Erzählen-AG: 366 Geschichten

Text
Read preview
Mark as finished
How to read the book after purchase
Font:Smaller АаLarger Aa

Achtzehnter März

Unsere Abfahrt verzögert sich um wenige Minuten. So erklang es aus den Lautsprechern, als ich im Zug saß. Ich wusste nicht warum, doch dies sollte ich später erfahren.

Ich sah aus dem Fenster. Ich sah, wie Menschen ausstiegen. Ich sah, wie Menschen in den Zug stiegen. Ich kannte die Leute nicht. Ich zählte sie nicht. Das war auch kaum möglich. Der Zug hatte drei Wagen. Jeder Wagen hatte zwei Türen pro Seite. Ich saß in der Nähe einer Tür. Ich konnte die Menschen sehen, die dort ein- oder ausstiegen. Diese Menschen konnte ich zählen. Oder besser gesagt schätzen. Zirka zehn Leute stiegen aus, zehn stiegen ein. Zu mindestens an dieser einen Tür. Die anderen Türen sah ich nicht. Die Leute kamen bei mir nicht vorbei. Der Ausgang war auf der anderen Seite.

Es ertönte ein Alarmsignal, die Türen schlossen sich. Gleich sollte es weiter ehen. Spätestens nach dreißig Sekunden sollte sich der Zug in Bewegung setzen. Dachte ich. Doch er tat es nicht. Nach sechzig Sekunden noch immer Stillstand. Nach zwei Minuten kam dann die Ansage, die Abfahrt würde sich verzögern.

Weitere drei Minuten später gab es wieder diese Ansage. Diesmal wurde auch ein Grund genannt. Ein Baum fiel ins Gleis. Der Zug konnte nicht weiterfahren. Wie lange der Aufenthalt dauerte, konnte keiner sagen. Es konnten nur Minuten sein. Stunden waren aber auch möglich.

Konnte das Gleis schnell geräumt werden, konnte es bald weitergehen. Beschädigte der Baum das Gleis konnte es länger dauern. Zum Glück gab es auf der Strecke keine Oberleitung. Wenn es eine gegeben hätte, hätte der Baum diese beschädigt. Die nächsten Stunden wäre sicher kein Zug gefahren. Auf den meisten elektrifizierten Strecken war eine Elektrolok unterwegs. Dort fuhr selten ein Dieselfahrzeug. Wenn ein Dieselfahrzeug dort unterwegs war, fuhr das Dieselfahrzeug auch auf nicht elektrifizierten Strecken.

In diesem Punkt hatte ich also Glück. Jetzt musste ich nur noch hoffen, dass der Baum nicht das Gleis beschädigt hatte. Dass eine Weiterfahrt bald möglich war.

Ich sah immer wieder auf die Uhr. Der Sekundenzeiger kroch langsam vorwärts. Eine Sekunde kam mir wie eine Ewigkeit vor. Ich sah fast jede Minute auf die Uhr. Ich hoffte bald gute Informationen aus dem Lautsprecher zu hören. Doch es dauerte. Fünf Minuten. Zehn Minuten. Fünfzehn Minuten. Zwanzig Minuten. Dann kam eine Durchsage.

Es hätte eine schlimme Durchsage werden können. Der Zug fährt nicht weiter. Ein Schienenersatzverkehr ist eingerichtet. Am Bahnhofsvorplatz wird in wenigen Minuten ein Bus vorfahren. Dieser Zug fährt wieder zurück. Bitte alle aussteigen.

Es war eine gute Nachricht. Der Zug sollte in wenigen Minuten weiterfahren. So war es dann auch. Nach weiteren fünf Minuten setzte sich der Zug in Bewegung. Der Zug fuhr an der Problemstelle vorbei. Dafür musste er das Gleis wechseln. Der Baum lag nur auf einem Gleis. Das zweite Gleis war weiterhin befahrbar. Die Züge mussten es sich nur teilen. Erst fuhr der eine Zug, dann der Andere. Der eine Zug fuhr in diese Richtung, der andere in die Gegenrichtung.

Ich kam einige Minuten später zu Hause an. Zwar nicht pünktlich, aber es hätte schlimmer kommen können. Eine Verspätung von dreißig Minuten war noch in Ordnung. Noch einmal Glück gehabt!

Neunzehnter März

Was zieh ich an, damit ich hinausgehen kann? Heute ist es kalt und es soll warm werden. Was zieh ich nur an, damit ich nicht friere oder schwitze?

Am frühen Morgen ist es kalt. Gut, es sind keine Minusgrade. Das ist schon einmal sehr schön. Warm ist es allerdings auch nicht. An der Sonne kann es eigentlich nicht liegen. Die Sonne ist schon auf.

Am frühen Morgen sind nur wenige Wolken zu sehen. Daran liegt es sicherlich, dass es am Morgen kalt ist. Die schützende Wolkendecke fehlte in der Nacht. Die Wärme der Erde konnte ungehindert ins All verschwinden. Das Ergebnis ist, dass es um sieben Uhr dreißig nur vier Grad Celsius sind.

Ich muss also noch meine Handschuhe mitnehmen. Es reichen glücklicherweise die dünnen Handschuhe. Eine Mütze benötige ich bei diesen Temperaturen nicht mehr.

Am frühen Morgen fahre ich im Sonnenschein mit dem Rad. Da es nur vier Grad Celsius sind, trage ich nicht nur ein Shirt. Über meinem Shirt trage ich noch einen Pullover. Darüber kommt meine Jacke.

Für die morgendliche Fahrt zur Arbeit ist es in Ordnung. Es ist nicht zu viel und nicht zu wenig. Nachmittags sieht es aber ganz anders aus.

Heute soll das Thermometer bis auf siebzehn Grad Celsius steigen. Siebzehn Grad Celsius! In der Sonne wird es sicherlich wärmer. Für siebzehn Grad Celsius ist die Jacke nicht gedacht. Sie ist zu viel. Am heutigen Nachmittag werde ich sicherlich schwitzen. Das werde ich kaum verhindern können.

Es gäbe natürlich eine Möglichkeit, wie ich am Nachmittag nicht ins Schwitzen komme. Ich ziehe mich am Morgen dünner an. Ich lass die Jacke weg. Dann sollte ich weniger am Nachmittag schwitzen. Das würde aber auch heißen, ich würde am Morgen frieren.

Es bringt mir nichts, wenn ich die Jacke zu Hause lasse. Am frühen Morgen friere ich. Am Nachmittag schwitze ich. Bei siebzehn Grad Celsius wäre auch der Pullover zu viel. Würde ich nicht mit dem Rad fahren, dann wäre der Pullover für den Nachmittag in Ordnung.

Am frühen Morgen würde meine jetzige Jacke allerdings nicht reichen. Wenn ich mit dem Rad fahre, werde ich warm. Laufe ich nur, dann fehlt die Wärme. Ich müsste am frühen Morgen eine dickere Jacke anziehen. Die dicke Jacke wäre nachmittags natürlich wieder viel zu viel.

Ich muss es einsehen. Heute werde ich die passende Kleidung für morgens und nachmittags nicht finden. Entweder friere ich am Morgen oder schwitze am Nachmittag.

Jetzt können wir uns streiten, was besser ist. Erfroren sind schon viele. Gekocht wurden nur wenige. Fürs Kochen müssen es hohe Temperaturen sein.

Ich möchte nicht frieren. Am Morgen trage ich Shirt, Pullover, Jacke und meine dünnen Handschuhe. Nachmittags werde ich meine dünnen Handschuhe gegen meine Fahrradhandschuhe eintauschen. Shirt, Pullover und Jacke werde ich anlassen. Die Jacke könnte ich in den Rücksack stecken. Dann wäre allerdings der Rucksack voll. Das möchte ich nicht.

Zum Glück kann ich ja meine Jacke am Nachmittag öffnen. Der Reißverschluss funktioniert ja. So hoffe ich, dass ich am Nachmittag nicht allzu sehr schwitze. Ich drücke mir einmal die Daumen, dass es klappt. Wenn es heute halbwegs funktioniert, weiß ich schon, was ich morgen trage werde. Morgen soll es am Vormittag ebenfalls kalt sein und nachmittags wieder auf siebzehn Grad Celsius ansteigen.

Zwanzigster März

Jeder Mensch muss essen. In der Regel essen wir mindestens dreimal am Tag. Manchmal auch mehr. Normalerweise essen wir am Morgen zum Frühstück. Mittags gibt es das Mittagessen und am Abend gibt es Abendbrot. In vielen Fällen gibt es zum Mittag warmes Essen. So war es auch bei mir. Damals als ich Student war.

Damals studierte ich Geschichte. Ich durfte vor einigen Jahren dann meine Bachelorarbeit schreiben. Dabei war ich oft zu Hause und saß an meinem Computer. Eine handschriftliche Arbeit wollte und sollte ich nicht abgeben. Meine Schrift hätten wohl nur die wenigsten entziffern können.

Ich war an vielen Tagen zu Hause. Selten traf ich mich mit meinem Betreuer. Selten war ich in der Bibliothek, um mir neue Bücher auszuleihen. Die meiste Zeit war ich zu Hause.

Ich stand erst gegen neun Uhr auf. Ich frühstückte, ging ins Bad und machte noch andere Dinge. Erst gegen zehn Uhr fing ich zu Arbeiten an. Erst dann setzte ich mich an meinem Computer und begann weiter an meiner Bachelorarbeit zu schreiben.

Zwischen dreizehn Uhr und fünfzehn Uhr machte ich immer eine Mittagspause. Der Anfang war nicht immer zur selben Zeit. Die Dauer war hingegen immer gleich. Ich machte rund eine Stunde Mittagspause, dann arbeitete ich weiter.

Abendessen gab es bei mir zwischen neunzehn Uhr und zwanzig Uhr. Danach machte ich immer bis Viertel nach Acht Pause. Ab zwanzig Uhr fünfzehn sah ich fern. Doch so genau sah ich nicht hin. Ich ließ mich eigentlich nur berieseln. Tatsächlich arbeitete ich an meiner Bachelorarbeit.

In der Regel ging ich gegen dreiundzwanzig Uhr ins Bett. Doch ich schaffte es auch an einigen Tagen, länger zu arbeiten. Dann arbeitete ich bis in den Morgen hinein. Spätestens um zwei Uhr verschwand ich im Bett, um gegen neun Uhr wieder aufzustehen.

Ich war für mein Essen allein verantwortlich. Es war keiner da, der mir behilflich war. So kam es oft, wie es kommen musste: Das Mittagessen gelang mir nur halb oder ich durfte nachher sauber machen.

Eines Mittags machte ich mir Nudeln mit Tomatensoße. Ich nahm einen Topf. Ich befüllte ihn mit Wasser. Machte etwas Salz hinein und gab dann Nudeln in den Topf. Nun schaltete ich den Herd an und deckte den Topf halbwegs zu. Nach einigen Minuten wollte ich nachsehen.

Ich ging an meinen Rechner und schrieb weiter an meiner Bachelorarbeit. Dabei vergaß ich die Zeit. Viel zu spät bemerkte ich, dass die Nudeln überkochten. Ich rannte in die Küche, nahm den Deckel hoch und schaltete den Herd aus. Ich probierte die Nudeln. Da sie bissfest waren, nahm ich den Topf vom Herd, oder besser gesagt von einer aktiven Herdplatte.

Vorsichtig wischte ich den Herd trocken. Anschließend nahm ich einen zweiten Kochtopf und füllte etwas Öl hinein. Ich schaltete den Herd wieder ein. Dann schnitt ich Wiener klein. Die Wiener kamen dann in den Topf. Ich wollte sie etwas anbraten. Dann erst kam Ketchup in den Topf. Ich füllte noch etwas Wasser hinein. Fertig waren meine Nudeln mit Tomatensoße.

 

Ich machte den Herd aus. Dann nahm ich den Topf mit den Nudeln. Erst jetzt entfernte ich das Wasser. Die Nudeln kamen etwas später auf einen Teller. Über die Nudeln kam die Tomatensoße. Mit dem Teller ging es anschließend in mein Zimmer. Während ich zum Mittag aß, sah ich fern. Als ich fertig war, machte ich noch eine kurze Pause. Anschließend säuberte ich den Herd. Ich wusch ab. Danach ging ich wieder an die Arbeit.

Einundzwanzigster März

Wir haben den einundzwanzigsten März. Eigentlich ist Frühling. Meteorologisch und kalendarisch. Draußen sollte es eigentlich warm sein. Und uneigentlich?

Draußen ist es sonnig. Die Sonne stand schon früh auf. Wer Langschläfer ist, konnte heute nicht lange schlafen. Die Sonne schien. Sie schien in jedes Zimmer. Nahezu kein Rollo konnte die Sonne aufhalten. Die Sonne kam zwar nicht durch das dickste Rollo, aber das musste sie auch nicht. Nahezu kein Rollo konnte das komplette Fenster bedecken. Wenn die Sonne nicht durch das Rollo scheinen konnte, dann nahm der Sonnenschein den Umweg über den Spalt zwischen Fenster und Rollo.

Nur wenige Menschen konnten der Sonne entkommen. Wer an seinen Fenstern Rolläden besaß, der konnte die Sonne draußen halten. Natürlich mussten die Rolläden geschlossen sein. Bei offenen Rolläden hatte die Sonne leichtes Spiel durch das Fenster zu scheinen.

Von innen sah das Wetter super aus. Die Sonne schien. Es war nahezu keine Wolke zu sehen. Es war ein super Frühlingstag. Wer allerdings den Wetterbericht kannte, wusste was ihn draußen erwartete. Wer ein Thermometer für draußen besaß, konnte es ablesen. Wer hinausging, konnte es spüren.

Es war kalt. Es war schweinekalt. In den letzten Tagen war es deutlich wärmer. In der tiefsten Nacht sank die Temperatur nur bis auf vier Grad Celsius ab. Am Tage wurden locker zweistellige Werte erreicht. Teilweise kletterte das Thermometer bis fast auf zwanzig Grad Celsius.

Das war heute nicht der Fall. In der Nacht gab es Minustemperaturen. Selbst um acht Uhr waren es noch minus drei Grad Celsius. Das war verdammt kalt!

Am Tage sollten die Temperaturen steigen. Zweistellige Werte wurden heute nicht erreicht. Vorhergesagt wurden sieben Grad Celsius. In der Sonne konnte es wärmer werden. Warm war es in der Sonne nicht.

Ich war es in den letzten Tagen gewöhnt, nur mit meinen Halbhandschuhen unterwegs zu sein. Das war heute nicht möglich. Wäre ich mit meinen Halbhandschuhen hinausgegangen, meine Finger wären erfroren.

Zum Glück sah ich den Wetterbericht am Vorabend. Die Sonne konnte mich nicht täuschen. Auch wenn es schon um sieben Uhr taghell war, mir war klar, dass es draußen nicht warm war. Nach einer sternenklaren Nacht war es zu dieser Zeit noch kalt. Nur eine Wolkendecke konnte die Wärme des Vortages auf der Erde halten. Durch die sternenklare Nacht verschwand die Wärme des Tages in der Nacht allerdings in den Tiefen des Weltalls.

Für meinen Weg zur Arbeit benötigte ich also andere Handschuhe. Ich musste dickere Handschuhe mir anziehen. Eigentlich hätte ich sogar noch dickere Handschuhe anziehen müssen. Um null Grad Celsius trug ich immer meine dicken Handschuhe. Ging es in die Minusgrade, so trug ich meine Fausthandschuhe.

Heute spielte ich auf Risiko. Ich zog meine Fausthandschuhe nicht an. Meine dicken Handschuhe ließ ich ebenfalls zu Hause. Es sollte tagsüber ja relativ warm werden. Sieben Grad Celsius war relativ warm. Bei sieben Grad Celsius reichten meine leichten Handschuhe locker. Meine Halbhandschuhe waren bei sieben Grad Celsius auch in Ordnung. Kälter als fünf Grad Celsius sollte es aber nicht sein.

Am Morgen war es kälter. So zog ich meine leichten Handschuhe an. Da es am Morgen Minustemperaturen gab, setzte ich zudem meine Mütze auf. Damit war ich gut gerüstet für den kalten Morgen im Sonnenschein. Dann ging es los.

Zweiundzwanzigster März

Der Frühling ist da. Dies muss gefeiert werden. Jetzt wird es endlich wieder schöner. Die Sonne zeigt sich mehr. Es wird wärmer. Es fällt kein Schnee mehr.

In vielen größeren Städte gibt es Frühlingsfeste. Dort gibt es viele Fahrgeschäfte. Manchmal ist darunter auch ein Riesenrad. Mit dem Riesenrad kann ein Blick über die Stadt geworfen werden. Es können Lose gezogen werden. Ab und zu gibt es auch eine kleine Achterbahn. Und ganz oft einige Imbissbuden.

Doch nicht jeder wohnt in solch einer Stadt. Nicht jeder ist ein Stadtbewohner. Manche Menschen wohnen in einer kleinen Gemeinde. Sie können nicht den Frühling feiern. Zu mindestens nicht in ihrem Ort. Doch es gibt ja Möglichkeiten in die nächste Stadt zu gelangen.

Manche fahren mit dem Auto zum Frühlingsfest. Sie nehmen die ganze Familie mit. Einige können auch den Bus nehmen. Die nächste Frühlingsstadt ist mit dem Regionalbus leicht zu erreichen. Weitere Strecken können in der Gruppe mit der Bahn zurückgelegt werden. Dies ist oft auch stressfreier, als mit dem Auto zu fahren.

Wer mit dem Zug fahren möchte, muss aber erst einmal zum Bahnhof kommen. Auch da gibt es viele Möglichkeiten. Wer nur wenige hundert Meter vom Bahnhof entfernt wohnt, kann zu Fuß gehen. Wer etwas weiter weg wohnt, nimmt den Bus oder die Straßenbahn. In dreißig bis sechzig Minuten sollte derjenige am Bahnhof sein. Dauert es länger, so nimmt derjenige doch lieber das Auto bis zum Bahnhof. Sofern derjenige einen gültigen Führerschein besitzt.

Wer es lieber sportlich mag, nimmt das Fahrrad. Mit dem Fahrrad entscheiden wir selbst, wann wir losfahren, wie lange wir brauchen. Wenn wir rasen, können wir schneller am Bahnhof sein, als wenn wir trödeln.

Am Bahnhof angekommen, wird der Fahrschein gekauft. Dann kann es mit dem Zug in die nächste Frühlingsstadt gehen. Von dem Bahnhof dort ist es meist ein Katzensprung bis zum Frühlingsfest. Manchmal gibt es auch einen Busshuttle zwischen Bahnhof und Frühlingsfest. Nun kann gefeiert werden.

Am späten Nachmittag geht es mit Bus und Zug zurück. Dann muss noch das restliche Stück mit dem Fahrrad überwunden werden. Sofern es möglich ist.

Der Radfahrer, der zum Frühlingsfest mit dem Zug fuhr, kommt viel später zu Hause an als gedacht. Dies liegt nicht daran, dass der Zug verspätet losfuhr oder dass es Probleme auf der Schiene gab. Der Zug kam pünktlich an. Er verspätete sich unterwegs nicht. Nur ohne Fahrrad ist das Radfahren nicht möglich.

Der Radfahrer steigt aus dem Zug. Er läuft zu den Fahrradständern. Der Radfahrer weiß, wo sein Fahrrad steht, doch er sieht es nicht. Der Radfahrer dreht einige Runden um die Fahrradständer. Sein Fahrrad bleibt verschwunden. Irgendjemand klaute sein Fahrrad. Nur so kann das Verschwinden des Fahrrades erklärt werden.

Der Radfahrer läuft zu Fuß. So weit hat er es ja nicht. Es sind ja nur vier Kilometer. Vier Kilometer sind in einer Dreiviertelstunde zu schaffen. Auch wenn es dazwischen eine Überführung zu meistern gilt. Auch wenn einige Ampeln im Weg stehen. Der Radfahrer ist auch zu Fuß schnell.

Da es spät am Tage ist, geht der Radfahrer heute nicht mehr zur Polizei. Am morgigen Tag möchte er dorthin gehen. Den Diebstahl anzeigen und Anzeige erstatten. Ob der Radfahrer sein Fahrrad jemals wiedersehen wird?

Dreiundzwanzigster März

Das kann echt nicht wahr sein. Womit habe ich das verdient? Ich war immer ein liebes Mädchen. Ich war immer artig. Ich hab keiner Fliege etwas getan.

Warum muss die Bahn mich dann ärgern. Warum muss sie wieder einmal zu spät kommen? Gerade heute? Am Montag kam ich pünktlich zur Arbeit. Dies war auch am Dienstag und am Mittwoch der Fall. Auch gestern und heute kam ich pünktlich zur Arbeit. Nur mit den Rückweg haperte es.

Am Montag war ich pünktlich am Bahnhof. Wie immer sieben Minuten früher. Wie immer rechtzeitig. Nur die Bahn war nicht pünktlich. Sie verspätete sich. Erst fünf Minuten später fuhr sie in den Bahnhof ein. Ich war fünf Minuten später zu Hause. Dies war noch nicht schlimm, doch es war ja auch erst Montag.

Am Tag danach war ich wieder pünktlich am Bahnhof. Wieder wartete ich auf den Zug, der mich nach Hause bringen sollte. Wieder wartete ich mehr als sieben Minuten. Der Zug war nicht nur eine Minute zu spät. Er kam auch keine fünf Minuten später. Erst nach zehn Minuten fuhr der Zug in den Bahnhof ein. Ich war zehn Minuten später Zuhause.

Am Mittwoch war es noch schlimmer. Ich war wie immer pünktlich. Nur der Zug nicht. Diesmal hatte er keine fünf Minuten Verspätung. Auch zehn Minuten waren es nicht. Diesmal kam der Zug mit fünfzehn Minuten Verspätung an. Ich war dementsprechend fünfzehn Minuten später zu Hause.

Gestern war Donnerstag und es wurde nicht besser. Oder doch? Am Anfang sah es gut aus. Mein Zug hatte nur fünf Minuten Verspätung, als ich einstieg. Doch ich kam nicht fünf Minuten später zu Hause an. Ich kam dreiundzwanzig Minuten später an. Der Zug verspätete sich unterwegs noch mehr. Ein liegengebliebener Zug musste überholt werden. Bei zwei Gleisen und Gegenverkehr war dies nicht so einfach. Züge konnten nur an Weichen das Gleis sicher wechseln. Wir mussten auf den Gegenzug warten. Mehrere Minuten. Erst dann hatten wir Grün. Erst dann konnte es nach Hause gehen.

Heute sollte ich früher zu Hause sein. Da war ich mir sicher. Freitags machte ich immer eine Stunde früher Schluss. Ich musste also früher Zuhause sein. Das konnte gar nicht anders sein.

Theoretisch zu mindestens. Heute gab es viel zu tun. Ich schaffte es nicht, eine Stunde früher aus dem Büro. Ich kam nur dreißig Minuten früher zum Bahnhof. Damit konnte mein Zug neunundzwanzig Minuten Verspätung haben. Ich wäre immer noch früher als normal zu Hause gewesen. Sofern normal Montag bis Donnerstag war.

Doch es kam anders als ich dachte. Ich dachte wenigstens der heutige Zug wäre pünktlich, doch dem war nicht so. Auch heute war mein Zug unpünktlich. Ich stand am Bahnhof. Dreißig Minuten später als ursprünglich geplant. Eine halbe Stunde früher als an anderen Wochentagen. Doch in dieser Woche hatte ich kein Glück mit den Zügen. Mein heutiger Zug kam wieder später. Nicht fünf oder zehn Minuten. Es waren auch nicht fünfzehn oder zwanzig Minuten. Mein Zug fuhr siebenundzwanzig Minuten später in den Bahnhof ein als normal. Ich war siebenundzwanzig Minuten später zu Hause. Fast eine ganze Stunde später als am Morgen geplant.

Ob die nächste Woche besser wird? Ob ich nächste Woche pünktlich zu Hause bin? Oder kommt alles anders? Ich werde es sehen. Ganz sicher. Dies ist so sicher, wie das Amen in der Kirche, oder?

You have finished the free preview. Would you like to read more?