnzimmer und starre die Plätze an, auf denen wir gemeinsam eins waren. Die Couch, die Stühle vor den großen Fenstern, die Küche. Jetzt, wo sie weg ist, sehe ich sie überall. Sie wird meinen Kopf niemals verlassen.

Fast sieben Tausend verschiedene Sprachen und keine kann das Glück beschreiben, das ich fühlte, als sie in mein Leben getreten ist. Keine kann beschreiben was ich jetzt fühle, jetzt da sie entschieden hat, wieder zu gehen.

Wie es sich anfühlt?

Es fühlt sich an, als würde meine Seele bluten. Als müsste ich für den Rest meines Lebens mit einem großen schwarzen Loch in der Brust leben, müsste ständig darauf warten, dass sie wieder zurückkommt, damit sie das Loch füllen kann, das sie hinterlassen hat.

Wie es sich anfühlt?

Es ist alles. Es ist Trauer, Wut, Verzweiflung, Furcht, Angst, Folter. Es ist alles, was ich nie wollte.

Es ist dieser Versuch wieder aufzustehen. Der Versuch sich auf die Beine zu stellen und sich zu bemühen, sich an der Wand ab zu stützen, weil man den Halt verliert. Weil einem in jeder Sekunde mehr bewusst wird, was man gerade verloren hat.

Ich habe sie verloren. Meine Liebe. Mein Herz, mein Leben, mein Atem, meine Zuflucht, mein Verstand und meine Seele. Und was alles noch schlimmer macht ist, dass ich Angst habe, dass sie nie zurückkommen wird. Dass ich lernen muss, ohne sie zu leben. Dass ich tatsächlich lernen muss, mit dem Schmerz umzugehen, der in meiner Brust stattfindet.

Ich wische mir die Tränen von den Wangen.

Ich bin so erbärmlich.

Wie konnte ich das alles so enden lassen? Ich hätte mehr kämpfen sollen. Ich hätte sie festhalten sollen, ihr tausend Mal sagen sollen, dass ich sie liebe, dass das alles eine Lüge ist. Ich hätte sie küssen sollen, sie fragen, ob sie mich heiratet.

Wie es sich anfühlt?

Es ist die Angst, die ich vor den einsamen Nächten habe. Die Angst, dass ihr Bild ständig, jede Sekunde in meinen Augenlidern brennen wird. Ich habe Angst sie nie zu vergessen, obwohl ich diesen Schmerz nicht ertragen kann.

Doch ich kann sie nicht vergessen. Ich liebe sie, wie ich noch nie jemanden geliebt habe. Ich kann niemals die Art vergessen, wie sie mich angesehen hat, als ich sie angefleht habe, mich nicht zu verlassen. Wieso ist es so schrecklich? Wieso musste es so kommen?

Wie es sich verdammt nochmal anfühlt?

Jetzt, wo du an den Küchentresen gelangt bist und versuchst Halt zu bekommen, fängst du an, zu verstehen, was sich vor nicht einmal fünf Minuten in dem Apartment abgespielt hat, in denen du deine schönsten Stunden verbracht hast.

Du verstehst, dass sie gegangen ist. Sie ist einfach gegangen. Du denkst, dass dich jeder verlassen hat, den du liebst.

Erst war es Tammy, jetzt ist es sie.

Und dann fühlst du Wut. verzweifelte, grenzenlose Wut. Doch du weißt nicht, auf wen du wütend sein sollst, deshalb bist du wütend auf dich selbst.

Ja, verdammt, ich bin wütend auf mich selbst. Ich hätte alles besser machen können, ich hätte sie besser lieben können, ich hätte sie jeden Tag, den ganzen Tag küssen und lieben sollen, wie sie es verdient. Wieso bin ich so dumm? Wieso habe ich zugelassen, dass sie mich verlässt?

Und dann beginnst du zu schreien.

Kapitel 2

Raven

Ich starre auf meine Füße, während ich verloren durch die Straßen New Yorks laufe, den Koffer hinter mir herziehe und hoffe, dass das alles nur ein schrecklicher Albtraum ist.

Es ist kalt, ich habe meine Jacke bei Aiden vergessen und ich friere. Ich weiß nicht einmal, wo ich hingehen soll. Alec ist im Unterricht und außer Aiden kenne ich sonst niemanden mehr in New York.

Jetzt stehe ich da, wo ich nie sein wollte. Allein in New York. Weil Aiden alles versaut hat.

Mittlerweile habe ich es längst aufgegeben gegen meine Tränen zu kämpfen, auch wenn ich in der Öffentlichkeit bin. Es ist mir egal, alles ist mir egal.

Ich habe Aiden verlassen, das ist das Einzige an das ich denken kann. Das Wissen, dass ich ihn vielleicht nie wieder sehen werde. Dass ich ab dem heutigen Tag nie wieder seinen einzigartigen Jasminduft rieche, nie wieder seine warme Haut spüren und nie wieder seine schönen Lippen küssen werde. Wie konnte es nur so weit kommen?

Ich dachte immer, dass es Schicksal war, dass ich ihn getroffen habe, aber mittlerweile hat mich das Schicksal verlassen. Und das in der letzten Stunde. Das Schicksal kann nicht wollen, dass ich solch einen Schmerz erleide, es würde mich nie so bestrafen wollen. Das kann es einfach nicht.

Vielleicht ist es richtig so. Vielleicht musste ich aus dem Fehler lernen, mich so in Aiden zu verlieren, damit ich jemand kennenlerne, der mich nie verletzen würde.

Sofort schnürt sich wieder meine Kehle zu. Es kann keinen besseren geben, als Aiden. Es kann nur ihn geben. Ich kann nur ihn lieben. Ich will niemand anderen, außer ihn. Ich will keine anderen Lippen küssen und mit niemand anderen vor dem Fernseher diskutieren.

Ich will zu ihm. Ich will zu ihm, ihm glauben können, dass er mich nicht betrogen hat und ihm sagen, dass ich ihn liebe. Ich will wieder von ihm in die Arme geschlossen werden und mit ihm alberne Dinge tun, mit ihm lachen, mit ihm über Bücher philosophieren und darüber reden, ob Gott existiert oder nicht.

Er war doch mein Zuhause. Er war das Heim, in dem ich überall auf der Welt hätte sein können. Solange ich bei ihm war, war ich immer Zuhause, ich war immer geborgen und sicher. Wieso muss ich jetzt mit Tränen in den Augen durch die kalten Straßen laufen und versuchen nicht ständig an sein Lächeln zu denken, mit dem er mich immer angesehen hat?

 

Doch manchmal lehrt der Schmerz, was das Vergnügen niemals könnte. Es war einfach zu schön, um real zu sein. Ich wollte, dass er mein August war, Gott verdammt, ich wollte es wirklich! Doch es ist vorbei.

August existiert nicht. Er war nur eine Figur, ein Charakter, ein kindisches Wunschdenken. Ein einfacher Protagonist in einem Buch, mehr nicht. Wahrscheinlich hatte Aiden damals Recht, als er mir auf Noahs Party gesagt hat, dass August nicht existiert. Dafür gibt es ja Bücher, sagte er, damit wir unsere Fantasie ausleben können. Ich war so naiv. Er hat es mir gesagt, und ich war so dumm.

Vielleicht wollte mich das Schicksal das lehren. Vielleicht wollte es mir sagen, dass es falsch war, damals auf Noahs Party zu gehen, um zu sein, wie all die anderen. Vielleicht hätte ich mich nie verändern dürfen, hätte immer Ravely bleiben sollen.

Raven war anders. Raven war nicht ich. Sie war jemand, die naiv genug war, zu denken, dass der Mann, den sie liebt, sie genauso hoffnungslos lieben würde.

Oh, und das Schicksal hat mich gelehrt. Es lässt mich büßen lassen. Zeigt mir jetzt was richtig und was falsch ist.

Ich setze mich in ein kleines Café, da es beginnt zu regnen. Schon ironisch, wie das Wetter immer wieder mitspielt. Es sollte wohl so sein.

Während ich in meinem Kakao umrühre und auf die dunkelrote Tischplatte starre, mein Kopf in meine Hand stütze, kommt mir immer wieder ein Satz in den Kopf.

Es kann schwer sein, jemanden loszulassen, der dein Herz glücklich macht.

Das hat er mal gesagt. Das hat Aiden mal zu mir gesagt, als er dachte, Leon würde sich nicht von Sophia trennen, weil er sie zu viel liebt.

Und er hatte Recht. Es ist schwer, jemanden loszulassen, der dein Herz glücklich macht. Doch noch schwerer ist es, jemanden zu verlassen, während er dein Herz noch in seiner Hand hält. Ich habe es ihm geschenkt und jetzt muss ich gehen, muss lernen ohne ihn zu leben.

Ein Teil von mir, wird sich immer wieder umdrehen und zu seinem Apartment laufen wollen, damit ich meinen Kopf auf seine Brust legen kann, doch der andere Teil von mir ist zu gebrochen. Ich könnte ihm nie wieder vertrauen.

Ich bekomme ein seltsames Gefühl, jetzt wo ich Aiden, mein Zuhause, verlassen habe. Es ist nicht nur er, den ich vermissen werde, es ist so viel mehr. Es ist die Person, die ich war, als ich bei ihm war. Ich bin mir sicher, dass ich nie wieder so sein kann. Und das tut weh. Ich war so glücklich, wie noch nie.

Ich sitze zwei Stunden und vierundvierzig Minuten in dem Café, trauere, weine ab und zu. Ich habe ständig Aidens flehendes Gesicht vor meinen Augen, wie er vor mir kniet, mich anbettelt, um ihn nicht zu verlassen. Schließlich ist es spät genug, um Alec anzurufen.

Wenn ich nicht bei ihm unterkommen kann, weiß ich nicht, wo ich hingehen soll. Ich werde auf gar keinen Fall zu Aiden zurückgehen, lieber schlafe ich in einem Hotel.

Ich tippe auf Alecs Kontakt und bin gleichzeitig froh und verletzt, dass Aiden mich nicht angerufen hat oder versucht hat mir zu schreiben.

Da ist einzig und allein die letzte Nachricht, die er mir heute Morgen geschrieben hat, kurz bevor ich zu ihm ins Büro gekommen bin. Er hat mir gesagt, dass er mich liebt. Da habe ich ihm noch geglaubt.

„Hey", grüßt Alec mich am Telefon. „Wo warst du heute?"

„Alec", sage ich leise in die Leitung. Meine Stimme ist nicht mehr als ein Hauchen. Sie ist heiser und mein Hals brennt.

„Ach du Scheiße, was ist los?"

„Ich sitze in dem Café in der Fourth Avenue ... Kannst du mich holen?"

„Natürlich, Maus. Ich bin sofort da."

Ich kann nicht mal lächeln. Es geht einfach nicht. „Danke."

Aiden

Ich starre schon seit einer halben Ewigkeit auf mein Handy. Soll ich sie wirklich anrufen? Es würde wahrscheinlich keinen Sinn machen. So aufgebracht und verletzt wie vorhin habe ich sie noch nie gesehen. Sie würde mir nicht zuhören, da bin ich mir sicher. Sie würde mich eher sofort wegdrücken. Es würde mich nicht einmal wundern, wenn sie meine Nummer bereits gelöscht hat.

Verdammte scheiße. Ich schmeiße mein Handy achtlos auf meine Couch, greife mit meinen Händen in mein Haar. Das ist Chaos, das ist pures Chaos. Ich kann mich auf nichts konzentrieren, es sind zu viele beschissene Gedanken in meinem Kopf.

Werde ich sie wieder sehen?

Ist das jetzt tatsächlich das Ende?

Werde ich die ganze Scheiße überstehen?

Ich muss hier raus. Ich muss aus diesem verdammten Apartment raus. Alles hier erinnert mich an sie, jeder kleinste Fleck, überall spukt ihr Lachen herum und foltert mich.

Ich ziehe mir meinen Mantel über, checke schnell im Spiegel, ob man mir ansieht, dass ich Höllenqualen erleide und verlasse das Hochhaus. Ich beginne jetzt schon dieses Hochhaus zu hassen. Wie soll ich darin wohnen? Es ist unmöglich. Vor allem in diesem Bett zu schlafen.

Scheiße.

Während der Autofahrt zu BPE kommen Erinnerungen von letzter Nacht in mir hoch.

Sanft küsse ich die weiche Stelle unter ihrem Ohr, weil ich weiß, dass sie es mag, wenn ich sie dort küsse.

Sie kichert und legt ihre Hände auf meine Brust. „Das kitzelt, Aiden."

Ich nehme meine Lippen von ihrer Haut und lächele sie an, fahre langsam mit meiner Hand über ihre Seite, genieße die Wärme ihres Körpers. „Du beschwerst dich doch nicht etwa."

Ihr Lächeln ist atemberaubend. „Natürlich nicht." Sie legt ihre Arme um meinen Nacken, zieht mich zu sich und küsst mich. „Ich liebe dich", haucht sie gegen meine Lippen.

Ich sehe sie an, umfasse ihre Wange und streiche zart darüber. „Ich liebe dich, Baby."

Ich schlage erbarmungslos auf mein Lenkrad ein, schreie laut los, lasse all meine Wut raus. „Scheiße!", schreie ich laut, haue immer wieder meine Handflächen gegen das Leder des Lenkrads, als wäre ich verrückt. Wahrscheinlich bin ich das.

Wieso habe ich sie gehen lassen? Wieso habe ich die verdammte Liebe meines Lebens einfach gehen lassen?

Ich hasse mich selbst. Ich hasse Black Poe, ich hasse New York, ich hasse alles! Wenn ich dieses beschissene Angebot von BPE niemals angenommen hätte, wäre dieser ganze Dreck niemals passiert und Raven ... Ravely und ich könnten glücklich in London leben. Glücklich! Glücklich sein, uns lieben, eine verdammte Familie gründen, gemeinsam alt werden. Alles, was wir immer wollten.

Ich parke mein Auto auf irgendeinem Parkplatz, scheiße auf das Parkticket und stürme durch die Lobby.

Stacy Sunshine grinst mich an, als sie mich sieht. „Hallo Ha -"

„Keine Zeit, Stacy", blocke ich sie ab und gehe aufgebracht an der Rezeption vorbei.

Noch nie hatte ich so viel Hass auf etwas, wie auf alles was mit Black Poe zu tun hat. Das ist der Grund, wieso ich jetzt hier bin, das ist der Grund, wieso sie mich verlassen hat.

Ich sehe schon von Weitem Blacks Büro. Doch ich bin wohl nicht der Einzige, der zu ihm will, denn ich sehe sie auf dem Flur, sie will gerade an der Tür klopfen.

Sie scheint meine schweren Schritte zu hören, denn sie blickt jetzt zu mir. Ihre widerlichen rote Haare, ihr widerliches Gesicht. Alles an ihr widert mich an. Sie hasse ich am aller meisten.

„Aiden", fiept sie leise, als ich ihr näher komme. Ihr Blick ist ängstlich. Wie sie mich anwidert.

„Geh zur Seite", zische ich ihr zu und öffne einfach die Tür, schmeiße sie laut hinter mir zu. Wenn sie nicht verschwunden ist, wenn ich wieder gehe, raste ich aus. Ich will ihre Visage nicht mehr sehen. Ich stürme ins Büro und mich blicken sofort vier Augenpaare an.

Black scheint gerade ein Meeting mit irgendwelchen alten Säcken zu haben. Doch das ist mir scheißegal, genau wie die ganze beschissene Firma mir scheißegal ist.

„Aiden", sagt Black verwirrt, als er mich sieht und steht auf. „Was suchst du hier? Ich habe gerade -"

„Es ist mir scheißegal, was Sie gerade haben, Black!" Ich komme ihm näher. Am liebsten würde ich ihm und jeden hier in diesem abgefuckten Raum meine Faust ins Gesicht schlagen.

Black sieht mich entsetzt an. „Mister Bender, ich -"

„Nein, Sie hören mir zu!", brülle ich ihn an. „Sie hören mir jetzt genau zu und wagen Sie es nicht mich zu unterbrechen!"

Es herrscht kurz Stille im Raum. Die anderen Säcke starren uns nur fassungslos an.

Black ist eingeschüchtert, ich sehe es, doch das sollte er auch sein. Ich bin so fertig mit dieser ganzen Scheiße, wenn ich hier raus bin. Schließlich setzt er sich wieder nickend hin und sieht mich erwartungsvoll an. Die Furcht vor meinen kommenden Worten, ist ihm anzusehen. Wahrscheinlich sind all diese Leute verdammt wichtige Leute für ihn. Umso besser für mich.

„Wissen Sie eigentlich, was ihre beschissene Firma mir angetan hat?", schreie ich Black an, komme ihm immer näher. „Ihre beschissene Drecksfirma hat mein Leben ruiniert! Humane Arbeitszeiten haben Sie mir versprochen! Arbeitszeiten, die mein Privatleben in keinster Weise einschränken! Humane Arbeitszeiten am Arsch!" Ich gehe aggressiv auf einen Stapel Papiere, die auf Blacks Schreibtisch liegen, zu und schmeiße sie durch den Raum. „Das ist was ich bekommen habe!", brülle ich, zeige auf die vielen Papiere, die um uns herum fliegen. „Verdammt beschissene Arbeit, von morgens bis abends, ohne Pause, ohne gar nichts! Und wissen Sie noch was?" Ich greife an einem alten Sack vorbei, nehme mir den Block und die Stifte die vor ihm liegen. „Damit haben Sie mir verdammt nochmal alles genommen, was ich hatte!" Ich schmeiße die Hand voller Stifte durch den Raum, den Block zerreiße ich in zwei Teile. „Ihr beschissenes Buch und das Geld können Sie sich in ihren geizigen Arsch schieben! Wegen Ihrer Firma und ihren falschen Versprechungen, stehe ich am verdammten Abgrund, Black, wissen Sie das? Und Sie!" Ich zeige auf all die alten Säcke, die um den Tisch herum sitzen und mich ängstlich anstarren. „Ich wünsche Ihnen allen, dass ihnen ihre beschissenen gekauften Frauen fremdgehen und sie bettelarm auf der Straße landen! Das ist was diese ganze Drecksfirma von Black Poe Enterprise verdient hat!"

„Aiden", sagt Black leise, versucht mich zu beruhigen.

„Halten Sie bloß Ihre verdammte Fresse!", brülle ich ihn an. Sofort ist er still und schreckt zurück. „Suchen Sie sich einen anderen Vollidiot, mit dem Sie so umspringen können, dem Sie sein verdammtes komplettes Leben wegnehmen können! Ich bin fertig mit dieser Firma, ich bin so fertig mit diesem ganzen Bullshit!" Mit einem Wisch schmeiße ich alles, was auf Blacks Schreibtisch steht herunter, scheiße darauf, dass da ein beschissener Computer steht. Mit lautem Knall landet alles auf dem Boden, zerspringt in tausend Teile. „Sie werden nie wieder so einen guten Schreiber finden wie mich, nie wieder! Krepieren Sie an ihrem fucking Geld, schieben Sie es sich ganz tief in ihren widerwertigen Rachen! Ihr alle!" Ich zeige wieder auf die alten Säcke. „Ihr alle könnt das tun! Ich bin fertig mit diesem Scheiß!"

Und ja, ich bin wirklich fertig mit diesem ganzen Bullshit. Aggressiv und geladen wie noch nie verlasse ich das Büro, schmeiße die Tür hinter mir laut ins Schloss.

Eine eingeschüchterte Angie starrt mich an, klemmt sich ein paar Papiere vor die Brust.

„Und du!", knurre ich sie an und zeige mit dem Finger auf. „Du lässt dich gefälligst nie wieder bei mir blicken! Lösch meine Nummer, lösch alles, was mit mir zu tun hat! Rede nie wieder auch nur ein Wort mit mir! Verbanne mich aus deinem kranken Hirn und dann verkriechst du dich in dein beschissenes Loch!"

Ihr Blick ist noch mehr eingeschüchtert, ihr Rücken an die Wand gedrückt. Eine Träne läuft ihr übers Gesicht.

Wahrscheinlich hätte ich Mitleid mit ihr, wenn sie nicht mein verdammtes Leben zerstört hätte. Doch das hat sie.

„Hör gefälligst auf zu heulen", funkle ich sie böse an. „Du hast mein Leben zerstört, nicht ich deins! Sei froh, dass ich dich nicht bei Black verpfiffen habe, du ..." Ich sehe weg, rümpfe aggressiv die Nase. „Fahr zur Hölle."

Und ich lasse sie einfach stehen. Verlasse Black Poe Enterprise und hoffe, dass ich es nie wieder betreten muss. Er kann mir alles in Rechnung stellen, was er möchte, er kann mich anzeigen, es ist mir scheißegal. Black Poe ist mir einfach scheißegal.

Raven

„Mein Mitbewohner ist noch bis übermorgen bei seinen Eltern, du kannst solange in seinem Zimmer schlafen, wenn du möchtest", bietet Alec mir an als wir seine Wohnung betreten.

 

Es ist nicht das erste Mal, dass ich hier bin. Ich war hier schon viele Abende, in denen Aiden nicht Zuhause war.

Ich nicke, stelle meinen Koffer neben die Wohnungstür und lasse meine Tasche auf den Boden fallen. „Danke, dass du mich hier schlafen lässt", sage ich mit heiser Stimme, erschöpft von den letzten Stunden.

Alec zieht sich die Lederjacke aus, hängt sie über einen Stuhl. „Ist doch kein Problem, Süße ... Brauchst du irgendetwas? Ich könnte dir Alkohol anbieten. Wein, Sekt?"

Ich folge ihm in die Küche und lasse mich auf einen Hocker fallen, der an einem Tresen steht. „Ist mir egal. Ich brauche nur irgendetwas, das mich endlich durch diesen Tag bringt."

„Also Wein." Er bückt sich unter ein Regal und holt eine Flasche Rotwein hervor, dann nimmt er noch zwei Weingläser und winkt mich zur Couch. „Komm, wir setzen uns hier hin."

Ich setze mich zu ihm auf die Couch und beobachte, wie er den Korken zieht, den Wein in die Gläser füllt und mir eines reicht.

„So ..." Er sieht mich erwartungsvoll an.

Ich schwenke den Wein in dem Glas, beobachte, wie die Flüssigkeit am Rand hoch und runter schwappt, eine leicht durchsichtige Spur hinterlässt. „Du hattest Recht", fange ich leise an. Sofort kommt mir wieder dieses Bild von Aiden und Angie in den Kopf, wie sie auf ihm sitzt. Meine Kehle schnürt sich sofort wieder zu. „Er hat mich betrogen." Meine Stimme ist kaum noch ein Krächzen.

Wie kann ich nur so viel weinen?

Schluchzend lasse ich meinen Kopf auf Alecs Brust fallen und kralle mich in seinem schwarzen Pullover fest, achte dennoch darauf den Wein nicht zu verschütten.

„Shh", macht Alec leise und streichelt mir über den Kopf. „Alles wird gut."

„Nichts wird gut", weine ich jämmerlich. „Gar nichts wird gut! Ich habe ihn verlassen und jetzt ist alles am Ende ... Ich liebe ihn so sehr, Alec ... Ich liebe ihn so sehr."

„Ich weiß, Ly, ich weiß." Er legt seinen Kopf auf meinem Kopf ab. "Wie, ähm, wie hast du es herausgefunden?"

Ich wische mir mit dem Handrücken die Tränen von der Wange und richte mich etwas auf. „I-Ich habe sie erwischt. Bei ihm im Büro ... S-Sie war - und er war – u-und –"

„Du musst es nicht aussprechen", besänftigt Alec mich und wischt mir liebevoll eine weitere Träne von der Wange.

„Ich will bei ihm sein", schluchze ich. „Ich will zurück zu ihm."

„Ich weiß", sagt Alec leise und hebt den Arm an, damit ich mich wieder an seine Brust lehnen kann. Als ich mich an ihn lehne, streicht er mir durchs Haar und trinkt ein Schluck Wein. „Das ist so ... unvorstellbar. Er kam mir immer so – so rein vor. So perfekt und schlau genug, um so etwas niemals zu tun."

Ich trinke ebenfalls einen großen Schluck von dem süßen Wein und schlucke gleichzeitig den dicken Kloß in meinem Hals herunter. „Aber er hat es getan ... Er hat es einfach getan."

„Glaubst du, du kannst ihm je verzeihen?"

„Nein ... Ich kann ihm nie verzeihen. Dafür ... Dafür ist der Schmerz einfach zu groß. Und das Vertrauen zu missbraucht." Eine Stumme Träne fließt wieder über meine Wange, bei dem Gedanken, was er wohl gerade macht

Leidet er genauso wie ich? Weint er vielleicht auch gerade, betrinkt sich? Er sah so zerbrochen aus, als ich gegangen bin. Er sah ehrlich zerbrochen aus. Es wäre noch trauriger, wenn er nicht leiden würde. Doch trotzdem musste er nicht sehen, was ich sah, er muss nur damit leben, dass ich nicht mehr da bin. Ich muss damit leben, dass er mich belogen und hintergangen hat, während ich ihm versucht habe, ihm meine Liebe zu schenken.

Wahrscheinlich überspielt er seine Trauer, wie er es immer getan hat. Es wird für ihn vielleicht noch für eine kurze Zeit ungewohnt sein, dass ich nicht da bin, aber dann wird er wieder Aiden. Der typisch charmante Aiden.

Der typisch charmante Aiden, der mir mein Herz heraus gerissen hat.

Der typisch charmante Aiden, den ich liebe.

„Aber weißt du was?" Alec sieht mich an. „Egal, was passiert ist, er hat dich geliebt."

Ich schniefe, trinke einen weiteren großen Schluck, starre auf ein Bild an der Wand über dem Fernseher. „Wenn man liebt, hintergeht man den anderen nicht."

„Ly, er hat dich geliebt. Er hat dich angesehen, als wärst du Magie, glaube mir. Auch wenn er dich ... hintergangen hat, bin ich mir sicher, dass er dich geliebt hat."

Ich richte mich auf, trinke mein Glas in einem Zug leer. „Das spielt jetzt sowieso keine Rolle mehr." Voller Trauer und Enttäuschung, wische ich mir eine weitere Träne von der Wange. „Er hat es vermasselt und es ist vorbei. Bekomme ich noch Wein?"

Mit geschürzten Lippen nickt Alec und schüttet mein Glas wieder voll. „Und was hast du jetzt vor? Willst du das alles ohne weitere Diskussion enden lassen?"

Ich sehe ihn an. Die Tränen scheinen kein Ende zu nehmen. Zu frisch sind die Wunden. „Alec. Wozu ein Konflikt? Ich habe ihn gesehen, wie er sie – Eine Auseinandersetzung mit ihm würde zu nichts führen. Er kann es nie wieder rückgängig machen, und ich kann nicht mit einem Mann zusammen sein, dem ich nicht vollkommen vertrauen kann."

Nachdenklich trinkt er einen Schluck, tippt dann auf dem Glasrand herum und starrt darauf. „Ich kann dich verstehen, das kann ich wirklich ... Ich dachte nur, dass es vielleicht – keine Ahnung, was ich dachte. Und was willst du tun? Wirst du wieder zurück nach England gehen?"

Ich sehe ebenfalls auf mein Glas. „Ich weiß es nicht ... Ich kann nicht einfach wieder zurück nach England gehen. Ich bin jetzt nun mal hier auf dem College und ich bin mit dem Risiko, so zu enden, wie ich gerade ende, nach New York gekommen. Jetzt muss ich auch damit leben. Ich war mir einfach zu sicher, dass es nicht so enden wird ..."

„Verstehe ... Du kannst erst mal bei mir wohnen, solange du noch keinen Unterschlupf hast. Ich bin mir sicher, dass mein Mitbewohner nichts dagegen hat."

Ich lächele ihn an. „Danke, Alec. Ich weiß das wirklich zu schätzen."

Er lächelt zurück und streicht mir liebevoll die letzte Träne von der Wange. „Du brauchst mir dafür nicht danken, Große. Du bist meine beste Freundin, für dich würde ich Aiden sogar eine verpassen."

„Das würdest du für mich tun?" Ich lache leicht.

„Es würde mir zwar schwer fallen, aber ja, das würde ich tun. Am besten links, rechts auf seine Grübchen."

Nach einer kurzen Pause, sage ich: „Du bist auch mein bester Freund."

Er grinst breit. „Danke."

Seufzend lehne ich mich zurück, Alec lässt sich neben mich fallen. Gleichzeitig nehmen wir einen Schluck von dem Wein. „Ich muss mir einen Job suchen", sage ich nach einer Weile. „Ich muss jetzt gucken, wie ich um die Runden komme."

Der Gedanke daran, wie abhängig ich von Aiden in so vielen Dingen war, lässt mich sofort wieder schlecht fühlen. Er hatte so viel Einfluss auf mein Leben.

„Du könntest in der Stadtbibliothek arbeiten. Ich habe da selbst schon gearbeitet und du wirst relativ gut bezahlt dafür, dass es nur ums Bücher einräumen und sortieren geht."

„Guter Einfall. Tausend Mal besser als zu bedienen ... Ich weiß gar nicht, wie ich nächste Woche die Prüfungen schreiben soll. Ich bin ein Wrack."

Eigentlich hatte Aiden mir versprochen mit mir zu lernen.

Alec sieht mich an. „Das bekommen wir hin. Du hast hier zufällig einen Profi der englischen Literatur neben dir sitzen. Das schaukeln wir schon. Außerdem haben wir das hier." Er hält die Flasche Wein hoch und schüttet mir und ihm noch einmal nach. „Das ist tausend Mal besser als Energydrinks und macht alles lustiger."

Ich lache leicht. „Ich merke es schon."

„Du auch? Zum Glück. Ich dachte, ich bin der einzige Waschlappen, der keinen Alkohol verträgt."

Gemeinsam kichern wir, dann lehne ich mich wieder an ihn und genieße das Gefühl von Geborgenheit, das er mir gibt. Zwar ist es noch lange nicht so schön, wie in Aidens Armen, doch das versuche ich für einen Moment zu vergessen. Ich weiß, dass niemand Aiden ersetzen kann.

„Ich bin froh, dass du mich mit dem Wasserballon abgeworfen hast", lasse ich Alec schmunzelnd wissen.

„Ich auch." Er küsst mich auf den Kopf. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich ich darüber bin, dass ich endlich eine Verbündete gefunden habe."

Ich sehe ihn für eine Weile einfach nur an. „Du würdest mich nie verletzen oder?"

Aufmunternd lächelt er leicht. „Ich würde dich niemals verletzen, niemals. Dafür liebe ich dich zu sehr ... Außerdem wäre ich dann wieder so einsam auf der Schule."

Zufrieden mit dieser Antwort lege ich wieder meinen Kopf auf seine Schulter. „Danke, dass ich bei dir sein darf."

„Danke, dass ich dich bei mir haben darf. Du stehst das durch, ich verspreche es dir. Ich werde dir helfen, wir schaffen das gemeinsam."

Aiden

Als ich dieses, zur Hölle verdammte, Apartment betrete, klingelt das Handy in meiner Jackentasche.

Steven.

Ich wusste, dass es nicht lange dauern wird, bis er anruft. Black wird ihn sofort nach meinem Auftritt informiert haben, immerhin ist Steven mein Ansprechpartner bei Black Poe. Allein an diese widerliche Firma zu denken, treibt mir einen Schauer über den Rücken.

Ich drücke ihn weg. Ich will mit niemandem reden, ich will niemanden sehen, geschweige denn in Kontakt mit irgendetwas treten. Ich will einfach, dass sie wieder zurückkommt und mir sagt, dass sie mich liebt.