Free

Corona Magazine #355: Dezember 2020

Text
From the series: Corona Magazine #355
Mark as finished
Font:Smaller АаLarger Aa

Offene Sklaverei ist glücklicherweise bis auf wenige schlimme Ausnahmen in den meisten Ländern dieser Welt in der heutigen Zeit kein Thema mehr. Doch bedeutet das Ende der Sklaverei nicht automatisch auch das Ende von Ausbeutung, auch nicht in der vermeintlich positiven Star Trek-Zukunftswelt.

Bereits in den beiden ersten Folgen der bislang noch neuesten, diesjährigen Star Trek-Serie Star Trek: Picard, Gedenken und Karten und Legenden wird dies thematisiert. Nach einem Aufstand der Androiden nach dem Vorbild des verstorbenen Lt. Commander Data (Brent Spiner) ist die Erschaffung jeglicher künstlicher Lebensformen in der Sternenflotte verboten. Nur ungenügend stellt man sich dabei die Frage, ob der verheerende Aufstand der Androiden nicht auch durch die Unterschätzung von deren Fähigkeit zu empfinden und durch ihre Ausbeutung mitverursacht worden sein kann.

Die Parallelen liegen auch hier auf der Hand: Zwar gibt es in der realen Welt (noch) keine Androiden, dafür aber Ausbeutung. Und insbesondere die Verfechter von Ideologien, denen mitunter auch genannte andersdenkenden Trekkies zugetan sind, setzen sich mehr oder weniger offen für eine Fortsetzung von Ausbeutung ein, auch wenn das Ganze meist andere und weit klangvollere Namen als »moderne Sklaverei« trägt.

Andersdenkende Trekkies

Dies waren nur ein paar Beispiele dafür, wie Star Trek in all seinen Inkarnationen Stellung zum Thema Extremismus und auch Faschismus bezieht. Verständnis für derartige Ideologien findet sich nirgends, es sei denn, jemand möchte sich etwa die Vorgehensweise der Cardassianer mit aller Macht schönreden.

In Star Trek geht es seit jeher um ein friedvolles Miteinander. Dass dieses selbst unter den besten Voraussetzungen niemals ohne Konflikte stattfinden kann, war auch Roddenberry, King und all ihren Nachfolgern klar.

Die Frage lautet stets: »Wie dann?« Durch die Unterdrückung derjenigen, die diese Konflikte real oder auch nur vermeintlich verursachen? Oder nicht viel eher durch eine sinnvolle Auseinandersetzung mit den Problemen, die mit diesen Konflikten einhergehen? Die Fähigkeit, Kritik zu üben ist wertvoll und sollte auch bei passenden Gelegenheiten angewendet werden. Doch die Kunst des Kritisierens besteht in der Sachlichkeit, nicht in Ausführungen, die unpassende Vergleiche anstellen.

Nein, nicht alle Menschen denken so. Aber zumindest Trekkies sollten es tun, denn diese Fan-Bezeichnung beinhaltet vieles, was auch in der realen Welt außerhalb der Fernsehbildschirme, Kinoleinwände oder Buchseiten Relevanz besitzt. Toleranz und Sympathie für Ideologien der Ausgrenzung und Unterdrückung jedoch ganz sicherlich nicht.

In diesem Sinn: Live Long And Prosper!

Echo Station – Die Star-Wars-Ecke


Ressortleiter Reiner Krauss

Herzlich willkommen zu dieser Rubrik im Corona Magazine, die ganz in der Tradition unserer Star-Trek-Ecke Unendliche Weiten das andere große Sternenfranchise beleuchten wird.

Federführend ist in diesem Bereich unser Redakteur Reiner Krauss, den Sie bereits von seinen kenntnisreichen und spannenden Wissenschaftsartikeln kennen.

Wir wünschen gute Unterhaltung!

Spotlight: Künstler auf die Bühne – Tatooine Filmlocation und die Restauration von »Lars Homestead«


von Lujayne Sealya (Jasmine Messerle)

Kennen Sie sie? Die faszinierende Art von Künstlern aus dem Fandom, die man auf diversen Events das ganze Jahr über trifft und deren Kreationen einen auch auf den virtuellen Tummelplätzen wie Facebook oder Instagram immer wieder zum Staunen bringen? Die Autorin dieses Artikels findet, es gibt da draußen sehr viele talentierte Cosplayer, Propmaker, Sammler, Fotografen, Designer, Zeichner, Illustratoren, Autoren etc., die ihre Leidenschaft mit sehr viel Herzblut pflegen, und einige davon stellt sie Ihnen in dieser Interview-Reihe des Corona Magazine vor!

Neben einem Interview mit einem der Hauptverantwortlichen des diesmal thematisierten Projekts finden Sie in diesem Artikel anschließend sogar die dazugehörigen Reisetipps!

Tatooine – fiktiver Schauplatz des »Lars Homestead«

Thomas Schuster, ein Kamerad der Austrian Garrison der 501st Legion, trifft man auf Events in seinem filmakkuraten Tusken-Räuber- und Stormtrooper-Kostüm, und er ist auch in Sachen Charity sehr engagiert.

Was ihn aber besonders macht: Zusammen mit seinem Team von Discover Tatooine hat er es sich zum Ziel gesetzt, die Star Wars-Filmkulissen in Tunesien für die kommenden Generationen zu schützen und zu erhalten.

Welchen besonderen Stellenwert Tunesien alias Tatooine innehat, lässt sich leicht aufzählen: Das bombastische Finale der Skywalker-Saga wurde mit den letzten Minuten von Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers (2019) vor dem sogenannten berühmten »Lars Homestead« beendet. Luke Skywalkers (Mark Hamill) Blick zu den zwei Sonnen Tatooines, begleitet von John Williams' Soundtrack-Stück Binary Sunset ist wohl eine der legendärsten Szenen der gesamten Filmgeschichte. Und genau an diesem Ort wurde am 22.03.1976 die erste Szene in der Geschichte von Star Wars gedreht.

Aus diesen Gründen ist die domförmige Kinderstube von Skywalker seit jeher ein Pilgerort für Star Wars-Fans aus der ganzen Welt, und Schuster hat einiges dazu zu erzählen.

Jasmine Messerle (JM): Hallo, Thomas! Wie kamt ihr denn auf die Idee, eine Filmkulisse mitten in der Sahara zu renovieren?

Thomas Schuster (TS): Dane Braun, unser Tunesien-Experte, besuchte dieses einzigartige Land bereits mehrere Male. Zusammen mit seinen Freunden von Star Wars Tunisia war er bereits Teil von mehreren Projekten, sei es nun eine Dokumentation für RTL, das von Pharrell Williams gepushte Video Happy (we are from Tatooine) oder die Förderung des Save Mos Espa-Projekts, das die berühmte Filmkulisse vor einer tonnenschweren Wanderdüne bewahrte. Leider schenkten die lokalen Behörden einer anderen, einer unscheinbaren kleinen Filmkulisse in der Salzwüste Chott El Djerid nicht so viel Aufmerksamkeit – nämlich dem »Lars Homestead«. Die Wiege von Star Wars, die zuletzt 2012 von Fans renoviert worden ist, war während Brauns Expeditionen in einem sehr schlechten Zustand.

JM: Warum ist es für euch vor allem so wichtig, das Lars Homestead in Stand zu halten?

TS: Am 22.03.1976 starteten die Dreharbeiten in der Salzwüste Chott El Djerid in der Nähe von Nefta. Die Sets wurden von John Barry und seinen Handwerkern gebaut, und für die erhielt er später zusammen mit Norman Reynolds und Leslie Dilley auch einen »Oscar«. Lars Homestead gilt somit als die Wiege von Star Wars. Nach den Dreharbeiten 1976, im Laufe der folgenden Jahre, wurde die aus Hasendraht gefertigte Kuppel vollständig zerstört und hinterließ nur einen Krater. Im Jahr 2000 kehrte Lucasfilm an exakt die gleiche Stelle zurück und baute auf Bitten des Star Wars-Archäologen David West Reynolds Lars Homestead am Geburtsort von Star Wars wieder auf. Nun liegt es an den Star Wars-Fans, die Holzkonstruktion aus dem Jahr 2000 für kommende Generationen zu bewahren.


© Star Wars Fans Nürnberg e.V. | Lars Homestead, Chott El Djerid, Tunesien

JM: Wer gehört alles zum Renovations-Team von Discover Tatooine?

TS: Unser Team besteht aus Braun und seiner Frau Iness Brouk, die aus Tunesien stammt und uns sprachlich immer zur Seite steht. Ich persönlich kümmere mich derzeit um die Öffentlichkeitsarbeit. Bei den Projekten vor Ort unterstützen uns regelmäßig Fans aus aller Welt, hauptsächlich natürlich aus Tunesien.

JM: Wie sah denn das Set aus, als ihr in der Wüste ankamt?

TS: Als wir »Lars Homestead« erreichten, war es in einem sehr schlechten Zustand. Auf der linken Seite des Eingangs klaffte ein riesiges Loch. Die gesamte linke Seite des hölzernen Bodenrings war vom Wasser in den Wintermonaten unterspült worden, was die Stabilität der gesamten Holzkonstruktion gefährdet hat. Die unteren Fassadenteile waren durch das Salzwasser der Wintermonate erodiert. Und die vielen Löcher an der oberen Fassade, entstanden durch kletternde Star Wars-»Fans«, rundeten das schlechte Gesamtbild ab.

JM: Wie viel Planung war notwendig, um ein derartiges Renovationsprojekt zu verwirklichen?

TS: Braun hat die Langzeitplanung übernommen. Durch seine leitende Position in der Rebel Legion hatte er die notwendigen Connections, um ein ehrenamtliches Renovationsteam aufzubauen. Seine Frau war als unsere Sprach- und Kulturexpertin dabei, was vor allem bei der schwierigen Suche nach Baumaterial dringend notwendig war. Bei einem Besuch vor Ort haben wir die Schäden aufgezeichnet. Nach zwei Tagen hatten wir die notwendigen Baumaterialien zusammen, und es ging an die Arbeit.

 


JM: Wie habt ihr die Kuppel bei euren Arbeiten geschützt?

TS: Das wichtigste Ziel war, die Statik der Holzkonstruktion wiederherzustellen. Dafür wurde der herabgesackte hölzerne Fundamentring angehoben und mit Ziegelsteinen gestützt. Diese Steine sind nicht so anfällig für die winterliche Bodenerosion. Da die Kuppel in den Wintermonaten oft im Salzwasser steht, war es uns ein großes Anliegen, auch die untere Fassade wiederherzustellen. Da wir bei unseren Besichtigungen immer wieder auf rostige Drahtgitter gestoßen sind, haben wir die untere Fassade der Kuppel diesmal mit einem Kunststoff-Armierungsgewebe unterlegt. Die Test-Zone auf der Rückseite der Kuppel hat die letzten beiden Jahre gut überstanden. Auch Löcher wurden mit Verputz gestopft, und mit lokalem Sand haben wir die Fassade an die umliegenden Farbtöne angepasst. Eine vollständige Fassade ist wichtig, um die Holzkonstruktion vor den bis zu 50 Grad hohen Temperaturen sowie dem Salzwasser in den Wintermonaten zu schützen.

JM: Es muss sicher ein Wahnsinnsgefühl sein, wenn man sich im filmakkuraten Tusken-Räuber-Kostüm an einem Original-Star Wars-Drehort befindet …

TS: Nun, bei der Kuppel selbst braucht man kein Kostüm. Der abendliche Blick zum Sonnenuntergang und in die unendlichen Weiten der Wüste ist der heilige Gral für Star Wars-Fans. Natürlich war es mir aber ein besonderes Anliegen, mein Kostüm mitzuführen. Vor allem in der Star Wars-Schlucht nördlich von Tozeur konnte sich das Kostüm vollständig entfalten. In der Schlucht konnte man an jeder Ecke eine andere Szene von Krieg der Sterne (1977) nachstellen und miterleben. Ein fantastisches Gefühl.


JM: Was sind die Pläne von Discover Tatooine für die Zukunft?

TS: Abgesehen von neuen Renovierungsprojekten ist es nun vor allem wichtig, Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. Während Länder wie Irland oder Jordanien den Wert von Star Wars erkannt haben und ihre Drehorte auch schützen, werden die Pop-Kulturschätze in Tunesien noch immer stiefmütterlich behandelt. Es gilt nun, Tunesien zu beweisen, dass Star Wars seinen Ursprung in Chott El Djerid hat und dass die großartigen Filmkulissen und Drehorte von Fans in aller Welt geschätzt werden.

Erste Erfolge haben wir bereits erzielt, als wir 2019 vom Star Wars-Prequel-Produzenten Rick McCallum in sein Büro eingeladen wurden. Dieser war begeistert, dass sich Fans um seine ehemaligen Kulissen kümmern. Auch Lucasfilm wurde bereits auf Tunesien aufmerksam und lud uns zur Star Wars Celebration nach Chicago ein, wo wir zwei Vorträge halten durften.

Je bekannter eine Filmkulisse wird, umso besser steht es um ihre Erhaltung. Das hat auch Save Mos Espa gezeigt. Nun gilt es, auch unbekannte Orte wie das Lars Homestead oder die Chalmuns Cantina in Ajim vor dem Verfall zu bewahren.

Die Redaktion bedankt sich herzlich für das Interview!

Wer jetzt Lust verspürt, die surreal-wunderschönen Landschaften Tunesiens auf den Spuren von Star Wars selbst zu entdecken, findet nachstehend Informationen zu den Film-Locations in Tunesien samt exakter Ortsangaben.

Der Text stammt von Schuster und Messerle, die Fotos stammen von Braun und Schuster.

01 – Tosche Station/Mos Eisley

Location: Sidi Jemour mosque (auch bekannt als »Jemour« bzw. »Jmour«)

Set: Tosche-Station/Anchorhead/Mos Eisley

GPS-Koordinaten: 33.831462, 10.748124 (geeignet zur Google Earth-Suche)


Betreten Sie Mos Eisley, wie es einst Skywalker in seinem Landspeeder tat. Die seitlichen Mauern der Moschee »Sidi Jemour« lassen einen sofort erkennen – man befindet sich in Mos Eisley. Doch auch ein Spaziergang zum Meer schadet nicht: Blickt man nun auf die Moschee, so erhebt sich vor einem die Tosche-Station, bekannt aus den gestrichenen Szenen von Krieg der Sterne. An dieser Stelle fand am 04.04.1976 der letzte Drehtag mit Garrick Hagon (Biggs Darklighter), Anthony Forrest (Fixer) und Koo Stark (Camie Loneozner) statt.

Der Zustand der Moschee ist noch immer sehr gut, da sie von den religiösen Einheimischen gehegt und gepflegt wird. Lediglich eine neu errichtete Mauer trennt einen vom Eingang zur Tosche-Station. Alle anderen Bereiche sind außerhalb der Gebetszeiten jederzeit begehbar, und von der Plattform hat man denselben Ausblick zum türkisfarbenen Meer, wie ihn 1976 auch Hamill genoss.

02 – Ben Kenobis Haus

Location: Fischerhütte am Strand des Golf von Gabès; 4 km nördlich von Ajim

Set: Ben Kenobis Haus

GPS-Koordinaten: 33.740877, 10.734922


Auf dem Weg von Sidi Jemour nach Ajim sollte man auf alle Fälle bei dieser kleinen unscheinbaren Fischerhütte stehenbleiben. Denn Fans der »non CGI«-Star Wars-Filmen wird sie sich sofort als das Haus von Ben Kenobi (Alec Guinness) offenbaren. Im Film scheint es, als würde sich die Hütte inmitten einer unendlichen Wüste befinden. George Lucas (Indiana Jones und der Tempel des Todes) erreichte diese Illusion durch eine entsprechend tiefe Kameraposition.

Leider wurde die legendäre Außenaufnahme 1997 durch ein digitales Bild ersetzt. Die innen stattfindenden Szenen von Kenobis Haus wurden in England aufgenommen.

Der Zustand der Hütte ist sehr gut. Die Fassade wurde erst kürzlich von Fans geflickt. Lediglich ein Fenster kam in den letzten Jahrzehnten dazu.

03 – Chalmuns Cantina/Mos Eisley

Location: Ajim auf der Halbinsel Djerba

Set: Chalmuns Cantina, Start Millennium Falke, Stormtrooper Checkpoint

GPS-Koordinaten: 33.724005, 10.750008 (Cantina), 33.723675, 10.749219 (Checkpoint/Start des Falken)


Die Szenen in Mos Eisley wurden zwischen 02.04. und 03.04.1976 aufgenommen. Einheimische wurden damals als Jawas, Tusken-Räuber, Piloten oder Roboter engagiert, um Leben auf die Straßen von Mos Eisley zu bringen. Das Gebäude der Cantina wurde 1976 um einen erweiterten Eingang ergänzt. Dieser ist schon seit Jahrzehnten nicht mehr vorhanden. Auf der kleinen Terrasse links neben dem Eingang stand 1976 der Taurücken. Die Cantina selbst dient derzeit als Lagerraum für die hiesige Baustelle.

In Ajim ist gerade das Suchen von Analogien der Reiz. Bestand die Gegend 1976 fast ausschließlich aus kuppelförmigen Bauten, so sind diese in den letzten 42 Jahren durch den modernen Baustil ersetzt worden. Trotzdem lassen sich rund um die Chalmuns Cantina legendäre Szenen wie der Start des Millennium Falken nachstellen. Einen Häuserblock südwestlich der Cantina findet man diesen berühmten Straßenzug.

Das hohe linke Gebäude und die Kuppel am Ende des Straßenzuges sind noch im selben Zustand wie 1976. Die lange rechte Mauer wurde in den letzten Jahrzehnten um zusätzliche Elemente erweitert. In dieser Straße fielen auch zum ersten Mal in der Geschichte von Star Wars die berühmten Worte »These aren't the droids you're looking for!«.

Leider wurde die Cantina noch immer nicht renoviert. Selbst Teile des Dachs sind bereits eingestürzt. Der Zustand wurde vom Discover Tatooine-Team im Jahr 2018 mit einer Drohne aufgenommen und an die entsprechenden lokalen Behörden weitergegeben. Lokale Star Wars-Fans haben das Gebäude mit Airbrush-Markierungen (»Star Wars Filming Location«) versehen, um Einheimische auf die Wichtigkeit der alten Bäckerei hinzuweisen.

04 – Untere Mos Espa-Sklavenquartiere/Darth Vaders Geburtshaus

Location: Ksar Medenine in der gleichnamigen Stadt

Set: Untere Mos Espa-Sklavenquartiere, Darth Vaders Geburtshaus

GPS-Koordinaten: 33.347530, 10.492246


Bei ihrem Besuch der alten Originaldrehorte in Tunesien mussten McCallum, Gavin Bocquet (Der Sternwanderer) und Reynolds vielerorts feststellen, dass diese 20 Jahre nach der Produktion bis zur Unkenntlichkeit modernisiert worden waren. Doch als sie die sogenannten Ksars in Medenine und Hadada besuchten, wirkte es vor ihren Augen, als würde Mos Espa aus dem Boden schießen. Der kleine Innenhof an der nördlichen Mauer des Ksar Medenine wird umgangssprachlich auch oft als »Skywalker-Gasse« bezeichnet.

An den beeindruckenden Gebäuden erkennt man noch immer die Bohrlöcher, an denen 1997 die Rohre und Verblendungen angebracht waren. Da Teile der Kammern noch als Unterkunft oder Lagerräume verwendet werden, haben die Einheimischen die futuristischen Türen und Verblendungen entfernt. Die berühmte braune Tür am Ende der Gasse kennzeichnet Darth Vaders Geburtshaus, in dem Anakin seine Freunde von einem Sandsturm bewahrt. Vom quadratischen Touristen-Ksar führt eine Treppe auf das Dach, von wo aus man einen fantastischen Ausblick auf die Skywalker-Gasse hat. Die dritte Gebäudereihe, die man im Film sieht, wurde später mit Hilfe von CGI ergänzt.

05 – Obere Mos Espa-Sklavenquartiere

Location: Hotel Ksar Hadada in der gleichnamigen Stadt

Set: Obere Mos Espa-Sklavenquartiere, Vorlage für Anakins Podracer-Bauplatz

GPS-Koordinaten: 33.100163, 10.314130


Die ursprünglichen Kornspeicher des Ksar Hadada sind bereits mehrere hundert Jahre alt. In den 1970er-Jahren wurden Teile des Ksar zu einem Hotel umgebaut.

Im Dezember 1995 machte sich Reynolds mit McCallum zum Location-Scouting nach Tunesien auf und zeigte dem Team das Hotel, in dem schließlich 1997 gedreht wurde. Seit 1998 wird Ksar Hadada nicht mehr als Hotel genutzt. Ab diesem Zeitpunkt verfiel das Hotel, und viele Star Wars Fans haben die Set-Elemente abmontiert.

Erst 2005 wurde das Hotel von einem neuen Eigentümer renoviert. Dieser verlangt nun 2,5 Dinar Eintritt inklusive Führung und Getränk, was umgerechnet ca. 0,8 € sind. Mit diesem Geld hält er das Hotel in Stand. Rechts vom Eingang kommt man zu den Getreidespeichern des UNESCO-Weltkulturerbes.

Links vom Eingang kommt man zum Innenhof, der als Vorlage für Anakins Podracer-Bauplatz gedient hat. Dieser wurde in der Wüste nördlich von Nefta nachgebaut.

Folgt man dem linken Gang bis ans Ende, kommt man zu der Stelle, an der Qui-Gon Jinn (Liam Neeson) mit Shmi Skywalker (Pernilla August) über die Geburt Anakins spricht und später Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor) über das Komlink kontaktiert. Der Anblick der renovierten bemalten Bögen ist beeindruckend, auch wenn diese in den letzten Jahren um zusätzliche Elemente erweitert worden sind. Ein Teil einer Verblendung ist noch erhalten, die gerne bei Führungen gezeigt wird. Alle anderen wurden leider gestohlen.

06 – Tataouine (Namensursprung Tatooine)

Location: Beliebiges Ortsschild in der Stadt Tataouine

Set: Namensvorlage für den Planeten »Tatooine«

GPS-Koordinaten: 33.100163, 10.314130

 


Der Ort Tataouine inspirierte Lucas zur späteren Namensgebung seines Wüstenplaneten. Zunächst wollte Lucas diesen übrigens Utapau nennen. Inspiriert durch die Stadt Tataouine nannte Lucas in seinem vierten Entwurf den Planeten dann schließlich Tatooine.

Südlich von Tataouine befindet sich auch das Ksar Ouled Soltane, welches jedoch nicht, wie oft vermutet, als Drehort gedient hat, sondern lediglich als Inspiration für CGI-Effekte.

Ortsschilder und Wegweiser sind bei den Fans beliebte Fotoobjekte. Vor dem Hotel Sangho Privilege wird derzeit an einer dem Lars Homestead ähnlichen Kuppel gebaut.

Seit 2013 ist die Stadt auch bekannt für den nach ihr benannten 14-Meter-Dinosaurier Tataouinea hannibalis.

07 – Lars Homestead (Innenbereich)

Location: Hotel Sidi Idriss in Matmata

Set: Lars Homestead (Innenbereich)

GPS-Koordinaten: 33.542828, 9.967242


Am 01.04.1976 fanden die Dreharbeiten im Hotel Sidi Idriss statt. Shelagh Fraser (Tante Beru Lars) stieß an diesem Tag zum Team dazu. Das Hotel wurde mit zwei Tanks, Spielzeug, Abwasserrohren, Teilen einer Flugzeugküche und anderen Materialien umgebaut.

Das Hotel besteht aus fünf Löchern, von denen einige als Hotel dienen. Im Hotelteil, der auch heute noch für Übernachtungen gebucht werden kann, fand am 01.04.1976 auch das berühmte Abendessen der Filmcrew statt. Im Loch 4 wurden auch Jahrzehnte nach dem Dreh noch die Kulissen vom Lars Homestead erhalten, welche im Jahr 2000 für die Dreharbeiten zu Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkrieger (2002) renoviert worden sind.

Bereits im Jahr 1995 renovierte der französische Star Wars-Fan Philip Vanni die berühmte Deckenbemalung des Esszimmers, da diese zwischenzeitlich leider wieder übermalt worden war. Im Jahr 2000 kehrte das Filmteam für Star Wars: Episode II an diese legendäre Stelle zurück. Barrys Set-Elemente waren größtenteils noch vorhanden. Der Rest wurde mit Referenzfotos von 1976 wiederhergestellt.

Lucas konnte sich leider nicht mehr gut an den damaligen Dreh erinnern und glaubte, dass die Deckenbemalung des Esszimmers falsch sei. Mit Referenzfotos aus 1976 wurde ihm das Gegenteil bewiesen. Somit wurde Vannis Werk von 1995 für den Film verwendet.

2016 haben die Kollegen von Star Wars Tunisia aus Eimern und Rohren einen Vaporator in der Mitte des Innenhofes nachgebaut.

Bei einer Voranmeldung an der Hotelrezeption bekommt man auch ein Mittagessen mit einheimischen Köstlichkeiten im legendären Esszimmer aus Star Wars: Episode II und Krieg der Sterne ermöglicht. Selbst die blaue Bantha-Milch, welche schon Gareth Edwards (Godzilla) einst bei seiner Tour genoss, darf nicht fehlen. Hierfür sollte man eine Tube Lebensmittelfarbe im Reisegepäck haben.

Der Blick aus dem und in den Innenhof gehört zu den traumhaftesten Momenten einer Star Wars-Tunesien-Reise. Auch die Treppe hinab in die legendäre Küche ist zu besichtigen. Gedreht wurde diese Szene allerdings in England. Auch in diesem Hotel wird 1 Dinar Eintritt verlangt, wodurch sichergestellt wird, dass dieses Set auch künftigen Generationen Freude bereiten kann.

08 – Landspeeder-Piste

Location: Die Straße P16, die durch das Chott El Djerid führt

Set: Landspeeder Aufnahmen

GPS-Koordinaten: 33.931998, 8.471654


Das Chott El Djerid bietet ein beeindruckendes Panorama. Die endlose Weite, gepaart mit den Rottönen des mit Salz überzogenen Sandes, bleibt einem unvergessen.

Die Straße P16 führt von Matmata nach Tozeur. Hier kann man richtiggehend mitverfolgen, wie die Vegetation dem Wüstensand weicht. Auf der linken Seite der Straße erstreckt sich eine Salzwüste, während auf der rechten Seite noch teilweise Grasbüschel erkennbar sind. Diese Grasbüschel sah man auch in der Szene, als Skywalker in Krieg der Sterne durch die Wüste Tatooines glitt. Diese wurde im März 1976 gedreht. In den Sommermonaten, bei bis zu 50 °C, verschwinden auch die letzten Pflanzen.

09 – Star Wars-Schlucht

Location: Star Wars-Schlucht neben der Moschee »Sidi Bouhlel«

Set: Wegen der schier unendlichen Masse an Star Wars-Sets, die mit ihr in Zusammenhang stehen, wird diese Schlucht auch unter dem einfachen Namen »Star Wars-Schlucht« geführt. Skywalker und C-3PO (Anthony Daniels) finden hier beispielsweise R2-D2 (Kenny Baker), und Skywalker wird von den Tusken-Räubern attackiert. Weitere Szenen: Ankunft von Ben Kenobi, verletzter C-3PO, die Tusken-Räuber attackieren Skywalker; Mos Eisley-Panorama, die Tusken-Räuber entdecken Luke im Landspeeder; die Jawas erbeuten R2-D2, die Jawas tragen R2-D2, Skywalker und Kenobi entdecken tote Jawas; R2-D2 wird in den Sandkriecher gesaugt, Ben und Luke finden die Sandkriecher-Reste und die toten Jawas.

GPS-Koordinaten: 34.032132, 8.282715


Die Dreharbeiten für die Schlucht-Szenen fanden zwischen 26.03. und 31.03.1976 statt. Guinness und seine Frau stießen in diesen Tagen zum Drehteam hinzu. Das Equipment wurde damals von Eseln in die Schlucht getragen. Das Sandkriecher-Set musste später von der Chott El Djerid-Salzwüste zu seinem Standort bei Sidi Bouhlel gebracht werden, was sehr heikel war, da es zuvor bereits von einem Sturm weggeblasen worden war. Da das auffällige Set auch von Militärtrucks begleitet wurde, äußerte der angrenzende Staat Algerien seine Bedenken. Libyen schickte gar Kontrolleure.

Auf dem Parkplatz vor der Moschee Sidi Bouhlel kann man seinen Mietwagen an exakt der gleichen Stelle abstellen, an der auch 1976 der Sandkriecher stand. Von dieser Ebene aus startet man die Wanderung durch die Schlucht. An der linken Seite des Parkplatzes führt ein steiler Weg hinauf zur Moschee Sidi Bouhlel. Hält man sich bei der Moschee weiter links, kann man an der oberen Klippenkante entlanggehen, um schlussendlich zum berühmten Mos Eisley-Aussichtsfelsen zu gelangen. An zwei Stellen muss man ca. zwei Meter hohe Klippen überklettern. Deswegen ist festes Schuhwerk gefragt.

Da der Ausblick selbst in den USA gedreht und später durch Matte Painting ersetzt wurde, kann man nur durch diese Klettertour jenen Ausblick genießen, den Kenobi, Skywalker, C-3PO und R2-D2 im Jahr 1976 hatten. Ca. 20 Meter hinter dem Ausblickfelsen befindet sich jene Stelle, wo die Tusken-Räuber den Landspeeder erblicken. Der Ausblick in die grasbewachsene Schluchtenkurve ist ein beeindruckendes Gefühl. Der Abstieg in die Schlucht sollte jedoch erst bei der Moschee Sidi Bouhlel erfolgen. Der Einstieg in die Schlucht ist auch direkt vom Parkplatz möglich.

Zu Beginn erblickt man die Jawa-Höhle und den Jawa-Felsen. An dieser Stelle erbeuten im Film die Jawas R2-D2. Geht man weiter in die Schlucht hinein, eröffnet sich einem eine beeindruckende Landschaft aus Gräsern und Palmen inmitten von zwei gewaltigen Felswänden.

Das nächste Ziel ist die Höhle, vor der Lukes Landspeeder von den Tusken-Räubern inspiziert wird. Davor liegen die legendären abgerundeten Felsen, vor denen Luke von Kenobi erweckt wird. Gegenüber offenbart sich R2-D2s Versteck. Hier lässt sich die non-CGI-Variante der Höhle erleben. Man bekommt den gleichen Blick auf die Landschaft, den auch R2-D2 hat. Blickt man weiter in die Schlucht hinein, sieht man bereits die berühmten Felsen des Tusken-Räuber-Überfalls.

Ausgehend von den Tusken-Räuber-Überfall-Felsen sieht man die Erhöhung, von wo aus Kenobi seinen berühmten, mehrfach ausgetauschten Schrei los lies.

Die Schlucht offenbart in der Tat eine Filmszene nach der anderen und entführt einen in eine andere Welt. Steigt man weiter in die Schlucht ein, kommt man übrigens zu Harrison Fords Bazooka-Felsen aus dem Film Jäger des verlorenen Schatzes (1981).

10 – Darth Mauls Landung im Camel's Neck

Location: Camel's Neck zwischen Ong Jmal und der Stadt Nefta

Set: Darth Mauls Landung

GPS-Koordinaten: 34.016040, 7.912437 (4WD Fahrzeug empfohlen)


Wenn es eine Landschaft gibt, die wirklich an den Wüstenplaneten Tatooine erinnert, dann die rund um den sogenannten Camel's Neck. Unendliche flache Landschaften treffen auf beeindruckende Felsformationen und riesige Sanddünen.

Am Camel's Neck angekommen gilt es, diesen zu erklimmen. Vom Camel's Neck aus kann man auf die zwei langgezogenen Erhebungen blicken, die auch in den Szenen mit Darth Maul (Ray Park) in Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung (1999) zu sehen waren. Hier entließ der dunkle Sith-Lord seine DRK-1-Droiden in die Wüste von Tatooine.

Der Camel's Neck-Felsen selbst diente auch als Drehort für den Film Der Englische Patient (1996).

11 – Royal Naboo Starfighter/Qui-Gon vs. Darth Maul/Podracer Bauplatz

Location: Ong Jmal Windfelsen-Feld, 15 km nördlich von Nefta und nur eine Düne neben Mos Espa

Set: Naboo Royal Starfighter, Qui-Gon Jinn vs. Darth Maul, Anakins Podracer-Bauplatz

GPS-Koordinaten: 33.995750, 7.848382


Wie wichtig es ist, die Filmkulissen in Tunesien zu beschützen, zeigt das Schicksal des kleinen Mos Espa-Sets. Basierend auf der Vorlage des Ksar Hadada wurde mitten in der Wüste ein beeindruckendes Set erstellt, vor dem Anakin seinen Podracer zusammenbaute.

Leider wurde dieses Set bereits von einem Jahrzehnt von einer Wanderdüne erdrückt und somit komplett zerstört. Die Ruinen findet man am Ende des berühmten Windfelsen-Feldes, an dem 1997 das Naboo Royal Starfighter-Set gebaut wurde. Die Rampe des königlichen Schiffes wurde zwischen wunderschönen, vom Wind geformten Sandsteinformationen aufgebaut. Das Schiff selbst wurde später mittels CGI dazugesetzt. Weiter wurden mehrere pneumatische Rampen am Feld verteilt, um die beeindruckenden Sprünge im Kampf zwischen Jinn und Maul zu ermöglichen.